Prof. Winfried Meißner Klinik für Anästhesiologie und Intensivmedizin Universitätsklinikum Jena Postoperative Schmerztherapie.

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 Präsentation transkript:

Prof. Winfried Meißner Klinik für Anästhesiologie und Intensivmedizin Universitätsklinikum Jena Postoperative Schmerztherapie

→Warum ist postoperative Schmerztherapie so wichtig? →Wie werden postoperative Schmerzen behandelt? →Was kann der Patient tun, um postoperative Schmerzen zu reduzieren? →Woran kann man erkennen, ob eine gute Schmerztherapie angeboten wird? Inhalt

Warum ist postoperative Schmerztherapie so wichtig?

→Schmerzen helfen unserem Körper, Erkrankungen und Verletzungen zu erkennen und zu bewältigen. →Schmerzen nach Operationen sollen vor zu früher Belastung schützen →Sie können auch auf Komplikationen hinweisen Warum ist postoperative Schmerztherapie so wichtig?

→Zu starke Schmerzen jedoch führen zu einer Stressreaktion, können Mobilisierung und Atmung behindern und dadurch Komplikationen (z.B. eine Lungenentzündung) nach sich ziehen. →Die Stressreaktion kann auch das Herzkreislaufsystem stark belasten. →Mittlerweile gibt es auch Hinweise, dass eine effektive postoperative Schmerztherapie eine Schmerzchronifizierung akuter Schmerzen verhindern kann. Warum ist postoperative Schmerztherapie so wichtig?

Ziel der Schmerztherapie nach Operationen ist daher eine Balance zwischen den positiven und negativen Aspekten von Schmerzen: →Nicht Schmerzfreiheit, sondern die Reduktion auf ein gut erträgliches Maß sollen erreicht werden. Warum ist postoperative Schmerztherapie so wichtig?

Wie werden postoperative Schmerzen behandelt?

→Zunächst ist es wichtig, dass das Pflegepersonal Ihre Schmerzen erfasst und dokumentiert. →Auf der nächsten Folie werden die wichtigsten Skalen zur Schmerzerfassung gezeigt. →Nicht immer fällt es Patienten leicht, mit den Skalen ihre Schmerzintensität einzuschätzen. Berichten Sie dann vor allem, ob Sie durch Schmerzen erwacht sind oder ob Schmerzen Sie z.B. an Bewegungen oder beim Husten behindern. Wie werden postoperative Schmerzen behandelt?

Skalen zur Schmerzmessung verbale Ratingskala (VRS): schmerzfreigeringe Schmerzen mäßige Schmerzen starke Schmerzen sehr starke Schmerzen unerträgliche Schmerzen Herr KA et al 2004, Aubrun F 2003 numerische Schätzskala (numerical rating scale, NRS): kein Schmerz unerträgliche Schmerzen

visuelle Analogskala (VAS): „Smiley“-Skala (Face Scale): Herr KA et al 2004, Aubrun F 2003 kein Schmerz unerträgliche Schmerzen Skalen zur Schmerzmessung

→Schmerzen nach Operationen können gut durch Schmerzmittel behandelt werden, die als Tabletten/Tropfen oder über die Venen verabreicht werden. →Wenn zur Anästhesie (ergänzend oder ausschließlich) ein örtliches Betäubungsverfahren eingesetzt wird, sind die Schmerzen meist geringer als nach einer alleinigen Vollnarkose. →Ein schonendes Operationsverfahren („Schlüssellochtechnik“) und eine lokale Betäubung im Bereich des Operationsgebietes durch den Chirurgen können Schmerzen deutlich reduzieren. →Auch nicht-medikamentöse Techniken können zu einer Schmerzlinderung beitragen. Wie werden postoperative Schmerzen behandelt?

Nach vielen Operationen werden zwei verschiedene Sorten von Schmerzmitteln kombiniert: →Aus dem Alltag bekannte Schmerzmittel wie Paracetamol, Metamizol oder Ibuprofen werden meist als „Basistherapie“ gegeben. →Diese wird bei Bedarf ergänzt durch gut wirksame Opioid-Schmerzmittel, die als Tabletten oder Injektionen verabreicht werden. Schmerzmittel

→In vielen Kliniken können Patienten sich über kleine Pumpen („PCA- Pumpen“) Schmerzmittel in kleinen Dosen wiederholt selbst verabreichen. →Die Pumpen sind so programmiert, dass Überdosierungen nahezu ausgeschlossen sind. PCA-Pumpen

→Abhängig von der Art der Operation können örtliche Betäubungsmittel (Lokalanästhetika) über dünne Katheter in die Nähe der Nerven gebracht werden, die das Operationsgebiet versorgen. →Besonders bei großen Operationen ist dieses Verfahren wirkungsvoller als die Gabe von Schmerzmitteln. →Abhängig von der Dosis werden zuerst die schmerzleitenden Nerven betäubt, bisweilen kann auch die Berührungsempfindlichkeit und die Muskelkraft vorübergehend reduziert sein. Örtliche Betäubung

Man unterscheidet Katheterverfahren in der Nähe in des Rückenmarks („Periduralanalgesie“) von Nervenblockaden in der Peripherie. Diese Katheter werden meist vor der Operation durch eine Nadel vorgeschoben. Nach der Operation kann durch sie kontinuierlich ein Betäubungsmittel gegeben werden, um die Schmerzweiterleitung aus dem Operationsareal zu minimieren. →Periduralkatheter werden oft bei Bauch- und Thoraxeingriffen eingesetzt. →Periphere Nervenkatheter werden bei Operationen an Armen und Beinen verwendet. Eine Ultraschallsonde erlaubt eine exakte Platzierung. Örtliche Betäubung

Kein wirksames medizinisches Verfahren ist komplett risikofrei. →Schmerzmittel können in seltenen Fällen die Nieren- oder Atemfunktion beeinträchtigen oder die Magendarmschleimhaut schädigen. Ab und zu kann Übelkeit auftreten. →Bei Katheterverfahren kann es zu Infektionen, Blutungen oder Nervenverletzungen kommen. Diese Komplikationen sind jedoch extrem selten. Ihr Anästhesist wird vor jeder Operation mit Ihnen ein ausführliches Gespräch führen, um das für Sie geeignetste und ungefährlichste Schmerztherapieverfahren herauszufinden. Risiken

In vielen Fällen können auch nicht-medikamentöse Techniken zur Schmerzreduktion eingesetzt werden. →Lagerung, Kühlung und Ruhigstellung sind wichtige Maßnahmen zur Schmerzreduktion, die von geschulten Pflegekräften und Physiotherapeuten eingesetzt werden können. →Durch kleine Elektroden in der Nähe des Operationsareals applizierte schwache elektrische Reize („TENS“) können die Schmerzweiterleitung nahezu ohne Nebenwirkungen reduzieren. →In einigen Studien hat sich auch Akupunktur als eine wirksame Technik erwiesen. Noch ist aber nicht immer geschultes Personal in allen Krankenhäusern vorhanden. Nicht-medikamentöse Verfahren

Was können Patienten tun?

Patienten können viel dazu beitragen, dass Schmerzen nach Operationen reduziert werden. →Lassen Sie sich von Ihren behandelnden Ärzten vor der Operation die zur Verfügung stehenden Verfahren genau erklären. →Berichten Sie ggf. von Ihren Vorerfahrungen bei früheren Operationen. →Informieren Sie Ihre Ärzte, falls Sie dauerhaft Schmerzmittel einnehmen bzw. chronische Schmerzen haben. Was können Patienten tun?

→Schmerzen sollten spätestens dann behandelt werden, wenn Sie dadurch nachts aufwachen, wenn tiefes Durchatmen oder Husten behindert werden oder Schmerzen Sie an der Mobilisation hindern. →Falls Sie nach der Operation starke Schmerzen haben, melden Sie sich unverzüglich beim Stationspersonal. Je früher Schmerzen behandelt werden, desto geringer sind die Beeinträchtigungen durch Schmerzen. →Die Vorstellung, man müsse die „Zähne zusammenbeißen“ oder „starke Schmerzen gehören zu jeder Operation“ sind veraltet. Wann sollten Schmerzen behandelt werden?

→Schmerzen, die Atmung oder Mobilisierung beeinträchtigen, sollten sofort behandelt werden. Ein geringer „Restschmerz“ ist dagegen normal. →Schmerzen sind auch ein Zeichen der Gewebereparatur nach einer Operation. Was können Patienten tun?

Falls Sie Fragen oder Bedenken zur vorgeschlagenen Schmerztherapie haben: Bitte besprechen Sie diese mit Ihrem Anästhesisten! Was können Patienten tun?

Woran kann man erkennen, ob eine gute Schmerztherapie angeboten wird?

→Fragen Sie vor einer geplanten Operation nach den zur Verfügung stehenden Schmerztherapieverfahren. →Erkundigen Sie sich, ob ein „Akutschmerzdienst“ vorhanden ist. Dabei handelt es sich um ein spezialisiertes Team, das sich nach der Operation um die Reduktion der Schmerzen kümmert. →Sprechen Sie auch Ihren Operateur an, um gewebeschonende Operationsverfahren bei dem geplanten Eingriff möglich sind. Woran kann man erkennen, ob eine gute Schmerztherapie angeboten wird?

→Eine lokale Betäubung des Operationsfeldes zusätzlich zu Anästhesie ist bei fast allen Operationen sinnvoll. Sprechen Sie Ihren Operateur darauf an. →Werden Sie nach der Operation regelmäßig nach Beschwerden und Schmerzen befragt? Woran kann man erkennen, ob eine gute Schmerztherapie angeboten wird?

→Wenn Ihr Krankenhaus sich an einem freiwilligen Qualitätsvergleich in der postoperativen Schmerztherapie („QUIPS“) teilnimmt, ist dies oft ein Zeichen dafür, dass Schmerztherapie dort sehr ernst genommen wird. Fragen Sie danach. →Auch Schmerz-Zertifizierungsverfahren sind ein Hinweis darauf, dass Schmerztherapie auf einem hohen Qualitätsniveau stattfindet. Woran kann man erkennen, ob eine gute Schmerztherapie angeboten wird?

Weiterführende Informationen

Es gibt eine ausführliche „Patientenleitlinie“ zur postoperativen Schmerztherapie: Auch wenn diese zur Zeit berarbeitet wird, enthält sie eine Fülle weiterführender Informationen.

Sprechen Sie bei allen Fragen zur Schmerztherapie nach Operationen Ihren Narkosearzt an. Anästhesisten haben eine ausführliche Ausbildung im Bereich der Schmerztherapie und sind daher Experten auf diesem Gebiet.