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VL: Gesellschaft – Sport – Schulsport
WS 2013/14 Sport und Schulsport in der Weimarer Republik
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Dennoch: Kulturelle Blüte (Goldene Zwanziger)
Erster Weltkrieg Ausruf der Deutschen Republik Versailler Friedensvertrag Politische und wirtschaftliche Krisenjahre Ausruf der Deutschen Republik am 9. November 1918 => Waffenstillstand Versailler Friedensvertrag tritt am 10. Januar 1920 in Kraft Der Erste Weltkrieg stellt in der Entwicklung der deutschen Gesellschaft und damit natürlich auch in der Entwicklung des deutschen Sports eine große Zäsur dar. Mit der Ausrufung der Republik findet 1919 das Kaiserreich sein Ende. Im Spiegelsaal von Versailles, dort wo auch die kleindeutsche Lösung beschlossen worden war, bestimmten nun die Sieger des Krieges über das Schicksal der jungen Republik. Der zentrale Punkt dieses Versailler Vertrages war Artikel 231, in dem Deutschland und seine Verbündeten die Alleinschuld am Ausbruch und den Folgen des Krieges anerkennen mussten. Das bedeutete, dass Deutschland horrende Reparationszahlungen an die Siegermächte über die kommenden Jahre zahlen musste. Zudem verlor Deutschland sämtliche Kolonien und etwa Quadratkilometer seines Gebietes. Natürlich wurde dem isolierten Land in Europas Mitte eine totale Abrüstung verordnet, die durch die Besatzung der Sieger kontrolliert wurde. Die Folgen dieser Forderung ließen nicht lange auf sich warten. Der Wirtschaftskrise folgte eine hohe Inflation, die eine Regierung des Landes ebenso unmöglich machte wie die Zusammensetzung des Parlamentes, das aus unzähligen kleinen Parteien bestand. Trotz dieser Misere erlebte der Sport in der Weimarer Republik eine Zeit des enormen Aufschwungs. Der Staat investierte hohe Summen in den Aufbau von Sportstätten, worunter auch viele große Stadien Deutschlands zählen. Sportvereine verzeichneten einen enormen Zulauf und aus der Sicht des Staates waren diese frei organisierten Leibesübungen die einzige Möglichkeit das Volk physisch zu stärken, da mit der Abrüstung natürlich auch ein Verbot militärischer Exerzitien verbunden waren. Kurz vor Ende des Krieges hatte sich der Deutsche Reichsausschuss für Leibesübungen gegründet. Sein Generalsekretär Carl Diem prägte den Deutschen Sport vielleicht wie kein anderer. Seiner Initiative verdanken wir zum Beispiel das Deutsche Sportabzeichen, die Bundesjugendspiele und auch die Deutsche Hochschule für Leibesübungen in Berlin. Der Sport organisierte sich nicht anhand einzelner Sportarten sondern aufgrund politisch-ideologischen sowie religiösen Weltanschauungen. So trieben Protestanten in den Clubs des CVJM und Katholiken in den Vereinen der Deutschen Jugend-Kraft Sport. Für Juden gab es die Möglichkeit, in den Maccabi, Hapoel oder Schild Vereinen zu trainieren. Diese Sportstrukturen finden sich auch heute noch in Israel, da mit den Alijot der 1930er und 1940er Jahre die deutschen Juden dieses System nach Palästina exportierten. In Folge des sozialistischen Aufschwungs weltweit gründeten sich auch immer mehr Arbeitersportvereine. So gab es Ende der 1920er Jahre in Deutschland etwa Sport- bzw. Turnvereine in denen knapp fünf Millionen Deutsche gemeldet waren.[1] Die alte Fehde zwischen Turnern und Sportlern führte 1922 zu einem Beschluss in der Deutschen Turnerschaft, der als „reinlichen Scheidung“ bezeichnet wird. Dieser hatte zur Folge, dass die Deutsche Turnerschaft 1925 aus dem nationalen Dachverband, dem Deutschen Reichsausschuss für Leibesübungen, austrat. Das Massenphänomen Sport spiegelte sich auch in den Medien wieder. Unzählige Sportzeitungen kamen auf den Markt und das Radio übertrug 1924 erstmals live von einem Sportereignis als auf der Alster in Hamburg eine Ruderregatta stattfand.[2] International waren die deutschen Sportverbände isoliert worden,[3] sodass der Deutsche Reichsausschuss für Leibesübungen weder für die Olympischen Spiele von 1920 noch für die von 1924 eine Einladung erhielt. Deshalb holten die deutschen Sportfunktionäre alte Pläne nationaler Spiele wieder hervor. Deutsch-national gesinnte veranstalteten 1922, 1926 und 1930 sogenannte Deutsche Kampfspiele. Die international orientierten Arbeitersportler trafen sich 1925 in Frankfurt zu ihrer ersten Arbeiterolympiade, der 1931 in Wien und sogar noch 1937 in Antwerpen zwei weitere folgten. Seit Mitte der 1920er Jahre fand Deutschland zurück in die internationale Gemeinschaft und war 1928 wieder bei den Olympischen Spielen in Amsterdam vertreten. [1] M. Krüger, Einführung in die Geschichte der Leibeserziehung und des Sports. Teil 2: Leibeserziehung im 19. Jahrhundert. Turnen fürs Vaterland, Schorndorf 1993, S. 92f. [2] M. Gerhards/ W. Klingler, “Sport und elektronische Medien. Die Bedeutung der Sportberichterstattung für die elektronischen Medien Hörfunk und Fernsehen”, in: Th. Schauerte/J. Schwier (Hrsg.), Die Ökonomie des Sports in den Medien, Köln 2004, S. 152. [3] Die schweizerischen Verbände durchbrachen allerdings diese Isolation schon Vgl. H. Wahlig, „Deutsch-schweizerische Doppelpässe über den Rhein“, in: Damals 40(2008)6, S Dennoch: Kulturelle Blüte (Goldene Zwanziger)
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Zuschauerzahlen steigen Stadionbauten
Medien (Pressevielfalt, erste Radio-Übertragungen) Wissenschaftliche Anerkennung Zuschauerzahlen steigen Stadionbauten Medien (Pressevielfalt, erste Radio-Übertragungen) Wissenschaftliche Anerkennung (Deutsche Hochschule für Leibesübungen und Preußische Hochschule für Leibesübungen in Spandau) Der Erste Weltkrieg stellt in der Entwicklung der deutschen Gesellschaft und damit natürlich auch in der Entwicklung des deutschen Sports eine große Zäsur dar. Mit der Ausrufung der Republik findet 1919 das Kaiserreich sein Ende. Im Spiegelsaal von Versailles, dort wo auch die kleindeutsche Lösung beschlossen worden war, bestimmten nun die Sieger des Krieges über das Schicksal der jungen Republik. Der zentrale Punkt dieses Versailler Vertrages war Artikel 231, in dem Deutschland und seine Verbündeten die Alleinschuld am Ausbruch und den Folgen des Krieges anerkennen mussten. Das bedeutete, dass Deutschland horrende Reparationszahlungen an die Siegermächte über die kommenden Jahre zahlen musste. Zudem verlor Deutschland sämtliche Kolonien und etwa Quadratkilometer seines Gebietes. Natürlich wurde dem isolierten Land in Europas Mitte eine totale Abrüstung verordnet, die durch die Besatzung der Sieger kontrolliert wurde. Die Folgen dieser Forderung ließen nicht lange auf sich warten. Der Wirtschaftskrise folgte eine hohe Inflation, die eine Regierung des Landes ebenso unmöglich machte wie die Zusammensetzung des Parlamentes, das aus unzähligen kleinen Parteien bestand. Trotz dieser Misere erlebte der Sport in der Weimarer Republik eine Zeit des enormen Aufschwungs. Der Staat investierte hohe Summen in den Aufbau von Sportstätten, worunter auch viele große Stadien Deutschlands zählen. Sportvereine verzeichneten einen enormen Zulauf und aus der Sicht des Staates waren diese frei organisierten Leibesübungen die einzige Möglichkeit das Volk physisch zu stärken, da mit der Abrüstung natürlich auch ein Verbot militärischer Exerzitien verbunden waren. Kurz vor Ende des Krieges hatte sich der Deutsche Reichsausschuss für Leibesübungen gegründet. Sein Generalsekretär Carl Diem prägte den Deutschen Sport vielleicht wie kein anderer. Seiner Initiative verdanken wir zum Beispiel das Deutsche Sportabzeichen, die Bundesjugendspiele und auch die Deutsche Hochschule für Leibesübungen in Berlin. Der Sport organisierte sich nicht anhand einzelner Sportarten sondern aufgrund politisch-ideologischen sowie religiösen Weltanschauungen. So trieben Protestanten in den Clubs des CVJM und Katholiken in den Vereinen der Deutschen Jugend-Kraft Sport. Für Juden gab es die Möglichkeit, in den Maccabi, Hapoel oder Schild Vereinen zu trainieren. Diese Sportstrukturen finden sich auch heute noch in Israel, da mit den Alijot der 1930er und 1940er Jahre die deutschen Juden dieses System nach Palästina exportierten. In Folge des sozialistischen Aufschwungs weltweit gründeten sich auch immer mehr Arbeitersportvereine. So gab es Ende der 1920er Jahre in Deutschland etwa Sport- bzw. Turnvereine in denen knapp fünf Millionen Deutsche gemeldet waren.[1] Die alte Fehde zwischen Turnern und Sportlern führte 1922 zu einem Beschluss in der Deutschen Turnerschaft, der als „reinlichen Scheidung“ bezeichnet wird. Dieser hatte zur Folge, dass die Deutsche Turnerschaft 1925 aus dem nationalen Dachverband, dem Deutschen Reichsausschuss für Leibesübungen, austrat. Das Massenphänomen Sport spiegelte sich auch in den Medien wieder. Unzählige Sportzeitungen kamen auf den Markt und das Radio übertrug 1924 erstmals live von einem Sportereignis als auf der Alster in Hamburg eine Ruderregatta stattfand.[2] International waren die deutschen Sportverbände isoliert worden,[3] sodass der Deutsche Reichsausschuss für Leibesübungen weder für die Olympischen Spiele von 1920 noch für die von 1924 eine Einladung erhielt. Deshalb holten die deutschen Sportfunktionäre alte Pläne nationaler Spiele wieder hervor. Deutsch-national gesinnte veranstalteten 1922, 1926 und 1930 sogenannte Deutsche Kampfspiele. Die international orientierten Arbeitersportler trafen sich 1925 in Frankfurt zu ihrer ersten Arbeiterolympiade, der 1931 in Wien und sogar noch 1937 in Antwerpen zwei weitere folgten. Seit Mitte der 1920er Jahre fand Deutschland zurück in die internationale Gemeinschaft und war 1928 wieder bei den Olympischen Spielen in Amsterdam vertreten. [1] M. Krüger, Einführung in die Geschichte der Leibeserziehung und des Sports. Teil 2: Leibeserziehung im 19. Jahrhundert. Turnen fürs Vaterland, Schorndorf 1993, S. 92f. [2] M. Gerhards/ W. Klingler, “Sport und elektronische Medien. Die Bedeutung der Sportberichterstattung für die elektronischen Medien Hörfunk und Fernsehen”, in: Th. Schauerte/J. Schwier (Hrsg.), Die Ökonomie des Sports in den Medien, Köln 2004, S. 152. [3] Die schweizerischen Verbände durchbrachen allerdings diese Isolation schon Vgl. H. Wahlig, „Deutsch-schweizerische Doppelpässe über den Rhein“, in: Damals 40(2008)6, S 3
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Sport in der Weimarer Republik
Ideologische Zersplitterung und ihre Institutionen Deutsche Turnerschaft DRAfL (Gründung bereits 1917) DRAfL: Bürgerliche & konfessionelle Vereine und Verbände Arbeiter Turn und Sportbund (1919)
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3. Sport in der Weimarer Republik
„Reinliche Scheidung“ (1922) Diem: Grundsatz der Ausschließlichkeit Konsequenz: Turner nur Fachverband 1925: Austritt der DT aus DRAfL Turner Sportler
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(Daten nach Krüger 1993, 92) 6
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(Daten nach Luh 2006, 7-8) 7
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DRAfOS => DRAfL 1917 Isolation Deutschlands im internationalen Sport Deutsche Kampfspiele: 1922, 1926, 1930 1928: Olympische Spiele in Amsterdam 1930: Olympischer Kongress in Berlin
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Turnunterricht und Schulsport
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Turnunterricht und Schulsport mittlere und höhere Schulen
1906: von Volksschulen haben eine Turnhalle nur ca. 4%!! mittlere und höhere Schulen Daten nach Krüger (1979), S. 15 14
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Turnunterricht und Schulsport
Kaiserzeit vs. Weimarer Republik 1871 1900 1914 1918 1933 Diplom Turn- und Sportlehrer der DHfL (ab 1920) DRAfL als Lobbyist Uneinheitliche Besoldung Pflichtstunden variierten Turnphilologen und Vereinslehrer ohne sonst. Qualifikation Turnunterricht und Schulsport Kaiserzeit: Turnphilologen und Vereinslehrer ohne sonst. Qualifikation DRAfL als mächtigster Lobbyist (mit Diem und Lewald) Uneinheitliche Besoldung (Anfänger bekamen in Anhalt 1400 RM pro Jahr, Hamburg 4100), die nach Dienstjahren erhöht wurde Pflichtstunden zwischen 24 (Lübeck) und 30 (Württemberg) 15
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Turnunterricht und Schulsport
Drei Turnstunden pro Woche / gefordert wurden sechs die tägliche Turnstunde! Inhalte: - Körperschule - Leistungsturnen - Spiele (u.a. Jägerball, Handball, Fußball, Hockey) Kurzfristige Anhebung auf 5 Stunden in Gymnasien 16
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Turnunterricht und Schulsport
Die Deutsche Hochschule für Leibesübungen in Berlin SoSe 1920: 71 Studierende, 1925: 200 Universitätsreife oder „Vorstudium“, ab 1926 Aufnahmeprüfung Nicht rauchen und keinen Alkohol trinken Erster Rektor: August Bier => August Bier-Plakette 17
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Turnunterricht und Schulsport
Die Deutsche Hochschule für Leibesübungen in Berlin Aufnahmetest (Lehramt) Disziplin DhFL (m) DSHS (m) DhFL (w) DSHS (w) 100m-Lauf 13sec 13,4sec 13sec (nur 75m) 15,5sec Hochsprung 1,30m 1,40m 1,00m 1,20m Weitsprung 4,50m --- 3,25m Kugelstoßen 7m (7,5kg) 7,6m (7,25kg) 6,75m (3,628kg) 6,75m (4kg) 3000m 12min 13min 18min 10min (2000m) Erster Rektor: August Bier => August Bier-Plakette Zum Vergleich die Anforderungen für das Sportabzeichen von 1931 (Männer) 100m-Lauf: 13,4sec Hochsprung: 1,35m Weitsprung: 4,75m Kugelstoßen: 8m (keine Gewichtsangabe) 18
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Turnunterricht und Schulsport
Die Deutsche Hochschule für Leibesübungen in Berlin Erster Rektor: August Bier => August Bier-Plakette 19
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Turnunterricht und Schulsport
Die Deutsche Hochschule für Leibesübungen in Berlin Erster Rektor: August Bier => August Bier-Plakette 20
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Turnunterricht und Schulsport
Die Deutsche Hochschule für Leibesübungen in Berlin Erster Rektor: August Bier => August Bier-Plakette 21
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Beyer, E. (1982). Sport in der Weimarer Republik. In H
Beyer, E. (1982). Sport in der Weimarer Republik. In H. Ueberhorst (Hrsg.), Geschichte der Leibesübungen.Teilband 2: Leibesübungen und Sport in Deutschland vom Ersten Weltkrieg bis zur Gegenwart (S ). Frankfurt a. M.: Bartels & Wernitz. Buellesbach, L. & Heering, F. K. (1987). Die Entwicklung des Schulturnens in der Weimarer Republik: dargestellt am Beispiel der Preußischen Oberschulen. Bonn: Verlag Univ. Geßmann, R. (1987). Schulische Leibesübungen zur Zeit der Weimarer Republik. Köln: Sport u. Buch Strauß. Krüger, A. (1979). Turnen und Turnunterricht zur Zeit der Weimarer Republik. Grundlage der heutigen Schulsport-Misere?. In: A. Krüger & D. Niedlich (Hrsg.), Ursache der Schulsport-Misere in Deutschland (S ). London: Arena Publications. Krüger, M. (1993). Einführung in die Geschichte der Leibeserziehung und des Sports. Teil 3: Leibesübungen im 20. Jahrhundert. Sport für alle. Schorndorf: Hofmann. Krüger, M. (2010). Leibesübungen, Gymnastik, Turnen, Spiel und Sport zur Weimarer Republik. In M. Krüger & H. Langenfeld (Hrsg.), Handbuch Sportgeschichte (S ). Schorndorf: Hofmann. Kultusministerium des Landes Nordrhein-Westfalen (1987). Bock auf Schulsport. Ein Schulfach im Wandel der Zeiten (Woche des Sports 1987 der Ruhrfestspiele Recklinghausen). Recklinghausen: Selbstverl. Luh, A. (2006). Fußball als Massenphänomen und Faszinatosum der Weimarer Zeit – Verbreitung, Organisation und Konfliktpotenziale. SportZeiten, 6 (1), 7-71. Manthey, A. (1928). Sportplatzbau als Problem der Stadtplanung. Kassel: Rudolph & Meister. Naul, R. (1988). Von Potsdam nach Weimar - Schulsportwirklichkeit zwischen pädagogischer Reform und politischer Indienstnahme. In: H.-G. John & R. Naul, (Hrsg.), Jugendsport im ersten Drittel des 20. Jahrhunderts. 11. Fachtagung der dvs-Sektion Sportgeschichte vom 7. bis 9. April 1987 im Büttnerhaus, Reinhausen bei Göttingen (S ). Clausthal-Zellerfeld: dvs-Geschäftsstelle, Univ., Abt. Sportwiss. Naul, R., Jonischeit, L. & Wick, U. (2000). Turnen, Spiel und Sport in Schule und Verein. Jugendsport zwischen 1870 und Aachen: Meyer & Meyer.
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