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Echt pervers – die Normierung der Sexualität

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Präsentation zum Thema: "Echt pervers – die Normierung der Sexualität"—  Präsentation transkript:

1 Echt pervers – die Normierung der Sexualität
Ringvorlesung im Modul 2.6 Prof. Dr. Konrad Weller

2 Inhalt Was ist normal? – Dimensionen - Phänomene - Normensysteme
Die Normierung der Sexualität – historischer Exkurs Sexuelle Störungen - Klassifikation Störungen der Sexualpräferenz -Psycho-logik der Perversionen Neo-Sexuelle Subkulturen Prof. Dr. Konrad Weller

3 Was ist normal? – Dimensionen
Anormal, abnorm häufig selten sittlich, moralisch, sauber sündhaft, schmutzig, obszön natürlich widernatürlich gesetzeskonform, erlaubt verboten, kriminell, strafbar gesund, nachvollziehbar krank, pervers, abweichend, bizarr Prof. Dr. Konrad Weller

4 Was ist normal? – Phänomene
Vorehelicher Sex ? Verhütung? Fremdgehen? One-night-stand? Sexuelle Orientierungen/ „Objektwahl“? Sexuelle Praktiken? Selbstbefriedigung? Pornographie? „Hilfsmittel“? Prof. Dr. Konrad Weller

5 Die Normierung der Sexualität – Normensysteme
Sexualkultur Sexualmoral Religiöse Normierung Juristische Normierung Medizinische Normierung (Diagnosen) sexualwissenschaftliche Befunde Mediale Botschaften Individuelles und kollektives Alltags-denken Prof. Dr. Konrad Weller

6 Die Normierung der Sexualität – historischer Exkurs
Regelung der Paarung und Fortpflanzung Exogamiegebot – Inzesttabu Samenverschwendung Widernatürliches Doppelmoral Prof. Dr. Konrad Weller

7 Die Normierung der Sexualität – historischer Exkurs
Die Normierung der Sexualität existiert seit Jahrtausenden gebunden an die Zwänge und Freiräume der sozialen Klassen und unter genereller männlicher Dominanz. Das sexuelle Trieb- und Affektleben ist bis ins Mittelalter eingebunden in die alltägliche Realisierung körperbezogener Bedürfnisse (Essen, Trinken, gemeinsam Schlafen, Ausscheidung, Schneuzen, Spucken ...) Kultivierung dieser Bereiche durch die sozialen Veränderungen ab dem 18. Jh. (Industrialisierung) Prof. Dr. Konrad Weller

8 Die Normierung der Sexualität – historischer Exkurs
Anti-Onanie-Kampf im 18. Jh.: durch Ärzte: Bekker 1715/ 1770 Tissot 1760/ 1770 und Pädagogen: z.B. Salzmann 1819, Campe Abweichungsdiskurs schafft erstmals Bild von normaler Sexualität Unterdrückung der Sexualität führt zu ihrer Allgegenwart Prof. Dr. Konrad Weller

9 Die Normierung der Sexualität – historischer Exkurs
Medizin bleibt in der 2. Hälfte des 19. Jh. (Victorianisches Zeitalter) Sprachrohr der sexuellen Unterdrückung : Sexualhygienische Abstinenzbewegung Der zweite systematische Abweichungsdiskurs: Die Sexualwissenschaft entwickelt sich und klassifiziert die sexuellen Abirrungen: Richard v. Krafft-Ebing: Psychopathia sexualis 1890 Freuds Neurosenlehre, Drei Abhandlungen zur Sexualtheorie 1905 Prof. Dr. Konrad Weller

10 Die Normierung der Sexualität – historischer Exkurs
Sexualreformbewegung der 1920er Jahre – z.B. van de Velde Sexuelle Liberalisierung seit den 1960ern. Was früher Drang und Angst war, wird zu Vergnügen und zum „Genuß ohne Reue“. Trennung von Sexueller Lust und Fortpflanzung. Aber: Aus Verboten werden Gebote. Konsum- und Leistungsnormen setzen neue Zwänge und überfrachten Sexualität tendenziell. Aus Verbots- und Gebotsmoral wird Verhandlungsmoral. Prof. Dr. Konrad Weller

11 Die Normierung der Sexualität – historischer Exkurs
Spät- oder Postmoderne (ab den 1980ern): Die neosexuelle Revolution (Sigusch) Dispersion, Fragmentierung, Zerstreuung der Sexualität (Neosexualitäten, pseudoperverse Inszenierungen ...) Von den großen Themen (Nacktheit, Koitus, Kontrazeption) zu den Fragmenten: GB (Gesichtsbesamung), BW (Brustwarzenerotik), DS (Dildospiele), O (Sklavin), FA (Fat admirer), GLL (Gummi, Lack, Leder), FF (Fist Fucking), KA (Kaviar),ZA (Zunge anal), ZK (Zungenküsse), NS (Natursekt) ... Prof. Dr. Konrad Weller

12 Sexuelle Störungen - Klassifikation (Diagnosegruppen)
Drei Diagnosegruppen nach ICD 10 (International Statistical Classification System of Diseases, Injuries and Causes of Death/ 1991) und DSM IV (Diagnostic and Statistical Manual/ 1994) Funktionsstörungen (sexuelle Dysfunktionen) Störungen der Sexualpräferenz Geschlechtsidentitätsstörungen Lit.: Mösler/ Rose: Diagnostische Klassifikation sexueller Störungen nach ICD-10 und DSM-IV, in: Strauß, B. (Hrsg.): Psychotherapie der Sexualstörungen. Stuttgart 1998 Prof. Dr. Konrad Weller

13 Diagnostische Einteilung der sexuellen Funktionsstörungen
Phase Störungen beim Mann Störungen bei der Frau 1. Lust-Appetenz-Phase Libidomangel Libidomangel sexuelle Aversion sexuelle Aversion („Sexsucht“) („Sexsucht“) 2. Erregungsphase Erektionsstörungen Erregungsstörung (ED, Impotenz) (Frigidität) Vaginismus Dyspareunie Dyspareunie 3. Orgasmusphase vorzeitige Ejakulation Orgasmus- verzögerte Ejakulation schwierigkeiten fehlende Ejakulation (nach Buddeberg, C.: Sexualberatung. Eine Einführung für Ärzte, Psychotherapeuten und Familienberater. Stuttgart 1996) Prof. Dr. Konrad Weller

14 Störungen der Sexualpräferenz Psycho-logik der Perversion
Perversion oder sexuelle Abweichung? Plombenfunktion (Morgenthaler) Perversion als erotische Form von Hass (Stoller) „Immer zeigt sich, dass Perversionen bzw. perverse Handlungen eine schöpferische, kompensatorische, das psychische Gleichgewicht wiederherstellende Leistung des Ichs sind. Der Begriff «Perversion» bezeichnet sexuelle Vorlieben, die diese Funktion haben; die wissenschaftliche Definition der Perversion zielt also auf den psychologischen Prozess, der hinter dem Verhalten steht.“(aus Schmidt, G. : Perversionen oder Wie normal das Perverse und pervers das Normale ist. In: Das große DERDIEDAS. Reinbek 1988; 108) Fixierung und Isolierung von Partialtrieben (Freud) Prof. Dr. Konrad Weller

15 Störungen der Sexualpräferenz Perversion - Ein Fallbeispiel
„Ein Mann - wenn wir ihn diagnostisch abstempeln wollten, ein fetischistischer Transvestit - zieht sich in Situationen dranghaft erlebter Unruhe in einem ausgefalteten, in allen Einzelheiten festgelegten Ritual weibliche Wäsche und Kleidung an. Dann onaniert er vor dem Spiegel stehend mit heftigen Orgasmen. Danach ist er entspannt, innerlich ruhig, nicht nur befriedigt, sondern auch befriedet. Die Vorgeschichte ergibt, dass dieser Mann in seiner Kindheit hinsichtlich seiner Geschlechtsidentität schwer verunsichert und gedümpelt wurde durch seine ältere Schwester und seine Mutter, die er so erlebte, als wollten sie ihn zum Mädchen machen, als würden sie ihn verächtlich machen und entwerten, weil er ein Junge war. Der schwache Vater war keine Stütze in diesem Konflikt, da der selbst seiner Frau nicht gewachsen war und sich in der familiären Situation durch häufige, beruflich bedingte Abwesenheit entzog. In der transvestitischen Verkleidung wiederholt dieser Mann als Erwachsener nun das Kindheitstrauma der Entmännlichungs-Bedrohung, er setzt es selbst wieder in Szene. Er sucht die alte bedrohliche Situation auf,, stellt sie her durch das Anziehen weiblicher Kleidung; nur: Was ihm früher angetan wurde, macht er nun selber, er nimmt das früher erlittene Elend in die eigene Hand,, verweiblicht sich selbst in der Hoffnung und in der Beinahe-Gewissheit, diese Situation zu überstehen. Und er übersteht die Situation durch einen potenten männlichen Orgasmus und bestätigt sich, dass er selbst in Frauenkleidern, sozusagen ganz verweiblicht, noch ein Mann ist. Die Niederlage der Kindheit wird zum Triumph, zum hasserfüllten Triumph über diejenigen, die ihn früher so demütigten. Der Orgasmus ist nicht nur Ejakulation, sondern, wie Stoller sagt, ein «größenwahnsinniger Ausbruch von Freiheit». (...) Die sexuelle Befriedigung hat mit der Abfuhr sexueller Energie nur wenig zu tun; ihre besondere Intensität erhält die sexuelle Handlung aus ihrer psychologischen Bedeutung: aus dem Erlebnis der Konfliktlösung, der Angstüberwindung, des hasserfüllten Triumphes über die Demütiger. Lust wird zum Bollwerk gegen Angst, Verzweiflung, Entwertung und Zerstörung.“ (aus Schmidt, G. : Perversionen oder Wie normal das Perverse und pervers das Normale ist. In: Das große DERDIEDAS. Reinbek 1988; 107/108) Prof. Dr. Konrad Weller

16 Funktionen menschlicher Sexualität
Sexuelles Bedürfnis Nichtsexuelle Bedürfnisse Sexuelles Verhalten Nichtsexuelles Verhalten Prof. Dr. Konrad Weller

17 Störungen der Sexualpräferenz Klassifikation (Diagnosegruppen)
Fetischismus Transvestitismus Exhibitionismus Voyeurismus Pädophilie Sadomasochismus Paraphilien (hunderte...) (Homosexualität wurde 1990 aus den internationalen Krankheitsklassifikationen gestrichen.) ... und Frauen? Prof. Dr. Konrad Weller

18 Neosexuelle Subkulturen (Sigusch: pseudoperverse Inszenierungen)
BDSM B&D = Bondage & Discipline D&M = Domination & Submission (Top & Bottom) S&M = Sadism & Masochism Prof. Dr. Konrad Weller


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