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Veröffentlicht von:Dirk Gerstle Geändert vor über 6 Jahren
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Nietzsche und die Philosophie des 19. Jahrhunderts Vorlesung, Mo
Nietzsche und die Philosophie des 19. Jahrhunderts Vorlesung, Mo. 09:50-11:30, S3 13/36, von Marc Rölli 28. November 2018 |
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Nietzsche und die Philosophie des 19. Jahrhunderts
Wiederholung der letzten Stunde: Wille zur Macht und Ewige Wiederkunft Konturen einer „Entwicklungslehre des Willens zur Macht“ in Jenseits von Gut und Böse Grundlagen der „Willen-zur-Macht-Prozesse“ im Nachlass 1888 Beziehungen zur zeitgenössischen „Physio-Psychologie“ Naturphilosophie versus Anthropologie? Oder: Widerspricht der Gedanke der ewigen Wiederkunft dem Konzept des Willens zur Macht? Bemerkungen zu einigen rezeptionsgeschichtlichen Verwerfungen 28. November 2018 |
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Nietzsche und die Philosophie des 19. Jahrhunderts
Veranstaltungsüberblick (1) : Einführung : Schopenhauer als Vorbild : Hegel und das Philistertum: Der „neue Glaube“ des David Friedrich Strauss : Zum Problem des Historismus : Wissenschaft und Kunst in den Aphorismen-Büchern : Fällt streikbedingt aus
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Nietzsche und die Philosophie des 19. Jahrhunderts
Veranstaltungsüberblick (2) : Die „Grundconception“, Zarathustra und die Figur des Übermenschen : Metaphysikkritik (Kant und Schopenhauer) : Wille zur Macht und Ewige Wiederkunft : „Was bedeuten asketische Ideale?“ Romantik, Pessimismus, Nihilismus : Moral- und Religionskritik, Der „Antichrist“ : Nietzsches Stellung zu Darwin : Klausur
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VIII. Wille zur Macht und Ewige Wiederkunft
3. Beziehungen zur zeitgenössischen „Physio-Psychologie“ Das Theorem der „Lebens-Einheit“ und die Kritik der Kantischen Vermögenspsychologie in der philosophischen Anthropologie Probleme der zeitgenössischen Naturphilosophie: die Rolle der Physiologie Probleme der zeitgenössischen philosophischen Psychologie: das subjektive Innenleben und die Beibehaltung des dualistischen Ansatzes Naturwissenschaft als Weltanschauung: der Populärmaterialismus Kritik wesensphilosophischer Spekulationen (Mensch-Tier-Differenz; Entwicklungstheorien und -ideale; Stufen des Organischen; Gesundheit und Pathologie)
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VIII. Wille zur Macht und Ewige Wiederkunft
4. Naturphilosophie versus Anthropologie? Oder: Widerspricht der Gedanke der ewigen Wiederkunft dem Konzept des Willens zur Macht? Bemerkungen zu einigen rezeptionsgeschichtlichen Verwerfungen Ludwig Klages, Karl Löwith, Martin Heidegger Zur naturphilosophischen Fehldeutung des Wiederkunftsgedankens Zur anthropologischen Fehldeutung des Willens zur Macht Ontologie der Kräfteverhältnisse, Wiederkehr identischer Reihen, (ethisch-kosmologische) Zweideutigkeit der Selektion: Verändert sich die Haltung zum Leben (Mensch wird Übermensch, amor fati) oder verändert sich das Leben selbst? Zeitphilosophische Überlegungen: der griechisch-naturphilosophische Zyklus – oder die unerbittliche Gerade (was ist das größte Schwergewicht?)
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IX. „Was bedeuten asketische Ideale
IX. „Was bedeuten asketische Ideale?“ Romantik, Pessimismus, Nihilismus Gliederung Genealogie der Moral (1887): Asketische Ideale der Künstler, Philosophen, Priester und Heiligen Romantischer und dionysischer Pessimismus Begriff und Kritik des Nihilismus im Nachlass (1887 f.)
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IX. „Was bedeuten asketische Ideale
IX. „Was bedeuten asketische Ideale?“ Romantik, Pessimismus, Nihilismus Genealogie der Moral (1887): Asketische Ideale der Künstler, Philosophen, Priester und Heiligen Genealogie asketischer Ideale Wagners Parsifal – und die Souveränität der Musik Philosophischer Asketismus: vom „interesselosen Wohlgefallen“ zum „Willen ins Nichts“ Priester-Ideale und der Wille zur Macht
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IX. 1. Genealogie der Moral (1887): Asketische Ideale der Künstler, Philosophen, Priester und Heiligen Genealogie asketischer Ideale Die „genealogische“ ist eine philosophische Geschichtsbetrachtung, welche Herkunft, Ursprung oder Entstehung z. B. der Moral, der „asketischen Moral“ oder der „moralischen Vorurtheile“ zum Thema macht. (Vgl. Nietzsche 1887: 248 f.) „[U]nter welchen Bedingungen erfand sich der Mensch jene Werthurteile gut und böse? Und welchen Werth haben sie selbst? Hemmten oder förderten sie bisher das menschliche Gedeihen?“ (Ebd.: ) „Der Glaube an die Moral […] wankt – endlich wird eine neue Forderung laut […]: wir haben eine Kritik der moralischen Werthe nöthig, der Werth dieser Werthe ist selbst erst einmal in Frage zu stellen – und dazu thut eine Kenntniss der Bedingungen und Umstände noth, aus denen sie gewachsen, unter denen sie sich entwickelt und verschoben haben.“ (Ebd.: 253)
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IX. 1. Genealogie der Moral (1887): Asketische Ideale der Künstler, Philosophen, Priester und Heiligen Genealogie asketischer Ideale „Dass aber überhaupt das asketische Ideal dem Menschen so viel bedeutet hat, darin drückt sich die Grundthatsache des menschlichen Willens aus, sein horror vacui: er braucht ein Ziel, – und eher will er noch das Nichts wollen, als nicht wollen.“ (Nietzsche 1887: 339)
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IX. 1. Genealogie der Moral (1887): Asketische Ideale der Künstler, Philosophen, Priester und Heiligen Wagners Parsifal – und die Souveränität der Musik „Wer möchte es auch nur für denkbar halten, dass er [Wagner; MR] den Muth zu einem asketischen Ideal gehabt hätte, ohne den Rückhalt, den ihm die Philosophie Schopenhauers bot […]?“ (Nietzsche 1887: 345) Bsp. Parsifal: „Hat man wirklich nöthig, in ihm (wie man sich gegen mich ausgedrückt hat) 'die Ausgeburt eines tollgewordenen Hasses auf Erkenntniss, Geist und Sinnlichkeit‘ zu sehn? Einen Fluch auf Sinne und Geist in Einem Hass und Athem? Eine Apostasie und Umkehr zu christlich-krankhaften und obskurantistischen Idealen? Und zuletzt gar ein Sich-selbst-Verneinen [...]?” (Ebd.: 342) Wagner “begriff mit Einem Male”, dass Schopenhauers “Souverainetät der Musik” dieser eine ästhetische Sonderstellung sicherte – nämlich nicht wie die Kunst sonst “Abbilder der Phänomenalität bietend, vielmehr die Sprache des Willens selbst redend, unmittelbar aus dem ‘Abgrunde‘ heraus, als dessen ursprünglichste [...] Offenbarung.” (Ebd.: 346)
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IX. 1. Genealogie der Moral (1887): Asketische Ideale der Künstler, Philosophen, Priester und Heiligen Philosophischer Asketismus: vom „interesselosen Wohlgefallen“ zum „Willen ins Nichts“ „ 'Schön ist, hat Kant gesagt, was ohne Interesse gefällt.‘ Ohne Interesse!” (Nietzsche 1887: 347) “Und hier kommen wir auf Schopenhauer zurück, der [...] nicht aus dem Bann der Kantischen Definition herausgekommen ist: wie kam das? [...] er ist nie müde geworden, dieses Loskommen vom ‘Willen‘ als den grossen Vorzug und Nutzen des ästhetischen Zustandes zu verherrlichen.” (Ebd.: 347, 348) Stendhal vs. Kant: „‘das Schöne verspricht Glück‘, ihm [Stendhal; MR] scheint gerade die Erregung des Willens (des ‘Interesses‘) durch das Schöne der Thatbestand.” (Ebd.: 349) – Und folgte nicht auch Schopenhauer seinem “allerstärksten, allerpersönlichsten Interesse: dem des Torturirten, der von seiner Tortur” loskommen will... (vgl. Ebd.)
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IX. 1. Genealogie der Moral (1887): Asketische Ideale der Künstler, Philosophen, Priester und Heiligen Priester-Ideale und der Wille zur Macht „Der Gedanke, um den hier gekämpft wird, ist die Werthung unsres Lebens seitens der asketischen Priester: dasselbe wird (sammt dem, wozu es gehört, 'Natur', 'Welt', die gesammte Sphäre des Werdens und der Vergänglichkeit) von ihnen in Beziehung gesetzt zu einem ganz andersartigen Dasein, zu dem es sich gegensätzlich und ausschliessend verhält, es sei denn, dass es sich etwa gegen sich selbst wende, sich selbst verneine: in diesem Falle, dem Falle eines asketischen Lebens, gilt das Leben als eine Brücke für jenes andre Dasein. Der Asket behandelt das Leben wie einen Irrweg, den man endlich rückwärts gehn müsse, bis dorthin, wo er anfängt […]: er fordert, dass man mit ihm gehe, er erzwingt, wo er kann, seine Werthung des Daseins.“ (Nietzsche 1887: 362)
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IX. 1. Genealogie der Moral (1887): Asketische Ideale der Künstler, Philosophen, Priester und Heiligen Priester-Ideale und der Wille zur Macht „[D]as asketische Ideal entspringt dem Schutz- und Heil-Instinkte eines degenerirenden Lebens, welches sich mit allen Mitteln zu halten sucht und um sein Dasein kämpft […]: [es] ist ein Kunstgriff in der Erhaltung des Lebens.“ (Nietzsche 1887: 366) „Der asketische Priester ist der fleischgewordene Wunsch nach einem Anders-sein, Anderswo-sein, und zwar der höchste Grad dieses Wunsches, dessen eigentliche Inbrunst und Leidenschaft: aber eben die Macht seines Wunsches ist die Fessel, die ihn hier anbindet, eben damit wird er zum Werkzeug, das daran arbeiten muss, günstigere Bedingungen für das Hiersein und Mensch-sein zu schaffen, – eben mit dieser Macht hält er die ganze Heerde der Missrathnen, Verstimmten, Schlechtweggekommnen, Verunglückten, An-sich-Leidenden jeder Art am Dasein fest, indem er ihnen instinktiv als Hirt vorangeht.“ (Ebd.: 366)
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IX. „Was bedeuten asketische Ideale
IX. „Was bedeuten asketische Ideale?“ Romantik, Pessimismus, Nihilismus 2. Romantischer und dionysischer Pessimismus Die asketischen Ideale der Romantik Dionysos und die (pessimistische?) Lebensbejahung Vornehme, vormoralische und „halbbarbarische“, außermoralische Kultur
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IX. 2. Romantischer und dionysischer Pessimismus
„Aber es giebt zweierlei Leidende, einmal die an der Überfülle des Lebens Leidenden, welche eine dionysische Kunst wollen und ebenso eine tragische Einsicht und Aussicht auf das Leben – und sodann die an der Verarmung des Lebens Leidenden, die Ruhe, Stille, glattes Meer oder aber den Rausch, den Krampf, die Betäubung von Kunst und Philosophie verlangen.“ (Nietzsche 1889: 425) „Ist Pessimismus nothwendig das Zeichen des Niedergangs, Verfalls […]? Giebt es einen Pessimismus der Stärke?“ (Nietzsche ²1886: 12) Vgl. auch Fröhliche Wissenschaft ² ff. „Was ist Romantik?“ „Letzteres ist der romantische Pessimismus in seiner ausdrucksvollsten Form, sei es als Schopenhauer‘sche Willens-Philosophie, sei es als Wagner‘sche Musik – der romantische Pessimismus, das letzte grosse Ereigniss im Schicksal unsrer Cultur. (Dass es noch einen ganz anderen Pessimismus geben könne, einen klassischen – diese Ahnung und Vision gehört zu mir, als unablösslich von mir, als mein proprium und ipsissimum: nur dass meinen Ohren das Wort 'klassisch' widersteht […]. Ich nenne jenen Pessimismus der Zukunft – denn er kommt! Ich sehe ihn kommen! – den dionysischen Pessimismus.“ (²1887: 622)
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IX. 2. Romantischer und dionysischer Pessimismus
Kritik des bisherigen Pessimismus: „Unser Pessimismus: die Welt ist nicht das werth, was wir glaubten, – unser Glaube selber hat unsre Triebe nach Erkenntniß so gesteigert, daß wir dies heute sagen müssen. Zunächst gilt sie damit als weniger werth: sie wird so zunächst empfunden – nur in diesem Sinne sind wir Pessimisten, nämlich mit dem Willen, uns rückhaltlos diese Umwerthung einzugestehn und uns nichts nach alter Weise vorzuleiern, vorzulügen … Gerade damit finden wir das Pathos, welches uns vielleicht treibt, neue Werthe zu suchen. In summa: die Welt könnte viel mehr werth sein, als wir glaubten.“ (Nietzsche 1887: 242; 6 [25]) „Mein neuer Weg zum Ja. Meine Fassung des Pessimismus als ein freiwilliges Aufsuchen der furchtbaren und fragwürdigen Seiten des Daseins […]. Ein solcher Pessimism könnte münden in jene Form eines dionysischen Jasagens zur Welt, wie sie ist: bis zum Wunsche ihrer absoluten Wiederkunft und Ewigkeit […].“ (Ebd.: 455; 10 [3])
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IX. „Was bedeuten asketische Ideale
IX. „Was bedeuten asketische Ideale?“ Romantik, Pessimismus, Nihilismus 3. Begriff und Kritik des Nihilismus im Nachlass (1887 f.) Der europäische Nihilismus – Lenzer-Heide-Fragment ( ) „Kritik des Nihilism“ ( : 46-49; 11[99])
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IX. 3. Begriff und Kritik des Nihilismus im Nachlass (1887 f.)
Der europäische Nihilismus – Lenzer-Heide-Fragment Die Vorteile der christlichen Moral-Hypothese (1.) Wille zur Wahrheit und Prozess der Auflösung (2.) Zivilisation und die Gegenmittel gegen den ersten Nihilismus (3., 13.) Sinn und Sinnlosigkeit (4.) „Der Nihilismus erscheint jetzt, nicht weil die Unlust am Dasein größer wäre als früher, sondern weil man überhaupt gegen einen Sinn im Übel, ja im Dasein mißtrauisch geworden ist. Eine Interpretation gieng zu Grunde; weil sie aber als die Interpretation galt, erscheint es, als ob es gar keinen Sinn im Dasein gebe, als ob alles umsonst sei.“ N 1887: 212; 5[71] Die extremste Form des Nihilismus: „das Nichts (das Sinnlose) ewig“ (6.) Moral als Hass des Willens zur Macht – Abschaffung der Moral (9.) „Dies wäre der Fall, wenn dieser Zug dem Leben essentiell wäre, wenn sich ergäbe, daß selbst in jenem Willen zur Moral nur dieser Wille zur Macht verkappt sei, daß auch jenes Hassen und Verachten noch ein Machtwille ist.“ (Ebd.: 215; 5[71]) Rang: „Es giebt nichts am Leben, was Werth hat, außer dem Grade der Macht.“ Wille ins Nichts (11.), Romantik – Berauschung Ewige Wiederkunft (16.)
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IX. 3. Begriff und Kritik des Nihilismus im Nachlass (1887 f.)
Nihilismus als psychologischer Zustand: „Die Enttäuschung über einen angeblichen Zweck des Werdens als Ursache des Nihilismus“ (Ebd.: 47) Der Glaube an Ganzheit, System, Organisation ist verloren gegangen „Im Grunde hat der Mensch den Glauben an seinen Werth verloren, wenn durch ihn nicht ein unendlich werthvolles Ganzes wirkt: d. h. er hat ein solches Ganzes concipirt, um an seinen Werth glauben zu können.“ (Ebd.) Die letzte Form des Nihilismus schließt den Unglauben an eine metaphysische Welt in sich (vgl. ebd.: 47-48) „Gesetzt, wir haben erkannt, inwiefern mit diesen drei Kategorien (Zweck, Einheit, Wahrehit; MR) die Welt nicht mehr ausgelegt werden darf und daß nach dieser Einsicht die Welt für uns werthlos zu werden anfängt: so müssen wir fragen, woher unser Glaube an diese 3 Kategorien stammt – versuchen wir, ob es nicht möglich ist, ihnen den Glauben zu kündigen. Haben wir diese 3 Kategorien entwerthet, so ist der Nachweis ihrer Unanwendbarkeit auf das All kein Grund mehr, das All zu entwerthen. Resultat: der Glaube an die Vernunft-Kategorien ist die Ursache des Nihilismus, – wir haben den Werth der Welt an Kategorien gemessen, welche sich auf eine rein fingirte Welt beziehen.“ 48f.
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