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Indien Endlich Kind sein
PowerPoint-Präsentation über das Projekt „Endlich Kind sein“, Projektemagazin 2007/08 Herausgeber: Diakonisches Werk der EKD e.V. für die Aktion „Brot für die Welt“ Postfach 70010 Stuttgart Telefon Internet: Redaktion: Thorsten Lichtblau Stuttgart, August 2007
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Landkarte Indien ist das siebtgrößte Land der Welt und etwa so groß wie Westeuropa. Im Norden trennen die gewaltigen Gebirgsketten des Himalaya den indischen Subkontinent vom übrigen Asien, im Süden umschließt der Indische Ozean das Staatsgebiet. Indien ist ein Land von ungewöhnlicher Vielfalt und kaum vorstellbaren Gegensätzen: Wüstengebiete sind hier ebenso anzutreffen wie Regenwälder, Tausenden Kilometer Küste steht das höchste Gebirge der Welt gegenüber. Mit rund 1,1 Milliarden Einwohnern, die sich auf 28 Bundesstaaten verteilen und über 100 Sprachen sprechen, ist Indien nach China der bevölkerungsreichste Staat der Welt. Karte: Kartographie Jochen Fischer
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Dia 2 Wohl in kaum einem anderen Land der Welt sind die sozialen Gegensätze so groß wie in Indien. Während eine Minderheit vom gewaltigen Wirtschaftswachstum der letzten beiden Jahrzehnte profitiert, hat die große Mehrheit der Bevölkerung daran keinen Anteil. Nach Schätzungen der Weltbank sind 826 Millionen Inder (80 Prozent der Einwohner) arm, d.h. sie müssen von weniger als zwei US-Dollar am Tag leben. 358 Millionen Menschen (35 Prozent der Bevölkerung) haben sogar weniger als einen US-Dollar am Tag zur Verfügung. Da das Einkommen der Eltern oftmals nicht zum Überleben ausreicht, müssen viele Kinder zum Lebensunterhalt beitragen. Foto: Jörg Böthling
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Dia 3 Obwohl Kinderarbeit in Indien verboten ist, gehen nach offiziellen Statistiken 12,5 von 252 Millionen indischen Kindern zwischen 5 und 14 Jahren einer Beschäftigung nach. Damit ist Indien das Land mit der größten Zahl an Kinderarbeitern weltweit. Viele Experten halten diese Zahl jedoch noch für viel zu niedrig. Denn mehr als 65 Millionen indische Kinder zwischen 6 und 14 Jahren gehen nicht zur Schule. Es ist zu vermuten, dass ein großer Teil dieser Kinder arbeitet. Weit mehr als die Hälfte der arbeitenden indischen Kinder ist in der Landwirtschaft tätig. Umfang und Schwere der Arbeit variieren dabei stark: Während manche Kinder nur ein paar Stunden am Tag das Vieh hüten, Wasser holen oder bei Aussaat und Ernte helfen, um ihre Eltern zu unterstützen, verrichten andere auf großen Plantagen gegen geringe Entlohnung bis zu 14 Stunden am Tag harte körperliche Arbeit. Foto: Jörg Böthling
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Dia 4 Nach China ist Indien der zweitgrößte Steinproduzent der Welt. In der indischen Steinindustrie arbeiten mindestens eine Million Menschen. Den größten Teil der Arbeit verrichten sie immer noch manuell: Zunächst muss die Erde über den Steinschichten abgetragen werden, dann brechen sie mit Schlagbohrern, Meißeln und Sprengungen Steinblöcke heraus. Schließlich werden diese mit Hämmern zerkleinert. Mit Ausnahme der Sprengungen sind Kinder an allen Stufen des Arbeitsprozesses beteiligt; meist ist es ihre Aufgabe, die herausgebrochenen Steinblöcke mit Hämmern zu zerteilen. Wie viele Kinder in indischen Steinbrüchen arbeiten, ist aufgrund der Vielzahl der Betriebe schwer zu sagen: In der Budhpura-Region, einem der Zentren der indischen Steinindustrie, sind es einer Studie zufolge fast 20 Prozent. Foto: Jörg Böthling
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Dia 5 Karmi Kumari war acht, als sie begann, im Steinbruch zu arbeiten. „Wir Mädchen mussten die Steine in Körbe packen und auf dem Kopf zu Lastern tragen“, berichtet sie. „Die Steine waren sehr schwer, so dass wir oft müde waren. Wir mussten zwölf Stunden am Tag schuften, unterbrochen nur von einer Stunde Mittagspause. Außerhalb dieser Pause durften wir nicht verschnaufen, ja nicht einmal zur Toilette gehen. Wir mussten bei jedem Wetter arbeiten, auch wenn die Sonne vom Himmel brannte. Nur sonntags hatten wir frei und durften unsere Familie besuchen. Ich habe meine Eltern oft gebeten, nicht mehr dort arbeiten zu müssen, aber mein Vater sagte immer, dass wir eine große Familie seien und er nicht alle Kinder ernähren könne.“ Foto: Jörg Böthling
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Dia 6 Indien zählt zu den größten Teppichproduzenten der Welt: Knapp ein Viertel aller weltweit verkauften Teppiche stammen hierher. Angesichts einer steigenden Nachfrage bei fallenden Weltmarktpreisen wurden seit Mitte der 1970er Jahre verstärkt Kinder in der Teppichproduktion eingesetzt. Sie mussten oft jahrelang in 10- bis 14-Stundenschichten in schlecht beleuchteten und belüfteten Räumen schuften. Für ihre Arbeit bekamen sie – wenn überhaupt – nur Hungerlöhne, die weit unterhalb des gesetzlichen Mindestlohnes lagen; oftmals arbeiteten die Kinder als Schuldknechte auch nur die Schulden ihrer Eltern ab. Schwere körperliche Züchtigungen waren an der Tagesordnung. Viele Kinder trugen durch die lange Arbeit an den Webstühlen und die hohe Konzentration von Wollfasern in der Luft dauerhafte körperliche Schäden davon. Foto: Jörg Böthling
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Dia 7 „In unserem Betrieb arbeiteten ungefähr 25 Kinder“, erzählt Kalu Kumar, der Teppich knüpfen musste, seit er sechs war. „An einem normalen Tag standen wir um vier Uhr morgens auf, wuschen uns und fingen an zu arbeiten. Dann arbeiteten wir bis zum Sonnenuntergang, wenn es Licht gab auch bis in die Nacht. Meist waren wir so erschöpft, dass wir sofort einschliefen. Im Winter, wenn es kalt war, bekamen wir nachts einen Sack, um uns darauf zu legen, und zwei oder drei Saris, um uns damit zuzudecken. Aber der Sari-Stoff ist sehr dünn. Und so haben wir immer gefroren. Ich hätte nicht gedacht, dort jemals wieder lebend herauszukommen.“ Foto: Jörg Böthling
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Dia 8 Die Kunst des Stickens hat in Indien eine lange Tradition. Viele indische Frauen tragen mit Perlen und Pailletten bestickte Saris oder andere Kleidungsstücke. Inzwischen werden auch in großem Ausmaß bestickte Waren exportiert, unter anderem nach Europa und in die USA. Zentren der Stickerei sind Delhi und Mumbai; Schätzungen zufolge arbeiten in den dortigen Stickereibetrieben je ca Kinder. Viele dieser Kinder stammen aus den armen Bundesstaaten Bihar, West-Bengal und Orissa; sie haben oft eine Reise von mehreren Hundert Kilometern hinter sich. Meist werden sie von Mittelsmännern „angeworben“, die den Eltern versprechen, dass ihre Kinder in der Stadt ein besseres Leben führen, dass sie zur Schule gehen und dass sie eine Ausbildung erhalten. Die Realität sieht anders aus: Die Kinder müssen Stunden pro Tag arbeiten, haben nur einen Tag in der Woche frei und verdienen maximal fünf Euro im Monat. Aufgrund der anstrengenden Arbeit in schlecht beleuchteten Räumen leiden die Kinder häufig unter Rückenbeschwerden und Augenkrankheiten. Foto: Jörg Böthling
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Dia 9 Aas Mohammed musste 16 Stunden am Tag in einem Stickerei-Betrieb arbeiten. Dafür bekam er 85 Cent – pro Woche. „Als ich 10 Jahre alt war, brachte mich mein Vater zu einem Textilbetrieb“, erzählt er. „Dort musste ich winzige Perlen aus Glas oder Plastik in Hochzeitskleider, Röcke oder Schultertücher sticken. In dem Betrieb waren 14 Menschen beschäftigt: zehn Erwachsene und vier Kinder. Wir arbeiteten und schliefen im selben Raum. Die Arbeit begann jeden Morgen um acht Uhr und endete um Mitternacht. Mittags gegen halb eins und abends gegen halb neun hatten wir jeweils eine halbe Stunde Pause, in dieser Zeit bekamen wir etwas zu essen. Das Schlimmste an der Arbeit war, dass wir nicht miteinander reden durften und bei jedem kleinen Fehler geschlagen wurden.“ Foto: Jörg Böthling
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Dia 10 Hausarbeit zählt in Indien zu den am geringsten angesehenen, am wenigsten regulierten und am schlechtesten bezahlten Tätigkeiten. Schätzungen zufolge arbeiten bis zu zehn Millionen Kinder als Hausangestellte. Viele von ihnen beginnen ihre Arbeit bereits im Alter von 5 bis 10 Jahren. Normalerweise haben sie keine festgelegten Arbeitszeiten oder Aufgaben: Sie müssen ihren Arbeitgebern rund um die Uhr zur Verfügung stehen. Typische Tätigkeiten sind Kochen, Waschen, Bügeln, Saubermachen, Einkaufen und Kinderbetreuung. Hausmädchen und –jungen haben in der Regel kein eigenes Zimmer, ja nicht einmal ein Bett; sie schlafen auf dem Fußboden. Auch nehmen sie nicht an den Mahlzeiten teil, sondern essen das, was die Familienmitglieder übrig lassen. Wenn sie den Ansprüchen ihrer Arbeitgeber nicht genügen, werden sie häufig geschlagen; nicht selten kommt es auch zu sexuellem Missbrauch. Foto: Jörg Böthling
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Dia 11 „Als ich elf Jahre alt war, vermittelte mich meine Tante an eine reiche Familie“, berichtet Babli. „Ihr Haus war riesig: Es ging über drei Etagen. Das Ehepaar hatte drei Töchter, zwei gingen noch in die Schule, die älteste, Chandni, arbeitete als Stewardess. Zuerst musste ich nur kochen, Geschirr spülen, Wäsche waschen, den Boden wischen und andere Hausarbeiten erledigen. Dann sollte ich Chandni auch noch beim An- und Ausziehen, beim Haarewaschen und beim Schminken helfen. Da sie wechselnde Schichten hatte, musste ich häufig mitten in der Nacht aufstehen. Dann konnte ich nur zwei oder drei Stunden schlafen. Chandni schlug mich wegen jeder Kleinigkeit. Wenn ich zum Beispiel ihre Fingernägel nicht akkurat genug lackierte, peitschte sie mich aus, manchmal bis ich blutete. Eineinhalb Jahre arbeitete ich dort. In dieser Zeit durfte ich das Haus nicht unbeaufsichtigt verlassen.“ Foto: Jörg Böthling
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Dia 12 „Noch heute gibt es Menschen, die denken, dass es nicht so schlimm ist, wenn Kinder arbeiten, weil sie dann zumindest etwas zu essen haben. Doch solange wir Kinderarbeit und Analphabetismus nicht beseitigen, können wir auch die Armut nicht überwinden“, erklärt Kailash Satyarthi, Vorsitzender der „Bewegung zur Rettung der Kindheit“ (Bachpan Bachao Andolan, BBA). Mehr als Kinder hat die Organisation in den vergangenen 25 Jahren bei Razzien aus den schlimmsten Formen der Kinderarbeit befreit. „Meistens arbeiten wir bei diesen Befreiungsaktionen mit den Behörden und der lokalen Polizei zusammen“, sagt der BBA-Vorsitzende. „Manchmal stecken die Behörden jedoch mit den Ausbeutern unter einer Decke. Dann müssen wir alleine handeln.“ Foto: Jörg Böthling
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Dia 13 Nach der Befreiung werden die Kinder für einige Tage in ein Übergangsheim gebracht, wo sie sich erst einmal satt essen, ausruhen und spielen können. In der Zwischenzeit kümmert sich BBA bei den Behörden darum, dass die Kinder eine amtliche Bescheinigung erhalten, mit der sie belegen können, dass sie als Kinderarbeiter ausgebeutet wurden. Diese Bescheinigung berechtigt sie nach indischem Recht dazu, eine Entschädigung einzufordern. Anschließend bringt BBA die Kinder zu ihren Eltern zurück. Foto: Jörg Böthling
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Dia 14 Ist die familiäre Situation so angespannt, dass zu befürchten ist, dass die Kinder trotz der Entschädigung wieder arbeiten geschickt werden, so bietet BBA den Eltern an, ihre Kinder für einen Zeitraum von sechs Monaten in einer ihrer Einrichtungen aufzunehmen. Da die meisten Kinder niemals eine Schule besucht haben, werden ihnen dort erst einmal Grundkenntnisse wie Lesen, Schreiben und Rechnen vermittelt. Und ihnen wird klar gemacht, wie wichtig Bildung für ihre Zukunft ist. Foto: Jörg Böthling
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Dia 15 Neben dem Nachhilfeunterricht erhalten die (älteren) Kinder eine Ausbildung, z.B. als Schneiderin oder Kosmetikerin. Dies ermöglicht es ihnen, nach Beendigung der Schule einen qualifizierten Beruf auszuüben – so dass sie eine Chance haben, dem Teufelskreis von Kinderarbeit und Armut zu entkommen. Foto: Jörg Böthling
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Dia 16 Nicht zuletzt haben die ehemaligen Kinderarbeiter in den Einrichtungen von BBA aber auch die Möglichkeit, endlich wieder Kind zu sein. Nach Jahren der Ausbeutung können sie hier wieder spielen und tanzen, lachen und fröhlich sein. Foto: Jörg Böthling
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Dia 17 Die meisten ehemaligen Kinderarbeiter sind Dalits (= “Unberührbare”), die ihr Leben lang diskriminiert worden sind. Sie haben ein sehr geringes Selbstwertgefühl. Ein wichtiges Ziel von BBA ist es daher, das Selbstbewusstsein der Kinder zu steigern. Dies geschieht zum Beispiel dadurch, dass die Kinder lernen, vor anderen Kindern zu sprechen. Auch nehmen viele Kinder an den Kampagnen von BBA teil, wo sie über ihre eigenen Erfahrungen berichten. Foto: Jörg Böthling
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Dia 18 Neben der Befreiung und Förderung von Kindern ist die Sensibilisierung der Öffentlichkeit ein Schwerpunkt der Arbeit von BBA. Die Organisation veranstaltet Pressekonferenzen, Demonstrationen und Kampagnen, um auf das Leid der Kinderarbeiter aufmerksam zu machen. Im Oktober 2006 startete BBA die Kampagne „From Work to School“, mit der sie gegen die Ausbeutung von Mädchen und Jungen im Haushalt protestierte. Teil der Kampagne war eine Karawane ehemaliger Kinderarbeiter, die von Delhi nach Mumbai zog und dabei immer wieder mit Straßentheateraufführungen für Aufsehen sorgte. Foto: Jörg Böthling
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Dia 19 Mit seinen Kampagnen ist BBA auch auf internationaler Ebene aktiv. Anfang der 1990er Jahre rief die Organisation gemeinsam mit „Brot für die Welt“, „Misereor“ und „terre des hommes“ die weltweit erste Konsumenten-Kampagne gegen Kinderarbeit ins Leben. Sie klärte die deutschen Verbraucher über die menschenunwürdigen Arbeits- und Lebensbedingungen von Kindern in der indischen Teppichindustrie auf. Und sie forderte, nur noch Teppiche zu kaufen, die garantiert nicht von Kinderhand gefertigt wurden. Die Kampagne war ein Riesenerfolg: Bis heute wurden über 3,5 Millionen Teppiche mit dem Rugmark-Label verkauft. „Als wir die Kampagne starteten, arbeiteten in Südasien rund eine Million Kinder in Teppichmanufakturen“, sagt BBA-Leiter Kailash Satyarthi. „Heute sind es noch “ Foto: Jörg Böthling
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Dia 20 Kailash Satyarthi sieht es als den größten Erfolg seiner Organisation an, dass Kinderarbeit heute als Problem wahrgenommen wird. „Vor 25 Jahren war es vielerorts noch normal, dass Kinder arbeiten“, sagt er. „Inzwischen haben viele Staaten Maßnahmen gegen Kinderarbeit ergriffen, die Zahl der arbeitenden Kinder geht weltweit zurück. Das ist ein ermutigendes Zeichen. Ich bin optimistisch, dass ich den Tag erleben werde, an dem kein Kind mehr ausgebeutet wird und jedes eine gute und kostenlose Schulbildung erhält.“ Foto: Jörg Böthling
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