Diversität der Inklusionen – Pluralisierung der Funktionssysteme Tagung „Inklusion. Auf dem Weg zu einer neuen Wirklichkeit“, Bad Herrenalb, 11.-13. Juli.

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 Präsentation transkript:

Diversität der Inklusionen – Pluralisierung der Funktionssysteme Tagung „Inklusion. Auf dem Weg zu einer neuen Wirklichkeit“, Bad Herrenalb, Juli 2014 Prof. Dr. Rudolf Stichweh, Forum Internationale Wissenschaft der Universität Bonn

1 Begriff der Inklusion Bezeichnung und Adressierung von Personen, die den Sachverhalt der kommunikativen Berücksichtigung dieser Personen in einem bestimmten Sozialsystem zum Ausdruck bringt Inklusion kann wahrgenommene Differenzen zwischen Personen neutralisieren oder sie zum Bezugspunkt von Inklusionsentscheidungen machen (Behinderung, Fremdheit) Begleitbegrifflichkeit: Kommunikationkonstitutiv für Sozialsysteme MitgliedschaftOrganisationen Gegenbegriff: Exklusion explizit – implizit Kommunikation - Nichtkommunikation

2 Leistungsrollen und Publikumsrollen Situation vs. Rolle als Grundunterscheidung Rollen als Erwartungsbündel Inklusion in eine der beiden Rollen Inklusion in beide Rollen Arzt / Patient Aktives und passives Wahlrecht Professionelle vs. Laien/Amateure

3 Vormoderne Inklusion Grosse Sozialkollektive, in die jemand in der Regel askriptiv und mit der Gesamtheit seiner Lebensführung eingeschlossen ist Stand, Klasse, Schicht, Kaste Hierarchisierung der Sozialkollektive entlang Ehre/Reputation Adel, Klerus, Bürgertum, Bauern, Arme

4 Moderne Inklusion Kommunikationssysteme, die voneinander nach Sachthemen oder funktionalen Zuständigkeiten unterschieden sind Keine Sozialkollektive, keine Einbeziehung mit der Gesamtheit der Lebensführung, stattdessen, partielle, punktuelle Inklusion in einzelnen Kommunikationsereignissen Funktionssysteme: Politik, Wirtschaft, Recht, Religion Wissenschaft, Erziehung, Intimbeziehungen, Kunst Gesundheit, Sport, Massenmedien Tourismus, Freizeit

5 Globalisierung der Funktionssysteme – Individualisierung der Inklusionsadressen

6 Diversität der Funktionssysteme – Diversifizierung der Formen der Inklusion AProfessionsgestützte Funktionssysteme Religion, Recht, Erziehung, Gesundheitssystem Publikumsrolle: Klient, people processing BAuf Kommunikationsmedien gestützte Funktionssysteme Gesellschaftsweite Zirkulation der Mediensymbole bedingt, dass eine exklusive Differenzierung von Leistungs- und Publikumsrolle unwahrscheinlich wird Alle beteiligt an Zahlungen, Machtkommunikationen, Liebeskommunikationen, Wahrheit, sportlichen Leistungen, künstlerischen Akten Andere Formen der Entstehung von Hierarchien und Asymmetrien: Kumulationen von Mediensymbolen, Hierarchien in Organisationen, Ausdifferenzierte Hochleistungsysteme Publikumsrolle: Beobachter

7 Multiple Inklusion - Lebensführung in der Moderne

8 Obligatorische Inklusion vs. optionale Inklusion (Wahrscheinlichkeit der Selbstexklusion)

9 Der Voluntarismus der Funktionssysteme und das Prinzip der Vollinklusion

10 Die normative Unzulässigkeit von Exklusion unter Bedingungen der Vollinklusion Inklusion/Exklusion als hierarchische Komplementarität

11 Inkludierende Exklusion vs. exkludierende Inklusion

12 Diversifizierung der Inklusionen in den Funktionssystemen der Weltgesellschaft Politisches System der Weltgesellschaft Leistungs- und Publikumsrollen Input- und Outputinklusion Multiple Inklusion auf mehreren Ebenen, Unterscheidung der Inklusionsformen für verschiedene Ebenen Wissen, Expertise, Meriten, Tugend, Engagement als Bedingungen der Inklusion Ausgrenzung autonomer Bereiche mit virtueller Inklusion (Verfassungsgerichte, Zentralbanken etc.)