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Frühneuhochdeutsch
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Frühneuhochdeutsch Jacob Grimm (Deutsche Grammatik, 2. Aufl. 1822):
„Zwischen meiner darstellung des mittel- und neuhochdeutschen wird eine lücke empfindlich seyn: mannigfaltige übergänge und abstufungen hätten sich aus den schriften des vierzehnten so wie der drei folgenden jahrhunderte sammeln und erläutern laßen; [...] da sich aber keine blühende poesie gründete, konnten niedersetzungen der sprache, wie sie zur aufstellung eigner perioden nöthig sind, auch nicht erfolgen. Die schriftsteller dieser zwischenzeit vergröbern stufenweise die frühere sprachregel und überlassen sich sorglos den einmischungen landschaftlicher gemeiner mundart.
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Frühneuhochdeutsch Jacob Grimm (Deutsche Grammatik, 2. Aufl. 1822):
: Übergänge und Abstufungen Keine blühende Poesie Schriftsteller: Mundart
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Historische Ereignisse und Entwicklungen
Territorialisierung des Reiches ← 1356 Goldene Bulle Reformation ← 1517 Thesen Luthers Bauernkrieg ( ) Dreißigjähriger Krieg ( )
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Frühneuhochdeutsch: sprachkulturelle Veränderungen
Aufstieg der Städte Ostkolonisation (um 1350 abgeschlossen) Buchdruck Übersetzungen Martin Luthers Universitätsgründungen
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Sprachkulturelle Veränderungen
Aufschwung der Städte seit dem 13./14.Jh.: Verstädterung (Stadt als “kulturbestimmender Raum” Bürgertum als Kulturträger - um 1200: 250 Städte - um 1300: ca Städte - 15. Jh.: ca Städte (einige mit über Einwohnern) > Ausbau kommunaler Verwaltungen und Kanzleien (dadurch Entstehung zahlreicher neuer, “pragmatischer” Textsorten). Terminus “Kanzleisprache”, “Geschäftssprache”.
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Sprachkulturelle Veränderungen
Ostkolonisation: Besiedlung ehemals slawischer Gebiete im Osten > Herausbildung der ostmitteldeutschen Dialekte (Obersächsisch, Schlesisch) Ausgleichsmundarten
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Sprachkulturelle Veränderungen
Buchdruck Mitte des 15. Jhs.: Erfindung des Buchdrucks mit beweglichen Lettern durch Johannes Gutenberg Erste Drucke: zwei Ablassbriefe (1454) Bis 1500 Gründung zahlreicher “Offizinen” (Buchdruckereien), um 1500 etwa 1100 Druckereien in ca. 260 europäischen Städten
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Sprachkulturelle Veränderungen
Buchdruck: Einfluss der Drucker auf die sprachliche Gestaltung der Drucke > Entstehung von regionalen und städtischen “Druckersprachen” Möglichkeit der billigen Reproduktion von Büchern und Flugschriften > weite Verbreitung der Texte > sprachlicher Ausgleich > “Verschriftlichung des Lebens” (Förderung der Lese- und Schreibbedürfnisse)
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Sprachkulturelle Veränderungen
Universitätsgründungen: Seit dem 14. Jh. Gründung zahlreicher Universitäten: 1348 Prag, 1365 Wien, 1386 Heidelberg, 1388 Köln, 1392 Erfurt, Leipzig > Entstehung neuer Kulturzentren (neben den Klöstern und Fürstenhöfen), vom Bürgertum getragen erst ab dem 17. Jh. allmählicher Übergang von der lateinischen zur deutschen Wissenschaftssprache
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Sprachkulturelle Veränderungen
Beispielseite aus der Göttinger Gutenbergbibel von 1454 42-zeilig 2-spaltiger Druck Ca Buchstaben pro Seite
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Sprachkulturelle Veränderungen: wichtige Druckorte
Straßburg 1458/59 Augsburg 1468 Nürnberg 1469/70 Ulm 1473 Basel Köln 1464/65 Lübeck Leipzig 1481
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Sprachkulturelle Veränderungen
Druckjahr Zahl der gedruckten deutschen Bücher Steigerung auf .... Prozent 105,4 = 100 % 1518 146 139 % 1519 252 239 % 1520 571 542 % 1521 523 496 % 1522 677 642 % 1523 944 896 %
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Sprachkulturelle Veränderungen
Reformation Luther als “Katalysator” der Herausbildung einer überregionalen Schriftsprache, durch seine Bibelübersetzungen auf ostmitteldeutscher Basis: - 1522: Neues Testament - 1534: Gesamtbibel (Nachdrucke 1535, 1536, 1538) - 1541: neue, überarbeitete Ausgabe der Bibel - 1545: Bibelausgabe letzter Hand
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Sprachkulturelle Veränderungen
Nennung von: Autor Ort Drucker Jahr
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Sprachkulturelle Veränderungen
Deutsche Drucke Deutsche Lutherdrucke 1500 80 — 1518 150 44 1519 260 112 1520 570 234 1521 620 164 1522 680 258 1523 935 392 1524 990 269
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Sprachsystematische Veränderungen
Got vater unser, dâ du bist in dem himelrîche gewaltic alles des dir ist, geheiliget sô werde dîn nam, zou müeze uns komen das rîche dîn. Dîn wille werde dem gelîch Hie ûf der erde als in den himeln, des gewer unsich, nu gip uns unser tegelîch brôt und swes wir dar nâch dürftic sîn. Vergip uns allen sament unser schulde, alsô du wilt, daz wir durch dîne hulde vergeben, der wir ie genâmen dekeinen schaden, swie grôz er sî: vor sünden kor sô mache uns vrî und loese uns ouch von allem übele. âmen. Reinmar von Zweter (um 1230) Unser Vater jnn den himel. Dein name werde geheiligt. Dein Reich kome. Dein wille geschehe auff erden wie im himel. Unser teglich brod gib uns heute. Und vergib uns unsere schulde wie wir unsern schuldigern vergeben. Und füre uns nicht jnn versuchung sondern erlöse uns von dem ubel. Denn dein ist das Reich und die krafft und die herrlichkeit jnn ewigkeit. Amen. Luther-Bibel (1534)
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Sprachsystematische Veränderungen
Frühneuhochdeutsche Diphthongierung mîn niuwez hûs > mein neues Haus - Beginn im 12. Jh. (also in mhd. Zeit) im Südbairischen - im Ostmitteldeutsche erst im 14./15. Jh. greifbar - bei Luther (Anfang 16. Jh.) durchweg Diphthongschreibungen - direkte Belege: Schreibungen <ei, ai> für î, <eu, äu, öu> für iu, <au, ou> für û
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Sprachsystematische Veränderungen: Diphthongierung
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Sprachsystematische Veränderungen
2. Frühneuhochdeutsche Monophthongierung liebe guote brüeder > liebe gute Brüder - Beginn im 12. Jh. (also in mhd. Zeit) im Mitteldeutschen - lange Zeit Diphthongschreibungen wie <uo> oder <u°> neben neuen Monophthongschreibungen <i, u, ü> - Erhalt der „historischen“ Schreibung <ie> im Neuhochdeutschen - Im Niederdeutschen bleibt germanischer Vokalismus: leeve gode bröder
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Sprachsystematische Veränderungen
3. Dehnung kurzer Vokale Dehnung in offener Tonsilbe: lëben > lēben, wonen > wōnen, vride > frīde usw. Analogische Dehnung, wenn es flektierte Formen mit Tondehnung gibt: lēbt (wegen lēben), wōnt (wegen wōnen) sōn ‚Sohn‘ (wegen sōnes) usw. Analogischer Ausgleich: sprach, sprâchen > sprāch, sprāchen Dehnung vor r, l, m, n: dem > dēm, wol > wōl, art > ārt
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Sprachsystematische Veränderungen
4. Rundung und Entrundung von Vokalen Rundung von e, ē, i, ī, ie in bestimmten Kontexten: helle > Hölle, swern > schwören, zwelf > zwölf,, vinf > fünf, triegen > betrügen. Weitere Rundungserscheinungen im Alemannischen, Schwäbischen und Ostfränkischen (nur dialektal). Entrundung von ö, oe, ü, iu in bestimmten Lexemen: küssen > Kissen, sprützen > spritzen, nörz > Nerz, stroüfen > streifen, spriuzen > spreizen usw. Nur wenige gerundete Lexeme sind in die dt. Standardsprache eingegangen.
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Sprachsystematische Veränderungen
Veränderungen in der Lexik Wortschatzerweiterung durch gesellschaftlich-wirtschaftlichen Fortschritts (Herausbildung spezifischer Fachwortschätze): Gesellschaft, Kaufhaus, Bug, Mast, Buchhändler, Setzer, Schacht, Zeche usw. Entlehnungen aus dem Italienischen (Bankwesen): Bank, Konto, Kredit, Kapital, Kasse, Risiko, brutto, netto usw. Entlehnungen/Lehnbildungen aus dem Lateinischen: Datum, Kopie, Register, Summe, Autor, Exemplar, Manuskript, Universität, Professor, Text usw. Entlehnungen/Lehnbildungen aus dem Griechischen: Akademie, Bibliothek, Gymnasium, Apotheke, Technik, Pathologie usw.
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Sprachsystematische Veränderungen
Starker Einfluss der Lutherbibel im Bereich der Lexik: bildhafte Neologismen: Feuereifer, friedfertig, Herzenslust, Lästermaul, Machtwort, Morgenland, Sündenbock Schlagwörter der Reformation: Evangelium, Glaube, Gnade, Christenmensch Verbreitung von Modalwörtern/Abtönungspartikeln: ja, doch, denn, nun, nur, allein, schon Beitrag zum überregionalen Ausgleich in der Lexik: Lippe/Lefze > Lippe, Peitsche/Geißel > Peitsche, Ziege/Geiß > Ziege, Ufer/Gestad > Ufer
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Sprachsystematische Veränderungen
Verbmorphologie – Angleichung der Verben mit Rückumlaut z.B. stellen – stalte > stellen – stellte hœren – hôrte > hören – hörte – Übergang starker Verben in die schwache Flexion z.B. rächen , schneien – Abnahme der Zahl der Präterito-Präsentia z.B. türren , taugen (nhd. sw. Verb) – athematische Verben verlieren ihre ursprüngliche Einsilbigkeit z.B. mhd. gên > nhd. gehen – Ausbreitung periphrastischer Verbalformen: Perfekt, Plusquamperfekt, Futur
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Sprachsystematische Veränderungen
Substantivmorphologie – Rückgang der Kasuskennzeichnung z.B. ahd. gebôm > mhd. geben (dat.pl.) Gesamt: Statt 16 Flexiven im Mhd. (Nominalflexion) existieren im Nhd. nur noch 9 – Ausbau der Numerusopposition Im Mhd. Numerus am Substantiv oft nicht erkennbar: Nom.Sg.–Nom.Pl. wort – wort, bette – bette, hirte – hirte Die Numerusunterscheidung wird im Fnhd. jetzt kenntlich gemacht.
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Sprachsystematische Veränderungen
Ausbau der Nominalgruppe Beispiel: vil stede und lande in Deutschen und Welschen landen deme riche zugehorende Stellungswechsel des adnominalen Genitivs Genitivattribut zunehmend postnominal Beispiel: der sunnen schein > der Schein der Sonne Ausbau des Verbalkomplexes [hat] getan eingliedrig (Ellipse) soll tun zweigliedrig hat tun wollen dreigliedrig hat tun lassen wollen viergliedrig hätte bleiben lassen können zu tun fünfgliedrig
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Sprachsystematische Veränderungen
Kanzleistil: Satzlänge, komplexe syntaktische Strukturen Beispiel: Dieser red will ich dir ein Exempel setzen / von eynem vnerfarnen balbierer oder scherer / wie man sy dañ nennet (dañ diß vỏlcklin allein / sich diser zeit der wundartznei vnderwindet) disem kam ein verwundter für / mit einer zimlichen breyten wunden im waden / welche gåntzlich vom lufft / dann sy lange zeyt vnuerbunden bliben / geåndert was / der gůt meister bsan sich nit lang / trachtet der sach auch nit weitter nach / sunder hefftet die wundt als bald / volgten gar bald hernach vnleidliche schmertzen / am drittē tag schlůg ein brand herzů / den sibendē tag aber mocht er nitt überleben. Wa nun diser künstlich meister erstlich die materi gemiltert vnd gelỏset hett / vnd hernachmals erst gehefft / wer jhm solcher vnradt vnd schaden nit zůhanden gangen.
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Sprachsystematische Veränderungen
Wann: koord. oder subord. Denn = koord. Weil = subord. Satzrahmen Satzrahmen Satzrahmen Verbal- komplex Satzrahmen
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Sprachsystematische Veränderungen
Graphematik: Variantenfülle im Vergleich zum Nhd. Beispiel: Schreibungen der Dentalaffrikaten [ts] Nhd. < z, c, t, tz, ts > in: zart, Celsius, Nation, Hitze, Ratskeller → fünf Schreibvarianten Fnhd. < z, zz, zc, zcz, zt, ztc, zts, zh, zch, c, cc, cz czc, ccz czh, czt, czz, ctz, czcz, ch, t, tc, ts, tz, tcz tzc, ttz, tzz, tzt, tztz, ...> → insgesamt mehr als 30 Varianten
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Luther und die neuhochdeutsche Schriftsprache
Germania tot habet dialectos, ut in triginta miliaribus homines se mutuo non intelligant. Austri et Bavari nullas servant diphthongos, dicunt enim eur, broedt pro euer, brodt. Ita Francones unisona et crassa voce loquuntur, quod Saxones praecipue Antverpiensium linguam non intelligunt. ... die Oberlendische sprache ist nicht die rechte Teutzsche sprache, habet enim maximos hiatus et sonitus, sed Saxonica lingua est facillima, fere pressis labiis pronunciatur. Luther, Tischreden
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Luther und die neuhochdeutsche Schriftsprache
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Luther und die neuhochdeutsche Schriftsprache
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Exkurs: Übersetzen im Frühneuhochdeutschen
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Niklas v. Wyle (1478), Translatzen
Sed inuenies aliquos senes amantes, amatum nullum. „troverai alcuni vecchi che amano, ma nessuno che viene amato.“ du findest aber etlich alt liebhabend mane / aber liebgehapten kainen. du findest aber etlich alt mane die frovwen liebhabent / Aber kainen alten findst du, der von frovwen werd lieb gehept.
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Niklas v. Wyle (1478), Translatzen
jch waiß ouch daz mir so wyt vßlouffe hier Inne erloupt gewesen wer nach dem vnd oracius flaccus in siner alten poetrye (als du waist) schribet / daz ain getrüwer tolmetsch vnd transferyerer / nit sorgfeltig sin söll / ain yedes wort gegen aim andern wort zeverglychen, sunder syge gnuog / daz zuo zyten ain gantzer sine gegen aim andern sine verglychet werd. So anche che mi sarebbe stato permesso scostarmi secondo quello che scrive Orazio Flacco nella sua poetica (come sai) / che un fedele interprete e traduttore / non deve badare a / paragonare una parola all’altra, ma che basta / paragonare un senso ad un altro.
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Heinrich Steinhöwel (1475)
Heinrich Steinhöwel, speculum vitae humanae Darynne ich dem spruch Oracij nachuolget hab. lutend du getrúwer tolmetsch nit wellest allweg eyn wort gegen wort transferieren. sonder gebúrt sich vnd ist gnuo g ausz eynem synne eynen andern synne. doch gelaicher mainung zesetzen. das ich dann in diser meyner translacion auch an etlichen orten getan vnd ettwan etlich wort hab gelassen czuo loffen oder abgebrochen czuo merer verstaentnuzz den lesenden menschen disz buoches. Qui ho seguito il detto di Orazio. Che dice „tu fedele interprete non tradurrai parola per parola, ma basta che metti un senso per un senso, che abbia lo stesso contenuto (mainung). Cosa che ho fatto poi in molti punti della mia traduzione ... (…) dises buchlein [.] nit von wort zuo wort, sunder von sin zu sin getütschet. Questo libricino (.) non da parola a parola, ma da senso a senso tradotto.
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Matthias Ringmann (1508) Es erforderet ein iedlich gezüng / und sprach iren eignen lauf und fürgang / wann es etwas formlich syn / und nitt sunder ubel luten soll. Erfinndet sich wol in den büchern die us Kriegischer zungen latyn gemacht seind. Wa man dem Kriegschen zů genaw uff ist gelegen / und solichs zů vil getrwlichen von wort zů wort / mit aller zůgehöre und gantz in gleicher ordnung latyn hat gemachet / lutet nit wol / und ist nit menglich gefellig. Ogni lingua richiede il suo andamento / se deve esser formalmente corretta / senza suonare brutta. Si trova spesso nei libri tradotti dalla lingua greca al latino. Dove ci si orienta con troppa precisione al greco / traducendo in latino troppo fedelmente parola per parola / mantenendo tutto nello stesso ordine/ non suona bene e non è bello.
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Adam Werner von Themar 1462 nato a Themar (Turingia)
studi a Lipsia e a Heidelberg dal 1488 educatore dei figli del Principe Elettore Philipp dal 1491 insegna all’Università 1504 e 1510 rettore 1537 morto a Heidelberg
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UB Heidelberg, cod. pal. germ. 298
fol Guarinus (Veronensis): Alda (1502) fol Xenophon: Hieron (1502) fol Hrothsvita: Abraham (1503) fol Virgilius: VIII. Ecloga (1502) fol Virgilius: X. Ecloga (1502) fol Horatius: Satira I, 9 (1502)
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Dedica e inizio di Xenophon, Hieron
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UB Heidelberg, cod. pal. germ. 298
fol Guarinus (Veronensis): Alda (1502) fol Xenophon: Hieron (1502) fol Hrothsvita: Abraham (1503) fol Virgilius: VIII. Ecloga (1502) fol Virgilius: X. Ecloga (1502) fol Horatius: Satira I, 9 (1502)
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Inizio di Xenophon, Hieron
Σιμωνίδης ο ποιητής αφίκετό ποτε πρός Ιέρωνα τον τύραννον. σχολής δέ γενομένης αμφοίν είπεν ο Σιμωνίδης, ˜Αρ’ άν μοι εθελήσαις, ω Ιέρων, διηγήσασθαι ά εικός ειδέναι σε βέλτιον εμού; Καί ποία ταύτ’ εστίν, έφη ο Ιέρων, οποία δή εγώ βέλτιον άν ειδείην σού ούτως όντος σοφού ανδρός; Dum ad Hieronem tirannum Simonides poeta aliquando venisset; essent atque ambo otiosi; sic illum affari accepit Simonides: an velles, inquit, o Hieron, ea narrare quae tibi notiora debent esse quam mihi. At quae nam sunt illa, o Simonie, inquit Hieron, quae mihi quam tibi notiora esse possint, cum tu ades vir doctus ac sapiens. Do eynest züm könig hierone der poét Simonides komen, vnd sie beyde müssig, sprach der poet: könig hieron woltestü mir erzalen die dinge, die dir bekanter dann mir solen syn? Hieron: Was mochte das syn? lieber Simonide, da dü doch ein gelarter vnd wyser man bist?
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ecloga VIII, vs. 1-5 1 Pastorum Musam Damonis et Alphesiboei (...)
5 Damonis musam dicemus et Alphesiboei. 1 Wir wollen singen das liet der zweyer hirten Damonis vnd Alphesibei, (...) 5 disser zweyer Damonis vnd Alphesibei liet wollen wir singen.
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Xenophon, Hieron I,7 Ad hoc respondens Hieron: equidem, inquit, Simonide, praeter haec quae a te commemorata sunt nihil aliud referre possem, unde de tirannis sensus aliquis vel doloris vel voluptates perveniat. Quamobrem nego
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traduzioni „doppie“ ecloga X
5 Doris amara die herbe bitter wassergöttin Doris 7 simae capellae die kümpfnesichten flachen geysslein 10 indigno amore von unwirdiger bübischer lieb 17 divine poeta o dü hoher gotlicher poet Galle 19 tardi subulci groben dümmen seüwhirten 29 crudelis amor die blutgirig harte lieb 31 tristis ille der bekümmert trürig sehnsüchtig Gallus 32sg.periti Arcades die erfaren gelarten Archader 40 lenta sub vite under den schwanken biglichen reben 42 mollia prata weyche lüstige wiessen 47 ah dura Ach dü harte unmilte 49 glacies .. aspera das rüw scharpf ysse 52 spelaea hülen und spelunken 53 incidere schneyden und inzeychen 67 liber bast ader innerst schele 69 cedamus amori wir sollen wychen und uns der lieb ergeben 71 gracili … hibisco aus kleynen schwanken zeynen
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ecloga X, vs. 61 Ut deus ille malis hominum mitescere discat!
Ach (was hilftz) der gott der liebe wirt durch keyn auch unselige erbeit ader anfechtung der menschen erweycht nach ermiltert.
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ecloga VIII, vs. 40-41 Ut vidi, ut perii! Ut me malus abstulit error!
So bald ich dich ersahe, o wie entsetzt ich mich! O wie wart mir so seltzam vnd schir geschwonnen, so fast bename mir der vngluckhaftig irsal der lieb sinn und witz.
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ecloga X, realia con spiegazioni
1 Arethusa göttin Arethusa 5 Doris wassergöttin Doris 9sg. puellae Naiades meyde und bronnegöttin Naiades 11 Parnasi…Pindi des bergs Parnasi ader Pindi 12 Aoniae Aganippe die bronne Aganippe in Boetia 15 gelidi … Lycaei des kalten bergs Lycei 18 formosus … Adonis der schön hirt Adonis 20 uvidus … Menalcas der feyst hirt Menalcas 24 Silvanus der waltgot Silvanüs 31 Arcades archadische Hirten 47 Alpinas … nives schnee uff den Alben 47 frigora Rheni die kelte des Ryns 55 Maenala den berg Maenalum 65 Hebrum das … wasser Hebrum 66 Sithonias … nives im kalten land Sitonia 72 Pierides Pierides (göttin des gedichts)
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ecloga VIII, realia soppressi
10 sola Sophocleo tua carmina digna cothurno wie wol dyn gediechte alleyn dess hohen poeten Sophocles wirdig
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Martin Luther, Sendbrief vom Dolmetschen (1530)
Arbitramur hominem iustificari ex fide absqz operibus legis / Wir halten / das der mensch gerecht werde on des gesetzs werck / allein durch den glauben /
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Martin Luther, Sendbrief vom Dolmetschen (1530)
Diese vier buchstaben Sola stehen nicht drinnen / welche buchstaben die Eselskoepff ansehen / wie die kue ein new thor / Sehen aber nicht / das gleichwol die meinung des Texts inn sich hat / vnd wo mans wil klar vnd gewaltiglich verdeudschen / so gehoeret es hinein / den ich habe Deudsch / nicht Lateinisch noch Griechisch reden wollen / da ich deudsch zu reden im dolmetschen furgenommen hatte. Queste quattro lettere Sola non ci sono scritte / e le teste di asino guardano tali lettere come le mucche una porta nuova / senza vedere / che però il senso (meinung) del testo le contiene / e se una vuole tradurre in maniera chiara e forte / allora ci sta / perché ho voluto parlare tedesco / non greco né latino/ in quanto mi ero prefisso di parlare in tedesco nella traduzione (im dolmetschen).
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Martin Luther, Sendbrief vom Dolmetschen (1530)
man mus nicht die buchstaben inn der latainischen sprache fragen / wie man sol Deutsch reden / wie diese esel thun / sondern man mus die mutter ihm hause / die kinder auff der gassen / den gemeinen mann auff dem marckt drumb fragen / und den selbigen auff das maul sehen / wie sie reden / und darnach dolmetzschen / so verstehen sie es den / und mercken / das man Deutsch mit jn redet Non si deve chiedere alle lettere della lingua latina come si ha da parlare in tedesco, come fanno questi asini, ma si deve domandarlo alla madre in casa, ai ragazzi nella strada, al popolano al mercato, e si deve guardare la loro bocca per sapere come parlano e quindi tradurre in modo conforme. Allora comprendono e si accorgono che parliamo con loro in tedesco.
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Martin Luther, Sendbrief vom Dolmetschen
Vnd ist vns wol offt begegnet / das wir xiiij tage / drey / vier wochen / haben ein einziges wort gesucht vnd gefragt / habens dennoch zu weilen nicht funden. Im Hiob erbeiten wir also / M. Philips / Aurogallus vnd ich / das wir inn vier tagen zu weilen kaum drey zeilen kundten fertigen. Lieber / nu es verdeudscht vnd bereit ist / kans ein jeder lesen vnd meistern / Leufft einer itzt mit den augen durch drey odder vier bletter / vnd stoesst nicht ein mal an / wird aber nicht gewar / welche wacken vnd kloetze da gelegen sind / da er itzt vber hin gehet / wie vber ein gehoffelt bret / da wir haben muest schwitzen vnd vns engsten / ehe denn wir solche wacken vnd kloetze aus dem wege reumeten / auff das man kuendte so fein daher gehen. Es ist gut pfluegen / wenn der acker gereingt ist. Aber den wald vnd die stoecke ausrotten / vnd den acker zurichten / da wil niemand an.
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Luthers Revisionsarbeit
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