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Einführung in die Slavische Sprachwissenschaft 1. Doppelstunde: Philologie, Sprachwissenschaft, Linguistik 2. Vergleichende und indogermanische Sprachwissenschaft.

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Präsentation zum Thema: "Einführung in die Slavische Sprachwissenschaft 1. Doppelstunde: Philologie, Sprachwissenschaft, Linguistik 2. Vergleichende und indogermanische Sprachwissenschaft."—  Präsentation transkript:

1 Einführung in die Slavische Sprachwissenschaft 1. Doppelstunde: Philologie, Sprachwissenschaft, Linguistik 2. Vergleichende und indogermanische Sprachwissenschaft 3. Indogermanische Sprachen: Stammbaummodell 4. Urslavisch, Altkirchenslavisch, Missionierung (Kyrill und Method) 5. Lautgesetze

2 Einführung in die Slavische Sprachwissenschaft 7. Transliteration 7. Transliteration 8. Polnisch 8. Polnisch 9. Russisch 9. Russisch 10. Ukrainisch (Frau Kovalchuk); Tschechisch, Slowakisch (11.01. 2007) 10. Ukrainisch (Frau Kovalchuk); Tschechisch, Slowakisch (11.01. 2007) 11. Tschechisch, Slowakisch, Bulgarisch, Makedonisch (18.01.07) 11. Tschechisch, Slowakisch, Bulgarisch, Makedonisch (18.01.07) 13. Serbisch, Kroatisch, Bosnisch (Serbokroatisch), Slowenisch (25.01.07) 13. Serbisch, Kroatisch, Bosnisch (Serbokroatisch), Slowenisch (25.01.07) 15. Wiederholung des Stoffes (01.02.07) 15. Wiederholung des Stoffes (01.02.07) 16. Klausur (08.02.07) 16. Klausur (08.02.07) Zusätzliches Angebot: Tutorium Frau Dr. Schürcks: 12.01.07, 11-13h, Komplex II: Golm, Raum 02.25.B101 Zusätzliches Angebot: Tutorium Frau Dr. Schürcks: 12.01.07, 11-13h, Komplex II: Golm, Raum 02.25.B101

3 Einführung in die Slavische Sprachwissenschaft Die Sprache bezeichnet die wichtigste Kommunikationsform des Menschen. Sie wird akustisch durch Schallwellen (Lautketten) oder visuell-räumlich durch Gebärden (vgl. Gebärdensprache) oder Schrift (vgl. Schriftsprache) realisiert. Die Wissenschaft von Sprache als System heißt Allgemeine Sprachwissenschaft. Exemplarisch sei die Definition von Edward Sapir (1921) zitiert: Die Sprache bezeichnet die wichtigste Kommunikationsform des Menschen. Sie wird akustisch durch Schallwellen (Lautketten) oder visuell-räumlich durch Gebärden (vgl. Gebärdensprache) oder Schrift (vgl. Schriftsprache) realisiert. Die Wissenschaft von Sprache als System heißt Allgemeine Sprachwissenschaft. Exemplarisch sei die Definition von Edward Sapir (1921) zitiert:MenschenGebärdenspracheSchriftspracheAllgemeine SprachwissenschaftDefinition Edward Sapir1921MenschenGebärdenspracheSchriftspracheAllgemeine SprachwissenschaftDefinition Edward Sapir1921 –"Sprache ist eine ausschließlich dem Menschen eigene, nicht im Instinkt wurzelnde Methode zur Übermittlung von Gedanken, Gefühlen und Wünschen mittels eines Systems von frei geschaffenen Symbolen." (zitiert nach John Lyons, 4. Auflage, 1992, S. 13) InstinktMethodeÜbermittlungGedanken GefühlenSystemsSymbolen InstinktMethodeÜbermittlungGedanken GefühlenSystemsSymbolen

4 Einführung in die Slavische Sprachwissenschaft Ferdinand de Saussure hat - einer Tradition folgend - Sprache als Zeichensystem konzipiert und das Sprachzeichen als Verbindung von Lautbild und Vorstellung, also als etwas Mentales gefasst. Ferdinand de Saussure hat - einer Tradition folgend - Sprache als Zeichensystem konzipiert und das Sprachzeichen als Verbindung von Lautbild und Vorstellung, also als etwas Mentales gefasst. Ferdinand de Saussure Ferdinand de Saussure Karl Bühler sieht Sprache als "geformtes Gerät", als Medium des Verständigungshandelns mit den Grundfunktionen der Darstellung (Bezug auf die Wirklichkeit), des Ausdrucks (Befindlichkeit des Sprechers) und des Appells (Beeinflussung des Hörers). Damit wird die Auffassung von Sprache als Zeichensystem fraglich, denn nur symbolische Ausdrücke lassen sich als Zeichen im eigentlichen Sinn ("etwas steht für etwas") auffassen. Wofür steht der Artikel der, die Abtönungspartikel halt, das Zeigwort da, die Interjektion hm? Karl Bühler sieht Sprache als "geformtes Gerät", als Medium des Verständigungshandelns mit den Grundfunktionen der Darstellung (Bezug auf die Wirklichkeit), des Ausdrucks (Befindlichkeit des Sprechers) und des Appells (Beeinflussung des Hörers). Damit wird die Auffassung von Sprache als Zeichensystem fraglich, denn nur symbolische Ausdrücke lassen sich als Zeichen im eigentlichen Sinn ("etwas steht für etwas") auffassen. Wofür steht der Artikel der, die Abtönungspartikel halt, das Zeigwort da, die Interjektion hm? Karl Bühler Karl Bühler Für die Pragmatik ist Sprache ein zweckorientiertes Handlungssystem, das mental verankert ist. Für die Pragmatik ist Sprache ein zweckorientiertes Handlungssystem, das mental verankert ist.Pragmatik Für manche Linguisten ist Sprache ein menschentypisches biologisches Organ (Noam Chomsky), für andere das Medium der Gedankenbildung schlechthin (W.v. Humboldt). Für manche Linguisten ist Sprache ein menschentypisches biologisches Organ (Noam Chomsky), für andere das Medium der Gedankenbildung schlechthin (W.v. Humboldt).ChomskyHumboldtChomskyHumboldt

5 Einführung in die Slavische Sprachwissenschaft Ferdinand de Saussure (* 26. November 1857 in Genf; 22. Februar 1913 in Vufflens-le-Château bei Morges) war ein Schweizer Sprachwissenschaftler. De Saussure studierte in Leipzig und in Berlin Indogermanistik. Von 1906 bis 1911 hielt er an der Universität Genf Vorlesungen über allgemeine Sprachwissenschaft. 26. November1857 Genf22. Februar1913Vufflens-le-ChâteauMorges Sprachwissenschaftler LeipzigBerlinIndogermanistik 19061911Genf Sprachwissenschaft26. November1857 Genf22. Februar1913Vufflens-le-ChâteauMorges Sprachwissenschaftler LeipzigBerlinIndogermanistik 19061911Genf Sprachwissenschaft

6 Einführung in die Slavische Sprachwissenschaft Ferdinande de Saussure Er wird als Begründer der modernen Linguistik und - fälschlicherweise - des Strukturalismus betrachtet. In den posthum unter Saussures Namen erschienenen Grundfragen der allgemeinen Sprachwissenschaft (Cours de linguistique générale, 1916/dt. 1967; im folgenden CLG), wird eine allgemeine Theorie der Sprache als Zeichensystem entwickelt. Darin wird die Untersuchung von Sprache, verstanden als ein abstraktes und überindividuelles System von Zeichen (langue), als einzig relevanter Gegenstand der Sprachwissenschaft begriffen. Sprache wird so vom Sprechen, der parole, abgelöst und kann von diesem unabhängig untersucht werden. Er wird als Begründer der modernen Linguistik und - fälschlicherweise - des Strukturalismus betrachtet. In den posthum unter Saussures Namen erschienenen Grundfragen der allgemeinen Sprachwissenschaft (Cours de linguistique générale, 1916/dt. 1967; im folgenden CLG), wird eine allgemeine Theorie der Sprache als Zeichensystem entwickelt. Darin wird die Untersuchung von Sprache, verstanden als ein abstraktes und überindividuelles System von Zeichen (langue), als einzig relevanter Gegenstand der Sprachwissenschaft begriffen. Sprache wird so vom Sprechen, der parole, abgelöst und kann von diesem unabhängig untersucht werden.LinguistikStrukturalismus posthum1916ZeichensystemlangueparoleLinguistikStrukturalismus posthum1916Zeichensystemlangueparole

7 Einführung in die Slavische Sprachwissenschaft Erst in den 1950er Jahren greift eine quellenkritische Rezeptionstradition Raum, die bemüht ist, die authentische Sprachidee Saussures aus seinem fragmentarischen Nachlass zu erschließen. Die Rezeptionsgeschichte Saussures ist mithin durch eine Kluft zwischen Cours-Rezeption und Saussure-Rezeption gezeichnet. Die gleichermaßen notwendigen wie erfolgreichen Bemühungen um eine Rekonstruktion des authentischen Sprachdenkens Saussures, das auch disziplinenübergreifend, etwa in der Medien-, und Kulturwissenschaft sowie der Neurolinguistik fruchtbar aufgegriffen worden ist, kann die weichenstellende Bedeutung des Cours, dessen Rezeption den strukturalistischen und poststrukturalistischen Diskurs maßgeblich geprägt und unzählige Anschlußdiskurse gezeitigt hat, nicht ungeschehen machen. Der Cours de linguistique générale bleibt das bedeutendste Buch, das Ferdinand de Saussure nie geschrieben hat. Erst in den 1950er Jahren greift eine quellenkritische Rezeptionstradition Raum, die bemüht ist, die authentische Sprachidee Saussures aus seinem fragmentarischen Nachlass zu erschließen. Die Rezeptionsgeschichte Saussures ist mithin durch eine Kluft zwischen Cours-Rezeption und Saussure-Rezeption gezeichnet. Die gleichermaßen notwendigen wie erfolgreichen Bemühungen um eine Rekonstruktion des authentischen Sprachdenkens Saussures, das auch disziplinenübergreifend, etwa in der Medien-, und Kulturwissenschaft sowie der Neurolinguistik fruchtbar aufgegriffen worden ist, kann die weichenstellende Bedeutung des Cours, dessen Rezeption den strukturalistischen und poststrukturalistischen Diskurs maßgeblich geprägt und unzählige Anschlußdiskurse gezeitigt hat, nicht ungeschehen machen. Der Cours de linguistique générale bleibt das bedeutendste Buch, das Ferdinand de Saussure nie geschrieben hat.1950er MedienKulturwissenschaftNeurolinguistikstrukturalistischenDiskurs1950er MedienKulturwissenschaftNeurolinguistikstrukturalistischenDiskurs

8 Einführung in die Slavische Sprachwissenschaft Saussures Ruhm zu Lebzeiten begründete sich in seiner Leistung als Indogermanist. In seinem Mémoire sur le système primitif des voyelles dans les langues indo-européennes (1879) hat Saussure schon als 21-jähriger Student durch die Anwendung junggrammatischer Methoden die Laryngaltheorie angedacht. Bei der internen Rekonstruktion des indogermanischen Vokalsystems hat er unterliegende, abstrakte "Koeffizienten" (coefficients sonantiques) angenommen, die der dänische Sprachforscher Hermann Møller noch im 19. Jh. mit Laryngalen identifizierte. 1914, nach Saussures Tod, hat Bedřich Hrozný das Hethitische entziffert, und diese Sprache stellte sich dabei als indogermanische Sprache heraus. An manchen Stellen, wo Saussure seine Lautkoeffizienten rekonstruiert hatte, fand man im Hethitischen Laryngale. Obwohl mit wichtigen Einschränkungen zu rechnen ist, werden die Laryngalen im Hethitischen im Allgemeinen als Bestätigung von Saussures Rekonstruktion betrachtet. Saussures Ruhm zu Lebzeiten begründete sich in seiner Leistung als Indogermanist. In seinem Mémoire sur le système primitif des voyelles dans les langues indo-européennes (1879) hat Saussure schon als 21-jähriger Student durch die Anwendung junggrammatischer Methoden die Laryngaltheorie angedacht. Bei der internen Rekonstruktion des indogermanischen Vokalsystems hat er unterliegende, abstrakte "Koeffizienten" (coefficients sonantiques) angenommen, die der dänische Sprachforscher Hermann Møller noch im 19. Jh. mit Laryngalen identifizierte. 1914, nach Saussures Tod, hat Bedřich Hrozný das Hethitische entziffert, und diese Sprache stellte sich dabei als indogermanische Sprache heraus. An manchen Stellen, wo Saussure seine Lautkoeffizienten rekonstruiert hatte, fand man im Hethitischen Laryngale. Obwohl mit wichtigen Einschränkungen zu rechnen ist, werden die Laryngalen im Hethitischen im Allgemeinen als Bestätigung von Saussures Rekonstruktion betrachtet. Indogermanist1879Laryngaltheorie Hermann MøllerLaryngalen1914Bedřich HroznýHethitischeindogermanische Sprache Indogermanist1879Laryngaltheorie Hermann MøllerLaryngalen1914Bedřich HroznýHethitischeindogermanische Sprache

9 Einführung in die Slavische Sprachwissenschaft Indogermanische Sprachfamilie Die indogermanische Sprachfamilie, von der nicht deutschsprachigen Philologie eher als indoeuropäische Sprachfamilie bezeichnet, deren Vokabular Übereinstimmung bei Flexion, Numerus, Genus und Ablaut aufweist, ist die mittlerweile vor allem auf Grund der Kolonisation meistverbreitete Sprachfamilie auf der Welt mit mehr als 2,5 Mrd. Muttersprachlern. VokabularFlexionNumerusGenus AblautKolonisationSprachfamilieMuttersprachlernVokabularFlexionNumerusGenus AblautKolonisationSprachfamilieMuttersprachlern

10 Einführung in die Slavische Sprachwissenschaft Inhaltsverzeichnis Inhaltsverzeichnis 1 Der Begriff indogermanisch 1 Der Begriff indogermanisch 2 Ursprung und Entwicklung 2 Ursprung und Entwicklung 3 Untergruppen 3 Untergruppen 4 Verwandtschaftsverhältnisse 4 Verwandtschaftsverhältnisse 5 Siehe auch 5 Siehe auch 6 Literatur 6 Literatur

11 Einführung in die Slavische Sprachwissenschaft Der Begriff indogermanisch Der Begriff indogermanisch Bei der Bildung der Bezeichnung Indogermanisch im 19. Jahrhundert gingen die Sprachforscher von den beiden Sprachgruppen aus, die damals als die räumlich am weitesten voneinander entfernten angesehen wurden, d. h. der indischen im Osten und im Westen der germanischen Gruppe (mitsamt des Isländischen). Die keltischen Sprachen wurden damals aufgrund grammatikalischer Besonderheiten noch nicht als indogermanisch angesehen und das Tocharische weiter östlich wurde erst 1890 entdeckt Bei der Bildung der Bezeichnung Indogermanisch im 19. Jahrhundert gingen die Sprachforscher von den beiden Sprachgruppen aus, die damals als die räumlich am weitesten voneinander entfernten angesehen wurden, d. h. der indischen im Osten und im Westen der germanischen Gruppe (mitsamt des Isländischen). Die keltischen Sprachen wurden damals aufgrund grammatikalischer Besonderheiten noch nicht als indogermanisch angesehen und das Tocharische weiter östlich wurde erst 1890 entdeckt19. Jahrhundertindischen germanischenIsländischen keltischen SprachenTocharische189019. Jahrhundertindischen germanischenIsländischen keltischen SprachenTocharische1890

12 Einführung in die Slavische Sprachwissenschaft Die Bezeichnung Indogermanisch wurde im deutschen Sprachraum, der in dieser Forschungsdisziplin weltweit immer noch führend ist, beibehalten. In anderen Sprachen wird hingegen die Bezeichnung Indoeuropäisch (IE) verwendet. Der amerikanische Linguist Merritt Ruhlen benutzt die Bezeichnung Indo- Hethitisch, um eine vorgebliche Sonderstellung des Hethitischen bzw. der anatolischen Sprachgruppe innerhalb des Indogermanischen zu betonen. Ein solcher Stammbaum wird jedoch (zumindest in der weitreichenden Form) von den meisten anderen Forschern abgelehnt. Heute nehmen viele Forscher aber an, dass sich die anatolischen Sprachen tatsächlich als erste von der Ursprache abgespalten haben. Die Bezeichnung Indogermanisch wurde im deutschen Sprachraum, der in dieser Forschungsdisziplin weltweit immer noch führend ist, beibehalten. In anderen Sprachen wird hingegen die Bezeichnung Indoeuropäisch (IE) verwendet. Der amerikanische Linguist Merritt Ruhlen benutzt die Bezeichnung Indo- Hethitisch, um eine vorgebliche Sonderstellung des Hethitischen bzw. der anatolischen Sprachgruppe innerhalb des Indogermanischen zu betonen. Ein solcher Stammbaum wird jedoch (zumindest in der weitreichenden Form) von den meisten anderen Forschern abgelehnt. Heute nehmen viele Forscher aber an, dass sich die anatolischen Sprachen tatsächlich als erste von der Ursprache abgespalten haben. LinguistMerritt Ruhlen Hethitischenanatolischen Sprachgruppe LinguistMerritt Ruhlen Hethitischenanatolischen Sprachgruppe

13 Einführung in die Slavische Sprachwissenschaft Ursprung und Entwicklung Ursprung und Entwicklung Die indogermanischen Sprachen sind nach Meinung der Indogermanistik im linguistischen Sinne genetisch verwandt. Dass ihre Ähnlichkeit nur auf typologischer Angleichung nach Art eines Sprachbunds zustande kam, kann ausgeschlossen werden. Die indogermanischen Sprachen sind nach Meinung der Indogermanistik im linguistischen Sinne genetisch verwandt. Dass ihre Ähnlichkeit nur auf typologischer Angleichung nach Art eines Sprachbunds zustande kam, kann ausgeschlossen werden. Indogermanistiklinguistischengenetisch Sprachbunds Indogermanistiklinguistischengenetisch Sprachbunds Ende des 18. Jahrhunderts erkannte der englische Orientalist William Jones aus Ähnlichkeiten zwischen dem Sanskrit und einigen europäischen Sprachen, dass es für diese Sprachen eine gemeinsame Wurzel geben muss. Der Deutsche Franz Bopp brachte 1816 in seinem Buch Über das Konjugationssystem der Sanskritsprache in Vergleichung mit jenem der griechischen, lateinischen, persischen und germanischen Sprache den methodischen Beweis für die Verwandtschaft dieser Sprachen und gilt zumindest im deutschsprachigen Raum als Entdecker des Indogermanischen. Ende des 18. Jahrhunderts erkannte der englische Orientalist William Jones aus Ähnlichkeiten zwischen dem Sanskrit und einigen europäischen Sprachen, dass es für diese Sprachen eine gemeinsame Wurzel geben muss. Der Deutsche Franz Bopp brachte 1816 in seinem Buch Über das Konjugationssystem der Sanskritsprache in Vergleichung mit jenem der griechischen, lateinischen, persischen und germanischen Sprache den methodischen Beweis für die Verwandtschaft dieser Sprachen und gilt zumindest im deutschsprachigen Raum als Entdecker des Indogermanischen.18. Jahrhunderts William JonesSanskritFranz Bopp1816lateinischenpersischen18. Jahrhunderts William JonesSanskritFranz Bopp1816lateinischenpersischen

14 Einführung in die Slavische Sprachwissenschaft Diese indogermanische Ursprache ließ sich sprachwissenschaftlich rekonstruieren, obwohl aus dieser Zeit keine Schriftdokumente vorliegen. Für die Sprachen, die auf das Indogermanische zurückgehen, lässt sich auf der Grundlage der Forschungsergebnisse des deutschen Linguisten August Schleicher einStammbaum darstellen, der den Ursprung und die Verwandtschaftsstruktur dieser Sprachen wiedergibt. In diesem Stammbaum gibt es sowohl gesicherte als auch spekulative Verzweigungen; letztere betreffen insbesondere ausgestorbene Sprachen, die keine Nachfolgesprachen hinterlassen haben. Schleicher versuchte das hypothetische Protoindogermanische zu rekonstruieren, indem er sich ursprünglicher Formen diverser indogermanischer Sprachen bediente. Daraus entstand eine Übersetzung der sog. indogermanischen Fabel Das Schaf und die Pferde alsAvis akvasasca. Man muss sich aber darüber im Klaren sein, dass solche Rekonstruktionen in der Regel zu Wortwurzeln einerseits und morphologischen und phonologischen Erscheinungen andererseits führen. Auch syntaktische Merkmale des Indogermanischen konnten mit Einschränkungen rekonstruiert werden. Eine Grundsprache im Sinne eines kommunikativen Verständnisses wird mit dieser Rekonstruktion jedoch nicht erreicht. Diese indogermanische Ursprache ließ sich sprachwissenschaftlich rekonstruieren, obwohl aus dieser Zeit keine Schriftdokumente vorliegen. Für die Sprachen, die auf das Indogermanische zurückgehen, lässt sich auf der Grundlage der Forschungsergebnisse des deutschen Linguisten August Schleicher einStammbaum darstellen, der den Ursprung und die Verwandtschaftsstruktur dieser Sprachen wiedergibt. In diesem Stammbaum gibt es sowohl gesicherte als auch spekulative Verzweigungen; letztere betreffen insbesondere ausgestorbene Sprachen, die keine Nachfolgesprachen hinterlassen haben. Schleicher versuchte das hypothetische Protoindogermanische zu rekonstruieren, indem er sich ursprünglicher Formen diverser indogermanischer Sprachen bediente. Daraus entstand eine Übersetzung der sog. indogermanischen Fabel Das Schaf und die Pferde alsAvis akvasasca. Man muss sich aber darüber im Klaren sein, dass solche Rekonstruktionen in der Regel zu Wortwurzeln einerseits und morphologischen und phonologischen Erscheinungen andererseits führen. Auch syntaktische Merkmale des Indogermanischen konnten mit Einschränkungen rekonstruiert werden. Eine Grundsprache im Sinne eines kommunikativen Verständnisses wird mit dieser Rekonstruktion jedoch nicht erreicht.indogermanische Ursprachesprachwissenschaftlich rekonstruierenLinguistenAugust SchleicherStammbaumindogermanischen Fabel RekonstruktionenWortwurzeln morphologischenphonologischensyntaktischeindogermanische Ursprachesprachwissenschaftlich rekonstruierenLinguistenAugust SchleicherStammbaumindogermanischen Fabel RekonstruktionenWortwurzeln morphologischenphonologischensyntaktische

15 Einführung in die Slavische Sprachwissenschaft Stammbaumtheorie Stammbaumtheorie Die Stammbaumtheorie in der Linguistik wurde von August Schleicher (1821-1868) Mitte des 19. Jahrhunderts entwickelt. Er ging davon aus, dass sich Sprachen analog der Evolution biologischer Arten aus Ursprachen entwickeln. Danach verhalten sich die Beziehungen und Verwandtschaftsverhältnisse zwischen Sprachen genau so wie die Relationen der Arten in der Biologie, die sich in Form von Stammbäumen darstellen lassen. Ausgehend von seinen evolutionstheoretischen Überlegungen entwickelte August Schleicher u. a. das Stammbaummodell der indogermanischen Sprachfamilie. Die Stammbaumtheorie in der Linguistik wurde von August Schleicher (1821-1868) Mitte des 19. Jahrhunderts entwickelt. Er ging davon aus, dass sich Sprachen analog der Evolution biologischer Arten aus Ursprachen entwickeln. Danach verhalten sich die Beziehungen und Verwandtschaftsverhältnisse zwischen Sprachen genau so wie die Relationen der Arten in der Biologie, die sich in Form von Stammbäumen darstellen lassen. Ausgehend von seinen evolutionstheoretischen Überlegungen entwickelte August Schleicher u. a. das Stammbaummodell der indogermanischen Sprachfamilie.August Schleicher18211868EvolutionUrsprachenStammbäumenevolutionstheoretischenindogermanischen SprachfamilieAugust Schleicher18211868EvolutionUrsprachenStammbäumenevolutionstheoretischenindogermanischen Sprachfamilie Stammbaummodelle sind hierarchische Modelle, in denen sich Tochtersprachen "genetisch" zusammenhängend aus Elternsprachen entwickeln. So sind die romanischen Sprachen Tochtersprachen von Latein, Latein ist eine Tochtersprache von Italisch, Italisch eine Tochtersprache des Indogermanischen. Stammbaummodelle werden heute verwendet, um die Beziehungen zwischen Sprachen darzustellen und sie zu gruppieren. Stammbaummodelle sind hierarchische Modelle, in denen sich Tochtersprachen "genetisch" zusammenhängend aus Elternsprachen entwickeln. So sind die romanischen Sprachen Tochtersprachen von Latein, Latein ist eine Tochtersprache von Italisch, Italisch eine Tochtersprache des Indogermanischen. Stammbaummodelle werden heute verwendet, um die Beziehungen zwischen Sprachen darzustellen und sie zu gruppieren.hierarchischeTochtersprachenLatein IndogermanischenhierarchischeTochtersprachenLatein Indogermanischen

16 Einführung in die Slavische Sprachwissenschaft Durch Sprachvergleich kann man Verwandtschaften entdecken und Elternsprachen teilweise rekonstruieren. So wurde die indoeuropäische Sprache zum Teil rekonstruiert. Das Stammbaummodell führt, zu Ende gedacht, gegebenenfalls zu einer gemeinsamen Ursprache aller Sprachen. Darauf deuten bestimmte Erscheinungen des Basiswortschatzes und neuerer genetischer Forschungen hin, es ist aber umstritten, da jede weitere erschlossene ältere Stufe des Sprachstammbaums größere Unsicherheiten beinhaltet. Durch Sprachvergleich kann man Verwandtschaften entdecken und Elternsprachen teilweise rekonstruieren. So wurde die indoeuropäische Sprache zum Teil rekonstruiert. Das Stammbaummodell führt, zu Ende gedacht, gegebenenfalls zu einer gemeinsamen Ursprache aller Sprachen. Darauf deuten bestimmte Erscheinungen des Basiswortschatzes und neuerer genetischer Forschungen hin, es ist aber umstritten, da jede weitere erschlossene ältere Stufe des Sprachstammbaums größere Unsicherheiten beinhaltet.Sprachvergleich Mit "Stammbäumen" ließen sich bis Mitte des 20. Jahrhunderts Erscheinungen der Durchdringung und Überlagerung von Sprachen nicht gut erklären. Einfacher zu begreifen war das von Johannes Schmidt um 1870 entwickelte Wellenmodell. Aufgrund neuerer Erkenntnisse über genetische Abweichungen, Veränderungen und die Entwicklung der Arten in der Biologie, für die es jetzt Simulations- und Berechnungsmöglichkeiten mittels mathematischer Modelle gibt, lebt heute jedoch die Stammbaumtheorie als Erklärungsmodell für "genetische" Sprachveränderungen wieder auf. Mit "Stammbäumen" ließen sich bis Mitte des 20. Jahrhunderts Erscheinungen der Durchdringung und Überlagerung von Sprachen nicht gut erklären. Einfacher zu begreifen war das von Johannes Schmidt um 1870 entwickelte Wellenmodell. Aufgrund neuerer Erkenntnisse über genetische Abweichungen, Veränderungen und die Entwicklung der Arten in der Biologie, für die es jetzt Simulations- und Berechnungsmöglichkeiten mittels mathematischer Modelle gibt, lebt heute jedoch die Stammbaumtheorie als Erklärungsmodell für "genetische" Sprachveränderungen wieder auf.Johannes Schmidt 1870Wellenmodellmathematischer ModelleJohannes Schmidt 1870Wellenmodellmathematischer Modelle

17 Einführung in die Slavische Sprachwissenschaft Indogermanische Ursprache Indogermanische Ursprache Die indogermanische Ursprache ist der hypothetische gemeinsame Vorfahre der indogermanischen Sprachen. Die indogermanische Ursprache ist der hypothetische gemeinsame Vorfahre der indogermanischen Sprachen.indogermanischen Sprachenindogermanischen Sprachen Da die Ursprache nicht direkt überliefert ist, wurden alle Laute und Wörter durch die Komparativmethode erschlossen. Man hat sich darauf geeinigt, nicht bestätigte Formen mit einem Sternchen zu markieren: *wódr "Wasser", * wṓn "Hund", *tréyes "drei (maskulin)", etc. Viele der Wörter in den modernen indogermanischen Sprachen stammen durch regelmäßige Lautverschiebung von diesen "Urwörtern" ab (z.B. Grimms Gesetz). Da die Ursprache nicht direkt überliefert ist, wurden alle Laute und Wörter durch die Komparativmethode erschlossen. Man hat sich darauf geeinigt, nicht bestätigte Formen mit einem Sternchen zu markieren: *wódr "Wasser", * wṓn "Hund", *tréyes "drei (maskulin)", etc. Viele der Wörter in den modernen indogermanischen Sprachen stammen durch regelmäßige Lautverschiebung von diesen "Urwörtern" ab (z.B. Grimms Gesetz).Komparativmethode Lautverschiebung Grimms GesetzKomparativmethode Lautverschiebung Grimms Gesetz

18 Einführung in die Slavische Sprachwissenschaft Phonologie Phonologie Es wird angenommen, dass die indogermanische Ursprache folgende Phoneme verwendete: Es wird angenommen, dass die indogermanische Ursprache folgende Phoneme verwendete:Phoneme Konsonanten labial koronal palatovelar velar labiovelar laryngal labial koronal palatovelar velar labiovelar laryngallabialkoronalpalatovelar labiovelarlaryngallabialkoronalpalatovelar labiovelarlaryngal StimmloseStimmlose Plosive p t k kw Stimmlose Plosive p t k kw Plosive StimmlosePlosive StimmhafteStimmhafte Plosive b d ǵ g gw Stimmhafte Plosive b d ǵ g gw Plosive StimmhaftePlosive AspirierteAspirierte Plosive bh dh ǵ h gh gwh Aspirierte Plosive bh dh ǵ h gh gwh Plosive AspiriertePlosive NasaleNasale m n Nasale m n Nasale FrikativeFrikative s h1, h2, h3 Frikative ApproximantenApproximanten w r, ly Approximanten w r, ly ApproximantenVokale Kurze Vokale a, e, o Vokale Lange Vokale ā, ē, ō Vokale DiphthongeDiphthonge ei, eu, ēi, ēu, oi, ou, ōi, ōu DiphthongeAblaut Die indogermanische Ursprache hatte eine charakteristische, generelle Ablautsequenz der Phoneme o/e/Ø. Ablautsequenz

19 Einführung in die Slavische Sprachwissenschaft Verben Verben Das urindogermanische Verbsystem ist extrem kompliziert und beinhaltet eine Ablautsequenz, die in den germanischen Sprachen noch immer vorhanden ist. Das urindogermanische Verbsystem ist extrem kompliziert und beinhaltet eine Ablautsequenz, die in den germanischen Sprachen noch immer vorhanden ist.germanischen Sprachengermanischen Sprachen Verben haben mindestens vier Modi (Indikativ, Imperativ, Konjunktiv und Optativ, und vielleicht auch den Injunktiv, der sich aus dem Sanskrit rekonstruieren lässt), eine Diathese (Aktiv and Mediopassiv), sowie drei Personen und drei Numeri (Singular, Dual und Plural). Verben werden in drei Tempora konjugiert (Präsens, Aorist, und Perfekt). Verben haben mindestens vier Modi (Indikativ, Imperativ, Konjunktiv und Optativ, und vielleicht auch den Injunktiv, der sich aus dem Sanskrit rekonstruieren lässt), eine Diathese (Aktiv and Mediopassiv), sowie drei Personen und drei Numeri (Singular, Dual und Plural). Verben werden in drei Tempora konjugiert (Präsens, Aorist, und Perfekt). VerbenModiIndikativImperativ KonjunktivOptativInjunktivSanskritDiatheseNumeriSingularDualPluralPräsens AoristPerfekt VerbenModiIndikativImperativ KonjunktivOptativInjunktivSanskritDiatheseNumeriSingularDualPluralPräsens AoristPerfekt Konjugation Konjugation Die Wurzel ist das grundlegende Morphem eines Wortes. Der Stamm ist ein Wort, dem die flektierten Endungen abgeschnitten wurden. Im einfachsten Fall besteht der Stamm aus der einfachen Wurzel Die Wurzel ist das grundlegende Morphem eines Wortes. Der Stamm ist ein Wort, dem die flektierten Endungen abgeschnitten wurden. Im einfachsten Fall besteht der Stamm aus der einfachen WurzelMorphem

20 Einführung in die Slavische Sprachwissenschaft Konjugation des Präsens Konjugation des Präsens Im Präsens wurden Verben folgendermaßen konjugiert: Stamm *gwh(é)n- "schlagen" 1.sg. *gwhén-mi 2.sg. *gwhén-si 3.sg. *gwhen-ti 1.pl. *gwhn-més 2.pl. *gwhn-té 3.pl. *gwhn-énti Konjugation des Präteritums Konjugation des Präteritums Im Präteritum wurden Verben folgendermaßen konjugiert: Stamm *w(ó)id- "wissen" 1.sg. *wóid-h2a 2.sg. *wóid-th2a 3.sg. *wóid-e 1.pl. *wid-mé 2.pl. *wid-té 3.pl. *wid-é:r

21 Einführung in die Slavische Sprachwissenschaft Indogermanische Fabel Indogermanische Fabel Von August Schleicher wurde erstmals ein kurzer Text verfaßt, den er als Fabel in der rekonstruierten Ursprache Indogermanisch verstanden wissen wollte. Hiervon gibt es bislang zwei neuere Fassungen, eine von Hermann Hirt und eine von Norbert Oettinger. Schleicher verfaßte den Text, um nicht nur einzelne rekonstruierte Wortformen, sondern auch deren syntaktische Verbindung im Satz zeigen zu können. Von August Schleicher wurde erstmals ein kurzer Text verfaßt, den er als Fabel in der rekonstruierten Ursprache Indogermanisch verstanden wissen wollte. Hiervon gibt es bislang zwei neuere Fassungen, eine von Hermann Hirt und eine von Norbert Oettinger. Schleicher verfaßte den Text, um nicht nur einzelne rekonstruierte Wortformen, sondern auch deren syntaktische Verbindung im Satz zeigen zu können.August Schleicher FabelUrspracheIndogermanischAugust Schleicher FabelUrspracheIndogermanisch Fassung von Schleicher (1868:207) Fassung von Schleicher (1868:207) Avis akvāsas ka. Avis, jasmin varnā na ā ast, dadarka akvams, tam, vāgham garum vaghantam, tam, bhāram magham, tam, manum āku bharantam. vais akvabhjams ā vavakat: kard aghnutai mai vidanti manum akvams agantam. Akvāsas ā vavakant: krudhi avai, kard aghnutai vividvant-svas : manus patis varnām avisāms karnauti svabhjam gharmam vastram avibhjams ka varnā na asti. Tat kukruvants avis agram ā bhugat. Avis akvāsas ka. Avis, jasmin varnā na ā ast, dadarka akvams, tam, vāgham garum vaghantam, tam, bhāram magham, tam, manum āku bharantam. vais akvabhjams ā vavakat: kard aghnutai mai vidanti manum akvams agantam. Akvāsas ā vavakant: krudhi avai, kard aghnutai vividvant-svas : manus patis varnām avisāms karnauti svabhjam gharmam vastram avibhjams ka varnā na asti. Tat kukruvants avis agram ā bhugat.

22 Einführung in die Slavische Sprachwissenschaft Übersetzung der Fabel Übersetzung der Fabel Übersetzung mit im Text nicht vorhandenen in eckigen, mit erklärenden Zusätzen in runden Klammern: [Das] Schaf und [die] Pferde. [Ein] Schaf, [auf] welchem Wolle nicht war (ein geschorenes Schaf), sah Pferde, das [einen] schweren Wagen fahrend, das [eine] große Last, das [einen] Menschen schnell tragend. [Das] Schaf sprache [zu den] Pferden: [Das] Herz wird beengt [in] mir (es tut mir sehr leid), sehend [den] Menschen [die] Pferde treibend. [Die] Pferde sprachen: Höre, Schaf, [das] Herz wird beengt [in den] gesehen-Habenden (es tut uns sehr leid, da wir wissen): [der] Mensch, [der] Herr macht [die] Wolle [der] Schafe [zu einem] warmen Kleide [für] sich und [den] Schafen ist nicht Wolle (die Schafe haben aber keine Wolle mehr, sie werden geschoren; es geht ihnen noch schlechter als den Pferden). Dies gehört habend bog (entwich) [das] Schaf [auf das] Feld (es machte sich aus dem Staub). Übersetzung mit im Text nicht vorhandenen in eckigen, mit erklärenden Zusätzen in runden Klammern: [Das] Schaf und [die] Pferde. [Ein] Schaf, [auf] welchem Wolle nicht war (ein geschorenes Schaf), sah Pferde, das [einen] schweren Wagen fahrend, das [eine] große Last, das [einen] Menschen schnell tragend. [Das] Schaf sprache [zu den] Pferden: [Das] Herz wird beengt [in] mir (es tut mir sehr leid), sehend [den] Menschen [die] Pferde treibend. [Die] Pferde sprachen: Höre, Schaf, [das] Herz wird beengt [in den] gesehen-Habenden (es tut uns sehr leid, da wir wissen): [der] Mensch, [der] Herr macht [die] Wolle [der] Schafe [zu einem] warmen Kleide [für] sich und [den] Schafen ist nicht Wolle (die Schafe haben aber keine Wolle mehr, sie werden geschoren; es geht ihnen noch schlechter als den Pferden). Dies gehört habend bog (entwich) [das] Schaf [auf das] Feld (es machte sich aus dem Staub).

23 Einführung in die Slavische Sprachwissenschaft Fassung von Hirt (1939:114) Fassung von Hirt (1939:114) Owis ekwōses-kwe owis, jesmin wьlnā ne ēst, dedorke ekwons, tom, woghom gwьrum weghontmo, tom, bhorom megam, tom, ghьmonmo ōku bherontmo. owis ekwomos ewьwekwet: kērd aghnutai moi widontei ghьmonmo ekwons agontmo. ekwōses ewьwekwont: kludhi, owei!, kērd aghnutai vidontmos: ghьmo, potis, wьlnām owjôm kwroneuti sebhoi ghwermom westrom; owimos-kwe wьlnā ne esti. Tod kekruwos owis agrom ebhuget. (Textcodierung: Western) Owis ekwōses-kwe owis, jesmin wьlnā ne ēst, dedorke ekwons, tom, woghom gwьrum weghontmo, tom, bhorom megam, tom, ghьmonmo ōku bherontmo. owis ekwomos ewьwekwet: kērd aghnutai moi widontei ghьmonmo ekwons agontmo. ekwōses ewьwekwont: kludhi, owei!, kērd aghnutai vidontmos: ghьmo, potis, wьlnām owjôm kwroneuti sebhoi ghwermom westrom; owimos-kwe wьlnā ne esti. Tod kekruwos owis agrom ebhuget. (Textcodierung: Western)

24 Einführung in die Slavische Sprachwissenschaft Ausgehend von Wortstämmen, die allen indogermanischen Sprachen gemeinsam sind, wurde weiterhin in Zusammenarbeit mit der Archäologie versucht, das Ursprungsgebiet der Indogermanen zu bestimmen. Dabei wurden sowohl Ostanatolien, Gebiete nördlich des Schwarzen Meeres oder Südosteuropa vorgeschlagen. Von den zahlreichen Hypothesen über diese Urheimat der Indogermanen, beispielsweise Kurgan-These, Anatolien-These ist keine allgemein akzeptiert. Einige Wissenschaftler stellen den Migrationsmodellen die Konzeption eines ausgedehnten indogermanischen Sprachkontinuums gegenüber. Es ist sogar strittig, ob eine 'Urheimat' überhaupt definiert werden kann, weil schon deren Existenz nicht gesichert werden könne, geschweige denn eine auch nur mehr als vage zeitliche und räumliche Ansetzung möglich sei. Ausgehend von Wortstämmen, die allen indogermanischen Sprachen gemeinsam sind, wurde weiterhin in Zusammenarbeit mit der Archäologie versucht, das Ursprungsgebiet der Indogermanen zu bestimmen. Dabei wurden sowohl Ostanatolien, Gebiete nördlich des Schwarzen Meeres oder Südosteuropa vorgeschlagen. Von den zahlreichen Hypothesen über diese Urheimat der Indogermanen, beispielsweise Kurgan-These, Anatolien-These ist keine allgemein akzeptiert. Einige Wissenschaftler stellen den Migrationsmodellen die Konzeption eines ausgedehnten indogermanischen Sprachkontinuums gegenüber. Es ist sogar strittig, ob eine 'Urheimat' überhaupt definiert werden kann, weil schon deren Existenz nicht gesichert werden könne, geschweige denn eine auch nur mehr als vage zeitliche und räumliche Ansetzung möglich sei. ArchäologieanatolienSchwarzen MeeresSüdosteuropaHypothesenUrheimatIndogermanenKurgan-TheseAnatolien-These ArchäologieanatolienSchwarzen MeeresSüdosteuropaHypothesenUrheimatIndogermanenKurgan-TheseAnatolien-These

25 Einführung in die Slavische Sprachwissenschaft Auch die Methodik der Glottochronologie liefert nur vermeintlich exakte Daten. Sie versucht an Hand einer Testliste von Begriffen, die in möglichst vielen Sprachen vorhanden sind, Verwandtschaftsbeziehungen von Sprachen festzustellen: je größer der Prozentsatz an als verwandt vermuteten Wörtern der Liste, desto enger seien die Sprachen verwandt. Unter der Hypothese einer konstanten Ersetzungsrate (früher für alle Sprachen, heute je Einzelsprache oder gar Einzelwort) wird der Verlust an gemeinsamem Wortbestand in einem belegbaren Zeitraum mit verschiedenen Methoden einfach zurückprojiziert. Daraus ergäbe sich dann automatisch der zeitliche Abstand der Trennung der Schwestersprachen. Kritisiert an dieser Methodik wird v.a. die Überzeugung, dass für die verschiedenen Stufen der Ausgliederung eine absolute Chronologie bestimmt werden könne. Dies gilt auch für die in der Presse stark beachtete Berechnung von Gray/Atkinson von der Universität Auckland (Neuseeland) aus dem Jahr 2003, die mit Computerprogrammen der Bioinformatik arbeitet. Auch die Methodik der Glottochronologie liefert nur vermeintlich exakte Daten. Sie versucht an Hand einer Testliste von Begriffen, die in möglichst vielen Sprachen vorhanden sind, Verwandtschaftsbeziehungen von Sprachen festzustellen: je größer der Prozentsatz an als verwandt vermuteten Wörtern der Liste, desto enger seien die Sprachen verwandt. Unter der Hypothese einer konstanten Ersetzungsrate (früher für alle Sprachen, heute je Einzelsprache oder gar Einzelwort) wird der Verlust an gemeinsamem Wortbestand in einem belegbaren Zeitraum mit verschiedenen Methoden einfach zurückprojiziert. Daraus ergäbe sich dann automatisch der zeitliche Abstand der Trennung der Schwestersprachen. Kritisiert an dieser Methodik wird v.a. die Überzeugung, dass für die verschiedenen Stufen der Ausgliederung eine absolute Chronologie bestimmt werden könne. Dies gilt auch für die in der Presse stark beachtete Berechnung von Gray/Atkinson von der Universität Auckland (Neuseeland) aus dem Jahr 2003, die mit Computerprogrammen der Bioinformatik arbeitet.GlottochronologieAucklandNeuseelandBioinformatikGlottochronologieAucklandNeuseelandBioinformatik

26 Einführung in die Slavische Sprachwissenschaft Wahrscheinlich lassen sich sprachliche Rekonstruktionen nur in der Zusammenarbeit von Sprachwissenschaft und Archäologie erarbeiten. Wahrscheinlich lassen sich sprachliche Rekonstruktionen nur in der Zusammenarbeit von Sprachwissenschaft und Archäologie erarbeiten. Ob die Humangenetik dabei eine Rolle spielen kann, ist umstritten. Populationsgenetiker wie Luigi Cavalli-Sforza versuchen nachzuweisen, dass sich zwischen der genetischen Verwandtschaft auch weit auseinander lebender Bevölkerungsgruppen und sprachlicher Verwandtschaft Parallelen ziehen lassen. Ob die Humangenetik dabei eine Rolle spielen kann, ist umstritten. Populationsgenetiker wie Luigi Cavalli-Sforza versuchen nachzuweisen, dass sich zwischen der genetischen Verwandtschaft auch weit auseinander lebender Bevölkerungsgruppen und sprachlicher Verwandtschaft Parallelen ziehen lassen.Luigi Cavalli-SforzaLuigi Cavalli-Sforza Vermutungen zu entfernter Verwandtschaft wurden zu beinahe allen Sprachen der Welt angestellt. Die engste Verwandtschaft wird auf Grund grammatisch-morphologischer Gemeinsamkeiten mit den uralischen Sprachen angenommen. Darüber hinaus wird eine lose Verwandtschaft mit unter anderem Afro-Asiatischen Sprachen, sowie mit den altaischen Sprachen angenommen und unter dem Begriff Nostratisch untersucht. Vermutungen zu entfernter Verwandtschaft wurden zu beinahe allen Sprachen der Welt angestellt. Die engste Verwandtschaft wird auf Grund grammatisch-morphologischer Gemeinsamkeiten mit den uralischen Sprachen angenommen. Darüber hinaus wird eine lose Verwandtschaft mit unter anderem Afro-Asiatischen Sprachen, sowie mit den altaischen Sprachen angenommen und unter dem Begriff Nostratisch untersucht.uralischen SprachenAfro-Asiatischen SprachenaltaischenNostratischuralischen SprachenAfro-Asiatischen SprachenaltaischenNostratisch Eine überholte Unterteilung der indogermanischen Sprachen erfolgte früher nach dem Zahlwort für hundert", der erschlossenen Urform *kmtom, siehe Kentumsprachen. Eine überholte Unterteilung der indogermanischen Sprachen erfolgte früher nach dem Zahlwort für hundert", der erschlossenen Urform *kmtom, siehe Kentumsprachen. Kentumsprachen

27 Einführung in die Slavische Sprachwissenschaft Kentumsprachen Kentumsprachen Als Kentumsprachen (seltener Centumsprachen) bezeichnete die frühere Indogermanistik eine indogermanische Sprachgruppe der Jungsteinzeit. Alle anderen indogermanischen Sprachen gehören nach dieser Theorie zu den Satem-Sprachen. Heute spielt diese Unterscheidung in der Forschung keine Rolle mehr. Als Kentumsprachen (seltener Centumsprachen) bezeichnete die frühere Indogermanistik eine indogermanische Sprachgruppe der Jungsteinzeit. Alle anderen indogermanischen Sprachen gehören nach dieser Theorie zu den Satem-Sprachen. Heute spielt diese Unterscheidung in der Forschung keine Rolle mehr.IndogermanistikJungsteinzeitSatem-SprachenIndogermanistikJungsteinzeitSatem-Sprachen Benannt sind die beiden Gruppen nach dem lateinischen bzw. altiranischen Wort für "hundert", die beide aus einem urindogermanischen */dkmtóm/ entstanden sind. Benannt sind die beiden Gruppen nach dem lateinischen bzw. altiranischen Wort für "hundert", die beide aus einem urindogermanischen */dkmtóm/ entstanden sind.lateinischenaltiranischenlateinischenaltiranischen

28 Einführung in die Slavische Sprachwissenschaft Ältere Annahme Ältere Annahme Früher nahm man an, dass sich das Indogermanische - noch bevor die Völker westwärts nach Europa kamen - zuerst in eine Kentumsprache und eine Satem-Sprache geteilt habe. Früher nahm man an, dass sich das Indogermanische - noch bevor die Völker westwärts nach Europa kamen - zuerst in eine Kentumsprache und eine Satem-Sprache geteilt habe.Indogermanische Beim Proto-Indoeuropäischen geht man von der k-Aussprache aus. Irgendwann tendierten einige indoeuropäische Sprachen dazu, dieses k zu palatalisieren, also zu einem Zischlaut /s/ bzw. / ʃ / werden zu lassen, ähnlich, wie dies später in den meisten romanischen Sprachen mit dem lateinischen in centum passierte. Beim Proto-Indoeuropäischen geht man von der k-Aussprache aus. Irgendwann tendierten einige indoeuropäische Sprachen dazu, dieses k zu palatalisieren, also zu einem Zischlaut /s/ bzw. / ʃ / werden zu lassen, ähnlich, wie dies später in den meisten romanischen Sprachen mit dem lateinischen in centum passierte.palatalisieren romanischen Sprachenpalatalisieren romanischen Sprachen Dieser Wandel trat bei den heute östlichen Zweigen wie z. B. den Indoiranische Sprachen ein, zu denen Sanskrit und Persisch gehören. Auch bei den frühen slawischen und baltischen Sprachen sowie dem Albanischen ereignete sich Ähnliches. Andere Sprachen wie die germanischen und die keltischen blieben (wenigstens zunächst) beim ursprünglichen Laut. Dieser Wandel trat bei den heute östlichen Zweigen wie z. B. den Indoiranische Sprachen ein, zu denen Sanskrit und Persisch gehören. Auch bei den frühen slawischen und baltischen Sprachen sowie dem Albanischen ereignete sich Ähnliches. Andere Sprachen wie die germanischen und die keltischen blieben (wenigstens zunächst) beim ursprünglichen Laut. Indoiranische SprachenSanskritPersischslawischenbaltischen Sprachen Albanischen germanischenkeltischen Indoiranische SprachenSanskritPersischslawischenbaltischen Sprachen Albanischen germanischenkeltischen

29 Einführung in die Slavische Sprachwissenschaft Moderne Annahme Moderne Annahme Die Unterscheidung zwischen Kentum- und Satemsprachen einer Epoche, als die vergleichende Sprachwissenschaft noch allzu sehr in einem sturen Denkschema mit Sprachstammbäumen, die sich ständig verästeln, gefangen war. Dagegen besteht heute Einigkeit, dass die tatsächlichen Verhältnisse viel komplexer waren und insbesondere das Stammbaummodell spätere Beeinflussungen durch Sprachkontakte ignorierte. Die Unterscheidung zwischen Kentum- und Satemsprachen einer Epoche, als die vergleichende Sprachwissenschaft noch allzu sehr in einem sturen Denkschema mit Sprachstammbäumen, die sich ständig verästeln, gefangen war. Dagegen besteht heute Einigkeit, dass die tatsächlichen Verhältnisse viel komplexer waren und insbesondere das Stammbaummodell spätere Beeinflussungen durch Sprachkontakte ignorierte. vergleichende Sprachwissenschaft SprachstammbäumenSprachkontakte vergleichende Sprachwissenschaft SprachstammbäumenSprachkontakte Außerdem ist nicht zu beweisen, dass der Unterschied zwischen Kentum- und Satemsprachen der am frühesten eingetretene Unterschied zwischen indogermanischen Sprachen ist. Außerdem ist nicht zu beweisen, dass der Unterschied zwischen Kentum- und Satemsprachen der am frühesten eingetretene Unterschied zwischen indogermanischen Sprachen ist. Zudem konnte man feststellen, dass in den Satemsprachen einige Wörter existieren, die den bewussten Lautwandel nicht zeigen, sondern noch das ursprüngliche -k- aufweisen. Es kann sich aber auch nicht um Lehnwörter aus irgendeiner Kentumsprache handeln. Zudem konnte man feststellen, dass in den Satemsprachen einige Wörter existieren, die den bewussten Lautwandel nicht zeigen, sondern noch das ursprüngliche -k- aufweisen. Es kann sich aber auch nicht um Lehnwörter aus irgendeiner Kentumsprache handeln. Da die Unterscheidung zwischen Kentum- und Satemsprachen sich also als nicht so grundlegend herausgestellt hat, wie man lange gemeint hatte, spielt sie in der aktuellen Forschung der Indoeuropäistik praktisch keine Rolle mehr. Da die Unterscheidung zwischen Kentum- und Satemsprachen sich also als nicht so grundlegend herausgestellt hat, wie man lange gemeint hatte, spielt sie in der aktuellen Forschung der Indoeuropäistik praktisch keine Rolle mehr. Damit läge bei diesem Begriff ein weiteres Beispiel dafür vor, wie ein Forschungsergebnis zu einer gewissen Zeit über die ursprüngliche Forschergemeinde hinaus populär geworden und dies geblieben ist, während es in der eigentlichen Forschung keine Rolle mehr spielt. Damit läge bei diesem Begriff ein weiteres Beispiel dafür vor, wie ein Forschungsergebnis zu einer gewissen Zeit über die ursprüngliche Forschergemeinde hinaus populär geworden und dies geblieben ist, während es in der eigentlichen Forschung keine Rolle mehr spielt.

30 Einführung in die Slavische Sprachwissenschaft Untergruppen Untergruppen Zu den indogermanischen Sprachen gehören die folgenden Gruppen lebender und ausgestorbener () Sprachen: Zu den indogermanischen Sprachen gehören die folgenden Gruppen lebender und ausgestorbener () Sprachen: ausgestorbener () ausgestorbener () Albanisch Albanisch Albanisch Anatolische Sprachen Anatolische Sprachen Anatolische Sprachen Anatolische Sprachen Armenisch Armenisch Armenisch Baltische Sprachen Baltische Sprachen Baltische Sprachen Baltische Sprachen –Ostbaltische Sprachen Ostbaltische SprachenOstbaltische Sprachen –Westbaltische Sprachen –Westbaltische Sprachen Westbaltische SprachenWestbaltische Sprachen Germanische Sprachen Germanische Sprachen Germanische Sprachen Germanische Sprachen –Nordgermanische Sprachen Nordgermanische SprachenNordgermanische Sprachen –Ostgermanische Sprachen –Ostgermanische Sprachen Ostgermanische SprachenOstgermanische Sprachen –Westgermanische Sprachen Westgermanische SprachenWestgermanische Sprachen Griechisch Griechisch Griechisch Illyrisch Illyrisch Illyrisch Indoiranische Sprachen Indoiranische Sprachen Indoiranische Sprachen Indoiranische Sprachen –Indoarische Sprachen Indoarische SprachenIndoarische Sprachen –Iranische Sprachen Iranische SprachenIranische Sprachen

31 Einführung in die Slavische Sprachwissenschaft Italische Sprachen Italische Sprachen Italische Sprachen Italische Sprachen –Latino-faliskische Sprachen (mit Latein und den romanischen Sprachen) Latino-faliskische SprachenLateinromanischen SprachenLatino-faliskische SprachenLateinromanischen Sprachen –Oskisch-umbrische Sprachen –Oskisch-umbrische Sprachen Oskisch-umbrische SprachenOskisch-umbrische Sprachen Keltische Sprachen Keltische Sprachen Keltische Sprachen Keltische Sprachen –Festlandkeltische Sprachen –Festlandkeltische Sprachen Festlandkeltische SprachenFestlandkeltische Sprachen –Inselkeltische Sprachen Inselkeltische SprachenInselkeltische Sprachen Phrygisch Phrygisch Phrygisch Slawische Sprachen Slawische Sprachen Slawische Sprachen Slawische Sprachen –Ostslawische Sprachen Ostslawische SprachenOstslawische Sprachen –Westslawische Sprachen Westslawische SprachenWestslawische Sprachen –Südslawische Sprachen Südslawische SprachenSüdslawische Sprachen Thrakisch Thrakisch Thrakisch Tocharisch Tocharisch Tocharisch Venetisch Venetisch Venetisch

32 Einführung in die Slavische Sprachwissenschaft Slawische Sprachen Slawische Sprachen Übersichtskarte der Slawischen Sprachen Übersichtskarte der Slawischen Sprachen Die slawischen Sprachen sind ein Zweig der indogermanischen Sprachen. Die slawischen Sprachen sind ein Zweig der indogermanischen Sprachen.indogermanischen Sprachenindogermanischen Sprachen Inhaltsverzeichnis Inhaltsverzeichnis 1 Allgemeines 1 Allgemeines 2 Überblick über die slawischen Sprachen 2 Überblick über die slawischen Sprachen 2 Überblick über die slawischen Sprachen 2 Überblick über die slawischen Sprachen –2.1 Tabelle 2.1 Tabelle2.1 Tabelle 3 Ausgestorbene slawische Sprachen 3 Ausgestorbene slawische Sprachen 3 Ausgestorbene slawische Sprachen 3 Ausgestorbene slawische Sprachen 4 Andere slawische Sprachen und Dialekte 4 Andere slawische Sprachen und Dialekte 4 Andere slawische Sprachen und Dialekte 4 Andere slawische Sprachen und Dialekte 5 Charakteristika der slawischen Sprachen 5 Charakteristika der slawischen Sprachen 5 Charakteristika der slawischen Sprachen 5 Charakteristika der slawischen Sprachen 6 Maschinelle Übersetzung zwischen slawischen Sprachen 6 Maschinelle Übersetzung zwischen slawischen Sprachen 6 Maschinelle Übersetzung zwischen slawischen Sprachen 6 Maschinelle Übersetzung zwischen slawischen Sprachen 7 Wörter mit slawischem Ursprung 7 Wörter mit slawischem Ursprung 7 Wörter mit slawischem Ursprung 7 Wörter mit slawischem Ursprung 8 Literatur 8 Literatur 8 Literatur 8 Literatur

33 Einführung in die Slavische Sprachwissenschaft Allgemeines Allgemeines Nach der geltenden wissenschaftlichen Auffassung sind sie aus dem sog. Urslawischen entstanden, dem die älteste slawische Schriftsprache, das Altkirchenslawische (ab dem 9. Jahrhundert), noch sehr nahe stand. Aus dem Altkirchenslawischen entwickelten sich etwa dem 11. Jahrhundert verschiedene Varianten, die man traditionell als Kirchenslawisch bezeichnet. Dabei unterscheidet man zwischen Bulgarisch-Kirchenslawisch (oft auch Mittelbulgarisch genannt), Russisch-Kirchenslawisch, Serbisch-Kirchenslawisch, Kroatisch-Kirchenslawisch und Tschechisch-Kirchenslawisch. Auch in Rumänien war bis in das 19. Jahrhundert eine spezielle Variante des Kirchenslawischen als Kirchensprache in Gebrauch. Nach der geltenden wissenschaftlichen Auffassung sind sie aus dem sog. Urslawischen entstanden, dem die älteste slawische Schriftsprache, das Altkirchenslawische (ab dem 9. Jahrhundert), noch sehr nahe stand. Aus dem Altkirchenslawischen entwickelten sich etwa dem 11. Jahrhundert verschiedene Varianten, die man traditionell als Kirchenslawisch bezeichnet. Dabei unterscheidet man zwischen Bulgarisch-Kirchenslawisch (oft auch Mittelbulgarisch genannt), Russisch-Kirchenslawisch, Serbisch-Kirchenslawisch, Kroatisch-Kirchenslawisch und Tschechisch-Kirchenslawisch. Auch in Rumänien war bis in das 19. Jahrhundert eine spezielle Variante des Kirchenslawischen als Kirchensprache in Gebrauch.UrslawischenAltkirchenslawische9. JahrhundertAltkirchenslawischen11. JahrhundertKirchenslawischBulgarisch-KirchenslawischMittelbulgarischRussisch-KirchenslawischSerbisch-Kirchenslawisch Kroatisch-KirchenslawischTschechisch-Kirchenslawisch19. JahrhundertKirchenslawischenUrslawischenAltkirchenslawische9. JahrhundertAltkirchenslawischen11. JahrhundertKirchenslawischBulgarisch-KirchenslawischMittelbulgarischRussisch-KirchenslawischSerbisch-Kirchenslawisch Kroatisch-KirchenslawischTschechisch-Kirchenslawisch19. JahrhundertKirchenslawischen

34 Einführung in die Slavische Sprachwissenschaft Am nächsten steht den slawischen Sprachen der baltische Sprachzweig, was auf die lange Nachbarschaft zurückzuführen ist und darauf, dass sich beide Sprachgruppen aus ähnlichen indogermanischen Dialekten entwickelt haben. Einige Sprachwissenschafter gehen sogar von einer baltisch-slawischen Spracheinheit aus, diese Meinung gilt jedoch als umstritten. Am nächsten steht den slawischen Sprachen der baltische Sprachzweig, was auf die lange Nachbarschaft zurückzuführen ist und darauf, dass sich beide Sprachgruppen aus ähnlichen indogermanischen Dialekten entwickelt haben. Einige Sprachwissenschafter gehen sogar von einer baltisch-slawischen Spracheinheit aus, diese Meinung gilt jedoch als umstritten. baltischeSprachzweig indogermanischenDialektenbaltisch-slawischen Spracheinheit baltischeSprachzweig indogermanischenDialektenbaltisch-slawischen Spracheinheit

35 Einführung in die Slavische Sprachwissenschaft Die folgende Übersicht enthält, gegliedert nach den drei geografischen Untergruppen Ostslawisch, Westslawisch und Südslawisch zunächst die slawischen Standardsprachen und danach die sog. Mikroliteratursprachen -- dieser Ausdruck ist in der Slawistik für Sprachformen üblich, in denen schriftliche Texte verfasst werden, die aber nicht alle Eigenschaften vollgültiger Standardsprachen aufweisen. Innerhalb jedes Abschnitts sind die Sprachen alphabetisch angeordnet. Die folgende Übersicht enthält, gegliedert nach den drei geografischen Untergruppen Ostslawisch, Westslawisch und Südslawisch zunächst die slawischen Standardsprachen und danach die sog. Mikroliteratursprachen -- dieser Ausdruck ist in der Slawistik für Sprachformen üblich, in denen schriftliche Texte verfasst werden, die aber nicht alle Eigenschaften vollgültiger Standardsprachen aufweisen. Innerhalb jedes Abschnitts sind die Sprachen alphabetisch angeordnet. OstslawischWestslawischSüdslawischStandardsprachenMikroliteratursprachenSlawistikStandardsprachen OstslawischWestslawischSüdslawischStandardsprachenMikroliteratursprachenSlawistikStandardsprachen

36 Einführung in die Slavische Sprachwissenschaft Überblick über die slawischen Sprachen Überblick über die slawischen Sprachen KURZÜBERBLICK: KURZÜBERBLICK: Westslawische Sprachen: Westslawische Sprachen: Sorbisch Sorbisch Sorbisch –Niedersorbisch –Obersorbisch Polabisch ausgestorben Polabisch ausgestorben Polabisch Polnisch Polnisch Polnisch Pomoranisch Pomoranisch –Kaschubisch Kaschubisch –Slowinzisch ausgestorben Slowinzisch Tschechisch Tschechisch Tschechisch –Lachisch Lachisch Slowakisch Slowakisch Slowakisch

37 Einführung in die Slavische Sprachwissenschaft ostslawische Sprachen: ostslawische Sprachen: Russisch Russisch Russisch Weißrussisch Weißrussisch Weißrussisch Ukrainisch Ukrainisch Ukrainisch Karpato-Russinisch Karpato-Russinisch Karpato-Russinisch Jugoslawo-Russinisch Jugoslawo-Russinisch Jugoslawo-Russinisch Westpolessisch Westpolessisch Westpolessisch

38 Einführung in die Slavische Sprachwissenschaft südslawische Sprachen: südslawische Sprachen: Bosnisch Bosnisch Bosnisch Bulgarisch Bulgarisch Bulgarisch Kroatisch Kroatisch Kroatisch Mazedonisch Mazedonisch Mazedonisch Slowenisch Slowenisch Slowenisch Serbisch Serbisch Serbisch

39 Einführung in die Slavische Sprachwissenschaft Tabelle Tabelle In der Spalte Verbreitung sind Gebiete, in denen die betreffende Sprache Amtssprache ist, fett und Gebiete, in die die betreffende Sprache erst durch Auswanderungen in jüngerer Zeit gekommen ist, kursiv hervorgehoben. In der Spalte Verbreitung sind Gebiete, in denen die betreffende Sprache Amtssprache ist, fett und Gebiete, in die die betreffende Sprache erst durch Auswanderungen in jüngerer Zeit gekommen ist, kursiv hervorgehoben. Amtssprache Sprache Verbreitung Sprecher ostslawische Standardsprachen Sprache Verbreitung Sprecher ostslawische StandardsprachenStandardsprachen Russisch (русский язык) Russland, Weißrussland, Russisch (русский язык) Russland, Weißrussland, RussischRusslandWeißrussland RussischRusslandWeißrussland Kasachstan, Kirgisien, Krim (Ukraine); Kasachstan, Kirgisien, Krim (Ukraine);KasachstanKirgisienKrimUkraineKasachstanKirgisienKrimUkraine weitere Länder der ehemaligen Sowjetunion (vor allem Ukraine, Lettland, Estland); USA, Israel, Deutschland, weitere westeuropäische Länder 180.000.000 weitere Länder der ehemaligen Sowjetunion (vor allem Ukraine, Lettland, Estland); USA, Israel, Deutschland, weitere westeuropäische Länder 180.000.000SowjetunionUkraineLettland EstlandSowjetunionUkraineLettland Estland Ukrainisch (українська мова) Ukraine, Russland, Kasachstan, Moldawien, Polen, Weißrussland, Slowakei, Rumänien, Nordamerika, Argentinien, Kirgisien, Lettland, Westeuropa, Tschechien 47.000.000 Ukrainisch (українська мова) Ukraine, Russland, Kasachstan, Moldawien, Polen, Weißrussland, Slowakei, Rumänien, Nordamerika, Argentinien, Kirgisien, Lettland, Westeuropa, Tschechien 47.000.000 UkrainischUkraineRusslandKasachstanMoldawienPolen WeißrusslandSlowakeiRumänienNordamerikaArgentinienKirgisienLettlandTschechien UkrainischUkraineRusslandKasachstanMoldawienPolen WeißrusslandSlowakeiRumänienNordamerikaArgentinienKirgisienLettlandTschechien Weißrussisch (беларуская мова)Weißrussland, Russland, Ukraine, Weißrussisch (беларуская мова)Weißrussland, Russland, Ukraine, WeißrussischWeißrusslandRusslandUkraine WeißrussischWeißrusslandRusslandUkraine Polen (in der Umgebung von Białystok), Lettland, Litauen, Kasachstan, USA 8.000.000 Polen (in der Umgebung von Białystok), Lettland, Litauen, Kasachstan, USA 8.000.000PolenBiałystokLettlandLitauenKasachstanPolenBiałystokLettlandLitauenKasachstan

40 Einführung in die Slavische Sprachwissenschaft Mikroliteratursprachen Karpato-Russinisch (Ruthenisch) (руски язик)Karpato-Ukraine (Ukraine, dort aber nicht offiziell anerkannt, sondern als ukrainischer Dialekt betrachtet), nordöstliche Slowakei und angrenzende Gebiete Polens, Emigranten v.a. in Nordamerika 830.000Jugoslawo-Russinisch (Batschka- Russinisch) (бачвански руски язик)Vojvodina (Serbien) und Slawonien (Kroatien) (ursprüngliche Herkunft: Karpato-Ukraine) 23.000Westpolessischim Grenzbereich zwischen der Ukraine und Weißrussland Mikroliteratursprachen Karpato-Russinisch (Ruthenisch) (руски язик)Karpato-Ukraine (Ukraine, dort aber nicht offiziell anerkannt, sondern als ukrainischer Dialekt betrachtet), nordöstliche Slowakei und angrenzende Gebiete Polens, Emigranten v.a. in Nordamerika 830.000Jugoslawo-Russinisch (Batschka- Russinisch) (бачвански руски язик)Vojvodina (Serbien) und Slawonien (Kroatien) (ursprüngliche Herkunft: Karpato-Ukraine) 23.000Westpolessischim Grenzbereich zwischen der Ukraine und Weißrussland MikroliteratursprachenKarpato-Russinisch (Ruthenisch)Karpato-UkraineUkraineSlowakeiPolensJugoslawo-Russinisch (Batschka- Russinisch)VojvodinaSerbienSlawonienKroatien Karpato-UkraineWestpolessischUkraineWeißrussland MikroliteratursprachenKarpato-Russinisch (Ruthenisch)Karpato-UkraineUkraineSlowakeiPolensJugoslawo-Russinisch (Batschka- Russinisch)VojvodinaSerbienSlawonienKroatien Karpato-UkraineWestpolessischUkraineWeißrussland

41 Einführung in die Slavische Sprachwissenschaft westslawische Standardsprachen westslawische StandardsprachenStandardsprachen Niedersorbisch (dolnoserbska rěc) Niederlausitz (Deutschland) in der Umgebung von Cottbus 12.000 Niedersorbisch (dolnoserbska rěc) Niederlausitz (Deutschland) in der Umgebung von Cottbus 12.000 NiedersorbischNiederlausitzDeutschlandCottbus NiedersorbischNiederlausitzDeutschlandCottbus Obersorbisch (hornjoserbska rěč) Oberlausitz (Deutschland) in der Umgebung von Bautzen 55.000 Obersorbisch (hornjoserbska rěč) Oberlausitz (Deutschland) in der Umgebung von Bautzen 55.000 ObersorbischOberlausitzDeutschlandBautzen ObersorbischOberlausitzDeutschlandBautzen Polnisch (język polski) Polen, Weißrussland, Ukraine, Tschechien, Litauen, Nordamerika, Westeuropa, Brasilien, Australien 50.000.000 Polnisch (język polski) Polen, Weißrussland, Ukraine, Tschechien, Litauen, Nordamerika, Westeuropa, Brasilien, Australien 50.000.000 PolnischPolen PolnischPolen Slowakisch (slovenský jazyk) Slowakei, Vojvodina (Serbien), Ungarn, Rumänien, Tschechien, Ukraine, Kroatien, Nordamerika, Australien, Westeuropa 6.000.000 Slowakisch (slovenský jazyk) Slowakei, Vojvodina (Serbien), Ungarn, Rumänien, Tschechien, Ukraine, Kroatien, Nordamerika, Australien, Westeuropa 6.000.000 SlowakischSlowakeiVojvodinaSerbien SlowakischSlowakeiVojvodinaSerbien Tschechisch (český jazyk) Tschechien, angrenzende Länder (v.a. Slowakei), Nordamerika, Westeuropa, Australien 12.000.000 Tschechisch (český jazyk) Tschechien, angrenzende Länder (v.a. Slowakei), Nordamerika, Westeuropa, Australien 12.000.000 TschechischTschechienSlowakei TschechischTschechienSlowakei westslawische Mikroliteratursprachen Kaschubisch (kaszëbsczi jãzëk)in Polen westlich und südlich von Danzig 50.000 westslawische Mikroliteratursprachen Kaschubisch (kaszëbsczi jãzëk)in Polen westlich und südlich von Danzig 50.000MikroliteratursprachenKaschubisch PolenDanzigMikroliteratursprachenKaschubisch PolenDanzig

42 Einführung in die Slavische Sprachwissenschaft südslawische Standardsprachen südslawische StandardsprachenStandardsprachen Bosnisch (bosanski jezik) Bosnien und Herzegowina, Serbien und Montenegro, Nordamerika Westeuropa 2.000.000 Bosnisch (bosanski jezik) Bosnien und Herzegowina, Serbien und Montenegro, Nordamerika Westeuropa 2.000.000 BosnischBosnien und HerzegowinaSerbien und Montenegro BosnischBosnien und HerzegowinaSerbien und Montenegro Bulgarisch (български език) Bulgarien, Ukraine, Moldawien, angrenzende Länder, USA, Westeuropa 9.000.000 Bulgarisch (български език) Bulgarien, Ukraine, Moldawien, angrenzende Länder, USA, Westeuropa 9.000.000 BulgarischBulgarien BulgarischBulgarien Mazedonisch (македонски јазик) Mazedonien, angrenzende Länder (v.a. Griechenland, Bulgarien), Westeuropa 2.000.000 Mazedonisch (македонски јазик) Mazedonien, angrenzende Länder (v.a. Griechenland, Bulgarien), Westeuropa 2.000.000 MazedonischMazedonien MazedonischMazedonien Kroatisch (hrvatski jezik) Kroatien, Bosnien und Herzegowina, Westeuropa 4.800.000 Kroatisch (hrvatski jezik) Kroatien, Bosnien und Herzegowina, Westeuropa 4.800.000 KroatischKroatienBosnien und Herzegowina KroatischKroatienBosnien und Herzegowina Serbisch (српски језик) Serbien, Montenegro, Bosnien und Herzegowina, Westeuropa 10.000.000 Serbisch (српски језик) Serbien, Montenegro, Bosnien und Herzegowina, Westeuropa 10.000.000 SerbischSerbienMontenegroBosnien und Herzegowina SerbischSerbienMontenegroBosnien und Herzegowina Slowenisch (slovenski jezik)Slowenien, südliches Kärnten, Provinzen Triest und Görz (Italien), westliches Ungarn 2.000.000südslawische Slowenisch (slovenski jezik)Slowenien, südliches Kärnten, Provinzen Triest und Görz (Italien), westliches Ungarn 2.000.000südslawische SlowenischSlowenienKärntenTriest GörzItalien SlowenischSlowenienKärntenTriest GörzItalien Mikroliteratursprachen Banater Bulgarisch (bâlgarsći jazič) Banat (Rumänien) 18.000 Mikroliteratursprachen Banater Bulgarisch (bâlgarsći jazič) Banat (Rumänien) 18.000 MikroliteratursprachenBanater BulgarischBanatRumänien MikroliteratursprachenBanater BulgarischBanatRumänien Burgenlandkroatisch (gradišćansko-hrvatski jezik)Burgenland (Österreich) 19.000 Burgenlandkroatisch (gradišćansko-hrvatski jezik)Burgenland (Österreich) 19.000 BurgenlandkroatischBurgenlandÖsterreich BurgenlandkroatischBurgenlandÖsterreich MolisekroatischMolise (Italien) 2.500 MolisekroatischMolise (Italien) 2.500 MolisekroatischMoliseItalien MolisekroatischMoliseItalien Resianisch (rozojanski lengač)Resia-Tal in der Provinz Udine (Italien) 19.000 Resianisch (rozojanski lengač)Resia-Tal in der Provinz Udine (Italien) 19.000 ResianischResia-TalProvinz UdineItalien ResianischResia-TalProvinz UdineItalien

43 Einführung in die Slavische Sprachwissenschaft Charakteristika der slawischen Sprachen Charakteristika der slawischen Sprachen Die slawischen Sprachen gelten als für Westeuropäer und insbesondere Deutsche schwer erlernbar. Diese Meinung beruht nicht nur auf Erfahrungen von Ausländern, die eine slawische Sprache lernen wollten, sondern auch auf dem Widerstand gegen das (z.B. nach 1945 in der DDR) oktroyierte Russische und auf Meinungen von Slawen über die schwere Erlernbarkeit ihrer Sprachen (auf die sie ausdrücklich stolz sind). Objektiv zu beschreiben sind die folgenden Faktoren, die sich jedoch nicht bei allen slawischen Sprachen in gleicher Weise auswirken: Die slawischen Sprachen gelten als für Westeuropäer und insbesondere Deutsche schwer erlernbar. Diese Meinung beruht nicht nur auf Erfahrungen von Ausländern, die eine slawische Sprache lernen wollten, sondern auch auf dem Widerstand gegen das (z.B. nach 1945 in der DDR) oktroyierte Russische und auf Meinungen von Slawen über die schwere Erlernbarkeit ihrer Sprachen (auf die sie ausdrücklich stolz sind). Objektiv zu beschreiben sind die folgenden Faktoren, die sich jedoch nicht bei allen slawischen Sprachen in gleicher Weise auswirken:DDR für manche slawischen Sprachen (vor allem Russisch, Polnisch, Bulgarisch) sind weiche bzw. palatalisierte Konsonanten charakteristisch, deren Aussprache Ausländern Schwierigkeiten bereitet für manche slawischen Sprachen (vor allem Russisch, Polnisch, Bulgarisch) sind weiche bzw. palatalisierte Konsonanten charakteristisch, deren Aussprache Ausländern Schwierigkeiten bereitet als typisch slawisch gelten Konsonantengruppen, die aber vor allem in den Sprachen vorkommen, in denen r und/oder l an Stelle von Vokalen gebraucht werden können (Tschechisch, Slowakisch, Kroatisch, Serbisch, Bosnisch), Bsp.: č. Strč prst skrz krk, als typisch slawisch gelten Konsonantengruppen, die aber vor allem in den Sprachen vorkommen, in denen r und/oder l an Stelle von Vokalen gebraucht werden können (Tschechisch, Slowakisch, Kroatisch, Serbisch, Bosnisch), Bsp.: č. Strč prst skrz krk, vlk. vlk. man sagt den slawischen Sprachen, die zu den flektierenden Sprachen gehören, einen großen "Formenreichtum" nach; in der Tat haben die meisten slawischen Sprachen sechs oder sieben Kasus, Bulgarisch und Mazedonisch jedoch keine, manche ein reicheres Tempussystem (so die sorbischen Sprachen, das Kroatische, das Serbische, das Bulgarische und das Mazedonische) usw. man sagt den slawischen Sprachen, die zu den flektierenden Sprachen gehören, einen großen "Formenreichtum" nach; in der Tat haben die meisten slawischen Sprachen sechs oder sieben Kasus, Bulgarisch und Mazedonisch jedoch keine, manche ein reicheres Tempussystem (so die sorbischen Sprachen, das Kroatische, das Serbische, das Bulgarische und das Mazedonische) usw.flektierenden SprachenKasusflektierenden SprachenKasus als schwer erlernbar gilt der in allen slawischen Sprachen vorkommende Verbalaspekt. als schwer erlernbar gilt der in allen slawischen Sprachen vorkommende Verbalaspekt. Verbalaspekt

44 Einführung in die Slavische Sprachwissenschaft Vom Urslavischen zum Kirchenslavischen Vom Urslavischen zum Kirchenslavischen Urheimat der Slaven (UdS): nördlich der Karpaten, laut der klassischen Theorie L. Niederles (1902; 1923; 1953) erstreckte sich die UdS von den Flüssen Weichsel, W von Bug und Pripjet (pripjat) bis zum Mittellauf des Dnjepr, zum Oberlauf von S Bug und Dnjestr (d.h., sie umfasste Ostpolen, Südweißrussland, einen Teil der Ukraine); T. Lehr-Spławiński (1946) verschiebt die Urheimat stark westwärts: Mittellauf der Elbe bis auf das Gebiet Wolhyniens (SW Ukraine), im NO bis zur Weichsel. Hydronymie: J. Udolph (1979) Nordhang der Karpaten, etwa zwischen Zakopane im W und der Bukowina im O.

45 Einführung in die Slavische Sprachwissenschaft Gliederung der slavischen Sprachen und älteste Schriftsprachen der Slaven Gliederung der slavischen Sprachen und älteste Schriftsprachen der Slaven 1. Aksl. i. J. 863 zur ältesten slav. Schriftsprache erhoben 2. Die tsch. SSpr. 14. Jh. 3. Die sloven. SSpr. 16. Jh. 4. Die Maked. SSpr. i. J. 1944-1945 5. Die bisher übliche klassische wiss. Einteilung beruht vor allem auf historisch-phonolog. bzw. morpholog. Kriterien: Lautlehre (Phonologie): ursl. Lautgruppen *tj/kt', dj : *světja Kerze / *năktь Nacht, *medja Rain, Grenze: Dreiteilung (Trichotomie) 1) Südslav.: Bulg., Mak., Skr., Sloven. unterschiedl. Reflexe: свещ, нощ, межда (bulg.);

46 Einführung in die Slavische Sprachwissenschaft mak. свеќа, ноќ, меѓа; skr. sv(ij)eća/noć ; međa; sloven. sveča, noč, meja // 2. Westslav.: Tsch., Slovak., Ober-, Niedersorb., Poln.: c, z (poln. dz): tsch. svíce, noc, mez (poln. miedza) // 3. Ostslav.: Ukr., Wßr., Russ. – č, ž: свеча, ночь, межа (ukr. свiча, нiч, ночi, межа aber: ходжу ich gehe; wrß. свеча, ноч, межа). Zum Westl. gehören die ausgestorbenen Sprachen Polab. und Ostseeslav. (Pomor.), die nie zur Stufe einer SSpr. erhoben wurden, vgl.: polab. svec a/nüc, mi ʒa; kasch. svėca/noc, meʒa. mak. свеќа, ноќ, меѓа; skr. sv(ij)eća/noć ; međa; sloven. sveča, noč, meja // 2. Westslav.: Tsch., Slovak., Ober-, Niedersorb., Poln.: c, z (poln. dz): tsch. svíce, noc, mez (poln. miedza) // 3. Ostslav.: Ukr., Wßr., Russ. – č, ž: свеча, ночь, межа (ukr. свiча, нiч, ночi, межа aber: ходжу ich gehe; wrß. свеча, ноч, межа). Zum Westl. gehören die ausgestorbenen Sprachen Polab. und Ostseeslav. (Pomor.), die nie zur Stufe einer SSpr. erhoben wurden, vgl.: polab. svec a/nüc, mi ʒa; kasch. svėca/noc, meʒa.

47 Einführung in die Slavische Sprachwissenschaft Urslavisch: Entwicklungsstufe und Vorstufe der slavischen Sprachen. Urslavisch: Entwicklungsstufe und Vorstufe der slavischen Sprachen. Zeit: von der Ausgliederung aus der baltisch-slav. Sprachgemeinschaft (2.-1. Jahrtausend v. Chr.) bis zu den Anfängen der mehr oder weniger selbständigen Entwicklung der slav. Einzelsprachen (Ende 10. Jh. n. Chr.) Zeit: von der Ausgliederung aus der baltisch-slav. Sprachgemeinschaft (2.-1. Jahrtausend v. Chr.) bis zu den Anfängen der mehr oder weniger selbständigen Entwicklung der slav. Einzelsprachen (Ende 10. Jh. n. Chr.) Gemeinslavisch: Periode kurz vor der Ausgliederung in die einzelnen slav. Sprachen; sie zeichnet sich durch dialektalen Zerfall in die drei Gruppen: ost-, west- und südslav. Spr. (spätestens seit 800 n.Chr. Karl d. Gr. > ostsl. korol, westsl. Krol > poln. król, südslav. kral(j), tsch. král König) aus. [vgl. Liquidametathese]. Gemeinslavisch: Periode kurz vor der Ausgliederung in die einzelnen slav. Sprachen; sie zeichnet sich durch dialektalen Zerfall in die drei Gruppen: ost-, west- und südslav. Spr. (spätestens seit 800 n.Chr. Karl d. Gr. > ostsl. korol, westsl. Krol > poln. król, südslav. kral(j), tsch. král König) aus. [vgl. Liquidametathese].

48 Einführung in die Slavische Sprachwissenschaft Das Vokalsystem des Urslavischen – Gemeinslav. Das Vokalsystem des Urslavischen – Gemeinslav. vordere hintere vordere hintere vordere hintere vordere hintere īĭǖü ĕēăā iьyъeěoa

49 Einführung in die Slavische Sprachwissenschaft Vokalquantität: kurze und lange Vokale (wie heute im Tschech.: dráha die Bahn : drahá teuer Adj.fem. Nom.Sg.) Vokalquantität: kurze und lange Vokale (wie heute im Tschech.: dráha die Bahn : drahá teuer Adj.fem. Nom.Sg.) Akzent: frei und beweglich (wie heute im Russ.: жен'а : жен'ы : ж'ёны (NSg. : GSg. : NPl.)), um grammatische Formen zu unterscheiden oder um lexikalische Bedeutung zu unterscheiden: мук'а «Mehl» // м'ука «Qual» з'амок Schloss (chateau) // за'мок Schloss (Verschluss) Akzent: frei und beweglich (wie heute im Russ.: жен'а : жен'ы : ж'ёны (NSg. : GSg. : NPl.)), um grammatische Formen zu unterscheiden oder um lexikalische Bedeutung zu unterscheiden: мук'а «Mehl» // м'ука «Qual» з'амок Schloss (chateau) // за'мок Schloss (Verschluss) Intonation: vier Intionationen wie im Sbkr.: kurzsteigend, langsteigend, kurzfallend und langfallend: Intonation: vier Intionationen wie im Sbkr.: kurzsteigend, langsteigend, kurzfallend und langfallend:

50 Einführung in die Slavische Sprachwissenschaft Intonation und Quantität Intonation und Quantität (Tonsilben) Quantitäten Quantitäten Intonationen kurz kurz lang lang fallend ˆ steigend ̀ ̀ ́

51 Einführung in die Slavische Sprachwissenschaft Silbenharmonie (Palatalisation) Silbenharmonie (Palatalisation) I. und II. Palatalisation I. und II. Palatalisation Gesetz der offenen Silben (TSS) = Gesetz der offenen Silben (TSS) = Liquidametathese: tart/talt, tert/telt > Liquidametathese: tart/talt, tert/telt > Südslav., Tsch./Slk.: trat/tlat, trět tlět Südslav., Tsch./Slk.: trat/tlat, trět tlět Lechit. (Poln., Pomor., Kasch.) + Sorb.: trot/tlot, tret/tlet Lechit. (Poln., Pomor., Kasch.) + Sorb.: trot/tlot, tret/tlet Ostslav.: Vollaut (Pleophonie, Polnoglasie). Ostslav.: Vollaut (Pleophonie, Polnoglasie).

52 Einführung in die Slavische Sprachwissenschaft 1. Silbenharmonie: 1., 2. u. 3. Palatalisation 1. Silbenharmonie: 1., 2. u. 3. Palatalisation Die Silbenharmonie kommt zum Tragen in der Abfolge: velarer Konsonant + palataler (vorderer) Sonant/Vokal (vordere Vokale sind ь, i, e, ě, ę) sowie der Gleitlaut j Die Silbenharmonie kommt zum Tragen in der Abfolge: velarer Konsonant + palataler (vorderer) Sonant/Vokal (vordere Vokale sind ь, i, e, ě, ę) sowie der Gleitlaut j 1. (urslav.) Palatalisation : k, g, ch + ь, i, e, ě, ę > k, g, ch > č, ž, š: 1. (urslav.) Palatalisation : k, g, ch + ь, i, e, ě, ę > k, g, ch > č, ž, š: Belege: V.Sg. (o-Stämme) *rake, * Boge, dauche > rače, Bože duše. kj, gj, chj > č, ž, š: kj, gj, chj > č, ž, š: Belege: *bikj- > bičь Geißel, *mangj- > manžь (aksl. mąžь) Mann, *pěchjь > pěšь zu Fuß gehend *pěchjь > pěšь zu Fuß gehend

53 Einführung in die Slavische Sprachwissenschaft 2. (gemeinslav.) Palatalisation : 2. (gemeinslav.) Palatalisation : k, g, ch + ai, oi, ei > ( k, g, ch + ai, oi, ei > (ě2 i2) > k', g', ch' > c, (d)z, s (š) Belege: *kaina, *nagai, *sachai > cěna, nodzě (poln. nodze, tsch. noze), westsl. soše, sonst sosě DLSg. der a-Stämme; im Russ. wurde die 2. Palat. wieder rückgängig gemacht, vgl. tsch. ruka : ruce, noha : noze // russ. нога : ноге, рука : руке (aruss. rącě, nozě) ь, i + velarer Konsonant (= k, g, ch) + a > 3. progressive Palatalisation : ь, i + velarer Konsonant (= k, g, ch) + a > c, (d)z, s (š) Belege: *avьka > ovьca Schaf, *k Ъ ninga > aksl. k Ъ nędzь Fürst zu got./urgerm. kuningaz, russ. князь,Fürst, tsch. kněz Pfarrer; *vьcha > russ. вся, все, sbkr. sve russ. вся, все, sbkr. sve < vьse // wesl. vše, wšo, wszystko

54 Einführung in die Slavische Sprachwissenschaft Belege für die Liquidametathese (TSS): Belege für die Liquidametathese (TSS): Urslav. tart > Südslav.Tsch.-Slk. grad, hrad Westslav. grod Ostslav.gorod *talt > glava, hlava głowagolova *tert > brěgъ brzegbereg *telt > mlěko mleko meleko> moloko

55 Einführung in die Slavische Sprachwissenschaft Russische Sprache Russische Sprache aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie Russisch (русский язык Aussprache Russisch (русский язык Aussprache Aussprache Aussprache Gesprochen in Russland, Mitgliedsstaaten der GUS und baltischen Staaten, sowie von Emigranten in den USA, Israel, Deutschland und weiteren europäischen LändernSprecher145 Millionen Muttersprachler (Platz 8) Gesprochen in Russland, Mitgliedsstaaten der GUS und baltischen Staaten, sowie von Emigranten in den USA, Israel, Deutschland und weiteren europäischen LändernSprecher145 Millionen Muttersprachler (Platz 8)RusslandGUSUSAIsrael Deutschland(Platz 8)RusslandGUSUSAIsrael Deutschland(Platz 8) etwa 110 Millionen Zweitsprachler etwa 110 Millionen Zweitsprachler Linguistische Klassifikation Linguistische Klassifikation Klassifikation Indogermanische Sprachen Indogermanische Sprachen Indogermanische Sprachen Indogermanische Sprachen –Slawische Sprachen Slawische SprachenSlawische Sprachen Ostslawische Sprachen Ostslawische Sprachen Ostslawische Sprachen Ostslawische Sprachen Russisch Russisch

56 Einführung in die Slavische Sprachwissenschaft Offizieller Status Amtssprache inRussland, Weißrussland, Kasachstan, Kirgisistan (regional), Ukraine (regional), Vereinte Nationen Offizieller Status Amtssprache inRussland, Weißrussland, Kasachstan, Kirgisistan (regional), Ukraine (regional), Vereinte NationenRussland WeißrusslandKasachstanKirgisistanUkraineVereinte NationenRussland WeißrusslandKasachstanKirgisistanUkraineVereinte Nationen Sprachcodes ISO 639-1:ru ISO 639- 2:(B) rus(T) -SIL ISO 639-3:RUS Sprachcodes ISO 639-1:ru ISO 639- 2:(B) rus(T) -SIL ISO 639-3:RUSISO 639ISO 639SILISO 639ISO 639ISO 639SILISO 639

57 Einführung in die Slavische Sprachwissenschaft Die russische Sprache (früher auch Großrussisch genannt; im Russischen: русский язык, ['ru.sk ʲɪ j j ɪˈ z ɨ k]/ Transkription russki jazyk) ist die slawische Sprache mit den meisten Sprechern und gilt als Weltsprache. Sie bildet zusammen mit dem Ukrainischen (früher auch als Kleinrussisch bezeichnet), dem Weißrussischen und dem Russinischen die Gruppe der ostslawischen Sprachen. Die russische Standardsprache beruht auf den mittelrussischen Mundarten der Gegend um Moskau. Die russische Sprache (früher auch Großrussisch genannt; im Russischen: русский язык, ['ru.sk ʲɪ j j ɪˈ z ɨ k]/ Transkription russki jazyk) ist die slawische Sprache mit den meisten Sprechern und gilt als Weltsprache. Sie bildet zusammen mit dem Ukrainischen (früher auch als Kleinrussisch bezeichnet), dem Weißrussischen und dem Russinischen die Gruppe der ostslawischen Sprachen. Die russische Standardsprache beruht auf den mittelrussischen Mundarten der Gegend um Moskau.['ru.sk ʲɪ j ɪˈ z ɨ k]slawische Sprache Weltsprache UkrainischenWeißrussischen Russinischenostslawischen SprachenStandardsprache Moskau['ru.sk ʲɪ j ɪˈ z ɨ k]slawische Sprache Weltsprache UkrainischenWeißrussischen Russinischenostslawischen SprachenStandardsprache Moskau

58 Einführung in die Slavische Sprachwissenschaft Russisch wird von etwa 145 Millionen Menschen als Muttersprache gesprochen, von denen etwa 118 Millionen in Russland leben. Es ist Amtssprache in Russland, Weißrussland (zusammen mit Weißrussisch) und offizielle Sprache in Kasachstan (mit Kasachisch als Amtssprache), Kirgisistan (mit Kirgisisch als Amtssprache) und der zur Ukraine gehörenden Autonomen Republik Krim (zusammen mit Ukrainisch und Krimtatarisch). Russisch wird von etwa 145 Millionen Menschen als Muttersprache gesprochen, von denen etwa 118 Millionen in Russland leben. Es ist Amtssprache in Russland, Weißrussland (zusammen mit Weißrussisch) und offizielle Sprache in Kasachstan (mit Kasachisch als Amtssprache), Kirgisistan (mit Kirgisisch als Amtssprache) und der zur Ukraine gehörenden Autonomen Republik Krim (zusammen mit Ukrainisch und Krimtatarisch).MutterspracheRusslandAmtsspracheRussland WeißrusslandKasachstan KasachischAmtsspracheKirgisistanKirgisischAmtssprache Ukraine Krim KrimtatarischMutterspracheRusslandAmtsspracheRussland WeißrusslandKasachstan KasachischAmtsspracheKirgisistanKirgisischAmtssprache Ukraine Krim Krimtatarisch

59 Einführung in die Slavische Sprachwissenschaft In manchen Oblasten der Südostukraine ist sie die regionale Amtssprache, wobei dieser Status wegen Verfassungswidrigkeit umstritten ist. Sie ist auch eine der Amtssprachen in den völkerrechtlich nicht anerkannten Staaten Transnistrien (zusammen mit Ukrainisch und Moldawisch), Südossetien (zusammen mit Ossetisch) und Abchasien (zusammen mit Abchasisch). In manchen Oblasten der Südostukraine ist sie die regionale Amtssprache, wobei dieser Status wegen Verfassungswidrigkeit umstritten ist. Sie ist auch eine der Amtssprachen in den völkerrechtlich nicht anerkannten Staaten Transnistrien (zusammen mit Ukrainisch und Moldawisch), Südossetien (zusammen mit Ossetisch) und Abchasien (zusammen mit Abchasisch).Oblasten

60 Einführung in die Slavische Sprachwissenschaft In diesen Staaten bzw. Regionen ist es sowohl Muttersprache eines Teiles der Bevölkerung als auch Sprache eines großen Teils des öffentlichen Lebens. Daneben gibt es russischsprachige Minderheiten in allen GUS-Staaten sowie im Baltikum. In Israel bilden die russischsprachigen Einwanderer ca. ein Sechstel der Bevölkerung. Die russische Sprache ist ebenso eine verbreitete Sprache für Wissenschaft, Kunst und Technik. Zählt man die Zweitsprachler hinzu, kommt man auf etwa 255 Millionen Russischsprecher. In diesen Staaten bzw. Regionen ist es sowohl Muttersprache eines Teiles der Bevölkerung als auch Sprache eines großen Teils des öffentlichen Lebens. Daneben gibt es russischsprachige Minderheiten in allen GUS-Staaten sowie im Baltikum. In Israel bilden die russischsprachigen Einwanderer ca. ein Sechstel der Bevölkerung. Die russische Sprache ist ebenso eine verbreitete Sprache für Wissenschaft, Kunst und Technik. Zählt man die Zweitsprachler hinzu, kommt man auf etwa 255 Millionen Russischsprecher.GUS BaltikumIsraelZweitsprachlerGUS BaltikumIsraelZweitsprachler

61 Einführung in die Slavische Sprachwissenschaft Inhaltsverzeichnis Inhaltsverzeichnis 1 Verbreitung 1 Verbreitung 1 Verbreitung 1 Verbreitung 2 Alphabet 2 Alphabet 2 Alphabet 2 Alphabet 3 Phonetik und Phonologie 3 Phonetik und Phonologie 3 Phonetik und Phonologie 3 Phonetik und Phonologie –3.1 Einleitung 3.1 Einleitung3.1 Einleitung –3.2 Vokale 3.2 Vokale3.2 Vokale –3.3 Konsonanten 3.3 Konsonanten3.3 Konsonanten 4 Aussprache 4 Aussprache 4 Aussprache 4 Aussprache –4.1 Tonalität 4.1 Tonalität4.1 Tonalität –4.2 Wortbetonung 4.2 Wortbetonung4.2 Wortbetonung

62 Einführung in die Slavische Sprachwissenschaft 5 Grammatik 5 Grammatik 5 Grammatik 5 Grammatik 6 Dialekte 6 Dialekte 6 Dialekte 6 Dialekte –6.1 Nordrussisch 6.1 Nordrussisch6.1 Nordrussisch –6.2 Mittelrussisch 6.2 Mittelrussisch6.2 Mittelrussisch –6.3 Südrussisch 6.3 Südrussisch6.3 Südrussisch 7 Mischsprachen 7 Mischsprachen 7 Mischsprachen 7 Mischsprachen 8 Lehnwörter 8 Lehnwörter 8 Lehnwörter 8 Lehnwörter 9 Weitere verwandte Aktikel 9 Weitere verwandte Aktikel 9 Weitere verwandte Aktikel 9 Weitere verwandte Aktikel 10 Weblinks 10 Weblinks 10 Weblinks 10 Weblinks

63 Einführung in die Slavische Sprachwissenschaft Alphabet Alphabet Russisches Alphabet Russisches Alphabet Аа Бб Вв Гг Дд Ее Ёё Жж Зз Ии Йй Кк Лл Мм Нн Оо Пп Рр Сс Тт Уу Фф Хх Цц Чч Шш Щщ Ъъ Ыы Ьь Ээ Юю Яя Аа Бб Вв Гг Дд Ее Ёё Жж Зз Ии Йй Кк Лл Мм Нн Оо Пп Рр Сс Тт Уу Фф Хх Цц Чч Шш Щщ Ъъ Ыы Ьь Ээ Юю Яя Russisch wird mit dem russischen Alphabet geschrieben (rus.: русский алфавит od. русская азбука / Transkription russkij alfavit od. russkaja azbuka), das dem kyrillischen Alphabet (rus.: кириллический алфавит od. кириллица/ Transkription kirilličeskij alfavit od. kirillica) entstammt. Russisch wird mit dem russischen Alphabet geschrieben (rus.: русский алфавит od. русская азбука / Transkription russkij alfavit od. russkaja azbuka), das dem kyrillischen Alphabet (rus.: кириллический алфавит od. кириллица/ Transkription kirilličeskij alfavit od. kirillica) entstammt.russischen Alphabetkyrillischen Alphabetrussischen Alphabetkyrillischen Alphabet

64 Einführung in die Slavische Sprachwissenschaft Verbreitung [Bearbeiten] Verbreitung [Bearbeiten]Bearbeiten Die russischsprachige Welt Die russischsprachige Welt Siehe http://de.wikipedia.org/wiki/Russische _Sprache Siehe http://de.wikipedia.org/wiki/Russische _Sprache

65 Einführung in die Slavische Sprachwissenschaft Seit der letzten Rechtschreibreform im Jahre 1918 besteht das russische Alphabet aus 33 Buchstaben. Davon dienen 10 Buchstaben zur Wiedergabe der Vokale, und zwar: а, е, ё, и, о, у, ы, э, ю und я. Die übrigen 23 Buchstaben werden zur Wiedergabe von Konsonanten verwendet, wobei die Buchstaben ъ und ь nicht zur Nachbildung bestimmter, eigenständiger Laute, sondern als Indikatoren für die Härte oder Weichheit vorangehender Konsonanten dienen [mehr dazu siehe unter: Russische Phonetik]. Seit der letzten Rechtschreibreform im Jahre 1918 besteht das russische Alphabet aus 33 Buchstaben. Davon dienen 10 Buchstaben zur Wiedergabe der Vokale, und zwar: а, е, ё, и, о, у, ы, э, ю und я. Die übrigen 23 Buchstaben werden zur Wiedergabe von Konsonanten verwendet, wobei die Buchstaben ъ und ь nicht zur Nachbildung bestimmter, eigenständiger Laute, sondern als Indikatoren für die Härte oder Weichheit vorangehender Konsonanten dienen [mehr dazu siehe unter: Russische Phonetik].Rechtschreibreform im Jahre 1918 VokaleKonsonanten Russische PhonetikRechtschreibreform im Jahre 1918 VokaleKonsonanten Russische Phonetik Siehe auch: Russische Rechtschreibreform von 1918 Siehe auch: Russische Rechtschreibreform von 1918Russische Rechtschreibreform von 1918Russische Rechtschreibreform von 1918

66 Einführung in die Slavische Sprachwissenschaft Phonetik und Phonologie Phonetik und Phonologie –Hauptartikel: Russische Phonetik Russische PhonetikRussische Phonetik Einleitung Einleitung Die phonetische Struktur der modernen russischen Standardsprache zählt 42 bedeutungsunterscheidende Einzellaute (Phoneme), die sich wiederum in 6 Vokal- und 36 Konsonantenlaute aufteilen lassen. Das umfangreiche Phoneminventar des Russischen erklärt sich durch eine für slawische Sprachen typische Besonderheit der Aussprache, und zwar werden die meisten russischen Konsonanten sowohl hart als auch weich (palatalisiert) ausgesprochen. Die phonetische Struktur der modernen russischen Standardsprache zählt 42 bedeutungsunterscheidende Einzellaute (Phoneme), die sich wiederum in 6 Vokal- und 36 Konsonantenlaute aufteilen lassen. Das umfangreiche Phoneminventar des Russischen erklärt sich durch eine für slawische Sprachen typische Besonderheit der Aussprache, und zwar werden die meisten russischen Konsonanten sowohl hart als auch weich (palatalisiert) ausgesprochen.PhonemeVokal Konsonantenlauteslawische SprachenpalatalisiertPhonemeVokal Konsonantenlauteslawische Sprachenpalatalisiert

67 Einführung in die Slavische Sprachwissenschaft Hierbei handelt es sich aber nicht um sogenannte Phone, sondern um einzelne Phoneme, denn jede dieser Aussprachevarianten ist bedeutungsunterscheidend. Einige russische Dialekte haben einen spezifischen Phonembestand, in dem einige Konsonanten vorwiegend hart bzw. palatalisiert oder etwas anders (z. B. guttural) ausgesprochen werden. Hierbei handelt es sich aber nicht um sogenannte Phone, sondern um einzelne Phoneme, denn jede dieser Aussprachevarianten ist bedeutungsunterscheidend. Einige russische Dialekte haben einen spezifischen Phonembestand, in dem einige Konsonanten vorwiegend hart bzw. palatalisiert oder etwas anders (z. B. guttural) ausgesprochen werden.Phonerussische DialektegutturalPhonerussische Dialekteguttural

68 Einführung in die Slavische Sprachwissenschaft Die Aussprache russischer Vokale und Konsonanten variiert in Abhängigkeit davon, welche Position sie in einem Wort einnehmen. Dabei unterscheidet man bei Vokalen zwischen einer betonten und einer unbetonten Position. So wird beispielsweise das "o" als [o] in betonter und als [a] oder als [ə] in unbetonter Position ausgesprochen. Die Aussprache vieler russischer Konsonanten wird wiederum durch andere, ihm nachfolgende Konsonanten bestimmt. So werden u. a. alle stimmhaften Konsonanten nicht nur am Wortende stimmlos ausgesprochen, sondern auch dann, wenn sie einem anderen stimmlosen Konsonanten vorangehen. Die Aussprache russischer Vokale und Konsonanten variiert in Abhängigkeit davon, welche Position sie in einem Wort einnehmen. Dabei unterscheidet man bei Vokalen zwischen einer betonten und einer unbetonten Position. So wird beispielsweise das "o" als [o] in betonter und als [a] oder als [ə] in unbetonter Position ausgesprochen. Die Aussprache vieler russischer Konsonanten wird wiederum durch andere, ihm nachfolgende Konsonanten bestimmt. So werden u. a. alle stimmhaften Konsonanten nicht nur am Wortende stimmlos ausgesprochen, sondern auch dann, wenn sie einem anderen stimmlosen Konsonanten vorangehen.[ə]

69 Einführung in die Slavische Sprachwissenschaft Im Unterschied zum Deutschen ist die Länge der Vokale im Russischen weder bedeutungsunterscheidend (wie z.B. in Stiel – still) noch für die richtige Aussprache eines Wortes ausschlaggebend. Die betonten Vokale werden in der Regel halblang ausgesprochen. Die unbetonten Vokale sind dagegen kurz und unterscheiden sich häufig von den entsprechenden betonten Vokalen auch qualitativ. So wird das unbetonte o stets zu einem (kurzen) a (sog. аканье); das unbetonte e oder я geht deutlich in Richtung i (иканье). Im Unterschied zum Deutschen ist die Länge der Vokale im Russischen weder bedeutungsunterscheidend (wie z.B. in Stiel – still) noch für die richtige Aussprache eines Wortes ausschlaggebend. Die betonten Vokale werden in der Regel halblang ausgesprochen. Die unbetonten Vokale sind dagegen kurz und unterscheiden sich häufig von den entsprechenden betonten Vokalen auch qualitativ. So wird das unbetonte o stets zu einem (kurzen) a (sog. аканье); das unbetonte e oder я geht deutlich in Richtung i (иканье).

70 Einführung in die Slavische Sprachwissenschaft Beispiele: молоко (Milch) /məlak ɔ / пятнадцать (fünfzehn) / pit'natsiţ / земля (Land) /zim'ļa / Sowohl Doppelvokale als auch zwei unterschiedliche, aufeinander folgende Vokale werden in der Regel als einzelne Laute ausgesprochen (wie z.B. in Kooperation, aktuell, Museum, geimpft). Ausnahmen hierfür sind die mit dem й (и краткое = kurzes i, vergleichbar mit deutschem j) gebildeten Diphthonge: ой (betont) = wie eu/äu im Deutschen, ай = ei/ai im Deutschen. Beispiele: молоко (Milch) /məlak ɔ / пятнадцать (fünfzehn) / pit'natsiţ / земля (Land) /zim'ļa / Sowohl Doppelvokale als auch zwei unterschiedliche, aufeinander folgende Vokale werden in der Regel als einzelne Laute ausgesprochen (wie z.B. in Kooperation, aktuell, Museum, geimpft). Ausnahmen hierfür sind die mit dem й (и краткое = kurzes i, vergleichbar mit deutschem j) gebildeten Diphthonge: ой (betont) = wie eu/äu im Deutschen, ай = ei/ai im Deutschen.Diphthonge

71 Einführung in die Slavische Sprachwissenschaft Auch wird die Verbindung ао/ау gelegentlich in Fremdwörtern zu einem Diphthong: Фрау (Frau als Anrede einer dt. Staatsbürgerin). Das е (je) wird vor palatalisierten Konsonanten in der Regel zu einem geschlossenen Vokal: кабинет (Studien-, Arbeitszimmer) /kabi'ņet/, hingegen в кабинете (im Arbeitszimmer) /fkabi'ne:ţe/ Andere Beispiele hierfür: университет (Universität), газета (Zeitung). Auch wird die Verbindung ао/ау gelegentlich in Fremdwörtern zu einem Diphthong: Фрау (Frau als Anrede einer dt. Staatsbürgerin). Das е (je) wird vor palatalisierten Konsonanten in der Regel zu einem geschlossenen Vokal: кабинет (Studien-, Arbeitszimmer) /kabi'ņet/, hingegen в кабинете (im Arbeitszimmer) /fkabi'ne:ţe/ Andere Beispiele hierfür: университет (Universität), газета (Zeitung). Diphthong

72 Einführung in die Slavische Sprachwissenschaft Vokale Vokale Das Russische besitzt 6 Monophthonge ( ɨ wird aber oft ein Allophon des i beachtet). Das Russische besitzt 6 Monophthonge ( ɨ wird aber oft ein Allophon des i beachtet).MonophthongeAllophonMonophthongeAllophon

73 Einführung in die Slavische Sprachwissenschaft Monophthonge des Russischen Monophthonge des Russischen vorne zentral hinten vorne zentral hinten geschlossen i ɨ u geschlossen i ɨ ui ɨ ui ɨ u mittel e o mittel e oeoeo offen a offen a a

74 Einführung in die Slavische Sprachwissenschaft Konsonanten Konsonanten Das Russische hat 36 Konsonanten. Davon treten 16 in Paaren mit einem palatalisierten und einem nicht palatalisierten Laut auf. Die Laute /ts/, /t ʲʃʲ /, /ʒ/ und /j/ verfügen über kein genaues Gegenstück. Das Russische hat 36 Konsonanten. Davon treten 16 in Paaren mit einem palatalisierten und einem nicht palatalisierten Laut auf. Die Laute /ts/, /t ʲʃʲ /, /ʒ/ und /j/ verfügen über kein genaues Gegenstück.Konsonanten/ts/ /t ʲʃʲ //ʒ//j/Konsonanten/ts/ /t ʲʃʲ //ʒ//j/ Die Tabelle enthält von jedem Konsonantenpaar nur die nicht palatalisierte Variante. Die Tabelle enthält von jedem Konsonantenpaar nur die nicht palatalisierte Variante.

75 Einführung in die Slavische Sprachwissenschaft Konsonanten des Russischen Konsonanten des Russischen bilabial labio-dental alveolar post-alveolar palatal velar bilabial labio-dental alveolar post-alveolar palatal velarilabiallabio-dentalalveolarpost-alveolarpalatalvelarilabiallabio-dentalalveolarpost-alveolarpalatalvelar Plosive p b t d k g Plosive p b t d k g Plosivepbdkg Plosivepbdkg Affrikaten ts t ʲʃʲ Affrikaten ts t ʲʃʲ Affrikatentst ʲʃʲ Affrikatentst ʲʃʲ Nasale m n Nasale m n Nasalemn Nasalemn Vibranten r Vibranten r Vibrantenr Vibrantenr Frikative f v s z ʃ ʒ x Frikative f v s z ʃ ʒ x Frikativefvsz ʃ ʒx Frikativefvsz ʃ ʒx Approximanten j Approximanten j Approximantenj Approximantenj Laterale l Laterale l Lateralel Lateralel

76 Einführung in die Slavische Sprachwissenschaft Aussprache Aussprache Die Aussprache der russischen Sprache bezeichnet die Phonetik und die Phonologie der russischen Standardsprache. Im weiteren Sinne kann darunter auch die Aussprache in verschiedenen Varietäten (Dialekten und Mundarten) der russischen Sprache verstanden werden. Die Aussprache der russischen Sprache bezeichnet die Phonetik und die Phonologie der russischen Standardsprache. Im weiteren Sinne kann darunter auch die Aussprache in verschiedenen Varietäten (Dialekten und Mundarten) der russischen Sprache verstanden werden.PhonetikPhonologieStandardspracheVarietätenDialekten und MundartenPhonetikPhonologieStandardspracheVarietätenDialekten und Mundarten

77 Einführung in die Slavische Sprachwissenschaft Tonalität Tonalität Russisch ist eine nicht-tonale Sprache, d.h. die Tonhöhe der Vokale hat keinen Einfluss auf die Bedeutung eines Wortes. Wie auch im Deutschen wird im Russischen innerhalb oder am Ende eines Satzes eine unterschiedliche Stimmhöhe benutzt, um z.B. einen Aussagesatz von einem Frage- oder Ausrufesatz kenntlich zu machen. Russisch ist eine nicht-tonale Sprache, d.h. die Tonhöhe der Vokale hat keinen Einfluss auf die Bedeutung eines Wortes. Wie auch im Deutschen wird im Russischen innerhalb oder am Ende eines Satzes eine unterschiedliche Stimmhöhe benutzt, um z.B. einen Aussagesatz von einem Frage- oder Ausrufesatz kenntlich zu machen.nicht-tonale Sprachenicht-tonale Sprache Es gibt hierfür im Russischen 7 verschiedene Intonationskonstruktionen (интонационные конструкции), die mit ИК-1 bis ИК-7 bezeichnet werden und verschiedene Arten von Aussage- und Fragesätzen kennzeichnen. In tonalen Sprachen hingegen ändert der Ton die Bedeutung einzelner Wörter. Es gibt hierfür im Russischen 7 verschiedene Intonationskonstruktionen (интонационные конструкции), die mit ИК-1 bis ИК-7 bezeichnet werden und verschiedene Arten von Aussage- und Fragesätzen kennzeichnen. In tonalen Sprachen hingegen ändert der Ton die Bedeutung einzelner Wörter.tonalen Sprachentonalen Sprachen

78 Einführung in die Slavische Sprachwissenschaft Wortbetonung Wortbetonung Siehe auch : Wortbetonung in der russischen Sprache Siehe auch : Wortbetonung in der russischen SpracheWortbetonung in der russischen SpracheWortbetonung in der russischen Sprache Die Betonung eines Wortes (der Wortakzent) hat im Russischen eine wichtige und häufig eine sinnunterscheidende Bedeutung. Falsch betonte Wörter können zu Verständnisschwierigkeiten führen, insbesondere dann, wenn sie aus dem sprachlichen Kontext isoliert oder einzeln ausgesprochen werden. In der sprachwissenschaftlichen Literatur wird die russische Wortbetonung u.a. als frei und beweglich bezeichnet. So werden z.B. durch die Verlagerung der Betonung innerhalb einiger russischen Wörter ihre unterschiedlichen Flexionsformen gebildet. Die Betonung eines Wortes (der Wortakzent) hat im Russischen eine wichtige und häufig eine sinnunterscheidende Bedeutung. Falsch betonte Wörter können zu Verständnisschwierigkeiten führen, insbesondere dann, wenn sie aus dem sprachlichen Kontext isoliert oder einzeln ausgesprochen werden. In der sprachwissenschaftlichen Literatur wird die russische Wortbetonung u.a. als frei und beweglich bezeichnet. So werden z.B. durch die Verlagerung der Betonung innerhalb einiger russischen Wörter ihre unterschiedlichen Flexionsformen gebildet.WortakzentKontextsprachwissenschaftlichenFlexionsformenWortakzentKontextsprachwissenschaftlichenFlexionsformen

79 Einführung in die Slavische Sprachwissenschaft Wortakzent als Mittel zur Bildung von Wortformen Wortakzent als Mittel zur Bildung von Wortformen Die Beweglichkeit des Wortakzents hat im Wesentlichen folgende semantische Funktionen: Die Beweglichkeit des Wortakzents hat im Wesentlichen folgende semantische Funktionen:semantische 1. Mit dem Wortakzent werden Paradigmen eines Wortes gebildet, also Formen eines Wortes, die sich bei seiner Beugung (Deklination und Konjugation) ergeben, z.B.: 1. Mit dem Wortakzent werden Paradigmen eines Wortes gebildet, also Formen eines Wortes, die sich bei seiner Beugung (Deklination und Konjugation) ergeben, z.B.:ParadigmenDeklinationKonjugationParadigmenDeklinationKonjugation воды́ (des Wassers, Gen. Sing.) – во́ды (die Wässer od. die Gewässer, Nom. Plural) воды́ (des Wassers, Gen. Sing.) – во́ды (die Wässer od. die Gewässer, Nom. Plural)

80 Einführung in die Slavische Sprachwissenschaft до́ма (des Hauses, Gen. Sing., außerdem "zu Hause") – дома́ (die Häuser, Nom. Plural) до́ма (des Hauses, Gen. Sing., außerdem "zu Hause") – дома́ (die Häuser, Nom. Plural) о́блака (der Wolke, Gen. Sing.) – облака́ (die Wolken, Nom. Plural) о́блака (der Wolke, Gen. Sing.) – облака́ (die Wolken, Nom. Plural) люби́те (Liebt!/Lieben Sie!, Imperativ) – лю́бите (ihr liebt/Sie lieben, Indikativ) люби́те (Liebt!/Lieben Sie!, Imperativ) – лю́бите (ihr liebt/Sie lieben, Indikativ)ImperativIndikativImperativIndikativ дыши́те (Atmet!/Atmen Sie!, Imperativ) – ды́шите (ihr atmet/Sie atmen, Indikativ) дыши́те (Atmet!/Atmen Sie!, Imperativ) – ды́шите (ihr atmet/Sie atmen, Indikativ)ImperativIndikativImperativIndikativ

81 Einführung in die Slavische Sprachwissenschaft 2. Der Wortakzent grenzt einzelne Paradigmen zweier unterschiedlicher Wörter ab, also gebeugte Wörter, deren Grundformen unterschiedlich sind, z.B.: 2. Der Wortakzent grenzt einzelne Paradigmen zweier unterschiedlicher Wörter ab, also gebeugte Wörter, deren Grundformen unterschiedlich sind, z.B.: я плачу́ (ich bezahle, Infinitiv: плати́ть) – я пла́чу (ich weine, Infinitiv: пла́кать) я плачу́ (ich bezahle, Infinitiv: плати́ть) – я пла́чу (ich weine, Infinitiv: пла́кать)Infinitiv кру́жки (die Henkeltassen, Nom. Sing.: кру́жка) – кружки́ (kleine Kreise od. Ringe, Nom. Sing.: кружо́к) кру́жки (die Henkeltassen, Nom. Sing.: кру́жка) – кружки́ (kleine Kreise od. Ringe, Nom. Sing.: кружо́к) пи́ли (ihr tranket/sie tranken, Infinitiv: пить) – пили́ (Säge!, Imperativ von пили́ть) пи́ли (ihr tranket/sie tranken, Infinitiv: пить) – пили́ (Säge!, Imperativ von пили́ть)Infinitiv ImperativInfinitiv Imperativ [со] зна́ком ([mit] dem Zeichen, Nom. Sing.: знак) – знако́м (bekannt, Kurzform des männl. Adjektivs знакóмый) [со] зна́ком ([mit] dem Zeichen, Nom. Sing.: знак) – знако́м (bekannt, Kurzform des männl. Adjektivs знакóмый) ме́ли (die Untiefen od. der Untiefe, Nom. Sing.: мель) – мели́ (ihr fegtet/sie fegten, Infinitiv: мести́) ме́ли (die Untiefen od. der Untiefe, Nom. Sing.: мель) – мели́ (ihr fegtet/sie fegten, Infinitiv: мести́)Infinitiv

82 Einführung in die Slavische Sprachwissenschaft 3. Der Wortakzent grenzt Paradigmen eines Wortes von der Grundform eines anderen Wortes ab, also gebeugte Wörter, die zwar gleich wie Grundformen anderer Wörter geschrieben, aber unterschiedlich ausgesprochen werden, z.B.: 3. Der Wortakzent grenzt Paradigmen eines Wortes von der Grundform eines anderen Wortes ab, also gebeugte Wörter, die zwar gleich wie Grundformen anderer Wörter geschrieben, aber unterschiedlich ausgesprochen werden, z.B.: дорога́ (werte, teure - Kurzform des weilb. Adjektivs дорога́я) – доро́га (die Straße) дорога́ (werte, teure - Kurzform des weilb. Adjektivs дорога́я) – доро́га (die Straße) жила́ (sie lebte) – жи́ла (die Sehne od. die Ader) жила́ (sie lebte) – жи́ла (die Sehne od. die Ader) ме́сти (der Rache, Gen. Sing.) – мести́ (fegen, kehren) ме́сти (der Rache, Gen. Sing.) – мести́ (fegen, kehren) по́том ([mit] dem Schweiß, Instrumental Sing.) – пото́м (dann, danach od. nachher, später) по́том ([mit] dem Schweiß, Instrumental Sing.) – пото́м (dann, danach od. nachher, später)Instrumental пища́ (piepsend, quietschend) – пи́ща (die Nahrung od. die Kost) пища́ (piepsend, quietschend) – пи́ща (die Nahrung od. die Kost)

83 Einführung in die Slavische Sprachwissenschaft 4. Mit dem Wortakzent werden Aspekte einiger Verben gebildet, also solche verbale Kategorien, die eine Handlung in Bezug auf ihre Einmaligkeit oder Wiederholung im Zeitgeschehen spezifizieren oder auf Beginn, Dauer und Vollendung einer Handlung hinweisen. Im Russischen sind es ausschließlich Verben, die durch unterschiedliche Präfixe von den Verben ре́зать (schneiden) und сы́пать (schütten od. streuen) gebildet werden, z.B.: 4. Mit dem Wortakzent werden Aspekte einiger Verben gebildet, also solche verbale Kategorien, die eine Handlung in Bezug auf ihre Einmaligkeit oder Wiederholung im Zeitgeschehen spezifizieren oder auf Beginn, Dauer und Vollendung einer Handlung hinweisen. Im Russischen sind es ausschließlich Verben, die durch unterschiedliche Präfixe von den Verben ре́зать (schneiden) und сы́пать (schütten od. streuen) gebildet werden, z.B.:AspekteVerbenPräfixeAspekteVerbenPräfixe

84 Einführung in die Slavische Sprachwissenschaft среза́ть (abschneiden - unvollendeter Aspekt, wie z.B. "etwas fortwährend abschneiden") – сре́зать (abschneiden - vollendeter Aspekt, wie z.B. "etwas endgültig abgeschnitten haben") среза́ть (abschneiden - unvollendeter Aspekt, wie z.B. "etwas fortwährend abschneiden") – сре́зать (abschneiden - vollendeter Aspekt, wie z.B. "etwas endgültig abgeschnitten haben") подсыпа́ть (hinzuschütten - unvollendeter Aspekt, wie z.B. "etwas regelmäßig hinzuschütten") – подсы́пать (hinzuschütten - vollendeter Aspekt, wie z.B. "etwas versehentlich [einmal] hinzugeschüttet haben") подсыпа́ть (hinzuschütten - unvollendeter Aspekt, wie z.B. "etwas regelmäßig hinzuschütten") – подсы́пать (hinzuschütten - vollendeter Aspekt, wie z.B. "etwas versehentlich [einmal] hinzugeschüttet haben")

85 Einführung in die Slavische Sprachwissenschaft Grammatik [Bearbeiten] Grammatik [Bearbeiten]Bearbeiten –Hauptartikel: Russische Grammatik Russische GrammatikRussische Grammatik Wie die meisten slawischen Sprachen ist auch das Russische stark flektierend. In einer flektierenden Sprache ändert sich die Gestalt eines Wortes innerhalb diverser grammatischen Kategorien, und zwar einerseits durch Hinzufügung von Affixen (schwache od. äußere Flexion) oder durch Veränderung des Wortstammes (starke od. innere Flexion). Wie die meisten slawischen Sprachen ist auch das Russische stark flektierend. In einer flektierenden Sprache ändert sich die Gestalt eines Wortes innerhalb diverser grammatischen Kategorien, und zwar einerseits durch Hinzufügung von Affixen (schwache od. äußere Flexion) oder durch Veränderung des Wortstammes (starke od. innere Flexion).slawischen Sprachenflektierend grammatischen KategorienAffixenFlexionWortstammesslawischen Sprachenflektierend grammatischen KategorienAffixenFlexionWortstammes

86 Einführung in die Slavische Sprachwissenschaft Für das Russische sind die beiden Flexionsarten charakteristisch. Im Falle der starken Flexion verändert sich der Stamm vieler russischen Wörter bei deren Beugung (Deklination, Konjugation, Komparation), und zwar durch Ablaut (z.B.: мыть - мою, жевать - жуёт), Konsonantenverschiebung (z.B.: возить - вожу) oder Hinzufügung bzw. Wegfall der Stammvokale (z.B.: брать - беру, один - одна). Dabei können die Attribute der schwachen und der starken Flexion jeweils einzeln oder in Kombination miteinander auftreten (z.B.: жечь - жёг - жгу). Für das Russische sind die beiden Flexionsarten charakteristisch. Im Falle der starken Flexion verändert sich der Stamm vieler russischen Wörter bei deren Beugung (Deklination, Konjugation, Komparation), und zwar durch Ablaut (z.B.: мыть - мою, жевать - жуёт), Konsonantenverschiebung (z.B.: возить - вожу) oder Hinzufügung bzw. Wegfall der Stammvokale (z.B.: брать - беру, один - одна). Dabei können die Attribute der schwachen und der starken Flexion jeweils einzeln oder in Kombination miteinander auftreten (z.B.: жечь - жёг - жгу).DeklinationKonjugation KomparationAblautKonsonantenverschiebungAttributeDeklinationKonjugation KomparationAblautKonsonantenverschiebungAttribute

87 Einführung in die Slavische Sprachwissenschaft Wortarten und deren grammatische Kategorien: Wortarten und deren grammatische Kategorien: Wortarten Wie im Deutschen werden im Russischen Substantive, Adjektive und Pronomen nach Kasus, Genus und Numerus gebeugt und Adverbien nur gesteigert. Russische Verben werden hingegen nicht nur nach Tempus und Numerus, sondern in der Vergangenheitsform auch nach Genus gebeugt. Wie im Deutschen werden im Russischen auch Eigennamen (Personen-, Städte-, Ländernamen u.ä.) und Zahlwörter gebeugt. Außerdem kennt das Russische weder bestimmte noch unbestimmte Artikel. Wie im Deutschen werden im Russischen Substantive, Adjektive und Pronomen nach Kasus, Genus und Numerus gebeugt und Adverbien nur gesteigert. Russische Verben werden hingegen nicht nur nach Tempus und Numerus, sondern in der Vergangenheitsform auch nach Genus gebeugt. Wie im Deutschen werden im Russischen auch Eigennamen (Personen-, Städte-, Ländernamen u.ä.) und Zahlwörter gebeugt. Außerdem kennt das Russische weder bestimmte noch unbestimmte Artikel.Substantive AdjektivePronomenKasusGenusNumerusAdverbienVerbenTempus Eigennamen ZahlwörterArtikelSubstantive AdjektivePronomenKasusGenusNumerusAdverbienVerbenTempus Eigennamen ZahlwörterArtikel

88 Einführung in die Slavische Sprachwissenschaft Für die Anzeige von Kasus, Genus und Numerus treten stattdessen zahlreiche Suffixe auf. Bei einer kleinen Gruppe russischer Wörter können grammatische Kategorien durch Verlagerung der Wortbetonung von einer auf die andere Silbe gebildet werden (mehr dazu siehe unter: Wortbetonung in der russischen Sprache). Weitere Wortarten im Russischen sind Präpositionen, Konjunktionen, Fragewörter, Interjektionen, Frage- und Modalpartikeln sowie die Verbpartikel «бы». In einem Satz bleiben sie immer ungebeugt. Für die Anzeige von Kasus, Genus und Numerus treten stattdessen zahlreiche Suffixe auf. Bei einer kleinen Gruppe russischer Wörter können grammatische Kategorien durch Verlagerung der Wortbetonung von einer auf die andere Silbe gebildet werden (mehr dazu siehe unter: Wortbetonung in der russischen Sprache). Weitere Wortarten im Russischen sind Präpositionen, Konjunktionen, Fragewörter, Interjektionen, Frage- und Modalpartikeln sowie die Verbpartikel «бы». In einem Satz bleiben sie immer ungebeugt.KasusGenusNumerusSuffixe Wortbetonung in der russischen SprachePräpositionen KonjunktionenFragewörterInterjektionenFrage-ModalpartikelnKasusGenusNumerusSuffixe Wortbetonung in der russischen SprachePräpositionen KonjunktionenFragewörterInterjektionenFrage-Modalpartikeln

89 Einführung in die Slavische Sprachwissenschaft Substantive: Das Russische kennt drei grammatische Geschlechter und sechs grammatische Fälle (Kasus). Bei der Deklination wird innerhalb der grammatischen Geschlechter weiterhin nach belebten (d.h. Lebewesen) und unbelebten (d.h. Sachen) Substantiven unterschieden. Dies bezieht sich jedoch nur auf die Akkusativbildung. Substantive: Das Russische kennt drei grammatische Geschlechter und sechs grammatische Fälle (Kasus). Bei der Deklination wird innerhalb der grammatischen Geschlechter weiterhin nach belebten (d.h. Lebewesen) und unbelebten (d.h. Sachen) Substantiven unterschieden. Dies bezieht sich jedoch nur auf die Akkusativbildung.grammatische GeschlechterKasusgrammatische GeschlechterKasus

90 Einführung in die Slavische Sprachwissenschaft Verben: Eine Besonderheit der russischen Verben besteht darin, dass sie zwei unterschiedliche Formen haben, um eine Handlung im Zeitgeschehen als vollendet oder unvollendet zu spezifizieren. In der sprachwissenschaftlichen Literatur wird diese verbale Kategorie als Aspekt bezeichnet (mehr dazu siehe unter: Der Aspekt in den slawischen Sprachen, Verlaufsform). Verben: Eine Besonderheit der russischen Verben besteht darin, dass sie zwei unterschiedliche Formen haben, um eine Handlung im Zeitgeschehen als vollendet oder unvollendet zu spezifizieren. In der sprachwissenschaftlichen Literatur wird diese verbale Kategorie als Aspekt bezeichnet (mehr dazu siehe unter: Der Aspekt in den slawischen Sprachen, Verlaufsform).AspektDer Aspekt in den slawischen Sprachen VerlaufsformAspektDer Aspekt in den slawischen Sprachen Verlaufsform

91 Einführung in die Slavische Sprachwissenschaft Tempus: Im Unterschied zu anderen indoeuropäischen Sprachen, z. B. dem Deutschen, gibt es in der russischen Standardsprache anstatt sechs nur drei Zeiten. Die Vergangenheitsform wird häufig analog zur Deutschen Grammatik als Präteritum bezeichnet. Diese Bezeichnung ist lediglich auf die Art und Weise, wie die Vergangenheitsform russischer Verben gebildet wird, zurückzuführen. Diese erfolgt ausschließlich durch Änderung der Gestalt eines Verbs, wie etwa durch Anhängen spezifischer Suffixe. Die Nebenzeiten, die im Deutschen durch zusätzliche Nutzung der Hilfsverben haben oder sein gebildet werden, entfallen komplett. Tempus: Im Unterschied zu anderen indoeuropäischen Sprachen, z. B. dem Deutschen, gibt es in der russischen Standardsprache anstatt sechs nur drei Zeiten. Die Vergangenheitsform wird häufig analog zur Deutschen Grammatik als Präteritum bezeichnet. Diese Bezeichnung ist lediglich auf die Art und Weise, wie die Vergangenheitsform russischer Verben gebildet wird, zurückzuführen. Diese erfolgt ausschließlich durch Änderung der Gestalt eines Verbs, wie etwa durch Anhängen spezifischer Suffixe. Die Nebenzeiten, die im Deutschen durch zusätzliche Nutzung der Hilfsverben haben oder sein gebildet werden, entfallen komplett.Deutschen GrammatikPräteritumNebenzeitenDeutschen GrammatikPräteritumNebenzeiten

92 Einführung in die Slavische Sprachwissenschaft Syntax (Satzbildung): Syntax (Satzbildung): Syntax Da das Russische stark flektierend ist, sind die gebeugten Formen vieler russischen Wörter oft einzigartig und entsprechen jeweils nur einer bestimmten grammatischen Kategorie. Deshalb ist die Verknüpfung einzelner Satzglieder im Russischen nicht so streng wie im Deutschen geregelt. So muss das Subjekt nicht notwendigerweise unmittelbar vor oder nach dem Prädikat gesetzt werden, ein Aussagesatz kann mit dem Prädikat anfangen oder enden. Innerhalb kurzer Sätze oder einzelner, geschlossener Satzteile kann die Wortfolge oft stark dennoch nicht willkürlich variieren, ohne dabei die Satzsemantik zu verändern. Insbesondere in der Poesie wird dieses besondere Merkmal der russischen Syntax häufig verwendet, indem Sätze zuweilen durch eine unübliche Umstellung der Wörter gebildet werden und somit die Reimfindung erleichtern. Einige Unterschiede zwischen den Satzbildungsregeln im Deutschen und im Russischen können durch folgende Beispiele veranschaulicht werden: Da das Russische stark flektierend ist, sind die gebeugten Formen vieler russischen Wörter oft einzigartig und entsprechen jeweils nur einer bestimmten grammatischen Kategorie. Deshalb ist die Verknüpfung einzelner Satzglieder im Russischen nicht so streng wie im Deutschen geregelt. So muss das Subjekt nicht notwendigerweise unmittelbar vor oder nach dem Prädikat gesetzt werden, ein Aussagesatz kann mit dem Prädikat anfangen oder enden. Innerhalb kurzer Sätze oder einzelner, geschlossener Satzteile kann die Wortfolge oft stark dennoch nicht willkürlich variieren, ohne dabei die Satzsemantik zu verändern. Insbesondere in der Poesie wird dieses besondere Merkmal der russischen Syntax häufig verwendet, indem Sätze zuweilen durch eine unübliche Umstellung der Wörter gebildet werden und somit die Reimfindung erleichtern. Einige Unterschiede zwischen den Satzbildungsregeln im Deutschen und im Russischen können durch folgende Beispiele veranschaulicht werden:SatzgliederSubjektPrädikatSatzsemantikSyntaxSatzgliederSubjektPrädikatSatzsemantikSyntax

93 Einführung in die Slavische Sprachwissenschaft Im deutschen Satz Maria fragt Jan. wird die Satzsemantik durch die Reihenfolge [Subjekt] [Prädikat] [Akkusativobjekt] bestimmt. Die Substantive, in diesem Fall die Eigennamen Maria und Jan, weisen keine grammatischen Merkmale auf, die sie als Subjekt bzw. Akkusativobjekt erkennen lassen. Deshalb, sobald man die beiden Substantive miteinander vertauscht, ändert sich die Bedeutung des Satzes im Deutschen: Jan fragt Maria.. Im deutschen Satz Maria fragt Jan. wird die Satzsemantik durch die Reihenfolge [Subjekt] [Prädikat] [Akkusativobjekt] bestimmt. Die Substantive, in diesem Fall die Eigennamen Maria und Jan, weisen keine grammatischen Merkmale auf, die sie als Subjekt bzw. Akkusativobjekt erkennen lassen. Deshalb, sobald man die beiden Substantive miteinander vertauscht, ändert sich die Bedeutung des Satzes im Deutschen: Jan fragt Maria..

94 Einführung in die Slavische Sprachwissenschaft Im Russischen lassen sich die beiden Substantive durch ihre Flexionsformen eindeutig als Subjekt bzw. Akkusativobjekt erkennen. Die Bedeutung des Satzes Мария спрашивает Яна. (Maria fragt Jan.) wird im Russischen also nicht durch die Reihenfolge der Satzglieder, sondern durch deren Flexionsformen bestimmt. Im Russischen lassen sich die beiden Substantive durch ihre Flexionsformen eindeutig als Subjekt bzw. Akkusativobjekt erkennen. Die Bedeutung des Satzes Мария спрашивает Яна. (Maria fragt Jan.) wird im Russischen also nicht durch die Reihenfolge der Satzglieder, sondern durch deren Flexionsformen bestimmt.

95 Einführung in die Slavische Sprachwissenschaft Deshalb ändert sich die Satzsemantik durch die Umstellung der Satzglieder nicht. Im russischen Satz wird es immer Maria sein, die Jan fragt und nicht umgekehrt: Мария спрашивает Яна. oder Мария Яна спрашивает. oder Яна Мария спрашивает. oder Яна спрашивает Мария.. Will man im Russischen sagen, dass Jan Maria fragt, muss man die Flexionsformen der beiden Substantive ändern: Ян спрашивает Марию.. Deshalb ändert sich die Satzsemantik durch die Umstellung der Satzglieder nicht. Im russischen Satz wird es immer Maria sein, die Jan fragt und nicht umgekehrt: Мария спрашивает Яна. oder Мария Яна спрашивает. oder Яна Мария спрашивает. oder Яна спрашивает Мария.. Will man im Russischen sagen, dass Jan Maria fragt, muss man die Flexionsformen der beiden Substantive ändern: Ян спрашивает Марию.. Im deutschen Satz Ich liebe dich. muss das Prädikat immer an der zweiten Stelle stehen. Im Russischen Satz kann es entweder an der zweiten oder an der letzten Stelle sein: Я люблю тебя. bzw. Я тебя люблю.. Wird das Prädikat an die erste Stelle im Satz gesetzt, so leitet es im Russischen nicht eine Frage ein, sondern hebt lediglich die Handlung hervor und weist in diesem Fall auf die Gefühlsstärke des Sprechenden: Люблю я тебя. (Ich liebe dich so sehr.). Im deutschen Satz Ich liebe dich. muss das Prädikat immer an der zweiten Stelle stehen. Im Russischen Satz kann es entweder an der zweiten oder an der letzten Stelle sein: Я люблю тебя. bzw. Я тебя люблю.. Wird das Prädikat an die erste Stelle im Satz gesetzt, so leitet es im Russischen nicht eine Frage ein, sondern hebt lediglich die Handlung hervor und weist in diesem Fall auf die Gefühlsstärke des Sprechenden: Люблю я тебя. (Ich liebe dich so sehr.).

96 Einführung in die Slavische Sprachwissenschaft Dialekte Dialekte Man unterscheidet im europäischen Teil Russlands drei sprachlich unterschiedliche Gebiete: Nord-, Mittel- und Südrussland. Die Gebiete unterteilen sich ferner in einzelne Dialekte. Generell sind die Dialekte im Russischen aber trotz großer Entfernungen weitaus weniger ausgeprägt, als etwa in Deutschland oder Frankreich. Unterschiede in der Aussprache liegen nirgendwo im Land so auseinander, dass sich zwei Russen nicht verstehen könnten. Man unterscheidet im europäischen Teil Russlands drei sprachlich unterschiedliche Gebiete: Nord-, Mittel- und Südrussland. Die Gebiete unterteilen sich ferner in einzelne Dialekte. Generell sind die Dialekte im Russischen aber trotz großer Entfernungen weitaus weniger ausgeprägt, als etwa in Deutschland oder Frankreich. Unterschiede in der Aussprache liegen nirgendwo im Land so auseinander, dass sich zwei Russen nicht verstehen könnten.Dialekte

97 Einführung in die Slavische Sprachwissenschaft Nordrussisch Nordrussisch Nord-östlich einer Linie vom Ladogasee über Nowgorod und Jaroslawl bis Joschkar-Ola. Diese Mundart kennzeichnet sich durch ein klar ausgesprochens unbetontes "o" (оканье - Okanje), ein gutturales "g" und ein hartes "t". Nord-östlich einer Linie vom Ladogasee über Nowgorod und Jaroslawl bis Joschkar-Ola. Diese Mundart kennzeichnet sich durch ein klar ausgesprochens unbetontes "o" (оканье - Okanje), ein gutturales "g" und ein hartes "t".Ladogasee NowgorodJaroslawlJoschkar-OlagutturalesLadogasee NowgorodJaroslawlJoschkar-Olagutturales Mundartengruppe von Ladoga und Tichwin Mundartengruppe von Ladoga und Tichwin Mundartengruppe von Kostroma Mundartengruppe von KostromaKostroma Mundartengruppe von Wologda Mundartengruppe von WologdaWologda Mundartengruppe von Onega Mundartengruppe von Onega Mundarten von Beloozersk Mundarten von Beloozersk

98 Einführung in die Slavische Sprachwissenschaft Mittelrussisch Mittelrussisch Die Nördliche Grenze verläuft von Sankt-Petersburg über Nowgorod und Iwanowo bis Nischni Nowgorod und Tscheboksary, die südliche von Welikije Luki über Moskau bis Pensa. Dieses Gebiet zeigt sowohl nördliche als auch südliche Sprachzüge. Im Westen ist das unbetonte "o" ein "o", im Osten ein "a" (аканье - Akanje). Die Nördliche Grenze verläuft von Sankt-Petersburg über Nowgorod und Iwanowo bis Nischni Nowgorod und Tscheboksary, die südliche von Welikije Luki über Moskau bis Pensa. Dieses Gebiet zeigt sowohl nördliche als auch südliche Sprachzüge. Im Westen ist das unbetonte "o" ein "o", im Osten ein "a" (аканье - Akanje).Sankt-PetersburgIwanowoNischni NowgorodTscheboksaryPensaSankt-PetersburgIwanowoNischni NowgorodTscheboksaryPensa Westmittelrussisch von Pskow Westmittelrussisch von PskowPskow Westmittelrussisch von Nowgorod Westmittelrussisch von NowgorodNowgorod Ostmittelrussisch von Moskau und Umgebung Ostmittelrussisch von Moskau und UmgebungMoskau Ostmittelrussisch von Jegorewsk und Umgebung Ostmittelrussisch von Jegorewsk und Umgebung Ostmittelrussisch von Temnikow und Umgebung Ostmittelrussisch von Temnikow und Umgebung Ostmittelrussisch vom Wolga-Wladimir Gebiet Ostmittelrussisch vom Wolga-Wladimir Gebiet

99 Einführung in die Slavische Sprachwissenschaft Südrussisch Südrussisch Im Bereich südlich von Welikije Luki über Rjasan bis Tambow. Hier spricht man das unbetonte "o" als "a", ein frikatives "g" und ein weiches "t". Im Bereich südlich von Welikije Luki über Rjasan bis Tambow. Hier spricht man das unbetonte "o" als "a", ein frikatives "g" und ein weiches "t".Welikije LukiRjasanTambow frikativesWelikije LukiRjasanTambow frikatives Mundart von Rjasan Mundart von RjasanRjasan Mundartengruppe vom Dnjepr Mundartengruppe vom DnjeprDnjepr Mundart von Oskol Mundart von Oskol

100 Einführung in die Slavische Sprachwissenschaft Zur Geschichte der russischen Sprache Zur Geschichte der russischen Sprache Das Gemeinostslawische (obščevostočnoslavjanskij jazyk) Das Gemeinostslawische (obščevostočnoslavjanskij jazyk) "Es handelt sich hier um jene Sprache, die zwischen dem Zerfall des Urslawischen und der Herausbildung der ostslawischen Einzelsprachen, des Russischen (Großrussischen), Ukrainischen und Belorussischen, also chronologisch frühestens zwischen dem 8. und dem 14. Jahrhundert anzusiedeln ist. Diese Epoche lässt sich nochmals in zwei Perioden untergliedern: "Es handelt sich hier um jene Sprache, die zwischen dem Zerfall des Urslawischen und der Herausbildung der ostslawischen Einzelsprachen, des Russischen (Großrussischen), Ukrainischen und Belorussischen, also chronologisch frühestens zwischen dem 8. und dem 14. Jahrhundert anzusiedeln ist. Diese Epoche lässt sich nochmals in zwei Perioden untergliedern:

101 Einführung in die Slavische Sprachwissenschaft 1. das frühe Gemeinostslawische: vom 8. Jahrhundert bis zum Zeitpunkt des überlieferten Schrifttums (Mitte des 11. Jahrhunderts). (...) Für einen bestimmten Zeitabschnitt des Gemeinostslawischen vor der Überlieferung des Schrifttums, d.h. für einige Jahrhunderte vor der Mitte des 11.Jahrhunderts, gebraucht V. Kiparsky den Terminus Urrussisch. Bestimmte Eigenheiten dieses Urrussischen ermittelt er aus der Lehnwortkunde und aus einigen Aufzeichnungen fremder Beobachter. 1. das frühe Gemeinostslawische: vom 8. Jahrhundert bis zum Zeitpunkt des überlieferten Schrifttums (Mitte des 11. Jahrhunderts). (...) Für einen bestimmten Zeitabschnitt des Gemeinostslawischen vor der Überlieferung des Schrifttums, d.h. für einige Jahrhunderte vor der Mitte des 11.Jahrhunderts, gebraucht V. Kiparsky den Terminus Urrussisch. Bestimmte Eigenheiten dieses Urrussischen ermittelt er aus der Lehnwortkunde und aus einigen Aufzeichnungen fremder Beobachter.

102 Einführung in die Slavische Sprachwissenschaft 2. das Altrussische im engeren Sinne: vom 11. bis 14. Jahrhundert. Für die erste Periode ist die Konsolidierung der ostslawischen Stammesdialekte und die Herausbildung von territorialen Dialekten auf ihrer Grundlage charakteristisch. Die zweite verläuft bereits im Rahmen des frühfeudalen Kiever Staates (Kievskaja Rus'), so dass insgesamt für diese Zeitepoche der Frühfeudalismus charakteristisch ist. 2. das Altrussische im engeren Sinne: vom 11. bis 14. Jahrhundert. Für die erste Periode ist die Konsolidierung der ostslawischen Stammesdialekte und die Herausbildung von territorialen Dialekten auf ihrer Grundlage charakteristisch. Die zweite verläuft bereits im Rahmen des frühfeudalen Kiever Staates (Kievskaja Rus'), so dass insgesamt für diese Zeitepoche der Frühfeudalismus charakteristisch ist.

103 Einführung in die Slavische Sprachwissenschaft Eine einschneidende Zäsur ist die Bildung des ersten Staates auf dem Territorium der Ostslawen mit der auch die Übernahme des Christentums (988) und die Entwicklung des Schrifttums zusammenhingen, wobei letzteres, wie aus den Verträgen des Fürsten Igor mit den Griechen bekannt ist, über ein Jahrhundert früher einsetzte, als die frühesten belegten Schriften bezeugen. Eine einschneidende Zäsur ist die Bildung des ersten Staates auf dem Territorium der Ostslawen mit der auch die Übernahme des Christentums (988) und die Entwicklung des Schrifttums zusammenhingen, wobei letzteres, wie aus den Verträgen des Fürsten Igor mit den Griechen bekannt ist, über ein Jahrhundert früher einsetzte, als die frühesten belegten Schriften bezeugen.

104 Einführung in die Slavische Sprachwissenschaft Das Gemeinostslawische löste sich im 13. bis 15. Jahrhundert allmählich auf, als zuerst das Ukrainische einige spezifische Züge entwickelte und später auch das Belorussische sich in seiner einzelsprachlichen Herausbildung abzuheben begann, während das Russische (Großrussische), die Sprache der großrussischen Völkerschaft, sich im Rahmen des Moskauer Staates weiter entwickelte." Das Gemeinostslawische löste sich im 13. bis 15. Jahrhundert allmählich auf, als zuerst das Ukrainische einige spezifische Züge entwickelte und später auch das Belorussische sich in seiner einzelsprachlichen Herausbildung abzuheben begann, während das Russische (Großrussische), die Sprache der großrussischen Völkerschaft, sich im Rahmen des Moskauer Staates weiter entwickelte." Eckert, R., Crome, E., Fleckenstein, Ch. Geschichte der russischen Sprache. Leipzig: VEB Verlag Enzyklopädie, 1983, 19. Eckert, R., Crome, E., Fleckenstein, Ch. Geschichte der russischen Sprache. Leipzig: VEB Verlag Enzyklopädie, 1983, 19.

105 Einführung in die Slavische Sprachwissenschaft Das Altrussische (drevnerusskij jazyk) Das Altrussische (drevnerusskij jazyk) "Den Terminus Altrussisch verwenden wir einer alten Tradition folgend in einem weiten Sinne, d.h. für die Zeit vom 11. Jahrhundert bis zum Ausgang des 17. Jahrhunderts. Die altrussische Periode lässt sich in folgende zwei Teilperioden gliedern: "Den Terminus Altrussisch verwenden wir einer alten Tradition folgend in einem weiten Sinne, d.h. für die Zeit vom 11. Jahrhundert bis zum Ausgang des 17. Jahrhunderts. Die altrussische Periode lässt sich in folgende zwei Teilperioden gliedern: die altrussische Periode im eigentlichen und engeren Sinne (11. bis 14. Jahrhundert) - drevnerusskij staršej pory. Es ist dies gleichzeitig die Spätperiode des Gemeinostslawischen (...). die altrussische Periode im eigentlichen und engeren Sinne (11. bis 14. Jahrhundert) - drevnerusskij staršej pory. Es ist dies gleichzeitig die Spätperiode des Gemeinostslawischen (...). die großrussische (velikorusskij) oder mittelrussische Periode (srednerusskij period) oder wie sie in letzter Zeit häufiger genannt wird.: starorusskij: vom 14. Jahrhundert bis Ende des 17. Jahrhunderts. die großrussische (velikorusskij) oder mittelrussische Periode (srednerusskij period) oder wie sie in letzter Zeit häufiger genannt wird.: starorusskij: vom 14. Jahrhundert bis Ende des 17. Jahrhunderts.

106 Einführung in die Slavische Sprachwissenschaft Die erstgenannte Teilperiode, das Altrussische, ist in die Zeit der Existenz des Kiever Staates (862 - 1240) bzw. die Epoche der feudalen Zersplitterung einzuordnen. Gegen Ende dieser Periode löst sich das Gemeinostslawische auf. In dieser Zeit liegt die Herausbildung ausgeprägter ostslawischer Territorialdialekte. Die großrussische Periode steht in engem Zusammenhang mit der Herausbildung der großrussischen Völkerschaft und der Entwicklung des Moskauer Staates. Die erstgenannte Teilperiode, das Altrussische, ist in die Zeit der Existenz des Kiever Staates (862 - 1240) bzw. die Epoche der feudalen Zersplitterung einzuordnen. Gegen Ende dieser Periode löst sich das Gemeinostslawische auf. In dieser Zeit liegt die Herausbildung ausgeprägter ostslawischer Territorialdialekte. Die großrussische Periode steht in engem Zusammenhang mit der Herausbildung der großrussischen Völkerschaft und der Entwicklung des Moskauer Staates. Eckert, R., Crome, E., Fleckenstein, Ch. Geschichte der russischen Sprache. Leipzig: VEB Verlag Enzyklopädie, 1983, 20. Eckert, R., Crome, E., Fleckenstein, Ch. Geschichte der russischen Sprache. Leipzig: VEB Verlag Enzyklopädie, 1983, 20.

107 Einführung in die Slavische Sprachwissenschaft Die Periode der Herausbildung der russischen Nationalsprache Die Periode der Herausbildung der russischen Nationalsprache "Ende des 17. Jahrhunderts bis ins 1. Drittel des 19. Jahrhunderts. Mit der Herausbildung der russischen Nation entwickelt sich die russischen Nationalsprache. Die Petrinische Zeit leitete diese Periode ein. Die Begründung der russischen Literatursprache auf demokratisch-volkssprachlicher Grundlage und die Schaffung einheitlicher Normen Anfang des 19. Jahrhunderts schließen diesen Zeitabschnitt ab. "Ende des 17. Jahrhunderts bis ins 1. Drittel des 19. Jahrhunderts. Mit der Herausbildung der russischen Nation entwickelt sich die russischen Nationalsprache. Die Petrinische Zeit leitete diese Periode ein. Die Begründung der russischen Literatursprache auf demokratisch-volkssprachlicher Grundlage und die Schaffung einheitlicher Normen Anfang des 19. Jahrhunderts schließen diesen Zeitabschnitt ab. Eckert, R., Crome, E., Fleckenstein, Ch. Geschichte der russischen Sprache. Leipzig: VEB Verlag Enzyklopädie, 1983, 20. Eckert, R., Crome, E., Fleckenstein, Ch. Geschichte der russischen Sprache. Leipzig: VEB Verlag Enzyklopädie, 1983, 20.

108 Einführung in die Slavische Sprachwissenschaft Die Periode der russischen Sprache der Gegenwart Die Periode der russischen Sprache der Gegenwart Sie zerfällt in vier Teilperioden: Sie zerfällt in vier Teilperioden: 1. die Periode der Entwicklung der russischen Nationalsprache im 19. Jahrhundert und zu Beginn des 20. Jahrhunderts. 1. die Periode der Entwicklung der russischen Nationalsprache im 19. Jahrhundert und zu Beginn des 20. Jahrhunderts.

109 Einführung in die Slavische Sprachwissenschaft 2. die Periode der Entwicklung der russischen Nationalsprache in der Sowjetzeit, d.h. seit 1917. Die Große Sozialistische Oktoberrevolution hatte grundlegende Auswirkungen auf die Entwicklung der modernen russischen Literatursprache, von der erstmals die breiten Massen des Volkes besitz ergriffen. Es kommt weiterhin zu einer wesentlichen Ausweitung der gesellschaftlichen Funktion des Russischen als Mittel der Verständigung im polynationalen Sowjetstaat und als Weltsprache. 2. die Periode der Entwicklung der russischen Nationalsprache in der Sowjetzeit, d.h. seit 1917. Die Große Sozialistische Oktoberrevolution hatte grundlegende Auswirkungen auf die Entwicklung der modernen russischen Literatursprache, von der erstmals die breiten Massen des Volkes besitz ergriffen. Es kommt weiterhin zu einer wesentlichen Ausweitung der gesellschaftlichen Funktion des Russischen als Mittel der Verständigung im polynationalen Sowjetstaat und als Weltsprache.

110 Einführung in die Slavische Sprachwissenschaft 3. Die Periode der Zeit der Perestrojka (80er Jahre) 3. Die Periode der Zeit der Perestrojka (80er Jahre) 4. Die Periode der großen Umwälzungen nach dem Fall des Eisernen Vorhangs (90er Jahre) 4. Die Periode der großen Umwälzungen nach dem Fall des Eisernen Vorhangs (90er Jahre)

111 Einführung in die Slavische Sprachwissenschaft Tschechisch Tschechisch Inhaltsverzeichnis Inhaltsverzeichnis 1 Die gesprochene Sprache des Tschechischen 1 Die gesprochene Sprache des Tschechischen 2 Grammatik 2 Grammatik 2 Grammatik 2 Grammatik 3 Alphabet 3 Alphabet 3 Alphabet 3 Alphabet 4 Die tschechischen Laute 4 Die tschechischen Laute 4 Die tschechischen Laute 4 Die tschechischen Laute –4.1 Vokale 4.1 Vokale4.1 Vokale –4.2 Diphthonge 4.2 Diphthonge4.2 Diphthonge –4.3 Konsonanten 4.3 Konsonanten4.3 Konsonanten 4.3.1 Sog. harte Konsonanten 4.3.1 Sog. harte Konsonanten 4.3.1 Sog. harte Konsonanten 4.3.1 Sog. harte Konsonanten 4.3.2 Sog. weiche Konsonanten 4.3.2 Sog. weiche Konsonanten 4.3.2 Sog. weiche Konsonanten 4.3.2 Sog. weiche Konsonanten 4.3.3 So genannte neutrale Konsonanten oder Zwitterlaute 4.3.3 So genannte neutrale Konsonanten oder Zwitterlaute 4.3.3 So genannte neutrale Konsonanten oder Zwitterlaute 4.3.3 So genannte neutrale Konsonanten oder Zwitterlaute

112 Einführung in die Slavische Sprachwissenschaft 5 Aussprache 5 Aussprache 5 Aussprache 5 Aussprache –5.1 Grundregeln 5.1 Grundregeln5.1 Grundregeln 6 Tschechische Schrift und ihre diakritischen Zeichen 6 Tschechische Schrift und ihre diakritischen Zeichen 6 Tschechische Schrift und ihre diakritischen Zeichen 6 Tschechische Schrift und ihre diakritischen Zeichen 7 Sprachgeschichte 7 Sprachgeschichte

113 Einführung in die Slavische Sprachwissenschaft Tschechische Sprache Tschechische Sprache aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie Tschechisch (čeština) Tschechisch (čeština) Gesprochen inTschechien, angrenzende Länder (v.a. Slowakei), USA, Kanada, Westeuropa, Australien Gesprochen inTschechien, angrenzende Länder (v.a. Slowakei), USA, Kanada, Westeuropa, AustralienTschechien SlowakeiUSAKanadaAustralienTschechien SlowakeiUSAKanadaAustralien Sprecher12 Millionen Sprecher12 Millionen Linguistische Klassifikation Linguistische Klassifikation Klassifikation Indogermanische Sprachen Indogermanische Sprachen Indogermanische Sprachen Indogermanische Sprachen –Slawische Sprachen Slawische SprachenSlawische Sprachen Westslawische Sprachen Westslawische Sprachen Westslawische Sprachen Westslawische Sprachen Tschechisch Tschechisch

114 Einführung in die Slavische Sprachwissenschaft Offizieller Status Offizieller Status Amtssprache in Amtssprache in Tschechien, Europäische Union Tschechien, Europäische Union TschechienEuropäische Union TschechienEuropäische Union Sprachcodes Sprachcodes ISO 639-1:cs ISO 639-1:cs ISO 639 ISO 639 ISO 639-2:(B) cze/ces(T) – ISO 639-2:(B) cze/ces(T) – ISO 639 ISO 639 SIL ISO 639-3:CZC SIL ISO 639-3:CZC SILISO 639 SILISO 639

115 Einführung in die Slavische Sprachwissenschaft Tschechisch ist eine Sprache aus dem westslawischen Zweig der indogermanischen Sprachfamilie. Tschechisch ist eine Sprache aus dem westslawischen Zweig der indogermanischen Sprachfamilie.Sprache westslawischen Zweig indogermanischen SprachfamilieSprache westslawischen Zweig indogermanischen Sprachfamilie Sie wird von ca. 12 Millionen Menschen als Muttersprache gesprochen (Stand 1999), von denen ca. 10 Millionen in Tschechien leben, wo es die Amtssprache ist. Seit dem 1. Mai 2004 ist Tschechisch auch eine Amtssprache der EU. Die Wissenschaft, die sich mit der tschechischen Sprache befasst, ist die Bohemistik. Sie wird von ca. 12 Millionen Menschen als Muttersprache gesprochen (Stand 1999), von denen ca. 10 Millionen in Tschechien leben, wo es die Amtssprache ist. Seit dem 1. Mai 2004 ist Tschechisch auch eine Amtssprache der EU. Die Wissenschaft, die sich mit der tschechischen Sprache befasst, ist die Bohemistik. MutterspracheTschechienAmtssprache 1. Mai2004EUBohemistik MutterspracheTschechienAmtssprache 1. Mai2004EUBohemistik

116 Einführung in die Slavische Sprachwissenschaft Tschechisch und Slowakisch sind gegenseitig gut verständlich (siehe dazu unter slowakische Sprache). Schriftlich sind die beiden Sprachen am einfachsten durch Buchstaben ř, ě und ů unterscheidbar, die es nur im Tschechischen gibt (zur Aussprache siehe unten). Hingegen gibt es im Slowakischen die Buchstaben ä, ô, ľ und ŕ, die es nicht im Tschechischen gibt. Tschechisch und Slowakisch sind gegenseitig gut verständlich (siehe dazu unter slowakische Sprache). Schriftlich sind die beiden Sprachen am einfachsten durch Buchstaben ř, ě und ů unterscheidbar, die es nur im Tschechischen gibt (zur Aussprache siehe unten). Hingegen gibt es im Slowakischen die Buchstaben ä, ô, ľ und ŕ, die es nicht im Tschechischen gibt.Slowakischslowakische SpracheuntenSlowakischslowakische Spracheunten

117 Einführung in die Slavische Sprachwissenschaft Der ebenso geschriebene Laut des Obersorbischen wird heute nach t wie tsch oder c, sonst wie sch gesprochen. Der ebenso geschriebene Laut des Obersorbischen wird heute nach t wie tsch oder c, sonst wie sch gesprochen.Obersorbischen Die Aussprache des Tschechischen gilt im Deutschen als schwierig, einerseits wegen der Zischlaute und des ř, andererseits weil r und l eigene Silben bilden können (z.B. wird der Ortsname Brno (dt. Brünn) zweisilbig gesprochen). Dadurch sind Sätze wie Strč prst skrz krk möglich, die offensichtlich keine Vokale enthalten. Es sind silbenbildende Konsonanten [ ŗ ] [ļ ]. Die Aussprache des Tschechischen gilt im Deutschen als schwierig, einerseits wegen der Zischlaute und des ř, andererseits weil r und l eigene Silben bilden können (z.B. wird der Ortsname Brno (dt. Brünn) zweisilbig gesprochen). Dadurch sind Sätze wie Strč prst skrz krk möglich, die offensichtlich keine Vokale enthalten. Es sind silbenbildende Konsonanten [ ŗ ] [ļ ].Strč prst skrz krkStrč prst skrz krk

118 Einführung in die Slavische Sprachwissenschaft Die gesprochene Sprache des Tschechischen Die gesprochene Sprache des Tschechischen Die Umgangssprache in Tschechien (obecná čeština) hebt sich von der Schriftsprache (spisovná čeština) ab. Es handelt sich dabei nicht um einen örtlichen Dialekt, sondern um die gesprochene Sprache, die vor allem in Böhmen verbreitet ist. Einige Sprachwissenschaftler, vor allem Mähren, bezeichnen die Umgangssprache als s. g. Interdialekt, das ist ein verbreiteter Dialekt, der über anderen Dialekten steht. Die Umgangssprache in Tschechien (obecná čeština) hebt sich von der Schriftsprache (spisovná čeština) ab. Es handelt sich dabei nicht um einen örtlichen Dialekt, sondern um die gesprochene Sprache, die vor allem in Böhmen verbreitet ist. Einige Sprachwissenschaftler, vor allem Mähren, bezeichnen die Umgangssprache als s. g. Interdialekt, das ist ein verbreiteter Dialekt, der über anderen Dialekten steht.

119 Einführung in die Slavische Sprachwissenschaft Für diese Umgangssprache gibt es fast keine schriftlichen Grundlagen. Die nachfolgenden Ausführungen gelten deshalb in erster Linie für die sprachliche Ebene, wie sie in den Medien und im Kontakt mit Nichtmuttersprachlern benutzt wird. Für diese Umgangssprache gibt es fast keine schriftlichen Grundlagen. Die nachfolgenden Ausführungen gelten deshalb in erster Linie für die sprachliche Ebene, wie sie in den Medien und im Kontakt mit Nichtmuttersprachlern benutzt wird. Der Lernende der tschechischen Sprache trifft ansonsten auf die nationale Umgangssprache oder einen der vielen Dialekte, die es daneben gibt. Der Lernende der tschechischen Sprache trifft ansonsten auf die nationale Umgangssprache oder einen der vielen Dialekte, die es daneben gibt.

120 Einführung in die Slavische Sprachwissenschaft Grammatik Grammatik Tschechisch ist eine stark flektierende Sprache mit sieben grammatischen Fällen (Nominativ, Genitiv, Dativ, Akkusativ, Vokativ, Lokativ, Instrumental) im Singular und Plural. Im Akkusativ Singular und Nominativ Plural der Maskulina gibt es unterschiedliche Formen für belebte (Belebtheitskategorie) und unbelebte Wesen. Die Substantiva haben in jedem der drei Genera (männlich, weiblich, sächlich) mindestens vier Grundformen. Tschechisch ist eine stark flektierende Sprache mit sieben grammatischen Fällen (Nominativ, Genitiv, Dativ, Akkusativ, Vokativ, Lokativ, Instrumental) im Singular und Plural. Im Akkusativ Singular und Nominativ Plural der Maskulina gibt es unterschiedliche Formen für belebte (Belebtheitskategorie) und unbelebte Wesen. Die Substantiva haben in jedem der drei Genera (männlich, weiblich, sächlich) mindestens vier Grundformen.flektierende SpracheNominativGenitiv DativAkkusativVokativLokativInstrumental SingularPluralflektierende SpracheNominativGenitiv DativAkkusativVokativLokativInstrumental SingularPlural

121 Einführung in die Slavische Sprachwissenschaft Das Verbum verfügt über die Kategorien von Aspekt (perfektiv und imperfektiv) und Tempus (Präsens, Futur, Präteritum), Person, Numerus und Modus (Imperativ, Konditional). Das Verbum verfügt über die Kategorien von Aspekt (perfektiv und imperfektiv) und Tempus (Präsens, Futur, Präteritum), Person, Numerus und Modus (Imperativ, Konditional).

122 Einführung in die Slavische Sprachwissenschaft Die Deklinierung und Konjugierung erfolgt mittels Endungen (und/oder kleinen Änderungen im Stamm), deren Bildung sehr vielfältig und nicht immer regelmäßig und somit sehr schwer erlernbar ist. Die Deklinierung und Konjugierung erfolgt mittels Endungen (und/oder kleinen Änderungen im Stamm), deren Bildung sehr vielfältig und nicht immer regelmäßig und somit sehr schwer erlernbar ist. Die Wortfolge ist relativ frei und ermöglicht stilistische Differenzierungen. Die Wortfolge ist relativ frei und ermöglicht stilistische Differenzierungen.

123 Einführung in die Slavische Sprachwissenschaft Im Tschechischen werden viele Adjektive und Partizipien nicht nur nach Genus, Numerus und Kasus abgewandelt, es wird zusätzlich zwischen langen und kurzen Formen unterschieden. Im Unterschied z.B. zum Kroatischen oder den baltischen Sprachen können kurze Formen nur prädikativ verwendet werden und weisen ein reduziertes Paradigma auf. Im Tschechischen werden viele Adjektive und Partizipien nicht nur nach Genus, Numerus und Kasus abgewandelt, es wird zusätzlich zwischen langen und kurzen Formen unterschieden. Im Unterschied z.B. zum Kroatischen oder den baltischen Sprachen können kurze Formen nur prädikativ verwendet werden und weisen ein reduziertes Paradigma auf.AdjektivePartizipienKroatischenbaltischen SprachenParadigmaAdjektivePartizipienKroatischenbaltischen SprachenParadigma

124 Einführung in die Slavische Sprachwissenschaft Während die Kurzformen von Adjektiven meist in gehobenem Stil benützt werden, ist die Verwendung der Kurz-/Langformen von Partizipien im periphrastischen Passiv auch in der Umgangssprache bedeutungsunterscheidend, z.B. okno bylo zavřeno (Vorgangspassiv: das Fenster wurde geschlossen) vs. okno bylo zavřené (Zustandspassiv: das Fenster war geschlossen). Während die Kurzformen von Adjektiven meist in gehobenem Stil benützt werden, ist die Verwendung der Kurz-/Langformen von Partizipien im periphrastischen Passiv auch in der Umgangssprache bedeutungsunterscheidend, z.B. okno bylo zavřeno (Vorgangspassiv: das Fenster wurde geschlossen) vs. okno bylo zavřené (Zustandspassiv: das Fenster war geschlossen).PassivUmgangssprachePassivUmgangssprache

125 Einführung in die Slavische Sprachwissenschaft Alphabet Tschechisch wird mit dem lateinischen Alphabet geschrieben, durch diakritische Zeichen differenziert. Tschechisch wird mit dem lateinischen Alphabet geschrieben, durch diakritische Zeichen differenziert.lateinischen Alphabetdiakritische Zeichenlateinischen Alphabetdiakritische Zeichen Beim Sortieren und in Verzeichnissen (Telefonbuch) und Wörterbüchern werden die Zeichen: Č, Ch, Ř, Š, Ž als selbständige und eigenständige Buchstaben behandelt (das Ch folgt dem Buchstaben H); das tschechische Alphabet hat demzufolge ganze 34 statt nur 26 Buchstaben. Beim Sortieren und in Verzeichnissen (Telefonbuch) und Wörterbüchern werden die Zeichen: Č, Ch, Ř, Š, Ž als selbständige und eigenständige Buchstaben behandelt (das Ch folgt dem Buchstaben H); das tschechische Alphabet hat demzufolge ganze 34 statt nur 26 Buchstaben.Alphabet

126 Einführung in die Slavische Sprachwissenschaft Vollständig lautet das tschechische Alphabet: Vollständig lautet das tschechische Alphabet: A, (Á), B, C, Č, D, (Ď), E, (É), (Ě), F, G, H, Ch, I, (Í), J, K, L, M, N, (Ň), O, (Ó), P, Q, R, Ř, S, Š, T, (Ť), U, (Ú), (Ů), V, W, X, Y, (Ý), Z, Ž. A, (Á), B, C, Č, D, (Ď), E, (É), (Ě), F, G, H, Ch, I, (Í), J, K, L, M, N, (Ň), O, (Ó), P, Q, R, Ř, S, Š, T, (Ť), U, (Ú), (Ů), V, W, X, Y, (Ý), Z, Ž.

127 Einführung in die Slavische Sprachwissenschaft Die in Klammern gesetzten Buchstaben werden beim Sortieren so behandelt wie der ihnen vorhergehende Buchstabe. So steht dann beispielsweise pět (= fünf) vor petrklíč (= Schlüsselblume). Wenn sich zwei Wörter nur durch die beiden verwandten Buchstaben unterscheiden, steht zunächst das Wort mit dem einfachen Buchstaben und dann das andere, also etwa pas (= Pass) vor pás (= Gürtel). Die in Klammern gesetzten Buchstaben werden beim Sortieren so behandelt wie der ihnen vorhergehende Buchstabe. So steht dann beispielsweise pět (= fünf) vor petrklíč (= Schlüsselblume). Wenn sich zwei Wörter nur durch die beiden verwandten Buchstaben unterscheiden, steht zunächst das Wort mit dem einfachen Buchstaben und dann das andere, also etwa pas (= Pass) vor pás (= Gürtel). Ě, Ů und Ý kommen nie am Wortanfang vor, deshalb sind die entsprechenden Großbuchstaben sehr selten und werden nur dann verwendet, wenn das ganze Wort in Großbuchstaben geschrieben wird (z.B. MĚSTO). Ě, Ů und Ý kommen nie am Wortanfang vor, deshalb sind die entsprechenden Großbuchstaben sehr selten und werden nur dann verwendet, wenn das ganze Wort in Großbuchstaben geschrieben wird (z.B. MĚSTO).

128 Einführung in die Slavische Sprachwissenschaft Die tschechischen Laute Die tschechischen Laute Vokale [samohlásky] Vokale [samohlásky] Es gibt kurze und lange Vokale. Ferner können im Tschechischen die Konsonanten r, l und (selten) m Silben bilden, so gibt es auch Wörter, die nur aus Konsonanten bestehen, vgl. etwa krk "Hals" ; blb "Blödmann" oder scvrnkls "du hast es heruntergeschnipst". Es gibt kurze und lange Vokale. Ferner können im Tschechischen die Konsonanten r, l und (selten) m Silben bilden, so gibt es auch Wörter, die nur aus Konsonanten bestehen, vgl. etwa krk "Hals" ; blb "Blödmann" oder scvrnkls "du hast es heruntergeschnipst".

129 Einführung in die Slavische Sprachwissenschaft Diphthonge [dvojhlásky] Diphthonge [dvojhlásky] Im Tschechischen gibt es die Diphthonge ou, au und eu. Der Diphthong ou ist auch in tschechischen Wörtern häufig, au und eu kommen nur in Fremdwörtern oder Interjektionen vor - in tschechischen Wörtern bilden sie zwei Silben, z.B. in neučím "ich lehre nicht", das dreisilbig gesprochen wird ['n ɛ.u.t ʃ i ː m]. Im Tschechischen gibt es die Diphthonge ou, au und eu. Der Diphthong ou ist auch in tschechischen Wörtern häufig, au und eu kommen nur in Fremdwörtern oder Interjektionen vor - in tschechischen Wörtern bilden sie zwei Silben, z.B. in neučím "ich lehre nicht", das dreisilbig gesprochen wird ['n ɛ.u.t ʃ i ː m].n ɛ.u.t ʃ i ː mn ɛ.u.t ʃ i ː m

130 Einführung in die Slavische Sprachwissenschaft Der Diphthong au wird wie im Deutschen ausgesprochen, z.B. auto ['a ʊ t ɔ ]. Der Diphthong au wird wie im Deutschen ausgesprochen, z.B. auto ['a ʊ t ɔ ].a ʊ t ɔa ʊ t ɔ Bei der Aussprache des Diphthongs ou werden ein offenes o und ein unsilbisches offenes u verbunden, vgl. moudrý "schlau,intelligent" als ['m ɔʊ dri ː ], auf keinen Fall darf – wie in französischen Lehnwörtern im Deutschen – nur ein Vokal gesprochen werden (vgl. Souterrain ['sut ɛ r ɛ ̃]). Bei der Aussprache des Diphthongs ou werden ein offenes o und ein unsilbisches offenes u verbunden, vgl. moudrý "schlau,intelligent" als ['m ɔʊ dri ː ], auf keinen Fall darf – wie in französischen Lehnwörtern im Deutschen – nur ein Vokal gesprochen werden (vgl. Souterrain ['sut ɛ r ɛ ̃]).m ɔʊ dri ːsut ɛ r ɛ ̃m ɔʊ dri ːsut ɛ r ɛ ̃ Bei der Aussprache des Diphthongs eu werden ein offenes e und ein unsilbisches u verbunden, vgl. Leukemie ['l ɛʊ k ɛː,m ɪɛ ], auf keinen Fall darf wie im Deutschen oi [ ɔʏ ] gesprochen werden. Bei der Aussprache des Diphthongs eu werden ein offenes e und ein unsilbisches u verbunden, vgl. Leukemie ['l ɛʊ k ɛː,m ɪɛ ], auf keinen Fall darf wie im Deutschen oi [ ɔʏ ] gesprochen werden.l ɛʊ k ɛː,m ɪɛl ɛʊ k ɛː,m ɪɛ

131 Einführung in die Slavische Sprachwissenschaft Konsonanten [souhlásky] Konsonanten [souhlásky] In der tschechischen Rechtschreibung unterscheidet man sog. harte, neutrale und weiche Konsonanten. Weich ausgesprochen (wie in anderen slawischen Sprachen wie dem Russischen) werden aber nur die Konsonanten ť, ď und ň. In der tschechischen Rechtschreibung unterscheidet man sog. harte, neutrale und weiche Konsonanten. Weich ausgesprochen (wie in anderen slawischen Sprachen wie dem Russischen) werden aber nur die Konsonanten ť, ď und ň.

132 Einführung in die Slavische Sprachwissenschaft Für die Rechtschreibung und die Deklination ist diese Einteilung sehr wichtig. Die Kinder lernen daher in der Grundschule zum einen die Reihen der harten und neutralen Konsonanten wie das Alphabet aufzusagen und zum anderen jene Wörter mit neutralen Konsonanten aufzusagen, in denen ein [i] als y geschrieben wird (so genannte vyjmenovaná oder vybraná slova bzw. "ausgewählte Wörter"). Erwachsene haben aber meistens die Rechtschreibung bereits "automatisiert" und brauchen diese Reihen nicht mehr. Für die Rechtschreibung und die Deklination ist diese Einteilung sehr wichtig. Die Kinder lernen daher in der Grundschule zum einen die Reihen der harten und neutralen Konsonanten wie das Alphabet aufzusagen und zum anderen jene Wörter mit neutralen Konsonanten aufzusagen, in denen ein [i] als y geschrieben wird (so genannte vyjmenovaná oder vybraná slova bzw. "ausgewählte Wörter"). Erwachsene haben aber meistens die Rechtschreibung bereits "automatisiert" und brauchen diese Reihen nicht mehr.

133 Einführung in die Slavische Sprachwissenschaft Sog. harte Konsonanten Sog. harte Konsonanten Die 8 harten Konsonanten sind: Die 8 harten Konsonanten sind: Schriftzeichen Beispiel Schriftzeichen Beispiel H hotel, Praha H hotel, Praha Ch chyba, Čech Ch chyba, Čech K křeslo, vlaky K křeslo, vlaky G guma, magnetofon G guma, magnetofon R ráno, dobrý R ráno, dobrý D dáme, jeden D dáme, jeden T tabule, stůl T tabule, stůl N noc, ten N noc, ten In der Rechtschreibung schreibt man nach diesen Konsonanten ein [i] wie y. In der Rechtschreibung schreibt man nach diesen Konsonanten ein [i] wie y.

134 Einführung in die Slavische Sprachwissenschaft Sog. weiche Konsonanten [měkké souhlásky] Sog. weiche Konsonanten [měkké souhlásky] Die 9 weichen Konsonanten sind: Die 9 weichen Konsonanten sind: Schriftzeichen Beispiel Schriftzeichen Beispiel Ž židle, leží Ž židle, leží Š šest, sešit Š šest, sešit Č černý, večer Č černý, večer Ř středa, říká Ř středa, říká C co, mloci C co, mloci J jaký, jídlo J jaký, jídlo Ď Maďarsko, ďábel, dívka, děkuji Ď Maďarsko, ďábel, dívka, děkuji Ť chuť, ticho Ť chuť, ticho Ň skříň, niva, bez něho Ň skříň, niva, bez něho

135 Einführung in die Slavische Sprachwissenschaft Anmerkung: ď wird handschriftlich als dˇ, ť als tˇ geschrieben. Anmerkung: ď wird handschriftlich als dˇ, ť als tˇ geschrieben. In der Rechtschreibung schreibt man nach diesen Konsonanten ein [i] wie i bzw. ě oder e. In der Rechtschreibung schreibt man nach diesen Konsonanten ein [i] wie i bzw. ě oder e.

136 Einführung in die Slavische Sprachwissenschaft So genannte neutrale Konsonanten oder Zwitterlaute [obojetné souhlásky] So genannte neutrale Konsonanten oder Zwitterlaute [obojetné souhlásky] Die 8 neutralen Konsonanten sind: Die 8 neutralen Konsonanten sind: Schriftzeichen Beispiel Schriftzeichen Beispiel B tabule, býti, bída, bíti B tabule, býti, bída, bíti F fyzika, fičet F fyzika, fičet L leží, lysý, list L leží, lysý, list M mám, myš, míchat M mám, myš, míchat P pán, pyšný, píchnout, pysk, pískat P pán, pyšný, píchnout, pysk, pískat S sešit, sýr, síra, prosím S sešit, sýr, síra, prosím V velký, výr, vír, vichřice V velký, výr, vír, vichřice Z zítra, jazyk Z zítra, jazyk In der Rechtschreibung schreibt man nach diesen Konsonanten in "ausgewählten Wörtern" und einigen Fremdwörtern ein [i] wie y, sonst wie i. In der Rechtschreibung schreibt man nach diesen Konsonanten in "ausgewählten Wörtern" und einigen Fremdwörtern ein [i] wie y, sonst wie i.

137 Einführung in die Slavische Sprachwissenschaft Eine Besonderheit beim Erlernen der neutralen Zwitterlaute bietet hier der phonetische Zusammenfall von harten und weichen Konsonanten in einen mittleren, gleich lautenden Laut, wodurch das tschechische Kind in der Schule den Bedeutungsunterschied von Wortformen nur aufgrund der unterschiedlichen Schriftzeichen i/y oder í/ý erkennen und lernen kann, vgl.: výr Uhu : vír Wasserstrudel, mýt waschen : mít haben, být sein : bít schlagen. Mit gleichen Problemen hat der Ausländer beim Erlernen des Tschechischen zu rechnen. Eine Besonderheit beim Erlernen der neutralen Zwitterlaute bietet hier der phonetische Zusammenfall von harten und weichen Konsonanten in einen mittleren, gleich lautenden Laut, wodurch das tschechische Kind in der Schule den Bedeutungsunterschied von Wortformen nur aufgrund der unterschiedlichen Schriftzeichen i/y oder í/ý erkennen und lernen kann, vgl.: výr Uhu : vír Wasserstrudel, mýt waschen : mít haben, být sein : bít schlagen. Mit gleichen Problemen hat der Ausländer beim Erlernen des Tschechischen zu rechnen.

138 Einführung in die Slavische Sprachwissenschaft Aussprache Aussprache Das reglementierte Hochtschechisch (entsprechend der Schriftform) wird bei offiziellen Anlässen gesprochen (z. B. Nachrichten im Rundfunk, TV, Festreden), die tatsächlich gesprochene Umgangssprache weicht jedoch stark davon ab, sowohl in der Aussprache als auch in der Grammatik. Das reglementierte Hochtschechisch (entsprechend der Schriftform) wird bei offiziellen Anlässen gesprochen (z. B. Nachrichten im Rundfunk, TV, Festreden), die tatsächlich gesprochene Umgangssprache weicht jedoch stark davon ab, sowohl in der Aussprache als auch in der Grammatik.

139 Einführung in die Slavische Sprachwissenschaft Grundregeln Grundregeln Im Tschechischen wird grundsätzlich die erste Silbe des Worts betont. Im Tschechischen wird grundsätzlich die erste Silbe des Worts betont. Die mit der so genannten čárka (Akut) gekennzeichneten Buchstaben (á, é, í, ó, ý, ú, sowie ů) werden lang ausgesprochen. Lange und betonte Silben fallen oft nicht zusammen. Die mit der so genannten čárka (Akut) gekennzeichneten Buchstaben (á, é, í, ó, ý, ú, sowie ů) werden lang ausgesprochen. Lange und betonte Silben fallen oft nicht zusammen.Akut Die mit dem so genannten háček (Häkchen) gekennzeichneten Buchstaben sind entweder Zischlaute (š, č, ž, ř) oder sie werden weich ausgesprochen, d.h. mit einem Anklang an ein j hinter dem Konsonanten artikuliert (dies im Falle von ť, ď, ň). Die mit dem so genannten háček (Häkchen) gekennzeichneten Buchstaben sind entweder Zischlaute (š, č, ž, ř) oder sie werden weich ausgesprochen, d.h. mit einem Anklang an ein j hinter dem Konsonanten artikuliert (dies im Falle von ť, ď, ň).háček

140 Einführung in die Slavische Sprachwissenschaft ě wird wie je gesprochen, außer nach d, t und n, wo es deren Erweichung auslöst. ě wird wie je gesprochen, außer nach d, t und n, wo es deren Erweichung auslöst. Vor ě und i werden die Konsonanten d, t und n weich ausgesprochen, d.h. mit einem Anklang an ein j hinter dem Konsonanten artikuliert. Die Zunge geht dabei zum vorderen Gaumen. Vor ě und i werden die Konsonanten d, t und n weich ausgesprochen, d.h. mit einem Anklang an ein j hinter dem Konsonanten artikuliert. Die Zunge geht dabei zum vorderen Gaumen.

141 Einführung in die Slavische Sprachwissenschaft Sprachgeschichte Sprachgeschichte Das Tschechische stellt zusammen mit dem Slowakischen die sog. südliche Gruppe der westslawischen Sprachen dar. Diese Einordnung beruht auf einigen lautlichen Besonderheiten, die das Tschechische/Slowakische mit dem Südslawischen gemeinsam aus dem Gemeinslawischen ererbt haben, wie z. B. die Liquidametathese und Ersatzdehnung in den Gruppen *TERT/*TELT/*TORT/*TOLT, die in beiden Sprachen > TRĒT / TLĒT und TRŌT/ TLŌT mit der weiteren Veränderung zu TRĚT / TLĚT und TRAT / TLAT gegenüber dem Umlaut ohne Dehnung in den lechitischen Sprachen und sorbischen Sprachen: vgl. tsch. hlava, kráva, břeh, mléko. Das Tschechische stellt zusammen mit dem Slowakischen die sog. südliche Gruppe der westslawischen Sprachen dar. Diese Einordnung beruht auf einigen lautlichen Besonderheiten, die das Tschechische/Slowakische mit dem Südslawischen gemeinsam aus dem Gemeinslawischen ererbt haben, wie z. B. die Liquidametathese und Ersatzdehnung in den Gruppen *TERT/*TELT/*TORT/*TOLT, die in beiden Sprachen > TRĒT / TLĒT und TRŌT/ TLŌT mit der weiteren Veränderung zu TRĚT / TLĚT und TRAT / TLAT gegenüber dem Umlaut ohne Dehnung in den lechitischen Sprachen und sorbischen Sprachen: vgl. tsch. hlava, kráva, břeh, mléko.

142 Einführung in die Slavische Sprachwissenschaft Obwohl das Tschechische und Slowakische über mehr als 1000 Jahre Sprachkontakt zu unterschiedlichen Sprachen hatten und auch – abgesehen von den Jahren der Ersten und Zweiten Tschechoslowakischen Republik – zu unterschiedlichen politischen und kulturellen Einflusssphären gehörten, bleibt die sprachliche Nähe erhalten. Unterschiede ergeben sich vor allem in der Phonologie, der Morphologie und der Lexik. Obwohl das Tschechische und Slowakische über mehr als 1000 Jahre Sprachkontakt zu unterschiedlichen Sprachen hatten und auch – abgesehen von den Jahren der Ersten und Zweiten Tschechoslowakischen Republik – zu unterschiedlichen politischen und kulturellen Einflusssphären gehörten, bleibt die sprachliche Nähe erhalten. Unterschiede ergeben sich vor allem in der Phonologie, der Morphologie und der Lexik.

143 Einführung in die Slavische Sprachwissenschaft Slk. Ľudia, ktorí ťažko robia, zvykle nemajú veľa peňazí Slk. Ľudia, ktorí ťažko robia, zvykle nemajú veľa peňazí Tsch. Lidé, kteří těžce pracují, obvykle nemají mnoho peněz Tsch. Lidé, kteří těžce pracují, obvykle nemají mnoho peněz Die besondere Nähe der beiden Sprachen wird auch dadurch deutlich, dass selbst nach der Trennung der beiden Nationen im Jahre 1993 und der Auflösung der Tschechoslowakei ein Tscheche und ein Slowake in der jeweils eigenen Muttersprache kommunizieren können, ohne dass dabei Verständnisprobleme entstehen. Die besondere Nähe der beiden Sprachen wird auch dadurch deutlich, dass selbst nach der Trennung der beiden Nationen im Jahre 1993 und der Auflösung der Tschechoslowakei ein Tscheche und ein Slowake in der jeweils eigenen Muttersprache kommunizieren können, ohne dass dabei Verständnisprobleme entstehen.

144 Einführung in die Slavische Sprachwissenschaft Diese sprachliche Nähe hat in der Zeit von 1918-1938 T. G. Masaryk, der Präsident der Ersten Tschechoslowa-kischen Republik, genutzt, um von einer einheitlichen tschechoslowakischen Sprache in zwei schriftsprachlichen Varianten zu sprechen. Diese sprachliche Nähe hat in der Zeit von 1918-1938 T. G. Masaryk, der Präsident der Ersten Tschechoslowa-kischen Republik, genutzt, um von einer einheitlichen tschechoslowakischen Sprache in zwei schriftsprachlichen Varianten zu sprechen.

145 Einführung in die Slavische Sprachwissenschaft Zu den lautlichen Besonderheiten des Tsch. gehören folgende typisch westslavische Lautwechsel: Zu den lautlichen Besonderheiten des Tsch. gehören folgende typisch westslavische Lautwechsel: (a) tj, dj > c, z (dz); svíce, sázet (a) tj, dj > c, z (dz); svíce, sázet (b) kv, gv vor vorderen Vokalen bleiben unverändert (květ, hvězda) gegenüber ost-/südslav. cvet, zvezda. (b) kv, gv vor vorderen Vokalen bleiben unverändert (květ, hvězda) gegenüber ost-/südslav. cvet, zvezda. (c) Liquida-metathese (hrad, robota, mléko, břeh) (c) Liquida-metathese (hrad, robota, mléko, břeh) (d) Kontraktion: dobrá, naší \ russ. dobraja Nom.Sg., našeju Instr. Sg. | poln. dobra, naszą (d) Kontraktion: dobrá, naší \ russ. dobraja Nom.Sg., našeju Instr. Sg. | poln. dobra, naszą

146 Einführung in die Slavische Sprachwissenschaft Abweichungen gegenüber den anderen westslav. Sprachen: Abweichungen gegenüber den anderen westslav. Sprachen: (a) Übergang von Nasalvokalen zu oralen Vokalen (a) Übergang von Nasalvokalen zu oralen Vokalen (b) Umlaut a > ě | e (nůše, duše : slk. nôša, duša) (b) Umlaut a > ě | e (nůše, duše : slk. nôša, duša) (c) Wechsel g > h (gemeinsam mit dem Ukr. und Obers.): hrad, hlava, horní, Hradčany (c) Wechsel g > h (gemeinsam mit dem Ukr. und Obers.): hrad, hlava, horní, Hradčany (d) Reduktion der Palatalitätsopposition (d) Reduktion der Palatalitätsopposition (e ) Phonem r > ř (řeka : slk. reka) (e ) Phonem r > ř (řeka : slk. reka)

147 Einführung in die Slavische Sprachwissenschaft Die historische Entwicklung des Tsch. : Die historische Entwicklung des Tsch. : (1) Urtschechisch (Anf. 10. – 1. Hälfte 12. Jh.) [rekonstruiertes Stadium, keine schriftlichen Denkmäler] (belegt auf diesem Boden nur die lat. Texte und die aksl. Texte mähr./böhm. Provenienz: Kiever Blätter Anf. 10. Jh. und Prager glagolitischen Glossen] (1) Urtschechisch (Anf. 10. – 1. Hälfte 12. Jh.) [rekonstruiertes Stadium, keine schriftlichen Denkmäler] (belegt auf diesem Boden nur die lat. Texte und die aksl. Texte mähr./böhm. Provenienz: Kiever Blätter Anf. 10. Jh. und Prager glagolitischen Glossen] (2) Älteres Alttschechisch (12./13. Jh.) [Bohemica in lat. Texten: Chronica Boemorum von Kosmas Anf. 12. Jh.] (2) Älteres Alttschechisch (12./13. Jh.) [Bohemica in lat. Texten: Chronica Boemorum von Kosmas Anf. 12. Jh.] (3) Jüngere alttschechische Periode (1. Hälfte des 14. Jh.) [ältere digraphematische Schreibung] (3) Jüngere alttschechische Periode (1. Hälfte des 14. Jh.) [ältere digraphematische Schreibung]

148 Einführung in die Slavische Sprachwissenschaft (4) Hussitische Periode (2. Hälfte 14. Jh. – Ende 15. Jh.) [Einführung der diakritischen Orthographie durch Jan Hus Orthographia Bohemica] (4) Hussitische Periode (2. Hälfte 14. Jh. – Ende 15. Jh.) [Einführung der diakritischen Orthographie durch Jan Hus Orthographia Bohemica] (5) Humanistisches Tschechisch (Anfang 16. Jh. – Anfang 17. Jh.) [Grammatika česká von Beneš Optát, Petr Gzell und Václav Philomates, 1533; 1571 überarbeitet und ergänzt durch Jan Blahoslav; Bibla Kralická in 6 Bänden, ] (5) Humanistisches Tschechisch (Anfang 16. Jh. – Anfang 17. Jh.) [Grammatika česká von Beneš Optát, Petr Gzell und Václav Philomates, 1533; 1571 überarbeitet und ergänzt durch Jan Blahoslav; Bibla Kralická in 6 Bänden, ]

149 Einführung in die Slavische Sprachwissenschaft Die in der Reihe "Biblia Slavica" bei Schöningh- Verlag 1995 nachgedruckte "Kralicka Bible" ist erstmals in den Jahren 1579-1594 als monumentales Übersetzungswerk der Brüderunität erschienen. Sie ist das Ergebnis einer gigantischen Übersetzerleistung der in der Zeit Jan Blahoslavs wirkenden Böhmischen Brüdergemeinde und stellt eine Mischung der tschechischen Volkssprache des ausgehenden 16. Jh. und der kultivierten Sprache der tschechischen Schriftgelehrten und Kulturschaffenden dar. Die in der Reihe "Biblia Slavica" bei Schöningh- Verlag 1995 nachgedruckte "Kralicka Bible" ist erstmals in den Jahren 1579-1594 als monumentales Übersetzungswerk der Brüderunität erschienen. Sie ist das Ergebnis einer gigantischen Übersetzerleistung der in der Zeit Jan Blahoslavs wirkenden Böhmischen Brüdergemeinde und stellt eine Mischung der tschechischen Volkssprache des ausgehenden 16. Jh. und der kultivierten Sprache der tschechischen Schriftgelehrten und Kulturschaffenden dar.

150 Einführung in die Slavische Sprachwissenschaft Aufgrund ihrer sprachlichen und literarischen Bedeutung wurde die Kralitzer Bibel zur Grundlage der kodifizierten Sprachnorm und galt -neben den in Veleslavin edierten Drucken - lange Zeit als die eigentliche schriftsprachliche Norm der tschechischen Hochsprache. Als "einzigartiges Denkmal der tschechischen Geistes- und Kulturgeschichte" (Vaclav Havel im Vorwort der Facsimile-Ausgabe) stellt die Kralitzer Bibel "ein hervorragendes Ergebnis der damaligen Übersetzungskunst und exegetischen Bestrebungen dar, das an die bedeutende ältere Tradition der Übersetzungen der Heiligen Schrift in die tschechische Sprache anknüpfen konnte." (Havel, a.a.O.) Aufgrund ihrer sprachlichen und literarischen Bedeutung wurde die Kralitzer Bibel zur Grundlage der kodifizierten Sprachnorm und galt -neben den in Veleslavin edierten Drucken - lange Zeit als die eigentliche schriftsprachliche Norm der tschechischen Hochsprache. Als "einzigartiges Denkmal der tschechischen Geistes- und Kulturgeschichte" (Vaclav Havel im Vorwort der Facsimile-Ausgabe) stellt die Kralitzer Bibel "ein hervorragendes Ergebnis der damaligen Übersetzungskunst und exegetischen Bestrebungen dar, das an die bedeutende ältere Tradition der Übersetzungen der Heiligen Schrift in die tschechische Sprache anknüpfen konnte." (Havel, a.a.O.)

151 Einführung in die Slavische Sprachwissenschaft Literatur: P. Kosta: Zur Sprache der Kralitzer Bibel. Vortrag auf der Tagung der "Deutsch- Tschechischen Dobrovsky-Gesellschaft für Gelehrsamkeit und Künste e.V." im Nationalmuseum Prag bei der feierlichen Überreichung der Kralitzer Bibel am 26.06.1995; Kralitzer Bibel/Kralicka Bible. Teil 1: Bibli ceske. Dil prvni-sesty. Facsimile. Mit einem Vorwort von Vaclav Havel, Ferdinand Schöningh-Vlg. Paderborn, München, Wien, Zürich 1995 (Biblia Slavica. Hrsg. von Hans Rothe und Friedrich Scholz). Literatur: P. Kosta: Zur Sprache der Kralitzer Bibel. Vortrag auf der Tagung der "Deutsch- Tschechischen Dobrovsky-Gesellschaft für Gelehrsamkeit und Künste e.V." im Nationalmuseum Prag bei der feierlichen Überreichung der Kralitzer Bibel am 26.06.1995; Kralitzer Bibel/Kralicka Bible. Teil 1: Bibli ceske. Dil prvni-sesty. Facsimile. Mit einem Vorwort von Vaclav Havel, Ferdinand Schöningh-Vlg. Paderborn, München, Wien, Zürich 1995 (Biblia Slavica. Hrsg. von Hans Rothe und Friedrich Scholz).

152 (6) Barockes Tschechisch (2. Hälfte des 17. Jh. – 2. Drittel des 18. Jh.) [Jan Rosa: Čechořečnost seu Grammatica linguae Bohemicae, 1704; das Werk von Jan Amos Komenský] (6) Barockes Tschechisch (2. Hälfte des 17. Jh. – 2. Drittel des 18. Jh.) [Jan Rosa: Čechořečnost seu Grammatica linguae Bohemicae, 1704; das Werk von Jan Amos Komenský]

153 Einführung in die Slavische Sprachwissenschaft (7) Tschechisch der Nationalen Wiedergeburt (80er Jahre d. 18. Jh. – 40er Jahre d. 19. Jh.) (7) Tschechisch der Nationalen Wiedergeburt (80er Jahre d. 18. Jh. – 40er Jahre d. 19. Jh.) [Beginn der Kodifizierung der tsch. Schriftsprache: Bohuslav Balbín Dissertatio apologetica pro lingua Slavonica, praecipue Bohemica, Verteidigung der slavischen, vornehmlich böhmischen Sprache; 1672, besorgt durch Pelcl 1775; Akademische Antrittsrede über den Nutzen und Wichtigkeit der Böhmischen Sprache 1793 von Jan Pelcl; Böhmische Grammatik 1795; [Beginn der Kodifizierung der tsch. Schriftsprache: Bohuslav Balbín Dissertatio apologetica pro lingua Slavonica, praecipue Bohemica, Verteidigung der slavischen, vornehmlich böhmischen Sprache; 1672, besorgt durch Pelcl 1775; Akademische Antrittsrede über den Nutzen und Wichtigkeit der Böhmischen Sprache 1793 von Jan Pelcl; Böhmische Grammatik 1795;

154 Einführung in die Slavische Sprachwissenschaft Josef Dobrovskýs Ausführliches Lehrgebäude der böhmischen Sprache 1809 und Lehrgebäude der Böhmischen Sprache 1819, Josef Jungmanns Wörterbuch 1835- 1839 in 6 Bänden: Slovník česko-německý Josef Dobrovskýs Ausführliches Lehrgebäude der böhmischen Sprache 1809 und Lehrgebäude der Böhmischen Sprache 1819, Josef Jungmanns Wörterbuch 1835- 1839 in 6 Bänden: Slovník česko-německý

155 Einführung in die Slavische Sprachwissenschaft (8) Tschechisch der Zeit nach der Nationalen Wiedergeburt (40er Jahre d. 19. Jh. – Ende d. 19. Jh.) (8) Tschechisch der Zeit nach der Nationalen Wiedergeburt (40er Jahre d. 19. Jh. – Ende d. 19. Jh.) (9) Tschechisch der 1. Hälfte d. 20. Jh. (9) Tschechisch der 1. Hälfte d. 20. Jh. (10) Tschechisch der Gegenwart (2. Hälfte d. 20. Jh. - heute) (10) Tschechisch der Gegenwart (2. Hälfte d. 20. Jh. - heute)

156 Einführung in die Slavische Sprachwissenschaft Slowakische Sprache Slowakische Sprache aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie Slowakisch (slovenčina) Slowakisch (slovenčina) Gesprochen in Gesprochen in Slowakei, USA, Kanada, Vojvodina, Ungarn, Rumänien, Tschechien, Australien, Ukraine, Kroatien, Westeuropa Slowakei, USA, Kanada, Vojvodina, Ungarn, Rumänien, Tschechien, Australien, Ukraine, Kroatien, Westeuropa SlowakeiUSAKanadaVojvodinaUngarnRumänien TschechienAustralienUkraineKroatien SlowakeiUSAKanadaVojvodinaUngarnRumänien TschechienAustralienUkraineKroatien Sprecher 6 Millionen Sprecher 6 Millionen Linguistische Klassifikation Linguistische KlassifikationKlassifikation Indogermanische Sprachen Indogermanische Sprachen Indogermanische Sprachen Indogermanische Sprachen –Slawische Sprachen Slawische SprachenSlawische Sprachen Westslawische Sprachen Westslawische Sprachen Westslawische Sprachen Westslawische Sprachen Slowakisch Slowakisch

157 Einführung in die Slavische Sprachwissenschaft Offizieller Status Offizieller Status Amtssprache in Amtssprache in Slowakei, Europäische Union Slowakei, Europäische Union SlowakeiEuropäische Union SlowakeiEuropäische Union Sprachcodes Sprachcodes ISO 639-1:sk ISO 639-1:sk ISO 639 ISO 639 ISO 639-2:(B) slo(T) slkSIL ISO 639-3:SLO ISO 639-2:(B) slo(T) slkSIL ISO 639-3:SLO ISO 639SILISO 639SLO ISO 639SILISO 639SLO Slowakisch (slowakisch slovenčina) wird von etwa 5 Millionen Slowaken in der Slowakei und etwa einer Million Auswanderer in Nordamerika gesprochen. Kleinere Sprachgruppen gibt es heute noch in Ungarn, Rumänien, Serbien, Tschechien, Kanada und den USA. Seit dem 1. Mai 2004 ist es eine der Amtssprachen der Europäischen Union. Slowakisch (slowakisch slovenčina) wird von etwa 5 Millionen Slowaken in der Slowakei und etwa einer Million Auswanderer in Nordamerika gesprochen. Kleinere Sprachgruppen gibt es heute noch in Ungarn, Rumänien, Serbien, Tschechien, Kanada und den USA. Seit dem 1. Mai 2004 ist es eine der Amtssprachen der Europäischen Union.SlowakeiNordamerikaUngarnRumänien SerbienTschechienKanadaUSA1. Mai 2004Europäischen UnionSlowakeiNordamerikaUngarnRumänien SerbienTschechienKanadaUSA1. Mai 2004Europäischen Union

158 Einführung in die Slavische Sprachwissenschaft Inhaltsverzeichnis Inhaltsverzeichnis 1 Geschichte 1 Geschichte 2 Grammatik 2 Grammatik 2 Grammatik 2 Grammatik 3 Aussprache 3 Aussprache 3 Aussprache 3 Aussprache –3.1 Die rhythmische Kürzung 3.1 Die rhythmische Kürzung3.1 Die rhythmische Kürzung 4 Dialekte 4 Dialekte 4 Dialekte 4 Dialekte 5 Unterschiede zwischen dem Slowakischen und dem Tschechischen 5 Unterschiede zwischen dem Slowakischen und dem Tschechischen 5 Unterschiede zwischen dem Slowakischen und dem Tschechischen 5 Unterschiede zwischen dem Slowakischen und dem Tschechischen –5.1 Lautsystem 5.1 Lautsystem5.1 Lautsystem –5.2 Wortschatz 5.2 Wortschatz5.2 Wortschatz –5.3 Grammatik 5.3 Grammatik5.3 Grammatik 6 Die slowakische Schrift und ihre diakritischen Zeichen 6 Die slowakische Schrift und ihre diakritischen Zeichen 6 Die slowakische Schrift und ihre diakritischen Zeichen 6 Die slowakische Schrift und ihre diakritischen Zeichen 7 Textsammlungen 7 Textsammlungen 7 Textsammlungen 7 Textsammlungen 8 Literatur 8 Literatur 8 Literatur 8 Literatur

159 Einführung in die Slavische Sprachwissenschaft Geschichte Geschichte Das Slowakische entstand im 10. Jahrhundert nach dem Untergang des Großmährischen Reiches aus der Sprache der slověne (ausgesprochen etwa [slowäne](offenes e) oder [slowene] (mittleres e)), das heißt der Bevölkerung dieses Reichs (siehe unter Slawen), in Form von mehreren Dialekten. Vom 10. bis zum 19. Jahrhundert wurde im Königreich Ungarn (dessen Bestandteil die Slowakei im 11. Jahrhundert geworden war) als Amts- und Literatursprache vorwiegend Latein verwendet. Außerdem wurde zum Teil Deutsch und Ungarisch verwendet. Das Slowakische entstand im 10. Jahrhundert nach dem Untergang des Großmährischen Reiches aus der Sprache der slověne (ausgesprochen etwa [slowäne](offenes e) oder [slowene] (mittleres e)), das heißt der Bevölkerung dieses Reichs (siehe unter Slawen), in Form von mehreren Dialekten. Vom 10. bis zum 19. Jahrhundert wurde im Königreich Ungarn (dessen Bestandteil die Slowakei im 11. Jahrhundert geworden war) als Amts- und Literatursprache vorwiegend Latein verwendet. Außerdem wurde zum Teil Deutsch und Ungarisch verwendet.10. JahrhundertGroßmährischen ReichesSlawen19. Jahrhundert Königreich Ungarn11. JahrhundertLateinDeutschUngarisch10. JahrhundertGroßmährischen ReichesSlawen19. Jahrhundert Königreich Ungarn11. JahrhundertLateinDeutschUngarisch

160 Einführung in die Slavische Sprachwissenschaft Daneben begann vor allem das Bürgertum der Slowakei im 13. und 14. Jahrhundert, die eigene Sprache als (parallele) Amtssprache zu verwenden, wobei man allerdings schon bald (am Ende des 14. Jahrhunderts) dazu überging, in dieser Funktion und später auch als Literatursprache das Tschechische einzusetzen. Die Gründe hierfür waren anfangs vor allem, dass es sich um eine bereits "fertige" Schriftsprache eines verwandten Landes mit einer berühmten Universität in Prag handelte, im 15. Jahrhundert auch der Einfluss tschechischer Hussiten in der Slowakei und später auch der Einfluss tschechischer protestantischer Emigranten in der Slowakei. Daneben begann vor allem das Bürgertum der Slowakei im 13. und 14. Jahrhundert, die eigene Sprache als (parallele) Amtssprache zu verwenden, wobei man allerdings schon bald (am Ende des 14. Jahrhunderts) dazu überging, in dieser Funktion und später auch als Literatursprache das Tschechische einzusetzen. Die Gründe hierfür waren anfangs vor allem, dass es sich um eine bereits "fertige" Schriftsprache eines verwandten Landes mit einer berühmten Universität in Prag handelte, im 15. Jahrhundert auch der Einfluss tschechischer Hussiten in der Slowakei und später auch der Einfluss tschechischer protestantischer Emigranten in der Slowakei.13.14. Jahrhundert14. Jahrhunderts TschechischePrag15. JahrhundertHussiten13.14. Jahrhundert14. Jahrhunderts TschechischePrag15. JahrhundertHussiten

161 Einführung in die Slavische Sprachwissenschaft Die tschechischen Texte wurden aber sehr oft (bewusst oder unbewusst) mit slowakischen Elementen versehen (so genanntes slowakisiertes Tschechisch, siehe auch Žilina). Im mündlichen Gebrauch wurden natürlich weiterhin die jeweiligen slowakischen Dialekte verwendet. Die tschechischen Texte wurden aber sehr oft (bewusst oder unbewusst) mit slowakischen Elementen versehen (so genanntes slowakisiertes Tschechisch, siehe auch Žilina). Im mündlichen Gebrauch wurden natürlich weiterhin die jeweiligen slowakischen Dialekte verwendet.Žilina

162 Einführung in die Slavische Sprachwissenschaft Obwohl es schon im 16. Jahrhundert Versuche gab, eine slowakische Schriftsprache zu etablieren, wurde die erste richtige Schriftsprache erst 1787 von Anton Bernolák auf der Grundlage des westslowakischen Dialekts aus der Umgebung von Trnava festgelegt. Obwohl es schon im 16. Jahrhundert Versuche gab, eine slowakische Schriftsprache zu etablieren, wurde die erste richtige Schriftsprache erst 1787 von Anton Bernolák auf der Grundlage des westslowakischen Dialekts aus der Umgebung von Trnava festgelegt.16. JahrhundertSchriftsprache 1787Anton Bernolák Trnava16. JahrhundertSchriftsprache 1787Anton Bernolák Trnava

163 Einführung in die Slavische Sprachwissenschaft Die heutige slowakische Schriftsprache wurde in den 1840er Jahren des 19. Jahrhunderts von Ľudovít Štúr auf der Basis eines mittelslowakischen Dialektes festgelegt (siehe Nationale Wiedergeburt der Slowaken). Die Tatsache, dass die Sprache erst so relativ spät kodifiziert wurde, ist verantwortlich dafür, dass das slowakische Formensystem einfacher ist als das tschechische. Die heutige slowakische Schriftsprache wurde in den 1840er Jahren des 19. Jahrhunderts von Ľudovít Štúr auf der Basis eines mittelslowakischen Dialektes festgelegt (siehe Nationale Wiedergeburt der Slowaken). Die Tatsache, dass die Sprache erst so relativ spät kodifiziert wurde, ist verantwortlich dafür, dass das slowakische Formensystem einfacher ist als das tschechische.1840er19. Jahrhunderts Ľudovít ŠtúrNationale Wiedergeburt der Slowaken1840er19. Jahrhunderts Ľudovít ŠtúrNationale Wiedergeburt der Slowaken Seit dem 1. Mai 2004 ist Slowakisch eine der Amtssprachen in der EU. Seit dem 1. Mai 2004 ist Slowakisch eine der Amtssprachen in der EU.1. Mai2004EU1. Mai2004EU

164 Einführung in die Slavische Sprachwissenschaft Unterschiede zwischen dem Slowakischen und dem Tschechischen Unterschiede zwischen dem Slowakischen und dem Tschechischen Lautsystem Lautsystem Das Slowakische und das Tschechische unterscheiden sich vor allem durch einige lautliche Entwicklungen. Eigene slowakische Laute, die es im Tschechischen nicht gibt, und die teilweise auch graphisch anders dargestellt werden, sind das ä, die Diphthonge ia/ie/iu und ô, das dz, das dž, sowie das ľ (zur Aussprache dieser Laute siehe oben). Wie im Tschechischen können l und r als Vokale auftreten, im Slowakischen gibt es dazu noch einen Unterschied zwischen langem und kurzem r oder l. (tschech.: vrba [vrba], slowak.: vŕba [vr:ba], dt.: Weide). Die Lautassimilierung sowie eine Art "liaison" bei der Aussprache ist (zumindest in der Schriftsprache) im Slowakischen viel deutlicher ausgeprägt als im Tschechischen. Das Slowakische und das Tschechische unterscheiden sich vor allem durch einige lautliche Entwicklungen. Eigene slowakische Laute, die es im Tschechischen nicht gibt, und die teilweise auch graphisch anders dargestellt werden, sind das ä, die Diphthonge ia/ie/iu und ô, das dz, das dž, sowie das ľ (zur Aussprache dieser Laute siehe oben). Wie im Tschechischen können l und r als Vokale auftreten, im Slowakischen gibt es dazu noch einen Unterschied zwischen langem und kurzem r oder l. (tschech.: vrba [vrba], slowak.: vŕba [vr:ba], dt.: Weide). Die Lautassimilierung sowie eine Art "liaison" bei der Aussprache ist (zumindest in der Schriftsprache) im Slowakischen viel deutlicher ausgeprägt als im Tschechischen.

165 Einführung in die Slavische Sprachwissenschaft Wortschatz Wortschatz Der Wortschatz ist bis auf die lautlichen Differenzen zum großen Teil mit dem tschechischen identisch. Unterschiede betreffen im Wesentlichen die folgenden Bereiche: Der Wortschatz ist bis auf die lautlichen Differenzen zum großen Teil mit dem tschechischen identisch. Unterschiede betreffen im Wesentlichen die folgenden Bereiche: a) Fremdwörter sind im Tschechischen oft bewusst durch eigene Bildungen ersetzt worden, im Slowakischen aber gebräuchlich (vergleiche Sekunde = ts. vteřina = sl. sekunda, Januar = ts. leden = sl. január, ähnlich auch die anderen Monatsnamen, Grammatik = ts. mluvnice = sl. gramatika usw., dt. Flasche = ts. láhev = sl. fľaša;); a) Fremdwörter sind im Tschechischen oft bewusst durch eigene Bildungen ersetzt worden, im Slowakischen aber gebräuchlich (vergleiche Sekunde = ts. vteřina = sl. sekunda, Januar = ts. leden = sl. január, ähnlich auch die anderen Monatsnamen, Grammatik = ts. mluvnice = sl. gramatika usw., dt. Flasche = ts. láhev = sl. fľaša;);

166 Einführung in die Slavische Sprachwissenschaft b) im Slowakischen gibt es eine kleine Zahl ungarischer Wörter, die im Tschechischen fehlen, vergleiche Nachricht = sl. chýr, ungar. hír, und Wörter der im Karpatenraum siedelnden Hirten, vergleiche Schafskäse = sl. bryndza (dies ist aus dem Rumänischen übernommen, wo es einfach Käse heißt); b) im Slowakischen gibt es eine kleine Zahl ungarischer Wörter, die im Tschechischen fehlen, vergleiche Nachricht = sl. chýr, ungar. hír, und Wörter der im Karpatenraum siedelnden Hirten, vergleiche Schafskäse = sl. bryndza (dies ist aus dem Rumänischen übernommen, wo es einfach Käse heißt);Rumänischen

167 Einführung in die Slavische Sprachwissenschaft c) gewisse Bereiche des Grundwortschatzes (zum Beispiel dt.sprechen = ts. mluvit = sl. hovoriť; dt.ja(wohl) = ts. jo = sl. hej, dt. falls, wenn = ts. jestli = sl. ak; dt. auf Wiedersehen = ts. nashledanou = sl. dovidenia). c) gewisse Bereiche des Grundwortschatzes (zum Beispiel dt.sprechen = ts. mluvit = sl. hovoriť; dt.ja(wohl) = ts. jo = sl. hej, dt. falls, wenn = ts. jestli = sl. ak; dt. auf Wiedersehen = ts. nashledanou = sl. dovidenia).

168 Einführung in die Slavische Sprachwissenschaft Die Ähnlichkeiten gehen zum größeren Teil darauf zurück, dass das Tschechische vom 15. bis 18. Jahrhundert in weiten Teilen der Slowakei als Schriftsprache gebräuchlich war. Im 19. Jahrhundert entfernte sich die neue slowakische Schriftsprache (zum Teil auch bewusst) vom Tschechischen, in dieser Zeit wurden auch einzelne Wörter aus Dialekten in die Schriftsprache übernommen. Die Ähnlichkeiten gehen zum größeren Teil darauf zurück, dass das Tschechische vom 15. bis 18. Jahrhundert in weiten Teilen der Slowakei als Schriftsprache gebräuchlich war. Im 19. Jahrhundert entfernte sich die neue slowakische Schriftsprache (zum Teil auch bewusst) vom Tschechischen, in dieser Zeit wurden auch einzelne Wörter aus Dialekten in die Schriftsprache übernommen.18. Jahrhundert19. Jahrhundert18. Jahrhundert19. Jahrhundert

169 Einführung in die Slavische Sprachwissenschaft Außerdem wurde vor allem in der Biologie eine eigene wissenschaftliche Terminologie gebildet. In der Zeit des gemeinsamen Staates Tschechoslowakei näherten sich die Sprachen wieder an. Von 1918 bis in die 1930er Jahre gingen die tschechoslowakischen Behörden von der Fiktion einer "tschechoslowakischen" Sprache aus, de facto wurde in dieser Zeit das Slowakische bewusst an das Tschechische herangeführt. Außerdem wurde vor allem in der Biologie eine eigene wissenschaftliche Terminologie gebildet. In der Zeit des gemeinsamen Staates Tschechoslowakei näherten sich die Sprachen wieder an. Von 1918 bis in die 1930er Jahre gingen die tschechoslowakischen Behörden von der Fiktion einer "tschechoslowakischen" Sprache aus, de facto wurde in dieser Zeit das Slowakische bewusst an das Tschechische herangeführt.BiologieTschechoslowakei1918 1930erBiologieTschechoslowakei1918 1930er

170 Einführung in die Slavische Sprachwissenschaft Nachdem sich in den dreißiger Jahren deutlicher Widerstand gegen diese Politik gewandt hatte, wurde sie nach 1945 nicht wieder aufgenommen. Doch waren bis zum Ende der Tschechoslowakei terminologische Kommissionen bestrebt, den Fachwortschatz beider Sprachen möglichst ähnlich zu halten. Nachdem sich in den dreißiger Jahren deutlicher Widerstand gegen diese Politik gewandt hatte, wurde sie nach 1945 nicht wieder aufgenommen. Doch waren bis zum Ende der Tschechoslowakei terminologische Kommissionen bestrebt, den Fachwortschatz beider Sprachen möglichst ähnlich zu halten. 1945 Tschechoslowakei 1945 Tschechoslowakei

171 Einführung in die Slavische Sprachwissenschaft Zur heutigen Ähnlichkeit des Wortschatzes der beiden Sprachen hat vor allem seit den sechziger und siebziger Jahren des 20. Jahrhunderts die gegenseitige Erreichbarkeit durch Rundfunk, Film und Fernsehen in beiden Teilen der Tschechoslowakei beigetragen. Auf diese Weise kamen alle Bürger mit beiden Sprachen in Berührung. Seit der Staatstrennung ist eine erneute Entfernung zu beobachten. So haben Jugendliche heute oft Probleme, die jeweils andere Sprache zu verstehen. Zur heutigen Ähnlichkeit des Wortschatzes der beiden Sprachen hat vor allem seit den sechziger und siebziger Jahren des 20. Jahrhunderts die gegenseitige Erreichbarkeit durch Rundfunk, Film und Fernsehen in beiden Teilen der Tschechoslowakei beigetragen. Auf diese Weise kamen alle Bürger mit beiden Sprachen in Berührung. Seit der Staatstrennung ist eine erneute Entfernung zu beobachten. So haben Jugendliche heute oft Probleme, die jeweils andere Sprache zu verstehen.20. Jahrhunderts20. Jahrhunderts

172 Einführung in die Slavische Sprachwissenschaft 13. Serbisch, Kroatisch, Bosnisch (Serbokroatisch), Slowenisch (25.01.07) 13. Serbisch, Kroatisch, Bosnisch (Serbokroatisch), Slowenisch (25.01.07) Serbokroatische Sprache Serbokroatische Sprache Gesprochen in Serbien, Montenegro, Bosnien und Herzegowina, Kroatien, andere Nachfolgestaaten des ehemaligen Jugoslawiens und Auswanderungsziele der Bevölkerung dieser Staaten, primär Deutschland, USA, Kanada, Schweden, Österreich, Schweiz, Australien Gesprochen in Serbien, Montenegro, Bosnien und Herzegowina, Kroatien, andere Nachfolgestaaten des ehemaligen Jugoslawiens und Auswanderungsziele der Bevölkerung dieser Staaten, primär Deutschland, USA, Kanada, Schweden, Österreich, Schweiz, AustralienSerbienMontenegroBosnien und HerzegowinaKroatienJugoslawiensDeutschlandÖsterreichSchweizSerbienMontenegroBosnien und HerzegowinaKroatienJugoslawiensDeutschlandÖsterreichSchweiz Sprecher17–22 Millionen (Serbisch, Kroatisch und Bosnisch zusammengenommen). Es gibt keine Zahlen darüber, wie viele sich tatsächlich als Sprecher des Serbokroatischen betrachten. Sprecher17–22 Millionen (Serbisch, Kroatisch und Bosnisch zusammengenommen). Es gibt keine Zahlen darüber, wie viele sich tatsächlich als Sprecher des Serbokroatischen betrachten.SerbischKroatischBosnischSerbischKroatischBosnisch Linguistische Klassifikation Linguistische KlassifikationKlassifikation Indogermanisch Indogermanisch Indogermanisch –Slawisch Slawisch Südslawisch Südslawisch Südslawisch Serbokroatisch Serbokroatisch

173 Einführung in die Slavische Sprachwissenschaft Offizieller Status Offizieller Status Amtssprache bis 1990/1992 im damaligen Jugoslawien; unter den Namen Bosnisch, Kroatisch, Serbisch, und Burgenlandkroatisch respektive in Bosnien und Herzegowina, Kroatien, Serbien, Montenegro und dem Burgenland Amtssprache bis 1990/1992 im damaligen Jugoslawien; unter den Namen Bosnisch, Kroatisch, Serbisch, und Burgenlandkroatisch respektive in Bosnien und Herzegowina, Kroatien, Serbien, Montenegro und dem Burgenland Jugoslawien Bosnien und HerzegowinaKroatienSerbien MontenegroBurgenland Jugoslawien Bosnien und HerzegowinaKroatienSerbien MontenegroBurgenland Sprachcodes ISO 639-1:shSIL ISO 639-3:SRC Sprachcodes ISO 639-1:shSIL ISO 639-3:SRCISO 639SILISO 639SRCISO 639SILISO 639SRC Serbokroatisch oder Kroatoserbisch (auch Kroatisch oder Serbisch, Serbisch oder Kroatisch) (srpskohrvatski oder cрпскохрватски oder hrvatskosrpski oder hrvatski ili srpski oder srpski ili hrvatski) war, gemeinsam mit Slowenisch und Makedonisch, die Amtssprache im ehemaligen Jugoslawien. Serbokroatisch oder Kroatoserbisch (auch Kroatisch oder Serbisch, Serbisch oder Kroatisch) (srpskohrvatski oder cрпскохрватски oder hrvatskosrpski oder hrvatski ili srpski oder srpski ili hrvatski) war, gemeinsam mit Slowenisch und Makedonisch, die Amtssprache im ehemaligen Jugoslawien.SlowenischMakedonischAmtssprache JugoslawienSlowenischMakedonischAmtssprache Jugoslawien

174 Einführung in die Slavische Sprachwissenschaft Erstmalig wurde dieser Begriff vom Slowenischen Philologen Jernej Kopitar in einem Brief im Jahr 1836 erwähnt. Offiziell wurde die Bezeichnung von 1921 bis ca. 1993 als Dachsprache für die Dialekte von Serben, Kroaten, Bosniaken und Montenegrinern verwendet. Erstmalig wurde dieser Begriff vom Slowenischen Philologen Jernej Kopitar in einem Brief im Jahr 1836 erwähnt. Offiziell wurde die Bezeichnung von 1921 bis ca. 1993 als Dachsprache für die Dialekte von Serben, Kroaten, Bosniaken und Montenegrinern verwendet. SlowenischenPhilologenJernej Kopitar1921 1993Dachsprache SerbenKroatenBosniaken Montenegrinern SlowenischenPhilologenJernej Kopitar1921 1993Dachsprache SerbenKroatenBosniaken Montenegrinern

175 Einführung in die Slavische Sprachwissenschaft Mit dem Zerfall Jugoslawiens trennten sich die Sprachen, Kroatisch, Serbisch, Bosnisch und Montenegrinisch werden seitdem meist als getrennte Sprachen beschrieben (Ausbausprachen). Mit dem Zerfall Jugoslawiens trennten sich die Sprachen, Kroatisch, Serbisch, Bosnisch und Montenegrinisch werden seitdem meist als getrennte Sprachen beschrieben (Ausbausprachen).JugoslawiensKroatischSerbisch BosnischMontenegrinischAusbausprachenJugoslawiensKroatischSerbisch BosnischMontenegrinischAusbausprachen

176 Einführung in die Slavische Sprachwissenschaft Der Ausdruck Serbokroatisch wird in den serbokroatischsprachigen Ländern kaum noch verwendet. Anfänglich verschwand er aus offiziellen Dokumenten und mit der Zeit zunehmend auch aus der sprachwissenschaftlichen Literatur. Der Ausdruck Serbokroatisch wird in den serbokroatischsprachigen Ländern kaum noch verwendet. Anfänglich verschwand er aus offiziellen Dokumenten und mit der Zeit zunehmend auch aus der sprachwissenschaftlichen Literatur.

177 Einführung in die Slavische Sprachwissenschaft Kontroverse um den Begriff Serbokroatisch Kontroverse um den Begriff Serbokroatisch Heute ist Serbokroatisch ein kontroverser Begriff, der variablen Bedeutung des Begriffes Sprache entsprechend. Heute ist Serbokroatisch ein kontroverser Begriff, der variablen Bedeutung des Begriffes Sprache entsprechend.kontroverserSprachekontroverserSprache Nach der Meinung mancher Linguisten ist es eine zusammenfassende Bezeichnung für Bosnisch, Kroatisch, Moliseslawisch, Montenegrinisch und Serbisch. Es ist umstritten, ob Serbokroatisch eine Sprache oder eine Sprachunterfamilie ist. Nach der Meinung mancher Linguisten ist es eine zusammenfassende Bezeichnung für Bosnisch, Kroatisch, Moliseslawisch, Montenegrinisch und Serbisch. Es ist umstritten, ob Serbokroatisch eine Sprache oder eine Sprachunterfamilie ist. BosnischKroatischMoliseslawisch MontenegrinischSerbisch BosnischKroatischMoliseslawisch MontenegrinischSerbisch

178 Einführung in die Slavische Sprachwissenschaft Die schriftsprachlichen Varietäten des Serbokroatischen beruhen alle auf Formen des štokavischen Dialektes und stimmen in weiten Teilen der Grammatik und des Wortschatzes überein, unterscheiden sich jedoch in anderen Teilen des Wortschatzes, in vielerlei Details der sprachlichen Norm und im Gebrauch unterschiedlicher Alphabete (im Kroatischen und Bosnischen das lateinische, im Serbischen überwiegend das kyrillische Alphabet). Ob es sich um Varietäten einer einzigen Sprache oder um vier eng verwandte eigenständige Sprachen handelt, ist sowohl in der Sprachwissenschaft vor allem an Lehrstühlen außerhalb der betroffenen Länder als auch unter manchen Sprechern selbst umstritten. Die schriftsprachlichen Varietäten des Serbokroatischen beruhen alle auf Formen des štokavischen Dialektes und stimmen in weiten Teilen der Grammatik und des Wortschatzes überein, unterscheiden sich jedoch in anderen Teilen des Wortschatzes, in vielerlei Details der sprachlichen Norm und im Gebrauch unterschiedlicher Alphabete (im Kroatischen und Bosnischen das lateinische, im Serbischen überwiegend das kyrillische Alphabet). Ob es sich um Varietäten einer einzigen Sprache oder um vier eng verwandte eigenständige Sprachen handelt, ist sowohl in der Sprachwissenschaft vor allem an Lehrstühlen außerhalb der betroffenen Länder als auch unter manchen Sprechern selbst umstritten.štokavischenGrammatik Wortschatzeslateinischekyrillische SprachwissenschaftštokavischenGrammatik Wortschatzeslateinischekyrillische Sprachwissenschaft

179 Einführung in die Slavische Sprachwissenschaft Kontroverse um den Begriff Serbokroatisch Kontroverse um den Begriff Serbokroatisch Heute ist Serbokroatisch ein kontroverser Begriff, der variablen Bedeutung des Begriffes Sprache entsprechend. Heute ist Serbokroatisch ein kontroverser Begriff, der variablen Bedeutung des Begriffes Sprache entsprechend.kontroverserSprachekontroverserSprache Nach der Meinung mancher Linguisten ist es eine zusammenfassende Bezeichnung für Bosnisch, Kroatisch, Moliseslawisch, Montenegrinisch und Serbisch. Es ist umstritten, ob Serbokroatisch eine Sprache oder eine Sprachunterfamilie ist. Die schriftsprachlichen Varietäten des Serbokroatischen beruhen alle auf Formen des štokavischen Dialektes und stimmen in weiten Teilen der Grammatik und des Wortschatzes überein, Nach der Meinung mancher Linguisten ist es eine zusammenfassende Bezeichnung für Bosnisch, Kroatisch, Moliseslawisch, Montenegrinisch und Serbisch. Es ist umstritten, ob Serbokroatisch eine Sprache oder eine Sprachunterfamilie ist. Die schriftsprachlichen Varietäten des Serbokroatischen beruhen alle auf Formen des štokavischen Dialektes und stimmen in weiten Teilen der Grammatik und des Wortschatzes überein,Bosnisch KroatischMoliseslawischMontenegrinisch SerbischštokavischenGrammatikWortschatzesBosnisch KroatischMoliseslawischMontenegrinisch SerbischštokavischenGrammatikWortschatzes

180 Einführung in die Slavische Sprachwissenschaft unterscheiden sich jedoch in anderen Teilen des Wortschatzes, in vielerlei Details der sprachlichen Norm und im Gebrauch unterschiedlicher Alphabete (im Kroatischen und Bosnischen das lateinische, im Serbischen überwiegend das kyrillische Alphabet). Ob es sich um Varietäten einer einzigen Sprache oder um vier eng verwandte eigenständige Sprachen handelt, ist sowohl in der Sprachwissenschaft vor allem an Lehrstühlen außerhalb der betroffenen Länder als auch unter manchen Sprechern selbst umstritten. unterscheiden sich jedoch in anderen Teilen des Wortschatzes, in vielerlei Details der sprachlichen Norm und im Gebrauch unterschiedlicher Alphabete (im Kroatischen und Bosnischen das lateinische, im Serbischen überwiegend das kyrillische Alphabet). Ob es sich um Varietäten einer einzigen Sprache oder um vier eng verwandte eigenständige Sprachen handelt, ist sowohl in der Sprachwissenschaft vor allem an Lehrstühlen außerhalb der betroffenen Länder als auch unter manchen Sprechern selbst umstritten.lateinischekyrillische Sprachwissenschaftlateinischekyrillische Sprachwissenschaft

181 Einführung in die Slavische Sprachwissenschaft Srpskohrvatski jezik naziv je za jezik koji je, po mišljenju nekih slavista, postojao od sredine 19. stoljeća do konca 20., kada se, po tom stajalištu, raspao na hrvatski, srpski i bošnjački, s potencijalnom daljnjom kristalizacijom crnogorskoga jezika. Po drugačijim se mišljenjima radi o pojmu koji ima političkopovijesni, ali ne i lingvistički sadržaj, tj., po tim stavovima, srpskohrvatski nikada nije postojao ni kao sustav narječja, ni kao standardni jezik. Srpskohrvatski jezik naziv je za jezik koji je, po mišljenju nekih slavista, postojao od sredine 19. stoljeća do konca 20., kada se, po tom stajalištu, raspao na hrvatski, srpski i bošnjački, s potencijalnom daljnjom kristalizacijom crnogorskoga jezika. Po drugačijim se mišljenjima radi o pojmu koji ima političkopovijesni, ali ne i lingvistički sadržaj, tj., po tim stavovima, srpskohrvatski nikada nije postojao ni kao sustav narječja, ni kao standardni jezik.jezikhrvatskisrpskibošnjačkijezikhrvatskisrpskibošnjački Назив језика у социјалистичким републикама Назив језика у социјалистичким републикама Српскохрватски језик је имао различите називе у тадашњим социјалистичким републикама у оквиру СФРЈ: Српскохрватски језик је имао различите називе у тадашњим социјалистичким републикама у оквиру СФРЈ:СФРЈ СР Србија: српскохрватски СР Србија: српскохрватски СР Хрватска: хрватски или српски / српски или хрватски СР Хрватска: хрватски или српски / српски или хрватски СР Босна и Херцеговина: српскохрватски или хрватскосрпски СР Босна и Херцеговина: српскохрватски или хрватскосрпски СР Црна Гора: српскохрватски СР Црна Гора: српскохрватски

182 Einführung in die Slavische Sprachwissenschaft Geschichte Geschichte Traditionelle schriftsprachliche Varietäten Traditionelle schriftsprachliche Varietäten Die Geschichte der südslawischen Völker und infolgedessen auch der südslawischen Sprachen verlief über Jahrhunderte im Bereich der Literatur und der Sprachentwicklung aufgrund der über 500 Jahre dauernden unterschiedlichen Zugehörigkeit des Großteils der Serben zum Osmanischen Reich und der Mehrheit der Kroaten zu Österreich-Ungarn voneinander größtenteils getrennt. Die Geschichte der südslawischen Völker und infolgedessen auch der südslawischen Sprachen verlief über Jahrhunderte im Bereich der Literatur und der Sprachentwicklung aufgrund der über 500 Jahre dauernden unterschiedlichen Zugehörigkeit des Großteils der Serben zum Osmanischen Reich und der Mehrheit der Kroaten zu Österreich-Ungarn voneinander größtenteils getrennt.südslawischen SprachenSerbenOsmanischen ReichKroatenÖsterreich-Ungarnsüdslawischen SprachenSerbenOsmanischen ReichKroatenÖsterreich-Ungarn

183 Einführung in die Slavische Sprachwissenschaft Standardisierung im 19. Jahrhundert Standardisierung im 19. Jahrhundert In der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts verfolgte die illyrische Bewegung im österreichisch-ungarischen Kroatien das Ziel, auf der Grundlage des Štokavischen eine einheitliche Schriftsprache möglichst für alle Südslawen (anfangs einschließlich der Slowenen und der Bulgaren), zumindest aber für alle Kroaten zu entwickeln. In der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts verfolgte die illyrische Bewegung im österreichisch-ungarischen Kroatien das Ziel, auf der Grundlage des Štokavischen eine einheitliche Schriftsprache möglichst für alle Südslawen (anfangs einschließlich der Slowenen und der Bulgaren), zumindest aber für alle Kroaten zu entwickeln.19. Jahrhundertsillyrische BewegungŠtokavischen SlowenenBulgaren19. Jahrhundertsillyrische BewegungŠtokavischen SlowenenBulgaren

184 Einführung in die Slavische Sprachwissenschaft Sowohl bei den Kroaten als auch bei den Serben entwickelten sich schriftsprachliche Varietäten auf der Grundlage des štokavischen Dialektes, jedoch keine einheitliche, nationalitätenübergreifende Norm. Gleichzeitig existierten bei den Kroaten auch schriftsprachliche Formen des Kajkavischen und des Čakavischen, während bei den Serben bis zur frühen Neuzeit das Kirchenslawische als Schriftsprache verwendet wurde. Im Laufe des 18. und 19. Jahrhunderts setzte sich durch den russischen Einfluss auf die orthodoxen slawischen Völker des osmanischen Reiches bei den Serben die russische Form des Kirchenslawischen durch, neben die für weltliche Texte eine serbisch-russisch-kirchenslawische Mischsprache trat, die als Slawenoserbisch (slavenosrpski, auch slavjanoserbski) bezeichnet wird. Sowohl bei den Kroaten als auch bei den Serben entwickelten sich schriftsprachliche Varietäten auf der Grundlage des štokavischen Dialektes, jedoch keine einheitliche, nationalitätenübergreifende Norm. Gleichzeitig existierten bei den Kroaten auch schriftsprachliche Formen des Kajkavischen und des Čakavischen, während bei den Serben bis zur frühen Neuzeit das Kirchenslawische als Schriftsprache verwendet wurde. Im Laufe des 18. und 19. Jahrhunderts setzte sich durch den russischen Einfluss auf die orthodoxen slawischen Völker des osmanischen Reiches bei den Serben die russische Form des Kirchenslawischen durch, neben die für weltliche Texte eine serbisch-russisch-kirchenslawische Mischsprache trat, die als Slawenoserbisch (slavenosrpski, auch slavjanoserbski) bezeichnet wird. štokavischenKajkavischenČakavischenKirchenslawischeSlawenoserbisch štokavischenKajkavischenČakavischenKirchenslawischeSlawenoserbisch

185 Einführung in die Slavische Sprachwissenschaft Ljudevit Gaj, der wohl wichtigste Vertreter des Illyrismus, ging in seiner Zeitschrift Danica ("Morgenstern") 1836 vom Kajkavischen der Region um Zagreb zum Štokavisch-ijekavischen über. Als Vorbild diente dabei vor allem die traditionelle Schriftsprache Dubrovniks. Auf dem Gebiet der Orthographie orientierten sich die Illyristen am Lateinalphabet des Tschechischen. Die aus diesem übernommenen Buchstaben mit Sonderzeichen č, š, ž, ě sowie das aus dem polnischen übernommene ć traten an die Stelle verschiedener zuvor verwendeter, regional unterschiedlicher Digraphen. Ljudevit Gaj, der wohl wichtigste Vertreter des Illyrismus, ging in seiner Zeitschrift Danica ("Morgenstern") 1836 vom Kajkavischen der Region um Zagreb zum Štokavisch-ijekavischen über. Als Vorbild diente dabei vor allem die traditionelle Schriftsprache Dubrovniks. Auf dem Gebiet der Orthographie orientierten sich die Illyristen am Lateinalphabet des Tschechischen. Die aus diesem übernommenen Buchstaben mit Sonderzeichen č, š, ž, ě sowie das aus dem polnischen übernommene ć traten an die Stelle verschiedener zuvor verwendeter, regional unterschiedlicher Digraphen. Ljudevit Gaj1836KajkavischenZagrebDubrovniksTschechischen Ljudevit Gaj1836KajkavischenZagrebDubrovniksTschechischen

186 Einführung in die Slavische Sprachwissenschaft Gleichzeitig waren bei den Serben Vuk Karadžić und seine Anhänger bestrebt, das Kirchenslawische als Schriftsprache durch die štokavische Volkssprache zu ersetzen. Von 1813 an verfasste Vuk Karadžić zahlreiche Arbeiten über die und in der serbischen Volkssprache - eine Grammatik, ein Wörterbuch, Sammlungen von Volksliedern und eine Bibelübersetzung. Ziel der Reform sollte eine an der gesprochenen Volkssprache orientierte Schriftssprache sein, deren Orthographie ausschließlich der Aussprache folgen sollte (gemäß seinem Leitspruch: Piši kao što govoriš ("Schreibe, wie du sprichst!"). Gleichzeitig waren bei den Serben Vuk Karadžić und seine Anhänger bestrebt, das Kirchenslawische als Schriftsprache durch die štokavische Volkssprache zu ersetzen. Von 1813 an verfasste Vuk Karadžić zahlreiche Arbeiten über die und in der serbischen Volkssprache - eine Grammatik, ein Wörterbuch, Sammlungen von Volksliedern und eine Bibelübersetzung. Ziel der Reform sollte eine an der gesprochenen Volkssprache orientierte Schriftssprache sein, deren Orthographie ausschließlich der Aussprache folgen sollte (gemäß seinem Leitspruch: Piši kao što govoriš ("Schreibe, wie du sprichst!").Vuk Karadžić1813Vuk Karadžić1813

187 Einführung in die Slavische Sprachwissenschaft Durch eine radikale Reform des kyrillischen Alphabetes des Serbischen erreichte er, dass in diesem seitdem jedem Phonem genau ein Buchstabe entspricht. Karadžić verwendete dabei überwiegend den heute als "Ostherzegowinisch" bezeichneten štokavisch-ijekavischen Dialekt, wie er in der östlichen Herzegowina, im nördlichen Montenegro und im Südwesten Serbiens, woher er selbst stammte, gesprochen wird. Durch eine radikale Reform des kyrillischen Alphabetes des Serbischen erreichte er, dass in diesem seitdem jedem Phonem genau ein Buchstabe entspricht. Karadžić verwendete dabei überwiegend den heute als "Ostherzegowinisch" bezeichneten štokavisch-ijekavischen Dialekt, wie er in der östlichen Herzegowina, im nördlichen Montenegro und im Südwesten Serbiens, woher er selbst stammte, gesprochen wird. Unter diesen Umständen kam es seit der Mitte des 19. Jahrhunderts zu einer Zusammenarbeit kroatischer und serbischer Linguisten bei der Normierung einer gemeinsamen Schriftsprache auf der Grundlage des štokavischen Dialektes. Unter diesen Umständen kam es seit der Mitte des 19. Jahrhunderts zu einer Zusammenarbeit kroatischer und serbischer Linguisten bei der Normierung einer gemeinsamen Schriftsprache auf der Grundlage des štokavischen Dialektes.

188 Einführung in die Slavische Sprachwissenschaft Die erste förmliche Schritt zu einer gemeinsamen Kodifikation der Schriftsprache war das sogenannte Wiener Abkommen vom 28. März 1850, das von einer Reihe von serbischen und kroatischen Sprachwissenschaftlern (u. a. von Vuk Karadžić, seinem Mitarbeiter Đuro Daničić und dem kroatischen Illyristen Ivan Mažuranić) sowie vom angesehenen slowenischen Slawisten Franc Miklošič unterzeichnet wurde, die sich zur Mitarbeit an der von der österreichisch-ungarischen Regierung betriebenen Normierung der juristischen Terminologie in den Sprachen des Habsburgerreichs in Wien aufhielten. Die erste förmliche Schritt zu einer gemeinsamen Kodifikation der Schriftsprache war das sogenannte Wiener Abkommen vom 28. März 1850, das von einer Reihe von serbischen und kroatischen Sprachwissenschaftlern (u. a. von Vuk Karadžić, seinem Mitarbeiter Đuro Daničić und dem kroatischen Illyristen Ivan Mažuranić) sowie vom angesehenen slowenischen Slawisten Franc Miklošič unterzeichnet wurde, die sich zur Mitarbeit an der von der österreichisch-ungarischen Regierung betriebenen Normierung der juristischen Terminologie in den Sprachen des Habsburgerreichs in Wien aufhielten. Wiener Abkommen28. März1850Đuro DaničićIvan MažuranićFranc Miklošič Wiener Abkommen28. März1850Đuro DaničićIvan MažuranićFranc Miklošič

189 Einführung in die Slavische Sprachwissenschaft Die Unterzeichner des Abkommens bekannten sich zu dem Ziel, "dass ein Volk ein Schrifttum haben muss" ("da jedan narod treba jednu književnost da ima"). Sie schlugen vor, dass das Štokavisch-ijekavische die Grundlage der gemeinsamen Schriftsprache sein solle, und machten Vorschläge zur Vereinheitlichung einiger bisher in Kroatien und Serbien unterschiedlich gelöster Fragen der Standardisierung. Diese waren vor allem morphologischer und orthographischer Natur: Beispielsweise solle der Genitiv Plural der meisten Substantive auf -a enden, das h solle überall geschrieben werden, wo es etymologisch vorhanden sei (z. B. historija 'Geschichte' statt istorija), und das silbische r solle ohne Begleitvokal geschrieben werden (z. B. prst 'Finger' statt pàrst o. ä.). Mit der Standardisierung des Wortschatzes befasste sich das Abkommen nicht. Die Unterzeichner des Abkommens bekannten sich zu dem Ziel, "dass ein Volk ein Schrifttum haben muss" ("da jedan narod treba jednu književnost da ima"). Sie schlugen vor, dass das Štokavisch-ijekavische die Grundlage der gemeinsamen Schriftsprache sein solle, und machten Vorschläge zur Vereinheitlichung einiger bisher in Kroatien und Serbien unterschiedlich gelöster Fragen der Standardisierung. Diese waren vor allem morphologischer und orthographischer Natur: Beispielsweise solle der Genitiv Plural der meisten Substantive auf -a enden, das h solle überall geschrieben werden, wo es etymologisch vorhanden sei (z. B. historija 'Geschichte' statt istorija), und das silbische r solle ohne Begleitvokal geschrieben werden (z. B. prst 'Finger' statt pàrst o. ä.). Mit der Standardisierung des Wortschatzes befasste sich das Abkommen nicht.morphologischer orthographischeretymologischmorphologischer orthographischeretymologisch

190 Einführung in die Slavische Sprachwissenschaft Die juristische Terminologie wurde in getrennten Spalten für das Kroatische und das Serbische veröffentlicht, was unter anderem darauf zurückzuführen war, dass an der serbischen Fassung auch Gegner von Karadžić' Sprachreform mitwirkten, die Wörter slawenoserbischer Herkunft mit aufnahmen. Das Wiener Abkommen war eine informelle Absichtserklärung, der zunächst keine weiteren Schritte folgten. Der größte Teil der orthographischen und morphologischen Empfehlungen des Abkommens wurden schließlich in Serbien Ende der 1860er und in Kroatien Anfang der 1890er Jahre zur offiziellen Norm. Die juristische Terminologie wurde in getrennten Spalten für das Kroatische und das Serbische veröffentlicht, was unter anderem darauf zurückzuführen war, dass an der serbischen Fassung auch Gegner von Karadžić' Sprachreform mitwirkten, die Wörter slawenoserbischer Herkunft mit aufnahmen. Das Wiener Abkommen war eine informelle Absichtserklärung, der zunächst keine weiteren Schritte folgten. Der größte Teil der orthographischen und morphologischen Empfehlungen des Abkommens wurden schließlich in Serbien Ende der 1860er und in Kroatien Anfang der 1890er Jahre zur offiziellen Norm.

191 Einführung in die Slavische Sprachwissenschaft Im Königreich Serbien konnten sich in in den 1860er Jahren die Anhänger der Sprachreform Vuk Karadžić' gegen die Anhänger einer stärker am slawenoserbischen orientierten Schriftsprache durchsetzen. Grundlage der Orthographie wurde die streng phonologische reformierte Kyrilliza, Grundlage der Standardgrammatik die von Đuro Daničić in Übereinstimmung mit den Vorstellungen Karadžić' und dem "Wiener Abkommen" verfasste Grammatik der serbischen Sprache. Im Königreich Serbien konnten sich in in den 1860er Jahren die Anhänger der Sprachreform Vuk Karadžić' gegen die Anhänger einer stärker am slawenoserbischen orientierten Schriftsprache durchsetzen. Grundlage der Orthographie wurde die streng phonologische reformierte Kyrilliza, Grundlage der Standardgrammatik die von Đuro Daničić in Übereinstimmung mit den Vorstellungen Karadžić' und dem "Wiener Abkommen" verfasste Grammatik der serbischen Sprache.

192 Einführung in die Slavische Sprachwissenschaft Hinsichtlich des Reflexes des etymologischen Jat in der Schriftsprache konnten sich jedoch die Anhänger Karadžić' und Daničić' im Königreich Serbien und in der Vojvodina nicht durchsetzen. Die Verwendung des Ijekavische wurde hier nur von einer begrenzten Zahl von Menschen übernommen, die Mehrzahl blieb in Übereinstimmung mit den meisten in diesen Gebieten gesprochenen Dialekten beim Ekavischen. Durchsetzen konnte sich das Ijekavische als Schriftsprache hingegen in Montenegro und unter den Serben in Bosnien- Herzegowina und der kroatischen Militärgrenze, wo auch ijekavische Dialekte gesprochen werden. Hinsichtlich des Reflexes des etymologischen Jat in der Schriftsprache konnten sich jedoch die Anhänger Karadžić' und Daničić' im Königreich Serbien und in der Vojvodina nicht durchsetzen. Die Verwendung des Ijekavische wurde hier nur von einer begrenzten Zahl von Menschen übernommen, die Mehrzahl blieb in Übereinstimmung mit den meisten in diesen Gebieten gesprochenen Dialekten beim Ekavischen. Durchsetzen konnte sich das Ijekavische als Schriftsprache hingegen in Montenegro und unter den Serben in Bosnien- Herzegowina und der kroatischen Militärgrenze, wo auch ijekavische Dialekte gesprochen werden.

193 Einführung in die Slavische Sprachwissenschaft In Kroatien orientierte sich die amtliche Schreibweise des Štokavischen, das dort zunächst in illyristischer Tradition meist als Illyrisch, seit Anfang der 1860er Jahre als Kroatische oder Serbische Sprache bezeichnet wurde, von den 1840er bis zu den 1880er Jahren überwiegend an den in den 1840er Jahren von den illyristischen Grammatikern kodifizierten Normen, die sich in einigen Punkten von den von Karadžić' und Daničić' verfochtenen unterschieden: Die Orthographie orientierte sich teilweise an morphologischen, nicht an phonologischen Kriterien (so wurde die Stimmtonassimilation nicht in der Schrift wiedergegeben), und der ijekavische Jat- Reflex wurde zunächst als ě, später als ie oder je, nicht hingegen als ije/je geschrieben In Kroatien orientierte sich die amtliche Schreibweise des Štokavischen, das dort zunächst in illyristischer Tradition meist als Illyrisch, seit Anfang der 1860er Jahre als Kroatische oder Serbische Sprache bezeichnet wurde, von den 1840er bis zu den 1880er Jahren überwiegend an den in den 1840er Jahren von den illyristischen Grammatikern kodifizierten Normen, die sich in einigen Punkten von den von Karadžić' und Daničić' verfochtenen unterschieden: Die Orthographie orientierte sich teilweise an morphologischen, nicht an phonologischen Kriterien (so wurde die Stimmtonassimilation nicht in der Schrift wiedergegeben), und der ijekavische Jat- Reflex wurde zunächst als ě, später als ie oder je, nicht hingegen als ije/je geschrieben

194 Einführung in die Slavische Sprachwissenschaft Auf dem Gebiet der Morphologie wurden im Plural der Nomina abweichende Flexionsendungen verwendet, die nur in wenigen Varietäten des Štokavischen vorkommen, jedoch im Kajkavischen allgemein üblich sind und den rekonstruierten urslawischen Formen näherstehen. Über die Details dieser Normierung kam es jedoch niemals zu einer allgemein akzeptierten Einigung, vielmehr standen sich in Kroatien in den meisten Fragen unterschiedliche auf die illyrische Tradition Bezug nehmende Schulen gegenüber. Auf dem Gebiet der Morphologie wurden im Plural der Nomina abweichende Flexionsendungen verwendet, die nur in wenigen Varietäten des Štokavischen vorkommen, jedoch im Kajkavischen allgemein üblich sind und den rekonstruierten urslawischen Formen näherstehen. Über die Details dieser Normierung kam es jedoch niemals zu einer allgemein akzeptierten Einigung, vielmehr standen sich in Kroatien in den meisten Fragen unterschiedliche auf die illyrische Tradition Bezug nehmende Schulen gegenüber.

195 Einführung in die Slavische Sprachwissenschaft Vor allem unter dem Einfluss des an die Jugoslawische Akademie der Wissenschaften und Künste in Zagreb berufenen Đuro Daničić entwickelte sich parallel dazu die Schule der sogenannten "kroatischen Vuk-Anhänger", die eine streng phonologische Orthographie und eine Orientierung der Morphologie an den Formen des gesprochenen Štokavischen forderte, wie es in den Werken von Karadžić' und Daničić' verwirklicht war. Vor allem unter dem Einfluss des an die Jugoslawische Akademie der Wissenschaften und Künste in Zagreb berufenen Đuro Daničić entwickelte sich parallel dazu die Schule der sogenannten "kroatischen Vuk-Anhänger", die eine streng phonologische Orthographie und eine Orientierung der Morphologie an den Formen des gesprochenen Štokavischen forderte, wie es in den Werken von Karadžić' und Daničić' verwirklicht war.

196 Einführung in die Slavische Sprachwissenschaft Diese Schule, deren wichtigste Vertreter der Grammatiker Tomislav Maretić und der Lexikograph Ivan Broz waren, konnte sich gegen Ende des 19. Jahrhunderts durchsetzen. Diese Schule, deren wichtigste Vertreter der Grammatiker Tomislav Maretić und der Lexikograph Ivan Broz waren, konnte sich gegen Ende des 19. Jahrhunderts durchsetzen.Tomislav Maretić Ivan BrozTomislav Maretić Ivan Broz Als Ergebnis dieser konvergenten Normierungsprozesse kam es gegen Ende des 19. Jahrhunderts zu einer weitgehend einheitlichen morphologischen Norm der serbischen und/oder kroatischen Sprache und einer Vereinheitlichung der orthographischen Normen des kroatischen lateinischen und des serbischen kyrillischen Alphabetes, so dass diese seitdem direkt ineinander transliteriert werden können. Als Ergebnis dieser konvergenten Normierungsprozesse kam es gegen Ende des 19. Jahrhunderts zu einer weitgehend einheitlichen morphologischen Norm der serbischen und/oder kroatischen Sprache und einer Vereinheitlichung der orthographischen Normen des kroatischen lateinischen und des serbischen kyrillischen Alphabetes, so dass diese seitdem direkt ineinander transliteriert werden können. morphologischenorthographischen transliteriert morphologischenorthographischen transliteriert

197 Einführung in die Slavische Sprachwissenschaft Da von der Sprachwissenschaft der damaligen Zeit im Allgemeinen die Morphologie und der aus älteren Sprachformen ererbte Grundwortschatz als entscheidend für die Klassifikation von Sprachen angesehen wurden, setzte sich in der Slawistik der damaligen Zeit die Auffassung durch, dass die in ihrer schriftsprachlichen Form auf diesen Gebieten weitgehend übereinstimmenden Sprachen der Serben und Kroaten als eine einzige Sprache anzusehen seien, für die sich zunächst vor allem in der ausländischen Slawistik die Bezeichnung "Serbokroatisch" einbürgerte. Da von der Sprachwissenschaft der damaligen Zeit im Allgemeinen die Morphologie und der aus älteren Sprachformen ererbte Grundwortschatz als entscheidend für die Klassifikation von Sprachen angesehen wurden, setzte sich in der Slawistik der damaligen Zeit die Auffassung durch, dass die in ihrer schriftsprachlichen Form auf diesen Gebieten weitgehend übereinstimmenden Sprachen der Serben und Kroaten als eine einzige Sprache anzusehen seien, für die sich zunächst vor allem in der ausländischen Slawistik die Bezeichnung "Serbokroatisch" einbürgerte.Slawistik

198 Einführung in die Slavische Sprachwissenschaft Sprachliche Entwicklung im 20. Jahrhundert Sprachliche Entwicklung im 20. Jahrhundert Nach der Gründung des Königreiches der Serben, Kroaten und Slowenen (des späteren Jugoslawiens) als eines gemeinsamen Staates dieser südslawischen Völker wurde die Amtssprache zunächst im Einklang mit der offiziellen Ideologie, wonach Serben, Kroaten und Slowenen ein einziges Volk seien, als "Serbo-kroato-slowenisch" definiert. Da die slowenische Schriftsprache sich jedoch auf allen Gebieten deutlich von derjenigen der Serben Nach der Gründung des Königreiches der Serben, Kroaten und Slowenen (des späteren Jugoslawiens) als eines gemeinsamen Staates dieser südslawischen Völker wurde die Amtssprache zunächst im Einklang mit der offiziellen Ideologie, wonach Serben, Kroaten und Slowenen ein einziges Volk seien, als "Serbo-kroato-slowenisch" definiert. Da die slowenische Schriftsprache sich jedoch auf allen Gebieten deutlich von derjenigen der SerbenKönigreiches der Serben, Kroaten und SlowenenJugoslawiensAmtsspracheSerbenKroatenSlowenenKönigreiches der Serben, Kroaten und SlowenenJugoslawiensAmtsspracheSerbenKroatenSlowenen

199 Einführung in die Slavische Sprachwissenschaft Beim Ausbau des Wortschatzes kam es hingegen zu keiner systematischen Zusammenarbeit, so dass sich die Unterschiede zwischen der bei den Kroaten und der bei den Serben gebrauchten schriftsprachlichen Form des Štokavischen durch unterschiedliches Vorgehen bei der Bildung von Neologismen und der Übernahme von Fremdwörtern in diesem Zeitraum teilweise noch vergrößerten. Beim Ausbau des Wortschatzes kam es hingegen zu keiner systematischen Zusammenarbeit, so dass sich die Unterschiede zwischen der bei den Kroaten und der bei den Serben gebrauchten schriftsprachlichen Form des Štokavischen durch unterschiedliches Vorgehen bei der Bildung von Neologismen und der Übernahme von Fremdwörtern in diesem Zeitraum teilweise noch vergrößerten.WortschatzesNeologismenFremdwörternWortschatzesNeologismenFremdwörtern

200 Einführung in die Slavische Sprachwissenschaft und Kroaten unterschied und auch von der damaligen Slawistik allgemein als eigenständige Sprache betrachtet wurde, wurde innerhalb des slowenischen Siedlungsgebietes de facto weiterhin das Slowenische als Amtssprache verwendet, was auch dadurch begünstigt wurde, dass das Siedlungsgebiet der Slowenen geographisch relativ klar von demjenigen der anderen südslawischen Völker abgrenzbar ist.

201 Einführung in die Slavische Sprachwissenschaft Im übrigen Staatsgebiet wurde jedoch das Serbokroatische zur einheitlichen Amtssprache erklärt, wobei die Unterschiede zwischen den schriftsprachlichen Varietäten keine Berücksichtigung fanden. Da die Hauptstadt des neuen Staates Belgrad war und dessen Institutionen zum größten Teil von den Politikern, Beamten und Militärs des bisherigen Königreiches Serbien beherrscht wurden, führte dies in der Praxis dazu, dass die serbische Varietät der Schriftsprache als Amtssprache verwendet wurde, während die vor Im übrigen Staatsgebiet wurde jedoch das Serbokroatische zur einheitlichen Amtssprache erklärt, wobei die Unterschiede zwischen den schriftsprachlichen Varietäten keine Berücksichtigung fanden. Da die Hauptstadt des neuen Staates Belgrad war und dessen Institutionen zum größten Teil von den Politikern, Beamten und Militärs des bisherigen Königreiches Serbien beherrscht wurden, führte dies in der Praxis dazu, dass die serbische Varietät der Schriftsprache als Amtssprache verwendet wurde, während die vorBelgrad SerbienBelgrad Serbien

202 Einführung in die Slavische Sprachwissenschaft allem auf dem Gebiet des Wortschatzes abweichenden Formen der bis dahin in Kroatien verwendeten schriftsprachlichen Varietät von offizieller Seite als nicht standardgemäße Regionalismen betrachtet wurden. Dies führte wiederum dazu, dass auf kroatischer Seite zunehmend die Forderung aufkam, das Kroatische als eigenständige Sprache anzuerkennen, um die Diskriminierung kroatischer Ausdrücke zu beenden. Nach der Bildung der autonomen Banovina Kroatien im Jahre 1939 wurde auf deren Gebiet de facto die kroatische Variante der Sprache auch amtlich verwendet. allem auf dem Gebiet des Wortschatzes abweichenden Formen der bis dahin in Kroatien verwendeten schriftsprachlichen Varietät von offizieller Seite als nicht standardgemäße Regionalismen betrachtet wurden. Dies führte wiederum dazu, dass auf kroatischer Seite zunehmend die Forderung aufkam, das Kroatische als eigenständige Sprache anzuerkennen, um die Diskriminierung kroatischer Ausdrücke zu beenden. Nach der Bildung der autonomen Banovina Kroatien im Jahre 1939 wurde auf deren Gebiet de facto die kroatische Variante der Sprache auch amtlich verwendet.Kroatien

203 Einführung in die Slavische Sprachwissenschaft Während des Zweiten Weltkriegs versuchte der faschistische sogenannte Unabhängige Staat Kroatien (Nezavisna Država Hrvatska, NDH) 1941– 1945 eine radikale Abkehr von der bestehenden sprachlichen Norm durchzusetzen. Das Kroatische staatliche Sprachbüro (Hrvatski državni ured za jezik) versuchte alle (tatsächlichen oder angeblichen) Serbismen und Fremdwörter aus der Sprache zu verbannen und durch zum Teil ältere und traditionelle, zum Teil neu gebildete "echt kroatische" Wörter ersetzte (z. B. telegraf durch das neue brzojav, wörtlich Schnellmeld, oder waggon- restaurant durch kola za blagovanje, wörtlich Wagen fürs Speisen). Während des Zweiten Weltkriegs versuchte der faschistische sogenannte Unabhängige Staat Kroatien (Nezavisna Država Hrvatska, NDH) 1941– 1945 eine radikale Abkehr von der bestehenden sprachlichen Norm durchzusetzen. Das Kroatische staatliche Sprachbüro (Hrvatski državni ured za jezik) versuchte alle (tatsächlichen oder angeblichen) Serbismen und Fremdwörter aus der Sprache zu verbannen und durch zum Teil ältere und traditionelle, zum Teil neu gebildete "echt kroatische" Wörter ersetzte (z. B. telegraf durch das neue brzojav, wörtlich Schnellmeld, oder waggon- restaurant durch kola za blagovanje, wörtlich Wagen fürs Speisen).Unabhängige Staat Kroatien1941 1945Unabhängige Staat Kroatien1941 1945

204 Einführung in die Slavische Sprachwissenschaft Gleichzeitig wurde unter Übergehung des Widerspruchs führender kroatischer Sprachwissenschaftler eine Rechtschreibreform dekretiert, durch die die von den "kroatischen Vuk- Anhängern" Ende des 19. Jahrhunderts durchgesetzte Rechtschreibreform rückgängig gemacht werden sollte. Die neue Norm sollte sich streng an morphologischen statt an phonologischen Kriterien orientieren, da die phonologische Orthographie angeblich nur "serbisch" sei. Gleichzeitig wurde unter Übergehung des Widerspruchs führender kroatischer Sprachwissenschaftler eine Rechtschreibreform dekretiert, durch die die von den "kroatischen Vuk- Anhängern" Ende des 19. Jahrhunderts durchgesetzte Rechtschreibreform rückgängig gemacht werden sollte. Die neue Norm sollte sich streng an morphologischen statt an phonologischen Kriterien orientieren, da die phonologische Orthographie angeblich nur "serbisch" sei.

205 Einführung in die Slavische Sprachwissenschaft Im kommunistischen Jugoslawien wurden in den ersten Jahren nach 1945 ebenso wie schon in der Publizistik der Partisanen während des Zweiten Weltkrieges das Serbische und das Kroatische als zwei eigenständige Sprachen anerkannt, so dass der jugoslawische Staat zu dieser Zeit vier Amtssprachen anerkannte (Serbisch, Kroatisch, Slowenisch und Mazedonisch). In den folgenden Jahren änderte sich die offizielle politische Linie jedoch erneut. 1954 wurde im Abkommen von Novi Sad festgelegt, dass die Sprache der Kroaten, Bosnier, Herzegowiner, Serben und Montenegriner dieselbe sei, Im kommunistischen Jugoslawien wurden in den ersten Jahren nach 1945 ebenso wie schon in der Publizistik der Partisanen während des Zweiten Weltkrieges das Serbische und das Kroatische als zwei eigenständige Sprachen anerkannt, so dass der jugoslawische Staat zu dieser Zeit vier Amtssprachen anerkannte (Serbisch, Kroatisch, Slowenisch und Mazedonisch). In den folgenden Jahren änderte sich die offizielle politische Linie jedoch erneut. 1954 wurde im Abkommen von Novi Sad festgelegt, dass die Sprache der Kroaten, Bosnier, Herzegowiner, Serben und Montenegriner dieselbe sei,PartisanenZweiten WeltkriegesSerbischeKroatische Amtssprachen SlowenischMazedonisch1954Abkommen von Novi SadPartisanenZweiten WeltkriegesSerbischeKroatische Amtssprachen SlowenischMazedonisch1954Abkommen von Novi Sad

206 Einführung in die Slavische Sprachwissenschaft nämlich Serbokroatisch. Lediglich der Unterschied in der Aussprache zwischen Ijekavisch und der Ekavisch und die Verwendung der zwei verschiedenen Alphabete sollten bestehen bleiben. Das Serbische wurde danach gewöhnlich als östliche Variante, das Kroatische als westliche Variante des Serbokroatischen bezeichnet. Das Slowenische und das Mazedonische behielten hingegen ihre Anerkennung als eigenständige Sprachen, und auf regionaler Ebene wurden auch die Sprachen nichtslawischer Minderheiten wie das Ungarische und das Albanische als Amtssprachen anerkannt. nämlich Serbokroatisch. Lediglich der Unterschied in der Aussprache zwischen Ijekavisch und der Ekavisch und die Verwendung der zwei verschiedenen Alphabete sollten bestehen bleiben. Das Serbische wurde danach gewöhnlich als östliche Variante, das Kroatische als westliche Variante des Serbokroatischen bezeichnet. Das Slowenische und das Mazedonische behielten hingegen ihre Anerkennung als eigenständige Sprachen, und auf regionaler Ebene wurden auch die Sprachen nichtslawischer Minderheiten wie das Ungarische und das Albanische als Amtssprachen anerkannt. UngarischeAlbanische UngarischeAlbanische

207 Einführung in die Slavische Sprachwissenschaft Diese Regelung stieß in den 1960er Jahren in Kroatien auf zunehmenden Widerspruch. 1967 unterzeichneten bekannte kroatische Sprachwissenschaftler, Literaten und Politiker die Deklaration über die Bezeichnung und Stellung der kroatischen Schriftsprache (Deklaracija o nazivu i položaju hrvatskog književnog jezika), in der sie das Recht einforderten, dass ein Volk seine Sprache nach sich selbst benennen dürfen müsse, selbst wenn diese Sprache mit der Sprache eines anderen Volkes identisch sei. Auf diese Deklaration reagierte Titos Zentralregierung mit Repressionen, die letztlich Diese Regelung stieß in den 1960er Jahren in Kroatien auf zunehmenden Widerspruch. 1967 unterzeichneten bekannte kroatische Sprachwissenschaftler, Literaten und Politiker die Deklaration über die Bezeichnung und Stellung der kroatischen Schriftsprache (Deklaracija o nazivu i položaju hrvatskog književnog jezika), in der sie das Recht einforderten, dass ein Volk seine Sprache nach sich selbst benennen dürfen müsse, selbst wenn diese Sprache mit der Sprache eines anderen Volkes identisch sei. Auf diese Deklaration reagierte Titos Zentralregierung mit Repressionen, die letztlich1967 Deklaration über die Bezeichnung und Stellung der kroatischen Schriftsprache Titos1967 Deklaration über die Bezeichnung und Stellung der kroatischen Schriftsprache Titos

208 Einführung in die Slavische Sprachwissenschaft wohl den kroatischen Widerstand noch verstärkten, der schließlich zum "Kroatischen Frühling" führte. Danach wurde im Jahre 1974 in Kroatien wieder Kroatisch als Bezeichnung des Unterrichtsfachs in den Schulen eingeführt, und jede Teilrepublik konnte in ihrer Verfassung eine eigene regionale Varietät der Sprache benennen. Als Bezeichnung der gesamten Sprache sowie der Amtssprache auf Bundesebene blieb "Serbokroatisch oder Kroatoserbisch" (nun offiziell meist in Kombination genannt) jedoch im Gebrauch. wohl den kroatischen Widerstand noch verstärkten, der schließlich zum "Kroatischen Frühling" führte. Danach wurde im Jahre 1974 in Kroatien wieder Kroatisch als Bezeichnung des Unterrichtsfachs in den Schulen eingeführt, und jede Teilrepublik konnte in ihrer Verfassung eine eigene regionale Varietät der Sprache benennen. Als Bezeichnung der gesamten Sprache sowie der Amtssprache auf Bundesebene blieb "Serbokroatisch oder Kroatoserbisch" (nun offiziell meist in Kombination genannt) jedoch im Gebrauch.Kroatischen Frühling1974Kroatischen Frühling1974

209 Einführung in die Slavische Sprachwissenschaft Seit dem Zerfall Jugoslawiens werden das Bosnische, Kroatische und Serbische offiziell als eigenständige Sprachen anerkannt, während der Status der Sprache der Montenegriner nach wie vor umstritten ist. Vor allem in Kroatien werden dabei auch sprachliche Eigenheiten, die seit 1918 verpönt, unterdrückt oder in Vergessenheit geraten waren, wieder verwendet. Das grammatische System und der Grundwortschatz der drei Sprachen sind nach wie vor großteils identisch, jedoch dürfte die nicht mehr gemeinsam erfolgende Sprachpflege zu einer künftigen weiteren auseinanderentwicklung beitragen. Das Sprachenkürzel "sh" (nach ISO 639) wird seit dem 18. Februar 2000 als veraltet angesehen (vgl. [1]). Seit dem Zerfall Jugoslawiens werden das Bosnische, Kroatische und Serbische offiziell als eigenständige Sprachen anerkannt, während der Status der Sprache der Montenegriner nach wie vor umstritten ist. Vor allem in Kroatien werden dabei auch sprachliche Eigenheiten, die seit 1918 verpönt, unterdrückt oder in Vergessenheit geraten waren, wieder verwendet. Das grammatische System und der Grundwortschatz der drei Sprachen sind nach wie vor großteils identisch, jedoch dürfte die nicht mehr gemeinsam erfolgende Sprachpflege zu einer künftigen weiteren auseinanderentwicklung beitragen. Das Sprachenkürzel "sh" (nach ISO 639) wird seit dem 18. Februar 2000 als veraltet angesehen (vgl. [1]).Jugoslawiens BosnischeKroatischeSerbische1918ISO 63918. Februar2000[1]Jugoslawiens BosnischeKroatischeSerbische1918ISO 63918. Februar2000[1]

210 Einführung in die Slavische Sprachwissenschaft Dialekte Dialekte Die von den Serben, Kroaten, Bosniaken und Montenegrinern gesprochenen Dialekte sind Teil eines südslawischen Dialektkontinuums, das über das Serbokroatische hinaus auch das Slowenische, Mazedonische und Bulgarische umfasst. Sie lassen sich in vier Dialektgruppen unterteilen, die nicht deckungsgleich mit den Staatsgebieten sind. Drei der Dialektgruppen sind nach der jeweiligen Form des Fragewortes was? benannt, das selbst aber nur eines von zahlreichen phonologischen und morphologischen Merkmalen ist, die dieser Einteilung zugrunde liegen. Die von den Serben, Kroaten, Bosniaken und Montenegrinern gesprochenen Dialekte sind Teil eines südslawischen Dialektkontinuums, das über das Serbokroatische hinaus auch das Slowenische, Mazedonische und Bulgarische umfasst. Sie lassen sich in vier Dialektgruppen unterteilen, die nicht deckungsgleich mit den Staatsgebieten sind. Drei der Dialektgruppen sind nach der jeweiligen Form des Fragewortes was? benannt, das selbst aber nur eines von zahlreichen phonologischen und morphologischen Merkmalen ist, die dieser Einteilung zugrunde liegen.SerbenKroatenBosniaken MontenegrinernDialektesüdslawischenDialektkontinuumsSlowenische MazedonischeBulgarischeSerbenKroatenBosniaken MontenegrinernDialektesüdslawischenDialektkontinuumsSlowenische MazedonischeBulgarische

211 Einführung in die Slavische Sprachwissenschaft Das Štokavische (nach dem Fragewort für was?: što oder šta) wird in ganz Bosnien und Herzegowina und Montenegro sowie im größten Teil Serbiens und Kroatiens gesprochen. Das Kajkavische (kajkavski; Fragewort kaj was?) ist im nördlichen Kroatien verbreitet und das Čakavische (čakavski; Fragewort größtenteils ča was?) im nördlichen und mittleren Teil der kroatischen Küste. Die Dialekte des südöstlichen Serbiens, die einen Übergang vom Štokavischen zum Mazedonischen und Bulgarischen bilden, werden als Torlakisch bezeichnet. Das Štokavische (nach dem Fragewort für was?: što oder šta) wird in ganz Bosnien und Herzegowina und Montenegro sowie im größten Teil Serbiens und Kroatiens gesprochen. Das Kajkavische (kajkavski; Fragewort kaj was?) ist im nördlichen Kroatien verbreitet und das Čakavische (čakavski; Fragewort größtenteils ča was?) im nördlichen und mittleren Teil der kroatischen Küste. Die Dialekte des südöstlichen Serbiens, die einen Übergang vom Štokavischen zum Mazedonischen und Bulgarischen bilden, werden als Torlakisch bezeichnet.ŠtokavischeBosnien und HerzegowinaMontenegroSerbiensKroatiensKajkavischeČakavischeMazedonischenBulgarischenTorlakischŠtokavischeBosnien und HerzegowinaMontenegroSerbiensKroatiensKajkavischeČakavischeMazedonischenBulgarischenTorlakisch

212 Einführung in die Slavische Sprachwissenschaft Da das Fragewort was? hier – ebenso wie im Štokavischen, Mazedonischen und Bulgarischen – što lautet, werden die torlakischen Dialekte oft zu den štokavischen hinzugerechnet. Da die eigentliche Grundlage der Einteilung in verschiedene Dialektgruppen jedoch nicht ein einzelnes Wort, sondern eine ganze Reihe phonologischer, morphologischer und syntaktischer Merkmale ist, ist das Torlakische mit seinen morphologisch-syntaktischen Besonderheiten als eigene Dialektgruppe anzusehen. Da das Fragewort was? hier – ebenso wie im Štokavischen, Mazedonischen und Bulgarischen – što lautet, werden die torlakischen Dialekte oft zu den štokavischen hinzugerechnet. Da die eigentliche Grundlage der Einteilung in verschiedene Dialektgruppen jedoch nicht ein einzelnes Wort, sondern eine ganze Reihe phonologischer, morphologischer und syntaktischer Merkmale ist, ist das Torlakische mit seinen morphologisch-syntaktischen Besonderheiten als eigene Dialektgruppe anzusehen.syntaktischer

213 Einführung in die Slavische Sprachwissenschaft Das Štokavische lässt sich wiederum in mehrere Untergruppen einteilen. Der auffälligste Unterschied betrifft die verschiedene Wiedergabe des urslawischen Lautes *ě (genannt "Jat"). Nach der Wiedergabe dieses Lautes als ije/je (z.B. urslawisch *světъ > svijet 'Welt' oder *květъ > cvijet 'Blume'), e (svet, cvet) oder i (svit, cvit) werden die štokavischen Dialekte in ijekavische (ijekavica), ekavische (ekavica) und ikavische (ikavica) unterschieden. Das Štokavische lässt sich wiederum in mehrere Untergruppen einteilen. Der auffälligste Unterschied betrifft die verschiedene Wiedergabe des urslawischen Lautes *ě (genannt "Jat"). Nach der Wiedergabe dieses Lautes als ije/je (z.B. urslawisch *světъ > svijet 'Welt' oder *květъ > cvijet 'Blume'), e (svet, cvet) oder i (svit, cvit) werden die štokavischen Dialekte in ijekavische (ijekavica), ekavische (ekavica) und ikavische (ikavica) unterschieden.ijekavische ekavischeikavischeijekavische ekavischeikavische

214 Einführung in die Slavische Sprachwissenschaft Ijekavische Dialekte werden in Teilen Kroatiens, dem größten Teil Bosnien- Herzegowinas, ganz Montenegro sowie in den Grenzgebieten Westserbiens gesprochen. Ekavische Dialekte werden im größten Teil Serbiens gesprochen. Ikavische Dialekte kommen in Teilen Dalmatiens, im südlichen Istrien, in der westlichen Herzegowina sowie Teilen Westbosniens und des südlichen Slawoniens vor. Ijekavische Dialekte werden in Teilen Kroatiens, dem größten Teil Bosnien- Herzegowinas, ganz Montenegro sowie in den Grenzgebieten Westserbiens gesprochen. Ekavische Dialekte werden im größten Teil Serbiens gesprochen. Ikavische Dialekte kommen in Teilen Dalmatiens, im südlichen Istrien, in der westlichen Herzegowina sowie Teilen Westbosniens und des südlichen Slawoniens vor.DalmatiensIstrien HerzegowinaSlawoniensDalmatiensIstrien HerzegowinaSlawoniens

215 Einführung in die Slavische Sprachwissenschaft Die Schriftsprache aller vier Nationalitäten baut auf dem Štokavischen auf. Die Kroaten, Bosniaken und Montenegriner verwenden dabei nur das Ijekavische, die Serben in Serbien vor allem das Ekavische, die bosnischen Serben hingegen zum größten Teil das Ijekavische. Daneben gibt es einige seltener vorkommende lautliche Unterschiede im Wortschatz slawischer Herkunft. Die Schriftsprache aller vier Nationalitäten baut auf dem Štokavischen auf. Die Kroaten, Bosniaken und Montenegriner verwenden dabei nur das Ijekavische, die Serben in Serbien vor allem das Ekavische, die bosnischen Serben hingegen zum größten Teil das Ijekavische. Daneben gibt es einige seltener vorkommende lautliche Unterschiede im Wortschatz slawischer Herkunft.Štokavischen

216 Einführung in die Slavische Sprachwissenschaft Des Weiteren gibt es Unterschiede bei der Übernahme von Fremdwörtern: serbisch falsifikovati vs. kroatisch falsificirati; sb. okean vs. kr. ocean; sb. hemija vs. kr. kemija. Grundsätzlich werden Fremdwörter im Kroatischen sparsamer eingesetzt als im Serbischen, während das Bosnische viele Turzismen enthält. Es gibt eine große Anzahl von Regionalismen, deren Verbreitungsgebiet jedoch oft nicht den nationalen Grenzen folgt. Die Unterschiede im Grundwortschatz sind dagegen geringer als etwa zwischen vielen deutschen Dialekten. Des Weiteren gibt es Unterschiede bei der Übernahme von Fremdwörtern: serbisch falsifikovati vs. kroatisch falsificirati; sb. okean vs. kr. ocean; sb. hemija vs. kr. kemija. Grundsätzlich werden Fremdwörter im Kroatischen sparsamer eingesetzt als im Serbischen, während das Bosnische viele Turzismen enthält. Es gibt eine große Anzahl von Regionalismen, deren Verbreitungsgebiet jedoch oft nicht den nationalen Grenzen folgt. Die Unterschiede im Grundwortschatz sind dagegen geringer als etwa zwischen vielen deutschen Dialekten.FremdwörterTurzismenwortschatzDialektenFremdwörterTurzismenwortschatzDialekten

217 Einführung in die Slavische Sprachwissenschaft Standardvarietäten Standardvarietäten Das Serbokroatische wird (zumindest seit dem Zweiten Weltkrieg) nicht als zentralistische Einheitssprache, sondern als plurizentrische Sprache verstanden, die nicht nur einen einzigen Standard kennt (wie z. B. das Italienische, Polnische oder Finnische), sondern über mehrere Standardvarietäten verfügt (wie die meisten von mehreren Das Serbokroatische wird (zumindest seit dem Zweiten Weltkrieg) nicht als zentralistische Einheitssprache, sondern als plurizentrische Sprache verstanden, die nicht nur einen einzigen Standard kennt (wie z. B. das Italienische, Polnische oder Finnische), sondern über mehrere Standardvarietäten verfügt (wie die meisten von mehrerenZweiten Weltkrieg plurizentrische SpracheStandardItalienischePolnische FinnischevarietätenZweiten Weltkrieg plurizentrische SpracheStandardItalienischePolnische Finnischevarietäten

218 Einführung in die Slavische Sprachwissenschaft Nationen gesprochenen Sprachen, z. B. Schweizer Hochdeutsch, österreichisches Deutsch und Deutschlanddeutsch; britisches Englisch, amerikanisches Englisch, australisches Englisch, schottisches Englisch usw.; Frankreichfranzösisch, belgisches Französisch, Schweizer Französisch, Quebecer Französisch usw.). In Abweichung von der deutschen linguistischen Nationen gesprochenen Sprachen, z. B. Schweizer Hochdeutsch, österreichisches Deutsch und Deutschlanddeutsch; britisches Englisch, amerikanisches Englisch, australisches Englisch, schottisches Englisch usw.; Frankreichfranzösisch, belgisches Französisch, Schweizer Französisch, Quebecer Französisch usw.). In Abweichung von der deutschen linguistischen Nationen Schweizer Hochdeutschösterreichisches DeutschDeutschlanddeutschbritisches Englischamerikanisches Englisch australisches Englischschottisches EnglischFrankreichfranzösischbelgisches FranzösischSchweizer Französisch Quebecer Französisch Nationen Schweizer Hochdeutschösterreichisches DeutschDeutschlanddeutschbritisches Englischamerikanisches Englisch australisches Englischschottisches EnglischFrankreichfranzösischbelgisches FranzösischSchweizer Französisch Quebecer Französisch

219 Einführung in die Slavische Sprachwissenschaft Terminologie bezeichnet die Serbokroatistik eine solche Standardvarietät als Variante (serbokroatisch varijanta). Terminologie bezeichnet die Serbokroatistik eine solche Standardvarietät als Variante (serbokroatisch varijanta). Zu allen Zeiten unterschieden und unterscheiden sich die Varietäten des Serbokroatischen nicht nur durch den Unterschied zwischen ijekavischer und ekavischer Aussprache und durch den Gebrauch der beiden Alphabete, sondern vor allem durch den Wortschatz (vgl. Unterschiede zwischen den serbokroatischen Standardvarietäten; die Feststellung, dass zwei Varietäten gleichermaßen ijekavisch und lateinisch geschrieben seien, bedeutet also keineswegs, dass sie damit identisch seien.) Zu allen Zeiten unterschieden und unterscheiden sich die Varietäten des Serbokroatischen nicht nur durch den Unterschied zwischen ijekavischer und ekavischer Aussprache und durch den Gebrauch der beiden Alphabete, sondern vor allem durch den Wortschatz (vgl. Unterschiede zwischen den serbokroatischen Standardvarietäten; die Feststellung, dass zwei Varietäten gleichermaßen ijekavisch und lateinisch geschrieben seien, bedeutet also keineswegs, dass sie damit identisch seien.)Unterschiede zwischen den serbokroatischen StandardvarietätenUnterschiede zwischen den serbokroatischen Standardvarietäten

220 Einführung in die Slavische Sprachwissenschaft Regionale Varietäten des Serbokroatischen 1954–1974 Regionale Varietäten des Serbokroatischen 1954–1974 Das 1954 geschlossene Abkommen von Novi Sad unterschied zwei "Varianten", zwei offizielle "Aussprachen" (skr. izgovor) und zwei Alphabete, die sich folgendermaßen verteilten: Das 1954 geschlossene Abkommen von Novi Sad unterschied zwei "Varianten", zwei offizielle "Aussprachen" (skr. izgovor) und zwei Alphabete, die sich folgendermaßen verteilten:1954Abkommen von Novi Sad1954Abkommen von Novi Sad

221 Einführung in die Slavische Sprachwissenschaft die westliche Variante (zapadna varijanta), die nur in ijekavischer Aussprache und lateinischer Schrift vorkam (in den Teilrepubliken Kroatien und Bosnien-Herzegowina benutzt) die westliche Variante (zapadna varijanta), die nur in ijekavischer Aussprache und lateinischer Schrift vorkam (in den Teilrepubliken Kroatien und Bosnien-Herzegowina benutzt) die östliche Variante (istočna varijanta), die in zwei Aussprachen vorkam, die beide sowohl kyrillisch als auch lateinisch geschrieben werden konnten: die östliche Variante (istočna varijanta), die in zwei Aussprachen vorkam, die beide sowohl kyrillisch als auch lateinisch geschrieben werden konnten: –ijekavische Aussprache (in den Teilrepubliken Montenegro und Bosnien-Herzegowina) –ekavische Aussprache (in der Teilrepublik Serbien)

222 Einführung in die Slavische Sprachwissenschaft In den 50er und 60er Jahren gab es jedoch auch eine inoffizielle Bestrebung, die Unterschiede zwischen den Varietäten zu verringern, die vielleicht das Ziel verfolgte, letztendlich eine "jugoslawische" Einheitssprache mit einem einzigen Standard zu erhalten, der als "Kompromiss" auf der östlichen Varietät beruhen, aber ausschließlich lateinisch geschrieben würde. Aus kroatischer Sicht wird dies als Beleg der fortgesetzten serbischen Hegemonie gesehen, aus serbischer hingegen als "demokratische" Notwendigkeit, da die Sprecher der östlichen Varietät gegenüber denen der westlichen mit rund 10 zu 5 Millionen klar in der Mehrheit waren. In den 50er und 60er Jahren gab es jedoch auch eine inoffizielle Bestrebung, die Unterschiede zwischen den Varietäten zu verringern, die vielleicht das Ziel verfolgte, letztendlich eine "jugoslawische" Einheitssprache mit einem einzigen Standard zu erhalten, der als "Kompromiss" auf der östlichen Varietät beruhen, aber ausschließlich lateinisch geschrieben würde. Aus kroatischer Sicht wird dies als Beleg der fortgesetzten serbischen Hegemonie gesehen, aus serbischer hingegen als "demokratische" Notwendigkeit, da die Sprecher der östlichen Varietät gegenüber denen der westlichen mit rund 10 zu 5 Millionen klar in der Mehrheit waren.

223 Einführung in die Slavische Sprachwissenschaft Regionale Varietäten des Serbokroatischen 1974–1991 Regionale Varietäten des Serbokroatischen 1974–1991 Als 1974, nach dem "Kroatischen Frühling", neue Verfassungen des Bundesstaats und der Teilrepubliken verabschiedet wurden, konnten die Teilrepubliken je einen regionalen "standardsprachlichen Ausdruck" (skr. književnojezički izraz) definieren. Die Gesamtsprache hieß jetzt offiziell "Serbokroatisch oder Kroatoserbisch" (skr. srpskohrvatski ili hrvatskosrpski jezik). Als 1974, nach dem "Kroatischen Frühling", neue Verfassungen des Bundesstaats und der Teilrepubliken verabschiedet wurden, konnten die Teilrepubliken je einen regionalen "standardsprachlichen Ausdruck" (skr. književnojezički izraz) definieren. Die Gesamtsprache hieß jetzt offiziell "Serbokroatisch oder Kroatoserbisch" (skr. srpskohrvatski ili hrvatskosrpski jezik).1974Kroatischen Frühling1974Kroatischen Frühling

224 Einführung in die Slavische Sprachwissenschaft Nun gab es vier verschiedene Varietäten, von denen jedoch nach wie vor nur zwei als offizielle "Varianten" galten. Die anderen beiden könnte man mit den von Ulrich Ammon (1995) als Halbzentren bezeichneten Varietäten der deutschen Sprache in Luxemburg, Ostbelgien, Liechtenstein und Südtirol vergleichen (gegenüber den Vollzentren in Deutschland, Österreich und der Deutschschweiz). Insgesamt wurden nun also folgende Varietäten anerkannt: Nun gab es vier verschiedene Varietäten, von denen jedoch nach wie vor nur zwei als offizielle "Varianten" galten. Die anderen beiden könnte man mit den von Ulrich Ammon (1995) als Halbzentren bezeichneten Varietäten der deutschen Sprache in Luxemburg, Ostbelgien, Liechtenstein und Südtirol vergleichen (gegenüber den Vollzentren in Deutschland, Österreich und der Deutschschweiz). Insgesamt wurden nun also folgende Varietäten anerkannt: LuxemburgbelgienLiechtensteinSüdtirol LuxemburgbelgienLiechtensteinSüdtirol

225 Einführung in die Slavische Sprachwissenschaft die kroatoserbische Variante der serbokroatischen oder kroatoserbischen Sprache (hrvatskosrpska varijanta srpskohrvatskoga ili hrvatskosrpskoga jezika), bisweilen auch als kroatische Standardsprache (hrvatski književni jezik), niemals aber als kroatische Sprache (hrvatski jezik) bezeichnet (Amtssprache der Teilrepublik Kroatien): ijekavisch in lateinischer Schrift die kroatoserbische Variante der serbokroatischen oder kroatoserbischen Sprache (hrvatskosrpska varijanta srpskohrvatskoga ili hrvatskosrpskoga jezika), bisweilen auch als kroatische Standardsprache (hrvatski književni jezik), niemals aber als kroatische Sprache (hrvatski jezik) bezeichnet (Amtssprache der Teilrepublik Kroatien): ijekavisch in lateinischer Schrift StandardspracheSprache StandardspracheSprache

226 Einführung in die Slavische Sprachwissenschaft die serbokroatische Variante der serbokroatischen oder kroatoserbischen Sprache (srpskohrvatska varijanta srpskohrvatskoga ili hrvatskosrpskoga jezika) (Amtssprache der Teilrepublik Serbien): meist ekavisch (seltener auch ijekavisch), in kyrillischer oder lateinischer Schrift die serbokroatische Variante der serbokroatischen oder kroatoserbischen Sprache (srpskohrvatska varijanta srpskohrvatskoga ili hrvatskosrpskoga jezika) (Amtssprache der Teilrepublik Serbien): meist ekavisch (seltener auch ijekavisch), in kyrillischer oder lateinischer Schrift

227 Einführung in die Slavische Sprachwissenschaft der montenegrinische standardsprachliche Ausdruck der serbokroatischen oder kroatoserbischen Sprache (crnogorski književnojezički izraz srpskohrvatskoga ili hrvatskosrpskoga jezika) (Amtssprache der Teilrepublik Montenegro): ijekavisch, in kyrillischer oder lateinischer Schrift der montenegrinische standardsprachliche Ausdruck der serbokroatischen oder kroatoserbischen Sprache (crnogorski književnojezički izraz srpskohrvatskoga ili hrvatskosrpskoga jezika) (Amtssprache der Teilrepublik Montenegro): ijekavisch, in kyrillischer oder lateinischer Schrift

228 Einführung in die Slavische Sprachwissenschaft der bosnisch-herzegowinische standardsprachliche Ausdruck der serbokroatischen oder kroatoserbischen Sprache (bosansko-hercegovački književnojezički izraz srpskohrvatskoga ili hrvatskosrpskoga jezika) (Amtssprache der Teilrepublik Bosnien-Herzegowina und dort von allen Bevölkerungsgruppen benutzt): ijekavisch, in kyrillischer oder lateinischer Schrift der bosnisch-herzegowinische standardsprachliche Ausdruck der serbokroatischen oder kroatoserbischen Sprache (bosansko-hercegovački književnojezički izraz srpskohrvatskoga ili hrvatskosrpskoga jezika) (Amtssprache der Teilrepublik Bosnien-Herzegowina und dort von allen Bevölkerungsgruppen benutzt): ijekavisch, in kyrillischer oder lateinischer Schrift

229 Einführung in die Slavische Sprachwissenschaft Nationale Varietäten des Serbokroatischen seit 1991 Nationale Varietäten des Serbokroatischen seit 1991 Nach dem Zerfall Jugoslawiens waren die Standardvarietäten nicht mehr an die ehemaligen Teilrepubliken gebunden, sondern in erster Linie an die Nationalität der Sprecher. (Allerdings gibt es hierüber Meinungsverschiedenheiten. So ist z. B. unklar bzw. wohl auch individuell verschieden, ob in Kroatien lebende Serben Serbisch oder Kroatisch sprechen, und das Bosnische wird von manchen als gemeinsames Idiom aller Einwohner Bosniens, von anderen hingegen als Idiom der muslimisch-bosnischen Nationalität verstanden.) Dadurch kam es zu einem qualitativen Wandel von regionalen Standardvarietäten innerhalb Jugoslawiens zu in vollem Sinne nationalen Varietäten: Nach dem Zerfall Jugoslawiens waren die Standardvarietäten nicht mehr an die ehemaligen Teilrepubliken gebunden, sondern in erster Linie an die Nationalität der Sprecher. (Allerdings gibt es hierüber Meinungsverschiedenheiten. So ist z. B. unklar bzw. wohl auch individuell verschieden, ob in Kroatien lebende Serben Serbisch oder Kroatisch sprechen, und das Bosnische wird von manchen als gemeinsames Idiom aller Einwohner Bosniens, von anderen hingegen als Idiom der muslimisch-bosnischen Nationalität verstanden.) Dadurch kam es zu einem qualitativen Wandel von regionalen Standardvarietäten innerhalb Jugoslawiens zu in vollem Sinne nationalen Varietäten:

230 Einführung in die Slavische Sprachwissenschaft die kroatische nationale Varietät (von Kroaten vor allem in Kroatien und Bosnien-Herzegowina gesprochen, Amtssprache Kroatiens und Bosnien- Herzegowinas): ijekavisch und lateinisch geschrieben die kroatische nationale Varietät (von Kroaten vor allem in Kroatien und Bosnien-Herzegowina gesprochen, Amtssprache Kroatiens und Bosnien- Herzegowinas): ijekavisch und lateinisch geschrieben die serbische nationale Varietät, die in mindestens drei staatlichen Standardvarietäten existiert (ähnlich wie die deutsche nationale Varietät des Deutschen bis 1990 in zwei staatlichen Varietäten existierte, nämlich der der BRD und der der DDR): die serbische nationale Varietät, die in mindestens drei staatlichen Standardvarietäten existiert (ähnlich wie die deutsche nationale Varietät des Deutschen bis 1990 in zwei staatlichen Varietäten existierte, nämlich der der BRD und der der DDR):BRDDDRBRDDDR

231 Einführung in die Slavische Sprachwissenschaft die Varietät Serbiens (Amtssprache Serbiens, zwischen 1993 und 1998 auch von serbischen Nationalisten in Bosnien-Herzegowina als Amtssprache propagiert): meist ekavisch, verstärkt kyrillisch, aber auch lateinisch geschrieben die Varietät Serbiens (Amtssprache Serbiens, zwischen 1993 und 1998 auch von serbischen Nationalisten in Bosnien-Herzegowina als Amtssprache propagiert): meist ekavisch, verstärkt kyrillisch, aber auch lateinisch geschrieben die Varietät Bosnien-Herzegowinas (Amtssprache Bosnien-Herzegowinas): ijekavisch, verstärkt kyrillisch, aber auch lateinisch geschrieben die Varietät Bosnien-Herzegowinas (Amtssprache Bosnien-Herzegowinas): ijekavisch, verstärkt kyrillisch, aber auch lateinisch geschrieben die Varietät Montenegros (Amtssprache Montenegros): ijekavisch, lateinisch oder kyrillisch geschrieben die Varietät Montenegros (Amtssprache Montenegros): ijekavisch, lateinisch oder kyrillisch geschrieben die bosnische nationale Varietät (von Muslimen vor allem in Bosnien gesprochen, Amtssprache Bosnien- Herzegowinas): ijekavisch, lateinisch geschrieben die bosnische nationale Varietät (von Muslimen vor allem in Bosnien gesprochen, Amtssprache Bosnien- Herzegowinas): ijekavisch, lateinisch geschrieben

232 Einführung in die Slavische Sprachwissenschaft Diese "Nationalisierung" der Varietäten, verbunden mit deren kompletter Kodifizierung in jeweils eigenen Wörterbüchern und Grammatiken, wird von den meisten Sprechern als Entwicklung zu vollwertigen, unabhängigen Standardsprachen empfunden. Jedoch ist zu bedenken, dass – unabhängig von der politischen Bewertung dieses Prozesses – die Unterschiede zwischen in den einzelnen Varietäten geschriebenen Texten nach wie vor deutlich geringer sind als z. B. diejenigen zwischen tschechischen und slowakischen, zwischen dänischen und norwegischen oder zwischen deutschen und letzeburgischen Texten. Diese "Nationalisierung" der Varietäten, verbunden mit deren kompletter Kodifizierung in jeweils eigenen Wörterbüchern und Grammatiken, wird von den meisten Sprechern als Entwicklung zu vollwertigen, unabhängigen Standardsprachen empfunden. Jedoch ist zu bedenken, dass – unabhängig von der politischen Bewertung dieses Prozesses – die Unterschiede zwischen in den einzelnen Varietäten geschriebenen Texten nach wie vor deutlich geringer sind als z. B. diejenigen zwischen tschechischen und slowakischen, zwischen dänischen und norwegischen oder zwischen deutschen und letzeburgischen Texten.tschechischenslowakischendänischennorwegischendeutschenletzeburgischentschechischenslowakischendänischennorwegischendeutschenletzeburgischen

233 Einführung in die Slavische Sprachwissenschaft Eine Ausnahme stellt das Projekt einer eigenen montenegrinischen Sprache dar, für die Vojislav Nikčević eine Grammatik und ein orthographisches Wörterbuch verfasst hat, da er dabei diverse phonologische und morphologische Dialektmerkmale einbezieht, die von der bisherigen serbokroatischen Tradition deutlich abweichen. Dieses Projekt findet in Montenegro selbst jedoch bisher wenig Unterstützung. Die meisten Montenegriner benutzen weiterhin die oben beschriebene montenegrinische Varietät des Serbischen und nennen diese je nach politischer Ausrichtung entweder Montenegrinisch oder Serbisch. Eine Ausnahme stellt das Projekt einer eigenen montenegrinischen Sprache dar, für die Vojislav Nikčević eine Grammatik und ein orthographisches Wörterbuch verfasst hat, da er dabei diverse phonologische und morphologische Dialektmerkmale einbezieht, die von der bisherigen serbokroatischen Tradition deutlich abweichen. Dieses Projekt findet in Montenegro selbst jedoch bisher wenig Unterstützung. Die meisten Montenegriner benutzen weiterhin die oben beschriebene montenegrinische Varietät des Serbischen und nennen diese je nach politischer Ausrichtung entweder Montenegrinisch oder Serbisch. montenegrinischen SpracheVojislav Nikčević montenegrinischen SpracheVojislav Nikčević

234 Einführung in die Slavische Sprachwissenschaft Politischer Status Politischer Status Die Diskussion um den Status des Serbokroatischen ist stark von Ideologie geprägt. Während sich Sprecher der Varietäten Serbisch, Kroatisch und Bosnisch gut verständigen können, lehnen sie es gleichzeitig ab, dass dieses Mittel der Verständigung eine gemeinsame Sprache sein soll. Die Diskussion um den Status des Serbokroatischen ist stark von Ideologie geprägt. Während sich Sprecher der Varietäten Serbisch, Kroatisch und Bosnisch gut verständigen können, lehnen sie es gleichzeitig ab, dass dieses Mittel der Verständigung eine gemeinsame Sprache sein soll. Es gibt grundsätzlich zwei unterschiedliche Sichtweisen: Es gibt grundsätzlich zwei unterschiedliche Sichtweisen:

235 Einführung in die Slavische Sprachwissenschaft Sichtweise 1: Serbokroatisch als plurizentrische Sprache Sichtweise 1: Serbokroatisch als plurizentrische Sprache Bosnisch, Kroatisch und Serbisch seien keine Einzelsprachen, sondern Varietäten einer Sprache (ähnlich wie österreichisches und deutschländisches Deutsch, oder britisches und amerikanisches Englisch). Die serbische und die kroatische Schriftsprache unterschieden sich beispielsweise weniger voneinander als Bairisch und Hochdeutsch. Teilweise seien die dialektalen Unterschiede innerhalb Kroatiens größer als die zwischen der Standardsprache Kroatiens und der der anderen beiden serbokroatischsprachigen Länder (siehe Dialekte). Bosnisch, Kroatisch und Serbisch seien keine Einzelsprachen, sondern Varietäten einer Sprache (ähnlich wie österreichisches und deutschländisches Deutsch, oder britisches und amerikanisches Englisch). Die serbische und die kroatische Schriftsprache unterschieden sich beispielsweise weniger voneinander als Bairisch und Hochdeutsch. Teilweise seien die dialektalen Unterschiede innerhalb Kroatiens größer als die zwischen der Standardsprache Kroatiens und der der anderen beiden serbokroatischsprachigen Länder (siehe Dialekte).BairischHochdeutsch DialekteBairischHochdeutsch Dialekte

236 Einführung in die Slavische Sprachwissenschaft Die Abneigung gegen Serbokroatisch liege vor allem an der historischen Entwicklung im ehemaligen Jugoslawien und der dortigen Ideologisierung des Serbokroatischen. Daher betrachteten Politik und die meisten Sprecher die Zugehörigkeit zu einer gemeinsamen Sprache mit den Nachbarn im ehemaligen Jugoslawien in erster Linie als ein Eingeständnis einer Zugehörigkeit zu einer gemeinsamen Kultur oder einem gemeinsamen Volk. Aus der gleichen Motivation heraus suchten auch Linguisten aus den betroffenen Ländern nach identitätsstiftenden Besonderheiten ihrer jeweiligen Varietät (siehe Ideologisierte Linguistik). So habe der Zerfall Jugoslawiens in einzelne Staaten dazu geführt, dass die Regionalvarianten der serbokroatischen Sprache in ihren jeweiligen Sprecherländern in den Status einer eigenen, den Landesnamen tragenden Amtssprache erhoben wurde. Die Abneigung gegen Serbokroatisch liege vor allem an der historischen Entwicklung im ehemaligen Jugoslawien und der dortigen Ideologisierung des Serbokroatischen. Daher betrachteten Politik und die meisten Sprecher die Zugehörigkeit zu einer gemeinsamen Sprache mit den Nachbarn im ehemaligen Jugoslawien in erster Linie als ein Eingeständnis einer Zugehörigkeit zu einer gemeinsamen Kultur oder einem gemeinsamen Volk. Aus der gleichen Motivation heraus suchten auch Linguisten aus den betroffenen Ländern nach identitätsstiftenden Besonderheiten ihrer jeweiligen Varietät (siehe Ideologisierte Linguistik). So habe der Zerfall Jugoslawiens in einzelne Staaten dazu geführt, dass die Regionalvarianten der serbokroatischen Sprache in ihren jeweiligen Sprecherländern in den Status einer eigenen, den Landesnamen tragenden Amtssprache erhoben wurde.Ideologisierte LinguistikJugoslawiensAmtsspracheIdeologisierte LinguistikJugoslawiensAmtssprache

237 Einführung in die Slavische Sprachwissenschaft Dennoch habe es für einen Nichtmuttersprachler keinen Sinn, nacheinander Kroatisch, Serbisch und Bosnisch zu lernen, genauso, wie man keine Dolmetscher und Übersetzer zwischen diesen "Sprachen" brauche. (Allerdings scheiterte eine 1991 in Ilidža bei Sarajevo abgehaltene Konferenz, die den Krieg in Kroatien beenden und den drohenden Krieg in Bosnien verhindern sollte, unter anderem an der Diskussion um die Forderung kroatischer und bosnischer Nationalisten nach Simultanübersetzungen aus dem Serbokroatischen.) Dennoch habe es für einen Nichtmuttersprachler keinen Sinn, nacheinander Kroatisch, Serbisch und Bosnisch zu lernen, genauso, wie man keine Dolmetscher und Übersetzer zwischen diesen "Sprachen" brauche. (Allerdings scheiterte eine 1991 in Ilidža bei Sarajevo abgehaltene Konferenz, die den Krieg in Kroatien beenden und den drohenden Krieg in Bosnien verhindern sollte, unter anderem an der Diskussion um die Forderung kroatischer und bosnischer Nationalisten nach Simultanübersetzungen aus dem Serbokroatischen.) Dolmetscher 1991 Dolmetscher 1991

238 Einführung in die Slavische Sprachwissenschaft Sichtweise 2: Der Mythos Serbokroatische Sprache Sichtweise 2: Der Mythos Serbokroatische SpracheMythos Die "Serbokroatische Sprache" sei ein politisches Konstrukt, das nie als Standardsprache existiert habe. Im Einklang mit der Ideologie wonach Serben und Kroaten ein einziges serbokroatisches oder jugoslawisches Volk seien, wurde die von Kritikern als panserbisch oder jugoslawisch-unitaristisch bezeichnete Sprache als "Serbo-kroatisch" definiert. Die kroatische und serbische Sprache seien aufgrund ihrer historischen Entwicklung und Standardisierung als Einzelsprachen zu betrachten und hätten sich lediglich einige Jahrzehnte lang (zur Zeit Jugoslawiens) parallel entwickelt (und das zum Teil unter Zwang). Die "Serbokroatische Sprache" sei ein politisches Konstrukt, das nie als Standardsprache existiert habe. Im Einklang mit der Ideologie wonach Serben und Kroaten ein einziges serbokroatisches oder jugoslawisches Volk seien, wurde die von Kritikern als panserbisch oder jugoslawisch-unitaristisch bezeichnete Sprache als "Serbo-kroatisch" definiert. Die kroatische und serbische Sprache seien aufgrund ihrer historischen Entwicklung und Standardisierung als Einzelsprachen zu betrachten und hätten sich lediglich einige Jahrzehnte lang (zur Zeit Jugoslawiens) parallel entwickelt (und das zum Teil unter Zwang).StandardspracheIdeologieSerbenKroatenpanserbischEinzelsprachenStandardspracheIdeologieSerbenKroatenpanserbischEinzelsprachen

239 Einführung in die Slavische Sprachwissenschaft Der Tatsache, dass sich die drei Standardsprachen Kroatisch, Bosnisch und Serbisch aus dem Neu- Štokavischen entwickelt haben, sei keine allzu große Bedeutung beizumessen: Der Tatsache, dass sich die drei Standardsprachen Kroatisch, Bosnisch und Serbisch aus dem Neu- Štokavischen entwickelt haben, sei keine allzu große Bedeutung beizumessen: In der Linguistik gebe es zahlreiche Beispiele für ähnliche, jedoch anerkannte unterschiedliche Standardsprachen, wie z. B. In der Linguistik gebe es zahlreiche Beispiele für ähnliche, jedoch anerkannte unterschiedliche Standardsprachen, wie z. B. Hindi und Urdu, Hindi und Urdu, HindiUrdu HindiUrdu Rumänisch und Moldawisch, Rumänisch und Moldawisch, RumänischMoldawisch RumänischMoldawisch Bulgarisch und Mazedonisch oder Bulgarisch und Mazedonisch oder BulgarischMazedonisch BulgarischMazedonisch Norwegisch und Dänisch. Norwegisch und Dänisch. NorwegischDänisch NorwegischDänisch

240 Einführung in die Slavische Sprachwissenschaft In dieser Sichtweise werden die Unterschiede zwischen der kroatischen und der serbischen Standardsprache betont, die sich wie folgt zusammenfassen lassen: In dieser Sichtweise werden die Unterschiede zwischen der kroatischen und der serbischen Standardsprache betont, die sich wie folgt zusammenfassen lassen: Alphabet: Lateinisch vs. Kyrillisch Alphabet: Lateinisch vs. Kyrillisch Alphabet Orthographie: vor allem Adaption von Fremdnamen (z. B. serbisch Nju Jork/Њу Јорк vs. kroatisch meist New York) und Schreibung gewisser Futur-Formen (z. B. serbisch radiću/радићу vs. kroatisch radit ću 'ich werde arbeiten) Orthographie: vor allem Adaption von Fremdnamen (z. B. serbisch Nju Jork/Њу Јорк vs. kroatisch meist New York) und Schreibung gewisser Futur-Formen (z. B. serbisch radiću/радићу vs. kroatisch radit ću 'ich werde arbeiten) Orthographie

241 Einführung in die Slavische Sprachwissenschaft Phonetik: unterschiedliche Akzentuierung einzelner Wörter Phonetik: unterschiedliche Akzentuierung einzelner Wörter Phonetik Grammatik: diverse Unterschiede, u. a. Meidung des Infinitivs im Serbischen (z. B. želim da radim, wörtlich 'ich möchte, dass ich arbeite' vs. kroatisch želim raditi 'ich möchte arbeiten') Grammatik: diverse Unterschiede, u. a. Meidung des Infinitivs im Serbischen (z. B. želim da radim, wörtlich 'ich möchte, dass ich arbeite' vs. kroatisch želim raditi 'ich möchte arbeiten') Grammatik Morphologie: zahlreiche unterschiedliche Detail- Regelungen, die bisher meist eine Frage der Stilistik waren Morphologie: zahlreiche unterschiedliche Detail- Regelungen, die bisher meist eine Frage der Stilistik waren MorphologieStilistik MorphologieStilistik Wortschatz und Semantik: Unterschiede bei einer Reihe von Wörtern Wortschatz und Semantik: Unterschiede bei einer Reihe von Wörtern WortschatzSemantik WortschatzSemantik

242 Einführung in die Slavische Sprachwissenschaft Allerdings gelten auch Hindi und Urdu sowie Rumänisch und Moldawisch vielen Linguisten als Varietäten einer Sprache, und die mazedonische und norwegische Standardsprache basieren auf anderen Dialekten als die bulgarische bzw. dänische.) Allerdings gelten auch Hindi und Urdu sowie Rumänisch und Moldawisch vielen Linguisten als Varietäten einer Sprache, und die mazedonische und norwegische Standardsprache basieren auf anderen Dialekten als die bulgarische bzw. dänische.) In dieser Sichtweise werden die Unterschiede zwischen der kroatischen und der serbischen Standardsprache betont, die sich wie folgt zusammenfassen lassen: In dieser Sichtweise werden die Unterschiede zwischen der kroatischen und der serbischen Standardsprache betont, die sich wie folgt zusammenfassen lassen:

243 Einführung in die Slavische Sprachwissenschaft Fremdwörter vs. Lehnübersetzungen Fremdwörter vs. Lehnübersetzungen Die kroatische Standardsprache zeichnet sich durch einen Sprachpurismus aus, der deutlich weniger Fremdwörter akzeptiert als z. B. das Serbische. Kroatische Formen wiederbelebter Archaismen, Neologismen, Lehnübersetzungen und Lehnübertragungen werden bevorzugt. Die kroatische Standardsprache zeichnet sich durch einen Sprachpurismus aus, der deutlich weniger Fremdwörter akzeptiert als z. B. das Serbische. Kroatische Formen wiederbelebter Archaismen, Neologismen, Lehnübersetzungen und Lehnübertragungen werden bevorzugt.SprachpurismusArchaismenNeologismen LehnübersetzungenLehnübertragungenSprachpurismusArchaismenNeologismen LehnübersetzungenLehnübertragungen

244 Einführung in die Slavische Sprachwissenschaft Kroatisch Bosnisch Serbisch Deutsch Kroatisch Bosnisch Serbisch Deutsch siječanj januar Januar siječanj januar Januar veljača februar Februar veljača februar Februar ožujak mart März ožujak mart März travanj april April travanj april April svibanj maj Mai svibanj maj Mai lipanj juni jun Juni lipanj juni jun Juni srpanj juli jul Juli srpanj juli jul Juli kolovoz august avgust August kolovoz august avgust August rujan septembar September rujan septembar September listopad oktobar Oktober listopad oktobar Oktober studeni novembar November studeni novembar November prosinac decembar Dezember prosinac decembar Dezember

245 Einführung in die Slavische Sprachwissenschaft KroatischBosnischSerbischDeutsch odrezakčasnikšnicla oficir (dt./frz.) dt.frz.dt.frz.šnicla oficir (dt./frz.) dt.frz.dt.frz.SchnitzelOffizier zrakoplovzrakomlat avion (frz.) frz. helikopter (dt.) dt. avion (frz.) frz. helikopter (dt.) dt. FlugzeugHelikopter kolodvortisuća stanica (ksl.) ksl. hiljada (gr.) gr. stanica (ksl.) ksl. hiljada (gr.) gr. Bahnhoftausend glazbaznamenka muzika (lat.) lat. cifra (arab.) arab. muzika (lat.) lat. cifra (arab.) arab. MusikZiffer susjed komšija (türk.), susjed türk. sused, komšija (türk.) türk. Nachbar

246 Einführung in die Slavische Sprachwissenschaft Gebrauch des Infinitivs vs. da-Konstruktion Gebrauch des Infinitivs vs. da-Konstruktion Im Kroatischen wird bei Modalverben mehrheitlich und bei der Bildung des Futurs ausschließlich der Infinitiv benutzt. Im Serbischen und Bosnischen erscheint an dieser Stelle häufig eine Nebensatz-Konstruktion mit der Konjunktion da dass und einer finiten Verbform, wobei das Subjekt dieses dass- Satzes mit dem des Hauptsatzes identisch ist. Dies ist eine Gemeinsamkeit mit den Idiomen des Balkansprachbunds. In den Sprachen dieser Gruppe ist der Infinitiv jedoch vollständig geschwunden, sodass etwa im Bulgarischen die da- Konstruktion die einzig mögliche Variante darstellt. Im Bosnischen und Serbischen sind dagegen beide Varianten möglich. Im Kroatischen wird bei Modalverben mehrheitlich und bei der Bildung des Futurs ausschließlich der Infinitiv benutzt. Im Serbischen und Bosnischen erscheint an dieser Stelle häufig eine Nebensatz-Konstruktion mit der Konjunktion da dass und einer finiten Verbform, wobei das Subjekt dieses dass- Satzes mit dem des Hauptsatzes identisch ist. Dies ist eine Gemeinsamkeit mit den Idiomen des Balkansprachbunds. In den Sprachen dieser Gruppe ist der Infinitiv jedoch vollständig geschwunden, sodass etwa im Bulgarischen die da- Konstruktion die einzig mögliche Variante darstellt. Im Bosnischen und Serbischen sind dagegen beide Varianten möglich.ModalverbenFutursNebensatzKonjunktionSubjektBalkansprachbundsBulgarischenModalverbenFutursNebensatzKonjunktionSubjektBalkansprachbundsBulgarischen

247 Einführung in die Slavische Sprachwissenschaft KroatischBosnischSerbischDeutsch želim vas informirati želim da vas informišem oder želim vas informisati Ich will Sie informieren/ ich will, dass ich Sie informiere moram raditi moram da radim oder moram raditi ich muss arbeiten ("ich muss, dass ich arbeite") ja ću to napisati oder napisat ću to ja ću to da napišem oder ja ću to napisati oder napisat ću to ja ću to da napišem oder ja ću to napisati oder napisaću to ich werde das aufschreiben ("ich werde, dass ich das aufschreibe")

248 Einführung in die Slavische Sprachwissenschaft Die slawische Sprachwissenschaft Die slawische Sprachwissenschaft Die slawische Sprachwissenschaft erforscht, dokumentiert und vermittelt die Entwicklung der slawischen Sprachen von den Anfängen bis zur Gegenwart. Die slawische Sprachwissenschaft erforscht, dokumentiert und vermittelt die Entwicklung der slawischen Sprachen von den Anfängen bis zur Gegenwart.Sprachwissenschaft Zu den sprachwissenschaftlichen Untersuchungsbereichen der Slawistik gehören: Zu den sprachwissenschaftlichen Untersuchungsbereichen der Slawistik gehören:

249 Einführung in die Slavische Sprachwissenschaft Phonetik Phonetik Phonetik Phonologie Phonologie Phonologie Morphologie Morphologie Morphologie Syntax Syntax Syntax Semantik (Wort- und Satzbedeutungslehre) Semantik (Wort- und Satzbedeutungslehre) Semantik Pragmatik Pragmatik Pragmatik Etymologie Etymologie Etymologie Dialektologie Dialektologie Dialektologie Historische Linguistik Historische Linguistik Historische Linguistik Historische Linguistik Soziolinguistik Soziolinguistik Soziolinguistik

250 Einführung in die Slavische Sprachwissenschaft Konversationsanalyse Konversationsanalyse Diskursanalyse Diskursanalyse Sprechakttheorie Sprechakttheorie

251 Einführung in die Slavische Sprachwissenschaft Klausurfragen 1. Was ist Strukturalismus? 1. Was ist Strukturalismus? 2. Was ist der Unterschied zwischen Bühlers und de Saussures Models? 2. Was ist der Unterschied zwischen Bühlers und de Saussures Models? 3. Nennen und erläutern Sie Saussures vier Dichotomien! 3. Nennen und erläutern Sie Saussures vier Dichotomien! 4. Grenzen Sie die Begriffe Philologie, Sprachwissenschaft und Linguistik ab! 4. Grenzen Sie die Begriffe Philologie, Sprachwissenschaft und Linguistik ab!

252 Einführung in die Slavische Sprachwissenschaft Klausurfragen 5. Was bedeuten und was behandeln die folgenden Disziplinen und Teilgebiete der Sprachwissenschaft: 5. Was bedeuten und was behandeln die folgenden Disziplinen und Teilgebiete der Sprachwissenschaft: a. Sprachgeschichte a. Sprachgeschichte b. Sprachvergleich b. Sprachvergleich c. Soziolinguistik c. Soziolinguistik d. Semantik d. Semantik e. Pragmatik e. Pragmatik f. Syntax f. Syntax

253 Einführung in die Slavische Sprachwissenschaft Klausurfragen 6. Was bedeutet indoeuropäisch uns was bedeutet indogermanisch? 6. Was bedeutet indoeuropäisch uns was bedeutet indogermanisch? 7. Erläutern Sie die Begriffe: 7. Erläutern Sie die Begriffe: Kentumsprachen? Kentumsprachen? Satemsprachen? Satemsprachen? 8. Bestimmen Sie die wichtigsten Gruppen der indogermanischen und der slavischen Sprachen am Beispiel des Stammbaummodells 8. Bestimmen Sie die wichtigsten Gruppen der indogermanischen und der slavischen Sprachen am Beispiel des Stammbaummodells

254 Einführung in die Slavische Sprachwissenschaft Klausurfragen 11. Welche Bedeutung hatte die Slavenmission im Kontext der Zeit? Geben Sie die wichtigsten Etappen an. 11. Welche Bedeutung hatte die Slavenmission im Kontext der Zeit? Geben Sie die wichtigsten Etappen an. 12. Welche slawischen Mikroliteratursprachen gelten als anerkannte Minderheitensprachen, welche als Regionalsprachen? 12. Welche slawischen Mikroliteratursprachen gelten als anerkannte Minderheitensprachen, welche als Regionalsprachen? 13. Was ist der Unterschied zwischen Transkription und Transliteration? 13. Was ist der Unterschied zwischen Transkription und Transliteration?

255 Einführung in die Slavische Sprachwissenschaft Klausurfragen 8. Bestimmen Sie die wichtigsten Gruppen der indogermanischen und der slavischen Sprachen am Beispiel des Stammbaummodells 8. Bestimmen Sie die wichtigsten Gruppen der indogermanischen und der slavischen Sprachen am Beispiel des Stammbaummodells 9. Unterscheiden Sie die Perioden a) Gemeinslawisch, b) Urslawisch und c) Altkirchenslawisch und ordnen Sie sie zeitlich ein? d) Wo lag die Urheimat der Slawen? (3 Theorien) 9. Unterscheiden Sie die Perioden a) Gemeinslawisch, b) Urslawisch und c) Altkirchenslawisch und ordnen Sie sie zeitlich ein? d) Wo lag die Urheimat der Slawen? (3 Theorien) 10. Durch welche lautlichen Besonderheiten lässt sich das Urslavische (bzw. Gemeinslawische) charakterisieren und in welchen slawischen Sprachen lassen sich noch Spuren dieses phonologischen Systems heute finden? 10. Durch welche lautlichen Besonderheiten lässt sich das Urslavische (bzw. Gemeinslawische) charakterisieren und in welchen slawischen Sprachen lassen sich noch Spuren dieses phonologischen Systems heute finden?

256 Einführung in die Slavische Sprachwissenschaft Klausurfragen 14. Erläutern Sie die Tendenz zur Steigerung der Silbensonorität! 14. Erläutern Sie die Tendenz zur Steigerung der Silbensonorität! 15. Geben Sie die Regel der folgenden Lautgesetze an: 15. Geben Sie die Regel der folgenden Lautgesetze an: a. Liquidametathese a. Liquidametathese b. Silbenharmonie b. Silbenharmonie c. 1. regressive (urslawischen) Palatalisation c. 1. regressive (urslawischen) Palatalisation d. 2. regressive (gemeinslawische) Palatalisation d. 2. regressive (gemeinslawische) Palatalisation e. 3. progressive Palatalisation e. 3. progressive Palatalisation

257 Einführung in die Slavische Sprachwissenschaft Klausurfragen 16.Stellen Sie die wichtigsten allgemeinen (Sprecherzahl, Geschichte), phonologischen, morphologischen, syntaktischen und lexikalischen Charakteristika einer der folgenden Sprachen dar! 16.Stellen Sie die wichtigsten allgemeinen (Sprecherzahl, Geschichte), phonologischen, morphologischen, syntaktischen und lexikalischen Charakteristika einer der folgenden Sprachen dar! Russisch, Polnisch, Tschechisch, Kroatisch, Serbisch, Bosnisch, Russisch, Polnisch, Tschechisch, Kroatisch, Serbisch, Bosnisch, Ukrainisch, Makedonisch, Bulgarisch Ukrainisch, Makedonisch, Bulgarisch gez. Kosta, Schürcks, Daiber gez. Kosta, Schürcks, Daiber

258 Einführung in die Slavische Sprachwissenschaft Einführende Literatur Einführende Literatur A. Bibliographien A. Bibliographien Gladrow, W. Gutschmidt, Seemann, K. D. (Hrsg.). 2002: Gladrow, W. Gutschmidt, Seemann, K. D. (Hrsg.). 2002: Bibliographie slawistischer Veröffentlichungen aus Deutschland, Österreich und der Schweiz 1983/1987- 1992. München: Sagner. Olbislav: Die Online-Bibliothek der deutschsprachigen Slavistik. Bestände seit 1993. In: http://www.slavistik.uni- potsdam.de/cfdocs/bibliographie/index.htm Olbislav: Die Online-Bibliothek der deutschsprachigen Slavistik. Bestände seit 1993. In: http://www.slavistik.uni- potsdam.de/cfdocs/bibliographie/index.htm '

259 Einführung in die Slavische Sprachwissenschaft B. Handbücher und Einführungen: B. Handbücher und Einführungen: Die slavischen Sprachen - The Slavic Languages. Ein internationales Handbuch zu ihrer Geschichte, ihrer Struktur und ihrer Erforschung/An International Handbook of their History, their Structure and their Investigation. Herausgegeben von/Edited by Tilman Berger (Tübingen) - Karl Gutschmidt (Dresden) – Sebastian Kempgen (Bamberg) - Peter Kosta (Potsdam)

260 Einführung in die Slavische Sprachwissenschaft Enzyklopädie des europäischen Ostens. Klagenfurt 2002. Enzyklopädie des europäischen Ostens. Klagenfurt 2002. Franz, Norbert: Einführung in das Studium der Slavischen Philologie Darmstadt: Verlag: Wissenschaftliche Buchgesellschaft. 1994 Franz, Norbert: Einführung in das Studium der Slavischen Philologie Darmstadt: Verlag: Wissenschaftliche Buchgesellschaft. 1994 Lehfeldt, Werner: Einführung in die Sprachwissenschaft für Slavisten. München: Sagner (Slavistische Beiträge 324). Lehfeldt, Werner: Einführung in die Sprachwissenschaft für Slavisten. München: Sagner (Slavistische Beiträge 324). Evgenij Širjaev (Hrsg.): Russkij jazyk. (Najnowsze dzieje języków słowiańskich). Opole 2001. Evgenij Širjaev (Hrsg.): Russkij jazyk. (Najnowsze dzieje języków słowiańskich). Opole 2001. Rehder, Peter (Hrsg.): Einführung in die slavischen Sprachen. Darmstadt 1998(3). Rehder, Peter (Hrsg.): Einführung in die slavischen Sprachen. Darmstadt 1998(3).1998 Trautmann, Reinhold: Die slavischen Völker und Sprachen. Eine Einführung in die Slavistik. Leipzig 1948 (alt, aber immer noch gut) Trautmann, Reinhold: Die slavischen Völker und Sprachen. Eine Einführung in die Slavistik. Leipzig 1948 (alt, aber immer noch gut)1948

261 Einführung in die Slavische Sprachwissenschaft C. Linguistische Wörterbücher : C. Linguistische Wörterbücher : Hadumod Bußmann (Hrsg.): Lexikon der Sprachwissenschaft. 3. aktualisierte Aufl. Stuttgart: Kröner 2002. Präsenzbestand. Hadumod Bußmann (Hrsg.): Lexikon der Sprachwissenschaft. 3. aktualisierte Aufl. Stuttgart: Kröner 2002. Präsenzbestand. Kosta, Peter Weitere Verfasser/Herausgeber: Veselovská, Ludmila Titel: Stichwortbearbeitung zur generativen Syntax: Schlagwörter: Rektions-Bindungs-Theorie, Minimalistisches Programm, Linguistisches Wörterbuch des Tschechischen Rubrik: (01) Slavistik theoretisch und historisch Sprache: (38) Tschechisch. In: Enzyklopädisches Wörterbuch des Tschechischen. Prag 2002. Hrsg. Petr Karlík. Kosta, Peter Weitere Verfasser/Herausgeber: Veselovská, Ludmila Titel: Stichwortbearbeitung zur generativen Syntax: Schlagwörter: Rektions-Bindungs-Theorie, Minimalistisches Programm, Linguistisches Wörterbuch des Tschechischen Rubrik: (01) Slavistik theoretisch und historisch Sprache: (38) Tschechisch. In: Enzyklopädisches Wörterbuch des Tschechischen. Prag 2002. Hrsg. Petr Karlík.

262 Einführung in die Slavische Sprachwissenschaft D. Sammelbände: D. Sammelbände: Slavistische Linguistik 1996. Referate des XXII. Konstanzer Slavistischen Arbeitstreffens. Potsdam 17.-20.09.1996. Hrsg. Von Peter Kosta und Elke Mann. München: Sagner 1997. Bereichsbibliothek Neues Palais. Haus 10. KD 1035 SLA. Slavistische Linguistik 1996. Referate des XXII. Konstanzer Slavistischen Arbeitstreffens. Potsdam 17.-20.09.1996. Hrsg. Von Peter Kosta und Elke Mann. München: Sagner 1997. Bereichsbibliothek Neues Palais. Haus 10. KD 1035 SLA.

263 Wichtige Persönlichkeiten der Linguistik des 20./21. Jahrhunderts Wichtige Persönlichkeiten der Linguistik des 20./21. Jahrhunderts Einführung in die Slavische Sprachwissenschaft

264 Noam Chomsky Noam Chomsky Noam Chomsky beim Weltsozialforum 2003 Noam Chomsky beim Weltsozialforum 2003 Avram Noam Chomsky (* 7. Dezember 1928 in Philadelphia, Pennsylvania, USA) ist Professor für Linguistik am Massachusetts Institute of Technology (MIT). Avram Noam Chomsky (* 7. Dezember 1928 in Philadelphia, Pennsylvania, USA) ist Professor für Linguistik am Massachusetts Institute of Technology (MIT).7. Dezember1928Philadelphia PennsylvaniaUSALinguistikMassachusetts Institute of Technology7. Dezember1928Philadelphia PennsylvaniaUSALinguistikMassachusetts Institute of Technology Er entwickelte die nach ihm benannte Chomsky-Hierarchie, seine Beiträge zur allgemeinen Sprachwissenschaft förderten den Niedergang des Behaviorismus und den Aufstieg der Kognitionswissenschaft. Neben seiner linguistischen Arbeit gilt Chomsky als einer der bedeutendsten Intellektuellen Nordamerikas und ist als scharfer Kritiker der US-amerikanischen Außenpolitik bekannt. Seine politische Heimat ist der Anarchosyndikalismus. Er entwickelte die nach ihm benannte Chomsky-Hierarchie, seine Beiträge zur allgemeinen Sprachwissenschaft förderten den Niedergang des Behaviorismus und den Aufstieg der Kognitionswissenschaft. Neben seiner linguistischen Arbeit gilt Chomsky als einer der bedeutendsten Intellektuellen Nordamerikas und ist als scharfer Kritiker der US-amerikanischen Außenpolitik bekannt. Seine politische Heimat ist der Anarchosyndikalismus.Chomsky-Hierarchieallgemeinen SprachwissenschaftBehaviorismus KognitionswissenschaftIntellektuellenAnarchosyndikalismusChomsky-Hierarchieallgemeinen SprachwissenschaftBehaviorismus KognitionswissenschaftIntellektuellenAnarchosyndikalismus

265 Einführung in die Slavische Sprachwissenschaft 2 Wirkung 2 Wirkung 2 Wirkung 2 Wirkung –2.1 Beiträge zur Linguistik 2.1 Beiträge zur Linguistik2.1 Beiträge zur Linguistik 2.1.1 Generative Grammatik 2.1.1 Generative Grammatik 2.1.1 Generative Grammatik 2.1.1 Generative Grammatik 2.1.2 Chomsky-Hierarchie 2.1.2 Chomsky-Hierarchie 2.1.2 Chomsky-Hierarchie 2.1.2 Chomsky-Hierarchie 2.1.3 Kritik an Chomskys Linguistik 2.1.3 Kritik an Chomskys Linguistik 2.1.3 Kritik an Chomskys Linguistik 2.1.3 Kritik an Chomskys Linguistik –2.2 Beiträge zur Psychologie 2.2 Beiträge zur Psychologie2.2 Beiträge zur Psychologie 3 Auszeichnungen 3 Auszeichnungen 3 Auszeichnungen 3 Auszeichnungen 4 Rezeption in Deutschland 4 Rezeption in Deutschland 4 Rezeption in Deutschland 4 Rezeption in Deutschland 5 Original-Zitate (übersetzt) 5 Original-Zitate (übersetzt) 5 Original-Zitate (übersetzt) 5 Original-Zitate (übersetzt) 6 Literatur 6 Literatur 6 Literatur 6 Literatur –6.1 Linguistik 6.1 Linguistik6.1 Linguistik –6.2 Politische Werke 6.2 Politische Werke6.2 Politische Werke –6.3 Über Chomsky 6.3 Über Chomsky6.3 Über Chomsky 7 Filme 7 Filme 7 Filme 7 Filme 8 Weblinks 8 Weblinks 8 Weblinks 8 Weblinks 9 Siehe auch 9 Siehe auch 9 Siehe auch 9 Siehe auch

266 Einführung in die Slavische Sprachwissenschaft Leben Leben Chomsky wurde am 7. Dezember 1928 in Philadelphia (Pennsylvania, USA) als Sohn des jüdischen Gelehrten William Chomsky geboren. Im Jahr 1945 begann er, an der University of Pennsylvania Philosophie und Linguistik zu studieren. Zu seinen Lehrern zählten der Sprachwissenschaftler Zellig Harris und der Philosoph Nelson Goodman. Chomskys anarchistische Überzeugungen bildeten sich schon in den 1940er Jahren heraus. Von großer Bedeutung war dabei die Auseinandersetzung mit den anarchistischen Experimenten während des Spanischen Bürgerkriegs. Chomsky hatte in dieser Zeit auch Kontakte zu zionistischen Organisationen. Chomsky wurde am 7. Dezember 1928 in Philadelphia (Pennsylvania, USA) als Sohn des jüdischen Gelehrten William Chomsky geboren. Im Jahr 1945 begann er, an der University of Pennsylvania Philosophie und Linguistik zu studieren. Zu seinen Lehrern zählten der Sprachwissenschaftler Zellig Harris und der Philosoph Nelson Goodman. Chomskys anarchistische Überzeugungen bildeten sich schon in den 1940er Jahren heraus. Von großer Bedeutung war dabei die Auseinandersetzung mit den anarchistischen Experimenten während des Spanischen Bürgerkriegs. Chomsky hatte in dieser Zeit auch Kontakte zu zionistischen Organisationen.7. Dezember1928PhiladelphiajüdischenGelehrten1945 University of PennsylvaniaPhilosophieLinguistikZellig HarrisNelson Goodmananarchistischenzionistischen7. Dezember1928PhiladelphiajüdischenGelehrten1945 University of PennsylvaniaPhilosophieLinguistikZellig HarrisNelson Goodmananarchistischenzionistischen Anfang der 1950er Jahre studierte er einige Jahre an der Harvard University, bis er 1955 an der Universität von Pennsylvania in Linguistik promovierte. In seiner Doktorarbeit The Logical Structure of Linguistic Theory begann er bereits damit, einige der Ideen zu entwickeln, die er 1957 in seinem Buch Syntactic Structures, einem der bekanntesten Werke der Linguistik, ausarbeitete. Anfang der 1950er Jahre studierte er einige Jahre an der Harvard University, bis er 1955 an der Universität von Pennsylvania in Linguistik promovierte. In seiner Doktorarbeit The Logical Structure of Linguistic Theory begann er bereits damit, einige der Ideen zu entwickeln, die er 1957 in seinem Buch Syntactic Structures, einem der bekanntesten Werke der Linguistik, ausarbeitete.1950erHarvard University 1955promovierte Doktorarbeit19571950erHarvard University 1955promovierte Doktorarbeit1957 Nach der Verleihung der Doktorwürde lehrte Chomsky zunächst als Assistenzprofessor, seit 1961 als ordentlicher Professor für Linguistik und Philosophie am Massachusetts Institute of Technology. In den 1960er Jahren wurden seine revolutionären linguistischen Arbeiten weltweit anerkannt, seither gilt er als einer der wichtigsten Theoretiker auf diesem Gebiet. Nach der Verleihung der Doktorwürde lehrte Chomsky zunächst als Assistenzprofessor, seit 1961 als ordentlicher Professor für Linguistik und Philosophie am Massachusetts Institute of Technology. In den 1960er Jahren wurden seine revolutionären linguistischen Arbeiten weltweit anerkannt, seither gilt er als einer der wichtigsten Theoretiker auf diesem Gebiet.Linguistik PhilosophieMassachusetts Institute of TechnologyLinguistik PhilosophieMassachusetts Institute of Technology

267 Einführung in die Slavische Sprachwissenschaft In dieser Zeit begann Chomsky, sich in der Öffentlichkeit deutlicher politisch zu artikulieren. Seit 1964 protestierte er gegen das Eingreifen der USA in Vietnam. 1969 veröffentlichte er "Amerika und die neuen Mandarine", eine Sammlung von Aufsätzen über den Vietnamkrieg. Ebenso deutlich bezog Chomsky Stellung gegen die US-amerikanische Politik in Kuba, Haiti, Ost-Timor, Nicaragua, im Palästinakonflikt und gegenüber den "Schurkenstaaten" sowie zum Golf- und Kosovokrieg, zur Frage der Menschenrechte, zu Globalisierung und neoliberaler Weltordnung. Heute ist er, neben seiner weiter unbestrittenen Bedeutung für die Linguistik, zu einem der bedeutendsten Kritiker der US-Außenpolitik, der politischen Weltordnung und der Macht der Massenmedien geworden. In dieser Zeit begann Chomsky, sich in der Öffentlichkeit deutlicher politisch zu artikulieren. Seit 1964 protestierte er gegen das Eingreifen der USA in Vietnam. 1969 veröffentlichte er "Amerika und die neuen Mandarine", eine Sammlung von Aufsätzen über den Vietnamkrieg. Ebenso deutlich bezog Chomsky Stellung gegen die US-amerikanische Politik in Kuba, Haiti, Ost-Timor, Nicaragua, im Palästinakonflikt und gegenüber den "Schurkenstaaten" sowie zum Golf- und Kosovokrieg, zur Frage der Menschenrechte, zu Globalisierung und neoliberaler Weltordnung. Heute ist er, neben seiner weiter unbestrittenen Bedeutung für die Linguistik, zu einem der bedeutendsten Kritiker der US-Außenpolitik, der politischen Weltordnung und der Macht der Massenmedien geworden.artikulieren1964Vietnam1969 Vietnamkrieg US-amerikanischePolitikKubaHaitiOst-TimorNicaragua PalästinakonfliktSchurkenstaaten GolfKosovokriegMenschenrechte GlobalisierungneoliberalerKritikerUSAußenpolitikMachtMassenmedienartikulieren1964Vietnam1969 Vietnamkrieg US-amerikanischePolitikKubaHaitiOst-TimorNicaragua PalästinakonfliktSchurkenstaaten GolfKosovokriegMenschenrechte GlobalisierungneoliberalerKritikerUSAußenpolitikMachtMassenmedien

268 Einführung in die Slavische Sprachwissenschaft In der "New York Times Book Review" wurde Chomsky einmal als der "wichtigste Intellektuelle der Gegenwart" bezeichnet. Noam Chomsky hierzu: "Das Zitat wurde von einem Verlagshaus veröffentlicht. Doch da sollte man immer sehr genau lesen: Wenn man nämlich das Original nachschaut, dann heißt es weiter: 'wenn dies der Fall ist, wie kann er dann solchen Unsinn über die amerikanische Außenpolitik schreiben?' Diesen Zusatz zitiert man nie. Aber um ehrlich zu sein: Gäbe es ihn nicht, würde ich glauben, ich mache etwas falsch." In der "New York Times Book Review" wurde Chomsky einmal als der "wichtigste Intellektuelle der Gegenwart" bezeichnet. Noam Chomsky hierzu: "Das Zitat wurde von einem Verlagshaus veröffentlicht. Doch da sollte man immer sehr genau lesen: Wenn man nämlich das Original nachschaut, dann heißt es weiter: 'wenn dies der Fall ist, wie kann er dann solchen Unsinn über die amerikanische Außenpolitik schreiben?' Diesen Zusatz zitiert man nie. Aber um ehrlich zu sein: Gäbe es ihn nicht, würde ich glauben, ich mache etwas falsch."New York TimesIntellektuelleGegenwartVerlagshausNew York TimesIntellektuelleGegenwartVerlagshaus Noam Chomsky gilt in Hinblick auf sein politisches Schrifttum als der "meistzitierte Außenseiter der Welt". Er wird als einer der Vorsprecher und Vordenker der Antiglobalisierungsbewegung angesehen. Nach dem 11. September 2001 postulierte Noam Chomsky in einer Reihe von Interviews sinngemäß, dass Osama Bin Laden gleichsam in Vertretung der Dritten Welt das Zentrum des internationalen Kapitalismus und der Globalisierung angegriffen habe, während die USA nach seiner Darstellung in Afghanistan zu einem Genozid ansetzten. Noam Chomsky gilt in Hinblick auf sein politisches Schrifttum als der "meistzitierte Außenseiter der Welt". Er wird als einer der Vorsprecher und Vordenker der Antiglobalisierungsbewegung angesehen. Nach dem 11. September 2001 postulierte Noam Chomsky in einer Reihe von Interviews sinngemäß, dass Osama Bin Laden gleichsam in Vertretung der Dritten Welt das Zentrum des internationalen Kapitalismus und der Globalisierung angegriffen habe, während die USA nach seiner Darstellung in Afghanistan zu einem Genozid ansetzten.SchrifttumAußenseiterAntiglobalisierungsbewegung11. September2001postulierteOsama Bin LadenDritten WeltKapitalismusGlobalisierungAfghanistanGenozidSchrifttumAußenseiterAntiglobalisierungsbewegung11. September2001postulierteOsama Bin LadenDritten WeltKapitalismusGlobalisierungAfghanistanGenozid Kritiker hingegen werfen ihm ein schlichtes Weltbild vor, das nur die Farben Schwarz und Weiß, nur Druck und Gegendruck kenne und demzufolge die USA und Israel stets Unrecht, die Befreiungsbewegungen der Erde stets Recht hätten. Kritiker hingegen werfen ihm ein schlichtes Weltbild vor, das nur die Farben Schwarz und Weiß, nur Druck und Gegendruck kenne und demzufolge die USA und Israel stets Unrecht, die Befreiungsbewegungen der Erde stets Recht hätten. USAIsraelBefreiungsbewegungen USAIsraelBefreiungsbewegungen


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