Veränderte Bedingungen in den Herkunftsstaaten & veränderte Kinderprofile Aktuelle Erkenntnisse zur internationalen Adoption

Aktuelle Herausforderungen im Kontext von Auslandsadoptionen Sinkende Adoptionszahlen, sinkende Zahlen adoptionsbedürftiger Kinder Veränderte Kinderprofile Unbegleitete Adoptionen aus dem Ausland / Legalisierung von Leihmutterschaft und Eizellspenden in anderen Ländern Strukturen der Auslandsadoptions-vermittlung vor dem Hintergrund der sinkenden Adoptionszahlen

Aktuelle Herausforderungen im Kontext von Adoption - Sinkende Adoptionszahlen im internationalen Vergleich - Quelle: Selman (2015; in Ballard et al., 2015)

Aktuelle Herausforderungen im Kontext von Adoption - Rückgang der Adoptionen aus dem Ausland im internationalen Vergleich - 2010 2011 2012 2013 Veränderung 2010-13 USA 12.149 9.320 8.668 7.094 - 42% Spanien 2.891 2.573 1.669 1.188 - 59% Frankreich 3.504 1.995 1.569 1.343 - 62% Italien 4.130 4.022 3.106 2.825 - 32% Niederlande 705 528 488 401 - 43% Deutschland 524 624 452 289 - 45% Quelle: Selman (2015)

Aktuelle Herausforderungen im Kontext von Auslandsadoption - Adoptionen aus dem Ausland im internationalen Vergleich (Selman, 2014) -

Sinkende Adoptionszahlen -Veränderte Bedingungen in den Herkunftsstaaten

Aktuelle Herausforderungen im Kontext von Adoption - Sinkende Adoptionszahlen aus Sicht der Herkunftsländer – Quellen: Hague Special Commission/Selman (2016)

Aktuelle Herausforderungen im Kontext von Adoption - Zahl der Auslandsadoptionen pro 1000 Geburten – 2007 2010 2013 Bulgarien 1,4 3,3 6,1 Lettland 4,8 5,1 5,7 Haiti 2,9 9,8 1,8 Ukraine 3,9 4,2 1,3 Russland 3,2 2,0 1,05 Äthiopien 0,95 1,7 0,65 . China 0,5 0,3 0,18 Quelle: Selman (2015)

Aktuelle Herausforderungen im Kontext von Adoption - Wandel der Herkunftsländer nach Kontinenten - 2004 2007 2010 2013 Asien 42% 40% 36% 35% Europa 31% 21% 20% 23% Lateinamerika 17% 19% 12% Afrika 7% 13% 22% 28% Quelle: Selman (2015)

Doppelte Subsidiarität Was bedeutet das HAÜ für die Entwicklung der internationalen Adoption? Stärkung der Prinzipien der Kinderrechtskonvention Etablierung minimaler Standards zur Sicherung des Kindeswohls im Kontext von internationalen Adoptionen Etablierung eines transnationalen Kooperationssystems Prävention von Kinderhandel Doppelte Subsidiarität Biologische Familie Alternative am Kindeswohl orientierte Unterbringung im Inland Internationale Adoption Ebene 1 der Subsidiarität Ebene 2 der Subsidiarität

Was bedeutet das HAÜ für die Entwicklung der internationalen Adoption? Im Kontext des HAÜ wurden in vielen “abgebenden” Ländern Gesetze und Bedingungen geschaffen, u.a. Etablierung von Unterstützungsangeboten für Familien Installation von Schutzmaßnahmen zur Verhinderung von Adoptionskinderhandel Förderung nationaler Adoptionen z.T. werden internationale Adoptionen in Form von Quoten begrenzt Konsequenzen: weniger adoptionsbedürftige Kinder längere Verfahren

Staaten mit einer Abnahme nach HAÜ-Ratifizierung Land Jahr HAÜ vorherige 3 Jahre nachfolgende 3 Jahre 2011-2013 Chile 1999 509 187 335 Lettland 2002 417 329 391 China 2006 35.830 23.625 11.896 Vietnam 2012 2.479 1.130 -- Madagascar 2004 1.020 427 162 Kambodscha 2007 620 398 93 Kasachstan 2010 1.869 245

Staaten mit einer Zunahme nach HAÜ-Ratifizierung Land Jahr HAÜ vorherige 3 Jahre nachfolgende 3 Jahre 2011-2013 Burkina Faso 1996 81 101 225 Moldawien 1998 199 350 33 Südafrika 2003 454 735 498 Ungarn 2005 265 348 421 Guatemala 6.500 11.532 73 Mali 2006 304 462 320 Kenia 2007 108 189 283

Veränderte Kinderprofile: Was bedeutet dies für Bewerberinnen/Bewerber und die Auslandsadoptionsvermittlung?

Aktuelle Herausforderungen im Kontext von Adoption: Veränderte Kinderprofile Trend: vermehrte Vermittlung von Kindern mit “special needs” Was sind Kinder mit special needs? Heterogenität in den Definitionen Definition der Hague Special Commission “Those who may be suffering from a behaviour disorder or trauma, physically or mentally disabled, older children (usually above 7 years of age) or are part of a sibling group” Definition von Mullin & Johnson (1999) “children who have experienced physical and sexual abuse and/or severe neglect, children with physical or emotional disabilities; children who are older than one year; and children who are members of a sibling group…’’

Aktuelle Herausforderungen im Kontext von Adoption: Veränderte Kinderprofile Trend: vermehrte Vermittlung von Kindern mit “special needs” Was sind Kinder mit special needs? Heterogenität in den Definitionen Studienbefunde z.T. schwer vergleichbar Vermeidung der Stigmatisierung vs. Gewinnung valider Erkenntnisse für die Weiterentwicklung von Beratung und Interventionen Definition der Hague Special Commission: “Those who may be suffering from a behaviour disorder or trauma, physically or mentally disabled, older children (usually above 7 years of age) or are part of a sibling group”

Aktuelle Herausforderungen im Kontext von Adoption: Veränderte Kinderprofile 2005 2009 2013 Chile 100% 75% Lettland 53% 80% 97% Albanien 59% 66% n/a Litauen 30% 71% China 9% 49% Anteil der Kinder mit special needs in den annehmendem Ländern sehr variabel, z.B. Adoptionen aus China - Schweden 70% vs. Spanien 9% Quelle: Selman (2016; 2015)

Aktuelle Herausforderungen im Kontext von Adoption: Veränderte Kinderprofile Special needs der Kinder Erhöhte Fürsorge- anforderungen an die Bezugsperson Warum ist das Wissen über special needs bedeutsam? Erhöhter Stress  problematisches Elternverhalten  erhöhtes Risiko für „Scheitern“ einer Adoption Die Summe der special needs gilt als bedeutsamer Prädiktor für den Abbruch einer Adoption(-spflege), für eine gelingende Entwicklung der Adoptivkinder sowie für das Wohlbefinden der Familie. z.B. Simmel et al. (2001); McDonald et al. (2001) ; Wind et al. (2005; 2007); Coakley & Berrick (2008)

Aktuelle Herausforderungen im Kontext von Adoption: Veränderte Kinderprofile Studie von Palacios et al. (2013): Untersuchung von 40 international adoptierten Kindern Kinder holen Rückstände nach der Adoption auf, aber dies gelingt nicht vollständig (und dies ist abhängig vom Entwicklungsbereich) Quelle: Palacios et al. (2014)

Special needs – wie genau sind die Informationen vor der Adoption? Studie von Pinderhughes et al. (2015): Befragung von 1034 Adoptiveltern Total numbers of special needs Classified as SN by birth country Classified as SN at home Total number of special needs N= 243 (24%) N= 245 (24%) Special needs identified Physical disability or medical issue 65% 9% Growth delay 22% 16% Developmental delay 32% 52% Mental or emotional difficulties 14% 69% Other 24% Persistence of Special Need 71% 88% Discrepancies between child‘s health and medical records Records were accurate 48% 39% Incomplete / missing information 15% Missing, extra or more severe problems 34% Never got medical records 3% 5% Bei 24% der Kinder bereits Diagnose von special needs im Herkunftsland Aber: späte Diagnose bei weiteren 24% (nach Adoption) und zusätzliche special needs bei 10% der Kinder Hohe Persistenz der erhöhten Förderbedürfnisse Informationen in den Kindervorschlägen häufig sehr inakkurat/unvollständig Quelle: Pinderhughes et al. (2015; in Ballard et al., 2015)

Aktuelle Herausforderungen im Kontext von Adoption: Veränderte Kinderprofile Kinder mit special needs „Special home finding“ ungenügende Information über das Kind vor der Adoption gilt als Risikofaktor für das Nicht-Gelingen einer Adoption (Coakley & Berrick, 2008) Entwicklung realistischer Erwartungen (vgl. z.B. Barth & Berry, 1988; McRoy, 1999) Intensive Vorbereitung und Begleitung dadurch von zentraler Bedeutung

Fazit: Welche Konsequenzen ergeben sich für die Auslandsadoptionsvermittlung? Anforderung einer zunehmenden Spezialisierung und Professionalisierung Abnahme der Fallzahlen Wie kann die Zukunft der Auslandsadoptionsvermittlung in Deutschland gestaltet werden?