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Neue Herausforderungen in Familie und Gesellschaft:

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Präsentation zum Thema: "Neue Herausforderungen in Familie und Gesellschaft:"—  Präsentation transkript:

1 Neue Herausforderungen in Familie und Gesellschaft:
Humboldt – Universität zu Berlin Institut für Rehabilitationswissenschaften Neue Herausforderungen in Familie und Gesellschaft: Zur Krisenanfälligkeit familiärer Strukturen in gesamtgesellschaftlichen Krisenzeiten Prof. Dr. Ernst von Kardorff

2 Psychische Krisen und Familie
Psychische Krisen Einzelner sind immer auch Krisen im Beziehungsgefüge der Familie. Krisen sind ein Ungleichgewicht a) in der eingespielten (auch asymmetrischen) Balance des Familiensystems b) im eingespielten Verhältnis Familie und Umwelt Normale Krisen im Lebenslauf (Übergänge) und Krisen als Folge nicht-normativer Lebensereignisse (Krankheit, Unfall, Scheidung, etc.) psychische Krisen als Dauerbelastung aufgrund externer gesellschaftlicher Veränderungen

3 Gestiegene Anforderungen an und Belastungen von Familien in der „flüchtigen Moderne“
Der amerikanische Soziologe Peter L. Berger spricht von der „Familie als mythologische Matrix“: Dies verweist auf vielfältige aus der Tradition stammende Merkmale der und Erwartungen an die Familie, * Ort unbedingter Solidarität, * unkündbarer Lebenszusammenhang, * als emotionaler Rückzugsort und materielle Zuflucht, * als zentraler Lernort für milieuspezifische Traditionen, Kultur-techniken, das Verhältnis zu anderen und zur Gesellschaft insgesamt, * als Identifikationsangebot zur Entwicklung der Geschlechtsrolle, des eigenen Lebensentwurfs, der Rolle als Bürger/-in und des unverwechselbaren Selbst, * als tragende Säule der Gesellschaft. In der Mischung aus offen formulierten und unausgesprochenen Erwartungen an die Familie drücken sich eine Vielzahl von Anforderungen aus, die gerade in einer sich in raschem Wandel befindlichen Gesellschaft oft nur schwer zu bewältigen sind. Das heißt: die Krisenanfälligkeit der Familien, nicht der Familie als Institution hat deutlich zugenommen.

4 Gestiegene Anforderungen an und Belastungen von Familien in der „flüchtigen Moderne“
Zunehmende Individualisierung  vermehrte Spannungen Pluralisierung der Wertvorstellungen  Verlust der Eindeutigkeit und Zunahme von Ambivalenzen Pluralisierung von Familienformen und Verlust der „Normalbiografien“  vorbildlose Moderne Neue Flexibilitätsnormen  soziale Netzwerkkompetenz Gestiegene Anforderungen an die „methodische Lebensführung“, v.a. work-life-Imbalance Gestiegene Erwartungen an Erziehungskompetenz  oft Mangel an „kulturellem Kapital“ Von Medien und Fachleuten propagierte Formen der „richtigen“ Lebensführung  unrealistische Standards Verengung der Normen bei gleichzeitig erhöhten Wahlmöglichkeiten (Multioptionsgesellschaft“)  kognitiv-emotionale Dauerspannung, Angst vor Diskriminierung

5 Zur Ausgangslage psychischer Störungen
Zunahme psychischer Erkrankungen in allen Industrie-nationen, v. a. Depressionen und psychosomatische Störungen (vgl. Bundesgesundheitssurvey 2003) Seit 1985 hat sich der Anteil seelischer Erkrankungen an Frühberentungen in Deutschland auf 24,5% bei Männern und auf 35,5 % bei Frauen fast verdreifacht Von 1997 – 2001 hat die Zahl der AU-Tage wg. seelischer Erkrankung um mehr als 50% zugenommen

6 Zur Ausgangslage psychischer Störungen
32,1% (= 16,5 Mio.) der Bevölkerung zwischen 18 und 65 Jahren leiden subjektiv an psychischen Störungen Besondere Zunahme von Depressionen und psycho-somatischen Störungen (Ehrenberg 2004) Das Lebenszeitrisiko psychisch zu erkranken, liegt bei 48,9% (Wittchen & Jacobi 2003) ca Kinder leben mit einem psychisch kranken Elternteil

7 Zur Ausgangslage psychischer Störungen
Wittchen und Jacobi (2002) sprechen von einer gravierenden Unterversorgung, die außerdem große Ungleichgewichte zwischen Stadt und Land, zwischen alten und neuen Bundesländern aufweist. Ausgedrückt in Behandlungsquoten gibt es eine relativ gute Versorgung für Panikstörungen (ca. 73,9 %), Zwangsstörungen (ca. 66%), Medikamentenabusus (57,9%) und für psychotische Störungen (56%). Eine deutliche Unterversorgung - ausgedrückt in Nicht-Behandlungsquoten - findet sich bei Alkoholismus (71%), Drogenabhängigkeit (73%), spezifischen Phobien (54%) und anderen Angststörungen (70,3%), bei Esstörungen (63%) und bei somatoformen psychischen Störungen (60%).

8 Das Risiko psychisch kranker Menschen
ihre Arbeit zu verlieren ist doppelt so hoch wie in der Normalbevölkerung ihr Risiko erheblich verschuldet zu sein dreimal so hoch wie bei Nicht Erkrankten; ihr Scheidungsrisiko im Verhältnis zur Normal- bevölkerung dreifach höher; sie haben häufig Mietrückstände, viele befinden sich in Armutslagen, eine erhebliche Anzahl sind obdach- los. So finden sich unter den Personen, die in instabilen und ungesicherten Wohnverhältnissen leben (Kliemke 2003) und den auf der Strasse lebenden Menschen (BAG 2002) zwischen 15,5% und 45,1% psychisch Kranke (Rössler 1994; Nouvertné 1996) .

9 Arbeitswelt – psychische Krisen und Familie
1. Überlastung durch die Arbeitswelt * Zunahme der Arbeitsverdichtung  verstärkte Erschöpfung * Zunahme der Konkurrenz am Arbeitsplatz  Mobbing * Ungleichgewicht zwischen Anstrengung auf der einen und Belohnung/Anerkennung (materiell und sozial) auf der anderen Seite: effort-reward-Imbanlance (Siegrist)  burn-out, innere Kündigung * Mangelnde Kontrolle über die eigenen Arbeitsvorgänge  Motivationsverlust, mangelndes committment * Bedrohung durch möglichen Arbeitsplatzverlust  Entwicklung von Ängsten und Verzicht auf Ansprüche * Ängste davor, nicht mehr mitzukommen oder mitzuhalten  Resignation, Inaktivität

10 Familienkrisen und Erwerbslosigkeit
2. Psychische Krisen aufgrund der Erwerbslosigkeit * Verlust der Anerkennung in der Familie * Hoffnungslosigkeit, Demoralisierung --> Suchtgefahr * Verlust des Selbstvertrauens * Beschuldigung anderer und Zirkel der negativer Verstärkung * Depressionen bis hin zur Suizidalität * Veränderte Rollen in der Familie * Zerfall der Zeitstruktur für die ehemals Erwerbstätigen * Konflikte in der Armutslage  Belastung der familiären Beziehungen, Partnerkonflikte, Verlust der familiären Autorität gegenüber den Kindern

11 Veränderung familiärer Beziehungsmuster
3. Veränderung der familiären Formen und Beziehungsmuster * Veränderte Rollenerwartungen in der Familie * „Verhandlungsfamilie auf Zeit“ (hohe Scheidungs- und Wiederverheiratungsraten), Fortsetzungsfamilien * Alleinerziehende  größerer Bewährungsdruck  Verhaltensunsicherheiten  veränderte Identitätskonstruktionen  Patchworkfamilien und -identitäten

12 Veränderte und gestiegene Anforderungen an die Familie in der modernen Gesellschaft
4. Familie unter verstärkter gesellschaftlicher Beobachtung * Die Sensibilität für Krisen ist in der Öffentlichkeit größer geworden  erhöhte Anforderungen an Erziehung, v.a. im Bildungsbereich und aufgrund der Einflüsse von Medien * Kritik am Erziehungsversagen, v.a. der bildungsfernen Milieus/Familien und der Familien mit Migrationshinter-grund * Erhöhte staatliche Interventionsbereitschaft, infrastrukturell (Entlastung durch Kindergärten) und direkt durch Jugendämter

13 Gesellschaftliche Krisen und Familie
5. Familien unter erhöhtem Druck in der aktuellen Krise * Abstiegsängste machen Familien besonders aus den gehobenen Mittelschichten zum „Trainingslager“ für die Fitness, um gesellschaftlichem Abstieg vorzubeugen  Zunahme von psychosomatischen und Verhaltenstörungen bei Kindern und Jugendlichen * soziale „Vererbung“ von Armutsrisiken und Risiken für psychische Störungen vor allem in Familien aus bildungsfernen Milieus (Schoon, Sacker & Bartley 2003) * Zunahme von Familienkrisen in prekären sozialen Lagen * Familiäre Belastungen durch familiäre Pflege

14 Perspektiven ? Identifikation individueller und familienbiografischer Vulnerabilitäten und Resilienzpotentiale Identifikation von Warnsignalen („erschöpftes Selbst“) und Präventionsstrategien (etwa: im betrieblichen Eingliederungsmanagement; in der Schule  Blick auf die Eltern) Ermutigung zur rechtzeitigen Inanspruchnahme von Hilfen Bürgerschaftliches Engagement auf lokaler Ebene Nicht nur auf die „schweren Fälle“ konzentrieren (von deren Lösungspotentialen aber lernen).


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