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Nutzungs- und Standortgefüge

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Präsentation zum Thema: "Nutzungs- und Standortgefüge"—  Präsentation transkript:

1 Nutzungs- und Standortgefüge
Raumwirtschaftslehre, Wirtschaftsgeographie, regional science Untersuchungsgegenstand: Standortverteilung Standortentscheidung (welche Faktoren?) von Unternehmen Literatur: Harald Bathelt, Johannes Glückler, Wirtschaftsgeographie, 2. Auflage, Stuttgart S. 26 W. Isard: Location and Space-economy, A General Theory Relating to Industrial Location, Market Areas, Land Use, Trade an Urban Structure, New York 1956, W. Isard: Methods of Regional Analysis: An Introduction to regional science Cambridge 1960 Edwin von Böventer, Theorie des räumlichen Gleichgewichts, Tübingen 1962 Edwin von Böventer, Standortentscheidung und Raumstruktur, Hannover 1979 Peter Fischer, Erdkunde, Pocket Teacher Abi, Berlin Cornelsen Scriptor 2000 Henner Kleinewefers, STANDORT UND RAUMSTRUKTUR, 1 TU Berlin, ISR SoSe 2004 „Bodennutzungsplanung II“

2 Nutzungs- und Standortgefüge
1. Standorttheorien und Modelle Transportkostenminimierung Primärer Sektor: von Thünen (1826) Sekundärer Sektor: Alfred Weber (1909) Tertiärer Sektion: Christaller (1933) Sektorale Prägung nach Siedlungsgröße Städtische Bodennutzungsmodelle 2. Weitere Standortfaktoren Vom Transportkostenprimat zu Standortfaktor-Katalogen 3. Entwicklungsdynamik und Standortwahl Lange Wellen und Standortregionen Produktionszyklen und Standortwahl Verkehrsmittel und Standortwahl Globalisierung und Standortwahl Beispiel Berlin und Neue Länder 4. Standortfaktoren Ladengewerbe 2 TU Berlin, ISR SoSe 2004 „Bodennutzungsplanung II“

3 Standorttheorien Primärer Sektor:
Bergbau: Lagerstätten bestimmen Standort (standortgebundenes Gewerbe vgl. § 35 BauGB, Privilegierung) Landwirtschaft:   3 TU Berlin, ISR SoSe 2004 „Bodennutzungsplanung II“

4 Standorttheorie – primärer Sektor
1800: Deutschland intensiviert Landwirtschaft (Flurbereinigung, Bauernbefreiung: „je intensiver, desto besser“ (wachsender Markt, steigende Einwohnerzahl) von Thünen, Landwirt (geb. 1783, gest. 1850) 1810 Erwerb Gut Tellow (465 ha) bei Rostock 10 Jahre Bücher geführt: Kosten für Holz, Getreide, Butter: Transportkosten abhängig von Marktentfernung, Gewicht und Verderblichkeit der Waren. 1826 Hauptwerk: Der isolierte Staat in Beziehung auf Landwirtschaft und Nationalökonomie von Thünen (Landwirt, geb. 1783, gest. 1850) Modell der Thünenschen Ringe (Justus von Liebig geb. 1803, gest : Kunstdünger) Werk: Der isolierte Staat in Beziehung auf Landwirtschaft und Nationalökonomie 1826 Lehre von der relativen Nützlichkeit von Bodennutzungssystemen. Nicht intensive Landnutzung oder Fruchtwechsel bringen das beste Bodennutzungssystem, sondern das rentabelste Gut. Lage zum Absatzort steht dabei im Vordergrund. 1810 Erwerb von Gut Tellow Nähe Rostock. Zehn Jahre lang höchstpersönlich alle Bücher geführt: Kosten von Holz, Roggen oder Butter Vorbereitung für sein Werk: Der isolierte Staat 1826 Suche nach der optimalen Nutzung landwirtschaftlicher Fläche - eine der wichtigsten Fragen seiner Zeit. Deutschland, zu Beginn des 19. Jahrhunderts noch stark agrarisch geprägt, steckte im Umbruch: Die Zeiten der bäuerlichen Selbstversorgung gingen zu Ende, die wachsende Bevölkerung in den Städten verlangte nach immer neuen Produkten vom Land, im Export winkten zusätzliche Gewinne. Die ehemaligen Rittergüter im Agrarstaat Preußen zum Beispiel machten glänzende Geschäfte mit dem Getreidehunger Englands. Methoden der intensiven Landnutzung waren gefragt: neue Geräte, Dünger, der Abschied von der traditionellen Dreifelderwirtschaft (bei der die Äcker zwischendurch zur Erholung brachliegen). Je intensiver, desto besser, kalkulierten die Agrarökonomen. Doch von Thünen griffen diese Überlegungen zu kurz. Der Gutsherr wusste aus eigener Erfahrung noch um eine andere wesentliche Größe, nämlich die Transportkosten. Um Rüben, Milch oder Strohballen zu Geld zu machen, mussten sie zum Markt geschafft werden - doch die Straßen Mecklenburgs waren schlecht, und leichtverderbliche Ware wie Milch kam auf der Reise sogar um. Transportkosten abhängig von Entfernung, Gewicht und Verderblichkeit der Waren. Hier begann seine Analyse: "Wie wird sich unter diesen Verhältnissen der Ackerbau gestalten?" Szenario: fiktive Marktstadt, ringsherum eine homogene landwirtschaftliche Fläche mit überall gleicher Bodengüte, ohne Flüsse oder Straßen. ein einziges landwirtschaftliches Produkt, nämlich Getreide, und dessen Preis ist vorgegeben. Nachweis: Intensivwirtschaft lohnt nicht immer - nämlich dann nicht, wenn der Bauer allzu weit vom Zentrum ackert. Transportkosten zehren zusätzliche Erträge auf. Grenzanbieter. Bei freier Wahl der Produkte und Anbaumethoden je nach Entfernung von der Stadt unterschiedlich. Wie Jahresringe an einem Baum entstehen Zonen unterschiedlicher Nutzungsart, manchmal Thünensche Kreise oder Ringe genannt. Intensivwirtschaft nicht immer in der größten Stadtnähe, Thünens Arbeit wesentliche Grundlagen für den Übergang von der feudalen Selbstversorgungswirtschaft zum Agrarkapitalismus gelegt. Resonanz gewaltig, die Universität Rostock ernannte ihn zum Ehrendoktor. Erkenntnisse wurden ein Jahrhundert später wieder von Walter Christaller und August Loesch aufgenommen und auf ganz andere Wirtschaftssektoren übertragen.: Auch für städtische Flächennutzung, erwiesen sich Thünens "Ringe" nämlich als äußerst nützlich. In der Wirklichkeit finden sich natürlich weder in Städten noch auf dem Land "reine" Anordnungen konzentrischer Kreise; oft kann von Kreisen keine Rede sein. Schließlich spielen noch viele andere Faktoren wie Relief und Bodengüte, Verkehrswege und Grenzen eine Rolle, was von Thünen auch wusste. Bei vielen heutigen Wirtschaftsaktivitäten fallen Transportkosten kaum noch ins Gewicht. 4 TU Berlin, ISR SoSe 2004 „Bodennutzungsplanung II“

5 Standorttheorie – primärer Sektor
Zone 1 verderbliche Güter tägl. Bedarfs: Milch, Gemüse; transportempfindliche Güter: Kartoffeln Rüben Zone 2: Forstwirtschaft (Brenn-, Nutzholzbedarf Städte) Zone 3: Fruchtwechselwirtschaft: Getreide- und Blattfrucht (ohne Brache) Zone 4: Koppelwirtschaft: Feld-Graswirtschaft Zone 5: Dreifelderwirtschaft Zone 6: extensive Viehzucht (Erzeugnis von hohem Wert bei nur einem Transport) Grundannahmen: Isolierter Staat = kreisrunde, von Außenwelt abgeschnittene homogene Fläche (gleiche Anbaubedingungen: Boden, Klima, Relief), gleiche Bewirtschaftungs- und Verkehrsmittel (Pferdefuhrwerk), Stadt als Absatzmarkt im Zentrum 1.      Preis in der Stadt in Ausgangspunkt 2.      Entfernung zur Stadt (Markt) bestimmt Höhe der Transportkosten 3.      Nutzungsintensität bestimmt Höhe der Transportkosten o      Transportkosten bestimmen Überschussgewinn o      Überschussgewinn bestimmt Bodenrente = Nutzungsintensität in Abhängigkeit von Entfernung zur Stadt bestimmt Bodenrente (jede Gut hat seine Steigung, Rentengradienten) Grundrentengerade hat geknickten Verlauf Nutzungskonkurrenz erzwingt rentabelste Bewirtschaftung Nutzungskonkurrenz bedingt das Standortsystem bzw. Anbausystem Kritik: Theorie aus der Zeit des Fuhrwerks und der Milchkanne (Lebensmittelkonservierung), und des Ofens (Holzbedarf). Faktoren Entfernung, Transport relativiert 5 TU Berlin, ISR SoSe 2004 „Bodennutzungsplanung II“

6 Standorttheorie – primärer Sektor
Lagerentengradienten verschiedener Anbauprodukte: Steigung gibt an, wieviel Euro ein Landwirt zu zahlen bereit wäre (Pacht, Kauf), um 1 km näher am Markt produzieren zu können. Gemüse Lagerente 1. Räumliche Sortierung der Landnutzung aufgrund Differentialprinzip (Lagerente differenziert Kulturanbau): Marktnähe: Transportkosten niedrig, Boden-/Lagerente hoch, Produkte mit hohem Erlös je ha Fläche setzen sich durch Marktferne: Transportkosten hoch, Boden-/Lagerente niedrig, Produkte mit niedrigem Erlös je ha Fläche setzen sich durch Lagerentenformel: R = (p (Marktpreis) – a (Kosten)) x E (Ertrag) - E x f (Transport) x d (Entfernung) = Nettoerlös pro Flächeneinheit sinkt für jedes Produkt mit wachsender Entfernung zum Markt 2. Räumliche Sortierung der Landnutzung aufgrund Intensitätsprinzip (Lagerente bestimmt Nutzungsintensität): Arbeitsintensität je Flächeneinheit (Nettoerlös) sinkt mit Entfernung zum Markt (zunehmender Bracheanteil) Harald Bathelt, Johannes Glückler, Wirtschaftsgeographie, 2. Auflage, Stuttgart 2003 Kartoffeln Roggen Entfernung Fruchtwechselwirtschaft Grundannahmen: Isolierter Staat = kreisrunde, von Außenwelt abgeschnittene homogene Fläche (gleiche Anbaubedingungen: Boden, Klima, Relief), gleiche Bewirtschaftungs- und Verkehrsmittel (Pferdefuhrwerk), Stadt als Absatzmarkt im Zentrum 1.      Preis in der Stadt in Ausgangspunkt 2.      Entfernung zur Stadt (Markt) bestimmt Höhe der Transportkosten 3.      Nutzungsintensität bestimmt Höhe der Transportkosten o      Transportkosten bestimmen Überschussgewinn o      Überschussgewinn bestimmt Bodenrente = Nutzungsintensität in Abhängigkeit von Entfernung zur Stadt bestimmt Bodenrente (jede Gut hat seine Steigung, Rentengradienten), Grundrentengerade hat geknickten Verlauf In Marktnähe: Transportkosten niedrig, Lagerente hoch; Anbauprodukte mit hohem Erlös je ha und hohen Transportkosten je Flächeneinheit und km werden angebaut Lagerentenformel: R = (p-a) x E - E x f x d R = Lagerente pro Flächeneinheit (Euro/ha) p = Marktpreis pro Produkteinheit (Euro/ Doppelzentner) a = Produktionskosten pro Produkteinheit (Euro/ Doppelzentner) E = Ertrag pro Flächeneinheit (Dz/ha) f = Transportkosten pro Produkt- und Entfernungseinheit (Euro/(Dz x km)) d = Entfernung zum Markt (km) Nutzungskonkurrenz erzwingt rentabelste Bewirtschaftung Nutzungskonkurrenz bedingt das Standortsystem bzw. Anbausystem Kritik: Homogene Anbaufläche nicht gegeben: Relief/Naturraum, Bodengüte, Grenzen, Verkehrswege varieren Theorie aus der Zeit des Fuhrwerks und der Milchkanne (Lebensmittelkonservierung), und des Ofens (Holzbedarf). Faktoren „Entfernung“, „Transport“ durch heutige Verkehrsmittel und -kosten relativiert. aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie Johann Heinrich von Thünen (*24. Juni 1783, Kanarienhausen bei Hooksiel, † 22. September 1850, Gut Tellow bei Rostock) war ein deutscher Autor. Johann Heinrich von Thünen legte 1826 mit seinem Werk Der isolierte Staat in Beziehung auf Landwirtschaft und Nationalökonomie den Grundstein für die volkswirtschaftlichen Standortlehre, die eine wichtige Rolle in der Wirtschaftsgeografie spielen. In Reaktion auf diese Veröffentlichung erhielt von Thünen die Ehrendoktorwürde der Universität Rostock. Die Thünenschen Ringe In seiner Theorie über den isolierten Staat, ging er von Adam Smiths homo oeconomicus aus: Der Landwirt ist bestrebt den größtmöglichen Gewinn aus seiner Arbeit zu erwirtschaften. Aus seiner Erfahrung als Gutswirt wußte von Thünen, dass die seine Erlöse von einer optimalen Nutzung der Landflächen und den Transportkosten abhingen. Um seine Gedanken auf ausschliesslich diese zwei Variablen zu konzentrieren, reduzierte von Thünen die restlichen Einflüsse auf einen homogenen - isolierten - Staat: Ein kreisrundes, völlig flaches Land ohne Aussenbeziehungen und einer alles dominierenden Stadt in der Mitte. Es gibt ein nur Getreide als einziges landwirtschaftliches Produkt und dessen Preis ist vorgegeben. Die Wirtschaft im Umland müßte sich bei ökonomischen Verhalten so anordnen, dass jede Branche eine optimalen Gewinn einfährt: Die Transportkosten sind direkt proportional von der Entfernung zur Stadt und dem Gewicht der Ware abhängig. Der Preis pro ha (Lagerente) nimmt mit Entfernung zur Stadt ab. Der Mindestpreis einer Ware errechnet sich also aus der Lagerente und den Transportkosten und den fixen Produktionskosten - der Gewinn ist dann der Unterschied zwischen Mindestpreis und dem fixen Marktpreis. Idealschema der Anordnung der Landnutzungszonen im Thünen'schen Modell Die Lagerente als zentraler Begriff in der Argumentation von Thünen ist als Äquivalent zum Bodenwert zu verstehen. Sie entspricht der maximal möglichen Summe, die ein landwirtschaftlicher Produzent für die Nutzung einer Fläche bezahlen könnte, ohne Verlust zu machen. Sie lässt sich für ein gegebenes Gut mit der folgenden Gleichung bestimmen: L = Y(P - C) - YDF dabei ist... L : örtlich erzielbare/bezahlbare Lagerente (in DM/qkm) Y : Anbauertrag (in t/qkm) P : Marktpreis der Feldfrucht (in DM/t) C : Erzeugungskosten der Feldfrucht (in DM/t) D : Entfernung zum Markt (in km) F : Transportkostentarif (in DM/t*km) So würde z.B. die Lagerente eines Produktes mit einem Ertrag von t/km², das auf dem zentralen Markt 100 DM/Tonne einbringt, wohingegen seine Produktion 50 DM/t und sein Transport 1 DM je Tonne und km kostet, im Zentrum der Stadt DM/qkm (5 Pf/m²) betragen, in 10 km Entfernung nur noch DM/qkm und in einer Entfernung von 30 km nur noch DM/qkm. Entsprechend der mit zunehmender Entfernung zum Marktort fallenden Lagerente wird somit auch die Zahlungsbereitschaft eines jeden Landwirtes für landwirtschaftliche Flächen sinken und sich schließlich in den Bodenpreisen niederschlagen. Von Thünen stellte fest, dass sich beispielsweise der Getreideanbau nur in einer bestimmten Entfernung zu Stadt lohnte: Entweder wurden in der Nähe der Stadt die Kosten für den Boden zu hoch oder mit zunehmender Entfernung die Transportkosten, nämlich dann, wenn es ein anderes Produkt gibt, das entweder günstiger zu produzieren oder preiswerter zu transportieren ist. Ab einer Maximalentfernung zum Marktort (Stadt) wird dann die Produktion eines bestimmten Gutes unrentabel, weil entweder der Gewinn auf '0' sinkt oder der Gewinn eines anderen Produktes höher ist, denn die Berechnungen nahm Thünen für unterschiedlich flächenintensive landwirtschaftliche Produkte (Fleischvieh, Holz, Getreide, aber auch Eier, Milch usw.) vor: Für jedes Produkt gibt es einen bestimmten Abstand zur Stadt in der sich die Produktion lohnt. Da Thünen die Transportkosten direkt auf den Marktort bezog ("Luftlinie"), ergeben sich kreisrunde Abgrenzungen zwischen den einzelnen Landnutzungszonen - Die Thünschen Ringe. Darstellung der Lagerentenbeziehung für zwei landwirtschaftliche Güter Treten nämlich die Produzenten mehrerer landwirtschaftlicher Produkte in Konkurrenz zueinander, "sortieren" sich ihre Standorte konzentrisch relativ zum Marktort entsprechend der Steilheit/dem Verlauf ihrer Lagerentenkurven: Ein Produkt, dessen Ertrag je Flächeneinheit zwar gering, dessen Marktpreis je Gewichtseinheit jedoch hoch und dessen Transportkosten je Gewichts- und Distanzeinheit ebenfalls hoch sind (z.B. Holz), kann daher beispielsweise nahe am zentralen Markt höhere Lagerenten erzielen als ein Produkt mit niedrigeren Transportkosten. Die Lagerente als Möglichkeit zur Zahlung höherer Renten für die Nutzung einer gegebenen Menge an Produktionsfläche, ist der Indikator für die "Konkurrenzfähigkeit" der Produkte relativ zum zentralen Marktort. Anwendung und Kritik Wie viele andere Modelle in der Geographie, wurde auch das Thünen'sche Modell häufig aufgrund der restriktiven Modellannahmen kritisiert. Dabei wurde jedoch übersehen, dass sich die Rahmenbedingungen des Modells durch geringfügige Modifikationen der jeweiligen Wirklichkeit annähern ließen. Die ringförmige Struktur, die auf einen einzigen punktförmigen Markt und die ausschließlich zentral-peripher verlaufenden Transportkostengradienten zurückgeführt werden kann, ist z.B. nur eine von vielen denkbaren geometrischen Ausgangssituationen. Beim Vorliegen anderer naturräumlicher Grundlagen oder spezieller Transportstrecken, können die Landnutzungszonen z.B. auch streifenförmig verlaufen. Wenn mehrere Märkte vorhanden wären, würden sich mehrere Zonierungsmuster um die jeweiligen Marktorte ausbilden und sich überlagern. Ein berechtigter Einwand ist dagegen der Hinweis auf das Fehlen jeglichen produktiven Gewinns. In der Thünen'schen Theorie konkurrieren die verschiedenen landwirtschaftlichen Nutzungen um den optimalen Standort, der sich aus der produktspezifischen Angebots-/Aufwandsrelation ergibt. Die Konkurrenzfähigkeit wird über die erzielbare Lagerente indirekt quantifizierbar. Nach Abzug von Produktionskosten und standortgebundenen Transportkosten bleibt vom Markterlös jedoch nichts mehr übrig. Das von Thünen formulierte Modell geht also von der vollständigen Selbstversorgung der agrarischen Produzenten aus. Thünens Verdienst ist der Versuch - unter Vernachlässigung einer ganzen Reihe von Raumeigenschaften - Nutzungszonierungen allein durch wirtschaftlich rationales Handeln zu erklären. Dabei spielt die Lagebeziehung zu den möglichen Konsumenten letztendlich die entscheidende Rolle für die Standortwahl. Gleichzeitig wird über diese Lagebeziehung eine Bewertung aller potentiellen Standorte ausgelöst, die zu einer Zonierung der möglichen Angebote führt. Dieses einfach aufgebaute Raum-Wirtschaftsmodell reagiert allerdings empfindlich auf Veränderungen der Raumüberwindungskosten. Es besitzt aber aufgrund seiner Universalität dennoch einen hohen Stellenwert innerhalb geographischer Fragestellungen und Methodik. Werke Der isolirte Staat in Beziehung auf Landwirthschaft und Nationalölkonomie, oder Untersuchungen über den Einfluß, den die Getreidepreise, der Reichthum des Bodens und die Abgaben auf den Ackerbau ausüben ( Auflage und "vermehrte und verbesserte" Auflage) Der naturgemäße Arbeitslohn und dessen Verhältnis zum Zinsfuß und zur Landrente ("Der isolirte Staat...", 2. Teil, 1850 und posthum 1863) Grundsätze zur Bestimmung der Bodenrente, der vorteilhaftesten Umtriebszeit und des Werths der Holzbestände von verschiedenem Alter für Kiefernwaldungen ("Der isolirte Staat...", 3. Teil postum 1863) Lagerente Koppelwirtschaft Dreifelderwirtschaft Entfernung 6 TU Berlin, ISR SoSe 2004 „Bodennutzungsplanung II“

7 Standorttheorie – sekundärer Sektor
Alfred Weber (1868–1958): (1909): Über den Standort der Industrien, Heidelberg Frage wie findet man den kostenminimalen Firmenstandort zwischen Zuliefer- und Absatzmarkt? Agglomerationsvorteile Arbeitskosten Transportkosten Sekundärer Sektor: - Bergbau und Grundstoffindustrie Energie und Wasserversorgung Verarbeitendes Gewerbe (Automobil, Schiffbau, Flugzeug, Maschinenbau, Mineralölverarbeitung, Nahrungsmittel, Baugewerbe, Handwerk) 7 TU Berlin, ISR SoSe 2004 „Bodennutzungsplanung II“

8 Standorttheorie – sekundärer Sektor
Bei gleichen Arbeitskosten und fehlenden Agglomerationsvorteilen standortbestimmend: Gewichtsverlustmaterial Input > Output = >1 (Standort: rohstoffnah) „Standort auf der Kohle“ (Steinkohle): Hüttenwerk (10 t Erz, 5 Tonnen Kohle / 1 t Stahl = 15) Standort bei der Braunkohle: Chemische Industrie, Energieerzeugung Grundstoffindustrie: Kalkstein, Zementfabrik (Rüdersdorf); Kali, Düngemittelfabrik Vgl. ortsgebundene gewerbliche Betriebe - z.B. Sandgrube, Ziegelei - Privilegierung im Außenbereich gem. § 35 Abs. 1 Nr. 3 BauGB) „Je höher der Gewichtsverlust bei der Veredelung, desto näher der Produktionsort am Fundort des Rohstoffs. Je geringer der Gewichtsverlust, desto näher der Produktions- am Absatzort. Kritik an der Theorie: Lohnkosten, Infrastruktur, Subventionen, Steuern, Umweltauflagen, die Rolle des Marktes bleiben unberücksichtigt. Geografie, Abi-Wissen Cornelsen-Verlag, S. 205 Aufstieg und Rückzug der Montanindustrie Innerregionale Verlagerung der Standorte Die Produktionsabläufe- und Verfahren der Stahlerzeugung waren klassischerweise an folgende Standortanforderungen gebunden (Bansamir 1971):  hoher Rohstoffbedarf mit regionaler Konzentration von wichtigen Zulieferern aufgrund des hohen Materialeinsatzes (bes. Koks) und der Standortgebundenheit der wichtigsten Rohstoffe  hoher Energiebedarf aufgrund der besonderen Anforderungen des Reduktionsprozesses  Absatzorientierung (zu beachten gilt hierbei, die vielfältige Verwendungsmöglichkeit von Stahl)  Fühlungsvorteile zu gleichen, vorgelagerten und nachgelagerten Produktionsstufen aufgrund der hohen Kostendegression bei steigenden Produktionskapazitäten. Erzversorgung und Kohleeinsatz als Ursachen der Standortverlagerung Im Laufe der Jahre fand eine Umstrukturierung und Verlagerung auf der Input-Seite (Erze, Kohle) statt. Hinsichtlich der Erzversorgung fanden an Stelle von Inlandserzen Material von Übersee immer stärkeren Einsatz. Zwar sind bei Erzen aus überseeischen Lagerstädten die Frachtkosten wesentlich höher, jedoch wiegt die produktionstechnisch bedingte höhere Qualität diesen Nachteil auf. So liegt z.B. der Eisen-Gehalt von Auslandserzen bei Prozent, der von Inlandserzen jedoch nur bei Prozent. Zudem benötigt man weniger Koks für die Reduktion von Erz zu Roheisen. Das Erz wird heute meist gesintert (angereichert) oder pelletiert (zu kleinen Kugeln geformt) (Quelle: Internet 12) (s. Modul "Eisen und Stahl"). Neben den kostengünstigen Abbaumöglichkeiten besonders beim Übertagebau in vielen Übersee-Lagerstätten, z.B. Itabira in Brasilien und Westaustralien mit 21 bzw. 18 Prozent der Weltproduktion (Westermann 2002, S. 231 Karte 2) entstand durch eine neue Generation von Großraumfrachtern eine enorme Senkung der Transport- und Umschlagkosten. Wurde das Erz in den 1950er Jahren noch mit Frachtern zwischen t Kapazität transportiert, so standen bald Größenordnungen um t zur Verfügung. Dies führte zu Verbilligungen der Transportkosten von 40 Prozent und mehr. Damit waren aber auch andere Standortbedingungen bei den Bestimmungsorten der Erzfracht gefragt. Man benötigte vor allem leistungsfähige Lösch- und Ladehäfen mit ausreichendem Tiefgang (Bansamir 1971). Mit sinkendem spezifischen Koksverbrauch nahm mehr und mehr der Standortvorteil der Hütten "auf der Kohle" ab. Zunehmend wurde Kohle durch andere Energieträger substituiert. So wies (und weist) sich Heizöl beispielsweise nicht nur durch eine bessere Regulierbarkeit des Wärmegrades, sondern auch durch kostengünstigen Transport in Pipelines aus. Als Folge kristallisierten sich Standortnachteile "auf der Kohle" heraus, zumindest dann, wenn die Absatzmärkte nicht in der gleichen Region lagen. Die technologische Entwicklung führte so dazu, dass die Energieversorgung als Standortfaktor an Einfluss immer mehr verlor. Die Minderung des Einsatzes von Kohle und der teilweise Ersatz durch Erdöl und Erdgas bedeuteten die Lockerung der Standortbindung "auf der Kohle". Auch die Stahlindustrie befreite sich damit in einem ersten Schritt vom Diktat der Kohlestandorte zugunsten der "nassen", d.h. Küsten-Standorte (u.a. Bremen, Rotterdam, Genua, Marseille). Man konnte so dem Sog der Absatzmarktorientierung folgen. Weitere Schritte durch neue, vergleichsweise investitionsarme und daher flexiblere "Ministahlwerke" (s.o.) sollten folgen. Ein Beispiel für die innerregionale Konzentration der Verhüttungsstandorte ist die "Rheinfront" in Duisburg. Denn hier konnte man zum einen der sich wandelnden Gewichte der Einsatzstoffe Erz/Pellets und Kohle und ihrer geänderten Transportkosten Rechnung tragen. Zum anderen ließen sich hier die Standortnachteile der ruhrgebietstypisch hohen Lohnkosten durch kurze Transportwege zu den Verbrauchern im Ruhrgebiet überkompensieren. Denn die Hüttenwerke setzten in den 1970er Jahren rund 80 Prozent der für die Bundesrepublik Deutschland bestimmten Walzstahlprodukte in einem Umkreis von nur 100 km ab. Seit April 2001 werden nur noch Hochöfen in Duisburg betrieben. Nach der Übernahme von Hoesch durch Krupp 1991 wurde zunächst das Stahlwerk in Rheinhausen geschlossen. Nach einer weiteren Fusion von Krupp mit Thyssen kam das endgültige Aus für den Stahlstandort Dortmund. Zwei Hochöfen sowie ein Stahl- und Walzwerk konnten nach China verkauft werden (Internet 13). Das Stahlwerk Phoenix wurde zum Beispiel in nur sechs Monaten von 100 Facharbeitern demontiert, verpackt und nach China zum Wiederaufbau geschickt. 2 Kalisalze 2.1 Begriffe, Eigenschaften und Verwendung 1840 veröffentlichte der Chemiker JUSTUS V. LIEBIG unter dem Titel „Die Chemie in ihrer Anwendung auf Agrikultur und Physiologie“ sein grundlegendes Werk, das für die Landwirtschaft der Folgezeit und dann auch indirekt für die Entstehung und Entwicklung des Kalibergbaus immense Bedeutung erlangte. LIEBIG stellte fest, dass die Ernährung der Pflanzen nicht auf dem Humus, sondern auf bestimmten mineralischen Stoffen im Boden basiert. Nach seiner inzwischen bewährten Lehre gehört Kalium neben Stickstoff und Phosphorsäure zu den Hauptnährstoffen der Pflanzen, mit denen der Boden ausreichend versorgt sein muss, um gute Erträge hervorbringen zu können. Kalium steuert auf verschiedene Weise die lebensnotwendigen Stoffwechselvorgänge der Pflanzen und ist wesentlich am Auf- und Umbau der organischen Substanz beteiligt. Auch der pflanzliche Wasserhaushalt wird vom Kalium reguliert. Schließlich trägt es zur Festigung des Zellgewebes und zur Erhöhung der Widerstandsfähigkeit gegen Schädlinge bei. Kalium, als Düngemittel Kali genannt, kommt in Salzmineralen vor und wird bergmännisch gewonnen. In Deutschland enthalten die abgebauten Kalisalze vielfach auch Magnesium und Schwefel. 2.2 Gewinnung und Förderung Entsprechend der geographischen Lage abbauwürdiger Vorkommen sind die Kalistandorte in den Bundesländern wie folgt verteilt: Hessen: 3 (Neuhof, Philippsthal und Heringen) Niedersachsen: 1 (Wunstorf-Bokeloh) Sachsen-Anhalt: 1 (Zielitz) Thüringen: 1 (Unterbreizbach). 2.2.1 Abbauverfahren Die Abbauverfahren im deutschen Kalibergbau lassen sich in zwei Grundtypen einordnen: einen für die am weitesten verbreitete flache Lagerung und einen für die steile Lagerung im Hannoverschen Revier. Die in der flachen Lagerung angewandten Abbauverfahren sind dem Kammerpfeilerbau zuzuordnen Mineraldünger Konsumort/Absatzort tonnenkilometrischer Minimalpunkt= idealer Produktionsstandort Rohstofflager/Zulieferer 1 Rohstofflager/ Zulieferer 2 8 TU Berlin, ISR SoSe 2004 „Bodennutzungsplanung II“

9 Standorttheorie – sekundärer Sektor
Reingewichtsmaterial Input < Output = <1 (Standort absatznah, Konsumort) Gilt auch, wenn Ubiquitäten (überall verbreitet) als Input verwendet werden: z.B. Wasser, Luft, Strom Bsp.: Schlosserei, Kesselbau, Lokomotivbau (nur wenig Gewichtsverlust bei Stahlinput, viel umbauter Raum (Balkongitter, Dampfkessel) tonnenkilometrischer Minimalpunkt= idealer Produktionsstandort Konsumort/Absatzort Rohstofflager/Zulieferer 1 Rohstofflager/ Zulieferer 2 9 TU Berlin, ISR SoSe 2004 „Bodennutzungsplanung II“

10 Standorttheorie – sekundärer Sektor
Standort absatznah: Abgasanlage Fa. Boysen für BMW „Reinmaterial“ schwerer und sperriger als Komponenten und Halbfabrikate Zulieferung km Endmontage BMW-nah Raumordnungsbericht 2000, S. 87 10 TU Berlin, ISR SoSe 2004 „Bodennutzungsplanung II“

11 Standorttheorie – sekundärer Sektor
Standort absatznah: Warum? (Antwort s. Notizen) Mobile Mahlanlagen im Einsatz für Brauereien effektiver als stationäre (3,5 Tonnen leere Bierkästen gehen auf einen LKW, aber 22 Tonnen Granulat) 11 TU Berlin, ISR SoSe 2004 „Bodennutzungsplanung II“

12 Standorttheorie – sekundärer Sektor
Launhardts geometrische Lösung: (für Spezialfall tr1 = tr2) Launhardts geometrische Lösung Erläuterung des Vorgehens: R = Inputeinheit; X = Outputeinheit - Schlagen zweier Kreise um R1 und R2 mit Durchmesser R2/x * ur bzw. R1/X * ur (beachte die Asymmetrie!); ur = Entfernung zwischen den beiden Rohstofforten; Schnittpunkt der beiden Kreise = „Pol“ - Schlagen des „Standortkreises“ durch R1, R2 und Pol - Schnittpunkt von Standortkreis und Verbindungslinie PolóAbsatzort ist der tonnenkilometrische Minimalpunkt Sopt „Standortkreis“ tr = Transportkosten pro Inputeinheit tx = Transportkosten pro Outputeinheit 12 TU Berlin, ISR SoSe 2004 „Bodennutzungsplanung II“

13 Standorttheorie – tertiärer Sektor
Walter Christaller: Frage nach Ordnung von Siedlungen im Raum und den Kräften, die diese Ordnung bewirken Hauptwerk 1933: „Die zentralen Orte in Süddeutschland, eine ökonomisch-geographische Untersuchung über die Gesetzmäßigkeiten der Verbreitung und Entwicklung der Siedlungen mit städtischen Funktionen“: Tertiärer Sektor (Dienstleistungen): Handel, Gastgewerbe, Verkehr, Nachrichtenübermittlung, Kredit, Versicherung, Verwaltung, Bildung, Kultur, Ärzte, Rechtsanwälte, sonstige öffentliche und persönliche Dienstleistung Quartärer Sektor: (Unterabteilung des tertiären Sektors, Einrichtungen der öffentlichen Hand): Fachhochschulen, Universitäten, Forschungseinrichtungen, wo höchste Qualifikationen erworben werden können. große Resonanz weltweit in Wissenschaft und Planungspraxis Zentrale-Orte-Theorie  nicht Anbaugrenze, sondern Absatzgrenze zentraler Güter im Mittelpunkt 13 TU Berlin, ISR SoSe 2004 „Bodennutzungsplanung II“

14 Standorttheorie – tertiärer Sektor
Alle Güter, die nicht dispers verteilt werden, sind zentrale Güter. Zentrale Güter haben eine Reichweite, einen Einzugsbereich: innere Reichweite = Mindestabsatz, Umsatzschwelle äußere Reichweite = Grenze, ab der keine Nachfrage mehr auftritt (Absatzgrenze) Absatzgebiete bilden sich konzentrisch um zentrales Gut (entfernungsminimalster Punkt) Städtische Funktion hat mit Gütern zu tun, die nicht verteilt (z.B. Post, Lieferservice), sondern am Ort auch von außerhalb nachgefragt werden. Dezentrale Güter: I (Netzinfrastruktur) Elektrizität, Gas, Wasser Internet, Telefon, Mobilfunk, Post, Rundfunk Verkehr II Mobile Anbieter zentraler Güter LEP 2004 Thüringen: „2.2.2 G Die Zentralen Orte sollen als Versorgungs- und Arbeitsplatzzentren, als Wohnstand-orte, als Standorte für Bildung und Kultur sowie als Ziel- und Verknüpfungspunkte des Verkehrs unter Beachtung ihrer Lagegunst, ihrer Standortvorteile sowie der siedlungsstrukturellen Gegebenheiten entwickelt werden. Insbesondere die Zentralen Orte im Ländlichen Raum sollen in ihrer Versorgungsfunktion gestärkt werden. B Die zentralörtliche Bedeutung ist multifunktional ausgerichtet. Das Zentrale-Orte-Konzept dient nicht nur der sozial gerechten Entwicklung, sondern ist auch ökonomisch und ökologisch sinnvoll: ökonomisch sinnvoll, weil es eine wirtschaftliche Nutzung der Infrastrukturen gewährleistet; ökologisch sinnvoll, weil es hilft, Ressourcen zu sparen und die Umwelt zu schonen. Die Bündelung zahlreicher Funktionen schafft Synergieeffekte und gewährleistet eine dauerhafte Tragfähigkeit. Mit der Funktionsbündelung wird unnötiger Verkehr vermieden, Flächen werden geschont und vorhandene Infrastruktur bestmöglich ausgelastet. Insbesondere die Zentralen Orte im Ländlichen Raum tragen bei rückläufiger Bevölkerungsentwicklung zu einer angemessenen und dauerhaft gesicherten überörtlichen Versorgung der Bevölkerung mit Gütern und Dienstleistungen bei.“ Problem: Versorgung der Dorfbevölkerung mit zentralen Gütern des täglichen, gehobenen und höheren Bedarfs. Nicht jedes Gut bzw. jede Dienstleistung kann in jedem Ort angeboten werden. Anders als bei dezentralen Gütern wie Post, Rundfunk, Strom, Telekommunikation, Trinkwasser, die sogar in jeden Haushalt geliefert werden (flächendeckende Sicherstellung der Grundversorgung der Bevölkerung bei technischer Infrastruktur, vgl. § 2 Abs. 2 Nr. 4 ROG), bestimmt bei zentralen Gütern die Häufigkeit der Nachfrage die Reichweite bzw. Mindestgröße eines Marktgebietes (Anzahl von Konsumenten)  bzw. den Einzugsbereich, der für die Erwirtschaftung des Mindestumsatzes bzw. der Mindestauslastung erforderlich ist. Häufig nachgefragte Produkte/DL haben eine kleine Reichweite bzw. ein kleines Marktgebiet (z.B. Lebensmittel; Hausarzt), selten nachgefragte Produkte/DL (z.B. Unterhaltungselektronik; Facharzt, Radiologe) eine große Reichweite bzw. ein großes Marktgebiet. Man spricht auch von der Tragfähigkeit eines Versorgungsgebietes, wenn die Anzahl der dort lebenden Konsumenten ausreicht, die benötigten Güter und Dienstleistungen wirtschaftlich zu tragen. Die Versorgung der Dörfer und kleinen Siedlungen mit zentralen Gütern war immer die Aufgabe der Städte bzw. der Orte mit städtischen Funktionen (z.B. Flecken, Marktorte). Lösung: In der Raumordnung hat sich aufgrund der verschiedenen großen notwendigen Einzugsgebiete ein Zentrale-Orte-System auf drei Ebenen herausgebildet: Unter-/Grundzentren, Mittelzentren und Oberzentren, die von einem Nah-. Mittel- bzw. Oberbereich als Einzugs- bzw. Versorgungsgebiet umgeben sind. In der Regel werden Kleinstädte als Unter-/Grundzentren, Mittelstädte als Mittelzentren und Großstädte als Oberzentren festgelegt. Damit soll die Deckung des Bedarfs aller wichtigen Güter der Daseinsvorsorge in zumutbarer Entfernung (30-, 60-, 90-Minuten-ÖPNV-Distanz) gewährleistet werden, indem für jede Stufe Ausstattungsstandards für öffentliche Einrichtungen, Kultur, Handel und Dienstleistungen definiert werden, die dort wirtschaftlich betrieben werden können (vgl. Bündelungsgebot für soziale Infrastruktur vorrangig in Zentralen Orten,  § 2 Abs. 2 Nr. 4 ROG). Lit.: Walter Christalla: Die zentralen Orte in Süddeutschland, eine ökonomisch-geographische Untersuchung über die Gesetzmäßigkeiten der Verbreitung und Entwicklung der Siedlungen mit städtischen Funktionen“, 1933. 14 TU Berlin, ISR SoSe 2004 „Bodennutzungsplanung II“

15 Standorttheorie – tertiärer Sektor
Äußere und innere Reichweite eines zentralen Gutes 15 TU Berlin, ISR SoSe 2004 „Bodennutzungsplanung II“

16 Standorttheorie – tertiärer Sektor
Größe der Marktgebiete: zwischen Umsatzschwelle und äußerer Reichweite (keine unversorgten Gebiete) 16 TU Berlin, ISR SoSe 2004 „Bodennutzungsplanung II“

17 Standorttheorie – tertiärer Sektor
Häufigkeit der Nachfrage (=Transportkosten) bestimmt Reichweite häufige Nachfrage, hohe Distanzempfindlichkeit: (Grundbedarf=Nahbereich) Lebensmittel, wg. Brötchen/Briefkasten nicht in die Stadt seltene Nachfrage, geringe Distanzempfindlichkeit: Güter gehobener und höherer Ordnung = Orte höherer Zentralität: Textilien, Schuhe, Uhren/Schmuck, Photo/Optik, Sportartikel/Spielwaren, Drogerie/­Pharmazie, Haushaltsgeräte, Unterhaltungselektronik; Zahnarzt täglicher, periodischer, aperiodischer Bedarf an Gütern und Dienstleistungen 17 TU Berlin, ISR SoSe 2004 „Bodennutzungsplanung II“

18 Standorttheorie – tertiärer Sektor
Ordnungsstufen der zentralen Orte Christaller: Radius eines M-Ortes: 4 km B-Orte: Radius einer Fuhrwerkstagesreise (21 km = 4* (3)3 km) Radiuserweiterung der nächsthöheren Ordnungsstufe = r 3 Typ Abk. Beispiel (1932) Radius km angebotene Güter hilfszentraler Ort H Nussloch 2,3 10 Marktort M Leimen 4 40 Amtsort A Schriesheim 7 90 Kreisort K Wiesloch 12 180 Bezirkshauptort B Weinheim 20,7 330 Gaubezirksort G Bruchsal 36 600 Provinzialhauptort P Heidelberg 62,4 1000 Landeszentralort L Stuttgart 108 2000 18 TU Berlin, ISR SoSe 2004 „Bodennutzungsplanung II“

19 Zentrale-Orte-System
Walter Christaller: Die zentralen Orte in Süddeutschland - eine ökonomisch-geographische Untersuchung über die Gesetzmäßigkeiten der Verbreitung und Entwicklung der Siedlungen mit städtischen Funktionen, 1933 19 TU Berlin, ISR SoSe 2004 „Bodennutzungsplanung II“

20 Zentrale-Orte-System
System zentraler Orte unterschiedlicher Hierarchiestufen „Christaller legte dabei deduktiv ermittelte Prämissen zugrunde: Weitgehende Homogenität der (Teil-)Räume: Produktion und Nachfrage sind in einer unbegrenzten Fläche weitgehend gleich Produktionsfaktoren und die Bevölkerung sind annähernd gleichmäßig im Raum verteilt Einkommen, Kaufkraft und Bedürfnisse aller Individuen sind gleich ungefähr gleichförmiges Verkehrsnetz in allen Richtungen die Transportkosten sind direkt proportional zur Entfernung Orientierung an ökonomischen Idealen: Anbieter streben größtmöglichen Gewinn an Nachfrager streben größtmöglichen Nutzen an („homo oeconomicus“) gleiche Informationsbasis bei allen Marktbeteiligten (allwissend) keine räumliche Spezialisierung der Anbieter Jedes zentrale Gut weist zwei Reichweiten auf: Unter einer Umsatzschwelle wird der marktbedingte Schwellenwert verstanden, unterhalb dessen ein Ort eine Ware nicht mehr liefern kann, also Nachfrage und Verkaufsvolumen zu gering sind, um einen ausreichenden Gewinn zu erzielen (Untergrenze). (⇒ Angebotsseite) Unter der Reichweite eines zentralen Gutes wird die Obergrenze seines Marktgebietes verstanden. Sie entspricht der Entfernung, außerhalb derer der zentrale Ort das Produkt nicht mehr verkaufen kann (die Konsumenten sind nicht bereit, noch längere Wege zurückzulegen). (⇒ Nachfrageseite) Unter der theoretischen Annahme, dass die Verkehrsverbindungen in alle Richtungen gleich gut sind, sind obere und untere Reichweite kreisförmig abgegrenzt mit dem zentralen Ort im geometrischen Mittelpunkt. Anordnung zentraler Orte im Raum bezogen auf ein einzelnes zentrales Gut Da sich die äußeren Reichweiten benachbarter Orte einerseits nicht überschneiden werden (Teile der Ergänzungsgebiete würden sonst ja doppelt versorgt) und die zentralen Orte andererseits untereinander gleichmäßige und möglichst geringe Abstände voneinander haben sollen (unversorgte Bereich dürfen nicht auftreten), ergibt sich eine Anordnung der zentralen Orte in einem regelmäßigen Dreiecksgitternetz mit hexagonalen Ergänzungsgebieten um jeden Ort, denn nur so lässt sich ein Gebiet lückenlos und ökonomisch möglichst rationell versorgen. Wirtschaftliche Versorgung (K-3-System) Unter diesen idealisierten Voraussetzungen entwickelte Christaller zunächst ein gestuftes System von Versorgungszentren in Regionen nach dem Marktprinzip. Marktprinzip: k=3, denn 1 + (6 × 1/3) = 3. Die umliegenden sechs kleineren Zentren sitzen hier an den Ecken eines Sechseckes und decken je ein Drittel ihres Bedarfs an höherwertigen Gütern oder Diensten in den drei umliegenden höheren Zentren. ... In der Raumordnung der Bundesrepublik Deutschland wurde diese Struktur auf die Hierarchiestufen Unterzentren, Mittelzentren und Oberzentren übertragen. Sie weisen aufsteigende Einzugsbereiche (Größen der Ergänzungsgebiete), ein zunehmendes Angebot an Gütern und Dienstleistungen und eine zunehmend dichte Infrastrukturausstattung auf: Unterzentren dienen der Deckung des allgemeinen Bedarfs (Grundbedarf, täglicher Bedarf), Mittelzentren dienen der Deckung des allgemeinen und periodischen Bedarfs, Oberzentren dienen der Deckung des allgemeinen, periodischen und spezifischen Bedarfs (nicht periodischer, sondern episodischer Bedarf, z.B. Möbel, Kfz). Ein Oberzentrum ist mit seinen mittleren und niedrigen Diensten und Gütern auch Mittel- und Unterzentrum, ein Mittelzentrum auch Unterzentrum. Dabei schrumpft aber der Einzugsbereich entsprechend der Nachfrage. Die hochwertigen Güter und Dienste werden aber entsprechend weniger nachgefragt. Beispielsweise hat jedes Unterzentrum eine Grundschule. Ein Gymnasium, das weniger oft nachgefragt wird, liegt in einem Mittelzentrum, hat aber einen entsprechend größeren Einzugsbereich (mehrere Unterzentren). Eine Universität liegt in einem Oberzentrum, wird noch weniger häufig nachgefragt als ein Gymnasium und hat einen noch größeren Einzugsbereich (Ergänzungsgebiet). [Bearbeiten] Verkehrsanbindung (K-4-System) Die Notwendigkeit der möglichst ökonomischen Verkehrsanbindung - als alternativer Gliederungansatz - wird im K-4-System optimiert. Hier liegen die kleineren Orte an den Seiten der imaginären Sechsecke. So können sie mit den größeren Zentren in gerader Linie verbunden werden. (siehe obere Abbildung) Das spart Geld beim Straßenbau und Zeit bei der Fahrt. Der Einzugsbereich entspricht hier jeweils der Hälfte von sechs niedrigeren Zentren => 6/2 + 1 = 4. Verwaltung (K-7-System) In der Verwaltung besteht die Notwendigkeit, eindeutige Zuständigkeiten zu definieren. Das K-3- und K-4-System sind hier unbrauchbar, da kleinere Orte geteilt werden müssten bzw. mehreren höheren Ebenen (z.B. Landkreisen) angehören würden. Hier ist also eine Zuordnung der umliegenden Orte zu einem Zentrum mit dem K-7-System realisiert. Die niedrigeren Orte liegen komplett in einem Sechseck, in dessen Zentrum der höherwertige zentrale Ort angesiedelt ist (siehe obere Abbildung). Hier ist der Wirkungsbereich auf sechs umliegende komplette niedrige Zentren und das eigene niedrige Zentrum ausgedehnt =>6+1=7 Anwendung Die Konzeption der zentralen Orte hat auch in das deutsche Raumordnungsgesetz Eingang gefunden, das als Rahmengesetz in den Grundsätzen der Raumordnung unter anderem die Ausweisung und Erhaltung eines Systems der Zentralen Orte im Rahmen einer dezentralen Siedlungsstruktur fordert. Die Länder füllen das Rahmengesetz mit der Aufstellung von Landesentwicklungsprogrammen aus, in denen sie Regionen und Städte entsprechend dieser Konzeption entwickeln und fördern. Mit dem Begriff des Ober-, Mittel- und Unterzentrums verbindet sich deshalb auch eine Mindestausstattung der Kommune und besondere Fördermöglichkeiten. Die aktuelle Siedlungsentwicklung entfernt sich aufgrund neuer Entwicklungen (Suburbanisierung, Telearbeit, Just-in-Time-Gütermanagement, staatliche Förderung von Gütertransport, etc.) immer mehr von den modellhaften Vorstellungen Christallers. Das System der Zentralen Orte in der Raumplanung verliert deshalb zunehmend den Anwendungsbezug und somit an Bedeutung. Auch wird die empirische Überprüfung der Ausstattung von Orten mit zentralen Gütern zunehmend schwieriger. Als ein Beispiel für die zunehmende Entkoppelung der Anbieterstandorte von Städten entsprechender Hierarchiestufe seien die großen Möbelhändler (zum Beispiel IKEA) genannt. Möbel als Warenangebot mit einer episodischen Nachfrage müssen nicht mehr zwangsläufig in einem großen Ort/einer großen Stadt angeboten werden, sondern liegen häufig auf der sprichwörtlichen "grünen Wiese". Die Priorität der Anbieter hat sich eindeutig zugunsten der Erreichbarkeit für den Kunden- und den Lieferantenverkehr verlagert - bevorzugt werden große, gut erschlossene Gewerbestandorte in unmittelbarer Nähe einer Autobahn. Empirische Studien haben ergeben, dass Möbelkunden Standorte bis zu einer PKW-Wegezeit von rund 1 Stunde in Kauf nehmen.“ 20 TU Berlin, ISR SoSe 2004 „Bodennutzungsplanung II“

21 Zentrale-Orte-System
„Christaller legte dabei deduktiv ermittelte Prämissen zugrunde: Weitgehende Homogenität der (Teil-)Räume: Produktion und Nachfrage sind in einer unbegrenzten Fläche weitgehend gleich Produktionsfaktoren und die Bevölkerung sind annähernd gleichmäßig im Raum verteilt Einkommen, Kaufkraft und Bedürfnisse aller Individuen sind gleich ungefähr gleichförmiges Verkehrsnetz in allen Richtungen die Transportkosten sind direkt proportional zur Entfernung Orientierung an ökonomischen Idealen: Anbieter streben größtmöglichen Gewinn an Nachfrager streben größtmöglichen Nutzen an („homo oeconomicus“) gleiche Informationsbasis bei allen Marktbeteiligten (allwissend) keine räumliche Spezialisierung der Anbieter Jedes zentrale Gut weist zwei Reichweiten auf: Unter einer Umsatzschwelle wird der marktbedingte Schwellenwert verstanden, unterhalb dessen ein Ort eine Ware nicht mehr liefern kann, also Nachfrage und Verkaufsvolumen zu gering sind, um einen ausreichenden Gewinn zu erzielen (Untergrenze). (⇒ Angebotsseite) Unter der Reichweite eines zentralen Gutes wird die Obergrenze seines Marktgebietes verstanden. Sie entspricht der Entfernung, außerhalb derer der zentrale Ort das Produkt nicht mehr verkaufen kann (die Konsumenten sind nicht bereit, noch längere Wege zurückzulegen). (⇒ Nachfrageseite) Unter der theoretischen Annahme, dass die Verkehrsverbindungen in alle Richtungen gleich gut sind, sind obere und untere Reichweite kreisförmig abgegrenzt mit dem zentralen Ort im geometrischen Mittelpunkt. Anordnung zentraler Orte im Raum bezogen auf ein einzelnes zentrales Gut Da sich die äußeren Reichweiten benachbarter Orte einerseits nicht überschneiden werden (Teile der Ergänzungsgebiete würden sonst ja doppelt versorgt) und die zentralen Orte andererseits untereinander gleichmäßige und möglichst geringe Abstände voneinander haben sollen (unversorgte Bereich dürfen nicht auftreten), ergibt sich eine Anordnung der zentralen Orte in einem regelmäßigen Dreiecksgitternetz mit hexagonalen Ergänzungsgebieten um jeden Ort, denn nur so lässt sich ein Gebiet lückenlos und ökonomisch möglichst rationell versorgen. Wirtschaftliche Versorgung (K-3-System) Unter diesen idealisierten Voraussetzungen entwickelte Christaller zunächst ein gestuftes System von Versorgungszentren in Regionen nach dem Marktprinzip. Marktprinzip: k=3, denn 1 + (6 × 1/3) = 3. Die umliegenden sechs kleineren Zentren sitzen hier an den Ecken eines Sechseckes und decken je ein Drittel ihres Bedarfs an höherwertigen Gütern oder Diensten in den drei umliegenden höheren Zentren. ... In der Raumordnung der Bundesrepublik Deutschland wurde diese Struktur auf die Hierarchiestufen Unterzentren, Mittelzentren und Oberzentren übertragen. Sie weisen aufsteigende Einzugsbereiche (Größen der Ergänzungsgebiete), ein zunehmendes Angebot an Gütern und Dienstleistungen und eine zunehmend dichte Infrastrukturausstattung auf: Unterzentren dienen der Deckung des allgemeinen Bedarfs (Grundbedarf, täglicher Bedarf), Mittelzentren dienen der Deckung des allgemeinen und periodischen Bedarfs, Oberzentren dienen der Deckung des allgemeinen, periodischen und spezifischen Bedarfs (nicht periodischer, sondern episodischer Bedarf, z.B. Möbel, Kfz). Ein Oberzentrum ist mit seinen mittleren und niedrigen Diensten und Gütern auch Mittel- und Unterzentrum, ein Mittelzentrum auch Unterzentrum. Dabei schrumpft aber der Einzugsbereich entsprechend der Nachfrage. Die hochwertigen Güter und Dienste werden aber entsprechend weniger nachgefragt. Beispielsweise hat jedes Unterzentrum eine Grundschule. Ein Gymnasium, das weniger oft nachgefragt wird, liegt in einem Mittelzentrum, hat aber einen entsprechend größeren Einzugsbereich (mehrere Unterzentren). Eine Universität liegt in einem Oberzentrum, wird noch weniger häufig nachgefragt als ein Gymnasium und hat einen noch größeren Einzugsbereich (Ergänzungsgebiet). [Bearbeiten] Verkehrsanbindung (K-4-System) Die Notwendigkeit der möglichst ökonomischen Verkehrsanbindung - als alternativer Gliederungansatz - wird im K-4-System optimiert. Hier liegen die kleineren Orte an den Seiten der imaginären Sechsecke. So können sie mit den größeren Zentren in gerader Linie verbunden werden. (siehe obere Abbildung) Das spart Geld beim Straßenbau und Zeit bei der Fahrt. Der Einzugsbereich entspricht hier jeweils der Hälfte von sechs niedrigeren Zentren => 6/2 + 1 = 4. Verwaltung (K-7-System) In der Verwaltung besteht die Notwendigkeit, eindeutige Zuständigkeiten zu definieren. Das K-3- und K-4-System sind hier unbrauchbar, da kleinere Orte geteilt werden müssten bzw. mehreren höheren Ebenen (z.B. Landkreisen) angehören würden. Hier ist also eine Zuordnung der umliegenden Orte zu einem Zentrum mit dem K-7-System realisiert. Die niedrigeren Orte liegen komplett in einem Sechseck, in dessen Zentrum der höherwertige zentrale Ort angesiedelt ist (siehe obere Abbildung). Hier ist der Wirkungsbereich auf sechs umliegende komplette niedrige Zentren und das eigene niedrige Zentrum ausgedehnt =>6+1=7 Anwendung Die Konzeption der zentralen Orte hat auch in das deutsche Raumordnungsgesetz Eingang gefunden, das als Rahmengesetz in den Grundsätzen der Raumordnung unter anderem die Ausweisung und Erhaltung eines Systems der Zentralen Orte im Rahmen einer dezentralen Siedlungsstruktur fordert. Die Länder füllen das Rahmengesetz mit der Aufstellung von Landesentwicklungsprogrammen aus, in denen sie Regionen und Städte entsprechend dieser Konzeption entwickeln und fördern. Mit dem Begriff des Ober-, Mittel- und Unterzentrums verbindet sich deshalb auch eine Mindestausstattung der Kommune und besondere Fördermöglichkeiten. Die aktuelle Siedlungsentwicklung entfernt sich aufgrund neuer Entwicklungen (Suburbanisierung, Telearbeit, Just-in-Time-Gütermanagement, staatliche Förderung von Gütertransport, etc.) immer mehr von den modellhaften Vorstellungen Christallers. Das System der Zentralen Orte in der Raumplanung verliert deshalb zunehmend den Anwendungsbezug und somit an Bedeutung. Auch wird die empirische Überprüfung der Ausstattung von Orten mit zentralen Gütern zunehmend schwieriger. Als ein Beispiel für die zunehmende Entkoppelung der Anbieterstandorte von Städten entsprechender Hierarchiestufe seien die großen Möbelhändler (zum Beispiel IKEA) genannt. Möbel als Warenangebot mit einer episodischen Nachfrage müssen nicht mehr zwangsläufig in einem großen Ort/einer großen Stadt angeboten werden, sondern liegen häufig auf der sprichwörtlichen "grünen Wiese". Die Priorität der Anbieter hat sich eindeutig zugunsten der Erreichbarkeit für den Kunden- und den Lieferantenverkehr verlagert - bevorzugt werden große, gut erschlossene Gewerbestandorte in unmittelbarer Nähe einer Autobahn. Empirische Studien haben ergeben, dass Möbelkunden Standorte bis zu einer PKW-Wegezeit von rund 1 Stunde in Kauf nehmen.“ Eckpunkte Versorgungssechseck = zentrale Orte niedrigerer Stufe Entfernung zu drei höherrangigen Zentren gleich groß (s. Dreieck) (Ausnahme: unterste Stufe) Heineberg, H. (2000): Grundriß Allgemeine Geographie: Stadtgeographie. Paderborn. 21 TU Berlin, ISR SoSe 2004 „Bodennutzungsplanung II“

22 Sektorale Prägung nach Siedlungsgröße
Anteil Wirtschaftssektoren an der Anzahl Beschäftigten Land und Forstwirtschaft, Fischerei Dienstleistungen Industrie, Verarbeitendes Gewerbe Siedlungsgröße/ Einwohnerzahl Quelle: Fu Chen Lo/K. Salih 1978: Growth pole strategie and regional development policy, UNCRD Nagoya S. 264, in: Praxis Geographie 25, H. 12/1995, S. 7, eigene Bearbeitung 22 TU Berlin, ISR SoSe 2004 „Bodennutzungsplanung II“

23 Sektorale Prägung nach Siedlungsgröße
23 TU Berlin, ISR SoSe 2004 „Bodennutzungsplanung II“

24 Städtische Bodennutzungsmodelle
Ringmodell Sektorenmodell Bodenrentenmodelle Bathelt, a.a.O. S. 100ff 24 TU Berlin, ISR SoSe 2004 „Bodennutzungsplanung II“

25 Städtische Bodennutzungsmodelle
Ringmodell Ernest W. Burgess & Robert E. Park (Hrsg.): The city. Chicago 1925, "Chicagoer Schule der Stadtsoziologie" Verallgemeinerung von Beobachtungen (in nordamerikanischen Städten, insb. in Chicago) Zone 1: "Loop"= CBD, Zone 2 Übergangszone, Zone 3 Arbeiterwohnzone, Zone 4 Mittelschicht-Wohnzone Zone 5 Pendlerzone. Begründung: Wettbewerb um Bodennutzung (Analogie zur Biologie, Einfluss Darwins) historische Entwicklung (Zonen als "Wachstumsringe"). 25 TU Berlin, ISR SoSe 2004 „Bodennutzungsplanung II“

26 Städtische Bodennutzungsmodelle
Sektorenmodell (Hoymer Hoyt 1939) Grundlage: vergleichende Mietpreisuntersuchungen in US-Städten. Ergebnis: Verteilungsmuster, die nicht in Ring-Modell passen Sektoren unterschiedlicher Mietpreishöhe entsprechend sozialen Statusgruppen. Begründung: Wettbewerb um Flächen, Anziehung bzw. Abstoßung von Nutzungen: Industrie bei Eisenbahnen u. Wasserwegen; Arbeiterwohngebiete bei Industrien, Oberschichtgebiete weit entfernt von Industrien, nahe bei Parks. = Konstruktive Kritik des Ringmodells; Ergänzung und Modifizierung (Vgl. Wohngebiete Berliner Mietspiegel) 26 TU Berlin, ISR SoSe 2004 „Bodennutzungsplanung II“

27 Sektoren Berliner Wohnlagen 2002 Spitze: 18 sehr gut: 7,5-16
(Erstvermietung, Kaltmiete zzgl. Nebenkosten) Miete in Euro Spitze: 18 (Potsdamer Platz, Gendarmenmarkt) sehr gut: 7,5-16 gut: ,5 mittel: 5-8 einfach: 4–6,5 27 TU Berlin, ISR SoSe 2004 „Bodennutzungsplanung II“

28 Städtische Bodennutzungsmodelle
Bodenrentenmodell (R. V. Ratcliff 1949; Brian J. L. Berry 1959; William Alonso 1964) Räumliche Differenzierung von Nutzungen Ergebnis von Bodenpreisgefälle; Bodenrente abhängig von Nutzungsart und Distanz zum Stadtzentrum; Nutzung mit der höchsten "Lagerente" setzt sich durch (vgl. Thünen-Modell) konzentrische Ringe von Nutzungszonen und Bodenwerten entstehen. Differenzierung durch Subzentren (Durchbrechung des Prinzips abnehmender Bodenpreise) Bodenpreisgefälle bedingt Intensitätsgefälle (vgl. Thünen) (Höhe und Dichte der Nutzung: Zahl der Stockwerke, GFZ, GRZ) Kritik: - setzt freien Bodenmarkt voraus (insofern historisch und kulturell begrenzt) - vernachlässigt den öffentlichen Sektor (Stadtplanung usw.) - reine ökonomische Theorie ist teilw. realitätsfern (irrationale Handlunge, Macht etc.) Bodenrente entfernungsabhängig vom Stadtzentrum Bodenrente nutzungs- und entfernungsabhängig vom Stadtzentrum Zonen ausschließlicher Nutzung bestimmt durch Schnittpunkte der Rentengeraden 28 TU Berlin, ISR SoSe 2004 „Bodennutzungsplanung II“

29 Lagerente und städtischer Bodenmarkt
Einzelhandel Büro Lagerente Wohnraum Gewerbe Landwirtschaft Stadtzentrum Entfernung Städtische Landnutzungszonen aufgrund des Differenzialprinzips der Lagerente Bathelt, a.a.O. S. 102, eigene Darstellung 29 TU Berlin, ISR SoSe 2004 „Bodennutzungsplanung II“

30 Bodenpreisgefälle Differenzierung durch Subzentren
30 TU Berlin, ISR SoSe 2004 „Bodennutzungsplanung II“

31 2 – 4 EUR je nach Verkehrslage
Mietpreisgefälle Berlin 1999 : Spitzenmieten/mittlere Mieten in Euro/m² Quelle: Aengevelt-research Nutzung City Innenstadt Stadtrand Nord Umland/ Speckgürtel 1. Einzel-handel 190 76 28 2. Büro 27 / 16 18 / 12 15 / 10,50 12 / 8,50 3. Wohnung 18 / 7,50 13 / 6 10 / 6 8,50/ 6,50 Lager / Logistik 2 – 4 EUR je nach Verkehrslage 31 TU Berlin, ISR SoSe 2004 „Bodennutzungsplanung II“

32 Bodenpreisgefälle Wohnen
Quelle: eigene Darstellung 32 TU Berlin, ISR SoSe 2004 „Bodennutzungsplanung II“

33 2. Weitere Standortfaktoren
Harte Standortfaktoren Weiche Standortfaktoren 1. Standorttheorien und Modelle Transportkostenminimierung Primärer Sektor: von Thünen (1826) Sekundärer Sektor: Alfred Weber (1909) Tertiärer Sektion: Christaller (1933) Wirtschaftssektor und Standortwahl Städtische Bodennutzungsmodelle 2. Weitere Standortfaktoren Vom Transportkostenprimat zu Standortfaktor-Katalogen 3. Entwicklungsdynamik und Standortwahl Lange Wellen und Standortregionen Produktionszyklen und Standortwahl Verkehrsmittel und Standortwahl Globalisierung und Standortwahl Beispiel Berlin 33 TU Berlin, ISR SoSe 2004 „Bodennutzungsplanung II“

34 Weitere Standortfaktoren
Harte Standortfaktoren Verfügbarkeit von Flächen, Grundstückspreise Arbeitskräfteangebot, Arbeitskosten (Wochen-/Jahresarbeitszeit (Urlaub, Feiertage), Kranktage, Streiktage, Stundenlohn, Lohnstückkosten) Steuern, Abgaben, Subventionen Verkehrsanbindung, Transportkosten, wirtschaftsnahe Dienstleistungen, Fühlungsvorteile zu technologieorientierten Forschungseinrichtungen, Lage zu Rohstoff- und Absatzmärkten (Nähe zu Kunden/ Zulieferern) 34 TU Berlin, ISR SoSe 2004 „Bodennutzungsplanung II“

35 Weitere Standortfaktoren
weiche Standortfaktoren: Lebensqualität: Stadtbild, Wohn- und Freizeitwert (Kultur, Erholung, Einkauf) Image des Standortes, Mentalität Wirtschaftsklima in Verwaltung und Politik Umweltqualität im Umfeld des Unternehmens 35 TU Berlin, ISR SoSe 2004 „Bodennutzungsplanung II“

36 Standortfaktoren – Empirie
36 TU Berlin, ISR SoSe 2004 „Bodennutzungsplanung II“

37 Standortbewertung IBM
Standortsuchverfahren für Herstellung von Computern und Montage von Büromaschinen außerhalb der USA: Für jedes Kriterium werden Punkte bis zur maximalen Höhe wie in Zusammenstellung vergeben. Für Standort mit größter Punktezahl wird ausführliche Projektstudie zur Realisierbarkeit durchgeführt. 37 TU Berlin, ISR SoSe 2004 „Bodennutzungsplanung II“

38 Standortfaktoren High-tech-Unternehmen
Arbeitsmärkte Universitätsnähe (Natur- und Ingenieurwissenschaften) Transportnetze Marktnähe Lebensqualitätfaktoren 38 TU Berlin, ISR SoSe 2004 „Bodennutzungsplanung II“

39 Lage- und Größenvorteile von Standorten
Economics of scale (interne Ersparnisse): Stückkosten sinken mit Produktionsumfang: Aufbau großer Kapazitäten, wenige Standorte, Ansiedlungsanreiz für Zulieferer (externe Ersparnisse) Agglomerationsvorteile, economics of concentration/Urbanisationsvorteile (urbanization economies) Verflechtungsmöglichkeiten von Industrieunternehmen bei Zuliefer-Absatz-Beziehungen, diversifizierte Arbeitsmärkte, hochwertige Infrastruktur, breit gefächerte Zuliefermöglichkeiten, Dienstleistungen Lokalisationsvorteile (localization economies): Ballung von branchengleichen (Industrie)unternehmen: Herausbildung eines Potenzials spezialisierter Arbeitskräfte und Zulieferer – regionsinterne Informations- und Wissensflüsse, Anreiz für Ansiedlung und Gründung von weiteren Unternehmen Transportkosten und Ballung: abnehmende Transportkosten schwächen Ballungsprozesse nicht, sondern stärken diese, weil Unternehmen ihre Produktion in den Hauptmarktregionen konzentrieren um dort economics of scale abzuschöpfen. Bei hohen Transportkosten würden die Unternehmen eher auf mehrere Regionen verteilen (Nutznießer sind die größten Industrieballungen) Quelle: Bathelt 2003 a.a.O. S. 126ff 39 TU Berlin, ISR SoSe 2004 „Bodennutzungsplanung II“

40 Standortentscheidung nicht nach „Schema F“ – “Maßanzug“ gefragt
Systematische Ebenen der Standortanalyse Unter dem Gesichtspunkt der Kostenminimierung bzw. der Gewinn- und Nutzenmaximierung werden die nachfolgend angeführten Standortfaktorgruppen eruiert und evaluiert: Materialorientierung (Rohstofforientierung): Gewichtsverlustmaterialien, Reingewichtsmaterialien, Ubiquitäten Arbeitsorientierung: quantitatives Arbeitskräfteangebot, Arbeitskosten, Lohnstückkosten, Qualifizierungen Abgabenorientierung: Steuersysteme, Abgabensysteme Verkehrsorientierung: Verkehrs- und Kommunikationserschließung Energieorientierung: Preise und Mengen Absatzorientierung: Konsumenten und Zulieferbetriebe Agglomerationsorientierung (Synergien) Umweltorientierung: Gesetze, Auflagen, Standards und Technologieakzeptanz 40 TU Berlin, ISR SoSe 2004 „Bodennutzungsplanung II“

41 Entwicklungsdynamik bei der Standortwahl
1. Standorttheorien und Modelle Transportkostenminimierung Primärer Sektor: von Thünen (1826) Sekundärer Sektor: Alfred Weber (1909) Tertiärer Sektion: Christaller (1933) Sektorale Prägung nach Siedlungsgröße Städtische Bodennutzungsmodelle 2. Weitere Standortfaktoren Vom Transportkostenprimat zu Standortfaktor-Katalogen 3. Entwicklungsdynamik und Standortwahl Lange Wellen und Standortregionen Produktionszyklen und Standortwahl Verkehrsmittel und Standortwahl Globalisierung und Standortwahl Beispiel Berlin 4. Standortfaktoren Ladengewerbe 41 TU Berlin, ISR SoSe 2004 „Bodennutzungsplanung II“

42 3. Entwicklungsdynamik – Produkte
Lange Wellen: Nikolai Kondratieff (1892 – 1938) Basisinnovationen bestimmen Konjunktur u. Gunsträume 1. und 2. Welle: Montanregionen: Ruhrgebiet, Saar, Halle-Leipzig; Berlin 3. Welle: Energieerzeuger/chem. Industrie bei Braunkohlevorkommen s.o. 5. Welle: BaWü, Südbayern (Nähe Agglomeration, Forschung, Universität, Hochqualifizierte, weiche Standortfaktoren für „weiße Industrien“, Reinraumbedingungen) Süd-Nord-Gefälle Lange Wellen in räumlicher Perspektive: Harald Bathelt u.a, Wirtschaftsgeographie, 2. Aufl. 2003, S. 249f „Am Anfang seiner Theorie steht für den russischen Ökonomen Nikolai Kondratieff (1892 – 1938) die Frage, warum "die Dynamik des Wirtschaftslebens in der kapitalistischen Gesellschaftsordnung nicht einfachen und linearen, sondern komplexen und zyklischen Charakters"1 ist, kurz: warum sie so stark schwankt. Denn als er untersuchte, wie sich die Wachstumsraten von Mengen und Preisen von mehreren Gütern in England, Frankreich und den USA seit dem ausgehenden 18. Jahrhundert veränderten, fand er Anfang der 1920er Jahre zweieinhalb etwa 47 bis 60 Jahre lange Konjunkturwellen, darunter im Kohleverbrauch, im Zins, in den Löhnen, Bankeinlagen oder der Produktion einzelner Industriezweige. Preise, Zinsen, Löhne, Wachstum, langfristige Staatsausgaben, Geldmenge – das, womit die gängigen Wirtschaftstheorien hantieren, ist für ihn nur die Folge der ökonomischen Entwicklung. Die Ursachen dafür liegen tiefer, schrieb Kondratieff. Revolutionäre neue Techniken tragen zwar letztlich lange Wellen. Aber auch sie seien nicht zufällig. Denn zum einen fänden Entdeckungen und Erfindungen in einer Richtung und in einer Intensität statt, die den Anforderungen der praktischen Wirklichkeit entsprächen2 - schließlich seien dieselben Entdeckungen oft gleichzeitig an verschiedenen Orten unabhängig voneinander gemacht worden (wie zum Beispiel später der Computer). Solange zum anderen aber die ökonomischen Vorbedingungen fehlten, reiche es nicht, dass die wissenschaftlichen und technischen Voraussetzungen für eine neue Produktionstechnik vorliegen. Eine Innovation kann sich eben erst auswirken, wenn sie einen größeren Nutzen bietet und für immer mehr Menschen bezahlbar wird. Nein: Lange Wellen entspringen „dem Wesen der kapitalistischen Wirtschaft“, wie Kondratieff es in einem anderen Aufsatz 1928 beschrieb3: das Geld fließt dorthin, wo sich am meisten verdienen lässt, wo die „Produktionskosten in ihrem real-physischen Ausdruck“ sinken, weil dort ein neuer „Fonds langfristiger Kapitalgüter“ die Produktivität erhöht und für Arbeit und neuen Wohlstand sorgt. Nikolai Kondratieff sieht den Motor der Wirtschaft also in den Verbesserungen des realen Lebens, die den Menschen Zeit und Kraft sparen, um damit etwas anderes anzufangen – so entstehen dann Wachstum, Arbeitsplätze und Wohlstand. Im Gegensatz zu seinen marxistischen Kritikern wie Leo Trotzki oder Eugen Varga nahm Kondratieff daher nicht an, dass der wirtschaftliche Abschwung nach dem Ersten Weltkrieg die "Periode des allgemeinen Verfalls und des Untergangs des Kapitalismus" eingeleitet habe, sondern die Folge einer zu Ende gehenden langen Welle der Konjunktur war. Dafür sollte er mit seinem Leben bezahlen. Denn für Stalin war ein Konzept, nach dem im Kapitalismus auf eine Depression Prosperität folgen könnte, ohnehin von vornherein konterrevolutionär.4 Den Marxisten galt der Imperialismus als die höchste Stufe des Kapitalismus, bevor er zusammenbricht und die Gesellschaft in den Sozialismus und Kommunismus übergeht. ...Vielleicht wären der Welt viele wirtschaftspolitische Fehler erspart geblieben, hätte Nikolai Kondratieff die Stalinzeit überlebt. Er wurde am 4. März 1892 in dem Dorf Galuyewskaja der zentralrussischen Provinz Kostroma (heute Iwanowo) geboren. Nach Abitur und Studium in St. Petersburg arbeitete Kondratieff als Direktor für Statistik und Wirtschaft in einem Petersburger Distrikt. Als 25jähriger beteiligte er sich an der Februarrevolution 1917, die den Zaren absetzte, analysierte in Artikeln die Nahrungsmittelsituation, wurde zum Mitglied der Verfassungsgebenden Versammlung gewählt und diente der Regierung Kerenski als Vize-Ernährungsminister.5 Nach deren gewaltsamen Auflösung durch die Bolschewiken ging er 1920 nach Moskau und gründete dort sein Konjunkturinstitut, wo er Fünfjahrespläne für die Landwirtschaft ausarbeitete. Schon 1928, als die eher marktwirtschaftlich orientierte "Neue ökonomische Politik" (NEP) Lenins wieder durch Planwirtschaft ersetzt wurde, musste Kondratieff seinen Posten als Direktor des Moskauer Konjunkturinstitutes räumen, das Institut wurde geschlossen. Dem Kommunisten der ersten Stunde wurde auch sein Engagement für die Erhaltung marktwirtschaftlicher Strukturen in der Landwirtschaft zum Verhängnis. Nach seiner Verhaftung 1930 wurde er in einen Gulag gesperrt und am zum Tode verurteilt und erschossen. 1 Kondratieff, N.D: Die langen Wellen der Konjunktur. In: Archiv für Sozialwissenschaft und Sozialpolitik, 56 (1926), S Kondratieff, Lange Welle, S Kondratieff, N.D.: Die Preisdynamik der industriellen und landwirtschaftlichen Waren (Zum Problem der relativen Dynamik und Konjunktur). In: Archiv für Sozialwissenschaft und Sozialpolitik, 60 (1928), S Siehe dazu den Aufsatz von Maier, Harry: Wellen des Fortschritts. In: Zeit-Punkte 3/1993, Zeit der Ökonomen. Hamburg Daten nach Brian J.L. Berry: Long-Wave Rhytms in economic Development and political Behavior. Johns Hopkins University Press. Baltimore, Maryland und London 1991, S. 36 Sekundärer Sektor: - Bergbau und Grundstoffindustrie Energie und Wasserversorgung Verarbeitendes Gewerbe (Automobil, Schiffbau, Flugzeug, Maschinenbau, Mineralölverarbeitung, Nahrungsmittel, Baugewerbe, Handwerk) Tertiärer Sektor (Dienstleistungen): Handel, Gastgewerbe, Verkehr, Nachrichtenübermittlung, Kredit, Versicherung, Verwaltung, Bildung, Wissenschaft, Kultur, Ärzte, Rechtsanwälte, sonstige öffentliche und persönliche Dienstleistung 42 TU Berlin, ISR SoSe 2004 „Bodennutzungsplanung II“

43 Produktionszyklen und Standortwahl
Ausgangspunkt: Warum werden Produktionen in Billiglohnländer verlagert? Leontief-Paradoxon (Vernon 1966): überraschende Feststellung Anfang 1950er Jahre, dass Exporte aus den USA in arbeitsintensiven, Importe in die USA aus kapitalintensiven Produkten erfolgen. Nach Heckscher-Olim-Theorem der Neoklassik wären umgekehrte Außenhandelsströme zu erwarten gewesen. (Kostenvorteile kapitalintensiver Produktion); Vernon (1966) versucht Leontief-Paradoxon unter Rückgriff auf Konzept des Produktlebenszyklus zu lösen. Harald Bathelt, Johannes Glückler: Wirtschaftsgeografie, 2. Auflage 2003, S. 230 43 TU Berlin, ISR SoSe 2004 „Bodennutzungsplanung II“

44 Produktionszyklen und Standortwahl
Innovationsphase (Kosten > Erlöse = Verluste) wichtigste Standortfaktoren: hoch qualifizierte Fachkräfte hochwertige Infrastruktur Agglomerationsvorteile (Dienstleistungen) Marktnähe Wachstumsphase: (Erlöse > Kosten = Gewinne) Agglomerationsvorteile (Finanzdienstleistungen, Unternehmensberatung) qualifizierte Arbeitskräfte 44 TU Berlin, ISR SoSe 2004 „Bodennutzungsplanung II“

45 Produktionszyklen und Standortwahl
Reifephase: (Erlöse > Kosten = Gewinne) wichtigste Standortfaktoren: billige Arbeitskräfte niedrige Standortkosten Marktnähe Standardisierungsphase (Schrumpfungsphase) (Kosten > Erlöse = Verluste) in vielen Branchen Produktionsauslagerung in Billiglohnländer in der Schrumpfungsphase 45 TU Berlin, ISR SoSe 2004 „Bodennutzungsplanung II“

46 Produktionszyklen und Standortwahl
Bedeutungswandel von Standortfaktoren im Produktlebenszyklus (Bathelt a.a.O. S. 231) Standortfaktor Lebenszyklus wiss. und techn. Personal Management ungelernte Arbeiter Kapital externe Zulieferer und Dienste Innovation ++ + o Reife Standardi-sierung 46 TU Berlin, ISR SoSe 2004 „Bodennutzungsplanung II“

47 Produktionszyklen und Standortwahl
Bathelt a.a.O. S. 230, eigene Darstellung 47 TU Berlin, ISR SoSe 2004 „Bodennutzungsplanung II“

48 Verkehrsmittel und Standortwahl
„Geschichte der Siedlung und der Standorte als Geschichte des jeweils schnellsten Verkehrsmittels“ 48 TU Berlin, ISR SoSe 2004 „Bodennutzungsplanung II“

49 Zeit und Raum steigende Reisegeschwindigkeit, sinkender Raumwiderstand
Konstantes Zeitbudget für Verkehr (5 % von 24 Std.=75 Min) Mobilität in Deutschland 2002, Konstante Reisezeit und wachsende Stadtregion Stadtregion als „Stundenraum“ Fußgängerstadt: 4-5 km/h Pferdebahnstadt: 8 km/h Straßenbahnstadt: 20 km/h S-Bahnstadt: 40 km/h Autostadt: 60 km/h (Stadtautobahnen) km² km² km² km² Überwindung/Aufhebung von Raum (Entfernung) durch Zeit (Erreichbarkeit) (Raum-Zeit-Strukturen) km² „Die Geschichte der Stadt ist die Geschichte des jeweils schnellsten Verkehrsmittels“ 49 TU Berlin, ISR SoSe 2004 „Bodennutzungsplanung II“

50 Verkehrsmittel und Siedlungsmuster
IV-gesteuerte Siedlungsformen (Flächenbesiedlung) Fußgängerstadt, Fahrradstadt (Folge: Dichte, Mischung, Nahversorgung) Autostadt (Auflösung der Nähe, Dekonzentration, dezentraler großfl. EH) ÖPV-gesteuerte Siedlungsformen (Massenleistungsfähigkeit) Punktaxiale Besiedlung entlang Haltepunkteinzugsbereichen Pferdebahnstadt Straßenbahnstadt S-Bahnstadt Ausnahme Autobahn: weite Abstände der Autobahnauffahrten geben einen punktaxialen Siedlungsimpuls 50 TU Berlin, ISR SoSe 2004 „Bodennutzungsplanung II“

51 Beispiel Berlin – großfl. Einzelhandel
Umrechnung: Kaufkraft in Verkaufsfläche (Anhaltswert) EW x 7000 DM/Jahr (einzelhandelsrelevante Kaufkraft)=5,95 Mrd.DM 5,95 Mrd. DM: mittl. Flächenproduktivität (8500 DM/Jahr)= m² VKF (0,81 m² VKF/EW) Bevorzugte Standorte des großflächigen Einzelhandels in unmittelbarer Nähe zu Autobahnauffahrten: Vogelsdorf, Waltersdorf, Groß-Machnow, Satzkorn, Wustermark, Eichstädt Quelle: Flächenbericht LEP eV, eigene Darstellung Rechnerischer Eigenbedarf an Verkaufsflächen im Berliner Umland (Umrechnung der Kaufkraft in VKF) EW (eV) x 7000 DM/Jahr (einzelhandelsrelevante Kaufkraft) = 5,95 Mrd.DM 5,95 Mrd. DM: DM/m² VKF/Jahr (=mittlere Flächenproduktivität) = m² VKF (0,81 m² VKF/EW) 51 TU Berlin, ISR SoSe 2004 „Bodennutzungsplanung II“

52 Beispiel Berlin – Wohnsuburbanisierung
Einwohnerzuwachs in Umlandgemeinden Berlins in vier Entfernungszonen (Achsenzwischenraum, Typ-3-Gemeinden) 1. Berlin-Anrainer Schönfließ 398 % Großziethen 315 % Seeburg % Eiche % 2. „2.Reihe“ Diedersdorf 141 % 3. Hinter Berliner Ring Groß Schulzendorf 23 % 4. Außengrenze eV Nunsdorf % 52 TU Berlin, ISR SoSe 2004 „Bodennutzungsplanung II“

53 Neue Länder - Gewerbesuburbanisierung
80% aller Gewerbeflächen, 90% aller Industriegebiete Thüringens 10 km von Bundesautobahn entfernt. Zwei Drittel näher als 5 km von Autobahnabfahrt 53 TU Berlin, ISR SoSe 2004 „Bodennutzungsplanung II“

54 Globalisierung und Standortwahl
internationale Konkurrenzfähigkeit, Preisdruck: Standortverlagerung Billiglohnland Optimierung Betriebsablauf: ebenerdige Produktion Flächenbedarf, Miet-/Grundstückspreise, Bodenpreisgefälle; GSt-Hebesatz Abbau von Lagerhaltung: just-in-time Senken der Fertigungstiefe: Spezialisierung/Outsourcing Kostensenkung durch weltweites ‚Sourcing’ Umsatzsteigerung durch weltweiten Absatz (Selling) Außenhandel (Steigen von Im- und Exportquote, weniger global als EU-intern): Einfuhr: +56% Ausfuhr: +90% BIP: +16 % Standort: wachsende Verkehrsabhängigkeit, LKW-optimaler stadtnaher Standort Autobahnauffahrt, oder Min. bis dahin Senken der Fertigungstiefe – Spezialisierung/ Outsourcing: Dies hat mit den spezialisierten Produktanbietern zu tun, die teure Lohnarbeit durch Maschineneinsatz substituiert haben, dadurch billiger herstellen können und so in wertschöpfungsintensiveren Industrien eine allmähliche Umstellung von der eigenen Lohnstückkosten-hohen Vorproduktefertigung hin zu Zulieferungen in Gang setzen. Folgen überregionale Verkehrsabhängigkeit des verarb. Gewerbes 54 TU Berlin, ISR SoSe 2004 „Bodennutzungsplanung II“

55 4. Standortfaktoren Ladengewerbe
Branchen, Nutzer der Erdgeschosszone Büro (Ing.-Büro) Dienstleistung (Friseur, Reisebüro) Einzelhandel Gastronomie Kultur, Freizeit (Galerie) Handwerk (Schuhmacher, Änderungsschneiderei) Medizinische Versorgung (Arzt) Soziale Einrichtung (Kita) Zentralörtlichkeit, Einzugsbereich Mindestabsatzmenge 6 Ordnungsmerkmale -          Kaufkraft im Einzugsgebiet (Anzahl pot. Kunden, Haushaltsstruktur) -          Passantenströme -          Nähe zu Attraktionen (wirtschaftlich, sozial, politisch, kulturell) -          Konkurrenzsituation („belebt u.U. das Geschäft) -          Verkehrsanbindung (IV, ÖV) -          sonst. Lagequalität 1. Kaufkraft = Nettoeinkommen plus Ersparnisse 2. Passantenfrequenz: auch losgelöst von Bebauung möglich Ausnahmesituation: -          Fliegende Händler bei Großveranstaltungen, Bauchladen ÖPNV-Haltepunkte: Haltestellen (Bsp. Tunnelgewerbe); Hauptbahnhöfe und Einzelhandel (Hamburg, Leipzig, Zoo) teilweise nur eine Straßenseite (wg. S- und U-Bahn-Zugang) i.d.R. Dichte und Bebauung wichtigste Frequenzerzeuger -          Kreuzungen stärker frequentiert als übrige Straßenabschnitte (Einzelhandel dort zuerst) 1999: Passantenzählung samstags Uhr an zwei Frühlingstagen 127 Zählpunkte in 30 Städten: Spitzenreiter München, Neuheuser Str. ca Platz 13 Berlin: Tauentzien , Rangfolge in Berlin außerdem: Wilmersdorfer , Schlossstraße 8.500, Potsdamer Platz 7.500 3. Attraktivitätspotential: -          historischer Stadtkern (Nikolaiviertel Spandau), Fußgängerzonen in Altstadtkernen, Straßenraumprofil (Verhältnis Bürgersteig, Straße Kudamm, Knesebeck), Verkehrsbelastung, oft nicht Durchgangsstraße erfolgreich Bsp. Kantstraße) -          Stadträume/ Ensemble: Fußgängerzone in Hauptgeschäftsbereichen -          Magneten (Gebäude) -          Szene/ In-Läden (Reiseführer) 4. Konkurrenz: Pull-Faktor („belebt das Geschäft“), attrahierende Wirkung von konkurrierenden Anbietern (Preisvergleichsmöglichkeit, Auswahl): Wochenmärkte, Möbelstraßen, Trödelgassen 5. Verkehrsanbindung (IV, ÖV) -          Verfügbarkeit von Parkplätzen (Parkraumbewirtschaftung) -          ÖV-Haltepunkte (s. Passantenfrequenz) 6. sonstige Lagequalität: Eckgeschäft gefragter: mehr Schaufensterfläche, exponierte Lage, besser wahrnehmbar, mehr Passanten, Straßenkreuzung Abstufung: A-, B-, C-Lage, Kriterien: Passantenfrequenz, Dichte Geschäftsbesatz, Fristigkeit Bedarf Konsumlage: höchste Passantenfrequenz Niveaulage: mittlere Frequenz, Sortiment- und Beratungsqualität höher, höherwertige Markenware Luxuslage: geringe Passantenfrequenz, setzt sich räumlich von Konsumlage ab, steht aber räumlich in Bezug, Fehlen großflächiger EH-Betriebsformen, Kleidung Hauptsortiment, konkurrenzsuchend Lauflage-Unterbrechung: Parkhauseinfahrten, Hotels, öffentliches Gebäude, Bankfilialen, Baulücken, Hochparterre, Absetzen von Bürgersteig, monofunktionale Nutzung ohne Einzelhandel, Großblöcke Laufkundschaftgerecht keine Zumutungen: -          Erdgeschoss ohne Treppe (Mehrgeschossigkeit nur bei Einzelhandelsschwerpunkten oder besonderer Lagegunst) -          keine Mehrwege/Umwege Vorgärten/Rücksprünge in der Bebauung Leitbild der strengen Funktionen­trennung: -          Hochparterre: reine Wohnhäuser mit Hochparterre verhindern Durchmischung mit Einzelhandel im Erdge­schoss. (aus der Sicht der Bewohner Erdgeschoss an der Straßenkante nicht zumutbar) -          Absetzen der Häuser von der Straßenkante nachträgliche Maßnahmen -          Zwischendecke (ebenerdigen Zugang) -          Sandrampe (Konrad-Wolf-Allee Ortsteil Drewitz, Erschließung vom Blockinnenbereich) -          Anbau bis Straßenkante (Schaufenster, Kleiststraße) Schaufensterfläche: Größe als Blickfang/Magnet (Art von Ausstellung/ Konsumausstellung. Der Bildungsbürger geht in eine Kunstausstellung; das einfache Volk macht Schaufensterbummel: sich von Bild zu Bild hangeln, wie bei einer Perlenkette), aber keine Verglasung auf Kosten des Gesamtbildes des Hauses oder Straßenzuges (sonst kontraproduktiv) keine Lauflageunterbrecher Barrierefrei: keine Störung des Verflechtungsbereiches durch Barrieren zerschnittener Raum: Bahn, Kanäle, Autobahn, Mauer, sofern Straßennetz unterbrochen (Verflechtung in alle Richtungen) Gastronomie: -          Besonnung bei Cafes (saisonal) -          Nähe zu Stadtplätzen „Sehen und Gesehen werden (Kollwitzplatz, Savignyplatz, Boxhagener Platz, Breitscheidplatz, Hackescher Markt) Biergarten: „Gartenqualität“, Naturpotentiale (Tiergartenquelle, Biergarten am Neuen See, Diedersdorf) (saisonal, Attraktionspotential, Massenanziehungskraft, nicht nur Tiergartenspaziergänger, sondern viele Autofahrer) 55 TU Berlin, ISR SoSe 2004 „Bodennutzungsplanung II“

56 4. Standortfaktoren Ladengewerbe
Einzelhandel und Gastronomie: Kaufkraft im Einzugsgebiet (Anzahl Kunden, Haushaltsstruktur) Passantenströme (Dichte, Bebauung, ÖV, Frequenzerzeuger) Nähe zu Attraktionen (wirtschaftlich, politisch, kulturell, städtebaulich) Konkurrenz („belebt das Geschäft“) Verkehrsanbindung (IV, ÖV) sonst. Lagequalität (Eckgeschäft, Lauflage-Unterbrechung, A-,B-,C-Lage, Fristigkeit des Bedarfs; stadträumliche Barrieren, Gastronomie: Sonne, Plätze) Zentralörtlichkeit, Einzugsbereich Mindestabsatzmenge 6 Ordnungsmerkmale -          Kaufkraft im Einzugsgebiet (Anzahl pot. Kunden, Haushaltsstruktur) -          Passantenströme -          Nähe zu Attraktionen (wirtschaftlich, sozial, politisch, kulturell) -          Konkurrenzsituation („belebt u.U. das Geschäft) -          Verkehrsanbindung (IV, ÖV) -          sonst. Lagequalität 1. Kaufkraft = Nettoeinkommen plus Ersparnisse 2. Passantenfrequenz: auch losgelöst von Bebauung möglich Ausnahmesituation: -          Fliegende Händler bei Großveranstaltungen, Bauchladen ÖPNV-Haltepunkte: Haltestellen (Bsp. Tunnelgewerbe); Hauptbahnhöfe und Einzelhandel (Hamburg, Leipzig, Zoo) teilweise nur eine Straßenseite (wg. S- und U-Bahn-Zugang) i.d.R. Dichte und Bebauung wichtigste Frequenzerzeuger -          Kreuzungen stärker frequentiert als übrige Straßenabschnitte (Einzelhandel dort zuerst) 1999: Passantenzählung samstags Uhr an zwei Frühlingstagen 127 Zählpunkte in 30 Städten: Spitzenreiter München, Neuheuser Str. ca Platz 13 Berlin: Tauentzien , Rangfolge in Berlin außerdem: Wilmersdorfer , Schlossstraße 8.500, Potsdamer Platz 7.500  3. Attraktivitätspotential: -          historischer Stadtkern (Nikolaiviertel Spandau), Fußgängerzonen in Altstadtkernen, Straßenraumprofil (Verhältnis Bürgersteig, Straße Kudamm, Knesebeck), Verkehrsbelastung, oft nicht Durchgangsstraße erfolgreich Bsp. Kantstraße) -          Stadträume/ Ensemble: Fußgängerzone in Hauptgeschäftsbereichen -          Magneten (Gebäude) -          Szene/ In-Läden (Reiseführer) 4. Konkurrenz: Pull-Faktor („belebt das Geschäft“), attrahierende Wirkung von konkurrierenden Anbietern (Preisvergleichsmöglichkeit, Auswahl): Wochenmärkte, Möbelstraßen, Trödelgassen   5. Verkehrsanbindung (IV, ÖV) -          Verfügbarkeit von Parkplätzen (Parkraumbewirtschaftung) -          ÖV-Haltepunkte (s. Passantenfrequenz) 6. sonstige Lagequalität: Eckgeschäft gefragter: mehr Schaufensterfläche, exponierte Lage, besser wahrnehmbar, mehr Passanten, Straßenkreuzung Abstufung: A-, B-, C-Lage, Kriterien: Passantenfrequenz, Dichte Geschäftsbesatz, Fristigkeit Bedarf Konsumlage: höchste Passantenfrequenz Niveaulage: mittlere Frequenz, Sortiment- und Beratungsqualität höher, höherwertige Markenware Luxuslage: geringe Passantenfrequenz, setzt sich räumlich von Konsumlage ab, steht aber räumlich in Bezug, Fehlen großflächiger EH-Betriebsformen, Kleidung Hauptsortiment, konkurrenzsuchend  Lauflage-Unterbrechung: Parkhauseinfahrten, Hotels, öffentliches Gebäude, Bankfilialen, Baulücken, Hochparterre, Absetzen von Bürgersteig, monofunktionale Nutzung ohne Einzelhandel, Großblöcke Laufkundschaftgerecht keine Zumutungen: -          Erdgeschoss ohne Treppe (Mehrgeschossigkeit nur bei Einzelhandelsschwerpunkten oder besonderer Lagegunst) -          keine Mehrwege/Umwege Vorgärten/Rücksprünge in der Bebauung Leitbild der strengen Funktionen­trennung: -          Hochparterre: reine Wohnhäuser mit Hochparterre verhindern Durchmischung mit Einzelhandel im Erdge­schoss. (aus der Sicht der Bewohner Erdgeschoss an der Straßenkante nicht zumutbar) -          Absetzen der Häuser von der Straßenkante nachträgliche Maßnahmen -          Zwischendecke (ebenerdigen Zugang) -          Sandrampe (Konrad-Wolf-Allee Ortsteil Drewitz, Erschließung vom Blockinnenbereich) -          Anbau bis Straßenkante (Schaufenster, Kleiststraße) Schaufensterfläche: Größe als Blickfang/Magnet (Art von Ausstellung/ Konsumausstellung. Der Bildungsbürger geht in eine Kunstausstellung; das einfache Volk macht Schaufensterbummel: sich von Bild zu Bild hangeln, wie bei einer Perlenkette), aber keine Verglasung auf Kosten des Gesamtbildes des Hauses oder Straßenzuges (sonst kontraproduktiv) keine Lauflageunterbrecher Barrierefrei: keine Störung des Verflechtungsbereiches durch Barrieren zerschnittener Raum: Bahn, Kanäle, Autobahn, Mauer, sofern Straßennetz unterbrochen (Verflechtung in alle Richtungen) Gastronomie: -          Besonnung bei Cafes (saisonal) -          Nähe zu Stadtplätzen „Sehen und Gesehen werden (Kollwitzplatz, Savignyplatz, Boxhagener Platz, Breitscheidplatz, Hackescher Markt) Biergarten: „Gartenqualität“, Naturpotentiale (Tiergartenquelle, Biergarten am Neuen See, Diedersdorf) (saisonal, Attraktionspotential, Massenanziehungskraft, nicht nur Tiergartenspaziergänger, sondern viele Autofahrer) 56 TU Berlin, ISR SoSe 2004 „Bodennutzungsplanung II“


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