Die Präsentation wird geladen. Bitte warten

Die Präsentation wird geladen. Bitte warten

Alexander Imig, Chûkyô-Universität, Nagoya, Japan

Ähnliche Präsentationen


Präsentation zum Thema: "Alexander Imig, Chûkyô-Universität, Nagoya, Japan"—  Präsentation transkript:

1 Alexander Imig, Chûkyô-Universität, Nagoya, Japan
Historische Rhetorik als Pragmatik oder Hermeneutik – Eine Kontroverse über Transkulturelle Rhetorik in der „Rhetoric Society of America” (RSA) status:

2 Gliederung Einleitung: Zweck der Präsentation Die Kontroverse
Strouds claim Maos Replik Strouds Zurückweisung Die Argumentation in der Kontroverse Welche Rolle spielt „Sprache“? Umdeutung in der Rhetorik

3 Präsentationszweck Kurzvorstellung: Unterricht an Chukyo-Universität in Nagoya (als Associate Professor), in drei Sprachen: Japanisch, Deutsch und Englisch. Welche Rolle spielt der Faktor „Sprache“ bei der Rhetorik? Auch aus diesem Grund habe ich mich entschlossen diesen Vortrag auf Deutsch zu halten. Die Frage der Umdeutung von kontrastiver/ komperativer Rhetorik: Didaktisch beschäftige ich mich schon lange mit Rhetorik, besonders mit der Frage, wie diese in der Sprachvermittlung eingesetzt werden kann. In diesem Zusammenhang bin ich auf den folgende Kontroverse gestoßen.

4 Setting der Kontroverse
Zeitschrift der “Rhetoric Society Quarterly” (RSQ), 3 Artikel Scott R. Stroud (1)“Pragmatism and the Methodology of Comparative Rhetoric”, RSQ, 13. Oktober 2009 (39:4), S (3)“Useful Irresponsibility? A Reply to Mao on the Purpose(s) of Comparative Rhetoric”, RSQ, 13. Januar 2011 (41:1), S LuMing Mao (2) “Doing Comparative Rhetoric Responsibly”, RSQ, 13. Januar 2011 (41:1), S

5 Hypothesen in der Kontroverse
Scott R. Stroud Eine Neuorientierung (Re-envision) von komperativer Rhetorik ist notwendig. Der Zweck eines Textes (besonders seine Argumentation) sollte stärker berücksichtigt werden. LuMing Mao Auch bisher ist komperative Rhetorik am Zweck eines Textes orientiert. Ohne Rekurs auf die Richtigkeit (emischer Ansatz) kann der Zweck eines Textes aber nicht erfasst werden. Scott R. Stroud Es gibt keine allgemeines Kriterium von Richtigkeit, deshalb kann eine nutzbringende Reinterpretation eines Textes, die niemandem Schaden zufügt, auch eine richtige, d.h. verantwortungsbewusste Lesart eines Textes sein.

6 Strouds claim (Behauptungen/Hypothesen)
Es geht bei der Arbeit mit Texten und Argumenten nicht nur um die historische oder sprachliche Richtigkeit. Entscheidend ist vielmehr das konstruktive Potential eines Textes oder Argumentes, Bezug auf einen Zweck (purpose, 355/356). Andere, auch unsichere oder falsche Lesarten eines Textes sind (u.U.) eine legitime Umdeutung eines Textes (oder Argumentes). Dies sollte auch eine Aufgabe von Vergleichender (Transkultureller) Rhetorik sein (Zitat A1, Handout): „I believe that comparative rhetoric, as practiced, is usually oriented toward the first goal (that of desiring a correct description of some phenomenon, text, or tradition). Note that this is not harmful per se, but it is limiting; there are other purposes that could guide legitimate and useful inquiries in comparative rhetoric.” (358)

7 Strouds claim (Behauptungen/Hypothesen)
Stroud nennt dies eine „pragmatic perspective“ (2009: 374) eine pragmatische Lesart eines Textes oder Argumentes, die zu einer „reconstruction“ oder „melioration“ führen könne (Zitat A2, Handout): „The pragmatist approach to criticism and interpretation that I extract from Dewey allows us to see another general purpose that can be emphasized in comparative rhetoric, the purpose of reconstruction or melioration. The point of criticizing under such a frame would be to fix or change some aspect of the world (including us), not merely to accurately describe it.” (ebd. 360). Er zeigt dies am „Traumargument“ bei René Descartes und Adi Shankara. Die Ausgangsfrage hierbei ist: „Wie können Menschen durch Sprache zum Guten bewegt werden?“ (“trun people towards the light“, 366)

8 Maos Replik Zusammenfassung v. Strouds Positionen in 2 Argumenten: Die vergleichende Rhetorik sei nur an einer historischen-deskriptiver Beschreibung interessiert (1) und versage („fail“) bei rekonstruktiven Ansätzen (2). Seit Oliver (1971) werde nur historisch gearbeitet. Dort (ebd. S. 3) finde sich das Zitat, dass westliche und östliche Rhetorik auf verschiedenen konzeptionellen Grundlagen und beruhen würden und deshalb Vergleiche schwierig seien. Mao verweist dann auf neuere Vergleichende („Transkulturelle“) Rhetorik, die den Versuch unternimmt (to) „…treat non-Western rhetorics on their own terms…“ (S. 65). Notwendig sei ein reflexiver Ansatz der etische (etic) und emische (emic) Sichtweisen verbinde (S. 66). Die Dichtomie „historische“ und „rekonstruktive“ Rhetorik sei ungeeignet (Zitat B1): „The categorical divide between the histroricial and reconstructive approach is simply untenable because the difference between these two approaches is at best one in degree rather than in kind.“ (S.66/67) Strouds Ansatz ist zu radikal und passt nicht zur Vorgehensweise der Pragmatik (Zitat B2: „But isn’t the kind of work that challenges Western conceptions of Chinese rhetoric and uses different methods to depict diverse rhetorical experiences of Chinese people advancing the same objectives? Further, it seems that the turn to an interpretation of American pragmatism has led Stroud to adopt a pragmatist vantage point that produces the very thing pragmatists fear the most: a categorical or totalized characterization of the descriptive and reconstructive approach to comparative rhetoric.” (68)

9 Stouds Zurückweisung (1)
Zur Struktur (Gliederung) des Textes Stroud wiederholt in dem Text die 3 Behauptungen („claims“) und arbeitet sie nacheinander ab. Die Zurückweisung: Mao widerspricht sich selbst (Zitat C1): „Yet Mao’s arguments against the pragmatist methodology I propose for understanding comparative rhetoric (hereafter, CR) leave me perplexed—at times he seems to accuse me of falsely connecting contemporary CR with the sole purpose of descriptive accuracy, and at other times he appears to argue that solely pursuing accuracy in CR is the only way to be ‘‘responsible.’’ (67/68) Maos Vorhaltungen er verfehle den Zweck von CR, zeigen, dass es eine richtige Lesart, einen Zweck von CR gebe, er wolle allerdings das Werk von anderen benutzen (und nicht „richtig verstehen“), deshalb treffen ihn Maos Vorwürfe nicht es geht ihm (Stroud) nicht um Übersetzungen („translation issues“), Ideologie (Orientalismus) oder Orginalquellen (primary sources) (70)

10 Stouds Zurückweisung (2)
Es geht ihm (Stroud) weniger um wissenschafliche Richtigkeit („acuracy“), sondern um Umdeutung („reconstruction“) Nach Maos Meinung sei ein verantwortungsbewusster („responsible“) Umgang mit Texten mit Richtigkeit („accuracy“) gleichzusetzen. Diese Gleichsetzung lehnt Stroud ab, deshalb d. Titel „useful irresponsibility“. (Siehe Zitat C2): „ Mao concludes his response to my pragmatist case with the self-disclosure, ‘‘I want to get it right.’’ Giving up on rightness both in terms of epistemological fidelity and realist notions of moral predication, I conclude by revealing that I simply want comparative endeavors to be useful. “ (74) Ziel ist die Bereicherung d. eigenen (westl.) Tradition (74)

11 Zusammenfassung der Argumentationen

12 Strouds Begründungen Die Traumargumente dienen dazu an Erfahrungen anzuknüpfen, die dem Publikum bekannt sind und dadurch die Argumente des Rhetors zu verstärken. Die rhetorische Funktion von Shankaras Argument (Zitat A3): “If one sees the dreamless sleep example as a rhetorical device and as an experiential argument, then one sees how it operates in Sankara’s writings, as well as why it could be more persuasive to a reader than Descartes’s dream argument. Even if one’s memory of the non-individuated state of dreamless sleep is incorrect, one is still seeing the sort of experience Sankara wishes to evoke.” (374) Wenn man sich zu sehr auf sachliche („desriptive“) Ebene des Textes konzentriert, übersieht man mögliche Vergleichbarkeiten, die es möglich machen narrative Elemente in rhetorischer Absicht einzusetzen. M.E. ist das Beispiel von Shankaras wirkungsvoller Rhetorik entscheidend für Strouds Argumentation, weil er so deutlich machen kann, wie wirkungsvolle vergleichende Rhetorik aussehen kann.

13 Maos Argumentation (1) Mao beginnt mit dem Vorwurf „Orientalistische Logik“, ein sehr starker Vorwurf, der von Mao allerdings nicht direkt begründet wird und deshalb in der Argumentation eher wirkungslos bleibt. Viel zentraler ist seine Argumentation in Bezug auf eine differenzierte Betrachtung der beiden zu sehr als gegensätzlich angesehen Extrempole historischer Nachvollzug und Rekonstruktion. Er versucht deutlich zu machen, dass es (fast) immer um eine Kombination beider Ansätze geht: Dafür würden allerdings (mehr) Daten und genauere Übersetzungen gebraucht. Man solle nicht versuchen nicht-westliche Diskurspraktiken in ein westliches Korsett zu pressen („round pegs into square holes of western terms“), (Stouts) Dichtomie: die Beschreibung von diskursiven Praktiken = historicial approach, wenn gegenwärtige Bedürfnisse („exigency“) befriedigt werden sollen, dann benutze man die rekonstruktive Methode, auch wenn dabei einiges an historischer Richtigkeit („accuracy“) geopfert werden müsse, dieser Dualismus existiere (66) höchstens im Ausmaß, aber nicht an sich, jeder Vergleich bedeute eine Umformung (comparison is transformative), die Dichotomie sei künstlich („like two „straw dogs““).

14 Maos Argumentation (2) Für einen produktiven Kulturkontakt („productive encounter with other cultures“, S. 67) sei es notwendig die eigenen Begriffe zu hinterfragen. Als westliche Begriffe bezeichnet Mao Vernunft („reason“), Wahrheit („truth“), Logik („logic“), das Selbstsein, Individualität („selfhood“) Mao verweist dann relativ unvermittelt auf Zhuangzhi: „I sought Zhuangzi out in hopes of using the Master’s paradoxical views on language to tackle the vexing relationship between word and the world that confronts both sides of the Pacific." (Mao 2011: 68) Bisher war von Zhuangzhi nicht die Rede gewesesen. Warum beginnt Mao gegen Ende seines Textes noch eine neue Argumentation? Zwei Antwortversuche: Es handelt um keine Argumentation, sondern um einen Epilog. Es handelt sich um eine indirekte Argumentation, um eine… …… Allusion, eine Anspielung, die einen (scheinbaren) Umweg bedeutet, der aber notwendig ist um von mehreren Seiten auf einen SINN zu verweisen, der jenseits von Worten liegt (dazu: Jullien 2000: 347/348): „Die Wolken malen um den Mond zu evozieren“ Da mehrsprachiger SINN in einer Sprache nicht darstellbar ist, geht Mao den (klassischen) Umweg der Allusion. Er deutet die Mehrsprachigkeit an, führt sie aber nicht aus.

15 Strouds Argumentation in der Zurückweisung
Zur Struktur (Gliederung) des Textes: Stroud wiederholt in dem Text die 3 Behauptungen („claims“) und arbeitet sie nacheinander ab. Zur Argumentation: Zunächst ist da der Vorwurf des (logischen) Widerspruchs: Vergleichende Rhetorik kann nicht gleichzeitig deskriptiv und umdeutend sein (Warum nicht?) Das Hauptargument ist aber, dass Mao “verantwortlichen Umgang mit Texten” mit Richtigkeit (accuracy) gleichsetze so Stroud. Stroud zeigt an dem Begriff „Verantwortlichkeit“, wie eine Umdeutung von Begriffen aussehen kann. Entscheidend ist wie Texte benutzt werden können, vgl. E. Proud Beispiel. (72/73)

16 Argumenationslinien in der Kontroverse
Scott R. Stroud A (2009): Die vergleichende Rhetorik sollte sich auch an pragmatischer Nützlichkeit orientieren. C (2011): Nützlichkeit ist ein verantwortliches Ziel für die Vergleichende Rhetorik LuMing Mao B: Nützlichkeit allein kann nicht das Ziel Vergleichender Rhetorik sein, dies ist unverantwortlich.

17 Kontroverse über Sprache(n)
Gibt es sprachliches oder außersprachliches Kriterium für Richtigkeit, d.h. für die richtige Lesart eines Textes? (Nominalismus) Nein, Sprache ist kontigent (Wittgenstein, Rorty) Läßt sich der rhetorische Zweck eines Textes bestimmen? Ja, anhand seiner Argumentation (bei einem überzeugungsorienten Text) Läßt sich der rhetorische Zweck eines Textes ohne Rückgriff auf die Sprache bestimmen? Nein, die Sprache der Rezeption, die Sprache in der die Argumentation wirken soll, spielt eine entscheidende Rolle. Dies zeigt sich auch in dem von Stroud angeführten Beispiel: Die Nutzung d. gesprochenen Sprachen ((Proto)Tamil, Malayam) hat wahrscheinlich zum rhetorischen Erfolg von Adi Shankara wesentlich beigetragen (zur Wichigkeit der gesprochenen Sprache in Indien, vgl. Oliver 1971: 22)

18 Benutzung (der Texte) der Tradition
Umdeutungen (Topoi) Benutzung (der Texte) der Tradition Pragmatik (Stroud): Zur Lösung gesell. Probleme ist eine Umdeutung der Tradion möglich. Mao: Es gibt richtige Lesarten der Tradition Der „Traumtopos“ Sankaras traumloser Schlaf vs. Descartes Traumargument Zhuangzi: Traumgeschichte (Zhuāng Zhōu mèng dié 莊周夢蝶) auf Deutsch: Nietzsches Traumargument und darauf aufbauend Ungeheuers Verortung in der Geistesgeschichte: cogitatio symbolica Sprache (Stroud): Nützlichkeit ist unabhängig von Sprache (Sprache = translation issues, 2011:70) (Mao): Sprache ist bei der Argumentation zu berücksichtigen (AI): Wichtig ist Sprache des Publikums (Petter 1988: 116, Argumente, die die Struktur des Wirklichen begründen, auf Sprache angewandt)

19 "Die Sprachlichkeit des Verstehens ist die Konkretion wirkungsgeschichtlichen Bewußtseins.“ (Gadamer, Wahrheit und Methode, S. 393)

20 Diskussion: ubiquitäre Rhetorik in Sprachen
Wie wichtig ist der Faktor „Sprache“, bei der Bewertung der Wirkung eines Arguments? Sprache und Wirkungsgeschichte Wie sehen universalisierbare oder universalisierte Argumente aus? Traumargument, Cognitio symbolica (Ungeheuer) Ist Englisch eine wertneutrale Metasprache? Ist die kontrastive oder interkulturelle Rhetorik auch eine angewandte Wissenschaft?

21 Literaturnachweise Canagarajah, Suresh, A. (2013), Translingual Practice, Global Englishes and Cosmopolitian Relations, Routledge Gadamer, Hans Georg (1990), Wahrheit und Methode, Grundzuege einer philosophischen Hermeneutik, Tuebingen, 6. (durchges.) Aufl., 1. Aufl. 1960, Tübingen Huang, Lee-Feng (2001), Europäische und chinesische Rhetorik im Vergleich, Berlin, Logos-Verlag Kennedy, George (1998), Comparative Rhetoric, An Historicial and Cross-Cultural Introduction, NY/Oxford, OUP Jasinski, James (2008), Rhetoricial Criticism in the USA, in: Rhetorik und Stilistik, Ein internationales Handbuch historischer und systematischer Forschung, Berlin/New York (de Gruyter) Bd. 1, S Joisten, Karen (2009), Philosophische Hermeneutik, Berlin (Akademie Verlag) Jullien, François (2000), Umweg und Zugang, Strategien des Sinns in China und Griechenland, „“, übersetzt von Markus Sedlaczek, Wien, Passagen Li, Xiaoming (2008), From contrastive rhetoric to intercultural rhetoric: A search for collective identy, in: Contrastive Rhetoric, Reaching to intercultural rhetoric, Amsterdam/Philadelphia (John Benjamins) Lipson, Carol S. / Brinkley, Roberta A. (2004), Introduction , Rhetorics before and beyond the Greeks, State University of New York Press Mao, Lu Ming (2011), Doing Comparative Rhetoric Responsibly, Rhetoric Society Quarterly, 41:1, 64-69 Oliver (1971), Communication and culture in ancient India and China, Syracuse (N.Y.), Syracuse University Press Petter, Yvonne (1988), Argumetationsstrategien, in: Stilistisch-rhetorische Diskursanalyse, Sandig, Barbara Hg, Tübingen Said, Edward W. (1979), Orientalism, 1st Vintage Books Shutter, Robert (2011), Robert T. Oliver: Trailblaazer in Intercultural Communication, in: China Media Research 7 (2), S Stroud, Roger C. (2009), Pragmatism and the Methodology of Comparative Rhetoric, in: Rhetoric Society Quarterly 39:4, S ders. (2012), Useful Irresponsibility? A Reply to Mao on the Purpose(s) of Comparative Rhetoric, Rhetoric Society Quarterly, 41:1, 69-74 Ungeheuer, Gerold (1983), Nietzsche über Sprache und Sprechen, über Wahrheit und Traum, in: Nietzsche- Studien 12, S

22 References (URL) Material unter: ngen2015.html (Texte bis 1.8.) (als Instrument(?): dialogische Logik, vgl. Auch: Lorenzen, Paul (2000), Lehrbuch d. konstruktiven Wissenschaftstheorie, 2. Aufl. Stuttgart/Weimar, Metzler) dialogical/#ModDia (dort: “Hybrid Dialogues”) (zum Topos) (nur Engl.)


Herunterladen ppt "Alexander Imig, Chûkyô-Universität, Nagoya, Japan"

Ähnliche Präsentationen


Google-Anzeigen