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Einführung in die Marxsche Kritik der politischen Ökonomie

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Präsentation zum Thema: "Einführung in die Marxsche Kritik der politischen Ökonomie"—  Präsentation transkript:

1 Einführung in die Marxsche Kritik der politischen Ökonomie
Ein Referat von Alexander Recht

2 Warum Kritik der politischen Ökonomie?
Marx hat sicherlich eine Theorie der politischen Ökonomie formuliert, siehe etwa seine Reproduktions- oder Krisentheorie. Aber nicht nur das: Er hat auch eine Kritik der bürgerlichen politischen Ökonomie formuliert. Gegenstand der Kritik: die Verhältnisse der bürgerlichen Gesellschaftsformation und ihrer Ökonomie; die Ergebnisse der bürgerlichen politischen Ökonomik und die Kategorien und Fragestellungen der bürgerlichen politischen Ökonomik. Alexander Recht: Einführung in die Marxsche Kritik der politischen Ökonomie

3 Kategoriale Kritik anhand von Fragen
Wie leiten gesellschaftliche Strukturen das Handeln der Individuen an? Wie werden gesellschaftliche Strukturen durch das Handeln der Individuen konstituiert? Welchen Inhalt und welche Formen nehmen gesellschaftliche Verhältnisse an, und warum ist das so? Warum vermitteln durch Menschen gemachte Verhältnisse gleichwohl den Eindruck, unveränderlich und gleichsam natürlich zu sein? Alexander Recht: Einführung in die Marxsche Kritik der politischen Ökonomie

4 Wert als vertraut wirkende Eigenschaft von Dingen
Anabella möchte sich ein Teilchen kaufen, geht in eine Bäckerei und fragt: "Wie viel ist das Teilchen wert? Der Bäcker antwortet: "Das Teilchen ist 1,20 Euro wert." Das wirkt vertraut. Klar: Etwas muss doch so und so viel Euro wert sein, oder? Genau damit gibt sich Marx aber nicht zufrieden: Warum ist das Teilchen 1,20 Euro wert? Warum drückt man den Wert in Geld aus? Alexander Recht: Einführung in die Marxsche Kritik der politischen Ökonomie

5 Der Wert eines Dings Anabella mag auch gerne Capri Sonne. 2 Packungen davon sind ebenfalls 1,20 Euro wert, also genau so viel wie das Teilchen. Wenn also gilt: 1 Teilchen = 1,20 Euro wert und 2 Capri Sonne = 1,20 Euro wert, dann gilt offenbar: 1 Teilchen ist so viel wert wie 2 Capri Sonne. Aber warum ist der Wert von 1 Teilchen = dem Wert von 2 Capri Sonne? Hierauf gibt es mehrere Antworten in der Ökonomie: These: Der Nutzen beider Güter ist gleich groß. These: Der mit dem Preis bewertete Grenznutzen beider Güter ist gleich groß. These: In beiden Güter "steckt" gleich viel Arbeit "drin". Marx ist der letzten arbeitswertorientierten These zuzuordnen – so wie die Klassiker Adam Smith, David Ricardo usw. Er modifiziert diese These jedoch erheblich! Alexander Recht: Einführung in die Marxsche Kritik der politischen Ökonomie

6 Tauschvermittelte Gesellschaftlichkeit
Es interessiert nicht nur, dass Gesellschaftlichkeit für die Wertbestimmung entscheidend ist, sondern auch: warum und wie? Damit Güter überhaupt gesellschaftlich von Bedeutung sein können, müssen sie gesellschaftlich zugänglich werden, und zwar im Kapitalismus durch Tausch. Damit dieser Tausch verallgemeinerten gesellschaftlichen Zugang ermöglicht, braucht es Produktion und Tausch sehr vieler Güter, was der Kapitalismus gewährleistet. Damit sehr viele Güter produziert werden können, braucht es hohe Produktivität, und erst der Kapitalismus ist historisch in der Lage, diese durch den Einsatz von Kapital hervorzubringen. Die Werteigenschaft, die Marx beschreibt und analysiert, ist also rückgebunden an die Bedingung einer kapitalistischen Gesellschaft, in der Güter als ungeheure Warensammlung privat produziert und gesellschaftlich getauscht werden. Alexander Recht: Einführung in die Marxsche Kritik der politischen Ökonomie

7 Merkmale des Kapitalismus
Kapitalismus = private Arbeitsteilung + Tausch + Spezialisierung + GWG‘ Waren sind Produkte selbständiger und voneinander unabhängiger Privatarbeiten. Produkte werden dadurch zu Waren, dass sie in einem gesellschaftlichen Prozess von den Produzenten ausgetauscht werden. Man spricht von gesellschaftlicher Arbeitsteilung; Tausch ist die Folge. Die Produktion erfolgt nicht zum Zwecke der Konsumption, sondern zum Zwecke des gesellschaftlichen Tausches. Dabei spezialisieren sich die Subjekte auf Tätigkeiten. Gesellschaftlicher Arbeitsteilung macht also Tausch nötig. Tausch wiederum macht spezialisierte gesellschaftliche Arbeitsteilung möglich. Kapitalismus ist zudem nicht nur irgendeine Waren produzierende Gesellschaftsformation, sondern eine spezifische, deren Charakter GWG‘ später erläutert wird. Privatarbeit wird so auf ein gesamtgesellschaftliches Niveau angehoben; dieser Zusammenhang tritt jedoch in der konkreten historischen Phase des Kapitalismus auf, ist also nicht allgemeingültig. Alexander Recht: Einführung in die Marxsche Kritik der politischen Ökonomie

8 Doppelcharakter von Waren
Waren stellen eine Einheit von Wert und Gebrauchswert dar. Eine Ware ist ein Gebrauchsgegenstand, dessen gesellschaftlicher Nutzen der Ware Gebrauchswert verleiht. In Marxscher Diktion ist der Gebrauchswert die gesellschaftliche Nützlichkeit der stofflichen Ausprägung einer Ware. Zuweilen wird auch die stoffliche Ausprägung einer gesellschaftlich nützlichen Ware selber als Gebrauchswert bezeichnet. Waren in ihrer Stofflichkeit sind zugleich die Träger von Wert. Dabei ist der Tauschwert selbst Erscheinungsform des Wertes, der erst durch die Austauschbarkeit der Ware mit einer anderen Ware relevant wird. Waren müssen gesellschaftlich anerkannte Gebrauchswerte für andere darstellen, denn sonst wollte niemand einen Tausch mit diesen Gütern eingehen. Alexander Recht: Einführung in die Marxsche Kritik der politischen Ökonomie

9 Marxsche Wertbestimmung
"Ein Gebrauchswert oder Gut hat also nur einen Wert, weil abstrakt menschliche Arbeit in ihm vergegenständlicht oder materialisiert ist. Wie nun die Größe seines Werts messen? Durch das Quantum der in ihm enthaltenen »wertbildenden Substanz«, der Arbeit. Die Quantität der Arbeit selbst misst sich an ihrer Zeitdauer, und die Arbeitszeit besitzt wieder ihren Maßstab an bestimmten Zeitteilen, wie Stunde, Tag usw." [Marx, Karl: Das Kapital, Erster Band, in: MEW 23, S. 53] Alexander Recht: Einführung in die Marxsche Kritik der politischen Ökonomie

10 Vom Doppelcharakter der Ware zum Doppelcharakter der Arbeit
Tausch heißt Austausch von Äquivalenten. Es wird ein Quantum der einen Ware dem Quantum der anderen Ware wertmäßig gleichgesetzt: 1 Teilchen = 2 Capri Sonne. Wenn die Quanten zweier Waren gleichgesetzt werden, liegt Äquivalenz vor. Es ist aber nicht erkenntlich, woher die Tauschrelation rührt. Es muss irgendeine Eigenschaft beider Waren existieren, die bewirkt, dass beide Waren in der Tauschrelation gleichviel wert sind. Im Tausch werden zwei Quanten stofflich völlig verschiedener Gebrauchswerte als gleichwertig gleichgesetzt. Folglich ist von der konkreten stofflichen Ausprägung der Waren abzusehen. Wenn aber von der stofflichen Erscheinung der Waren abstrahiert wird, stehen sich nur noch bloße Arbeitsprodukte gegenüber. Die Arbeitsprodukte stellen sich dann nur noch als Vergegenständlichung, als Kristalle bloßer, abstrakter menschlicher Arbeit dar. Als Kristalle abstrakter menschlicher Arbeit stellen diese bloßen Arbeitsprodukte Werte dar. Alexander Recht: Einführung in die Marxsche Kritik der politischen Ökonomie

11 Vom Doppelcharakter der Ware zum Doppelcharakter der Arbeit
Ein Bäcker mit seinen Teilchen vollzieht dabei die konkrete Arbeit des Backens, während der Getränkeproduzent von Capri Sonne die konkrete Arbeit der Getränkeproduktion bzw. -Abfüllung durchführt. Dass trotzdem wertbezogen 1 Teilchen = 2 Capri Sonne gilt, heißt, dass sich Arbeit, nur gemessen an ihrer Arbeitszeit, als bloße Arbeit an sich, als sog. abstrakte Arbeit darstellt. Ein Gebrauchswert hat also Wert, weil abstrakt menschliche Arbeit in ihm vergegenständlicht ist. Die Größe des Wertes misst sich nach der Menge der in ihm enthaltenen menschlichen Arbeitszeit, wobei stets die gesellschaftlich notwendige Arbeitszeit die Grundlage ist. Wenn also 1 Teilchen genauso wie 2 Capri Sonne zur Produktion gesellschaftlich durchschnittlich notwendig und anerkannt 12 Minuten abstrakter Arbeit benötigt, so haben beide Warenmengen den Wert von 12 Minuten. Allerdings wird der Wert weder des 1 Teilchen noch der 2 Capri Sonne in Minuten ausgedrückt, sondern in Bezug auf eine andere Ware, zumeist in Bezug auf eine Geldware. Aber warum? Warum nicht ein Ausdruck in Minuten oder Stunden? Alexander Recht: Einführung in die Marxsche Kritik der politischen Ökonomie

12 Wertformanalyse Beim Tausch wird gesetzt: x Ware A = y Ware B, oder: x Ware A ist y Ware B wert. Der Wert kann, wie noch zu begründen sein wird, nur in sog. Tauschwertform ausgedrückt werden; er tritt als quantitative Relation der Menge einer Ware zur Menge einer anderen Ware auf, die in jeweils gleicher Arbeitszeit produziert worden sind und daher gleichen Wert haben. Die linke Seite der Gleichung zeigt uns die Ware, deren Wert auszudrücken ist. Wir fragen: Wie viel ist x Ware A wert? Ware A befindet sich damit in relativer Wertform. Die rechte Seite der Gleichung zeigt uns Ware B, mittels deren der Wert der Ware A ausgedrückt wird. Ware B ist also das Material des Wertausdrucks von Ware A. Diese rechte Seite der Gleichung nennt man Äquivalentform. Innerhalb der Tauschrelation wird also der Wert der Ware A im Gebrauchswert der Ware B ausgedrückt. Gebrauchswert wird so zur Erscheinungsform seines Gegenteils, des Wertes. Alexander Recht: Einführung in die Marxsche Kritik der politischen Ökonomie

13 Wertformanalyse In entwickelten Tauschwirtschaften – und damit natürlich auch im Kapitalismus – drücken alle Gebrauchswerte ihren Wert im Gebrauchswert ein und derselben Ware aus, nämlich in Geld. Geld wird damit zum allgemeinen Äquivalent. Der Wert von jedem Quantum Ware kann dann in Geld ausgedrückt werden. Im Laufe der Zeit wird die Ware Geld, nämlich Hartgeld, durch Scheine, Noten und Anwartschaften ersetzt. Auch die Namen des Geldes = Hartgeldes, z. B. 3 Pfund Sterling oder 4 Unzen Gold, entsprechen nicht mehr den tatsächlichen Gewichten oder haben, z. B. bei Pfennig, überhaupt nichts mehr mit Gewichten zu tun. Gleichwohl bleibt die Menge an Geld (Hartgeld, Noten, Anwartschaften) letztlich im Wirtschaftsprozess auch ohne direkte stoffliche Bindung an reale Wertschöpfung gebunden. Alexander Recht: Einführung in die Marxsche Kritik der politischen Ökonomie

14 Wertformanalyse Wenn Menschen in gesellschaftlicher Arbeitsteilung arbeiten, handelt es sich um Verhältnisse mit gesellschaftlicher Arbeit und gesellschaftlichem Tausch. Ausdruck der gesellschaftlichen Verhältnisses ist der Wert als Vergegenständlichung gesellschaftlicher menschlicher Arbeit in einer Ware als tauschbarem Produkt. Im Kapitalismus herrscht folgende Kette vor: gesellschaftlich notwendige Arbeit  Wert  Tauschwert als notwendige Wertform  Gebrauchswert = Ding als Erscheinungsform von Wert  Geld als preisliche Erscheinungsform von Wert. Preis als mengenmäßiger Ausdruck von Geld wird damit zur Erscheinungsform des Wertes und so zum Ausdruck eines gesellschaftlichen Verhältnisses! Preise sind wegen verallgemeinerten Tausches von temporärer Stabilität: 1 Teilchen = 2 Capri Sonne muss immer überall gelten. Denn wenn z. B. im A-Bundesland 0,5 Teilchen = 2 Capri und im B-Bundesland 2 Teilchen = 2 Capri Sonne gölte, lohnte sich: 2 Capri Sonne im A-Bundesland kaufen, diese gegen 2 Teilchen im Teilland verkaufen und im Hauptland 8 Capri Sonne kaufen. Man hätte einfach so 6 Capri Sonne dazu gewonnen. Alle würden im Hauptland Capri Sonne und im Teilland Teilchen kaufen wollen, bis der Preis sage wieder 1 Teilchen = 2 Capri Sonne wäre. Alexander Recht: Einführung in die Marxsche Kritik der politischen Ökonomie

15 Handlungen der Warenbesitzer
Der Doppelcharakter von Waren wirkt unterschiedlich Für Besitzer gilt: Eine Nicht-Geld-Ware ist unmittelbar Nicht-Gebrauchswert und mittelbar Gebrauchswert  Gebrauchswert der Ware ist, über ihren Verkauf Wert zu erhalten. Für Nicht-Besitzer gilt: Die Geld-Ware ist unmittelbar Nicht-Gebrauchswert und mittelbar Gebrauchswert  Der Käufer erwirbt einen Gebrauchswert und ist bereit, dafür den äquivalenten Wert in Geldform zu geben. Warenbesitzer haben "schon gehandelt, bevor sie gedacht haben. Die Gesetze der Warennatur betätigten sich im Naturinstinkt der Warenbesitzer. Sie können ihre Waren nur als Werte und darum nur als Waren aufeinander beziehn, indem sie dieselben gegensätzlich auf irgendeine andre Ware als allgemeines Äquivalent beziehn. Das ergab die Analyse der Ware. Aber nur die gesellschaftliche Tat kann eine bestimmte Ware zum allgemeinen Äquivalent machen. Die gesellschaftliche Aktion aller andren Waren schließt daher eine bestimmte Ware aus, worin sie allseitig ihre Werte darstellen. Dadurch wird die Naturalform dieser Ware gesellschaftlich gültige Äquivalentform. Allgemeines Äquivalent zu sein wird durch den gesellschaftlichen Prozeß zur spezifisch gesellschaftlichen Funktion der ausgeschlossenen Ware. So wird sie - Geld." [Marx, Karl: Das Kapital, Erster Band, in: MEW 23, S. 101] Alexander Recht: Einführung in die Marxsche Kritik der politischen Ökonomie

16 Handlungen der Warenbesitzer
Dass der Wert auf abstrakter Arbeit basiert, ist also zwar richtig, aber Wert ist dennoch keineswegs bewusste Umrechnung von Arbeit durch die Warenproduzenten. Denn weil gesellschaftliche Arbeit im Kapitalismus privat und arbeitsteilig erfolgt und weil die Frage, inwiefern individuell-privat verausgabte Arbeit tatsächlich als gesellschaftlich wertbildend anerkannt wird, nur im Nachhinein im Tausch geklärt werden kann, und weil alle Waren gegen alle getauscht werden, muss der Wert in Geld und kann er nicht gemäß individueller Arbeitszeit ausgedrückt werden . "Die Waren sind unmittelbar Produkte vereinzelter unabhängiger Privatarbeiten, die sich durch ihre Entäußerung im Prozess des Privataustausches als allgemeine gesellschaftliche Arbeit bestätigen müssen, oder die Arbeit auf Grundlage der Warenproduktion wird erst gesellschaftliche Arbeit durch die allseitige Entäußerung der individuellen Arbeiten." [Marx, Karl: Zur Kritik der Politischen Ökonomie, in: MEW 13, S. 67] Alexander Recht: Einführung in die Marxsche Kritik der politischen Ökonomie

17 Handlungen der Warenbesitzer
Die Menschen als Warenbesitzer folgen bei Marx entgegen der üblichen neoklassischen Logik keinem abstrakt-rationalen Kalkül. Vielmehr folgenden sie durch ihre Einbettung in gesellschaftliche Strukturen derjenigen Logik, die ihnen hierin irrational-rational aufgezwungen wird. Jeder muss sich im Kapitalismus im Tausch erfolgreich betätigen und bestätigen: Jeder muss versuchen, die eigene Ware – bei Unternehmen die Konsum- oder Investitionsgüter, bei Lohnabhängigen die Arbeitskraft – teuer zu verkaufen. Jeder muss versuchen, die Waren der anderen billig zu kaufen. Der Zweck ist es, sich im Rahmen gesellschaftlicher Strukturen über Wasser zu halten. "Die Gesellschaft besteht nicht aus Individuen, sondern drückt die Summe der Beziehungen, Verhältnisse aus, worin diese Individuen zueinander stehen." [Marx, Karl: Grundrisse der Kritik der Politischen Ökonomie, in: MEW 42, S. 189] Alexander Recht: Einführung in die Marxsche Kritik der politischen Ökonomie

18 Handlungen der Warenbesitzer und Struktur
Indem alle Warenbesitzer knapp mit Geld kalkulieren und ihre Produkte im Austausch als Werte gleichsetzen, setzen sie ihre verschiedenen Arbeiten abstrakt gleich. Und indem sie dies tun, begründen sie alle zusammen gleichzeitig die menschlich gemachte Struktur, die andere Warenbesitzer als äußeren Zwang empfinden. Da die Gesellschaftlichkeit der Arbeit tauschvermittelt ist, ist es nicht möglich, eine vorab bestimmte Rechnung aufzustellen, wie viele Waren denn wie vielen anderen Waren wegen gleicher Arbeitsquanten gleichwertig gegenüber stehen. Denn erst im Tausch erweist sich die jeweils gegebene Tauschwertrelation, und zwar ohne dass den Menschen dieses direkt bewusst wird. Menschen wissen zwar, dass Waren Produkt von Arbeit sind, aber nicht, dass Tausch hinterrücks eine Gleichsetzung der Mengen abstrakter Arbeit gleichkommt. Alexander Recht: Einführung in die Marxsche Kritik der politischen Ökonomie

19 Handlungen der Warenbesitzer und Struktur
"Die Menschen beziehen also ihre Arbeitsprodukte nicht aufeinander als Werte, weil diese Sachen ihnen als bloß sachliche Hüllen gleichartig menschlicher Arbeit gelten. Umgekehrt. Indem sie ihre verschiedenartigen Produkte einander im Austausch als Werte gleichsetzen, setzen sie ihre verschiednen Arbeiten einander als menschliche Arbeit gleich. Sie wissen das nicht, aber sie tun es." [Marx, Karl: Das Kapital, Erster Band, in: MEW 23, S. 88] Alexander Recht: Einführung in die Marxsche Kritik der politischen Ökonomie

20 Warenfetischismus "Da die Produzenten erst in gesellschaftlichen Kontakt treten durch den Austausch ihrer Arbeitsprodukte, erscheinen auch die spezifisch gesellschaftlichen Charaktere ihrer Privatarbeiten erst innerhalb dieses Austausches. Oder die Privatarbeiten betätigen sich in der Tat erst als Glieder der gesellschaftlichen Gesamtarbeit durch die Beziehungen, worin der Austausch die Arbeitsprodukte und vermittelst derselben die Produzenten versetzt. Den letzteren erscheinen daher die gesellschaftlichen Beziehungen ihrer Privatarbeiten als das, was sie sind, d.h. nicht als unmittelbar gesellschaftliche Verhältnisse der Personen in ihren Arbeiten selbst, sondern vielmehr als sachliche Verhältnisse der Personen und gesellschaftliche Verhältnisse der Sachen." [Marx, Karl: Das Kapital, Erster Band, in: MEW 23, S. 87] Alexander Recht: Einführung in die Marxsche Kritik der politischen Ökonomie

21 Warenfetischismus Fetischcharakter äußert sich nicht in einem Widerspruch aus Wesen und Erscheinung in Bezug auf die Sachlichkeit der gesellschaftlichen Verhältnisse. Dass den Menschen ihre gesellschaftlichen Beziehungen als sachliche erscheinen, ist tatsächlich aufgrund der Tauschvermitteltheit der Fall. Sachlichkeit (via Tauschvermitteltheit) der gesellschaftlichen Verhältnisse erscheint und ist. "Das Geheimnisvolle der Warenform besteht also einfach darin, dass sie den Menschen die gesellschaftlichen Charaktere ihrer eignen Arbeit als gegenständliche Charaktere der Arbeitsprodukte selbst, als gesellschaftliche Natureigenschaften dieser Dinge zurückspiegelt, daher auch das gesellschaftliche Verhältnis der Produzenten zur Gesamtarbeit als ein außer ihnen existierendes gesellschaftliches Verhältnis von Gegenständen." [Marx, Karl: Das Kapital, Erster Band, in: MEW 23, S. 86 Alexander Recht: Einführung in die Marxsche Kritik der politischen Ökonomie

22 Warenfetischismus Der Fetischcharakter besteht also darin, dass die Menschen die Gesellschaftlichkeit ihrer Arbeit, die ja da ist, aber eben nur tauschvermittelt erfolgt, gar nicht mehr sehen. Daraus, dass Gesellschaftlichkeit der Arbeit über Sachen tauschvermittelt ist und daher Sachlichkeit ist und erscheint, folgt offenbar: Gesellschaftlichkeit der Arbeit selbst ist zwar, erscheint aber nicht, sondern wird verschleiert. Da den Menschen die Gesellschaftlichkeit ihrer Arbeit nicht erscheint, sehen sie auch nicht die Möglichkeit einwirkender, regulierender menschlich-gesellschaftlicher Praxis. Tauschvermittelte Sachlichkeit der gesellschaftlichen Arbeit ist eine Besonderheit des Kapitalismus, die keineswegs in allen Gesellschaftsformationen der Fall sein muss. Alexander Recht: Einführung in die Marxsche Kritik der politischen Ökonomie

23 Warenfetischismus Preis als mengenmäßiger Ausdruck der sachlichen Geldware wird ja zur Erscheinungsform des Wertes, damit zum Ausdruck eines gesellschaftlichen Verhältnisses: 1 Teilchen = 1 Capri Sonne ist 1,20 Euro wert! Tauschvermittelte Sachlichkeit erscheint den Menschen so als verdinglichte Natureigenschaft, als schon immer gegebenes und immer da seiendes, unverrückbares, überhistorisches Merkmal der Produktion und Zirkulation von Arbeitsprodukten. "Was nur für diese besondre Produktionsform, die Warenproduktion, gültig ist, dass nämlich der spezifisch gesellschaftliche Charakter der voneinander unabhängigen Privatarbeiten in ihrer Gleichheit als menschliche Arbeit besteht und die Form des Wertcharakters der Arbeitsprodukte annimmt, erscheint, vor wie nach jener Entdeckung, den in den Verhältnissen der Warenproduktion Befangenen (.) endgültig (...)" [Marx, Karl: Das Kapital, Erster Band, in: MEW 23, S. 88] Alexander Recht: Einführung in die Marxsche Kritik der politischen Ökonomie

24 Erste Antworten auf die kategorialen Fragen
Wie leiten gesellschaftliche Strukturen das Handeln der Individuen an? Gesellschaftliche Strukturen wie Arbeitsteilung, Konkurrenz schreiben einen Handlungskorridor vor, in dem sich Individuen nur bewegen können. Wie werden gesellschaftlichen Strukturen durch das Handeln der Individuen konstituiert? Indem die Menschen unbewusst und unabgestimmt kollektiv handeln, produzieren sie eine Struktur, die sich verselbständigt und als stummer Zwang auf sie rückwirkt. Welchen Inhalt und welche Formen nehmen gesellschaftliche Verhältnisse an, und warum ist das so? Gesellschaftliche Strukturen wie Arbeitsteilung, Konkurrenz begründen gesellschaftliche Formen wie Wert, Tauschwert, Kapital. Warum vermitteln durch Menschen gemachte Verhältnisse gleichwohl den Eindruck, unveränderlich und gleichsam natürlich zu sein? Die menschlichen Verhältnisse stellen sich notwendigerweise in sachlichen Formen dar, die den gesellschaftlich-menschlichen Ursprung nicht offen legen. Alexander Recht: Einführung in die Marxsche Kritik der politischen Ökonomie

25 Wert als gesellschaftliche Kategorie
Anders als Smith und Ricardo verfolgt Marx also keinen rein substanzorientierten Wertansatz. Es kommt nicht einfach darauf an, wie viel individuelle Arbeit, gemessen in Arbeitszeit, in einer Ware "drinsteckt". Es kommt vielmehr darauf an, inwiefern die Gesellschaft die verrichtete individuelle Arbeit und damit die geleistete Arbeitszeit als gesellschaftlich notwendig ansieht, so dass die privat verausgabte, individuelle Arbeit als Wert bildende abstrakte Arbeit gilt. Wert ist damit eine gesellschaftliche Kategorie, was sich an drei Reduktionen individueller Akte auf gesellschaftliche Verhältnisse zeigt: Reduktion individuell verausgabter Arbeitszeit auf gesellschaftlich notwendige Arbeitszeit; Reduktion individuell verausgabter Arbeitszeit auf gesellschaftlich notwendige und durch zahlungsfähige Nachfrage als notwendig erachtete Arbeitszeit; Reduktion individuell verausgabter komplizierter Arbeitszeit auf gesellschaftlich notwendige einfache Arbeitszeit . Alexander Recht: Einführung in die Marxsche Kritik der politischen Ökonomie

26 Erste gesellschaftliche Reduktion
Nur jene Arbeit, die gesellschaftlich durchschnittlich notwendig ist, gilt als Wert bestimmend, also nur in durchschnittlicher Arbeitproduktivität verrichtete Arbeit. "Es könnte scheinen, dass, wenn der Wert einer Ware durch das während ihrer Produktion verausgabte Arbeitsquantum bestimmt ist, je fauler oder ungeschickter ein Mann, desto wertvoller seine Ware, weil er desto mehr Zeit zu ihrer Verfertigung braucht. Die Arbeit jedoch, welche die Substanz der Werte bildet, ist gleiche menschliche Arbeit, Verausgabung derselben menschlichen Arbeitskraft. Es ist also nur das Quantum gesellschaftlich notwendiger Arbeit oder die zur Herstellung eines Gebrauchswerts gesellschaftlich notwendige Arbeitszeit, welche seine Wertgröße bestimmt." [Marx, Karl: Das Kapital, Erster Band, in: MEW 23, S. 54] Alexander Recht: Einführung in die Marxsche Kritik der politischen Ökonomie

27 Zweite gesellschaftliche Reduktion
Nur bei der Produktion verausgabte gesellschaftlich durchschnittlich notwendige Arbeit, die auch von der Gesellschaft nachgefragt wird, bildet Wert. "Gesetzt endlich, jedes auf dem Markt vorhandne Stück Leinwand enthalte nur gesellschaftlich notwendige Arbeitszeit. Trotzdem kann die Gesamtsumme dieser Stücke überflüssig verausgabte Arbeitszeit enthalten. Vermag der Marktmagen das Gesamtquantum Leinwand, zum Normalpreis von 2 sh. per Elle, nicht zu absorbieren, so beweist das, dass ein zu großer Teil der gesellschaftlichen Gesamtarbeitszeit in der Form der Leinweberei verausgabt wurde." [Marx, Karl: Das Kapital, Erster Band, in: MEW 23, S. 121 f.] Alexander Recht: Einführung in die Marxsche Kritik der politischen Ökonomie

28 Dritte gesellschaftliche Reduktion
Individuell komplizierte Arbeit gilt durch gesellschaftliche Standardisierung als multiplizierte einfache Arbeit. "Eine Ware mag das Produkt der kompliziertesten Arbeit sein, ihr Wert setzt sie dem Produkt einfacher Arbeit gleich und stellt daher selbst nur ein bestimmtes Quantum einfacher Arbeit dar. Die verschiednen Proportionen, worin verschiedne Arbeitsarten auf einfache Arbeit als ihre Maßeinheit reduziert sind, werden durch einen gesellschaftlichen Prozess hinter dem Rücken der Produzenten festgesetzt und scheinen ihnen daher durch das Herkommen gegeben. Der Vereinfachung halber gilt uns im Folgenden jede Art Arbeitskraft unmittelbar für einfache Arbeitskraft, wodurch nur die Mühe der Reduktion erspart wird." [Marx, Karl: Das Kapital, Erster Band, in: MEW 23, S. 59] Alexander Recht: Einführung in die Marxsche Kritik der politischen Ökonomie

29 Marxsche Grundbegriffe der Wertrechnung
Der Wert einer Ware folgt der Arbeitszeit zu ihrer Herstellung: durch Wertübertragung bei der Verrichtung der konkreten Arbeit die Zeit zur Produktion der verwendeten Produktionsmittel; durch Wertschöpfung im Sinne abstrakter Arbeit die neu zugesetzte Zeit zur Produktion der Waren. Konstantes Kapital c = der Wert der eingesetzten Produktionsmittel, d. h. der übertragene Wert der Roh-/Hilfsstoffe plus der Wert der Abschreibungen der Maschinen  Konstantes Kapital wird 1:1 übertragen, bleibt also konstant im Wert. Variables Kapital v = der Wert der eingesetzten Arbeitskräfte, d. h. der Wert der Lebensmittel, die zur Reproduktion der Arbeitskräfte erforderlich sind, der in Geldform als Lohn ausgezahlt wird. Der Wert der Ware Arbeitskraft ist kleiner (daher 'variabel') als der Wert, den die Ware Arbeitskraft durch Wertschöpfung neu zusetzt. Alexander Recht: Einführung in die Marxsche Kritik der politischen Ökonomie

30 Marxsche Grundbegriffe der Wertrechnung
Wertprodukt ≠ Produktwert Wertprodukt = v + m (= Wertschöpfung); Produktwert = c + v + m. Mehrwert m, d. h. die Differenz zwischen neu zugesetzter Arbeitszeit (Wertschöpfung) und der Zeit zur Reproduktion der Arbeitskräfte. Da die Wertschöpfung v + m beträgt, ist der Mehrwert Wertschöpfung abzgl. Lohn, also: m = (v + m) – v. Man kann m auch als Differenz zwischen Produktwert und allen Kosten auffassen, also: m = (c + v + m) – (c + v). Alexander Recht: Einführung in die Marxsche Kritik der politischen Ökonomie

31 Die Warenzirkulation W – G – W bzw. kurz: WGW
WGW ist die bereits vor dem Kapitalismus, aber auch noch im Kapitalismus vorfindbare Warenzirkulation. Bei WGW wird eine zuvor produzierte Ware verkauft, um mit dem erlösten Geld eine andere Ware zu kaufen. Bsp.: Die Zirkulation (Leinwand – Geld – Bibel) des Handwerkers A mit drei Zirkulationen: (Bier – Geld – Leinwand) der Person B. (Leinwand – Geld – Bibel) der Person A. (Bibel – Geld – Schokolade) der Person C. Es liegen somit zwei ineinander verschränkte Warenmetamorphosen vor: WG: A verkauft Leinwand an B und erhält dafür Geld von B. GW: A kauft eine Bibel von C und gibt dafür Geld an C. Oder so: WG ist für A Verkauf und der Anfang der Warenzirkulation und ist aus Sicht von B Kauf über GW und damit der Abschluss von dessen Warenzirkulation. GW ist für A Kauf und der Abschluss der Warenzirkulation und ist für C der Verkauf über WG und damit der Anfang von dessen Warenzirkulation. Alexander Recht: Einführung in die Marxsche Kritik der politischen Ökonomie

32 Die Warenzirkulation W – G – W bzw. kurz: WGW
Anderes Bsp.: Die Zirkulation (Arbeitskraft – Geld – Kuchen) der Arbeitskraft AK mit drei Zirkulationen: (Autos – Geld – Arbeitskraft) des Unternehmers U. (Arbeitskraft – Geld – Kuchen) der Arbeitskraft AK. (Kuchen – Geld – Buch) des Konditors K. Es liegen wieder zwei ineinander verschränkte Warenmetamorphosen vor: WG: AK verkauft Arbeitskraft an U und erhält dafür Geld von U. GW: A kauft einen Kuchen von K und gibt dafür Geld an K. Hier gilt: WG ist für AK Verkauf von A und der Anfang der Warenzirkulation und aus Sicht von U Kauf über GW, aber damit dennoch nicht (!!!) der Abschluss von dessen Warenzirkulation. GW ist für AK Kauf und der Abschluss der Warenzirkulation und ist für K der Verkauf über WG und damit der Anfang von dessen Warenzirkulation. Alexander Recht: Einführung in die Marxsche Kritik der politischen Ökonomie

33 Die Warenzirkulation W – G – W bzw. kurz: WGW
Der Zweck von WGW: Der Zweck von WGW besteht in der Aneignung von Gebrauchswerten, also in der indirekten Bedürfnisbefriedigung. Der Prozess endet mit der Konsumption der zweiten Ware. Das Mittel von WGW: Das Mittel von WGW ist das Geld, das zweimal die Stelle wechselt, und zwar in unserer Beispielszirkulation von B zu A und von A zu C. Der Zirkulationsprozess: Ware 1 ≠ Ware 2 [qualitative Sicht], aber: Wert (Ware 1) = Wert (Ware 2) [quantitative Sicht]. Was A verkauft, erbringt ihm Geld. Was A mit dem Geld kauft, ist für ihn Gebrauchswert. Es liegt Äquivalententausch vor. Wie aber kann Gewinn entstehen? Alexander Recht: Einführung in die Marxsche Kritik der politischen Ökonomie

34 Produktionsprozess als Arbeitsprozess
Grundsätzlich unterscheidet man in Bezug auf den Produktionsprozess: die Arbeitsgegenstände; die Arbeitsmittel, Werkzeuge (1. und 2. = Produktionsmittel); die Arbeit als produktive Arbeit; das Produkt als Resultat; Wichtig: Auch die Produktionsmittel, die jetzt im Arbeitsprozess durch die Arbeit verbraucht, konsumiert werden, mussten teils zuvor produziert oder beschaffen werden. Nennt man die Eingänge in die Produktion Faktoren, so lassen sich unterscheiden: gegenständliche Faktoren, Arbeitsgegenstände, die ihrerseits Produkte vergangener Arbeit sind (z. B. abgebaute Kohle) und auf die weiter eingewirkt wird; gegenständliche Faktoren, Arbeitsgegenstände, die erstmalig bearbeitet werden (z.B. feste Kohle); indirekte gegenständliche Faktoren, die Arbeitsmittel, die Produkt menschlicher Arbeit sind (z. B. ein Hammer) und mit denen gewirkt wird; indirekte gegenständliche Faktoren, Arbeitsmittel, die einfach der Natur entnommen werden (z.B. ein Stein) und mit denen gewirkt wird; der subjektive Faktor, die Ware Arbeitskraft, mit dem die Arbeit verrichtet wird. Faktoren, die Produkte menschlicher Arbeit sind (1. und 3.), gehen mit ihrem Wert in die Produktion ein, und zwar gemäß der Arbeitszeit, die zu ihrer Herstellung benötigt wird. Die Faktoren 2. und 4. besitzen, da nicht bearbeitet, keinen Wert, wenn sie in die Produktion eingehen. Alexander Recht: Einführung in die Marxsche Kritik der politischen Ökonomie

35 Der Wert der Ware Arbeitskraft
Was ist aber nun mit dem Faktor Arbeitskraft? Wem gehört er, ist er eine Ware, und hat er Wert? Der "Gebrauchswert" der Arbeitskraft ist es, zusammen mit den Produktionsmitteln im Arbeitsprozess eingesetzt zu werden, um durch ihre produktive Konsumption (d. h. konkrete Arbeit) das Produkt zu erzeugen und um damit (über abstrakte Arbeit) Mehrwert zu erzielen. Die Ware Arbeitskraft bringt wie auch die Produktionsmittel den Wert in das Endprodukt ein, der ihr zugrunde liegt. Doch welcher Wert liegt ihr zugrunde? Der Wert einer Ware bestimmt sich nach der Arbeitszeit, die zu ihrer Erzeugung nötig ist. Also ist nach der Arbeitzeit zu fragen, die nötig ist, um die Ware Arbeitskraft zu "produzieren". Die Arbeitskraft ist indes im Menschen bereits als Vermögen enthalten. Sie braucht daher nicht hergestellt werden, sondern muss vielmehr stets aufs Neue erhalten, also reproduziert werden. Alexander Recht: Einführung in die Marxsche Kritik der politischen Ökonomie

36 Der Wert der Ware Arbeitskraft
Daher bestimmt sich der Wert Arbeitskraft nach der Arbeitzeit, die nötig ist, um die Waren zu produzieren, die zur Reproduktion der Ware Arbeitskraft gebraucht werden. "(…) der Wert der Arbeitskraft ist der Wert der zur Erhaltung ihres Besitzers notwendigen Lebensmittel." [Marx, Karl: Das Kapital, Erster Band, in: MEW 23, S. 184] Marx unterscheidet dabei zwischen vier Aspekten der Reproduktion: Die tägliche Lebenserhaltung (Subsistenz); hierzu bedarf es der täglichen Lebensmittel, des täglichen Brotes. Die dauerhafte Lebenserhaltung; hierzu bedarf es einer Wohnung, einer Heizung, der Pflege, des Urlaubs, einer Nahrungsrücklage etc. Dieser Aspekt der Reproduktion, die natürlichen Bedürfnisse, ist auch von den kulturellen Eigentümlichkeiten der Lebensregion, vom Entwicklungsstand und den Ansprüchen der Arbeiter abhängig. Die Erhaltung der Arbeiterklasse; damit stets freie Arbeiter zur Verfügung stehen, muss die Arbeiterklasse sich in ihrer Gesamtheit reproduzieren, also für Nachwuchs sorgen; dazu bedarf es der Versorgung und der Erziehung des Nachwuchses. Die Bildung und Ausbildung; damit der Arbeiter mit seiner Ware Arbeitskraft die ihm auferlegten Arbeiten verrichten kann, muss er sich bilden und ausgebildet werden. Alexander Recht: Einführung in die Marxsche Kritik der politischen Ökonomie

37 Der Besitz und die Veräußerung der Ware Arbeitskraft
Der Besitzer oder besser: der Eigentümer der Arbeitskraft ist der Arbeiter. Der Arbeiter tritt dem Kapitalisten gegenüber. Der Kapitalist verfügt über Geld, welches er zum Kauf von Waren für die Produktion ausgeben will. Der Kauf der Waren, die ihm als gegenständliche Faktoren im Produktionsprozess dienen sollen, ist unproblematisch. Er braucht jedoch noch den subjektiven Faktor, der die Arbeit verrichtet, die Arbeitskraft. Der Platz des Treffens zwischen Kapitalist und Arbeiter ist der Markt, auf dem die Arbeitskraft als Ware feilgeboten wird. Die Arbeitskraft wird zur Ware Arbeitskraft. Der Arbeiter ist dabei frei, völlig frei, frei in einem doppelten Sinn: Er verfügt als freie Person über seine Arbeitskraft als Ware. Er muss sie also nicht verkaufen. Er ist frei für den Verkauf der Ware Arbeitskraft. Wenn der Arbeiter sie verkauft, dann nur für eine bestimmte Zeit: die Arbeitszeit. Er ist also kein Sklave. Im Gegenteil, ob der Arbeiter seine Ware Arbeitskraft verkauft für bestimmte Zeit, ist formal seine Entscheidung. Er ist aber auch frei von allen zur Verwirklichung seiner Arbeitskraft nötigen Sachen. Er hat also keine andere Ware zu verkaufen als seine Arbeitskraft. Er verfügt nicht über andere Produktionsmittel und auch nicht über andere Arbeitskräfte, ist also materiell unfrei. Alexander Recht: Einführung in die Marxsche Kritik der politischen Ökonomie

38 Produktion als Einheit von Arbeit und Verwertung über GWG'
Wir erinnern uns an die Zirkulation (Arbeitskraft – Geld – Kuchen) der Arbeitskraft AK: (Autos – Geld – Arbeitskraft) des Unternehmers U. (Arbeitskraft – Geld – Kuchen) der Arbeitskraft AK. (Kuchen – Geld – Buch) des Konditors K. Was aber tut hierbei der Unternehmer U? Er tut das oben Angegebene, aber im Rahmen einer anderen Einordnung von Zirkulation. Diese lautet: G – W – G'. Genau gesagt, lautet sie so: G – W (PM, AK) – P – W' – G' Der Kapitalist kauft via GW die Waren Produktionsmittel und Arbeitskraft. Dann lässt er mit den Waren W (Arbeitskräfte + Produktionsmittel) transformierte Waren W' herstellen. Diese transformierten Waren W' verkauft er über WG, und zwar möglichst so, dass G' > G! Wie aber lässt sich über äquivalenten Tausch der Wert vergrößern? Alexander Recht: Einführung in die Marxsche Kritik der politischen Ökonomie

39 Produktion als Einheit von Arbeit und Verwertung über GWG
Der Kapitalist kauft sich im Zirkulationsprozess GWG' Waren, die in der Produktion konsumiert werden, und die Produkte gehören ihm ganz alleine. Der Sinn für den Kapitalisten besteht im abschließenden Verkauf, der mehr Geld erlösen soll, als vorgeschossen wurde. Das heißt, dass die Zirkulationssphäre die vermittelnde Sphäre der Mehrwertbildung ist, indem dort über den Tausch selbst zwar nur Wechsel von Äquivalenten vollzogen werden, aber dadurch auch eine bestimmte Ware erworben wird, nämlich die Ware Arbeitskraft, die im Produktionsprozess Mehrwert zusetzt. Der Produktionsprozess ist Arbeits- und Wertbildungsprozess. Arbeit überträgt als konkrete Arbeit den Wert der Produktionsmittel auf das Produkt; und setzt als abstrakte Arbeit zur selben Zeit den Werten der Produktionsmittel Neuwert zu. Alexander Recht: Einführung in die Marxsche Kritik der politischen Ökonomie

40 Ein Bsp. für GWG‘: Stiefelproduktion aus Leder
Es gibt konkrete Arbeit: Es werden Waren eingesetzt, deren Werte ohne Veränderung von Wertgröße in den Produktionsprozess eingehen. Das Leder im Werte von 13 Stunden Arbeit, das zur Produktion eines Stiefels verwandt wird, trägt genau 13 Stunden zum Wert des Stiefels bei. Der Wert von 13 Stunden wird durch die konkrete Arbeit der Fabrikation von Leder in Stiefel übertragen, aber auch nur dies: Der Kapitalist hat für das Leder, sofern 1 Stunde = 10,- €, 130,- € bezahlt, die in selber Höhe beim Verkauf des Stiefels zum Kapitalisten zurückfließen. Es gibt abstrakte Arbeit: Der Arbeiter jedoch, der in 8 Stunden aus den Faktoren durch Gerbrauch seiner Ware Arbeitskraft konkret aus Leder Stiefel macht, arbeitet abstrakt und bildet für seinen Teil einen Wert von eben diesen 8 Stunden = 80 €. Es entsteht Mehrwert: Nun sei angenommen, dass die Lebensmittel, die zur Reproduktion seiner Arbeitskraft an diesem Tag notwendig sind, in umgerechnet 5 Stunden erzeugt werden. Also erhält die Arbeitskraft 50 € Lohn. Dann ist durch die Produktion und durch die Verwertung des Wertes der Ware Arbeitskraft ein Mehrwert von 3 Stunden = 30 € erzeugt worden. Alexander Recht: Einführung in die Marxsche Kritik der politischen Ökonomie

41 Marxsche Grundbegriffe der Wertrechnung am Beispiel
Wertprodukt ≠ Produktwert Wertprodukt = v + m = = 80 (= Wertschöpfung); Produktwert = c + v + m = = 210. Mehrwert m, d. h. die Differenz zwischen neu zugesetzter Arbeitszeit (Wertschöpfung) und der Zeit zur Reproduktion der Arbeitskräfte. Da die Wertschöpfung v + m beträgt, ist der Mehrwert Wertschöpfung abzgl. Lohn, also: m = (v + m) – v = ( ) – 50 = 80 – 50 = 30. Man kann m auch als Differenz zwischen Produktwert und allen Kosten auffassen, also: m = (c + v + m) – (c + v) = ( ) – ( ) = 210 – 80 = 30. Alexander Recht: Einführung in die Marxsche Kritik der politischen Ökonomie

42 Entstehung von Mehrwert
Mehrwert wird dadurch erzeugt, dass der Wert der innerhalb eines Arbeitstages konsumierten Ware Arbeitskraft, d. h. der Wert der zur täglichen Reproduktion des Arbeiters nötigen Lebensmittel, geringer ist als der Wert, der durch die Verausgabung der Arbeitskraft innerhalb dieses Arbeitstages über abstrakte Arbeit geschaffen wird. Der Produktionsprozess ist damit Arbeitsprozess (konkret und abstrakt); Wertbildungsprozess (Wert wird nicht nur durch konkrete Arbeit übertragen, sondern auch durch neu zugesetzte abstrakte Arbeit gebildet); Verwertungsprozess (Es wird mehr Wert produziert, als Wert eingegangen ist). Mehrwerterzielung ist auf Produktion angewiesen, weil hierdurch Mehrwert überhaupt produziert wird; ist auf Zirkulation angewiesen, weil hierdurch der produzierte Mehrwert realisiert wird; verletzt nicht die Gesetze des Äquivalententauschs, da die Waren zu ihrem Wert gekauft und verkauft werden! Alexander Recht: Einführung in die Marxsche Kritik der politischen Ökonomie

43 Die Warenzirkulation G – W – G' bzw. kurz: GWG'
Die Zirkulation GWG' ist das entscheidende Merkmal des Kapitalismus. Die Zirkulation Geld – Ware – Geld' (GWG') enthält zwar ebenfalls die beiden Aspekte GW und WG, nur diesmal in umgekehrter Reihenfolge verglichen mit WGW. Bei GWG wird gekauft, um zu verkaufen. Mit Geld werden Waren gekauft, um diese (modifiziert) später wieder gegen Geld, und zwar mehr Geld als zuvor zu veräußern. Der Zweck von GWG: Vermehrung des Geldes G2 = G1 + G mit Wert (G) = Mehrwert. Das Mittel von GWG: Die Ware wird Mittel zum Zwecke der Geldvermehrung. Einher geht damit eine Beliebigkeit der Ware. Der Zirkulationsprozess: Geld 1 = Geld 2 (qualitative Sicht), aber Wert (Geld 1) < Wert (Geld 2) (quantitative Sicht). Alexander Recht: Einführung in die Marxsche Kritik der politischen Ökonomie

44 Die Warenzirkulation G – W – G' bzw. kurz: GWG'
Bestimmendes Merkmal ist bei GWG' der Wert in Form von Geld und nicht der Gebrauchswert! Die Waren, die die Unternehmung mit Geld kauft, haben für sie zwar Gebrauchswert; ihr Gebrauchswert ist es aber nur, durch Verwertung Tauschwert zu erzielen, genauer: durch Verkauf einen Tauschwert in Geld anzueignen, der höher ist als der Tauschwert der gekauften Waren, also Mehrwert zu erzielen. Geld, mit dem gekauft wird, um nach späterem Verkauf mehr Geld zu erhalten, ist Kapital. Der Prozess GWG‘ ist maßlos ist. Während bei WGW der Prozess der Zirkulation mit dem Kauf und der damit verbundenen Konsumtion sein Ende findet, ist bei GWG‘ das Ende der einen Zirkulation, nämlich Geld, gleichzeitig der Anfang der nächsten Zirkulation. Es gilt: GWGWGWGWGWGWGWGWGWGWGWG ... Die stoffliche Form, ob Geld oder Ware, ist unwichtig. Wesentlich ist nur noch der Tauschwert, und zwar dessen Vermehrung. Mehrwertwahn ohne Beachtung des gesellschaftlichen Gebrauchswerts wird zum Merkmal des Kapitalismus. Alexander Recht: Einführung in die Marxsche Kritik der politischen Ökonomie

45 Annahmen des Basisfalls 1
Arbeitstag = 12 Std. 10 € = Wert von 1 Std. Arbeit Produktionszeit der Lebensmittel zur Reproduktion der Arbeitskraft = 5 Std. = 50 € Produziert werden während der 12 Std. 60 Socken Alexander Recht: Einführung in die Marxsche Kritik der politischen Ökonomie

46 Basisfall 1 Kosten der 60 Socken
20 Pfund Baumwolle = 5,00 Std. = 50,00 € 3,00 l Öl = 3,00 Std. = 30,00 € Maschinenabnutzung = 10,00 Std. = 100,00 € Arbeitskraft = 5,00 Std. = 50,00 € Gesamtkosten = 23,00 Std. = 230,00 € Wert der 60 Socken Wertübertragung der PM = 18,00 Std. = 180,00 € Wertschöpfung = 12,00 Std. = 120,00 € Produktwert = 30,00 Std. = 300,00 € Gewinn Mehrwert (falls Verkauf) = 7,00 Std. = 70,00 € Alexander Recht: Einführung in die Marxsche Kritik der politischen Ökonomie

47 Basisfall 1 Ersatzrechnung 60 Socken = 300 €  1 Socke = 5 €
36 Socken ersetzen den Wert der Produktionsmittel = 180,00 € 10 Socken ersetzen den Wert der Arbeitskraft = 50,00 € 14 Socken bleiben als Mehrprodukt übrig = 70,00 € Mehrwertratenrechnung Mehrwertrate = Mehrarbeit / notwendige Arbeit = 7,00 Std. / 5,00 Std. = Mehrwert / Wert der Arbeitskraft = 70,00 € / 50,00 € = 1,40 = 140% = Mehrprodukt / notwendiges Produkt = 14 Socken / 10 Socken = 1,40 = 140% Alexander Recht: Einführung in die Marxsche Kritik der politischen Ökonomie

48 Annahmen des Falls 2 eines verlängerten Arbeitstages
Der Arbeitstag wird lediglich verlängert von 12 auf 15 Stunden Die Arbeiter sollen über die notwendige Arbeitszeit zur Reproduktion des Werts ihrer Arbeitskraft hinaus mehr Mehrarbeit verrichten und mehr Mehrwert produzieren. Wir reden vom absoluten Mehrwert. Arbeitstag = 15 Std. 10 € = Wert von 1 Std. Arbeit Produktionszeit der Lebensmittel zur Reproduktion der Arbeitskraft = 5 Std. = 50 € Produziert werden während der 15 Std. 75 Socken (gleich bleibende Arbeitsproduktivität bei längerem Arbeitstag) Alexander Recht: Einführung in die Marxsche Kritik der politischen Ökonomie

49 Fall 2 eines verlängerten Arbeitstages
Kosten der 75 Socken 25 Pfund Baumwolle = 6,25 Std. = 62,50 € 3,75 l Öl = 3,75 Std. = 37,50 € Maschinenabnutzung = 12,50 Std. = 125,00 € Arbeitskraft = 5,00 Std. = 50,00 € Gesamtkosten = 27,50 Std. = 275,00 € Wert der 75 Socken Wertübertragung der PM = 22,50 Std. = 225,00 € Wertschöpfung = 15,00 Std. = 150,00 € Produktwert = 37,50 Std. = 375,00 € Gewinn Mehrwert (falls Verkauf) = 10,00 Std. = 100,00 € Alexander Recht: Einführung in die Marxsche Kritik der politischen Ökonomie

50 Fall 2 eines verlängerten Arbeitstages
Ersatzrechnung 75 Socken = 375 €  1 Socke = 5 € 45 Socken ersetzen den Wert der Produktionsmittel = 225,00 € 10 Socken ersetzen den Wert der Arbeitskraft = 50,00 € 20 Socken bleiben als Mehrprodukt übrig = 100,00 € Mehrwertratenrechnung Mehrwertrate = Mehrarbeit / notwendige Arbeit = 10,00 Std. / 5,00 Std. = Mehrwert / Wert der Arbeitskraft = 100,00 € / 50,00 € = 2,00 = 200% = Mehrprodukt / notwendiges Produkt = 20 Socken / 10 Socken = 2,00 = 200% Alexander Recht: Einführung in die Marxsche Kritik der politischen Ökonomie

51 Annahmen des Falls 3 einer erhöhten Arbeitsproduktivität wg. Maschinen
Durch Einführung neuer Maschinerie soll die Produktivität gesteigert werden. Damit soll kurzfristig ein Wettbewerbsvorteil gegenüber der Konkurrenz erzielt werden, der zu einem Extramehrwert (verwickelter relativer Mehrwert) führt. Dies lohnt sich nur, wenn dadurch wenigstens temporär der Mehrwert steigt: Die Mehrkosten für neue Maschinerie müssen geringer sein als die Einsparung von Löhnen für Arbeitskräfte. Alexander Recht: Einführung in die Marxsche Kritik der politischen Ökonomie

52 Annahmen des Falls 3 einer erhöhten Arbeitsproduktivität wg. Maschinen
Arbeitstag = 12 Std. 10 € = Wert von 1 Std. Arbeit Produktionszeit der Lebensmittel zur Reproduktion der Arbeitskraft = 5 Std. = 50 € Produziert werden während der 12 Std. 120 Socken (Verdopplung der Arbeitsproduktivität bei gleichlangem Arbeitstag wg. Maschinerie) Für die doppelte Menge Socken wird die doppelte Menge Rohstoffe benötigt. Es sei angenommen, dass der Stundenbetrag für die Abnutzung der neuen Maschine leicht steige, d.h. 11,5 Std. bei 60 Socken und 23 Std. bei 120 Socken. Alexander Recht: Einführung in die Marxsche Kritik der politischen Ökonomie

53 Fall 3 einer erhöhten Arbeitsproduktivität wg. Maschinen
Kosten der 60 Socken (halber Arbeitstag) 20 Pfund Baumwolle = 5,00 Std. = 50,00 € 3,00 l Öl = 3,00 Std. = 30,00 € Maschinenabnutzung = 11,50 Std. = 115,00 € Arbeitskraft = 2,50 Std. = 25,00 € Gesamtkosten = 22,00 Std. = 220,00 € Wert der 60 Socken Wertübertragung der PM = 19,50 Std. = 195,00 € Wertschöpfung = 6,00 Std. = 60,00 € Produktwert = 25,50 Std. = 255,00 € Gewinn Geduld: kommt später … Alexander Recht: Einführung in die Marxsche Kritik der politischen Ökonomie

54 Fall 3 einer erhöhten Arbeitsproduktivität wg. Maschinen
Kosten der 120 Socken 40 Pfund Baumwolle = 10,00 Std. = 100,00 € 6,00 l Öl = 6,00 Std. = 60,00 € Maschinenabnutzung = 23,00 Std. = 230,00 € Arbeitskraft = 5,00 Std. = 50,00 € Gesamtkosten = 44,00 Std. = 440,00 € Wert der 120 Socken Wertübertragung der PM = 39,00 Std. = 390,00 € Wertschöpfung = 12,00 Std. = 120,00 € Produktwert = 51,00 Std. = 510,00 € Gewinn Geduld: kommt später … Alexander Recht: Einführung in die Marxsche Kritik der politischen Ökonomie

55 Fall 3 einer erhöhten Arbeitsproduktivität wg. Maschinen
120 Socken = 510 €  1 Socke = 4,25 €. Im gesellschaftlichen Durchschnitt lassen sich in aber 12 Stunden noch immer nur 60 Socken produzieren. Es gilt folglich weiter der gesellschaftliche Wert: 1 Socke = 5 €. Der Kapitalist könnte also einen Extramehrwert von 0,75 € realisieren, indem er den individuellen Wert von 4,25 € zum gesellschaftlichen Wert von 5,00 € verkauft. Sein Problem besteht aber darin, dass er die doppelte Menge Socken auch absetzen muss. Er muss also billiger als bisher anbieten. Er setzt den Preis zwischen dem gesellschaftlichen und dem individuellen Wert an, sage bei 4,45 €, um alle Socken absetzen zu können. Dann hat er noch immer einen Extramehrwert von 0,20 € je Socke realisiert, also von 24 € insgesamt. Alexander Recht: Einführung in die Marxsche Kritik der politischen Ökonomie

56 Fall 3 einer erhöhten Arbeitsproduktivität wg. Maschinen
Kosten der 120 Socken 40 Pfund Baumwolle = 10,00 Std. = 100,00 € 6,00 l Öl = 6,00 Std. = 60,00 € Maschinenabnutzung = 23,00 Std. = 230,00 € Arbeitskraft = 5,00 Std. = 50,00 € Gesamtkosten = 44,00 Std. = 440,00 € Gewinn I. Produktwert (120 * 4,45) = 51,00 Std. = 534,00 € Gewinn = 7,00 Std. = 94,00 € Gewinnaufteilung Mehrwert = 7,00 Std. = 70,00 € Extramehrwert (120 * 0,20) = = 24,00 € Gewinn = = 94,00 € Alexander Recht: Einführung in die Marxsche Kritik der politischen Ökonomie

57 Fall 3 einer erhöhten Arbeitsproduktivität wg. Maschinen
Ersatzrechnung 120 Socken = 534 €  1 Socke = 4,45 € 87,64 Socken ersetzen den Wert der Produktionsmittel = 390,00 € 11,24 Socken ersetzen den Wert der Arbeitskraft = 50,00 € 21,12 Socken bleiben als Mehrprodukt übrig = 94,00 € Mehrwertratenrechnung Mehrwertrate = Mehrwert / Wert der Arbeitskraft = 94,00 € / 50,00 € = 1,88 = 188% = Mehrprodukt / notwendiges Produkt = 21,12 Socken / 11,24 Socken = 188% Oder rückwärts gerechnet: Notwendige Arbeit = 12 Std. * 11,24 / (21, ,24) = 4,17 Std. Mehrarbeit = 12 Std. * 21,12 / (21, ,24) = 7,83 Std. Mehrwertrate = Mehrarbeit / notwendige Arbeit = 7,83 Std. / 4,17 Std. = 1,88 = 188% Alexander Recht: Einführung in die Marxsche Kritik der politischen Ökonomie

58 Annahmen des Falls 4 einer Verbilligung der Arbeitskraft
Gerade weil alle Unternehmen Produktivitätssteigerungen vornehmen, die später gesellschaftlich verallgemeinert sind, verschwindet zwar der Extramehrwert, sinkt aber der Wert der Arbeitskraft, da die Zeit zur Herstellung der Lebensmittel sinkt. Wir reden vom relativen Mehrwert. Er ist kein bewusster Akt einzelner kapitalistischer Unternehmen, sondern wieder Resultat des unabgestimmten Handelns vieler. Arbeitstag = 15 Std. 10 € = Wert von 1 Std. Arbeit Produktionszeit der Lebensmittel zur Reproduktion der Arbeitskraft = 4 Std. = 40 € Produziert werden während der 12 Std. 60 Socken (gleich bleibende Arbeitsproduktivität bei Socken (!?) bei gleichlangem Arbeitstag) Alexander Recht: Einführung in die Marxsche Kritik der politischen Ökonomie

59 Fall 4 einer Verbilligung der Arbeitskraft
Kosten der 60 Socken 20 Pfund Baumwolle = 5,00 Std. = 50,00 € 3,00 l Öl = 3,00 Std. = 30,00 € Maschinenabnutzung = 10,00 Std. = 100,00 € Arbeitskraft = 4,00 Std. = 40,00 € Gesamtkosten = 22,00 Std. = 220,00 € Wert der 60 Socken Wertübertragung der PM = 18,00 Std. = 180,00 € Wertschöpfung = 12,00 Std. = 120,00 € Produktwert = 30,00 Std. = 300,00 € Gewinn Mehrwert (falls Verkauf) = 8,00 Std. = 80,00 € Alexander Recht: Einführung in die Marxsche Kritik der politischen Ökonomie

60 Fall 4 einer Verbilligung der Arbeitskraft
Ersatzrechnung 60 Socken = 300 €  1 Socke = 5 € 36 Socken ersetzen den Wert der Produktionsmittel = 180,00 € 8 Socken ersetzen den Wert der Arbeitskraft = 40,00 € 16 Socken bleiben als Mehrprodukt übrig = 80,00 € Mehrwertratenrechnung Mehrwertrate = Mehrarbeit / notwendige Arbeit = 8,00 Std. / 4,00 Std. = Mehrwert / Wert der Arbeitskraft = 80,00 € / 40,00 € = 2,00 = 200% = Mehrprodukt / notwendiges Produkt = 16 Socken / 8 Socken = 2,00 = 200% Alexander Recht: Einführung in die Marxsche Kritik der politischen Ökonomie

61 Überakkumulation: tendenzieller Fall der Profitrate?
wenn, dann steigt dies schwächer als c/v sinkt konstant steigt stärker als m/v Das Problem begönne, wenn der Fall der Profitrate nicht mehr durch steigende Akkumulationsraten kompensiert würde. Genau das aber wäre wegen sinkender Profitraten selber unwahrscheinlich. Alexander Recht: Einführung in die Marxsche Kritik der politischen Ökonomie

62 Gegentendenzen zum tendenziellen Fall der Profitrate
Anstieg der Mehrwertrate; Lohnreduktion unter die Reproduktionskosten; steigender Lohndruck durch hohe Arbeitslosigkeit mit verhinderter Substitution von Arbeit durch Kapital; Verbilligung der Elemente des konstanten Kapitals durch technischen Fortschritt; imperialistischer Außenhandel mit Extraprofiten; Aktiengesellschaften mit unterdurchschnittlicher Profitrate sichern höhere Profitrate in anderen Bereichen; kostenlose Zurverfügungstellung staatlicher Infrastruktur. Alexander Recht: Einführung in die Marxsche Kritik der politischen Ökonomie

63 Unterkonsumtion "Die Bedingungen der unmittelbaren Exploitation und die ihrer Realisation sind nicht identisch. Sie fallen nicht nur nach Zeit und Ort, sondern auch begrifflich auseinander. Die einen sind nur beschränkt durch die Produktivkraft der Gesellschaft, die andren durch die Proportionalität der verschiednen Produktionszweige und durch die Konsumtionskraft der Gesellschaft. Diese letztre ist aber bestimmt weder durch die absolute Produktionskraft noch durch die absolute Konsumtionskraft; sondern durch die Konsumtionskraft auf Basis antagonistischer Distributionsverhältnisse, welche die Konsumtion der großen Masse der Gesellschaft auf ein nur innerhalb mehr oder minder enger Grenzen veränderliches Minimum reduziert." [Marx, Karl: Das Kapital, Erster Band, in: MEW 23, S. 293 f.] Alexander Recht: Einführung in die Marxsche Kritik der politischen Ökonomie


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