R ENAISSANCE -H UMANISMUS Zeitgeschehen und Einflüsse der Epoche.

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 Präsentation transkript:

R ENAISSANCE -H UMANISMUS Zeitgeschehen und Einflüsse der Epoche

Renaissance-Humanismus ist die moderne Bezeichnung für eine machtvolle geistige Strömung in der Zeit der Renaissance, die zuerst von Francesco Petrarca angeregt wurde, in Florenz ein herausragendes Zentrum hatte und sich im 15. und 16. Jahrhundert über den größten Teil Europas ausbreitete. In erster Linie war es eine literarisch ausgerichtete Bildungsbewegung. Die Humanisten traten für eine umfassende Bildungsreform ein, von der sie eine optimale Entfaltung der menschlichen Fähigkeiten durch die Verbindung von Wissen und Tugend erhofften. Der Sprach- und Literaturwissenschaft fiel im humanistischen Bildungsprogramm eine zentrale Rolle zu.

S ELBSTVERSTÄNDNIS UND Z IELE DER H UMANISTEN Ausgangspunkt der Bewegung war das Konzept der Humanität, das in der Antike von Cicero formuliert worden war. In antiken Philosophenkreisen wurde betont, dass der Mensch sich vom Tier durch die Sprache unterscheidet. Das bedeutet, dass er in der Erlernung und Pflege sprachlicher Kommunikation seine Menschlichkeit lebt. Daher war der Gedanke naheliegend, dass die Kultivierung der sprachlichen Fähigkeit den Menschen zum Menschen macht. Daraus konnte man folgern, dass Sprachgebrauch auf dem höchsten Niveau die grundlegendste Tätigkeit des Menschen ist. Aus dieser Überlegung entstand in der Frühen Neuzeit der Begriff studia humaniora zur Bezeichnung der Bildung im humanistischen Sinn.

Ihren Höhepunkt erreichte die Kultivierung der Sprache in der Dichtkunst. Sehr geschätzt wurden auch die Kunst des literarisch anspruchsvollen Briefwechsels, die Rhetorik und der literarische Dialog. Der Dialog galt als vorzügliches Mittel zur Übung des Scharfsinns und der Argumentationskunst. Die Rhetorik wurde zur Zentraldisziplin aufgewertet. Wer in der Lage war, sich mündlich und schriftlich in klassischem Latein elegant und fehlerfrei auszudrücken, wurde von den Humanisten als einer der ihren betrachtet. Erwartet wurde von einem Humanisten, dass er die lateinische Grammatik und die Rhetorik beherrschte und sich in antiker Geschichte und Moralphilosophie und in der altrömischen Literatur gut auskannte und lateinisch dichten konnte.

B ERUFSTÄTIGKEIT Wichtige berufliche Betätigungsfelder für Humanisten waren Bibliothekswesen, Buchproduktion und Buchhandel. Einige gründeten und leiteten Privatschulen, andere organisierten bestehende Schulen neu oder arbeiteten als Hauslehrer. An Fürstenhöfen fanden Humanisten Beschäftigung als Räte und Sekretäre, sie waren als Publizisten, Festredner, Hofdichter, Geschichtsschreiber tätig. Ein wichtiger Arbeitgeber war die Kirche. Vincenzo Catena, 1510

H UMANISMUS AUßERHALB I TALIENS Der Humanismus verbreitete sich von Italien aus in ganz Europa. Viele ausländische Gelehrte und Studenten begaben sich zu Bildungszwecken nach Italien und trugen dann die humanistischen Ideen in ihre Heimatländer. Eine sehr wichtige Rolle spielten bei der Ausbreitung der neuen Gedanken auch der Buchdruck und die lebhafte internationale Korrespondenz der Humanisten untereinander. Der intensive Briefwechsel förderte das Gemeinschaftsbewusstsein der humanistischen Gelehrten.

D EUTSCHER S PRACHRAUM UND N IEDERLANDE Im deutschen Sprachraum verbreiteten sich die humanistischen Studien ab der Mitte des 15. Jahrhunderts. Eine Schlüsselrolle spielte der italienische Humanist Enea Silvio de’ Piccolomini. Er wurde zur Leitfigur der humanistischen Bewegung in Mitteleuropa. In der Anfangsphase waren in erster Linie die Höfe und Kanzleien die Zentren des Humanismus. Einen wesentlichen Beitrag zu seiner Ausbreitung leisteten Deutsche, die in Italien studiert hatten und von dort antike und humanistische lateinische Texte mitbrachten und im deutschen Sprachraum verbreiteten.

Ein beliebtes Thema humanistischer Reden war das Deutschenlob, die Würdigung von als typisch deutsch geltenden Tugenden: Treue, Tapferkeit, Standhaftigkeit, Frömmigkeit und Einfachheit. Dabei betonten die Humanisten den deutschen Besitz des Kaisertums und damit des Vorrangs in Europa. Sie behaupteten, der Adelsstand sei deutschen Ursprungs und die Deutschen seien den Italienern und Franzosen moralisch überlegen. Gepriesen wurde auch der deutsche Erfindungsgeist. Dabei verwies man gern auf die Erfindung der Buchdruckerkunst.

In Deutschland und den Niederlanden waren die ersten herausragenden Vertreter eines eigenständigen Humanismus, der sich von den italienischen Vorbildern emanzipierte, Rudolf Agricola und Konrad Celtis. Celtis war der erste bedeutende neulateinische Dichter in Deutschland. Sein Projekt der Germania illustrata, einer geographischen, historiographischen und ethnologischen Beschreibung Deutschlands, blieb unvollendet, doch den Vorstudien war eine intensive Nachwirkung beschieden. Konrad Celtis R udolfudolf AgricolaAgricola

Im frühen 16. Jahrhundert war der Niederländer Erasmus von Rotterdam der angesehenste und einflussreichste Humanist nördlich der Alpen. Von großer Tragweite war seine Bemühung, eine reine, unverfälschte Fassung des Neuen Testaments durch Rückgriff auf dessen griechischen Text zu gewinnen. Einen außerordentlich starken Widerhall fanden – auch außerhalb von Gelehrtenkreisen – seine Schriften auf dem Gebiet der Lebensberatung.

D IE HUMANISTISCHE B ILDUNGSREFORM UND IHRE A USWIRKUNGEN Medizinischer Humanismus In den medizinischen Fakultäten wurde die Forderung nach Besinnung auf die authentischen griechischen Quellen erhoben. Die ausschließliche Berufung auf antike medizinische Autoritäten bedeutete Abkehr von den arabischen Autoren. Dank der philologischen und wissenschaftshistorischen Erschließung der Originaltexte stellte sich aber heraus, dass die Widersprüche zwischen den antiken Autoren gewichtiger waren, als die vorhumanistische harmonisierende Tradition hatte deutlich werden lassen.

Juristischer Humanismus Das Rechtswesen war durch die ausufernde Tätigkeit der Glossatoren und Kommentatoren sowie der Dekretisten und Dekretalisten immer komplizierter geworden, und es war aus humanistischer Sicht voll von Spitzfindigkeiten und lebensfernem Formalismus. Die ursprüngliche Rechtsquelle, das antike Corpus iuris civilis, wurde nach Ansicht der Humanisten von der Masse der mittelalterlichen Kommentare verschüttet. Außerdem beklagten sie die sprachliche Schwerfälligkeit der juristischen Texte. Ein Hauptziel des juristischen Humanismus war es, den Glauben an die Autorität der Kommentare zu beseitigen und damit den im Studium vermittelten Wissensstoff überschaubarer zu machen.

Pädagogik Zu den führenden humanistischen Bildungstheoretikern gehörte Pietro Paolo Vergerio. Vittorino da Feltre und Guarino da Verona konzipierten und praktizierten eine vorbildliche Reformpädagogik. o Die Humanisten, die sich mit der Theorie der Pädagogik auseinandersetzen, formulierten in ihren einschlägigen Schriften das neue Bildungsideal. Der bedeutendste Erziehungstheoretiker des 15. Jahrhunderts, Maffeo Vegio, verfasste eine umfangreiche Darstellung der Moralpädagogik. Er betonte die pädagogische Bedeutung der Nachahmung eines Vorbilds, die wichtiger sei als Belehrung und Ermahnung.

Die humanistischen Pädagogen betonten aber auch die Schädlichkeit übermäßiger Nachsicht. Zu den wichtigsten Erziehungsmitteln gehörten der Appell an den Ehrgeiz und die Aufstachelung des Wetteifers. Die Idee einer Bildung, welche die Kenntnis der alten Sprachen in den Mittelpunkt stellt, wurde auf evangelischer Seite von dem Humanisten Philipp Melanchthon formuliert und verwirklicht. Er wurde zum Organisator des evangelischen Schul- und Hochschulwesens.

Ein prägendes Element war überall, sowohl in den fürstlichen und städtischen Lateinschulen als auch in den Jesuitenschulen, die Vorherrschaft des Lateinischen und die starke Betonung der Beredsamkeit in dieser Sprache. Diesem Lernziel wurde die meiste Zeit und Mühe gewidmet. An den Lateinschulen wurden gewöhnlich höchstens die Anfangsgründe dieser Sprache vermittelt.

Danke für Ihre Aufmerksamkeit!