Klimapolitik: Ziele, Konflikte, Lösungen

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 Präsentation transkript:

Klimapolitik: Ziele, Konflikte, Lösungen Die Grafiken aus dem neuen Buch von Ottmar Edenhofer und Michael Jakob

Welche Risiken der Klimawandel mit sich bringt Bereits der beobachtete Temperaturanstieg von etwa 0,8°C gegenüber dem vorindustriellen Niveau bringt Risiken mit sich. Veränderte Niederschläge schmälern in vielen Regionen die landwirtschaftlichen Erträge. Die zunehmende Erwärmung und Versauerung der Ozeane beeinträchtigt Meeresorganismen und bedroht damit die Lebensgrundlage vieler Menschen. Findet die globale Gemeinschaft keinen Weg in eine gemeinsame Klimapolitik, ist ein Anstieg der globalen Mitteltemperatur bis zum 2100 um 3,7 bis 4,8°C wahrscheinlich.

Wie stark die Treibhausgasemissionen gestiegen sind Die Emissionen sind seit der Jahrtausendwende noch schneller angestiegen als davor. Die jeweiligen Anteile der Gase haben sich dabei nur leicht verändert: Den weitaus größten Anteil macht CO2 aus – mit steigender Tendenz über die letzten Jahrzehnte. Der Anteil des zweitgrößten Klimaschädigers Methan ist im Vergleich dazu leicht zurückgegangen.

Wo die meisten Emissionen ausgestoßen werden In den beiden vergangenen Jahrzehnten war der CO2-Ausstoß auf die verschiedenen Regionen der Welt ungleich verteilt. Während sich die Industrieländer schon seit langer Zeit auf hohem Niveau befinden, haben die Emissionen in Asien in den letzten Jahren dramatisch zugenommen. Die gestrichelte Linie beschreibt die CO2-Bilanz der in der jeweiligen Region konsumierten Produkte – die durchgezogene Linie bemisst den CO2-Ausstoß, der durch die Produktion verursacht wurde.

Wer für die Emissionen verantwortlich ist Der Stromsektor stellt mit mehr als 30 Prozent die wichtigste Quelle von Treibhausgasemissionen dar. Der erzeugte Strom wird dabei hauptsächlich im Haushaltbereich und der Industrie verbraucht. Landwirtschaft, Landnutzungsänderungen und Entwaldung sowie der Transportsektor tragen ebenfalls erheblich zum Emissionsaustoß bei.

Wie Bevölkerungs-, Wirtschafts- und Emissionswachstum zusammenhängen Über lange Zeiträume der Menschheitsgeschichte blieben, Bevölkerung, Pro-Kopf-Einkommen und Treibhausgasemissionen relativ konstant. Seit der Industriellen Revolution vor etwa 250 Jahren hat sich die Zahl der Menschen auf der Erde mehr als versiebenfacht, das Pro-Kopf-Einkommen sogar mehr als verzehnfacht – in gleicher Weise stiegen auch Emissionen.

Warum Schwellen- und Entwicklungsländer für weiter steigende Emissionen sorgen Selbst wenn in vielen Ländern, darunter zahlreiche Schwellen- und Entwicklungsländer, erneuerbare Energien und Effizienztechnologien auf dem Vormarsch sind, bleiben fossile Energieträger weiterhin dominant. Schnell wachsende Entwicklungsländer ahmen die Entwicklungen nach, die die Industrieländer vor ihnen durchlaufen haben. Damit sind sie nicht in der Lage, den Energieverbrauch vom Wirtschafts- und Bevölkerungswachstum zu entkoppeln. Eine solche Entkopplung ist erst bei einem hohen Pro-Kopf-Einkommen zu beobachten.

Wie sich der globale Energiemix gewandelt hat Kohle war lange Zeit der größte Energielieferant; erste gegen Mitte des 20. Jahrhunderts wurde „King Coal“ vom Erdöl abgelöst, das im rasant wachsenden Transportsektor zunehmend zum Einsatz kam. Auch die Kernenergie entwickelte sich in vielen Ländern zu einer der wichtigsten Energiequellen. Obwohl der Abschied von der Kohle bereits besiegelt schien, haben die nahezu unbegrenzten Vorräte und billigen Technologien zu ihrer Verstromung angesichts des wachsenden Energiehungers der Schwellen- und Entwicklungsländer die Kohle in den letzten Jahren wieder attraktiv gemacht.

Was passiert, wenn die Staaten weitermachen wie bisher Falls die Staatengemeinschaft keine Maßnahmen gegen das Emissionswachstum ergreift („Business as usual“), wird die Treibhausgaskonzentration in der Atmosphäre auf über 1000 ppm (parts per million) CO2-Äquivalente ansteigen. Das hätte dramatische Auswirkungen auf das Klima. Sollen dagegen die in Paris vereinbarten 2°C nicht überschritten werden, muss die Konzentration auf etwa 450 ppm begrenzt werden – das erfordert höchstwahrscheinlich den Einsatz von Technologien, mit denen der Atmosphäre CO2 wieder entzogen werden kann.

Was die Atmosphäre an fossilen Energien aushält Soll ein gefährlicher Klimawandel verhindert und ein Temperaturanstieg von maximal 2°C eingehalten werden, darf nur noch ein Bruchteil der fossilen Energiereserven im Boden gefördert und verbrannt werden. Das „Überangebot“ an Kohle, Öl und Gas ist enorm. Schließlich kann die Atmosphäre nur noch etwa 750 Gigatonnen (Milliarden Tonnen) CO2 aufnehmen, wenn die Zwei-Grad-Grenze nicht überschritten werden soll.

Was das Erreichen des 2°C-Ziels kostet Der Weltklimarat (IPCC) verwendet als Maß für die Kosten die volkswirtschaftlichen „Konsumverluste“. Diese geben an, auf wie viel Einkommen, das ansonsten in anderen Bereichen eingesetzt werden könnte, man verzichten muss, um eine Stabilisierung des Klimasystems zu erwirken. Die Berechnungen kommen zu dem Ergebnis, dass selbst für ein ambitioniertes 2°C-Ziel die globalen Kosten relativ moderat ausfallen und das weltweite Bruttoinlandsprodukt (BIP) bis zum Jahr 2100 im Mittel nur um etwa 5 Prozent zurückginge.

Warum der Emissionshandel in seiner jetzigen Form nicht funktioniert Mit dem Ausbruch der Finanzkrise 2008 produzierten die Unternehmen weniger Emissionen und verkauften ihre nicht benötigten Zertifikate – in der Folge ging der Preis für die Zertifikate in den Keller. Dies hat zu beträchtlichen Verwerfungen im europäischen Emissionshandel geführt. Nicht nur der Preis für Zertifikate, die aktuell gehandelt werden (Spotmarkt), ist gesunken, auch der Preis für solche, die in der Zukunft den Besitzer wechseln (Futures). Die Marktakteure haben offenbar nur geringes Vertrauen in eine langfristig ambitionierte Klimapolitik der EU.

Warum die Kohle eine Renaissance erlebt Nachdem die Kohle bei der Stromerzeugung jahrzehntelang zurückging und die von Erdgas zunahm, kehrt sich dieser Trend seit 2010 um. Zwischen 2009 und 2016 wurden in Deutschland 17 Kohlekraftwerke in Betrieb genommen. Der Verfall des Kohlepreises gegenüber dem Gaspreis war ein wichtiger Grund, warum die Stromerzeugung aus Kohlekraftwerken seit einigen Jahren günstiger ist als die aus Gaskraftwerken. Gleichzeitig fiel auch der CO2-Preis um etwa 60 Prozent. Der Preisverfall hat die variablen Kosten von emissionsintensiven Braunkohlekraftwerken, die von einem CO2-Preis stärker betroffen sind als etwa Gaskraftwerke, ungefähr halbiert.

Warum Klimaschutz und Steuergerechtigkeit zusammengedacht werden müssen Mit einer Steuer auf CO2-Emissionen würden die Anreize für Investitionen in klimaschädliche Technologien verringert – zum Vorteil der Erneuerbaren. Allerdings wirkt sich eine CO2-Steuer unterschiedlich auf die einzelnen Einkommensklassen aus. Geringverdiener wären davon stärker betroffen als Besserverdienende. Die Einnahmen aus einer CO2-Steuer sollten daher für ein gleichzeitiges Absenken der Lohnsteuer für geringere Einkommen aufgewendet werden – das würde neben den positiven Auswirkungen aufs Klima für mehr Steuergerechtigkeit sorgen.