Demographie, Sozialstruktur und Schule als Treiber der Regionalentwicklung Vortrag im Rahmen der Sitzung des Hauptausschusses des Städte- und Gemeindebundes.

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 Präsentation transkript:

Demographie, Sozialstruktur und Schule als Treiber der Regionalentwicklung Vortrag im Rahmen der Sitzung des Hauptausschusses des Städte- und Gemeindebundes NRW am 16. April 2008 in Brühl Prof. Dr. Klaus Klemm Arbeitsgruppe Bildungsforschung/-planung Universität Duisburg-Essen

Gliederung 1.Noch einmal: Grundtendenzen der Bevölkerungsentwicklung 2.Regionale Verteilungsmuster: Zur sozialräumlichen Segregation 3.Deutschlands Schulsystem als ‚Verstärker‘ sozialräumlicher Segregation 4.Problemlösungsbeiträge (regionaler) Schulpolitik 5.Woher kommt Veränderungsdruck?

These 1 Im Verlauf der demographischen ‚Schrumpfung‘ wird es in Deutsch- land zu Verschiebungen der schicht- und migrationsspezifischen Zusam- mensetzung der heranwachsenden Generation kommen.

Merkmale demographischer Entwicklung in NRW Bevölkerung insgesamt 18,1 Mio17,6 Mio16,2 Mio Anteil unter 20 21,1%17,5%16,4% Anteil 20 bis unter 60 54,2%50,9%47,6% Anteil 60 und älter 24,8%31,6%36,1%

Regionalspezifische Aspekte der Bevölkerungsentwicklung in NRW Bevölkerungsveränderung gegenüber 2005 Gelsenkirchen-16,3 Hochsauerlandkreis-12,8 Oberbergischer Kreis-0,1 Münster+2,4 Rhein-Sieg-Kreis+8,9 Aachen+9,6 Quelle: Landesamt für Datenverarbeitung und Statistik 2006, S. 10

Migrations- und schichtspezifische Aspekte der Bevölkerungsentwicklung Geburtenhäufigkeit (2006):  ausländische Frauen: 1,6  deutsche Frauen: 1,3 Anteile kinderloser Frauen (Alter von 40 und älter – alte Bundesländer, 2006)  Frauen ohne abgeschlossene Berufsausbildung: 26%  Frauen mit Hochschul- bzw. Fachschulabschluss: 13% Quelle: Statistisches Bundesamt 2007, S. 34 und S. 20

Gliederung 1.Noch einmal: Grundtendenzen der Bevölkerungsentwicklung 2.Regionale Verteilungsmuster: Zur sozialräumlichen Segregation 3.Deutschlands Schulsystem als ‚Verstärker‘ sozialräumlicher Segregation 4.Problemlösungsbeiträge (regionaler) Schulpolitik 5.Woher kommt Veränderungsdruck?

These 2 In den Regionen des Landes verstärkt sich die räumliche Trennung von  ‚arm und reich‘  von Haushalten mit keinen bzw. wenigen Kindern sowie mit (mehreren) Kindern  von Menschen mit bzw. ohne Migrationsgeschichte „Dort, wo in den Städten heute die meisten Ausländer leben, leben auch die meisten Kinder und die meisten armen Leute.“ (Klaus Peter Strohmeier)

Zentrum für interdisziplinäre Ruhrgebietsforschung Sozialhilfedichten 2000 in den Stadtteilen in Essen

Anteile der Kinder und Jugendlichen an der Wohnbevölkerung in den Freiburger Stadtteilen

Zentrum für interdisziplinäre Ruhrgebietsforschung Soziale und ethnische Segregation in den Münchener Stadtbezirken

Ethnische, demografische und soziale Segregation, in Essen und Gelsenkirchen hängen zusammen Zentrum für interdisziplinäre Ruhrgebietsforschung Ausländeranteile: dunkle Färbung= hoher Anteil Demographie: hohe dunkelgrüne Säule=hoher Anteil unter 18jähriger Sozialstatus: hohe hellgrüne Säule= hoher sozialer Status

Gliederung 1.Noch einmal: Grundtendenzen der Bevölkerungsentwicklung 2.Regionale Verteilungsmuster: Zur sozialräumlichen Segregation 3.Deutschlands Schulsystem als ‚Verstärker‘ sozialräumlicher Segregation 4.Problemlösungsbeiträge (regionaler) Schulpolitik 5.Woher kommt Veränderungsdruck?

These 3 Das strukturell gegliederte Schul- system verstärkt die räumlich vorgegebenen Segregation im Zusammenspiel von  familialer Sozialisation  Schullaufbahnempfehlungen sowie  Elternentscheidungen.

Schüler der vierten Grundschulklasse nach Testergebnissen, Lehrerurteil und Anmeldung zum Gymnasium Soziale SchichtEignung nach Test Eignung nach Lehrerurteil Anmeldung durch Eltern An- und ungelernte Arbeiter 1585 Leitende Angestellte, Beamte, freie Berufe Quelle: Preuß 1970, S. 42

Leseverständnis am Ende von Klasse 4 - nach Sozialschicht und Migrationshintergrund Leistungsdifferenz zwischenLeseverständnis (IGLU 2006*) dem sozial stärksten und schwächsten Viertel 67 den Kindern mit und denen ohne Migrationshintergrund 48 Quellen: Bos u.a. 2007, S. 240 und S. 252 Testmittelwert: 500

Prozent Hauptschule Realschule Gymnasium I II III IV Kompetenzstufen Kompetenzstufenzugehörigkeit der Schülerinnen und Schüler - differenziert nach der Übergangsempfehlung (IGLU) Quelle: Bos u.a. 2003, S. 131 und vergleichbar Bos u.a. 2007, S. 279

Relative Chancen der Schullaufbahn- empfehlung in Abhängigkeit von der Sozialschicht (IGLU) Soziale Schicht gymnasiale Empfehlung* obere Dienstklasse2,64 Facharbeiter1,0 *bei Kontrolle von kognitiven Grundfähigkeiten und Lesekompetenz Quelle: Bos u.a. 2007, S. 287

Relative Chancen der Schullaufbahnempfeh- lung in Abhängigkeit vom Migrationshinter- grund(IGLU) Migrationshintergrund gymnasiale Empfehlung* beide Eltern in Deutschland geboren1,20 beide Eltern im Ausland geboren1,00 *bei Kontrolle von kognitiven Grundfähigkeiten und Lesekompetenz Quelle: Bos u.a. 2007, S. 289

Schullaufbahnempfehlung und Elternentscheidung – nach Sozial- schicht Soziale Schicht LehrerempfehlungSchulformwahl der Eltern HS/RSGyIGS Obere Dienstklasse HS/RS21,639,638,8 Gymnasium0,495,04,6 Un- und angelernte Arbeiter HS/RS51,913,634,6 Gymnasium3,988,87,3 Quelle: Bos u.a (2), S. 156

Zentrum für interdisziplinäre Ruhrgebietsforschung Übergänge zu den weiterführenden Schulen in Gelsenkirchen und Essen 2003/2004

Gliederung 1.Noch einmal: Grundtendenzen der Bevölkerungsentwicklung 2.Regionale Verteilungsmuster: Zur sozialräumlichen Segregation 3.Deutschlands Schulsystem als ‚Verstärker‘ sozialräumlicher Segregation 4.Problemlösungsbeiträge (regionaler) Schulpolitik 5.Woher kommt Veränderungsdruck?

Obere Dienstklasse Untere Dienstklasse Routine- dienstleistung SelbständigeFacharbeiter und leitende Angestellte Un- und angelernte Arbeiter, Landarbeiter bis 1 Jahr mehr als 1 Jahr Mittlere Leseleistung Steigerung der Bildungsbeteiligung im Elementar- bereich Quelle: Bos u.a. 2003, S. 129 Lesekompetenz nach Sozialschicht und nach Dauer des Besuchs von Vorschule oder Kindergarten

Ausbau ganztägiger Grundschulen Schulform Allgemeinbildende Schulen insgesamt 9,8%15,2% Grundschulen4,2%9,9% Quelle: KMK 2007

Freigabe der Grundschuleinzugsbezirke? van Ackeren formuliert am Ende ihrer Durchmusterung internationaler Befunde (aus England, Frankreich und Schweden) zur Wirkung der Freigabe von Grundschuleinzugsbezirken: Es „ist erwartbar, dass der Fall von Schulbezirken – zudem verstärkt durch die öffentliche Bereitstellung leistungsbezogener, einzelschulischer Daten – die Entwicklung von Brennpunktschulen befördern kann.“ Quelle: van Ackeren 2006, S. 306

Selektionsalter Frühe versus späte Aufteilung von Schülerinnen und Schülern

Gliederung 1.Noch einmal: Grundtendenzen der Bevölkerungsentwicklung 2.Regionale Verteilungsmuster: Zur sozialräumlichen Segregation 3.Deutschlands Schulsystem als ‚Verstärker‘ sozialräumlicher Segregation 4.Problemlösungsbeiträge (regionaler) Schulpolitik 5.Woher kommt Veränderungsdruck?

Zentrum für interdisziplinäre Ruhrgebietsforschung Kinder, die in der Schuleingangsuntersuchung 2002 „ohne Befund“ waren dunkelrote Färbung= Hoher Anteil von Kindern ohne Befund

Gesundheit und Wahlbeteiligung im Stadtteil (Essen) Quelle: ZEFIR

Vielen Dank für ihre Aufmerksamkeit!