Inklusion als Aufgabe der Regelschule

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Inklusion als Aufgabe der Regelschule Dr. Matthias Erhardt

Gliederung: Inklusion: Idee und gesetzliche Verankerung Bayern: Situation und rechtliche Lage Entwicklung der Integrationsquoten Heterogenität in der Sekundarstufe I Leistung und Heterogenität Gelingende Beispiele für Inklusion an der Regelschule

1. Inklusion: Idee und gesetzliche Verankerung Vier Dimensionen von Heterogenität (Annedore Prengel): Verschiedenheit – nicht Hierarchie Vielschichtigkeit – nicht Einheitlichkeit Veränderlichkeit – Identitäten sind prozesshaft Unbestimmtheit – kein „Schubladendenken“  Anerkennung von Vielfalt

1. Inklusion: Idee und gesetzliche Verankerung Artikel 24 UN-Behindertenrechtskonvention (2009): Art. 24 (1) Art. 24 (2) „Die Vertragsstaaten anerkennen das Recht von Menschen mit Behinderung auf Bildung. Um dieses Recht ohne Diskriminierung und auf der Grundlage der Chancengleichheit zu verwirklichen, gewährleisten die Vertragsstaaten ein integratives [inklusives] Bildungssystem […]“ „Bei der Verwirklichung dieses Rechts stellen die Vertragsstaaten sicher, dass […] Menschen mit Behinderungen gleichberechtigt mit anderen in der Gemeinschaft, in der sie leben, Zugang zu einem integrativen [inklusiven], hochwertigen und unentgeltlichen Unterricht an Grundschulen und weiterführenden Schulen haben […]“

2. Bayern: Situation und rechtliche Lage Änderung des BayEUG (2011): Art. 2 (2)  Mustergültige Umsetzung der UN-Konvention? „Inklusiver Unterricht ist Aufgabe aller Schulen.“

2. Bayern: Situation und rechtliche Lage Änderung des BayEUG (2011) - Entscheidende Zusätze: Nachvollziehbare Einschränkungen (erheblicher Mehraufwand, Gefährdung der eigenen Entwicklung oder der Entwicklung anderer) „Bei Bedarf kann so in der Grund-, Mittel oder Berufsschule nach individuellen Lernzielen unterrichtet werden[.] Demgegenüber müssen in der Realschule, im Gymnasium, in der Wirtschaftsschule, Berufsfachschule, Fachschule, Fachakademie und in der Beruflichen Oberschule die Lernziele erreicht werden.“

3. Entwicklung der Integrationsquoten Steigende Integrationsquoten von Kindern mit Förderbedarf 122.005 139.605 17,5 % 28,2 % Abb.: Anteil der Integrationsschüler in allgemeinen Schulen an allen Schüler/innen mit sonderpädagogischer Förderung (KMK 2014) Abb.: Zahl der Schüler/innen mit sonderpädagogischem Förderbedarf an allgemeinen Schulen (KMK 2014)

3. Entwicklung der Integrationsquoten 2012 1. Bremen 63,07 % 2. Schleswig-Holstein 57,68 % 3. Hamburg 54,06 % 4. Berlin 50,74 % 5. Saarland 42,92 % 6. Brandenburg 42,24 % 7. Baden-Württemberg 38,40 % 8. Rheinland-Pfalz 33,16 % 9. Mecklenburg-Vorpommern 31,94 % 10. Thüringen 28,76 % 11. Sachsen 26,24 % 12. Hessen 25,83 % 13. Bayern 24,79 % 14. Sachsen-Anhalt 24,25 % 15. Nordrhein-Westfalen 23,95 % 16. Niedersachsen 14,70% 3. Entwicklung der Integrationsquoten Abb.: Ranking der Bundesländer bzgl. der Integrationsquote (KMK 2014)

3. Entwicklung der Integrationsquoten BL 2003 2004 2005 2006 2007 2008 2009 2010 2011 2012 BY 8,10 11,15 11,78 12,48 16,77 16,09 15,73 20,33 22,39 24,80 NW 8,54 8,89 9,51 10,25 11,14 12,41 14,00 16,11 19,25 23,95 Abb.: Entwicklung der Integrationsquoten in Bayern und Nordrhein-Westfalen (Angaben in Prozent) BL 2003 2004 2005 2006 2007 2008 2009 2010 2011 2012 BY 41 37 40 39 109 121 193 318 311 333 NW 89 104 107 132 152 162 194 324 422 Abb.: Zahl der Schüler/innen mit sonderpädagogischem Förderbedarf an Gymnasien Stetig steigende Integrationsquoten

4. Heterogenität in der Sekundarstufe I Übergang GS – weiterführende Schulen:  Selektion und Herstellung homogener Leistungsgruppen (GY, RS, HS) Abb.: Lesekompetenz der 15-Jährigen (Trautmann/Wischer 2011, S. 58)  Keine Homogenität innerhalb der Leistungsgruppen

4. Heterogenität in der Sekundarstufe I Abb.: Anteil der Real-schülerInnen 9. Jg., deren Lese- und Mathematik-leistungen im Bildungs-gang die Prozentränge 10 bzw. 25 in Gymnasien überschreiten (Holtappels 2009)  Überschneidungen der Leistungsniveaus

4. Heterogenität in der Sekundarstufe I Abb.: relativer Schulbesuch in der Jahrgangsstufe 8 im Schuljahr 2013/14 in Bayern (ISB 2015, S. 82). Abb.: relativer Schulbesuch in der Jahrgangsstufe 8 zwischen 1985 und 2010 in Bayern (ISB 2012, S. 83).

4. Heterogenität in der Sekundarstufe I Abb.: Schulartwechsel nach Schularten im Schuljahr 2012/13 in Bayern (ISB 2015, S. 148).

4. Heterogenität in der Sekundarstufe I Abb.: Zeitliche Entwicklung der Übertrittsquoten aus der Jahrgangsstufe 4 an die Mittelschule, die Realschule und das Gymnasium in den Jahren 2003 bis 2013 in Bayern (ISB 2015). Abb.: Übertritte aus der Jahrgangsstufe 4 aus dem Schuljahr 2012/13 in das Schuljahr 2013/14 in Bayern (ISB 2014).

4. Heterogenität in der Sekundarstufe I 1985: 15% 2001: 19% 2015: 29% Abb.: Abiturquoten in Bayern (Anteil an der gleichaltrigen Bevölkerung; eigene Berechnungen nach Daten des bayerischen Landesamts und Angaben des bayerischen Kultusministeriums)

5. Leistung und Heterogenität Statistiken zeigen: Selektion nach Leistung funktioniert kaum Notwendigkeit über Leistungsbegriff nachzudenken Wir leben in einer Leistungsgesellschaft, „Leistung als Verteilungsschlüssel“ (Jung 2013, S. 25) ist eine historische Errungenschaft gegenüber Standesprinzip Gesellschaftliches Leistungsprinzip wird aber durch „Ergänzungsprinzipien … modifiziert“ (Jung 2013, S. 23):

5. Leistung und Heterogenität z. B. Annciennitätsprinzip, Loyalitätsprinzip oder Sozialprinzip durchbrechen rein konkurrenzorientiertes Leistungsprinzip Also besser: leistungsorientierte Gesellschaft Grundschüler sind beim Übergang in die weiterführende Schule größerem Leistungs- und Konkurrenzdruck ausgesetzt als die meisten Arbeitnehmer Notengebung (z.B. Übertrittsnoten) ist oft einseitig produktorientiert und mitunter vom Lernen bzw. Verstehen entkoppelt

5. Leistung und Heterogenität: päd. Leistungsbegriff Abb.: Tabelle Vergleich gesellschaftlicher – pädagogischer Leistungsbegriff (Jung 2013, S. 45).

5. Leistung und Heterogenität: päd. Leistungsbegriff Mit Etablierung eines pädagogischen Leistungsbegriffs wird Förderung für alle (auch Kinder mit Förderbedarf) besser möglich Differenzierung im Sinne von Individualisierung darf nicht auf äußere Differenzierung verkürzt werden Grundschule als „Gesamtschule“ hat hier große Chancen Aber: Strukturelle Maßnahmen sind auch notwendig, z. B. integrierte Bildungsgänge vor allem in der Sekundarstufe

6. Gelingende Beispiele für Inklusion an der Regelschule Erich-Kästner-Schule Hamburg Video youtube.de Römerstadtschule Frankfurt

Literatur: Bayerisches Kultusministerium (2001) (Hrsg.): Schüler- und Absolventenprognose 2001. Modellrechnung bis zum Jahr 2020. Schriften des Bayerischen Staatsministeriums für Unterrichts und Kultus. Reihe A Bildungsstatistik Heft 40. München 2001. Bayerisches Kultusministerium (2016) (Hrsg.): Schüler- und Absolventenprognose 2016. Reihe A Bildungsstatistik Heft 61. München 2016. Bayerisches Gesetz über das Erziehungs- und Unterrichtswesen (BayEUG) in der Fassung der Bekanntmachung vom 31. Mai 2000. Stand: 23.5.2014. Holtappels, Heinz Günter (2009): Entwicklung und Öffnung des Gymnasiums zur Schule mit differenzierter Lernkultur und Förderung. Bildungs- und schultheoretische Begründungen und Forschungsbefunde. Beitrag zur Fachanhörung des BLLV „Das Gymnasium im 21. Jahrhundert“ in München am 23. Januar 2009 (online unter: http://www.bllv.de/fileadmin/Dateien/Land- PDF/Initiativen/20090123_Gymnasium/Gymnasium-BLLV-holtappels.pdf, zuletzt abgerufen am 16.03.16). ISB (2014) = Staatsinstitut für Schulqualität und Bildungsforschung (Hrsg.) (http://www.isb.bayern.de/schulartuebergreifendes/qualitaetssicherung- schulentwicklung/bildungsberichtserstattung/uebertritte/ zuletzt aufgerufen am 26.02.2015 ).

Literatur: ISB (2015) = Staatsinstitut für Schulqualität und Bildungsforschung (Hrsg.) (2015): Bildungsbericht Bayern. München. (online unter: https://www.isb.bayern.de/download/17337/isb_bb15_gesamt.pdf, zuletzt abgerufen am 08.11.16). ISB QA (2013) = Staatsinstitut für Schulqualität und Bildungsforschung. Qualitätsagentur (Hrsg.) (2013): Bayerische Bildungsberichterstattung. Aktuelles 2013. München. (online unter: http://www.isb.bayern.de/download/14053/bayerische_bildungsberichterstattung_aktuelles_2013.pdf, zuletzt abgerufen am 16.03.16). Jung, Johannes (2013): Schülerleistungen erkennen, messen, bewerten. Stuttgart. Prengel, Annedore (2006): Pädagogik der Vielfalt. 3. Aufl. Wiesbaden. Sekretariat der Ständigen Konferenz der Kultusminister der Länder (Hrsg.) (2014): Sonderpädagogische Förderung in Schulen 2003 bis 2012. Statistische Veröffentlichungen der Kultusministerkonferenz Dokumentation Nr. 202, S. 25 und 53. Trautmann, Matthias/ Wischer, Beate (2011): Heterogenität in der Schule. Eine kritische Einführung. Wiesbaden.

Literatur: Internetquellen: Bertelsmann Stiftung (23.01.2014): Jakob Muth-Preis 2014 - Erich-Kästner-Schule Hamburg. (online unter: https://www.youtube.com/watch?v=VHhPjQZSFRs, zuletzt abgerufen am 15.11.2016). Robert Bosch Stiftung GmbH (2014): Römerstadtschule Frankfurt am Main. (online unter: http://schulpreis.bosch-stiftung.de/content/language1/html/53433.asp, zuletzt abgerufen am 15.11.2016). United Nations. (2006): A Convention on the Rights of Persons with Disabilities. (online unter: http://www.un.org/esa/socdev/enable/rights/convtexte.htm, zuletzt abgerufen am 15.11.16).