Gebäudegestaltung im städtebaulichen Kontext

Präsentation zum Thema: "Gebäudegestaltung im städtebaulichen Kontext"—  Präsentation transkript:

1 Gebäudegestaltung im städtebaulichen Kontext
Rathausmarkt Bremervörde - wie erreicht man Qualität im Städtebau? Lothar Tabery Dipl.Ing. Architekt BDA - Stadtplaner

2 Drei Eingangsfragen 1.Was ist Qualität im Städtebau und über welche Kriterien werden diese definiert? ….. Stadtbildgestaltung mit Ensemble-Wirkung und ansprechendem Ambiente! Kriterien werden nachfolgend behandelt! 2.Wer trägt Verantwortung für eine qualitätsvolle Planung der Stadt? die Stadt: Verwaltung, Politik und Bürger „Wer nicht Anteil nimmt an den Belangen seiner Stadt ist kein stiller Bürger, sondern ein schlechter!“ (Perikles, Athen, ca. 440 v.Chr.) 3.Welche Maßnahmen sind zur Qualitätssicherung zu treffen? Gestaltungsleitfäden, Gestaltungssatzungen, Gestaltungsbeiräte, (Wettbewerbe), Rahmenpläne, Bebauungspläne

3 Feste Gestaltungsbeiräte
Stand 2017 Feste Gestaltungsbeiräte Sonderformen von Gestaltungsbeiräten Mobiler Gestaltungsbeirat Niedersachsen Sitzung in Bremervörde am zum Thema Rathausmarktgestaltung Beispiel Aachen: Fassadenberatung durch den örtlichen Gestaltungsbeirat

4 Empfehlungen des Mobilen Gestaltungsbeirats zum Rathausmarkt (Auszüge)
Welche Gebäudehöhen (Trauf-Dachhöhen) bzw. Geschosse sind wo anzustreben? Zweigeschossige Bauten mit zusätzlichem Dach- oder Staffelgeschoss sind in Bremervörde üblich und sollten auch bei zukünftigen Bebauungen Maßstab sein. Entwurfs- und nutzungsabhängig kann bei entsprechender Gestaltung des obersten Geschosses auch mehr denkbar sein, wenn der Maßstab des Rathauses aufgegriffen wird. Welche Dachformen und Dachneigungen sollten vorgesehen werden? Die vorhandene städtebauliche Struktur ist durch geneigte Dächer (Sattel- und Krüppelwalmdächer > 40°) geprägt. Neubauten müssen sich in diese Struktur einfügen. Das schließt abweichende Bauformen nicht aus, solange diese begründet sind. ,,,, Die Weiterentwicklung der vorhandenen Bebauung sollte unter Heranziehung des Gestaltungsleitfadens für die Alte Straße erfolgen. Soll bei Neubebauungen Kleinteiligkeit (Parzellenbreiten) Berücksichtigung finden? …. (eine) Neubebauung (kann) nur in Analogie zu den historischen Parzellenbreiten entwickelt werden. Dies sollte aber im Sinne einer angemessenen Maßstäblichkeit Berücksichtigung finden, Weitere Punkte u.a.: ,,, bei einer Neubebauung des Kammann-Areals ist unbedingt zu beachten, dass auf der Nordseite zum Platz hin ein angemessener Zugang für die gewerbliche Nutzung erfolgt. Der Busverkehr sollte vom Platz verlagert werden. … Die Entscheidungen über die Einhaltung der Maßstäblichkeit oder über Begründungen von Abweichungen sollten durch (unabhängige) Fachleute getroffen werden.

5 Rahmenplanung als Ausgangsgrundlage

6 Grundrißprinzipien und Wirkungen von
Straßenraum- und Platzgestaltungen Einengung und Aufweitung – Raumkanten und Raumzonen Florenz Piazza della Signoria gebrochene Blickachsen Bremervörde Rathausmarkt Krefeld Friedrichsplatz ungebrochene Blickachsen

7 Wirkung unterschiedlicher Fassadenstrukturen im öffentlichen Raum
nach Karl-Ludwig Spengemann differenziert und abwechslungsreich Lochfassaden langweilig / monoton Bandfassaden chaotisch Mischung von Fassadenstrukturen

8 Wirkung unterschiedlicher Fassadenstrukturen im Straßenraum – gebaute Beispiele
Erkenntnis der Informationsästhetik Das maximale ästhetische Maß ergibt sich aus dem Quotienten von Ordnung und Komplexität > Konstanzfaktoren Prag O C M = Bielefeld Monotonie - zu hohe Ordnung zu hohe Komplexität - Chaos Angleichung Abweichung

9 Der Bremervörder Maßstab – Fenster – und Fassadengliederungen
Beispiel Gransee Fassadenanalyse als Grundlage zum Weiterbauen Beispiel nach Prof. Friedrich Spengelin Neue Straße Bremervörde Angeglichene Gestaltungsmerkmale im OG: überwiegend traufständige Bebauung ähnliche Traufhöhen stehende Fensterformate - ähnliche Proportionen ähnliches Verhältnis Öffnung /Wandmasse ähnliche Parzellen-/ Baukörperbreiten Lochfassaden / Materialien + Farben (teilweise) Verhältnis Masse -Öffnungen Breitenmaß der Baukörper

10 Der Bremervörder Maßstab – Fenster – und Fassadengliederungen
bei alten und neueren Bauten bzw. am Rathausmarkt Stadtbild der Vergangenheit: Bremervörde die Krüppelwalmstadt 1906 z.T. stark abweichende Gestaltungselemente Gestaltungsmerkmale: u.a. stehende Fensterformate einzeln und in Gruppen mit großem Wandflächenanteil: Lochfassaden

11 Der Bremervörder Maßstab – Dimensionen und Größenverhältnisse
Beispiele zum Prinzip der gegenseitigen Beeinflussung Fiktives Beispiel Größenvergleich nach Karl-Ludwig Spengemann Optische Täuschung durch unterschiedliche Größenverhältnisse

12 Der Bremervörder Maßstab - Stadtbildanalyse
Entwurf Kirchenstraße 2 / Rathausmarkt Büro Ahrens + Grabenhorst Hannover Die isolierte Betrachtung von einzelnen Gebäuden im städtebaulichen Kontext liefert keinen ausreichenden Gesamteindruck!

13 Der Bremervörder Maßstab - Stadtbildanalyse
Entwurf Kirchenstraße 2 / Rathausmarkt Büro Ahrens + Grabenhorst Hannover Ratssaal + Rathaus Büro Schumann Hannover Abgestimmte Gestaltungsmerkmale / Konstanzfaktoren: Giebelwiederholung - wiederholte Fassadenproportionen 3-teilige Fassadengliederung (Rhythmus) Stehende Fensterformate + Loggienöffnungen Arkaden als Dominanzfaktoren Masse / Öffnungsverhältnis Lochfassade / Farbton bzw. Material niedrige Traufkante (vgl. Rathaus –Eingangsbereich) Abweichende Gestaltungsmerkmale: Dachneigung / Firsthöhen Detailausbildung Erker / Öffnungsgliederungen Verhältnis Öffnung / Wandmasse (Ratssaal)

14 ? Der Bremervörder Maßstab - Stadtbildanalyse
Kirchenstraße 2 Investorenentwurf Solutino Zeitungsbericht vom Abgestimmte Gestaltungsmerkmale Stehende Fensterformate? Farbton / Material? Abweichende Gestaltungsmerkmale: unausgewogene Baumassengliederung und höhenbetonte Proportionen überhöhte Geschossigkeit (5) (zu) schmale streifenartige Fassadengliederungen - zerfallende Fassadenfront unausgewogene Öffnungsproportionen mit teilweiser horizontaler Betonung Deutlich mehr Öffnung /als Masse / breite Loggieneinschnitte hoher Glasanteil – fehlende Wandflächen zwischen Fenstern fehlende Arkaden – „schwebende Giebel“ wegen fehlender Verbindung zwischen Erd- und Obergeschossen keine Lochfassade Farblich abgesetzter Dachaufbau ohne formalen Bezug – Nutzung? Zusatzproblematik: Flächenmassierung und Stellplatzbedarf 1600m² m² m² WB A+G Solutino

15 Der Bremervörder Maßstab - Stadtbildanalyse
Abweichende Gestaltungsmerkmale: Unausgewogene Baumassengliederung Überhöhte Geschossigkeit (5) Vertikalbetonte rasterartige Fassadengliederung quadratische Öffnungsproportionen – keine Lochfassade Extremes Verhältnis Öffnung / Masse / breite Loggieneinschnitte Materialfarbe – hoher Glasanteil Dachform – Flachdach / Terrassengeländer Abgestimmte Merkmale / Konstanzfaktoren: Arkaden Entwurf Rathausmarkt 2 Büro PGN Rotenburg Zeitungsbericht vom Vergleichsbeispiel aus Holland: abwechslungsreiche und abwechslungsarme Fassadengliederungen

16 Der Bremervörder Maßstab – Baumassenverteilung
Welche Faktoren bestimmen den Gebäudeeindruck? Vergleichsbeispiel Zeven Büro PGN Ungefährer Konturverlauf der Neubauplanung Büro PGN Die maximale Gebäudehöhe allein ist kein ausreichendes Bewertungskriterium! Im Umfeld des Rathausmarktes sind Baumassenverteilung und Traufhöhen entscheidende Faktoren.

17 Wirkung von Straßenraum- und Platzgestaltungen Rathausmarkt Bremervörde
Stadtmodell mit A+G WB-Entwurf Kirchenstr. 2 und PGN Entwurf auf dem Kammann-Areal

18 Der Bremervörder Maßstab – Baumassenverteilung
Ungefährer Konturverlauf der Neubauplanung Büro PGN in der Alten Straße

19 Allgemeine Erkenntnis:
Baumasse und strukturelle Gliederung einer Architektur, insbesondere ihre Höhen und Diagonalerstreckungen, werden von der Wahrnehmung besonders sensibel registriert. Karl-Ludwig Spengemann Es darf auf keinen Fall um persönliche Geschmacksvorstellungen der Fachleute oder der Politik gehen, sondern darum, für den jeweiligen Ort die richtige Lösung und angemessenste architektonische Haltung herauszufiltern. Ludwig Wappner „Ohne Ordnung kann man nichts Gutes schaffen. Die Regierung der Stadt ist dazu berufen, der ganzen Civitas Ordnung und Regel zu geben.“ Dekret aus Siena 13. Jahrhundert

20 Rathausmarkt Bremervörde – weitere Bearbeitungspunkte:
01. Diskussion vorliegender fachlicher Stellungnahmen externer Fachleute zu den bisherigen Planungsvorlagen 02. Ausführliche begleitende Information der Bevölkerung über den jeweiligen Planungsstand – Öffentlichkeitsarbeit 03. Verbindliche Gestaltungs-Festlegungen im B-Plan - alternativ Gestaltungssatzung 04. Einrichtung einer planungs- und baubegleitenden fachkompetenten Arbeitsgruppe / Beirat zur Qualitätssicherung 05. Geschossflächenzahlen – GFZ für die Neubebauungen 06. EG-Zonenausbildung - Schaufensterausbildung 07. Lage der Hauptzugänge zum Platz 08. Erschließungsorganisation - Anlieferung / Kurzparker Kindergarten? 09. Busfahrspur und Haltestellen-Organisation – Zeitplanung 10. Form und Lage des Baufensters für Parkpalette oder Ergänzungsbau 11. Erschließung und Gestaltung Parkpalette 12. Gestaltung der Freiflächen auf dem Rathausmarkt 13. Unterbringung des ruhenden Verkehrs - Nutzer und Besucher 14. …..

21 Danke für Ihre Aufmerksamkeit!