Die strukturelle Ausgestaltung des Frühfördersystems in den Bundesländern Historisch gewachsene Unterschiede der Einrichtungsformen und fachlichen Ausgestaltung
Bayern Anbindung an das Kultusministerium Prägung der organisatorischen Ausgestaltung durch Sonderschullehrer Teilweise Auslagerung und fachliche Weiterentwicklung nach heftiger Kritik der Sonderpädagogik Interdisziplinäre Erweiterung – häufig unter psychologischer oder sonderpädagogischer Federführung
Baden-Württemberg Ausgestaltung nach dem Vorbild Bayerns: Sonderschulen mit starker Ausdifferentierung und Dezentralisierung, Hausfrühförderung Umfangreiche Ausfinanzierung durch die Oberschulämter Erweiterung um interdisziplinäre Frühförderstellen in freier Trägerschaft in einzelnen Kreisen
Hessen Ende der 70er bis 1987: Entstehung von dezentralen pädagogisch orientierten Frühförderstellen (großer Einfluss der Lebenshilfe) Landesweite Federführung: Sozialministerium und Landeswohlfahrtsverband Rahmenrichtlinien seit 1987 mit sog. „Grauzonenfinanzierung“ (Kindertagesstättenberatung, interdisziplinäre Absprachen mit niedergelassenen Fachkräften)
Saarland Seit 1978: flächendeckende Einführung von pädagogisch und mobil arbeitenden Frühförderstellen Seit 2007: Zentrale Federführung: Sozialministerium mit einheitlicher Abrechnung für alle Frühförderstellen
Rheinland-Pfalz Landesweite Umsetzung des „sozialpädiatrischen Konzeptes“ Sozialpädiatrischen Zentren in Mainz als zentrale Anlaufstellen für das ganze Land Keine mobilen und familienorientierten Frühförderstellen
Nordrhein-Westfalen Kein landesweites Engagement durch die Ministerien, keine Leitkonzeption Unübersichtliche Struktur mit erheblichen Unterschieden in den Kreisen Tendenziell hohe interdisziplinäre Teamorientierung Stärkere zentralistische Struktur in den Großstädten Enorme Ausweitung durch niedergelassene heilpädagogische Praxen Hohe Konkurrenzstrukturen
Niedersachsen Dezentrale Struktur mit hoher pädagogischer Ausrichtung, viele mobiloe Frühförderstellen Seit 1988: Landesweites Konzept von „Früherkennungsteams“ mit interdisziplinärer Eingangsdiagnostik (mischfinanziert, nur punktuell akzeptiert) Starke Einschnitte in die Rahmenbedingungen seit Verabschiedung des Rehabilitationsgesetzes
Bremen Diagnostik über ein zentrales Sozialpädiatrisches Zentrum mit langen Wartezeiten Starke Ausrichtungen auf Förderung in Kindertagesstätten Traditionell lange Zeitbudgets für familienorientierte Betreuung
Hamburg Jahrelange Dominanz durch 2 zentrale SPZ mit großem Einzugsgebiet Nische für Frühförderstelle in freier Trägerschaft Seit 2001. Kontinuierlicher Versuch des Aufbaus dezentraler Frühfördereinrichtungen
Schleswig-Holstein Dezentrale heilpädagogische Frühförderstruktur Kleine Einheiten Traditionell niedriges Ausbildungs- und Entlohnungsniveau
Mecklenburg-Vorpommern Weitgehende Übernahme der Struktur aus Schleswig-Holstein Dezentrale Struktur mit niedriger Entlohnung und teilweise sehr schlechten Rahmenbedingungen Langsam aufkommende Konkurrenzstrukturen in einigen Kreisen
Brandenburg Umfangreiches dezentrales Betreuungssystem Regionale Unterschiede je nach Verhandlungsmöglichkeiten und Engagement Fachliche Begleitung und Präsentation durch die Arbeitsstelle Frühförderung Zuletzt starke Einsparungen der Kostenträger
Berlin Zentrales System nach dem Vorbild von Rheinland-Pfalz Frühförderung durch SPZ und durch „Stützerzieher“ in Kindertagesstätten Komplexleistung gilt durch interdisziplinäre Teams als umgesetzt
Sachsen-Anhalt Frühförderstruktur wesentlich geprägt durch Anschluss an Kindertagesstätten Wenig autonome dezentrale Frühförderstellen Geringe Refinanzierung Umstrukturierung von der Jugend- in die Sozialhilfe
Sachsen Nach 1990 Auseinandersetzung um konzeptionelle Grundlage Aufbau von dezentralen pädagogischen Frühfördereinrichtungen mit Landesförderung Sukzessives Hinterfragen von Rahmenstandards - Nischendasein
Thüringen Frühe Prägung durch Hessen und Bayern Dezentrale Frühförderstellen mit großen Qualitätsschwankungen Landesweite finanzielle Unterstützung (seit 2004 gestrichen) Abbau von Standards, Konfusion durch unterschiedliche Systeme Auseinandersetzung um medizinisch-therapeutische Beteiligung