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GERONTOPSYCHIATRIE / PSYCHOTHERAPIE

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Präsentation zum Thema: "GERONTOPSYCHIATRIE / PSYCHOTHERAPIE"—  Präsentation transkript:

1 GERONTOPSYCHIATRIE / PSYCHOTHERAPIE
A. Lingg, Rankweil (2010) Vorstellung – Einführung Die Dimension des Problems / Stolpersteine / Perspektiven Spezielle Gerontopsychiatrie Organische psychische Störungen (Verwirrtheit / Delir; Wesensänderung, Demenzen) Wahnsyndrome Psychoreaktive Störungen, Depressionen, Suizid Sucht Mitgebrachte psychische Störungen (Persönlichkeitsstörung, Psychosen) Möglichkeiten und Grenzen Pharmakotherapie Psychotherapie

2 Die Dimension des Problems
80% der Abhängigkeit im Alter durch verschiedene Arten von Hirnleistungsschwäche hervorgerufen Alter der Risikofaktor für Demenz ( 0,5% der 60j. – 40% der 90j.) Erhebungen in Pflegeheimen: > 80% psychisch auffällig ( Demenz, Depression, Alkoholismus, Persönlichkeitsstörung, Psychosen) Nach Feldstudien 7-8% der über 65jährigen dringend psychiatrisch behandlungsbedürftig Multimorbidität und Polypathie im Alter häufig – dadurch erschwerte Bewältigung Schwierigere Behandlung (komplexe Medikation, dabei einerseits häufig Über-, aber auch Untermedikation) Häufig iatrogene Provokation bzw. Verursachung von z. B. Verwirrtheitszuständen Direkte und indirekte Kosten caregivers burden

3 Stolpersteine Unwissenheit, Unerfahrenheit
Verbreitete Vorurteile (ageism) AGEISM: Vorurteile gegen alte Menschen. Diese Vorurteile verhindern, die Ansprüche des Älteren Menschen an seine Behandler in der Medizin angemessen wahrzunehmen. Aversion oder sogar Aggression gegen alte Menschen. Unfähigkeit die Perspektive des Betroffenen einzunehmen. Individuelle (ideologische/neurotische) Blockaden Persönliche – häufig unbewusste – Vorerfahrungen mit Altsein oder alten Menschen. Gegenübertragung meint Gefühle und Reaktionsweisen, die aus der zunächst unbewussten Auseinandersetzung mit einem Gegenüber (hier alten Menschen) resultieren und unser (daneben rationales) Entscheiden beeinflussen, mitunter auch verzerren. Erst die Reflexion der eigenen Einstellungen gegenüber „dem Alter“ und das Aufdecken fast immer vorhandener Vorurteile ermöglichen eine angemessene Einschätzung der Situation des Betroffenen und sinnvolle Intervention, nicht selten auch gebotene Zurückhaltung bzw. neue Prioritätensetzung. Lebenswertdiskussionen Gesellschaftliche / gesundheitspolitische / budgetäre Rahmenbedingungen

4 Aus der Berliner Altersstudie
90 Prozent leben selbstbestimmt Beispielsweise offenbarten die Daten von 1996, dass alte Menschen nicht – wie häufig angenommen – pessimistisch, einsam und krank sind. Im Gegenteil: Überwiegend fühlten sich Frauen und Männer über 70 selbstständig und waren mit ihrem Leben zufrieden. 90 Prozent der Befragten lebten selbstbestimmt in privaten Haushalten. Drei Viertel von ihnen benötigten keine regelmäßige fremde Hilfe. Die meisten von ihnen waren aktiv und beteiligten sich beispielsweise an Vereins- oder Weiterbildungsaktivitäten. In der Gruppe der 80- bis 100-Jährigen zeigte die Untersuchung zum Teil allerdings auch eine andere Facette des Alters: In diesem so genannten vierten Lebensalter nahmen körperliche Gebrechlichkeit und chronische Leiden zu, umgekehrt nahmen geistige Fähigkeiten ab. Gleichzeitig stieg die Zahl derer, die mit ihrem Leben unzufrieden waren und sich einsam fühlten. Senioren fühlen sich 13 Jahre jünger Im vergangenen Jahr ergab sich aus spezifischen Fragestellungen innerhalb der Berliner Altersstudie, dass Menschen über 70 Jahre sich durchschnittlich 13 Jahre jünger fühlten, als sie es tatsächlich waren. Anna Kleinspehn-Ammerlahn vom MPI für Bildungsforschung: „Wir haben erste Hinweise darauf, dass die Selbsteinschätzung des Alters mit der verbleibenden Lebenserwartung zusammenhängt.“ Lebenszufriedenheit und Lebenserwartung Dass ein ein offenkundiger Zusammenhang zwischen der Zufriedenheit mit dem eigenen Leben und der noch bevorstehenden Lebensspanne besteht, ist ein weiteres Ergebnis der längsschnittlichenStudie. Die Analyse der psychologischen Befragungen aus über 12 Jahren ergab 2008, dass bei Hochbetagten eine stark abnehmende subjektive Zufriedenheit mit dem Leben oft auf den nahenden Tod hinweist.

5 Perspektiven / Lösungsansätze
Interdisziplinäres Arbeiten vordringlich Geriatrisches Management (z. B. nach A. Wettstein) Optimale Betreuung des Patienten und seiner Angehöriger in der Benutzung der zur Verfügung stehenden geriatrischen Institutionen, unter besonderer Berücksichtigung: des Willens des Patienten funktioneller, geistiger und sozialer Bedürfnisse und Fähigkeiten des Patienten der Behandelbarkeits- und Letalitätsprognose der Erkrankungen des Rehabilitationspotentials funktioneller Behinderungen des Pat. und der Tragfähigkeit seines sozialen Netzes Fortschritte in medizinischer und Pflegewissenschaft und v. a. –praxis Psychosoziale Unterstützung (Psychotherapie, wo indiziert; Sozialarbeit) wie für jüngere M.

6 Das bio – psycho – soziale Krankheitsverständnis
Körperliche Faktoren wie Nervenzellschwund, Arteriosklerose, Veränderung der Transmitter, degenerative Veränderungen an vielen Organen, Stoffwechselstörungen oder Mangelernährung... Lebensgeschichtliche Faktoren wie Kränkungen, unbewältigte Konflikte, das ungelebte Leben, Angst vor dem Tod... Soziale Faktoren wie Vereinsamung, Bevormundung, Überforderung, vermeintliche oder tatsächliche Armut... sind unterschiedlich gewichtet zu beachten, greifen ineinander, dies häufiger als in anderen Lebensaltern... Beispiele

7 Spezielle psychiatrische Störungen im Alter
„mitgebrachte“ wie Persönlichkeitsstörungen, intellektuelle Behinderung, Neurosen, schizophrene oder affektive Psychosen fürs Alter typische wie primär degenerative (z. B. Alzheimer`) oder vaskuläre Demenzen, Wahnentwicklungen, Wesensänderung

8 Delir / Verwirrtheitszustand
dauert meist Stunden bis Tage im Vordergrund Bewusstseinsstörung, von schläfrig bis aufgeregt verwirrt Aufmerksamkeit und Orientierung fluktuieren Denken durcheinander, mitunter wahnhaft v. a. (grobe) optische Sinnestäuschungen Störungen des Tag- Nachtrhythmus ängstlich gereizte, gelegentlich auch euphorische oder ratlos-staunige Stimmung zahlreiche Ursachen wie Hirnabbau, Hirntumoren, –blutungen, - entzündungen Internistische Erkrankungen. Häufig Diabetes, Kreislaufschwäche, Flüssigkeitsmangel... Vergiftungen mit Medikamenten oder Genussmitteln Seh-, Hörminderung stress!

9 Delir / Verwirrtheitszustand (2)
dementsprechende Faktorenanalyse, Abklärung erforderlich (mit Augenmaß) z. B. Interaktion und Umgang in Familie Medikamentenunverträglichkeit Liquorpunktion, CT oder MRI Harnwegsinfekt, Austrocknung... wenn möglich, kausale Behandlung Bluthochdruck oder Blutarmut behandeln, Schilddrüsenhormongabe, chron. Subduralhämatom entfernen, Liquorabflussstörung beseitigen... häufig „nur“ symptomatische möglich deeskalierender Umgang / Validation Ablenkung und Sicherung, emotionale Unterstützung durch Vertraute Neuroleptika, wie Haloperidol oder Risperidon in niedriger Dosierung Umfeld (Angehörige, Heimpersonal) beraten

10 Wesensänderungen im Alter
Vermindertes Durchhaltevermögen, Reizbarkeit, Affektlabilität, Apathie Distanzlosigkeit, sozial unangepasstes Verhalten Misstrauen, Sturheit Umständlichkeit Verändertes Sexualverhalten Häufig keine Krankheitseinsicht dabei intellektuell nicht beeinträchtigt (wie bei Demenz) und nicht verwirrt (wie bei Delir) zu unterscheiden von vorbestehenden Persönlichkeitsstörungen Ausschluss einer behandelbaren Ursache ( z. B. Meningeom) Beratung und Betreuung des Umfelds wichtig Psychopharmaka können mildern (Neuroleptika bei starker Affektlabilität oder paranoider Erlebnisverarbeitung, Carbamazepin bei explosivem Wesen u. a. m.)

11 Demenzen alter Begriff, früher nur irreversible und schwere Zustände gemeint in erster Linie organisch bedingter Abbau kognitiver Fähigkeiten (Gedächtnis, Orientierung, Kritikfähigkeit...) nicht kognitive Störungen für Betroffene wie Angehörige jedoch meist noch belastender (Misstrauen, Verstimmungen, Tag- Nachtumkehr, Weglaufen, Wahn...) je nach Typ der Demenz schon frühzeitig auch neurologische Ausfälle (Aphasie, Apraxie, Lähmungen, Inkontinenz, Parkinsonsymptome...) Beeinträchtigungen müssen mindestens 6 Monate bestehen und die Alltagsbewältigung erschweren Abklärung möglichst frühzeitig und sinnvoll Ausschluss reversibler Demenzen (Mangelernährung, gutartiger Hirntumor, Liquorabflussstörung, Behandlung einer Stoffwechselstörung oder Abundanz) Ausschluss einer Pseudodemenz (Depression, Parkinson) Frühzeitige Angehörigenberatung erspart viele Frustrationen und hilft das Betreuungssystem erhalten Unterschiedliche medikamentöse Ansätze bei den verschiedenen Demenzformen, Behandlung mit Antidementiva v. a. in ersten Stadien erfolgsversprechend

12 Demenzen (2) Abklärung durch Hausarzt – Facharzt / Gedächtnissprechstunde Genetik und biologische Marker bislang nicht für Routine geeignet Bildgebende Verfahren (CT, MRI) und Untersuchung des Hirnstoffwechsels (MRS, PET) case – Management durch Hausarzt, extramurale Dienste, Heim Angehörigenberatung und – entlastung (individuell, Gruppe) Verlaufsbeobachtung Alzheimer Demenz (50%) eher schleichend Vaskuläre (20%) eher schubförmig – krisenhaft Lewy-Body-Demenz (10%): fluktuierender Verlauf, Parkinson, szenische Halluzinationen, Neuroleptikaunverträglichkeit!) Frontotemporale Demenz: Wesensänderung im Vordergrund, Intellekt länger erhalten

13 Demenzen (3) Angehörigeninformation, -training und – unterstützung
Gute körperliche Pflege sowie Behandlung körperlicher Leidenszustände Soziale und familiäre Aktivitäten beibehalten: regelmäßiges körperliches und geistiges Training, Alltagsaktivitäten, familiäre Umgebung, Optimale sensorische Stimulation, Orientierungshilfen, Gründe / Auslöser für Problemverhalten identifizieren Pharmakotherapie kognitiver Symptome: Cholinesterasehemmer: Donepezil, Galanthamin, Rivastigmin Glutaminerg: Memantin (Nootropika: Ginko, Piracetam, Dihydroergotoxin) Pharmakotherapie nicht-kognitiver Symptome: Atypische Neuroleptika: z. B. Risperidon Antidepressiva, v. a. SSRI wie Sertralin, Citalopram

14 Wahn im Alter unkorrigierbares Festhalten an einer Idee, Zufall wird aisgeschlossen, „Wahngewissheit“ durch Wahn mehr oder weniger beeinflusst (in subjektiver Notwehrsituation, doppelte Buchführung) Wahnideen können flüchtig, aber auch sehr beständig sein Vorkommen bei verschiedenen psychiatrischen Leiden (Demenz, Depression, Schizophrenie, Isolation in sprachfremder Umgebung, bei Schwerhörigkeit...) Abklärung dementsprechend notwendig: z. B. Eifersuchtswahn bei Alkoholkrankheit, Bestehlungswahn bei beginnender Demenz, Verfolgungswahn bei Schwerhörigkeit oder Schizophrenie, Verarmungs-/Versündigungswahn bei Depression, Dermatozoenwahn bei Hautleiden... Meist mit Angst und Rückzug, Veränderungsangst verbunden Wahnideen kann man nicht ausreden! Jedoch auch nicht ignorieren oder mitspielen, statt dessen Ablenkung durch Beschäftigen Grundproblem angehen (Hörschwäche, depressive Verstimmung, Psychose, Isolierung) Medikamentös hochpotente Neuroleptika Auf Selbst- und Fremdgefährlichkeit achten

15 Psychoreaktive Störungen
Auch im Alter häufigste psychische Störungen – häufig übersehen oder nicht ernst genommen Von kurzer Dauer (z. B. Schreckreaktion) bis langwieriger Entwicklung (pathologische Trauerreaktion, hypochondrische oder paranoide Entwicklung...) Was ist „normale“ Reaktion auf Belastung, Verlust, Kränkung? Abnorme Reaktionen oder Entwicklungen weichen in Art, Schwere oder Dauer von „normal“ erwarteter Verarbeitung ab, Betroffene werden alleine damit nicht fertig, es droht ein Kurzschluss, Chronifizierung oder durch den stress das Auslösen einer psych. Erkrankung Häufige Kränkungen im Alter sind etwa das Gefühl unerwünscht zu sein, nicht mehr gebraucht zu werden, Einsamkeit, Langeweile, Überforderung im Alltag, plötzliche Veränderungen, Angst vor Sterben und Tod, finanzielle Unsicherheit... Dies erfordert adäquate Maßnahmen wie Krisenhilfe Stütztherapie: Hilfe bei konkreten Problemen, dabei empathisches Eingehen auf Betroffene, Aufklärung über Erkrankung und Behandlung, Beratung und Vermittlung von Unterstützung, Stimulation zu Eigenaktivität, soziale Unterstützung, Angehörigenarbeit... Psychotherapie. Höheres Lebensalter kein Ausschlusskriterium – siehe später

16 Depressionen im Alter bedeutet gedrückte Stimmung, häufig mit (Zukunfts)Angst verbunden, Unfähigkeit sich zu freuen, Hemmung von Denken, Antrieb (es gibt auch agitierte Depression), Körpersymptome wie Schwere- und Engegefühle, (v. a. Durch-)Schlafstörungen, Appetitlosigkeit, Verstopfung, Mundtrockenheit, häufig Morgentief Verursachung häufig multifaktoriell körperlich: Transmitterveränderung (Serotonin, Noradrenalin), Hirnabbau, Schilddrüsen- funktionsstörung, Eisenmangel, Lichtmangel... lebensgeschichtlich: Ich-schwäche, Verlusterlebnisse, Traumatisierungen, erdrückende Konfliktlagen... sozial: Isolierung, Hospitalismus... Dementsprechend: Anamnese, medizinische Abklärung, Therapieplan Behandlung mit unterschiedlichem Schwerpunkt, je nach primärer Ursache oder Dringlichkeit Aufklärung des Betroffenen und seines Umfeld, psychopharmakologisch – psychotherapeutisch – soziale Unterstützung Auf Suizidalität achten

17 Depressionen im Alter – bei körperlicher Erkrankung
Neurologisch: Demenzen, Parkinson, MS, Schlaganfall Herzkreislauf: KHK, Myocardinfarkt, Hypertonie Endokrin: Schilddrüse, Cushíng, Addison, Diabetes, Karzinoid Infektionen: Pneumonie, Influenza, Hepatitis, Encephalitis Mangelsyndrome: Vit-B12 und andere B-, Folsäure, Eisen, Tumore: Gehirn, v. a. Frontallappen, PancreasCa, Knochenmetas mit Serum-Ca-erhöhung... Andere: Alkoholismus, rheumatische Erkrankungen, COPD

18 Depressionen im Alter – Diagnostisches Gespräch = Therapieeinstieg
Meist differentialdiagnostischer Prozess, heißt: offen bleiben (doch hirnorganisch, doch neurotisch?) Soll sich verstanden fühlen Mit körperlichen Beschwerden beginnen Dann (schwerer in Worte zu fassendes) inneres Erleben Therapeutische Führung / Stütztherapie Behandler aktiv, Rahmen setzend Empathisches Eingehen Aus deskriptiver wird „teilnehmende“ Psychopathologie = Eingehen auf Grundzüge depressiven Geschehens

19 Eingehen auf Grundzüge depressiven Geschehens
Irritation: Verunsicherung durch erlebte Veränderung, Grübelzwang und Denkerschwernis, Angst dement oder verrückt zu sein (werden) Verändertes Zeiterleben: Stillstand, Fixierung auf Vergangenes Veränderte Mitmenschlichkeit: Welt wird bedrohlich, Projektionen Rückzug Verändertes Selbst- und Welterleben: Schwere und Enge Suizidale Gedanken oder Pläne: erfragen!

20 Psychotherapeutisches Basisverhalten im Umgang mit depressiven M.
Aktive Rolle Realistische Hoffnung geben Depression erklären Vermittlung konkreter Unterstützung Indikation für eingehendere Psychotherapie? Eingeschliffene Erlebnis- Verhaltensweisen Neurotisch-Komplexhaftes zugrunde liegend Verfahrene familiäre Situation

21 Suizid im Alter eine häufig übersehene Hochrisikogruppe (v. a. Männer, frisch verwitwet) im Vergleich zu Jüngeren: weniger Suizidversuche, mehr „gelungene“ Selbsttötungen mehr „stille“ Suizide – auch deshalb falsche Meinung, Suizid begingen v. a. junge Menschen Soziologische Sichtweise (E. Durckheim) egoistischer (schlechte soziale Einbindung, kein Rückhalt in Beziehungen...) Suizid, anomischer (Umsturz der Werte, schnelllebige Zeit...) altruistischer (nicht zur Last fallen, die anderen erlösen) Risikofaktoren im Alter: das Alter, männliches Geschlecht, Partnerverlust, Vereinsamung, Suizidversuche in der Vorgeschichte, Suizid in der Umgebung, psychiatrische Erkrankungen – v. a. Depressionen, beginnende hirnorganische Veränderung, Alkoholismus; familiäre Konflikte oder Beziehungskrisen, materielle Probleme, Verlust der Selbständigkeit und –bestimmung, mit Schmerz verbundene körperliche Erkrankungen, „Freitod“propaganda oder Euthanasiedebatten, welche Resignation bestätigen oder verstärken, zum „altruistischen“ Suizid einladen Viele dieser Faktoren sind beeinflussbar! Primärprophylaxe: solidarische Gesellschaft, keine Ausgrenzung Sekundärprophylaxe: Krisen auffangen und Krankheiten (v. a. Depressionen!) behandeln Tertiärprophylaxe: Suizidale Krisen und Suizidversuche ernst nehmen!

22 Suizid im Alter (2) Einschätzung der Suizidgefahr / Präsuizidales Syndrom (E. Ringel) Einengung : situativ / Beziehung, Werte / im Denken und Fühlen „Einbahnstrasse“ Aggressionsstau und –umkehr: innerlich gespannt, geladen, Probehandlungen Suizidphantasien: wie konkret? Vorbereitungen? wie viel Spielraum hat der Betroffene noch, wie viel Gegenwehr? Der suizidale Mensch will nicht sterben – sondern kann so nicht mehr leben! Ist Betreuung vorort möglich, verantwortbar – oder Einweisung auf psychiatrische Abteilung notwendig? Richtige Prioritäten: erst sichern, dann abklären Entlastung durch Sedativa (v. a. Schlaf), spezifische Behandlung

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24 Entstehungsbedingungen (mod. nach C. Wächtler)
1. Das Alter 2. Zusätzliche Wirkfaktoren Psychische Erkrankungen (Depression, beginnende Demenz, Alkoholismus) Körperliche Erkrankungen oder Einschränkungen (v. a. chronische, schmerzhafte, abhängigmachende) Psychosoziale Einschnitte (Verluste, Konflikte...) 3. Moderierende Faktoren Persönlichkeit (zwanghaft-depressive, selbstunsicher-abhängige) Soziale Netz (gesellschaftliches Klima, familiärer Rückhalt) Zeitliche Abfolge / Grad der Vorhersehbarkeit

25 Präventive Strategien (mod. nach C. Wächtler)
Psychische Erkrankungen erkennen, ernst nehmen u. konsequent behandeln Körperliche Leiden, Schmerzen behandeln oder palliativ begleiten Soziale Gegebenheiten berücksichtigen, Isolierung vermeiden Hausarzt Primärversorger - aber auch „Lotse“ zu Spezialisten Multimorbidität erfordert Multiprofessionalität >> Domäne der Geriatrie

26 Suizidgefahr erkennen – Besonderheiten im Alter
„Depressives Kernsyndrom“ oft larviert, d. h. hinter Klagen über körperliche Beschwerden versteckt – Praesuizidales Syndrom (E. RINGEL) häufig verschleiert: zwar situative, äußere Einengung offensichtlich, doch dynamische (im Denken und Fühlen) häufig als alterstypische Verlangsamung oder „physiologische Lebensmüdigkeit“ verkannt Aggressionshemmung und – umkehr schwerer erfrag- und erspürbar, Probehandlungen eher i.S. eines Verweigerns als Agierens Suizidphantasien müssen noch aktiver erfragt werden als bei Jüngeren

27 Abhängigkeitserkrankungen im Alter
„mitgebracht“ (2/3) oder im Alter begonnen (häufig aufgrund Vereinsamung, Überforderung...) Abhängigkeit (Sucht) liegt vor: unbezwingbarer Wunsch nach Substanzeinnahme (psychische Abhängigkeit) vegetative Entzugserscheinungen (körperliche Abhängigkeit) Toleranzentwicklung (immer höhere Dosis erforderlich) Wesensänderung fortschreitende Vernachlässigung anderer Interessen...bis Verwahrlosung Alkohol- und Medikamenten (Tranquilizer und Schmerzmittel) am häufigsten Körperliche Folgen im Alter v. a. auch Stürze und Mangelernährung Demenzentwicklung durch Alkoholismus beschleunigt Entwöhnungsbehandlungen auch im Alter indiziert und erfolgsversprechend Absetzen von Schlafmitteln, an die sich ältere Menschen gewöhnt haben, nicht sinnvoll, wenn „low-dose-dependence“

28 In Alter „mitgebrachte“ psychische Störungen
wie intellektuelle Behinderung, Persönlichkeitsstörungen, schizophrene oder affektive Psychosen, Neurosen („Reinszenierung“ alter Konflikte, „Wachwerden“ von Komplexen können durch hirnorganische Veränderungen sowohl abgeschwächt aber auch kompliziert verlaufen bzw. in Erscheinung treten Veränderungen einer länger bestehenden Psychopharmakotherapie müssen sehr vorsichtig vorgenommen werden, Ausschleichen über Monate Zu achten ist etwa auf Spätdyskinesien nach jahrelanger neuroleptischer Therapie (unwillkürliche Schnauz Schmatzbewegungen, grobschlägiges Zittern Verstopfung durch Neuroleptika oder alte Antidepressiva Harnverhaltung, Verschlechterung eines grünen Stars...

29 Psychotherapie in höherem Alter
Non Young – Attractive – Rich – Verbal – Intelligent – Successfull – Klientel? Unterversorgung aufgrund Gerontophobie von Ärzten und Psychotherapeuten eher an Defiziten orientiertes Verständnis des älteren Menschen mangelndes Wissen über Gerontologie und Gerontopsychotherapie ein eher negatives Selbstbild der älteren Menschen selbst...? Typische Themenbereiche: Verlust oder Trennung, Unfähigkeit selbständig zu leben Körperliche Beeinträchtigungen, die Eigenständigkeit und Selbstwert bedrohen Identitätskrisen nach Berentung oder Pensionierung – Sinnfrage Generationenkonflikte Ängste vor dem Alleinsein, neuer Umgebung, „Entwurzelung“ Partnerschaftsprobleme, Probleme mit Sexualität Aktualisierung von Schuldgefühlen oder „das ungelebte Leben“ Mühe die „Endlichkeit“ des Daseins zu akzeptieren...

30 Psychotherapie in höherem Alter (2)
Anpassung der Therapiemethode erforderlich Erfahrung in Geriatrie / Gerontopsychiatrie Abwertende Vorurteile von Fachkollegen Rollenumkehr. Jüngere(r) Therapeut(in) Eventuell Reaktivierung eigener Konflikte mit der Elterngeneration Interdisziplinäres Arbeiten häufiger notwendig v. S. Patienten Angst vor Neuem und Unbekannten, Resignation Methoden Systemisch: Patient nur „Symptomträger“? Verhaltenstherapie: Umlernen, Desensibilisieren Analytisch: bei tiefer verdrängten Konflikten Gesprächspsychotherapie: Empathie und Ermutigung

31 Pharmakotherapie im Alter
aufgrund veränderter Resorption in Magen und Darm, Bindung an Eiweiß, Ausscheidung über Leber und Darm, erhöhtem Fettanteil, vermindertem Hirngewicht und Nervenzellverlust, verminderter Durchblutung, Transmitteraktivität und Sensitivität der Rezeptoren... häufiger Kumulation, Intoxikationen, Neben- und paradoxe Wirkungen daraus resultieren Verwirrtheit, delirante Zustände, Kreislaufstörungen, Agitiertheit, motorische Unruhe, Atemdepression, Harnverhaltung... Empfehlung: „start low – go slow!“ – 1/3 Einstiegsdosis, langsame Dosissteigerung, verteilte Dosis (Problem Compliance!), Beachtung von Interaktionen und Halbwertszeiten, Medikamentenspiegelbestimmung Benzodiazepine (Tranquilizer): beruhigend, angstlösend, moderne Schlafmittel jedoch: Tagesmüdigkeit, Verwirrtheit, paradoxe Reaktionen, verschlechterte Kognition, motorische Störungen durch Muskelerschlaffung mit Sturzgefahr, Gewöhnung möglich Neuroleptika (Antipsychotika): beruhigen, wirken gegen Halluzinationen, Wahn u. Zerfahrenheit Jedoch: Kreislaufstörungen, Parkinsonsyndrom, Verstopfung u.a. möglich Antidepressiva: wirken bei vital gedrückter Stimmung Neue AD mit weniger Nebenwirkungen, alte v. a. Gewichtszunahme, Verstopfung, Harnverhaltung

32 Pharmakotherapie (2) bei Demenzen, v. a. bei kognitiver Beeinträchtigung Cholinesterasehemmer: erhöhen Acetylcholinkonzentration am Rezeptor Donezepil (Aricept®), Galanthamin(Reminyl®), Rivastigmin (Exelon®) v. a. bei Alzheimerdement im frühen Stadium bzw. MCI (mild cognitive impairment) NMDA-rezeptor-antagonist: modulieren Glutamat-exzess Memantin (Ebixa®, Axura®) v. a. bei mittelschwerer und schwerer Demenz Nootropika (Wirkung nicht überzeugend belegt): Ginko biloba Piracetam (Nootropil®) Dihydroergotoxin (Hydergin®) bei nicht kognitiven Beeinträchtigungen (Verstimmungen, Schlafstörungen, Unruhe, Wahn) symptomatische Behandlung mit Neuroleptika (Haloperidol, Risperidon) oder Antidepressiva (auf Interaktionen achten)


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