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Modul Kraftfahrzeugtechnik I & II

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Präsentation zum Thema: "Modul Kraftfahrzeugtechnik I & II"—  Präsentation transkript:

1 Modul Kraftfahrzeugtechnik I & II
Alternative Fahrzeugkonzepte und Komponenten Dr. techn. Dipl.-Ing Gerhard Bruner Prof. Dipl.-Ing. Dr. h.c Jürgen Stockmar Bruner / Stockmar Alternative Fahrzeugkonzepte und Komponenten

2 Ziel der Vorlesung „Alternative Fahrzeugkonzepte und Komponenten“
Die heutige Terminologie wendet den Begriff „alternativ“ primär für eine ideologische und politische Position an, bei der vornehmlich ökologische Schwerpunkte gesetzt werden. In dieser Vorlesung soll unter „Alternativen Fahrzeugkonzepten“ dagegen der Begriff im originären Sinn als „anders“ und auch „zukunftsweisend“, eben Alternativen zu ausgeführten Lösungen aufzeigend, verstanden werden. Dass viele der alternativen Fahrzeugkonzepte auch im politischen Sinne die Marke „alternativ“ verdienen, ist dabei kein Zufall, sondern resultiert aus den dringenden Erfordernissen, bei neuen Fahrzeugentwicklungen noch stärker als bisher Ökonomie und Ökologie zu integrieren. Fahrzeuge stellen als Ganzes Kompromisse aus verschiedenen partiellen Lösungs-ansätzen dar, die auf der Komponentenebene bereits bestimmend wirken. Die alternativen Fahrzeugkomponenten sollen in diesem Kontext deshalb, genauso wie die Gesamtkonzepte, ausgehend von der ursprünglichen Zielsetzung oder sogar Notwendigkeit, analysiert und bewertet werden. Im Folgenden liegt die Priorität der Betrachtungen auf dem Straßenverkehr bzw. mehrspurigen Straßenfahrzeugen. Wegen der immer wichtigeren und engeren Vernetzung der einzelnen Verkehrssysteme ( Straße, Wasser , Schiene, Luft) sind für bestimmte Aspekte auch diese Systeme fallweise in die Diskussionen zu integrieren. Bruner / Stockmar Alternative Fahrzeugkonzepte und Komponenten

3 1.) Mobilitätskonzepte / Verkehrskonzepte
Inhalt Aufteilung / Termine / Inhalte der Vorlesung Lebenslauf Stockmar Teil I. 1.) Mobilitätskonzepte / Verkehrskonzepte 1.1.) Mobilität in der Geschichte 1.2.) Zusammenhang zwischen BIP und Verkehr 1.3.) Vernetzung der Mobilitäts-/Verkehrssysteme 1.4.) Intermodaler Verkehr 1.5.) Divergierende Anforderungsprofile an Verkehrssysteme 1.6.) Einflussfaktoren auf die Automobilentwicklung 1.7.) Selbstorganisation vs. Fremdorganisation von Verkehrsnetzten – Telematik 1.8.) Fahrer-Assistenz-Systeme 1.9.) Autonomes Fahren 2.0.) Alternative urbane Versorgungskonzepte Bruner / Stockmar Alternative Fahrzeugkonzepte und Komponenten

4 2.) Primärenergieverbrauch
2.1.) Life Cycle Assessment des Primärenergieverbrauchs 2.2.) Verbrauch / CO2-Emissionen / EU-Vorgaben 2.3.) Verbrauchstreiber 2.4.) Alternative Konzeptfahrzeuge mit geringem Luftwiderstand, Pkw 2.5.) Typische Luftwiderstandsbeiwerte cw ausgewählter Fahrzeugtypen 2.6.) Alternative Konzeptfahrzeuge mit geringem Luftwiderstand, Lkw 2.7.) Train- und Convoy / SARTRE-Konzepte 2.8.) Gewicht – Leichtbau 2.9.) Flächenbedarf Bruner / Stockmar Alternative Fahrzeugkonzepte und Komponenten

5 Teil II. 3.) Werkstoffe 4.) Fahrwerkskomponenten 5.) Resümee
3.1.) Anforderungen an Werkstoffe 3.2.) Festigkeit – Gewicht – Kosten 3.3.) neue Stähle 3.4.) CFK 3.5.) Hybrid-Bauteile 3.6.) Nachwachsende Rohstoffe 4.) Fahrwerkskomponenten 4.1.) Reifen 4.2.) Silika als Füllstoff 4.3.) Kunststoffreifen 4.4.) Räder 4.5.) Antrieb 4.6.) Radführungen 4.6.1.) aktive Radführungen 4.7.) Federn 4.7.1.) aktive Federung 4.8.) Stoßdämpfer 4.9.) Bremsen 5.) Resümee 6.) Literaturverzeichnis Bruner / Stockmar Alternative Fahrzeugkonzepte und Komponenten

6 Sommersemester Knoller-Hörsaal; jeweils Donnerstag 10 bis 12 Uhr Aufteilung / Termine / Inhalte der Lehrveranstaltung: 7. März; 14. März; 21. März; Mobilitäts- / Verkehrskonzepte - Gesamtfahrzeugkonzepte – Assistenzsysteme-Autonomes Fahren Stockmar April; 18. April; 25. April; Energiespeicher - Antrieb/ Antriebsanordnung - Getriebe/ Kraftübertragung Bruner 2. Mai; 16. Mai; 23. Mai; 6. Juni; Werkstoffe – Räder/ Reifen - Federung/ Dämpfung- Achsen / Achsführungen - Bremsen - Lenkung Stockmar Juni; 20. Juni; 27. Juni; Rahmen/ Aufbau/ Interior - Kühlung/ Heizung/ Klimatisierung - Elektrik/ Elektronik - Sicherheitssysteme/ Komfortsysteme Bruner Prüfungstermine 21. Juni 2013, 12. Juli , 13. September 2013 Bruner / Stockmar Alternative Fahrzeugkonzepte und Komponenten

7 Lebenslauf Prof. DI Dr. h.c. Jürgen Stockmar
bis Studium des Maschinenbaus, Fachrichtung Verkehrsmaschinen, TH Hannover Leiter der Motorsportabteilung Fa. Solex Vergaser, Neuss   Ressortleiter „Test & Technik“, später Chefredakteur bei der Auto Zeitung, Köln   Leiter der Abtlg. Fahrwerkabstimmung bei AUDI NSU, Ingolstadt   Entwicklungsleiter Allradfahrzeuge bei Steyr-Daimler-Puch AG, Bereich Graz, ab Mitglied des Vorstandes Steyr-Daimler-Puch, Bereich „Entwicklung“   Mitglied des Vorstandes der AUDI AG, Ingolstadt, Bereich „Technische Entwicklung“   Mitglied des Vorstandes der Steyr-Daimler-Puch AG, Wien Vorsitzender der Geschäftsführung der S-D-P Fahrzeugtechnik GmbH, Graz   Mitglied des Vorstandes der Adam Opel AG, Rüsselsheim, Bereich Technik seit Vorlesungen an der TU Wien „Chassis design and its influence on vehicle dynamics“   Mitglied des Vorstandes der Magna International und Magna Europa AG, Bereich F & E seit Unternehmensberater, u.a. für MagnaSteyr, MIBA, steyr. Landesregierung  2003 bis Geschäftsführer „Magna Education and Research GmbH & Co KG“ bis Mitglied des Aufsichtsrates der Continental AG 2005 bis Mitglied des „Rat für Forschung und Technologieentwicklung“ der österreichischen Bundesregierung 2006 bis Mitglied des Aufsichtsrates der Österreichischen Forschungsförderungsgesellschaft Bruner / Stockmar Alternative Fahrzeugkonzepte und Komponenten

8 1.) Mobilitätskonzepte / Verkehrssysteme
Bruner / Stockmar Alternative Fahrzeugkonzepte und Komponenten

9 1.1.) Mobilität in der Geschichte
Eine Grundbedingung für die Entwicklung höherer Kulturen und wachsenden Wohlstand stellt Mobilität dar. Erst Mobilität ermöglicht den Austausch von Ideen, Wissen, Personen und Waren zur kulturellen und wirtschaftlichen Entwicklung durch Synergien und Arbeitsteilung zwischen verschiedenen Bevölkerungsgruppen und Wirtschaftssystemen. So basierten die Expansion und Funktion aller großen alten Reiche auf zwei Säulen: militärische Stärke und perfekt ausgebautes Straßennetz. Die industrielle Revolution führte zu einem neuen Verkehrsnetz: der Eisenbahn. Nach der Entwicklung der effizienten Dampf-maschine (Patent James Watt 1769) stand erstmals eine Kraftmaschine mit ausreichender Leistung zur Verfügung. Nach dem Bau der ersten Eisenbahnroute 1825 (Stockton-Darlington, GB) nahm die Zahl der Eisenbahnstrecken rapide zu verfügte das Eisenbahnnetz weltweit über eine Länge von km. Heutige Gesamtlänge des globalen Eisenbahnnetzes: knapp 1.2 Mio. km. Abb. 1. Römisches Hauptstraßennetz ,100 n.Chr. Bruner / Stockmar Alternative Fahrzeugkonzepte und Komponenten

10 Die Eisenbahn als Verkehrsmittel ermöglichte die Entwicklung bis dahin unbekannter Mobilitätskonzepte mit schnellen Transporten von größeren Personen- Anzahlen und auch Massengütern. Bis zur Erfindung des Automobils stellte die Eisenbahn für den Langstrecken-Verkehr zu Land das wichtigste Mobilitätskonzept dar. Mit dem Automobil (Daimler/Benz 1886) verlagerte sich der Schwerpunkt der bisherigen Verkehrskonzepte von der Eisenbahn und eingeschränkt dem Wasserverkehr auf den Straßenverkehr. Bis heute wurden weltweit 32 Millionen Kilometer Straßen (einschließlich Pisten) angelegt, und jede kleine Ansiedlung verfügt über eine Straßenanbindung. Bruner / Stockmar Alternative Fahrzeugkonzepte und Komponenten

11 1.2.) Zusammenhang zwischen BIP und Verkehr
Wegen der Wichtigkeit von Mobilität und Verkehr auf die gesamte Entwicklung, besonders auf Beschäftigung und Wohlstand, hat die Europäische Union als Garant für eine weitere positive Gesamtentwicklung des europäischen Raumes das Vier-Säulen-Konzept für Mobilität und Freizügigkeit postuliert: 1.) Freizügigkeit von Kapital ) Freizügigkeit von Waren 3.) Freizügigkeit von Personen ) Freizügigkeit von Dienstleistung Freizügigkeit von Ideen fehlt! Die Bindung von Verkehrsaufkommen zum Bruttoinlandsprodukt belegen die Daten in Abb.2. Der überproportionale Anstieg des Güterverkehrsaufwandes gegenüber dem BIP liegt vor allem im „Warentourismus“, d.h. Einkauf von Gütern in Niedrigkostenländern ,Transport zur Verwendung in Europa. Exotische Lebensmittel eingeschlossen. (Zu) niedrige Transportkosten sind der Treiber dieser Entwicklung. (Gütertransportintensität = Verkehrsaufwand pro Einheit BIP) Abb.2 Bruner / Stockmar Alternative Fahrzeugkonzepte und Komponenten

12 1.3.) Vernetzung der Mobilitäts-/Verkehrssysteme
Abb. 3 zeigt die vielfältige Vernetzung der wichtigsten Mobilitäts-und Verkehrssysteme und mit den auf der darunter liegenden Ebene angewandter Antriebs-Technologien. Die einzelnen Verkehrssysteme waren bereits als Netzwerke konzipiert (Straßennetz, Schienennetz, Schifffahrts- und Flugrouten). Für die Zukunft spielt die enge Vernetzung der Systeme miteinander zur Optimierung der jeweiligen Transportkapazitäten in ökonomischer und ökologischer Sicht als alternative Transportplanung eine immer wichtigere Rolle. Systemebene Technologie- Ebene Bruner / Stockmar Alternative Fahrzeugkonzepte und Komponenten

13 Zur Beherrschung der komplexer vernetzten Transportwege sind Steuerungssysteme notwendig, die für den speziellen Transport den Zeitbedarf, die Kosten oder – noch selten – die ökologischen Vorteile optimieren. Traditionelle Transportunternehmen arbeiten heute als Logistik-Dienstleister, die das gesamte Leistungsportfolio der Steuerung und des Transportes in stark vernetzten Verkehrssystemen bearbeiten. Bruner / Stockmar Alternative Fahrzeugkonzepte und Komponenten

14 1.4.) Intermodaler Verkehr
Die Einführung von Containern für den Warentransport hat einen ökonomischen Verkehr über die einzelnen Systeme ermöglicht. Das deutsche Ministerium für Verkehr, Bau und Stadtentwicklung sieht noch weitere Ausbauchancen: „Intermodalen Verkehren wird ein großes Wachstumspotenzial bescheinigt, da sie die Vorteile des LKW im Flächenverkehr mit den gebündelten Transporten auf Schiene und Wasser verknüpfen. Da …auch Verlagerungseffekte von der Straße erzielt werden, kommt der Attraktivitätssteigerung des Intermodalen Verkehrs wichtige politische Bedeutung zu. Im Vergleich … (zu) dem reinen Lkw-Transport, hat der Intermodale Verkehr allerdings den Nachteil einer größeren Komplexität (z.B. Umschlag, Pünktlichkeit).“ Abb.4 Abb. 4 Bruner / Stockmar Alternative Fahrzeugkonzepte und Komponenten

15 Bei der Einschätzung der zukünftigen Transportvolumina des intermodalen oder integrierten Verkehrs muss beachtet werden, dass Kraftfahrzeuge wegen des gut ausgebauten Straßennetzes Flächenbedienung ermöglichen, Eisenbahn , Schifffahrt und Luftverkehr dagegen nur Linienbedienung. Auch deshalb wird ein weiterer hoher Anstieg des Straßengüterverkehrs prognostiziert- allein 20 % bis 2020 (MAN), mindestens 50 % bis 2050 (BMVIT). Mit den bestehenden Transportwegen auf Straße und Schiene sind die Erweiterungsmöglichkeiten für den intermodalen Verkehr allerdings beschränkt. Die Analyse der aktuellen Transport-Anteile für Personen und Güter zeigt das deutlich (Abb.4). Lkw transportieren derzeit rund 70 % aller Güter. Eine Verlagerung von nur zehn Prozent des Lkw-Transportvolumens auf die Schiene bedeutet dort eine Steigerung um 40 %. Damit würde das System Eisenbahn sowohl organisatorisch als auch kapazitätsmäßig überfordert. Bei der Einschätzung der möglichen ökologischen Vorteile des Schienentransportes bei integriertem, intermodalen Verkehr sind die realen Möglichkeiten gegenüber den häufig ideologisch/politisch begründeten Zielsetzungen zu berücksichtigen. Politisches Wunschdenken übertrifft hier die Realität. Bruner / Stockmar Alternative Fahrzeugkonzepte und Komponenten

16 Alternative Fahrzeugkonzepte und Komponenten
Der Streckenausbau der Bahn kostet heute pro Leistungskilometer fast das Dreifache als die Schaffung der gleichen Straßenkapazität (Abb.5). Der Kostenvorteil der Straße beruht hauptsächlich im deutlich gesteigerten Transportvolumen und der höheren Durchschnittsgeschwindigkeit moderner Lkw und damit entsprechend gesteigerten Tonnenkilometern. Die Transportkapazität des Schienenverkehrs ist nicht beliebig zu steigern. Das reibungsarme Rad-Schiene-System (  Rad/Schiene ca. 0,12; Reifen/Fahrbahn 0,7/1,3 ) mit niedrigerem Verbrauch zur Überwindung des geringen Rollwiderstandes bedingt lange Bremswege und damit Zugfolgen mit großen Abständen, bei höheren Geschwindigkeiten bis zu mehreren Kilometern. Abb. 5 Bruner / Stockmar Alternative Fahrzeugkonzepte und Komponenten

17 (abhängig von lokalen Lichtraumprofilen).
Der Autoreisezug stellt heute einen praktizierten intermodalen Verkehr für den Auto- und Personentransport dar. Verladen / Entladen aber zeitintensiv. Vorschlag zur Zeitersparnis: simultane Querverladung, nur mit kurzen Fahrzeugen möglich. Diese Alternative aber nur für Spezialstrecken ( z. B. Alpentunnel) interessant und kann wegen begrenzter Kapazität ( siehe Abb 4. ) den Straßenverkehr insgesamt nicht signifikant entlasten. Nur Vision? Fahrzeuge nicht notwendigerweise identisch, aber kurz (Smart-Länge 2695 mm) . Maximale Länge ca mm (abhängig von lokalen Lichtraumprofilen). Abb Quelle: Asmo / Schindler Waggon Bruner / Stockmar Alternative Fahrzeugkonzepte und Komponenten

18 1.5.) Divergierende Anforderungsprofile an Verkehrssysteme
Die heute gebräuchlichsten Verkehrssysteme umfassen vom Fußgänger, Fahrrad, Motorrad, Pkw, Lkw, Bahn, Flugzeug, Fluss-/Seeschifffahrt ein breites Spektrum. Ihre Anforderungen betreffen weit divergierende Komplexe (Reihenfolge nicht gewichtet, hängt vom Transportmittel und – Einsatzprofil ab): 1.) Transportkapazität 2.) Ökonomie (Kosten) 2.) Sicherheit 3.) Zuverlässigkeit, Pünktlichkeit 4.) Reichweite 5.) Komfort 7.) Ökologie (Umweltverträglichkeit) 8.) Geschwindigkeit - Zeit 9.) Abholung / Anlieferung am Ort 10.) Geräusch Bruner / Stockmar Alternative Fahrzeugkonzepte und Komponenten

19 Ökologie, Sicherheit und Ökonomie der Transportsysteme stellen die wichtigsten Entwicklungs- und Innovationsziele aller Verkehrssysteme dar. Die beiden ersten Aufgaben reglementiert die EU für Straßenfahrzeuge seit mehreren Jahren durch strikte Grenzwerte bzw. Zielvorgaben. Bruner / Stockmar Alternative Fahrzeugkonzepte und Komponenten

20 1.6.) Einflussfaktoren auf die Automobilentwicklung
Kunden- anforderungen Gesetzgebung Infrastruktur Ressourcen Technologien Konkurrenz Märkte Umwelt Bruner / Stockmar Alternative Fahrzeugkonzepte und Komponenten

21 Alternative Fahrzeugkonzepte und Komponenten
Forschungsfahrzeuge, Show-Cars, Konzeptstudien und Prototypen müssen nicht die Fülle der gesetzlichen Zulassungsvorschriften wie Serienfahrzeuge zur Homologation erfüllen. Diese Vorschriften engen die Entwickler bei alternativen Konzepten (z.B. steer by wire) ein. Abb. 7 Quelle: Seifert / Walzer Plus Front-, Heck-, Seitencrash, Überschlag, Fußgängerschutz Bruner / Stockmar Alternative Fahrzeugkonzepte und Komponenten

22 1.7.) Selbstorganisation vs. Fremdorganisation von Verkehrsnetzten –
Telematik Verkehrsstaus auf europäischen Straßen führen heute zu einem geschätzten Mehrverbrauch von 15 Prozent. Dieser ineffiziente Anteil des Kraftstoffverbrauchs wird wegen der zukünftig höheren Verkehrsbelastung noch steigen – eine nicht akzeptable Entwicklung. Unreglementierter Verkehr erfüllt nach der Systemtheorie die Kriterien eines selbstorganisierten Systems: Komplexität, Selbstreferenz, Redundanz und Autonomie (nach W.A. Clark und B.G.Farley). Der Idealfall des frei fließenden Verkehrs ohne äußere Störungen entspricht nicht dem realen Verkehrsverhalten. Die auf das Verkehrssystem einwirkenden Störungen bewirken Verzögerungen und Staus (Abb. 8). Verkehrsregelungen können Kapazitätsüberlast- ungen auf bestimmten Straßenabschnitten redu-zieren. Ampelschaltungen (grüne Welle), Verkehrs-leitungen durch Ordnungsmaßnahmen oder Verkehrsfunkleitung stellen bekannte Mittel dar. Rechnergestützte, großräumige Verkehrsleitungen müssen für eine bessere Kapazitätsausnutzung des vorhandenen Straßennetzes sorgen. Der Begriff „Telematik“ fast diese Maßnahmen zusammen. Abb.8 Staus verbrauchen Zeit, Kraftstoff und Kosten ohne Effizienz Bruner / Stockmar Alternative Fahrzeugkonzepte und Komponenten

23 Alternative Fahrzeugkonzepte und Komponenten
Selbstorganisierte Systeme haben i. d. R. vier Eigenschaften : Komplexität: Sie sind komplex, wenn ihre Teile durch wechselseitige, sich permanent ändernde Beziehungen miteinander vernetzt sind. Die Teile selbst können sich ebenfalls jederzeit verändern. Komplexität erschwert es, das Verhalten von Systemen vollständig zu beschreiben oder vorherzusehen. Selbstreferenz: Selbstorganisierende Systeme sind selbstreferentiell und weisen eine operationale Geschlossenheit auf. Das heißt, „jedes Verhalten des Systems wirkt auf sich selbst zurück und wird zum Ausgangspunkt für weiteres Verhalten“. Operational geschlossene Systeme handeln nicht aufgrund externer Umwelteinflüsse, sondern eigenständig und eigenverantwortlich aus sich selbst heraus. Selbstreferenz stellt aber keinen Widerspruch gegenüber der Offenheit von Systemen dar. Redundanz: In selbstorganisierenden Systemen erfolgt keine prinzipielle Trennung zwischen organisierenden, gestaltenden oder lenkenden Teilen. Alle Teile des Systems stellen potentielle Gestalter dar. Autonomie: Selbstorganisierende Systeme sind autonom, wenn die Beziehungen und Interaktionen, die das System als Einheit definieren, nur durch das System selbst bestimmt werden. Autonomie bezieht sich nur auf bestimmte Kriterien, da eine materielle und energetische Austauschbeziehung mit der Umwelt weiterhin besteht. Quelle: Wikipedia Bruner / Stockmar Alternative Fahrzeugkonzepte und Komponenten

24 Telematik umfasst mindestens zwei Systeme:
eine kontinuierliche Kapazitätsüberwachung des Straßennetzes registriert sich aufbauende Überlastungen und leitet vor dem Verkehrskollaps ein Teil der Fahrzeuge großräumig auf Umfahrungsrouten um. Bei der car2car-communication senden Fahrzeuge Informationen über freie Strecken , sich aufbauende Staus und Gefährdungs-Potenziale, zum Beispiel durch Glatteis oder Unfälle (Abb.9), an andere Fahrzeuge und gleichzeitig an das Telematik-System. Die car2car-communication erlaubt eine sofortige Information im Nahfeld des sendenden Fahrzeuges und deshalb eine schnellere Reaktion als über das regionale Telematik-System. Auch die Annäherung von Fahrzeugen an Kreuzungen kann den anderen Verkehrsteilnehmern angekündigt werden, so dass sich Fahrer auf diese Verkehrssituation vorbereiten können. Ebenso kann dieses System bei Unfällen– ähnlich wie das heute schon bekannte eCall-System – warnen und Hilfe anfordern. Aus Datenschutzgründen müssen die von den Fahrzeugen gesendeten Informationen anonymisiert sein, d.h. ohne die jeweilige Fahrzeugidentifikation. Abb.9. car2car communication Bruner / Stockmar Alternative Fahrzeugkonzepte und Komponenten

25 Alternative Fahrzeugkonzepte und Komponenten
Ein weit reichendes Telematik-System hebt die Selbstorganisationen des Verkehrs auf und führt zu einem fremdorganisierten System. Der dafür notwendige Aufwand an Verkehrsüberwachungs- geräten, Informationsübermittlungen zur Verkehrslenkung und komplexen Auswertungen in Großrechnern (Abb.10) hat bisher die Einführung von Telematik-Systemen über Versuchsinstal- lationen hinaus verhindert. Die Lenkung durch Fremdorganisation des Verkehrssystems als Alternative (Abb.11) wird mit zunehmender Verkehrsdichte unumgänglich, um den Infarkt des gesamten Systems zu verhindern. Abb.11 Einfache Verkehrslenkung Quelle Reg. Bez. Arnsberg Abb. 10 Telematik-Infrastruktur Quelle:Siemens Detaillierte Informationen über einen Großversuch unter mit Beschreibung der eingesetzten Infrastruktur Bruner / Stockmar Alternative Fahrzeugkonzepte und Komponenten

26 1.9.) Fahrer-Assistenzsysteme
Fahrer-Assistenzsysteme dienen der Umfeldregistrierung, der Signalauswertung verschiedener Sensoren, der teilweise eigenständigen Entscheidung für die Einleitung von fahrdynamischen Korrekturmaßnahmen und insgesamt der Unterstützung des Fahrers bei der komplexen Aufgabe der Fahrzeugführung. Assistenzsysteme setzen elektronisch generierte Daten von Video-Kameras, Radar, Laser, Ultraschall- und Infrarot-Sensoren, GPS sowie Beschleunigungs- und Drehwinkelsensoren in dezentralen Rechnereinheiten (CPU) oder einem Zentralrechner (Global Chassis Controller) in Steuergrößen für mechatronische Systeme um. Ihr Vorteil liegt in der Verarbeitungsgeschwin-digkeit, im Multitasking und der Präzision der kybernetischen/regelungstechnischen Auswertung / Umsetzung. In Premium- und teilweise sogar in Standard-Modellen eingeführte Assistenzsysteme: ABS ESP Cruise Control / Adaptiv Cruise Control Notbrems-Assistent mit Pre-Sense / Kollisionsvermeidung Spurhalteassistent Seiten-Assistent / Überhol-Assistent Automatische Einparkhilfe Überlagerungslenkung (Vorder- und Hinterachse) Verkehrszeichenerkennung Assistenzsysteme bilden die notwendige Basis für die nächste Stufe der Mobilität, das autonome Fahren. Bruner / Stockmar Alternative Fahrzeugkonzepte und Komponenten

27 Fahrer- Assistenzsysteme Bruner / Stockmar
Quelle: Audi Bruner / Stockmar Alternative Fahrzeugkonzepte und Komponenten

28 1.9.) Autonomes Fahren Bruner / Stockmar
Das EUREKA-PROMETHEUS-Projekt ( PROgraMme for a European Traffic of Highest Efficiency and Unprecedented Safety , ) war das bisher größte Forschungsprojekt für führerlose Autos legte das Roboterfahrzeug VaMP 1758 km von München nach Odense und retour führerlos zurück. Fahrereingriff durchschnittlich alle 9 km. (Wikipedia) Weiterentwicklungen forciert aktuell in USA die DARPA mit dem Wettbewerb Urban Challenge. Nachweis erbracht, dass autonomes Fahren prinzipiell möglich ist. Weitere Fortschritte mit der zukünftigen Nutzung der Signale und Führung aus Telematik-Systemen. Aufwändige Sensorik: Radar, Laser, GPS, Funk, Kameras, Lidar. Rechner mit großer Kapazität halten den Wagen auf dem vorgegebene Kurs. Autonom gesteuerte Fahrzeuge auf dem Weg zur Schwarmintelligenz? Abb.12, 13 Quelle: DARPA Bruner / Stockmar Alternative Fahrzeugkonzepte und Komponenten

29 2.0.) Alternative urbane Versorgungssysteme
Zur Begrenzung der Schadstoffbelastung durch den Verkehr beschränken einige Städte bei hoher Schadstoffkonzentration die Einfahrt in City-Zentren auf Fahrzeuge mit den Emissionsklassen Euro 4 / 5 / später 6. Trotz stringenter Beschränkung der Fahrzeug-Emissionen bis hinunter zu messtechnisch kaum noch nachweisbaren Werten wird die anhaltende Diskussion über Feinstaub-belastungen im urbanen Raum und Cities zu alternativen Ansätzen führen müssen. Bereits 1982 schlug Stockmar ein mehrstufiges Versorgungs-System vor, um in Stadtzentren die Schadstoffbelastung durch notwendige Versorgungsfahrten zu reduzieren. Quelle: MAN Abb.14 Entwicklung der Euro-Grenzwerte Bruner / Stockmar Alternative Fahrzeugkonzepte und Komponenten

30 Alternative Fahrzeugkonzepte und Komponenten
Bei diesem alternativen Versorgungssystem transportieren schwere Lkw auf Langstrecken die Güter zu Haupt-Logistikzentren, wo sie auf kleinere Lkw für den Einsatz in Ballungsräumen umgeladen werden. In Regional-Logistik-Zentren erfolgt die Verteilung auf kleinere Lkw mit Hybrid-Antrieb. Hybrid-Fahrzeuge ideal für urbanen Einsatz wegen Rekuperierbarkeit von potentieller und kinetischer Energie der Lkw ( dazu 2.3.) Verbrauchstreiber ) Mit der Entwicklung von deutlich leistungsfähigeren Batterien als die heutigen Li-Ion-Akkumulatoren Ausstattung dieser Klein-Lkw auch mit reinem Elektroantrieb möglich. Dieses System (Abb.15) garantiert auch in City-Umweltzonen die Güterver-sorgung mit kleinstmöglicher Schad- stoffbelastung. Zeit- und kostensparendes Umladen mit modernen Paletten- und Containersystemen sowie elektro-nischem Datenmanagement. Quelle: MAN Abb. 15 Mehrstufiges Versorgungsystem für Cities Bruner / Stockmar Alternative Fahrzeugkonzepte und Komponenten

31 2.1.) Life Cycle Assessment des Primär-Energie-Verbrauchs
Der Kraftstoffverbrauch eines Fahrzeugs während der Nutzung beträgt nur ca. 50 % des gesamten Energieaufwandes im Life Cycle. Fahrzeuggewicht und recyclingfähige Materialien senken den Primär- Energie-Ein-satz. Batterien von Elektrofahr-zeugen er-fordern einen besonders hohen Ener-gieeinsatz Neben dem Verbrauch bei der Nutzung muss Energie-Einsatz für Materialherstell-ung, Produk-tion und Recycling be-sonders be-achtet werden. Abb. 16 Bruner / Stockmar Alternative Fahrzeugkonzepte und Komponenten

32 2.2) Verbrauch / CO2-Emissionen / EU-Vorgaben
Die Menschheit steht auf den Feldern Energieversorgung und Energieverbrauch zwei großen Heraus-forderungen gegenüber: 1.) Jede Verbrennung fossiler Kraftstoffe emittiert CO2. Bei Kraftstoffen Benzin / Diesel sind das ca. 2,4 – 2,6 kg CO2 / Liter Kraftstoff. Der CO2- Ausstoß soll durch verminderte Verbrennung fossiler Kraftstoffe und Verwendung CO2-neutraler, alternativer Energiequellen deutlich reduziert werden. 2.) Die Quellen fossiler Energieträger sind endlich. Die Rohölförderung wird in den nächsten Jahrzehnten signifikant abnehmen. Durch industriell aufstrebende Länder wird der globale Energiebedarf erheblich steigen. Nur zusätzliche alternative Energiequellen und drastische Einsparungen im Energieverbrauch können den wachsenden Bedarf langfristig decken. Zur Senkung des Verbrauchs und damit der CO2-Emissionen legte die EU den maximalen Flottenverbrauch von Neu-fahrzeugen für jeden Hersteller (OEM) fest (Abb.17). Die Grenzwerte für 2015 : 130 gCO2/km ; für 2020: 95 gCO2/km. Kleine, sparsame Autos oder Hybrid-/Elektrofahrzeuge im Portfolio eines OEM erleichtern die Erreichung der Grenz-werte oder machen sie erst möglich. Abb. 17 Quelle: VDA Bruner / Stockmar Alternative Fahrzeugkonzepte und Komponenten

33 2.3.) Verbrauchstreiber Der Energieverbrauch eines Fahrzeuges dient zur Überwindung sämtlicher Fahrwiderstände WF und zum Antrieb aller Nebenaggregate wie Klimatisierung, Beleuchtung, Infotainment multipliziert mit dem Gesamtwirkungsgrad des kompletten Antriebsstanges und aller Komponenten ( Tank to Wheel).  WF = 1/ 2 v2 F cw + G fR + Gfk + G sin  + (G/g + ) aL Luft Roll- Kurven- Steigungs- Beschleunigungs- Rotations-Widerstand unwiederbringliche Verluste führen zu potentieller bzw. kinetischer Energie, in Hybrid- / Elektrofahrzeugen teilweise rekuperierbar Verbrauchsreduktion bei (alternativen) Fahrzeugkonzepten durch: Verringerung Cw-Wert Erhöhung Wirkungsgrad Motor Stirnfläche F Wirkungsgrad Antriebsstrang Rollwiderstand fR ( Reifen-Kapitel) Wirkungsgrad Nebenaggregate Kurvenwiderstand fk Gewicht G (auch im Material-Kapitel) Trägheitsmomente rotierender Massen Bruner / Stockmar Alternative Fahrzeugkonzepte und Komponenten

34 Alternative Fahrzeugkonzepte und Komponenten
Bei Pkw überwiegt bei hohen Geschwindigkeiten die Leistung zur Überwindung des Luftwiderstands (Abb.18). Sie steigt kubisch mit der Geschwindigkeit.: NL= WL v= 1/2 ᵨ cw F v2 v = 1/2 ᵨ cw F v3 Abb Quelle: Volkswagen Die Stirnfläche F ist bei mehrsitzigen Fahrzeugen aus Komfortgründen für eine Limousine nicht unter 1,6 m2 zu verkleinern. Um diese Verlustleitung zu reduzieren, erarbeiten Aerodynamiker neue Formen mit geringem Luftwiderstandsbeiwert cw. Nur alternative Fahrzeugkonzepte können signifikante Verbrauchseinsparungen über die bereits sehr erfolgreichen und noch geplanten Maßnahmen im Antriebsstrang erbringen. Bruner / Stockmar Alternative Fahrzeugkonzepte und Komponenten

35 2.4.) Alternative Konzeptfahrzeuge mit geringem Luftwiderstand cw, Pkw
Erst Aerodynamiker wie Edmund Rumpler oder Wunnibald Kamm (Kamm-Heck) erforschten die Einflüsse der Karosseriegestaltung (heute Design) auf den Luftwiderstand systematisch und wissenschaftlich. 1921 Rumpler „Tropfenwagen“ auf der Berliner Automobilausstellung. ( Abb.19 ). Später gemessener cw-Wert : 0,28 damals übliche Werte von über 0,4 Form und weitere Details des alternativen Fahrzeug-Konzeptes waren für einen Markterfolg zu revolutionär. Die Firma Rumpler musste schon bald die Automobilproduktion einstellen. 60 Jahre später, 1981, Audi Forschungsfahrzeug mit cw-Wert von 0,3 (Abb.20) . Das Fahrzeug stellte die Basis für den neuen Audi 100 und bewies, dass mit Feinarbeit an der Formgebung wie bündig eingebundene Scheiben und reduzierter Motorraumdurchströmung auch mit einer praktischen Karosserie ein niedriger Luftwiderstand erreichbar ist. Abb Rumpler „Tropfenwagen „ Abb.20 Audi Bruner / Stockmar Alternative Fahrzeugkonzepte und Komponenten

36 Alternative Fahrzeugkonzepte und Komponenten
Quantensprünge bei der Reduktion des Luftwiderstandsbeiwertes nur mit alternativen Konzepten, Loslösung von der bisherigen Design-Formensprache Mercedes-Benz stylte den Bionic-Prototypen nach der Form des Kofferfisches – cW-Wert : 0,19 (Abb.21)- Zwei Passagiere vorn nebeneinander Abb. 21 Bionic-Prototyp Mercedes-Benz, cw=019 Weitere Reduktion des Luftwiderstandes durch Verkleinerung der Stirnfläche, zwei Fahrgäste sitzen dann hintereinander wie im AUDI Urban Concept, Gewicht unter 500 kg, Cw-Wert unbekannt (Abb. 22) Abb.22 AUDI Urban Concept Abb.23 Alternativ-Konzept von vorgestern: Messerschmitt Tiger 1961 Bruner / Stockmar Alternative Fahrzeugkonzepte und Komponenten

37 Volkswagen demonstriert mit dem XL1 Prototyp einen erfolgversprechenden Weg in der Formen-
sprache alternativer Fahrzeugkonzepte: Cw-Wert = 0,186, zwei Sitze nebeneinander, Plug-in-Hybrid mit 800 ccm TDI-Motor mit 48 PS als Range-Extender, 27 PS Elektromotor, Li-Ionen-Batterie, 795 kg Gewicht. Dieser Technologieträger zeigt die Entwicklungsrichtung in die Zukunft auf. Abb Zukunftskonzept VW XL1 Quelle: VW Minimale Chancen der Realisierung in größeren Stückzahlen besitzen viele technisch interessante Einzelstücke wie der elektrische angetriebene Aptera, für den noch Investoren in eine Serienfertigung gesucht werden. Abb.25 Aptera S Quelle: Aptera Bruner / Stockmar Alternative Fahrzeugkonzepte und Komponenten

38 2.5.) Typische Luftwiderstandsbeiwerte cw ausgewählter Fahrzeugtypen
Fahrzeugtyp Sitzplätze Anordnung Stirnfläche cw-Wert Kabriolett offen (4) v /( 2h) , , 5/0,6 VW Käfer v 2h , ,445 Audi Forschungsfahrzg v/2h , ,30 Rumpler Tropfenwagen v/2m/2h n.b ,28 Mercedes Bionic Car v/2h n.b ,19 Volkswagen XL v n.b ,186 Bruner / Stockmar Alternative Fahrzeugkonzepte und Komponenten

39 2.6.) Alternative Konzeptfahrzeuge mit geringem Luftwiderstand, Lkw
Abb. 27/28 Fahrerhaus mit niedrigem cw-Wert (0,3) und 4 m Höhe, gleiches Transport-volumen (Länge des Fahrerhauses) wie herkömmlicher Lkw. CO2-Einsparung: 18 % Quelle:MAN Abb Quelle:MAN Bei Autobahnfahrt auf ebener Strecke machen bei einem Lkw Luft- und Rollwiderstand die höchsten Verluste aus. Alternative Ansätze bringen hier den höchsten Gewinn. Bruner / Stockmar Alternative Fahrzeugkonzepte und Komponenten

40 2.7.) Train und Convoy / SARTRE-Konzept
Im Motorsport ist „slip-streaming“, Windschattenfahren, bekannt. Dabei wird nicht nur das dicht hinter dem Vorderwagen fahrende Fahrzeug im Windschatten „gezogen“, auch das Führungsfahrzeug gewinnt Tempo, weil ein Teil der Verluste des Stömungsabrisses und der bremsenden Wirbelschleppe am Heck entfällt. Diesen bekannten Effekt nutzt das Konzept „Train“ für Lkw aus, um auf Langstrecken die hohen Luftwiderstandsleistungen signifikant zu senken. Train für Lkw und Convoy für Pkw sind europäische Forschungsprojekte mit mehreren Teilnehmern. Derzeit zwei technische Konzepte: 1.) elektronische Deichsel (Abb.29) über Satellit, GPS und Zentralrechner 2.) automatische Abstandsregelung in jedem Lkw, Spurführung an Kabel, Selbstorganisation Teilnehmer melden sich zum Anschluss und zum Ausscheren aus Lkw-Zug an. Entstehende Lücken schließen sich automatisch. Kapazität einer Spur: Lkw/Stunde Sonst: ca Lkw/Stunde max. Vorschlag 1990: Prof. Fiala Quelle: MAN Abb Train-Konzept Bruner / Stockmar Alternative Fahrzeugkonzepte und Komponenten

41 Alternative Fahrzeugkonzepte und Komponenten
Original-Darstellungen aus Vorlesung Prof. DI Dr. techn. DDr.hc. Ernst Fiala “Wechselbeziehungen zwischen Mensch und Fahrzeug” Konzeptnachteile : an Steigungen verzögern die schwächsten / am schwersten beladenen Lkw den gesamten Zug. Gefahr, dass sich Zug dann auflöst und lange Strecke zur Neuformierung benötigt. Abb. 30 / 31 Abhilfe: elektromotorische Zusatzleistung bei Bergfahrt, Rekuperation bei Talfahrt. Elektrische Übertragung durch Ober-leitungen oder Induktion mit Spulen im Fahrzeug und Erdkabeln. Bruner / Stockmar Alternative Fahrzeugkonzepte und Komponenten

42 Alternative Fahrzeugkonzepte und Komponenten
Automatisierter Kolonnenverkehr für Pkw wird im Rahmen des SARTRE Projekts (Abb. 32) „Safe Road Trains for Environment“ der Europäischen Union erforscht. Erste Kolonnen-Tests auf der Volvo Versuchsstrecke in Göteborg bis zu 90 km/h erfolgreich durchgeführt. Ziel des Projektes ist es, Techniken für das eigenständige Fahren von Automobilen im Kolonnenverkehr auf Schnellstraßen zu entwickeln. Das Projekt setzt die ehemalige CONVOY-Initiative fort. Die Kraftstoffreduzierung bei Kolonnenfahrten auf Schnellstraßen liegt bei 20 Prozent. Sicherheitsvorteile entstehen beim autonomen Fahren durch weniger Unfälle durch Unkonzen-triertheit der Fahrer . Die Straßenkapazitäten werden besser genutzt, Resultat: verringerte Reisezeiten. (Info-Basis: Volvo-Report, ) Voraussetzungen für Realisierung der Projekte TRAIN und CONVOY / SARTRE: Anpassung der gesetzlichen Vorschriften, Klärung der Haftpflichtfragen / Verantwortlichkeiten Abb. 32 Quelle: SARTRE Bruner / Stockmar Alternative Fahrzeugkonzepte und Komponenten

43 2.8.) Gewicht - Leichtbau Fahrzeuggewicht G beeinflusst Fahrwiderstände außer im Term Luftwiderstand signifikant: WF = 1/2 ᵨ v2 F cw + G fR + G fk + G sin  + ( G/g ) aL Einfluss des Fahrzeuggewichts auf den relativen Kraftstoffverbrauch zeigt Abb. 33 Nach Berechnungen von Stockmar et. al (Wiener Motoren-Symposium) sinkt der Verbrauch einer Mittelklasse- limousine um 0,1 bis 0,3 Liter /100 km bei Gewichts- Reduktion um 100 kg. Abb. 33 Alternative Fahrzeugkonzepte, die die künftigen Verbrauchsvorschriften erfüllen sollen, müssen sich durch Leichtbau auszeichnen. Bruner / Stockmar Alternative Fahrzeugkonzepte und Komponenten

44 Alternative Fahrzeugkonzepte und Komponenten
Leichtbau als alternatives Fahrzeugkonzept in der Frühzeit der Automobilentwicklung Ettore Bugatti, 1920: „Der Feind ist das Gewicht“ Mit dieser Erkenntnis entwarf Bugatti den Typ 35, der eines der erfolgreichsten Rennsportwagen aller Zeiten wurde. Er gewann jahrelang mit diesem alternativen Fahrzeugkonzept Kurzstrecken- und sogar Grandprix-Rennen gegen die mächtigen und schweren Fahrzeuge der Konkurrenz wie Bentley Abb. 34 Bugatti Typ 35, (35 C,D) Bauzeit , Achtzylinder-Reihenmotor, Hubraum 1991 bis 2262 ccm, 90 bis 125 PS (mit Kompressor) , Gewicht 750 kg. Leistungsgewicht 8,3 –6,0 kg /PS Blower Bentley Abb. 35 Bauzeit bis 1931 Sechszylinder-Reihenmotor, 4500 ccm, 180 PS + Gewicht 2100 kg, Leistungsgewicht 16,8 kg/PS Bruner / Stockmar Alternative Fahrzeugkonzepte und Komponenten

45 Alternative Fahrzeugkonzepte und Komponenten
Die Fahrzeuggewichte stiegen in den letzten Jahrzehnten kontinuierlich. Ausnahme: Zeit der Ölkrise in USA (Abb.36) . Treiber der Gewichtszunahmen waren primär Komfort- und Sicherheits- Ausstattungen ( elektrische Betätigungen, Servolenkung, Automatgetriebe, Info-tainment, Airbags, steife Fahrgastzelle, große Bremsanlagen, aufwändige Fahr-werke, Fahrzeuggröße) (Abb. 37) .Bisherige Leichtbaumaßnahmen konnten das Mehr-gewicht nicht ausgleichen. Neue Fahrzeug-Konzepte und Materialien realisieren bereits eine Trendwende, um den Kraftstoff-Verbrauch auf die EU-Vor-gaben zu senken. Abb. 36 Weitere Details dazu in den Kapiteln Fahrwerk und Werkstoffe. Abb. 37 Bruner / Stockmar Alternative Fahrzeugkonzepte und Komponenten

46 Alternative Fahrzeugkonzepte und Komponenten
. Der Panhard Dyna (Abb. 38) stellte in den fünziger Jahren ein alternatives, fortschrittliches Fahrzeugkonzept dar: strömungsgünstige Karosserie, Leichtbau mit Aluminium-Karosserie, Rahmen mit Stahlprofilen verstärkt, leichter luftgekühlter Zweizylinder- Motor, automatische, elektrisch betätigte Kupplung, Frontantrieb, Leergewicht 815 kg Abb. 38 Mit dem Aluminium Space Frame, abge-leitet vom Gitterrohrrahmen im Motor- sport, (Abb.39) wagte Audi einen Technologiesprung. Der Audi A8 führte ab 1994 damit den Leichtbau mit Aluminium in der Serie ein. Mehr im Material-Kapitel. Noch konsequenteren Leichtbau zeigte der Audi A2, der erfolglos blieb. Abb. 39 Quelle: Audi Bruner / Stockmar Alternative Fahrzeugkonzepte und Komponenten

47 Alternative Fahrzeugkonzepte und Komponenten
Noch weniger Gewicht als Aluminium zeichnet Magnesium aus. Die ersten Getriebegehäuse des Serien-Käfers waren daraus gefertigt, aus Kostengründen aber später Übergang zu Aluminium. Hohe Festigkeiten bei geringem Gewicht bieten Komposit-Werkstoffe wie Glasfaser verstärkter Kunststoff (GFK) oder Kohlenstofffaser verstärkter Kunststoff (CFK) Material-Kapitel. BMW setzt vermehrt auf die gewichtsreduzierende Anwendung von CFK. Schon im Experimentalfahr- zeug Z 22 (2000) und in weiteren Prototypen wie dem i3 ( Abb.40) (Gewicht 1250 kg, Batterien!) und i8 setzt BMW auf CFK. Beim i3 kehrt BMW zum Konzept der Plattform zurück (Abb. 41), die die gesamte elektrische Antriebseinheit inklusive der Batterien aufnimmt. Die Hybrid-Bauweise umgeht die schwierige Krafteinleitung in Kompositbauteile, ist aber nur als Brückentechnologie für ein alternatives Fahrzeugkonzept für die Serienfertigung anzusehen. Abb Quelle: BMW Abb. 41 Auch schon dagewe- sen: Plattform des VW Käfer als rolling chassis. Abb. 41 Quelle: kfz-tech Bruner / Stockmar Alternative Fahrzeugkonzepte und Komponenten

48 Alternative Fahrzeugkonzepte und Komponenten
Zur Erreichung der EU-Ziele für den CO2-Ausstoß arbeiten die meisten Fahrzeughersteller (OEM) für ihre Technologieträger in vier Richtungen: Wirkungsgradverbesserung des Motors und des Antriebsstranges Reduzierung des cw-Wertes und der Stirnfläche Leichtbau Teil- oder Komplett-Elektrifizierung des Antriebs und der Nebenaggregate Der Smart ElectricDrive (Abb.43) zeigt die Entwicklungsrichtung alternativer Fahrzeugkonzepte für den urbanen Bereich auf. Die Beschränkung auf zwei Plätze oder sogar nur einen Sitz zeichnet sich als Trend für neue Konzepte des Individualverkehrs ab. Größere Verkaufserfolge werden aber – noch- neue Fahr- zeuge mit höherem Gebrauchswert wie der neue Opel Stadtwagen (Abb. 44) haben. Abb Quelle: RWE Der Opel Stadtwagen Prototyp bietet 2+2 Sitze und kann mit verschiedenen Antrieben ausgerüstet werden Abb. 44 Quelle: Opel Bruner / Stockmar Alternative Fahrzeugkonzepte und Komponenten

49 2.9.) Flächenbedarf Bruner / Stockmar
Fast alle Großstädten führen wegen des großen Aufkommens des fließenden und ruhenden Verkehrs rigorose Restriktionen und Parkraumbewirtschaftung ein: Einfahrverbote für Fahrzeuge mit hohem Schadstoffausstoß Einfahrgenehmigungen nur an bestimmten Tagen hohe Stadtverkehrsmaut ausgeweitete Parkverbotszonen Parken nur für Anwohner / Berechtigte Flächenbedarf wird zukünftig ein wichtiges Kriterium für alternative Fahrzeuge im urbanen Verkehr. Flächenbedarf zum Transport von zwei Personen: GM EN-V = 2,175 m2 Mercedes SLR = 9,69 m2 1450 1500 Abb. 45 Bruner / Stockmar Alternative Fahrzeugkonzepte und Komponenten

50 Alternative Fahrzeugkonzepte und Komponenten
Miniaturisierung elektronischer Bauelemente, besonders des Gyro-Sensors, macht einen neuen Fahrzeugtypus möglich: das zweispurige Einachsfahrzeug. Elektronische Sensoren steuern den elektrischen Antrieb an, der das Fahrzeug je nach Fahr- zustand ausbalanciert. System zuerst beim Segway (Abb. 44) erfolgreich eingeführt. Abb. 48 Abb. 47 Bis in die neunziger Jahre gab eine Kreiselplattform (Abb. 47) Lage- und Bewegungsinformationen (links, weiß, Versorgungseinheit, rechts, rot, Kreiselplattform) aus. Die elektronische Gyro-Einheit (schwarz, auf Versorgungseinheit) bedeutete einen Quantensprung. Miniaturisiert haben 6-Achsen-Gyro-Sensoren heute nur noch Daumennagelgröße (Abb.48) und erlauben bei geringstem Energie-verbrauch völlig neue Technologie-Anwendungen z.B. in Handies und alternativen Fahrzeugkonzepten. Abb Quelle:Segway Bruner / Stockmar Alternative Fahrzeugkonzepte und Komponenten

51 Alternative Fahrzeugkonzepte und Komponenten
In China präsentierte GM das Einachs-System EN-V (Abb. 49 /50) in drei Varianten als Lösungsvorschlag gegen die Überfüllung der Mega-Cities. Elektrischer Antrieb, elektrische Balance, zwei Sitze nebeneinander , Gewicht jeweils unter 500 kg, Steer by Wire. Fahrzeug kann auf der Stelle wenden. Aber: wegen Rampenwinkel vorn und hinten maximale Beschleunigung und Verzögerung nur ca. 2 m/sec2. Autonomes Fahren als Konzept angedacht. Abb Quelle:GM Abb.50 Bruner / Stockmar Alternative Fahrzeugkonzepte und Komponenten

52 Alternative Fahrzeugkonzepte und Komponenten
Das Gemeinschaftsprojekt mehrerer Initiatoren Hiriko (Abb. 51) setzt ebenfalls auf das Raum-kapselkonzept für den urbanen Verkehr. Es reduziert den Flächenbedarf beim Parken durch Einklappen der hinteren Antriebseinheit. Dadurch wird legales Querparken ermöglicht. Abb. 51 Quelle: Hiriko-Konsortium Abb. 52 VW Forschungs-fahrzeug Nils Quelle: VW Das Volkswagen-Forschungsfahrzeug Nils (Abb. 52) bietet einen Platz, ist 3,04 m lang / 1,39 m breit, wiegt 460 kg mit Aluminium-Karosserie. 20/34 PS Elektromotor, Vmax 130 km/h, Reichweite unter 100 km. Konzept ganz auf minimalen Ver-brauch durch geringe Stirnfläche, niedrigen cW-Wert, geringes Gewicht ausgelegt. Relativ hoher Flächen-bedarf für einen Einsitzer. Realisierung bei VW ungewiss. Bruner / Stockmar Alternative Fahrzeugkonzepte und Komponenten

53 Alternative Fahrzeugkonzepte und Komponenten
Die zukunftsträchtigsten alternativen Fahrzeugkonzepte senken Energieverbrauch und CO2- Emissionen mit geringerem Gewicht, reduziertem Luftwiderstand, sparsamen Antrieben und geringem Flächenbedarf. Insbesondere für den urbanen Verkehr bieten sich in Zukunft Elektroantriebe an, die wegen des durchschnittlichen Fahrprofils bereits mit heutigen Batterien geeignet sind. Wichtig ist die regenerative Erzeugung des Stromes. Abb. 51 Die Realisierung alternativer Fahrzeugkon- zepte hängt auch von der Akzeptanz der Nutzer ab. Nicht zukunftsträchtig ist ein gerade im Stadtverkehr immer beliebterer Fahrzeug- Typ, der SUV. Er vereint alle Nachteile eines Fahrzeugs für den Verkehr von morgen: Zu schwer Zu große Stirnfläche Zu großer Luftwiderstand, damit Zu hoher Verbrauch Zu großer Flächenbedarf Abb.52 Bruner / Stockmar Alternative Fahrzeugkonzepte und Komponenten

54 3.) Werkstoffe Material typische Verwendungen im Automobilbau
Die Fähigkeiten der Urvölker, bestimmte Materialien zu bearbeiten und für spezielle Einsatzzwecke zu nutzen, hat wegen ihrer eminenten Bedeutung wichtige Epochen der Menschheitsentwicklung benannt: Steinzeit, Kupferzeit, Bronzezeit, Eisenzeit, Stahlzeit. Auch heute bestimmen Werkstoffe entscheidend die Entwicklung alternativer Fahrzeugkonzepte: Material typische Verwendungen im Automobilbau Hochfester Stahl Aluminium Magnesium Kunststoffe Faserverstärkte Edelmetalle Kupfer Seltene Erden, Lithium Glas Keramik Höchstbeanspruchte Teile, Crash: B-Säulen, Stoßstangen, Radführungen, Motor- und Getriebe-Teile Gehäuse, Strukturteile, Räder, Space Frame, Gehäuse, Querträger, Räder, Thermoplaste und Duroplaste bes. für Verkleidungen, auch Hybridbauteile Glasfaser- u. Kohlenstofffaserverstärkte Verkleidungen, Türen, Dach, im Motorsport Räder, Fahrwerksteile, Monocoque, Abdeckungen, Flügel Gold für elektrische Kontakte, Platin f. Katalysatoren Elektrische Leitungen, Gleitlager- u. Aluminium-Legierungsbestandteil Batterien, Magnete in E-Motoren Fenster, heute tragende Elemente zur Steifigkeitserhöhung, Isolation Turbolader-Laufräder, Gleitschichten und Verschleißschutz Bruner / Stockmar Alternative Fahrzeugkonzepte und Komponenten

55 3.1.) Anforderungen an Werkstoffe
Abhängig vom Einsatzzweck stellt die Automobilindustrie verschiedenste Anforderungen an die verwendeten Materialien: Festigkeit ( Streckgrenze, Bruchdehnung, oszillierende Last) Gewicht Korrosionsfestigkeit Verschleißverhalten Verarbeitung Optik, Haptik Preis, Kosten Primärenergieaufwand Umweltbelastung Recycling-Fähigkeit In vielen Fällen bestimmen Werkstoff-Festigkeiten die Dimen-sionierung (Abmessungen, Gewicht) von Bauteilen (Abb. 53): Abb.53 Bruner / Stockmar Alternative Fahrzeugkonzepte und Komponenten

56 3.2.) Festigkeit – Gewicht – Kosten
Festigkeitswerte allein (z. B. Zugfestigkeit, Bruchdehnung) bestimmen in vielen Anwendungsfällen nicht allein über die Materialeignung. Bauteilgewicht und Kosten sind in die Auswahl einzubeziehen. Zugfestigkeit spez. Gewicht Spez. Zug- festigkeit spez. Zugfestigkeit/ Kosten Material Kosten Stahl Hochfester Stahl Kunststoff Aluminium Magnesium Titan CFK 7,8 0,8- 2,2 2,7 1,7 4,5 1,3-1,8 kg/dm3 400 1200 + MPa ~50 ~150 ~ ~37- 90 ~90-115 ~ ~ MPa/kg/dm3 100 115 300 400 1000 570 % 0,5 1.3 0,25 – 0,45 0,12 - 0,3 0, ,29 0,04 – 0,18 0,26 – 0,63 MPa/kg/dm3/% Quelle: SGL Group / Sto Tab.54 Werkstoff-Eigenschaften variieren in weiten Bereichen. Hier sind übliche Werte angenommen. Bruner / Stockmar Alternative Fahrzeugkonzepte und Komponenten

57 Alternative Fahrzeugkonzepte und Komponenten
Diese von BMW veröffentlichten Grafiken belegen die Überlegenheit von Stahl bei Zug- und Biegefestigkeit bei gleichen Abmessungen, nicht aber bei gleichem Gewicht, gegenüber Leichtmetallen Aluminium und Magnesium. Abb. 55 Abb.56 Quelle: BMW, Dr. J. Staeves Bruner / Stockmar Alternative Fahrzeugkonzepte und Komponenten

58 Alternative Fahrzeugkonzepte und Komponenten
3.2.) neue Stähle Die Tabelle zeigt die Überlegenheit von Stahl bei Berücksichtigung der Kosten. Besonders die Stahl-entwicklungen der letzten Jahre haben die Konkurrenzfähigkeit gegenüber den ebenfalls stark ver-besserten Leichtmetallen wieder verstärkt. Als Alternativen zu den bekannten Stahlsorten kommen heute je nach Anwendungszweck maßgeschneiderte Lösungen wie Bake-Hardening-Stähle (Work-Harding-Stähle) Dualphasen-Stähle Komplex-Phasen-Stähle Martensit-Phasen-Stähle Restaustenit-Stähle (TRIP) TRIPLEX-Stähle TWIP-Stähle Für die warmverformbaren Stähle sind neue Umformpressen mit geheizten / gekühlten Werkzeugen entwickelt worden. Abb. 57 Die Anwendung verschiedener Stahlsorten und Tailored Blanks senkt Kosten und erlaubt, die benötigten Festigkeiten gezielt mit hochfesten Stählen zu erreichen (Abb.57). Bruner / Stockmar Alternative Fahrzeugkonzepte und Komponenten

59 3.3.) Kohlenstofffaser-verstärkte Kunststoffe - CFK
Tab.54 belegt die Vorteile im Verhältnis Festigkeit zu Gewicht von CFK. In Anwendungsfällen, bei denen der Preis des Werkstücks gegenüber der benötigten Festigkeit, dem zur Verfügung stehenden Bauraum oder der Gewichtsreduktion keine Priorität besitzt, wird als Alternative zu metallischen Werkstoffen oder anderen Kunststoffen heute bereits vielfach Kohlenstofffaser-verstärkter Kunststoff - CFK eingesetzt. Je nach Art des Gewebes der Kohlenstofffaser-Matten , der Orientierung der Fasern in der Matrix (Abb. 58) und dem Faseranteil (35 bis 65 %) schwanken die Festigkeitswerte stark. Eine beanspruchungsgerechte Lage der Fasern gibt den Ausschlag. Verstärkungen an besonders hoch belasteten Stellen wie Krafteinleitungen lassen sich mit zusätzlichen Fasersträngen oder Aufdoppelungen des Materials leicht einbringen. Festigkeit, Elastizität und mechanische wie auch chemische Beständigkeit der CKF-Bauteile bestimmt auch die Qualität des verwendeten Harzes. Epoxid-Harze stellen die erste Wahl bei der Fertigung von hochwertigen CFK-Teilen her. Die Ver-wendung preiswerterer Harze wie Polyethylen macht bei den relativ hohen Kosten des Fasermaterials und der Verarbeitung keinen ökonomischen Sinn. Phenolharze kommen dagegen in einem anderen Fertigungs-prozess ebenfalls zur Anwendung. Abb Quelle: JohnsonControls Bruner / Stockmar Alternative Fahrzeugkonzepte und Komponenten

60 Alternative Fahrzeugkonzepte und Komponenten
Die hohen Kosten der Kohlenstofffasern und die zeitraubende bisherige Verarbeitung im Autoklaven engten die Anwendungsmöglichkeiten von CFK bisher auf die Bereiche Flugzeugbau, Motorsport und Sonderfahrzeuge ein. Selbst die Reduktion der Verweilzeit im Autoklaven von mehreren Stunden jetzt auf Minuten läßt eine Großserienfertigung für den Automobilbau nicht zu. Im Autoklaven (Abb.59) werden die CFK-Formteile im inneren Vacuum (ca. 0,05 bar), unter äußerem Druck (2-8 bar) und Temperaturen bis 180 Grad C behandelt und so der Polymerisierungsprozess des Harzes durchgeführt. BMW konnte mit einem innovativem Fertigungs-prozess die Verarbeitungszeit auf wenige Minuten reduzieren: einmal wird das aufwändige Handeinlegeverfahren in die Form automatisiert. Dann wird heißes Harz mit Hochdruck auf die Carbonelemente injiziert, dort härtet es sofort aus . Dieses schnelle „Backen“ macht eine (Klein)serienfertigung erst möglich. (Quelle:BMW) Abb. 59 Weitere Prozesszeitreduktion erlaubt ein neues CFK-Nasspressverfahren. Hier werden ebenfalls vorgeheizte „Prepegs“ (preimpregnated fibres) in heizbare Formen eingelegt und verpresst. In einer Taktzeit von weniger als einer Minute bis zu wenigen Minuten polymerisiert das Harz und das Werkstück kann entnommen werden. (Siehe Abb. 66) (Quelle: Johnson Controls) Bruner / Stockmar Alternative Fahrzeugkonzepte und Komponenten

61 Alternative Fahrzeugkonzepte und Komponenten
Die Gegenüberstellung in Abb.60 zeigt, dass einfach verarbeitete Composit- Werkstoffe (Sheet Moulded Compound) trotz Kohlefaseranteil gegenüber Leichtmetallen geringere Dauerfestig-keiten aufweisen. Deshalb müssen die hochbean-spruchten CFK-Teile in Flugzeugen und Rennwagen nach wie vor im Autoklaven hergestellt werden. Abb. 60 Das komplett in CFK hergestellte Seitenteil eines BMW-Prototyps in einem Stück (Abb.61) zeigt die zukünftigen Möglichkeiten der Carbonfaser-Technologie: geringes Gewicht hohe Steifigkeit Integration mehrerer Teile Die Einleitung hoher Kräfte, z.B. aus dem Fahrwerk, erfordert zusätzliche Inserts oder Verstärkungen Abb. 61 Bruner / Stockmar Alternative Fahrzeugkonzepte und Komponenten

62 Alternative Fahrzeugkonzepte und Komponenten
Die langen Molekülketten von polymerisierten Harzen ( n= bis zu 25) liefern die Verbundfestigkeit Abb. 62 Nur wegen der weitestgehenden Verwendung von CKF-Komponenten sowohl für Struktur- als auch für Außenhaut-Teile wiegt der DeltaWing-Nissan Rennwagen (Abb. 63) als extremes, alternatives Fahrzeugkonzept lediglich 500 kg - vollgetankt. Der innovative Gesamtentwurf geht von einer 50/50/50/50 Vorgabe aus: 50 % weniger Luftwiderstand, 50 % weniger Gewicht, 50 % weniger Leistung, 50 % Verbrauch. Als erster großer Einsatz ist das 24-Stunden-Rennen von Le Mans 2012 geplant. Der DeltaWing muß außer Konkurrenz starten, da er mit diesem alternativen Entwurf in keiner Kategorie in das strenge Reglement dieser traditionellen Serie passt Abb.63 NeueTechnologie treibt alternative Konzepte Bruner / Stockmar Alternative Fahrzeugkonzepte und Komponenten

63 Alternative Fahrzeugkonzepte und Komponenten
3.4.) Hybrid-Bauteile Viele Anwendungsfälle stellen so unterschiedliche Anforderungen an Werkstoffe, die von einem Material nicht erfüllt werden können. Ausgeführte Beispiele: Aluminium-Motorblöcke mit Stahlbuchsen oder Laufbuchsen-Beschichtungen Aluminium-Bremstrommeln mit Grauguss-Reibflächen (AlFin) Türrahmen aus Stahl mit Aluminiumblech-Beplankung Querträger mit Kunststoff-Mantel (Abb. 64). Räder Neben der besseren Aufgabenerfüllung (Funktionsintegration) geben geringeres Gewicht, niedrigere Kosten oder auch bessere Optik und Haptik den Ausschlag für derartige Material-Kombinationen. Ein wichtiger Technologiesprung gelang der Fa. Fronius mit der Entwicklung des CMT-(Cold Metal Transfer)-Schweiss-Verfahrens von Aluminium und Stahl als Weiterentwicklung des MIG-MAG-Prozes-ses. Zukünftig können Aluminium-Dächer auf Stahl-Rohbauten oder Motorhauben/ Kofferraum-klappen auf Stahl-Gerippe zur Kosten- und Gewichtsreduk-tion direkt aufgeschweißt werden und ermöglichen so alternative Konstruktionen. Abb. 64 Abb Quelle: Fronius Bruner / Stockmar Alternative Fahrzeugkonzepte und Komponenten

64 3.6.) Nachwachsende Rohstoffe
Als Alternative zu bekannten Kunststoffen für Innenraumverkleidungen und Trägerkomponenten konnten in den letzten Jahren nachwachsende Rohstoffe an Bedeutung gewinnen. Verstärkt durch-setzen werden sich Naturfasern aus Hanf, Flachs, Kokos, Jute, Sisal und weitere fasernbildenden Naturmaterialien. Sie werden in Kunststoff eingebettet, vorzugsweise im Warmpressverfahren (Abb.66), hier einge- bettet in Polyurethan. Abb. 66, Quelle Dräxlmaier Abb.67 Das fertige Produkt (Abb.67) erfüllt heute alle Anforderungen an Oberflächen, Haltbarkeit und, wenn nötig, Crashverhalten. Der nächste Schritt in die alternative Werkstoff-technologie bedeutet die Verwendung von Bio-kunststoffen wie Biopolymeren zur weiteren Nutzung vom Erdöl unabhängiger Materialquellen. Bruner / Stockmar Alternative Fahrzeugkonzepte und Komponenten

65 4.) Fahrwerkskomponenten
4.1) Reifen Die Reifenlaufflächen stellen die einzige Verbindung zwischen Fahrzeug und Straße dar. Vier max. ca. 100 cm2 großen Aufstandsflächen übertragen alle auf das Fahrzeug einwirkenden Längs- , Quer- und Hochkräfte. Zusätzlich übernimmt der Reifen auch Federungs- und Dämpfungsaufgaben und muss gegen Beschädigung geschützt sein. Um diese vielfältigen Leistungen unter unterschiedlichsten Fahrbahnbedingungen (trocken, nass, verschneit, vereist, uneben) zu erbringen, haben sich moderne Reifen zu komplexen Komponenten entwickelt. Abb.68 zeigt den Aufbau eines modernen Radialreifens. Im Kontext hier liegt der Schwerpunkt auf dem Rollwiderstand. Die Walkarbeit im Reifen beim Abrollen erzeugt wegen der Hysterese in den visko-elastischen Reifenkomponenten Verluste, die zur Erwärmung des Reifens führen. Abb.68 Bruner / Stockmar Alternative Fahrzeugkonzepte und Komponenten

66 Alternative Fahrzeugkonzepte und Komponenten
Der abrollende Reifenlatsch verformt sich beim Eintritt in die Kontaktfläche stärker als beim Austritt. Die Kraftresultierende aller Hochkräfte liegt daher vor der Reifenmitte. Mit dem Hebelarm RV (Reifen- vorlauf der Hochkräfte) bildet die Kraftresultierende ein Moment RV* (- Z) = - MdRR Der Rollwiderstand FRR beträgt dann mit Rdyn als dynamischem Halbmesser des Reifens: - MdRR / Rdyn = - FRR Rdyn Abb.62 Abb. 68 Der Reifen-Rollwiderstandskoeffizient cRR konnte mit der Entwicklung der Radialreifen hin zum „grünen“ Reifen von cRR = 0,12 auf cRR = 0,085 (kg/t) –immerhin ca. 30 %- gesenkt werden. Quelle: alle Diagramme Michelin Abb.70 Bruner / Stockmar Alternative Fahrzeugkonzepte und Komponenten

67 Der Einfluss des Reifen-Rollwiderstandes ist in der gesamten Energiebilanz eines Fahrzeugs nicht zu vernachlässigen. Abb. 71 Der Rollwiderstand bleibt bis zu hohen Geschwindigkeiten fast konstant. Erst dann steigt mit der höheren Walkarbeit auch der Rollwiderstand geringfügig. In vielen Darstellungen wird er aber als unabhängig von der Geschwindigkeit gezeigt cRR ~ const (v) Abb.72 Bruner / Stockmar Alternative Fahrzeugkonzepte und Komponenten

68 Alternative Fahrzeugkonzepte und Komponenten
4.2.) Silika als Füllstoff Die deutliche Reduktion des Rollwiderstandes der „grünen“ Reifen in den letzten Jahren konnte durch den Einsatz von Silika als chemischem Bindungsstoff alternativ zu Ruß zwischen den Kautschukmolekülen, insbesondere in der Laufflächenmischung, erreicht werden. Silika (engl. = Silica) ist die Sauerstoffsäure des Halbmetalls Silizium. Allgemein wird das weiße Pulver als Kieselsäure H2n+2SinO3n bezeichnet. Der Kautschuk ergibt gemeinsam mit Silika, Schwefel und Kohlenstoff eine stabile Material-Struktur der Gummi-mischung. Die Kautschukmoleküle werden in einer Drei-Knoten-Verbindung zusammengehalten, statt wie herkömmlich nur mit einer Zwei-Knoten-Verbindung durch Kohlenstoff und Schwefel. Durch die stabile Struktur kann die Gummimischung sehr weich gestaltet werden, da die Silika- Verbindung flexibel ist. Silika ist wasserfreundlich und bietet so auf Nässe und Schnee bessere Haftungseigenschaften. Der geringere Rußanteil reduziert auch die Feinstauberzeugung der Reifen Quelle: teilweise Goodyear Abb. 73 Quelle: Michelin Abb. 74 Quelle Bridgestone Bruner / Stockmar Alternative Fahrzeugkonzepte und Komponenten

69 Alternative Fahrzeugkonzepte und Komponenten
4.3.) Kunststoffreifen Komplexität, und damit Kosten, sowie Rollwiderstand herkömmlicher Reifen haben zu Ver-suchen geführt, Alternativen zu entwickeln. Bekannt wurde, wegen des grandiosen Scheiterns, der homogen geschäumte Vollkunststoffreifen. Fahreigenschaften und Verschleiß ließen ihn schon im Prototypenstadium wieder verschwinden. Die Firma Bridgestone arbeitet an einer weiteren Alternative, dem Reifen aus Kunststoff. „Die Speichenstruktur besteht aus wiederverwendbarem Thermoplast. Die Lauffläche besteht wie bisher aus einer Gummimischung und kann mit üblichen Profilierungen versehen werden. Somit ist die ganze Konstruktion laut Bridgestone 100prozentig recyclebar und umweltfreundlich und soll Maßstäbe hinsichtlich Sicherheit und Komfort setzen.“ Der luftlose Reifen bietet Sicherheit gegenüber dem Luft- Reifen in Bezug auf die Luftdrucküberwachung, die aber inzwischen mit preiswerten Monitoring-Systemen gelöst wurde. Bis zur Entwicklung von auch für schnellere Strassenfahrzeuge akzeptablen Fahrbedingungen müssen noch viele Entwick-lungsschritte gegangen werden. Letztlich wird diese Reifen-alternative nur für untergeordnete Anwendungen geeignet sein. Die feine Abstimmung von Seiten-, Längs- und Hochkräften zur Charakteristik moderner Reifen kann in nächster Zeit nicht von Alternativen konkurrenzfähig erreicht werden. Abb Quelle: Bridgestone Bruner / Stockmar Alternative Fahrzeugkonzepte und Komponenten

70 Alternative Fahrzeugkonzepte und Komponenten
4.4) Räder Moderne Räder müssen bei immer niedrigerem Gewicht (auf die Felgenbreite bezogen) hohe Reifen-kräfte und Momente in allen drei Richtungen übertragen. Zusammen mit den Reifen bestimmen sie die ungefederten Massen eines Fahrzeugs signifikant. Deshalb sind Gewichtsreduktionen hier besonders effizient. Gebräuchliche Ausführungsformen von modernen Rädern sind: Zweiteilige Räder aus Stahlblech – tiefgezogene Schüssel, gerolltes Felgenband, miteinander verschweißt einteilige Aluminiumräder gegossen oder geschmiedet zweiteilige / dreitilge Aluminiumräder, Felgenstern mit Felge verschraubt gleiche Bauweisen aus Magnesium oder Stahl für Lkw und aus dem Rennsport übernommen als alternative Ausführungsform Räder aus CFK. Die Hybridbauweise mit Aluminium-Felgenstern erleichtert die Kraftein-leitung (Abb. 76), das einteilige CFK-Rad minimiert das Gewicht (Abb.77). Abb.76 Abb.77 Quelle: KA-Racing Bruner / Stockmar Alternative Fahrzeugkonzepte und Komponenten

71 Alternative Fahrzeugkonzepte und Komponenten
Eine serientaugliche Version eines gespritzten Rades auch für höhere Ansprüche stellt BASF für das zukünftige Modell Smart Vision vor. Das einteilige Rad wird mit einem Schuss in die Form gespritzt. Die Festigkeit erhält das Werkstück von langen GFK- Fasern als Verstärkungen. Als Kunststoff wählte BASF den „Hochleistungs-Polyamid“ Ultramid Stucture. Abb. 77a Quelle: BASF Gegenüber einem Stahlrad soll das Kunststoffrad 30 % leichter sein und damit bis zu 3 kg pro Rad Gewicht einsparen. Als Preis will BASF das Niveau von Leichtmetallrädern erreichen. Damit steht dieses Rad zukünftig als inter-essante Alternative zur Verfügung. Neben dem Werkstoff selbst gibt auch die materialgerechte Konstruktion mit Verstärkungsrippen die benötigte Festigkeit (Abb.77b) und reduziert das Gewicht gegenüber einer Vollversion. Abb. 77b Bruner / Stockmar Alternative Fahrzeugkonzepte und Komponenten

72 Alternative Fahrzeugkonzepte und Komponenten
4.5.) Antrieb Bereits das erste Elektromobil von Ferdinand Porsche, der Lohner-Porsche, lief 1900 mit Radnaben-motoren. Abb. 78 zeigt die Lösung des Modells „Mixte“. Trotz des hohen Gewichts der ungefederten Massen verlegen Konstrukteure von E-Mobilen die Motoren aus Platzgründen in die Radschüssel. Damit entfallen auch die Antriebswellen. Möglich wird diese Lösung, weil E-Motoren aus dem Stand anfahren können. Abb.78 Abb. 78a, Quelle:Protean Eine moderne Variante des Radnabenmotors (Abb. 78a) stellt die Fa.Protean Electric in GB her. Die mit Scheibenbremsen kombinierten Motoren leisten kurzfristig je 80 kW und können im Rekuperations-modus bis zu 70 kW an die Batterie liefern. Der Motor allein wiegt 31 kg. Betriebsspannung: 380 Volt Bruner / Stockmar Alternative Fahrzeugkonzepte und Komponenten

73 Alternative Fahrzeugkonzepte und Komponenten
Abb. 78 b Quelle:Protean Der Radnabenantrieb bildet eine autonome Einheit mit integrierter Antriebselektronik. Das elektrische/elektronische Batterie- management benötigt separaten Bauraum. Eine noch nicht in Serie eingeführte Alternative bildet die Kombination aus elektrischem Antrieb (dzt. 30 kW), Bremse und Federung in der Rad-schüssel, wie von Michelin vorgeschlagen (Abb.79). Das Package bietet Vorteile, als Nachteile zählen die hohen ungefederten Massen die Begrenzung der Ein- und Ausfederwege Abb.79 Quelle:Michelin Bruner / Stockmar Alternative Fahrzeugkonzepte und Komponenten

74 Alternative Fahrzeugkonzepte und Komponenten
Mit Radnabenmotoren läßt sich Torque Vectoring einfacher und kostengünstiger darstellen als mit Einmotoren-Antrieb, der eine aufwändige Drehmomentverteilung mit zwei elektrisch betätigten Lamellenkupplungen und zwei Planetengetrieben benötigt (Abb. 81). Das beim Torque Vectoring erzeugte Drehmoment um die Fahrzeug- hochachse (Abb.80) kann das Fahrzeug bei Kurvenfahrt stabilisieren oder ein schnelleres Einlenken in die Kurve erzeugen. Planetengetriebe Abb. 80 Kegelrad- Differenzial Lamellenkupplung Abb. 81 , Quelle: BMW Elektromotor- Aktuator Bruner / Stockmar Alternative Fahrzeugkonzepte und Komponenten

75 Alternative Fahrzeugkonzepte und Komponenten
Als Alternativen für Antriebswellen aus Stahl (Vollmaterial oder Rohr) entwickeln Spezialfirmen leichtere Quer- und Längswellen aus GFK und CFK-Rohren. Sie weisen nicht nur beim Rohr über die Hälfte des Gewichts der Stahlversion auf, sondern reduzieren auch die rotierenden Massen. Besonders Hochleistungsfahrzeuge nutzen diese Vorteile schon heute. Bei der Gewichtsangabe geht die Fa. Voith für ihre CFK-Längswelle davon aus, dass die CKF-Variante keine Zwischenlager benötigt und deshalb nur ein Drittel der herkömmlichen Ausführung wiegt (Abb.82). Tatsächlich liegt die kritische Drehzahl von CFK-Wellen deutlich höher als die von Stahl- oder auch Aluminium-Wellen, ein Zwischenlager kann aber nicht immer entfallen. Besonderes Augenmerk muss bei der Konstruktion auf die kraft- oder formschlüssige Verbindung zwischen dem CFK-Rohr und den Antriebsgelenken gelegt werden. Diese Verbindungen stellen häufig die Bruchstelle von CFK-Konstruktionen dar. Abb Quelle: Voith Bruner / Stockmar Alternative Fahrzeugkonzepte und Komponenten

76 Alternative Fahrzeugkonzepte und Komponenten
4.6.) Radführungen Breitere Reifen mit niedrigen Querschnitten und höheren Reibungskoeffizienten - sogar über 1,2- stellten mit den dadurch kontinuierlich gewachsenen, auf die Radführungen wirkenden vielfältigen Kräften (Abb.83) steigende Anforderungen an die Werkstoffe. Vom Gusseisen über Gussstahl, Schmiedestahl, Profile aus Stahlblech, geschmiedete Aluminium-Komponenten (seltener Magnesium) entwickelte sich die Materialauswahl. Heute gilt eine Bruchdehnung von 12 Prozent für radführende Elemente aus Sicherheitsgründen als Mindestgrenze. Abb.83 Abb. 84 Trotz der hohen Festigkeiten, aber wegen unökonomischer Kosten und geringer Bruchdehnung können Radführungen aus CFK noch nicht als Alternativen für herkömmliche Werkstoffe bei Serienfahrzeugen, sondern derzeit nur bei Sport- und Rennwagen (Abb. 84) eingesetzt werden. Bruner / Stockmar Alternative Fahrzeugkonzepte und Komponenten

77 Alternative Fahrzeugkonzepte und Komponenten
4.6.1.) aktive Radführungen Selbst moderne Radführungen (Abb. 85) mit elasto-kinematischen Effekten reagieren auf eingeleitete Kräfte und Momente nur passiv mit nicht immer gewünschten Spur-oder Sturzänderungen (Abb.86) . Abb.85 Quelle: Audi Abb. 86 Quelle: Audi Zur weiteren Verbesserung des fahrdynamischen Verhaltens und der Fahrsicherheit von Fahrzeugen finden alternativ aktive Komponenten der Radführungen Eingang in Serienmodelle. Überlagerungslenkungen für die Vorderachse und Hinterachslenkungen finden gerade Anwendung in Premium-Fahrzeugen. Bruner / Stockmar Alternative Fahrzeugkonzepte und Komponenten

78 Alternative Fahrzeugkonzepte und Komponenten
Der Global Chassis Controller (Fahrdynamik-Regler) wertet die Signale der ABS-Sensoren, des Motormanagement, des Gier- , Wankraten-, eventuell GPS- sowie Lenkwinkelsensors kontinuierlich aus und berechnet daraus die Notwendigkeit eines Lenkungseingriffs zur Stabilisierung in einer kritischen Fahrsituation (Abb.87). Im Lenkungskorrekturfall fühlt der Fahrer im Lenkrad eine Rückmeldung (Vibrieren, Lenk- momenterhöhung). Integration in den Spurhalte-Assistenten ist üblich. Abb. 87, Quelle: ika Bruner / Stockmar Alternative Fahrzeugkonzepte und Komponenten

79 Alternative Fahrzeugkonzepte und Komponenten
Abb. 88 Quelle: BMW Bei der Überlagerungslenkung muss zunächst die gesetzliche Vorschrift der direkten mechanischen Verbindung zwischen Lenkrad und Vorderrädern erfüllt sein (Abb.88) . Dies geschieht über ein doppeltes Planetengetriebe in der Lenksäule. Das Aussenrad des zweiten Planetensatzes kann über einen Schneckentrieb von einem Elektromotor in beiden Richtungen verstellt werden (Abb. 88) und überlagert so die Drehung des Außenrades mit der Übersetzung des Planetentriebs der Lenkbewegung des Fahrers. Aus Sicherheitsgründen wird der zusätzliche Lenkeffekt auf max. 5 Grad begrenzt. Abb. 89, Quelle: ika Bruner / Stockmar Alternative Fahrzeugkonzepte und Komponenten

80 Alternative Fahrzeugkonzepte und Komponenten
Hinterachslenkungen sind lange bekannt, fast alle Gabelstapler manövrieren damit. In Limousinen führte Honda die über einen mehrgliedrigen Antrieb mit der Vorderachs-lenkung mechanisch gekoppelte Hinter-achslenkung ein. Moderne Hinterachs-lenkungen (Abb.90) arbeiten mit elek-trischen Aktuatoren (Abb. 91). Abb. 90, Quelle: BMW Abb. 91, Quelle: MagnaSteyr direkt angetriebene Mutter geteilte Spindel selbsthemmendes Trapezgewinde Bürstenloser Elektromotor Bruner / Stockmar Alternative Fahrzeugkonzepte und Komponenten

81 Alternative Fahrzeugkonzepte und Komponenten
Ziel in kritischen Fahrsituationen ist die Reduktion der Giergeschwindigkeit und des Schwimmwinkels zur Fahrzeugstabilisierung. Aus Sicherheitsgründen wird der Lenkwinkel der Hinterräder geschwindigkeitsabhängig auf 2,3 bis 5,0 Grad begrenzt. Ziele (Abb. 92): verringerter Wendekreis bei großem Lenkeinschlag mit gegensinnigem Lenkeinschlag stabilisiert das Fahrzeug bei schnellen Ausweichmanövern / instabilen Fahrzuständen mit gleichsinnigem Unterstützung der Fahrzeugagilität Abb Quelle: BMW Bruner / Stockmar Alternative Fahrzeugkonzepte und Komponenten

82 Alternative Fahrzeugkonzepte und Komponenten
Abb. 93 Quelle: MagnaSteyr Bruner / Stockmar Alternative Fahrzeugkonzepte und Komponenten

83 -g +g +g Bruner / Stockmar
Reifen erreichen höhere Seitenführungskräfte bei negativem Sturz (Abb. 94). Dieser Tatsache tragen negative statische Sturzeinstellwerte Rechnung, bei Sportwagen bis zu -3,5 o . Aktive Steuerung /Regelung des Reifensturzes wurde dennoch bisher nur in Prototypen realisiert. Aktive Federungen, CDC-Dämpfer und aktive Querstabilisatoren können den Wankwinkel bei Kurvenfahrt und dadurch seinen Einfluß auf den Radsturz ebenfalls verringern, aber keinen zusätzlichen negativen Sturz generieren. -g +g Abb: 95, Quelle: fotoshow +g Abb.94 Quelle: Avon Bruner / Stockmar Alternative Fahrzeugkonzepte und Komponenten

84 -g Bruner / Stockmar Alternative Fahrzeugkonzepte und Komponenten
Mit der alternativen Neigetechnik des Experimentalfahrzeugs Mercedes F300 (Abb.96) erreichen die Reifen höhere Seitenführungskräfte und die Fahrgäste fühlen sich bei hohen Querkräften komfortabler. -g Abb.96 Quelle: Mercedes Bruner / Stockmar Alternative Fahrzeugkonzepte und Komponenten

85 4.7.) Federung Tragfedern nehmen die auf das Fahrzeug einwirkenden Hochkräfte auf und bestimmen damit, zusammen mit den Dämpfern und Radführungsbuchsen, den Komfort des Fahrzeugs. Mit den ungefederten Massen der Radaufhängung einerseits und dem Fahrzeugaufbau andererseits bilden Federn Schwingungssysteme mit einem Freiheitsgrad. Die Stoßdämpfer dämpfen die nach einer Anregung, z.B. durch Straßenunebenheiten, erzeugten Schwingungen (aperiodisch). Die beiden Eigenfrequenzen errechnen sich einfach zu Eigenfrequenz ω R/A = rad oder f = min-1 c = Federrate m R/A = ungefederte Massen / Aufbaumasse Geringe ungefederte Massen der Radaufhängungen erhöhen die Eigenfrequenz ER (Abb.97) und sprechen schneller auf Unebenheiten an. Wegen der geringeren kinetischen Energie bei Federbe-wegungen erfordern sie geringe Dämpferkräfte, die den Fahrkomfort steigern. Abb.97 Bruner / Stockmar Alternative Fahrzeugkonzepte und Komponenten

86 Alternative Fahrzeugkonzepte und Komponenten
Sowohl Blatt- als auch Schraubenfedern bestehen traditionell aus hochfestem, überwiegend warm verformten Federstahl. Neu sind die Alternativen aus Titan und glasfaserverstärktem Kunststoff. Titanfedern gehören im Rennsport zur Standardausrüstung der Profi-Fahrzeuge. Sie wiegen bis zu 50 % weniger als Stahl- Federn und sind sofort an der Federdrahtstärke zu erkennen. Die in Abb.98 gezeigte Titanfeder wiegt 1,7 kg, die Stahlfeder dagegen 3,2 kg bei gleicher Federrate. Federrate c = Neben den geometrischen Abmessungen bestimmt der Gleitmodul G die Ausführung der Schraubenfeder. G * d4 8* n * Dm3 Gleitmodul G Stahl ,3 Gpa Titan ,4 Aluminium ,5 Magnesium ,0 Polyethylen ,117 Gummi ,0003 GFK ,2 – 7,5 CFK ,6- 16,0 Abb.98 Quelle: AMT Bruner / Stockmar Alternative Fahrzeugkonzepte und Komponenten

87 Alternative Fahrzeugkonzepte und Komponenten
Eine völlig neue Alternative zu Stahlfedern stellen Federn aus GFK dar. AUDI wird mit einer solchen Feder (Abb. 99) beim R8 e-tron in „Serie“ gehen, womit die Bewährungsprobe bestanden wurde. Gewicht GFK-Feder ,53 kg, Gewicht Stahlfeder ,66 kg Abb. 100 Abb. 99 Quelle: Sogefi Ebenfalls auf eine Feder aus korrosions-freiem, chemisch stabilem GFK setzt das Ultra-Leichtbau-Konzept der Fa. Lotus. Die GFK-Querblattfeder wird nur auf Biegung beansprucht, Längskräfte und Torsionsmomente fangen andere Komponenten auf (Abb.100): kein mehr- achsiger Spannungszustand. Richtige Einspannung bewirkt sogar einen Stabilisator-Effekt Bruner / Stockmar Alternative Fahrzeugkonzepte und Komponenten

88 Alternative Fahrzeugkonzepte und Komponenten
4.7.1.) aktive Federung Der Terminus „aktive Federung“ bezeichnet Federsysteme, die währende der Fahrt die Bodenfreiheit und Federrate variieren können. Solche Systeme sind von Premium- und Rennsportfahrzeugen bekannt. Sie arbeiten mit Hydrauliksystemen (Citroen DS 19, ab 1955) oder pneumatisch (Luft-federung). Die immer noch dominierende Stahlfederung zeigt bei Beladung eines Fahrzeugs (Abb.101) eine signifikante Absenkung der Aufbaueigenfrequenz und damit der Fahrzeugstabilität bei Ausweichmanövern. övern. Eine Alternative zu be-kannten aktiven Feder-ungen entwickelt die Fa. Bose im Zuge der fortschreitenden Elektrifizierung von mechanischen Komponenten im Fahrzeug (Abb.102). Das Bose-System arbeitet mit Linear-motoren, deren elek-trische Ansteuerung über die Software Drehstabfeder Abb. 101 völlig neue Eigen- schaften der Fahrdynamik erlaubt. Die aktive Federung kann die Bodenfreiheit und Federrate regulieren und als Dämpfer sowie Querstabilisator, Anti-Dive und Anti-Squat wirken. Abb Quelle: Bose Bruner / Stockmar Alternative Fahrzeugkonzepte und Komponenten

89 Alternative Fahrzeugkonzepte und Komponenten
Das System befindet sich noch im Entwicklungsstand. Bose gibt deshalb keine Detailinformationen über das Wirkungsprinzip mit einem Linear-motor (Abb. 103) hinaus. Bose verwendet eine konzentrische Motorkon- struktion. Die Linearmotoren erlauben eine teilweise Rekuperation der elektrischen Leistung für die Anhebung der Räder beim Ausfedern. Drehstabfedern übernehmen beim Bose-System die statischen Radlasten. Eine zukünftige Ergänzung der aktiven Federung wäre die Kopplung mit einer Laserabtastung der Straße vor dem Fahrzeug. So könnte sich die adaptive Federung / Dämpfung antizipativ auf Bodenunebenheiten einstellen und eine echte Skyhook-Charakterisktik erlauben. Abb Quelle: Canders/Mosebach/Shi Bei der Skyhook-Regelung (Abb. 104) soll das Fahr-zeug über Fahrbahnun-ebenheiten ohne Auf-baubewegungen gleiten. Diese Eigenschaft wird bereits adaptiven Stoß-dämpfersystemen zuge-schrieben, obwohl erst aktive Systeme diesen Anspruch zur Gänze erfüllen können. Abb. 104, Quelle: ZF Bruner / Stockmar Alternative Fahrzeugkonzepte und Komponenten

90 d d 4.9.) Schwingungsdämpfer Bruner / Stockmar
Stoßdämpfer spielen bei der Evolution der Fahrdynamik eine wichtige Rolle. Früh wurde die Notwen-digkeit zur Dämpfung der Schwingsysteme Rad – Federung – Aufbau (Abb.105) erkannt, um die Eigen- schwingungen der beiden Feder- /Massen-Systeme möglichst schnell abklingen zu lassen (Abb.106). Die ursprünglich ver-wendeten Reibungs- dämpfer liessen die Schwingungen nur linear abklingen, die hydraulischen Dämpfer sorgen für eine starke Dämpfung bis hin zur aperio-dischen Dämpfung. Abb.105 Abb. 106Quelle: ZF d d od. d = L / TA+1- TA Abb. 107 Abb. 108 Bruner / Stockmar Alternative Fahrzeugkonzepte und Komponenten

91 Alternative Fahrzeugkonzepte und Komponenten
Herkömmliche hydraulische Stoßdämpfer weisen eine von der Geschwindigkeit der Kolbenstange im Dämpfer abhängige Kraft auf, die Kolben- und Bodenventile (Zweirohrdämpfer) bestimmen. Moderne adaptive Dämpfer stellen die Dämpfungskräfte in einem weiten Kennfeld in Zug- und Druckstufe (Abb. 109) mit elektrisch gesteuerten Proportionalventilen (Abb. 110) an jedem Rad separat stufenlos ein. Die Abtastrate der vertikalen Radbewegungen kann bis auf zwei Millisekunden erhöht und entsprechend schnell die Ventilsteuerung adaptiert werden. Bekannt sind diese Dämpfer unter dem Begriff „CDC“- Dämpfer (Continous Damper Control) (Abb. 111) . Die Hersteller werben mit der „Skyhook“-Charakte- ristik, die hier aber nur ein- geschränkt erreicht wird. Abb Quelle: ZF Sachs Abb Quelle: ZF Sachs Abb. 109 Quelle: ZF Sachs Bruner / Stockmar Alternative Fahrzeugkonzepte und Komponenten

92 Alternative Fahrzeugkonzepte und Komponenten
Die aktiven Radführungen steigern nicht nur den Komfort für die Fahrzeuginsassen, sondern auch die aktive Fahrsicherheit durch eine signifikante Stabilisierung des Fahrverhaltens in kritischen Fahrsituationen. Der Fahrdynamiktest „Lenkwinkelsprung“zeigt mit CDC-Dämpfung 15 % geringere maximale Giergeschwindigkeit und 40 % geringere Überschwingweite der Giergeschwindigkeit (Abb. 112). Abb. 112, Quelle: ZF Sachs Bruner / Stockmar Alternative Fahrzeugkonzepte und Komponenten

93 Alternative Fahrzeugkonzepte und Komponenten
Einen technologisch alternativen Ansatz stellen die Stoßdämpfer mit magneto-rheologischem Prinzip dar. Hier strömt eine Flüssigkeit mit magnetisierbaren Partikeln durch Drosseln mit konstantem Durchmesser im Kolben. Die Strömungs-widerstände bei Kolbenstangen- und damit Rad-Bewegungen - beeinflusst das Magnetfeld im Inneren des Dämpfers (Bild 113). Der Global Chassis Controller steuert die Ströme in den Magnetspulen der Dämpfer an und sorgt nicht nur für den optimalen Fahrkomfort, sondern in der Sport-Stellung auch für geringere Auf- baubewegungen und reduzierte Radlast- schwankungen, damit für höhere mög-liche Kurvengeschwindigkeiten. Abb Quelle: ZF Sachs Bruner / Stockmar Alternative Fahrzeugkonzepte und Komponenten

94 Alternative Fahrzeugkonzepte und Komponenten
Abb Quelle: MagnaSteyr Bruner / Stockmar Alternative Fahrzeugkonzepte und Komponenten

95 Alternative Fahrzeugkonzepte und Komponenten
4.9.) Bremsen Mit steigenden Motorleistungen, Fahrzeuggewichten und Geschwindigkeiten wuchsen auch die Anforderungen an die Bremsen. Reichten in den Urzeiten des Automobils noch auf die Reifen gepresste Gußeisen- oder Vollgummiklötze, ging die Entwicklung dann zu Bandbremsen, Trommelbremsen und letztlich Scheibenbremsen über. Die aus dem Flugzeugbau übernommenen Scheibenbremsen benutzten und benutzen heute noch mehrheitlich Bremsscheiben aus Grauguß. Für höchste Belastungen wurden Scheiben aus einer Keramikmatrix entwickelt, die heute im Motorsport und bei Hochleistungs--fahrzeugen zur Standardausrüstung zählen (Abb 115). Keramikscheiben mit Carbonfaserver-stärkungen arbeiten bei höheren Tempe-raturen (bis 1300 Grad C) ohne signifikanten Reibwertverlust. Die Bremszangen umfassen die Scheiben von außen und benötigen in der Felge den freien Einbaudurchmesser DE. Dadurch reduziert sich der wirksame Reibdurchmesser Dw. Abb Quelle:Movit Bruner / Stockmar Alternative Fahrzeugkonzepte und Komponenten

96 Alternative Fahrzeugkonzepte und Komponenten
Um einen größeren wirksamen Reibdurch-messer Dw zu erreichen, stellte Audi im V8 die innen umfasste Scheibenbremse vor. Probleme mit Bremsenrubbeln führten zur Aufgabe des alternativen Konzepts. Mit dem Radnabenantrieb kommt dieses Konzept wieder (Abb. 116). Hier übernimmt die Bremse geringere Bremsleistungen, da der E-Motor als Generator in der Rekuperationphase einen Großteil der Bremsleistung aufbringt, die Bremsscheibe wird thermisch niedriger beansprucht. Im Zuge der Elektrifizierung wichtiger mechanischer Komponenten im Fahrzeug verbreitet sich auch die elektrisch betätigte Bremse. Elektrische Handbremsen finden sich als Komfortfeature bereits in vielen Premium-Modellen. Der nächste Schritt ist die Zuspannung der Bremsbeläge mit elektrischen Aktuatoren. Abb Quelle: Protean Bruner / Stockmar Alternative Fahrzeugkonzepte und Komponenten

97 d = Fges = m*F Fs= m*F / tan 2d Bruner / Stockmar
Als Alternative zur herkömm-lichen Bremsbelagzuspannung bei Scheibenbremsen ohne Selbstverstärkung entwickelte Siemens-VDO die elektrisch betätigte Keilbremse (Abb. 117). Der Elektromotor 4 drückt über eine Spindel das Druckstück 5 über Rollenrampen gegen den Belag 3 und über den Schwimmrahmen den gegenüberliegenden Belag 3 gegen die Bremsscheibe. Die Bremse nutzt die Selbst-verstärkung. Die Rampen dürfen deshalb nur mit Rampenwinkeln arbeiten, die dem Elektromotor jederzeit ein Lösen der Bremsanlage erlaubt. . = Fges = m*F d Fs= m*F / tan 2d Abb Quelle: Siemens-VDO Diese Bremse kann die Bremskräfte sehr schnell modulieren und arbeitet deshalb ideal mit ABS- oder ESP-Systemen zusammen. Allerdings begrenzen die Rampen die Zuspannwege und damit die nutzbare Bremsbelagdicke. Die Weiterentwicklung ruht zur Zeit, da Sicherheitsbedenken noch intensiv analysiert werden müssen: Bei Ausfall des Motors löst bei dieser Konstruktion die betätigte Bremse nicht zwangsweise, wenn der Selbstverstärlungseffekt genutzt wird. Bruner / Stockmar Alternative Fahrzeugkonzepte und Komponenten

98 5.) Resümee Bruner / Stockmar
Im Jahr 1917 veröffentlichte ein Experte die Meinung, dass die Automobilentwicklung jetzt wohl beendet sei. Das folgende Jahrhundert hat bewiesen, dass die Weiterentwicklung eines der meistverwendeten technischen Produkte auf der Welt nicht abgeschlossen werden kann. Neue Technologien, gesetzliche Vorschriften, gestiegene Kundenerwartungen an Sicherheit, Gebrauchsnutzen und Komfort Kosten waren die wichtigsten Treiber dieser ständigen automobilen Evolution, in der bisher nicht angedachte oder nicht realisierbare Alternativen immer wieder Fortschritte ermöglichten. Ohne die Einführung alternativer elektrischer und/oder elektronischer Steuerungen hätte das moderne Automobil nicht den heutigen Stand erreichen können. Umso wichtiger, dass der Automobil- Ingenieur immer enger mit seinen Kollegen aus der Elektrik/Elektronik zusammen arbeitet. Bruner / Stockmar Alternative Fahrzeugkonzepte und Komponenten

99 Alternative Fahrzeugkonzepte und Komponenten
Die durchgängige Elektrifizierung vieler bisher mechanisch oder hydraulisch betätigten Komponenten wie Wasser-pumpe, Servo-Lenkung, Motor-management, Getriebesteuerungen, auch mit elektrischen Aktuatoren, aktive Fahrwerkskomponenten oder der gesamte Antrieb zeigen, dass zwei bisher wenig verknüpfte Disziplinen in der Mechatronik im derzeit statt-findenden Paradigmenwechsel zusam-mengeführt werden. Dementsprechend hoch liegt der Wertschöpfungsinhalt der Elektrik/ Elektronik in modernen Fahrzeugen (Abb. 118 ). Abb. 118 Diese Vorlesung konzentriert sich definitionsgemäß auf Hardware-Komponenten. Dennoch muss der große Einfluss von Berechnungen und Simulationen erwähnt werden, ohne die viele Alternativen ohne vorherige Software-Analyse in der virtuellen Entwicklung gar nicht bis zum Prototyp-Stadium gekommen wären. Neue, präzisere Berechnungsverfahren erlauben eine noch bessere Materialausnutzung und und ermöglichen mit alternativen Leichtbau-Konzepten und –Werkstoffen die Richtungsumkehr der Gewichtsspirale im Kraftfahrzeugbau. Bruner / Stockmar Alternative Fahrzeugkonzepte und Komponenten

100 6.) Literaturverzeichnis
1.) Automobiltechnik der Zukunft, Seiffert / Walzer, VDI-Verlag, ASIN: B006XHFQEO 2.) Zukunft der Mobilität – Szenarien für das Jahr 2030 Institut für Mobilitätsforschung, 2010, (ifmo-Studien), ISBN 3.) Mobilitätskonzepte, Fraunhofer ISI 4.) Automobil 2001, Perspektiven-Berichte-Analysen, Europaverlag Wien, ISBN 5.) Handbuch Kraftfahrzeugtechnik, Braess / Seiffert, Verlag Vieweg, ISBN X 6.) 7.) Höherfester Stahl für den Automobil-Leichtbau, Thyssenkrupp Stahl, 2010 8.) Nachwachsende Rohstoffe im Auto, Sächsische Landesanstalt für Landwirtschaft 9.) Herstellung von naturfaserverstärkten Polyurethan-Pressteilen, Vortrag Fa. Dräxlmaier, Vilsbiburg 10.) Schraubenfedern aus Verbundstoff GFK, Sogefi Group S.p.A. 11.) 12.) Vorlesung „Design of Automotive Suspension Systems“, Stockmar, TU Wien 13.) Nichtlineare Regelung von Kraftfahrzeugen in querdynamisch kritischen Fahrsituationen Anette von Vietinghoff, Universitätsverlag Karlsruhe Bruner / Stockmar Alternative Fahrzeugkonzepte und Komponenten

101 Bruner / Stockmar Alternative Fahrzeugkonzepte und Komponenten


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