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Schön und Erhaben Der Weg hinauf und hinab, der derselbe ist und das Leben des Menschen konstituiert, ist eingerichtet zwischen Helle und Finsternis,

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Präsentation zum Thema: "Schön und Erhaben Der Weg hinauf und hinab, der derselbe ist und das Leben des Menschen konstituiert, ist eingerichtet zwischen Helle und Finsternis,"—  Präsentation transkript:

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2 Schön und Erhaben Der Weg hinauf und hinab, der derselbe ist und das Leben des Menschen konstituiert, ist eingerichtet zwischen Helle und Finsternis, Zeit und Raum. Bergsteigen ist Nachgang, Wiederholung dieser Bewegung, die der Weg zur Entsprechung von Helle und Finsternis ist. Licht und Zeit stehen in einem Bezug zueinander, er ist das Zeit Messende. Wenngleich auch alles, was in der Zeit ist, vergeht, bleibt doch die Zeit bestehen und ist ähnlich unvergänglich wie auf der anderen Seite die Chora, die alle Veränderung der Zeit an ihr nur duldet. Die Chora bildet als das Andere des Lichts, als der Raum mit diesem zusammen die Welt.

3 In dem Gedicht von Barthold Hinrich Brockes sind die Berge als grausam bezeichnet und doch zugleich als schön. Wie kommen wir eigentlich dazu, ihnen ästhetische Attribute zuzuschreiben? Zu sagen, sie seien nützlich, ist einleuchtend, und was nützt, läßt sich relativ leicht feststellen. Ob es grausam anzusehen ist oder doch schön, ist viel schwieriger zu begründen. Die Philosophie wäre nicht Philosophie, hätte sie sich nicht darüber den Kopf zerbrochen, was denn gemeint ist, wenn wir von etwas sagen, daß es schön oder nicht schön sei und wie sich ein solches Urteil von einem unterscheidet, das den bloßen Nutzen einer Sache ausspricht oder eine Feststellung über ein Ding macht. Von Bergen zu sagen, sie seien schön oder erhaben, ist zweifellos etwas anderes, als von ihnen einen Nutzen zu behaupten. In Hallers Gedicht „Die Alpen“ heißt es von einem „muntern‘ Alten“, er habe die Natur erforscht, kenne ihre Schönheit:

4 „Der Kräuter Wunder-Kraft und ändernde Gestalten
Hat längst seinen Witz durchsucht und jedes Moos benennt; Er wirft den scharfen Blick in unterird‘sche Grüfte, Die Erde deckt vor ihm umsonst ihr falbes Gold, Er dringet durch die Luft und sieht die Schwefel-Düfte, In deren feuchter Schoß gefangner Donner rollt; Er kennt sein Vaterland und weiß dessen Schätzen Sein immer forschend‘ Aug‘ am Nutzen zu ergötzen“ (Haller, Die Alpen, Strophe 31)

5 Der muntere Alte kennt sein Vaterland und seine Schätze und weiß sein immer forschend‘ Aug‘ am Nutzen zu ergötzen. Die Frage nach Nutzen und Nachteil der Berge ist eine, die sich allgemein beantworten läßt. Doch ihre ästhetische Rechtfertigung scheint weniger Sache des Verstandes als Sache des Gefühls und des Empfindens zu sein. Diesem Gefühl Ausdruck zu geben, standen sowohl die Termini „schön“ wie „erhaben“ zur Verfügung, wobei immer wieder von der Erhabenheit der Berge die Rede ist. Als erhaben galt vor allem etwas, das nicht durch den Menschen, sondern durch die Natur hervorgebracht war. In der Entwicklung dieses Begriffes fällt jedoch auf, daß die in ihm angesprochene religiöse Gottesfurcht sich immer mehr zu einem weltlichen, durchaus angenehmen Schauder wandelte.

6 In seiner Kritik der Urteilskraft unternahm Kant eine philosophische Durchdringung der Begriffe des Schönen und des Erhabenen und gleichzeitig eine Abgrenzung beider gegeneinander. Diese Kritik war 1790 zum ersten Mal erschienen, doch schon 26 Jahre vorher hatte sich Kant mit dieser Thematik befaßt, 1764 erschienen seine „Beobachtungen über das Gefühl des Schönen und Erhabenen“. Die Motive für die Behandlung dieser Begriffe mögen in beiden Schriften unterschiedliche gewesen sein. Doch schon bei der früheren Schrift fällt auf, daß bei ihrer Analyse der Akzent auf das subjektive Erleben gelegt wird und Kant damit einer Entwicklung Rechnung trägt, die seit Descartes das Ich in den Mittelpunkt philosophischen Denkens rückte.

7 „Das feinere Gefühl, was wir nun erwägen wollen, ist vornehmlich zwiefacher Art: das Gefühl des Erhabenen und des Schönen. Die Rührung von beiden ist angenehm, aber auf sehr verschiedene Weise. Der Anblick eines Gebirges, dessen beschneite Gipfel sich über Wolken erheben, die Beschreibung eines rasenden Sturms, oder die Schilderung des höllischen Reichs von Milton erregen Wohlgefallen, aber mit Grausen; dagegen die Aussicht auf blumenreiche Wiesen, Thäler mit schlängelnden Bächen, bedeckt von weidenden Herden, die Beschreibung des Elysium, oder Homers Schilderung von dem Gürtel der Venus veranlassen auch eine angenehme Empfindung, die aber fröhlich und lächelnd ist.

8 Damit jener Eindruck auf uns in gehöriger Stärke geschehen könne, so müssen wir ein Gefühl des Erhabenen und, um die letztere recht zu genießen, ein Gefühl für das Schöne haben. Hohe Eichen und einsame Schatten im heiligen Haine sind erhaben, Blumenbetten, niedrige Hecken und in Figuren geschnittene Bäume sind schön. Die Nacht ist erhaben, der Tag ist schön.“ (Immanuel Kant, Gesammelte Schriften, Band 2: „Vorkritische Schriften II “, darin „Beobachtungen über das Gefühl des Schönen und Erhabenen“, S. 208f)

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10 Das Gefühl des Erhabenen, das auch für Kant bisweilen mit einem Grausen oder auch mit Schwermut verbunden ist, unterteilt er in drei unterschiedliche Arten: „Das erster will ich das Schreckhaft–Erhabene, das zweite das Edle und das dritte das Prächtige nennen.“ (Immanuel Kant, Gesammelte Schriften, Band 2, S. 213.)Vom Erhabenen wird gesagt, daß es jeder Zeit groß sein müsse, wogegen das Schöne klein sein kann. Jeder der drei Richtungen des Erhabenen droht die Gefahr zu entarten. Die für uns besonders interessante Entartung ist die des Schrecklich-Erhabenen, denn nach Ansicht Kants ist sie das Abenteuerliche:

11 „Kühne Übernehmung der Gefahren für unsere, des Vaterlandes, oder unserer Freunde Rechte ist erhaben. Die Kreuzzüge, die alte Ritterschaft waren abenteuerlich; die Duelle, ein elender Rest der letztern aus einem verkehrten Begriff des Ehrenrufs, sind Fratzen.“ (Kant, Schriften, Band 2, S. 214 f.)

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13 Kant versucht in seinem Philosophieren eine Methode zu entwickeln, die auf Erkenntnisse geht, die „a priori möglich sein soll“. Das ästhetische Urteil ist nur ein Spezialfall der allgemeinen Frage „Wie sind synthetische Urteile a priori möglich?“. Neben den theoretischen Urteilen a priori, den Erkenntnisurteilen der Wissenschaft und den praktischen der Sittlichkeit sind ästhetische Urteile möglich. Ästhetische Urteile sind für Kant Urteile des Geschmacks, und er sagt ausdrücklich, daß es kein objektives Prinzip des Geschmacks gebe. Trotzdem ist dieses Urteil keineswegs dem willkürlichen Belieben überlassen, denn sonst wäre Ästhetik nicht möglich. Auch das Geschmacksurteil beansprucht Allgemeingültigkeit - „mute anderen dasselbe Wohlgefallen zu“, „sinnt jedermann Einstimmung an“ - und ist deshalb, wie alle anderen Urteile, unter Regeln zu bringen. Welches sind die Regeln? Kant entwickelt sie für das Schöne gemäß den vier Kategorien: Qualität, Quantität, Relation und Modalität.

14 Das Schöne Hinsichtlich des Geschmacks wird etwas als schön beurteilt, sofern es ein Wohlgefallen oder ein Mißfallen hervorruft, das von keinem Interesse geprägt ist. Durch die Interesselosigkeit des Wohlgefallens, meint Kant, unterscheidet sich das Geschmacksurteil von einem Urteil, das das Angenehme zum Gegenstand hat oder von jenem, das über das moralisch Gute urteilt. Angenehm ist das, was uns Vergnügen bereitet, schön das, was bloß „gefällt“, gut dasjenige, das hoch geschätzt und gebilligt wird. Hier ist nicht die Neigung maßgebend wie im Falle des Angenehmen oder die Achtung wie im Falle der Moral. Das Fehlen von jeglichem Interesse ist ein Zeichen der Freiheit, insofern alles Interesse Bedürfnisse voraussetzt.

15 Schönheit wird aber nicht nur durch das interesselose Wohlgefallen definiert, sondern ebenso dadurch, daß das Schöne das ist, „was ohne Begriff allgemein gefällt“, so kann die Schönheit von Blumen durch Begriffe der Biologie weder erklärt noch widerlegt werden. Das Geschmacksurteil ist Ausdruck eines bloßen Zustandes und nicht eine objektive Vorstellung wie zum Beispiel der Umstand, daß das Haus ein Haus ist. Was wir am Haus schön finden, ist seine Wohlproportioniertheit.

16 Daß es beim Schönen nicht auf den empfundenen Inhalt, sondern auf die Form und die Proportion dieser Inhalte ankommt, wird auch in Kants Erklärung des Schönen entsprechend der Kategorie der Relation deutlich, der zufolge Schönheit die Form der Zweckmäßigkeit ohne Vorstellung eines Zwecks eines Gegenstandes ist. Alles Einzelne an einem Gegenstand fügt sich zweckmäßig in das Ganze ein, ohne daß an ihm vom ästhetischen Standpunkt her ein besonderer Zweck inhaltlich zu begreifen wäre.

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18 Die vierte Kategorie, die der Modalität, die ein Seiendes nach Möglichkeit, Wirklichkeit und Notwendigkeit faßt, sieht im Geschmacksurteil eine Notwendigkeit ausgedrückt. Vom Schönen erwartet man eine notwendige Beziehung auf das Wohlgefallen, die weder theoretisch noch praktisch, sondern exemplarisch ist. Sie drückt eine Notwendigkeit aus, die als Beispiel einer allgemeinen Regel gilt, die ihrerseits allerdings nicht angegeben werden kann.

19 Schönheit sieht Kant, gekennzeichnet durch ein notwendig sich einstellendes interessenloses Wohlgefallen an einem Gegenstand. Der schöne Gegenstand wird als zweckmäßig aufgefaßt, obgleich er dem Betrachter nicht unmittelbar als Zweck zu etwas dient. Eine Blume ist schön. Sie wird wie ein Kunstwerk aufgefaßt und erscheint, als ob sie das Produkt eines Künstlers sei. Sie erregt Wohlgefallen, ohne als Mittel nützlich, ohne als Besitzgegenstand Ziel eines Interesses oder Begehrens zu sein. Analoges kann von vom Menschen gemachten Kunstwerken gesagt werden. Sie sind schön, insoweit sie ohne unmittelbares Interesse zu erregen, ohne eigensüchtige Ziele mit ihnen zu verfolgen, Wohlgefallen und Zustimmung hervorrufen. In diesem Punkt ist die Schönheit der Moral verwandt, bei der man ebenso von der Neigung absieht.

20 Das Urteil über Schönes, sagt Kant, entsteht aus dem „freien Spiel der Einbildungskraft“, wenn etwas der Form nach als zweckmäßig, als vollkommen aufgefaßt wird, ohne unter einem bestimmten Zweck oder von einem bewußten Interesse her als vollkommen erlebt zu werden. „Blumen sind freie Naturschönheiten“; sie gefallen „frei und für sich“, ohne als Mittel zum Zweck oder für eine Interesse zu dienen. Sie können gedacht werden, als seien sie durch einen Künstler, als seien sie unter dem Gesichtspunkt der Vollkommenheit gebaut, ohne dies wirklich zu sein. Kant spricht von der „Bewunderung der Natur, die sich an ihren schönen Produkten als Kunst, nicht bloß durch Zufall, sondern gleichsam absichtlich, nach gesetzmäßiger Anordnung und als Zweckmäßigkeit ohne Zweck, zeigt: welchen letzteren, da wir ihn äußerlich nirgends antreffen, wir natürlicherweise in uns selbst ... suchen“. (Kant, Kritik der Urteilskraft, § 42)

21 Das Erhabene Von der Schönheit der Natur unterscheidet Kant ihre Erhabenheit: Schönheit betrifft die Form des Gegenstandes, das Erhabene dessen Unbegrenztheit, Formlosigkeit, das geradezu „zweckwidrig“ für unser Urteilsvermögen zu sein scheint. Die Erhabenheit, die Kant „bei weitem nicht so wichtig und an Folgerungen reichhaltig“ (§23) findet wie die Schönheit, wird von ihm in der Kritik der Urteilskraft so gekennzeichnet:

22 „Erhabenheit ist das, mit welchem in Vergleichung alles andere klein ist“

23 „Erhabenheit ist das, mit welchem in Vergleichung alles andere klein ist“ (ebd. §25). Das Erhabene weckt in uns ein unabweisbares Gefühl der Achtung. Daher sieht Kant „die Erhabenheit in keinem Dinge der Natur“ selbst, sondern verortet sie „nur in unserem Gemüte“ (ebd. § 28). Die Natur steht uns anscheinend allgewaltig, mächtig, unerreichbar und letztlich auch unfaßbar gegenüber. Wir fühlen uns ihr gegenüber klein und ohnmächtig.

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25 Während das Schöne das in sich selbst Proportionierte ist, geht das Erhabene über alles Maß hinaus. Für das Schöne sind Übersichtlichkeit, Abgeschlossenheit und Proportionalität entscheidend. Genau das aber fehlt dem Erhabenen. Kant unterscheidet nunmehr das Mathematisch- und das Dynamisch-Erhabene. Im mathematischen Sinne erhaben ist dasjenige, mit welchem verglichen alles andere klein ist und „was auch nur denken zu können ein Vermögen des Gemüts beweiset, das jeden Maßstab der Sinne übertrifft“. Das Erhabene ist gekennzeichnet durch das „Unendliche“. Anders als beim Schönen bezieht sich die Einbildungskraft nicht auf den Verstand, sondern auf die Vernunft mit ihren Ideen der Unbedingtheit und der Unendlichkeit. Dementsprechend geht auch das Dynamisch-Erhabene über alles gewöhnliche, endliche Maß hinaus. Durch das Erhabene werden wir veranlaßt, die über unsere gewohnten Maßstäbe hinaus gehende Größe der Natur, so zum Beispiel den Sternenhimmel, als Darstellung von Ideen zu denken. (Kant, Schriften V, S. 250.)

26 Schön ist das, was in der bloßen Beurteilung (also nicht vermittelst der Empfindung des Sinnes nach einem Begriffe des Verstandes) gefällt. Hieraus folgt von selbst, daß es ohne alles Interesse gefallen müsse. Erhaben ist das, was durch seinen Widerstand gegen das Interesse der Sinne unmittelbar gefällt. (S. 114) Das Erhabene gründet für Kant in der Natur des Menschen und in dessen Verhältnis zur äußeren Natur. Wie das Schönheitsurteil ist es dem Moralischen verwandt, doch weil es auf das gestaltlos Große, auf die vorgestellte Stellung des Menschen zur Natur, auf bloß „subjektive“ Zweckmäßigkeit zielt, ist es von jenem wohl zu unterscheiden. Das Erhabene muß auch nicht immer Wohlgefallen auslösen – und selbst das „Wohlgefallen am Erhabenen der Natur ist... nur negativ (statt dessen das am Schönen positiv ist), nämlich ein Gefühl der Beraubung der Freiheit der Einbildungskraft durch sie selbst, indem sie nach einem anderen Gesetz als dem des empirischen Gebrauchs zweckmäßig bestimmt wird“ (ebd. § 29, Anm.).

27 „Wenn wir aber etwas nicht allein groß, sondern schlechthin, absolut, in aller Absicht (über alle Vergleichung) groß, d. i. erhaben nennen, so sieht man bald ein, daß wir für dasselbe keinen ihm angemessenen Maßstab außer ihm, sondern bloß in ihm zu suchen verstatten. Es ist eine Größe, die bloß sich selber gleich ist. Daß das Erhabene also nicht in den Dingen der Natur, sondern allein in unseren Ideen zu suchen sei, folgt hieraus; in welchen es aber liege, muß für die Deduktion aufbehalten werden.“ (S. 93 f).

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29 Im Anblick von Bergen und Meer sieht Kant Beispiele des Erhabenen in der Natur. Er beschreibt ausdrücklich „die Verwunderung, die an Schreck grenzt, das Grausen“ und den „heiligen Schauer, welcher den Zuschauer bei dem Anblicke himmelansteigender Gebirgsmassen, tiefer Schlünde und darin tobender Gewässer, tiefbeschatteter, zum schwermütigen Nachdenken einladender Einöden usw. ergreift“. Diese Verwunderung sei „nicht wirkliche Furcht“, sondern das Bemühen der Phantasie, „der Einbildungskraft“, wie es bei Kant heißt, die Gemütserregung angesichts der „erhabenen“ Bergwelten wieder zu beruhigen. Die innere eigene Natur und der Einfluß der äußeren auf diese und ihr Befinden werde (nur) so beherrscht. Und nur so könnten wir unsere eigene, relative „Unabhängigkeit“ gegenüber der äußeren Natur wahren, indem wir gleichsam überkompensierend in der Lage sind, „das Schlechthin-Große“ dennoch relativ zu unserer eigenen Bestimmung und Fähigkeit „als klein abzuwürdigen“ (§29).

30 Eine Herausforderung an den Menschen bilden die erhabenen Naturgegenstände, zwar an seine Phantasie und an seine Handlungsfähigkeit. Sie erweist das anscheinend Übermächtige als nur scheinbar Übermächtiges. IM Erhabenen wir die Natur überwältigt. Die Form des Ergreifens und der Überwältigung der Natur ist für den Menschen als Akt der Selbsterfahrung wichtig. Er muß sich in seiner Verfaßtheit, als endlich-unendliches Wesen aus sich selbst gewinnen und gestalten.

31 „Kühne, überhangende, gleichsam drohende Felsen, am Himmel sich auftürmende Donnerwolken, mit Blitzen und Krachen einherziehend, Vulkane in ihrer ganzen zerstörenden Gewalt, Orkane mit ihrer zurückgelassenen Verwüstung, der grenzenlose Ozean der Empörung gesetzt, ein hoher Wasserfall eines mächtigen Flusses u. dg. machen unser Vermögen zu widerstehen in Vergleichung mit ihrer Macht zur unbedeutenden Kleinigkeit. Aber ihr Anblick wird nur um desto anziehender, je furchtbarer er ist, wenn wir uns nur in Sicherheit befinden; und wir nennen diese Gegenstände gern erhaben, weil sie die Seelenstärke über ihr gewöhnliches Mittelmaß erhöhen und ein Vermögen zu widerstehen von ganz anderer Art in uns entdecken lassen, welches uns Mut macht, uns mit der scheinbaren Allgewalt der Natur messen zu können.“ (S. 104)

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33 „Wider diese Auflösung des Begriffs des Erhabenen, sofern dieses der Macht beigelegt wird, scheint zu streiten, daß wir Gott im Ungewitter, im Sturm, im Erdbeben u. dg. als im Zorn, zugleich aber auch in seiner Erhabenheit sich darstellend vorstellig zu machen pflegen, wobei doch die Einbildung einer Überlegenheit unseres Gemüts über die Wirkungen und, wie es scheint, gar über die Absichten einer solchen Macht Torheit und Frevel zugleich sein würde. Hier scheint kein Gefühl der Erhabenheit unserer eigenen Natur, sondern vielmehr Unterwerfung, Niedergeschlagenheit und Gefühl der gänzlichen Ohnmacht die Gemütsstimmung zu sein, die sich für die Erscheinung eines solchen Gegenstandes schickt, und auch gewöhnlichermaßen mit der Idee desselben bei dergleichen Naturbegebenheit verbunden zu sein pflegt.“ (S. 109)

34 Kant z.B. führt es als erhaben auf (Kritik der praktischen Vernunft, Beschluß), „wenn das Subjekt mit dem Gedanken sich über den Platz erhebt, den es in der Sinnenwelt einnimmt, und die Verknüpfung ins unendliche Große erweitert, eine Verknüpfung mit Sternen über Sternen, mit Welten über Welten, Systemen über Systeme, überdem noch in grenzenlose Zeiten ihrer periodischen Bewegung, deren Anfang und Fortdauer. – Das Vorstellen erliegt diesem Fortgehen ins Unermeßlich-Ferne, wo die fernste Welt immer noch eine fernere hat, die so weit zurückgeführte Vergangenheit noch eine weitere hinter, die noch so weit hinausgeführte Zukunft immer noch eine andere vor sich; der Gedanke erliegt dieser Vorstellung des Unermeßlichen; wie ein Traum, daß einer einen langen Gang immer weiter und unabsehbar weiter fortgehe, ohne ein Ende abzusehen, mit Fallen oder mit Schwindel endet.“

35 „Diese Darstellung, außerdem daß sie den Inhalt des quantitativen Erhebens in einen Reichtum der Schilderung zusammendrängt, verdient wegen der Wahrhaftigkeit vornehmlich Lob, mit der sie es angibt, wie es dieser Erhebung am Ende ergeht: der Gedanke erliegt, das Ende ist Fallen und Schwindel. Was den Gedanken erliegen macht und das Fallen desselben und den Schwindel hervorbringt, ist nichts anderes als die Langeweile der Wiederholung, welche eine Grenze verschwinden und wieder auftreten und wieder verschwinden, so immer das eine um das andere und eins im anderen, in dem Jenseits das Diesseits, in dem Diesseits das Jenseits perennierend entstehen und vergehen läßt und nur das Gefühl der Ohnmacht dieses Unendlichen oder dieses Sollens gibt, das über das Endliche Meister werden will und nicht kann.“ (Hegel, G.W.F., Werke in zwanzig Bänden, Band 5: „Wissenschaft der Logik“, Frankfurt/Main 1969, S. 265)

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