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Vorlesung: Grundlagen der Stadt- und Raumforschung

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Präsentation zum Thema: "Vorlesung: Grundlagen der Stadt- und Raumforschung"—  Präsentation transkript:

1 Vorlesung: Grundlagen der Stadt- und Raumforschung
WS 2008/09 Prof. Dr. Martina Löw

2 Städtische Differenzierungen/ Gentrifizierung/ Ghettos/ Segregation
Vorlesung: Grundlagen der Stadt- und Raumforschung | Prof. Dr. Martina Löw

3 „Natürlich ist es schwer, sich zu integrieren, wenn man im Ghetto lebt
„Natürlich ist es schwer, sich zu integrieren, wenn man im Ghetto lebt. Aber woran liegt es, dass so viele Türken in einem Ghetto leben. Weil sie als Gastarbeiter in ganz bestimmten Vierteln, in der Nähe der Fabriken untergebracht wurden. Nicht, weil sie sich abschotten wollten.“ Feridun Zaimoglu in einem Interview mit der Zeitschrift „Der Spiegel“, 20. November 2000 Vorlesung: Grundlagen der Stadt- und Raumforschung | Prof. Dr. Martina Löw

4 Segregation Der Begriff der Segregation bezeichnet die
Konzentration von Bevölkerungsgruppen in gesellschaftlichen Feldern (z.B. Arbeitsteilung) oder an städtischen Orten (residenzielle Segregation) Vorlesung: Grundlagen der Stadt- und Raumforschung | Prof. Dr. Martina Löw

5 Segregationsformen Soziale Position Ethnizität Alter
sexuelle Präferenz Religion Vorlesung: Grundlagen der Stadt- und Raumforschung | Prof. Dr. Martina Löw

6 Pierre Bourdieu betont, dass
„der von einem Akteur eingenommene Ort (…) im angeeigneten physischen Raum hervorragende Indikatoren für seine Stellung im sozialen Raum abgeben“ (Bourdieu 1991, S. 25). Literatur: *Bourdieu, Pierre (1991): Sozialer Raum und "Klassen". Frankfurt/M. Vorlesung: Grundlagen der Stadt- und Raumforschung | Prof. Dr. Martina Löw

7 Für Jürgen Friedrichs ist Segregation auch
„Ergebnis sozialer Ungleichheit, d.h. ungleicher Chancen und Präferenzen einzelner Bevölkerungsgruppen“ (Friedrichs 1995: 79). Literatur: * Friedrichs, Jürgen (1995): Stadt-Soziologie. Opladen. Vorlesung: Grundlagen der Stadt- und Raumforschung | Prof. Dr. Martina Löw

8 Historische Linien Charles Booth (1902): London
Robert Park u.a. (1925): Chicago Literatur: * Booth, Charles (1969, orig. 1902): Life and Labour of the People in London. New York. * Park, Robert, E. (1974): Die Stadt als räumliche Struktur und als sittliche Ordnung. In: Atteslander, P./Hamm, B. (Hg.): Materialien zur Siedlungssoziologie. Köln, S * Park, R. E./Burgess, E./McKenzie, R. K. (1974, orig. 1925): The City. Chicago. Vorlesung: Grundlagen der Stadt- und Raumforschung | Prof. Dr. Martina Löw

9 „In der Gesellschaft lebt man nicht nur zusammen, sondern lebt gleichzeitig getrennt (...). Lokale Gemeinschaften, im folgenden Gemeinde genannt, können einmal in bezug auf die Gebiete, die sie einnehmen, verglichen werden und zum zweiten bezüglich der relativen Dichte der Bevölkerungsverteilung innerhalb der Gebiete“ (Park 1974, 91). Vorlesung: Grundlagen der Stadt- und Raumforschung | Prof. Dr. Martina Löw

10 Segregation kann das Ergebnis von gruppenbezogenen Siedlungspraktiken oder von gezielter Stadtplanung sein. Vorlesung: Grundlagen der Stadt- und Raumforschung | Prof. Dr. Martina Löw

11 Koloniale Stadtplanung in Afrika zwischen ca. 1880 und 1960
Schwarz versus weiß Krank versus gesund (Malaria-Prophylaxe) Zunächst gilt Malaria als Folge giftiger Ausdünstungen bestimmter Böden. Um 1900 zeigen jedoch bakteriologische Untersuchungen, dass Malaria eine durch Stechmücken verursachte Krankheit ist. Daraufhin gelten die Einheimischen selbst als Zwischenwirte für die Erreger, als Krankheitsträger und –überträger. 1,2 km hielt man für die maximale Flugweite der Anophelesmücke. Einheimischensiedlungen mussten mindestens diesen Abstand zu den Vierteln der weißen Kolonialherren und –damen haben. Literatur: *Andreas Eckert (1996): „Unordnung“ in den Städten. Stadtplanung, Urbanisierung und koloniale Politik in Afrika. In: Periplus 6. Jg., S. 1-20 Vorlesung: Grundlagen der Stadt- und Raumforschung | Prof. Dr. Martina Löw

12 „Dies alles drängt mit zwingender Notwendigkeit diejenigen, die die eigentlichen Träger der Blutparasiten sind, aber von ihnen relativ wenig zu leiden haben, von denen zu trennen, die hier die eigentlichen Träger der Kultur sind und das Land erschließen. Ganz abgesehen wird hierbei noch von dem Vorteil, den die räumliche Trennung der oft johlenden und schreienden, jedenfalls unruhigen Eingeborenen für das Nervensystem der Europäer bringen wird“ (Kameruner Regierungsarzt Ziemann 1910, zit. nach Eckert 1996: 10f.). Vorlesung: Grundlagen der Stadt- und Raumforschung | Prof. Dr. Martina Löw

13 Folgen: Zwangsumsiedlung Ethnisierung
Re-Afrikanisierung (Übernahme des westlichen Lebensstils wurde verhindert) Dienstbotenfrage Vorlesung: Grundlagen der Stadt- und Raumforschung | Prof. Dr. Martina Löw

14 Gentrification (auch: Gentrifzierung)
Die Wandlung homogen armer zu homogen reichen Stadtteilen Die sozio-ökonomische Aufwertung städtischer Arbeiterwohngebiete durch den Zuzug mittelständischer Milieus Betrifft meist Gebiete mit guter Verkehrsanbindung, alter Bausubstanz sowie niedrigen Bodenpreisen und Mieten Umwertung vollzieht sich in der Regel in klar aufeinander folgenden Phasen: Literatur: *Jörg Blasius/Jens Dangschat (Hg.) (1990): Gentrification. Die Aufwertung innenstadtnaher Wohnviertel. Frankfurt/M. Vorlesung: Grundlagen der Stadt- und Raumforschung | Prof. Dr. Martina Löw

15 3 Phasen der Gentrification 1: Pioniere
Zuzug von Gruppierungen, die billigen Wohnraum und kreative Möglichkeiten der Raumgestaltung suchen (Studierende, Künstler…) Zug um Zug erhöht sich der Anteil an Kulturangeboten, Second-Hand-Läden, Plattenlabels, Bioläden, Kneipen etc. Vorlesung: Grundlagen der Stadt- und Raumforschung | Prof. Dr. Martina Löw

16 3 Phasen der Gentrification 2: Gentrifzierer
wohlhabende Personengruppen des Mittelstands häufig doppelverdienend, oft im mittleren Alter, z.T. kinderlos schätzen Citylage, breites kulturelles Angebot und Wohnungen mit flexiblen Grundrissen Wohnungen werden modernisiert, Mietpreissteigerung, Eigentumswohnungen Vorlesung: Grundlagen der Stadt- und Raumforschung | Prof. Dr. Martina Löw

17 3 Phasen der Gentrification 3: Wegzug der ärmeren Schichten
Häufig gibt es in den Innenstädten keine Alternative, so dass die GeringverdienerInnen, darunter viele MigrantInnen, immer weiter an den Stadtrand ziehen. Segregation in reich und arm ist die Folge Vorlesung: Grundlagen der Stadt- und Raumforschung | Prof. Dr. Martina Löw

18 Nachteile von Segregation
ökonomische Nachteile: schlechteres Angebot kaum informelle Beschäftigungsmöglichkeiten in haushaltsbezogenen DL geringe Instandsetzung und Modernisierung im Stadtteil politische Nachteile: negative Etikettierung und Stigmatisierung soziale Nachteile keine für den sozialen Aufstieg hilfreichen Kontakte im Viertel Vorurteile durch fehlende Berührungspunkte zwischen Klassen und Gruppen Literatur: * Häußermann, Hartmut/ Siebel, Walter (2002): Die Mühen der Differenzierung. In: M. Löw (Hg.), Differenzierungen des Städtischen. Opladen, S Vorlesung: Grundlagen der Stadt- und Raumforschung | Prof. Dr. Martina Löw

19 Vorteile von Segregation
ökonomische Vorteile: Wohngelegenheiten und Verdienstmöglichkeiten in Gemeinschaften von Zugewanderten politische Vorteile: gemeinsame Interessensbildungs- und Verständigungsprozesse soziale Vorteile: Gefühle von Vertrautheit Netzwerke ethnische Infrastruktur Literatur: * Häußermann, Hartmut/ Siebel, Walter (2002): Die Mühen der Differenzierung. In: M. Löw (Hg.), Differenzierungen des Städtischen. Opladen, S Vorlesung: Grundlagen der Stadt- und Raumforschung | Prof. Dr. Martina Löw

20 Schlussfolgerung von Häußermann/ Siebel: Segregation muss im Verlauf gesehen werden.
„für die erste Zeit nach der Zuwanderung bietet eine ethnische Kolonie Hilfe und Orientierung, stabilisiert die eigene Identität und gibt Sicherheit für die ersten Schritte in der Fremde. Bleiben aber die Verkehrskreise der Individuen langfristig auf die Kolonie beschränkt, wirkt dies isolierend und ausgrenzend“ (Häußermann/Siebel 2002: 62). Vorlesung: Grundlagen der Stadt- und Raumforschung | Prof. Dr. Martina Löw

21 Kritik an der Segregationsforschung
Homogenisierung der Einwanderer durch unterstellte „Kongruenz von ethnischer Gemeinschaft und erdräumlicher Konzentration der MigrantInnengruppe“ (Pott 2002: 41) (falscher) Ausgangspunkt sind administrativ festgelegte „Behälterräume“ Für diese werden quantitativ erhebbare sozialstrukturelle Ungleichheiten und Daten über Wohnraumausstattung, Bildungs- und Gesundheitseinrichtungen aufeinander bezogen Daraus werden pauschale Schlussfolgerungen für alle MigrantInnen und den ganzen Raum gezogen. Literatur: * Pott, Andreas (2002): Ethnizität und Raum im Aufstiegsprozess. Opladen Vorlesung: Grundlagen der Stadt- und Raumforschung | Prof. Dr. Martina Löw

22 Raum als „Beobachtungsform“ (A. Pott) Fragen:
Wie strukturiert Raum biographische Beschreibungen und wie können Raumbezüge als Ressource im Lebenslauf eingesetzt werden? Feststellungen: das Aufwachsen im selben ethnisch segregierten Viertel kann von den einen als identitätsbildend erlebt werden, für andere jedoch das nur nebensächlicher Bezugspunkt sein. Raum wird wie Ethnizität zur Handlungsressource, die mobilisiert werden kann, aber nicht muss. Literatur: * Pott, Andreas (2002): Ethnizität und Raum im Aufstiegsprozess. Opladen Vorlesung: Grundlagen der Stadt- und Raumforschung | Prof. Dr. Martina Löw

23 Differenzierungsforschung
Die Differenzierung von Menschen nach Kriterien sozialer Ungleichheit und die Differenzierung in Ordnungen sind die beiden wichtigsten theoretischen Konzepte der Soziologie. Gemäß der vorherrschenden Vorstellung gibt es also in Städten eine Aufteilung des als Grund und Boden gedachten Raums (Segregation), und eine Differenzierung quer zu diesen Räumen (die sich in Berufen etc. artikuliert). Literatur: *Löw, Martina (Hg.) (2002): Differenzierungen des Städtischen. Opladen Vorlesung: Grundlagen der Stadt- und Raumforschung | Prof. Dr. Martina Löw

24 Polyzentrische, ungleichartige Ordnungen
Emile Durkheim: die Teile der Gesellschaft sind nicht mehr gleichartig wie die Stämme, Familien, Horden oder Clans der „einfachen“ Gemeinschaften. Vielmehr entsteht eine Ungleichartigkeit durch die spezifischen Funktionen, die sie für das Gesamtsystem ausüben (Durkheim 1999, 237). Robert Park: Bei zunehmender Dichte steigt sowohl der Grad an arbeitsteiliger Differenzierung als auch die Notwendigkeit der Segregation (Park 1974). Literatur: * Durkheim, Emile (1999, orig. 1893): Über die Teilung der sozialen Arbeit. Frankfurt/M. * Park, Robert E. (1974): Die Stadt als räumliche Struktur und als sittliche Ordnung. In: Atteslander, P./Hamm, B. (Hg.): Materialien zur Siedlungssoziologie. Köln; S Vorlesung: Grundlagen der Stadt- und Raumforschung | Prof. Dr. Martina Löw

25 Von Arbeitsteilung zum System
Max Weber: Wertsphären – Typen von Rationalisierung Talcott Parsons und Niklas Luhmann: Systemische Differenzierung Vorlesung: Grundlagen der Stadt- und Raumforschung | Prof. Dr. Martina Löw

26 Geschlechtsspezifische Segregation
Traditionelle Arbeitsteilung mit dem Mann als Hauptverdiener: tagsüber eine räumliche Trennung der Geschlechter die Frau mit den Kindern draußen am Stadtrand, der Mann an seinem Arbeitsplatz in der Stadt Heute sind geschlechtshomogene Räume in der Gesellschaft nur noch in Relikten vorhanden. Literatur: * Rodenstein, Marianne/Bock, Stefanie/Heeg, Susanne (1996): Reproduktionsarbeitskrise und Stadtstruktur. Zur Entwicklung von Agglomerationsräumen aus feministischer Sicht. In: Akademie für Raumforschung und Landesplanung (Hg.): Agglomerationsräume in Deutschland. Ansichten, Einsichten, Aussichten. Hannover. Vorlesung: Grundlagen der Stadt- und Raumforschung | Prof. Dr. Martina Löw

27 „geschlechtliche Differenzierung“ (1997: 174):
Bourdieu: „geschlechtliche Differenzierung“ (1997: 174): Der vergeschlechtlichende und vergeschlechtlichte Habitus organisiert die Form des Erkennens Prinzip der „Di-vision“ der Gesellschaft: Einklang zwischen der Verfassung des Seins und den Formen des Erkennens (der Vision) Literatur: * Bourdieu, Pierre (1997, orig. 1985): Die männliche Herrschaft. In: Dölling, I./Krais, B. (Hg.): Ein alltägliches Spiel. Geschlechterkonstruktion in der sozialen Praxis. Frankfurt/M.; S Vorlesung: Grundlagen der Stadt- und Raumforschung | Prof. Dr. Martina Löw


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