Mit Unterstützung der Wiener Umweltanwaltschaft Radioaktivität in Lebensmitteln nach einem nuklearen Unfall Eine kritische Diskussion der neuen Euratom-Verordnung.

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 Präsentation transkript:

Mit Unterstützung der Wiener Umweltanwaltschaft Radioaktivität in Lebensmitteln nach einem nuklearen Unfall Eine kritische Diskussion der neuen Euratom-Verordnung Gabriele Mraz, Österreichisches Ökologie-Institut Lange Nacht der Forschung 2016

 Bei einem schwerer Atomunfall werden Böden und Vegetation kontaminiert, und in weiterer Folge Lebensmittel  Beispiel Österreich nach dem Unfall von Tschernobyl 1986: Effektivdosis Erwachsene Wieso ist das Thema wichtig?

 Was passiert, wenn ich radioaktiv kontaminierte Lebensmittel esse?  Radionuklide lagern sich in verschiedenen Organen ab (z.B. radioaktives Iod in der Schilddrüse, Strontium in den Knochen und Zähnen…)  Werden mit der Zeit ausgeschieden oder zerfallen im Körper  Verursachen lokale Zellschäden, aus denen u.a. Krebs entstehen kann  Je höher die Dosis, desto höher die Wahrscheinlichkeit zu erkranken  Daher ist es umso wichtiger, möglichst wenig kontaminierte Lebensmittel zu sich zu nehmen um Spätfolgen zu minimieren.  Die EU regelt mit ihrer neuen Verordnung (Euratom 2016/52) im Falle eines schweren Atomunfalls, wie hoch Lebensmittel radioaktiv kontaminiert sein dürfen. Radioaktiv belastete Lebensmittel

Lebensmittel für Säuglinge (bis zu 1 Jahr) in Bq/kg Milch in Bq/kg Sonstige Lebensmittel in Bq/kg Flüssige Lebensmittel in Bq/kg Lebensmittel von geringer Bedeutung in Bq/kg Strontium-Isotope, v.a. Sr Iod-Isotope, v.a. I Alpha-emittierende Isotope, v.a. Pu-239 und Am Alle anderen Nuklide mit HWZ > 10 d, v.a. Cs-137 und Cs Höchstwerte der Lebensmittel-Höchstwerte VO

Lebensmittel für Säuglinge (6-18 Monate) in Bq/kg Milch in Bq/kgSonstige Lebensmittel (außer von geringer Bedeutung) in Bq/kg Flüssige Lebensmittel in Bq/kg Iod-Isotope, v.a. I Österreich vor EU- Beitritt Iod (Gemüse)3,7 (Trinkwasser) Alle anderen Nuklide mit HWZ > 10 d, v.a. Cs- 137 und Cs Österreich vor EU- Beitritt Cäsium 11, (Gemüse) Vergleich mit Österreichs Werten vor EU-Beitritt

* alle Lebensmittel bis zum Maximum belastet, Iod nur für 3 Monate  Grenzwert für Mitglieder der Bevölkerung: 1 mSv/Jahr effektive Dosis  Laut VO basieren die Höchstwerte auf einem Referenzwert von 1 mSv Ingestionsdosis/Jahr Dosisberechnung laut österr. Ernährungsempfehlungen Erwachsene/r (18-64 Jahre), empfohlener Verzehr in kg/Jahr Kind (2-3 Jahre), empfohlener Verzehr in kg/Jahr Milch7346 Sonstige Lebensmittel Getränke Lebensmittel geringer Bedeutung2,41,5 Dosis in mSv/Jahr Effektive Dosis aus Ingestion*39,358,0

 Nur 10% der Lebensmittel belastet, 90% nicht  Die Lebensmittelverbrauchsdaten wurden seit 1998 nicht angepasst  2,4 kg maximal belastete Süßkartoffel pro Jahr ergibt für Erwachsene eine Dosis von 1,7 mSv  Trinkwasser: eigentlich nicht mitgeregelt, aber Länder dürfen mitregeln Problematische Annahmen in der VO Euratom 2016/52

I-131 und Cs-137 bei einem Unfall in Bohunice-3 (flexRISK)

 Linear-No-Threshold Modell: Es gibt keinen Schwellenwert der Dosis für eine gesundheitliche Wirkung.  Jedes mSv kann eine Wirkung entfalten. Jedes eingesparte mSv ist ein gutes mSv.  Zusätzliche Krebserkrankungen durch Tschernobyl in Europa bis 2065: ( Schilddrüsenkrebs, andere Krebsarten) (Cardis 2015)  Zusätzliche Krebstodesfälle durch Tschernobyl in Europa bis 2065:  Zunahme an weiteren Erkrankungen: Herz-Kreislauf, Augen, genetische Effekte…  Durchschnittliche Dosis in Österreich in 1986: 0,6 - 2,2 mSv Welche gesundheitlichen Folgen werden damit in Kauf genommen?

 Der nächste Kernkraftwerksunfall kann genauso gut mitten in Europa passieren. Dann werden jedoch in der EU die neuen Lebensmittel-Höchstwerte zum Einsatz kommen, und die Bevölkerung könnte eine unnötig hohe Dosis erhalten.  In Österreich konnte nach Tschernobyl die Ingestionsdosis durch Strahlenschutz-Maßnahmen um etwa die Hälfte gesenkt werden.  Vorsorgender Strahlenschutz: Falls VO umgesetzt werden muss: Orientierung an den gefährdetsten Personen: schwangere und stillende Frauen, Kinder zwischen 1 und 17 Jahren Die Höchstwerte sind zu hoch

 Danke für Ihre Aufmerksamkeit  Kontakt: Gabriele Mraz:  Im Juni wird eine neue Studie publiziert, in der neue Erkenntnisse zu gesundheitlichen Wirkungen aus Niedrigstrahlung und ihre Umsetzung im Strahlenschutz diskutiert werden (mit Unterstützung der Wiener Umweltanwaltschaft)