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Agenda Setting Hypothese

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Präsentation zum Thema: "Agenda Setting Hypothese"—  Präsentation transkript:

1 Agenda Setting Hypothese
Virtuelle Friedhöfe – Neue Formen von Totengedenken im Internet? Elektronischer „Thesenanschlag“ Udo Schaufelberger Modul IGEP Freitag, 28. März 2008

2 Totengedenken „worldwide“
These 1 Virtuelle Gedenkstätten überbrücken die (meist grosse) Distanz von Lebensort und Grabstätte. Sie ermöglichen das Totengedenken von überall her. Die Netzwerkgesellschaft korrigiert somit zum Teil die separierende Entwicklung des Industriezeitalters

3 Ort der Trauer und des Austauschs bleibt erhalten
These 2 Die Funktion des physischen Friedhofs – als legitimer Ort der Trauer und des sozialen Austauschs - bleibt erhalten. Allerdings lösen virtuelle Friedhöfe diese Funktion aus der damit verbundenen körperlich-sinnlichen Erfahrung.

4 Das Internet ist ein „entkörperlichter“ Ort von Trauer und Gedächtnis
These 3 Auf Friedhöfen ist der Tod etwas Physisches: hier befindet sich der Leichnam. Auf Internet-Gedenkstätten spielt der Körper keinerlei Rolle -> Dies kann zu einer Spiritualisierung und Verharmlosung des Todes führen (z.B. Gedenkseite für Suizidopfer, Wales: „Schlaf fest, Prinzessin, süße Träume", Quelle:

5 Anonym bestatten – digital gedenken: Internet-Gedenkseiten verstärken den Trend zur „Entsorgung“ menschlicher Körper These 4 Folgendes Szenario ist denkbar: Aufwändig gestaltete Webseite, die von allen Orten zugänglich ist und namenlose „Entsorgung“ des Körpers auf anonymen Gräberfeldern ohne Ritual (vgl. Reihen-Kremation)

6 Internet-Gedächtnisorte sind stets veränderbar
These 5 Virtuelle Gedenkseiten können den wechselnden Stadien von Trauer, Verlustbewältigung und Erinnerung besser angepasst werden als z.B. steinerne Grabmäler.

7 Internet-Gedächtnisorte fördern pathologische Formen der Trauer
These 6 Viele Trauernden nutzen die Möglichkeit des Mediums zur Veränderung (These 5) nicht. Hingegen reproduzieren sie auch nach Jahren noch das hilflose Verlustgefühl der ersten Trauerphase (Kinderbilder, Briefe....). -> Dies kann zu Regression und pathologischer Trauer führen (vgl. auch: Urne im Kinderzimmer)

8 Internet-Gedächtnisorte fördern den sozialen Austausch der Trauergemeinschaft – erreichen aber nicht das Original These 7 Virtuelle Gedenkseiten als Teil des globalen kommunikativen Netzes bieten die Möglichkeit, von überall her elektronische Botschaften zu hinterlassen. Der so ermöglichte indirekte Austausch zeichnet das erinnerte Lebensbild des Verstorbenen. Dies ist beispielsweise für weit verteilte Exilgemeinschaften hilfreich (z.B. virtuelle Friedhöfe von Kurden). Allerdings bleibt diese soziale Interaktion weit hinter den Möglichkeiten physischer Gemeinschaft zurück.

9 Virtuelle Gedenkstätten sind überraschend konservativ – (noch) keine neue Ästhetik in Sicht
These 8 Virtuelle Grabstätten versuchen – analog zur grossbürgerlichen Grabmalskunst des 19. Jahrhunderts - eine „Überwindung“ des Todes, in dem sie den Toten in der Feier der diesseitigen Erfolge und dauerhaften Erinnerung verewigen. Ausserdem reproduzieren sie weitgehend bekannte Formen von Totengedenken und herkömmlicher Web-Ästhetik: eine neue künstlerische Gestalt ist (noch) nicht zu erkennen

10 Die „Digitalisierung des Biologischen“ (Martin Venne) lehrt die Flüchtigkeit des Lebens
These 9 Die Schnappschüsse des Internets symbolisieren den unaufhaltsamen Fluss der Zeit und sind Spiegelbilder des flüchtigen Ichs (Hans Belting). Der Trauernde vergegenwärtigt sich zu Lebzeiten, dass es keinen individuell fixierbaren Standort gibt (Martin Venne)

11 Virtuelle Friedhöfe vermitteln das Bild der digitalen Unsterblichkeit
These 10 Trotz der offensichtlichen Flüchtigkeit des Mediums hält sich hartnäckig die Vorstellung der Ewigkeit seiner Inhalte. -> Die veränderliche Dynamik der Webseiten und die multimediale Integration von Filmen, Fotos , Tondokumenten können ausserdem zur Vorstellung verführen, das Leben könne nach dem physischen Tod eine gewisse romantisierte Weiterführung erfahren (z.B. Aussicht auf Gedenkseite im Internet als Motivator von Jugendsuizid? , vgl. Bridgend, Wales)

12 Fahrlässige Tröstung? Virtuelle Friedhöfe verleiten zu abstrakt-distanzierter Pseudogemeinschaft
These 11 Der „Brief aus dem Himmel“ eines verstorbenen Kindes tröstet die Hinterbliebenen mit handfest-fiktionalen Aussagen, wie „ich bin gut hier oben angekommen und mein Zimmer ist sehr schön“. Solche romantische Trostliteratur hat man in der physischen Welt längst in Pension geschickt. Der Absender dieses Posts ist nicht ersichtlich. -> Mit Ausnahme von gut gemachten Ratgeberseiten bieten virtuelle Friedhöfe meist nur begrenztes Trostpotenzial: unverbindliche Kurztröstungen von ansonsten fremden Absendern nach dem Motto „ich kann Dich gut verstehen, das habe ich auch durchgemacht“

13 Physische und elektronische Formen des Totengedenkens ergänzen sich wirklichkeitsgerecht im Sinne der Netzwerkgesellschaft These 12 Erst das Nebeneinander von physischen und elektronischen Formen von Totengedenken zeigen das Spezifische dieser Erfahrungsräume auf. Auch die Verknüpfung beider wird zunehmend praktiziert (z.B. Die Dualität physischer und elektronisch vermittelter Formen entspricht der Wirklichkeitserfahrung unter den Bedingungen der gegenwärtigen Internetgesellschaft. -> Allerdings sind Rückwirkungen auf die physische Welt und Grenzverwischungen zwischen Alltags- und Medienwirklichkeit (Wolfgang Welsch) gut zu beobachten.


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