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Veröffentlicht von:Heinrich Bader Geändert vor über 6 Jahren
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Philosophische Fakultät Institut für Soziologie, Lehrstuhl für Methoden der empirischen Sozialforschung Ringvorlesung „Einführung in die Methoden der empirischen Sozialforschung I“ Stichproben II: Anwendungen in der Praxis Dresden, 16.Dezember 2008
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Stichprobestrategien in der Umfragepraxis:
ADM-Designs Klumpenstichproben Registerstichproben Telefonstichproben Stichproben für interkulturelle Studien Acess-Panels Stichproben bei Beobachtungen und Inhaltsanalysen Stichproben für Befragungen im Internet Quotenstichproben Berücksichtung spezieller Populationen Probleme: Non-Response Postalische Befragungen ? Gewichtungen TU Dresden, Stichproben II
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Das mehrstufig geschichtete ADM-Design
1.Schritt: Auswahl einer Fläche Basis: flächendeckend vorliegende Geocodierung des Straßennetzes der Bundesrepublik TU Dresden, Stichproben II
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Für jede Fläche gibt es:
BDR: Flächen, Sampling Points (kleine Gemeinden / Stadtteile / aus Straßenabschnitten gebildete Flächen) Verwendung kleinster administrativer Flächeneinheiten bis auf Baublockebene Straßenverzeichnisse der Gemeinden und generiertes Straßenverzeichnis aus dem Tel.-Adressbestand und Straßenabschnittskoordinaten aus dem NavTech-Bestand ( Für jede Fläche gibt es: Definition der Straßen und Straßenabschnitte zur Abgrenzung Geokoordinaten Anzahl der Einwohner (oder der Wahlberechtigten) und (wo vorhanden) Zahl der Haushalte der amtlichen Statistiken Sind Flächen für Sampling-Points zu groß, werden sie auf Basis der Telefoneinträge über Geokoordinaten aufgeteilt Sind Flächen für Sampling-Points zu klein, werden sie auf Basis der Geokoordinaten zusammen gelegt Kriterien: räumliche Nähe und Einwohnerzahl TU Dresden, Stichproben II
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Politische Gemeindegrößenklasse in der BRD
Anzahl HH pro Point, Politische Gemeindegrößenklasse in der BRD bis unter Gesamtwert Einwohner Anzahl Sample- Points Maximum Anz. HH Mittel- wert Minimum Anz. HH TU Dresden, Stichproben II
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2.Schritt: zufällige Auswahl von Haushalten in den Sample-Points,
Bestimmung von Zielhaushalten über Startadressen Random Route mit Startadresse, Adressenauflistungsblatt, Begehungsvorschriften, Ziehung, vorgegebene Anzahl von Kontaktversuchen Qualität: 1) Adressvorlauf, 2) Vorgabe des Brutto, 3) Vorgabe des Netto dazu Informationen über die Bevölkerung 210 (West) und 48 (Ost) Sample Points entsprechen einem Netz = Interviews TU Dresden, Stichproben II
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3.Schritt: Zufällige Auswahl der Zielperson innerhalb der Haushalte
Auflistung aller Haushaltsmitglieder Zufallsauswahl (Schwedenschlüssel = Kish-Table, Geburtstagsmethode u.ä.) TU Dresden, Stichproben II
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Beispiel: Im Haushalt leben 4 Personen im Befragungsalter:
Der 49jährige Vater, die 46jährige Mutter sowie ein 19jähriger und ein 16jähriger Sohn Personen im Befragungsalter: ab 14 Jahren Männlich: 1) 49 2) 19 3) 16 4) -- Weiblich: 5) 46 6) -- 7) -- -- Zufallszahlen: TU Dresden, Stichproben II
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Fehlerquellen beim ADM-Design:
Zunächst: Bei ordnungsgemäßer Handhabung gelingt eine fehlerfreie Zufallsauswahl Aber: Leicht erreichbare Personen sind überrepräsentiert (wichtig: Zahl der Kontaktversuche) Non-Response Klumpung Spielraum für die Interviewer (Honorartätigkeit) ist sehr groß Möglichkeiten für Kontrollen sind beschränkt (Postkartenmethode) Unterschiedliche Inklusionswahrscheinlichkeiten (je nach HH-Größe) Ständige Überarbeitung / Aktualisierung durch den ADM TU Dresden, Stichproben II
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Alternative: Einwohnermeldeamtstichproben (Beispiel ALLBUS 1994, 1996, 2000ff.)
1. Schritt: Auswahl von Gemeinden (geschichtet nach Bundesländern, Regierungsbezirken und Kreisen) – zugleich Sample-Points 111 Sample-Points im Westen (in 103 Gemeinden) und 51 Sample-Points im Osten (= 45 Gemeinden) = 1 Netz = Interviews 2. Schritt: Auswahl der Zielpersonen aus den Melderegistern Je 52 Adressen (+ 28 für neutrale Ausfälle) ziehen Zusätzlich: Informationen über Alter, Geschlecht, Nationalität – wichtig für die Kontrolle der Interviewer sehr teuer, sehr großer Aufwand – nur bei öffentlichem Interesse Spielraum für die Interviewer eingeschränkt TU Dresden, Stichproben II
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Quotenauswahl Wird preisgünstiger angeboten (- 25%)
Geht schneller (- 40%) Es wird nach vorgegebenen Regeln gezogen, nicht zufällig Vorwissen über die Grundgesamtheit und den zu erhebenden Sachverhalt sind nötig Zumeist kombinierte Quoten (Alter, Geschlecht und Bildung) Stichproben gelten dann als „repräsentativ“(?) Bei geringem Entscheidungsspielraum für die Interviewer ergibt sich eine Annäherung an die Zufallsauswahl, Korrelation der Quotenmerkmale mit den interessierenden Merkmalen wird vorausgesetzt Sehr umstritten (siehe Normalverteilung des Stichprobenfehlers bei Zufallsauswahlen???) Problem (u.a.): Interviewer suchen sich Freunde und Bekannte sowie gut erreichbare Personen Fälschungen leichter möglich, weil Kontrolle schwieriger TU Dresden, Stichproben II
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Zur Kontroverse Quota vs. Random
Interviewereinstufung: Der /die Befragte ist nach meinem Eindruck Quote Random - Mir persönlich sympathisch 78% 79% - Mittel sympathisch % 11% - Eher unsympathisch 12% 10% Falls das Interview in der Wohnung des Befragten stattfand: Wo wohnte der Befragte? Keller % 1% Erdgeschoss % 34% OG % 26% OG % 8% OG % 4% OG % 3% OG oder höher 1% 2% Dachwohnung, Mansarde 1% 1% Ganzes Haus % 21% Quelle: Schneller (1997:14f.) TU Dresden, Stichproben II
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Netto-Random, Brutto-Random, Adressvorlauf, Register vs. Mikrozensus
Untersuchung 18-24J J J J. 60+J. ledig verh. gesch. verwit. ALLBUS 1992 (Netto) SoWiBus 1995 (Brutto) ALLBUS 1994 (Register) Leben Ostdeutl. 1996 (Adressvorl.) Quelle Häder (1997:55) TU Dresden, Stichproben II
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Das Non-Response-Problem – ALLBUS 2006 (Registerstichprobe)
West Ost Bruttostichprobe Neutrale Ausfälle, darunter: falsche Adresse, ZP verstorben oder verzogen u.ä. Systematische Ausfälle Netto-Stichprobe ( = 100 %) Im HH niemand angetroffen % 3.5% ZP nicht angetroffen % 2.4% ZP nicht befragungsfähig % 3.3% ZP verweigert telefonisch bei Infratest-Projektleitung 0.5% 1.0% ZP nicht bereit (Zeitgründe) % 4.3% ZP nicht bereit (generell) % 41.2% ZP spricht nicht deutsch % 0.4% Adresse nicht abschließend bearbeitet 0.5% 0.6% Interview als (Teil-)Fälschung identifiziert 1.3% 0.7% Ausfälle insgesamt % 57.2% Auswertbare Interviews Response Rate % 42.8% TU Dresden, Stichproben II
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Ausschöpfung, Feldzeit und Preise in Bevölkerungsumfragen
Studie Ausschöpfung Feldzeit Fallpreis Stichprobenverfahren ALLBUS % 28 Wochen 250 DM Register % 18 Wochen 180 DM Register Wohlfahrtssurvey % 8 Wochen 125 DM ADM Sozialwissenschaften Bus % 4 Wochen 115 DM ADM Quelle: Koch (2002:33) TU Dresden, Stichproben II
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Telefonstichproben Per RDD, RLD und Telefonbuch Probleme:
Nichteingetragene Personen Nicht vergebene Nummern, Fax- und Geschäftsanschlüsse, Anrufbeantworter, Mehrfachanschlüsse ( höhere Inklusionswahrscheinlichkeiten) usw. Handys keine Ankündigungsschreiben Lösung: Auswahl von Blöcken Aber (positiv!): geringe Klumpung TU Dresden, Stichproben II
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CATI (= Steuerung durch Computer)
Terminverwaltung, Verwaltung der Anrufzeiten Personenauswahl in der kritischen Phase des Interviews mittels Geburtstagsmethode Wirkung von Ankündigungsschreiben ??? nur bei Telefonbuchauswahl Möglichkeit des Rückrufs Supervisor gewährleistet permanente Kontrolle Hinzuspielen von Hintergrundvariablen Vgl. ADM Richtlinien für Telefonische Befragungen: TU Dresden, Stichproben II
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Stichproben für Access-Panels und Stichproben im Internet
Selbstrekrutierung (Incentives-Jäger, Schnäppchenjäger, Profibefragte oder Heavy User) Zufallsstichprobe (mittels Screenings) (ADM: der einzig richtige Weg !!!) Beachte Ziel der Befragung! Bestimmung der Grundgesamtheit kann zum Problem werden. Für Befragungen der Allgemeinbevölkerung (noch) ungeeignet. Für bestimmte Populationen (Studenten, Firmenmitarbeiter usw.) aber als Alternative denkbar ADM-Richtlinien für Online-Befragungen: TU Dresden, Stichproben II
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Gewichtungen Elemente (z.B. Personen) erhalten unterschiedliche Bedeutungen Ohne Gewichtung: jeder ist 1 Einfache Umsetzung (SPSS) Gewichtungsmethoden: Designgewichtung (z.B. Haushaltsgröße, Ausgleich des Oversamplings im Osten) Redressment (Zellgewichtung) nach bekannter Struktur (Mikrozensus) Nach der Recallfrage zur letzten Wahlentscheidung Gewichtungsfaktor (west) = n / nw * Nw / N n Stichprobenumfang nw Stichprobenumfang west Nw Anteil west im Mikrozensus N Stichprobenumfang Mikrozensus TU Dresden, Stichproben II
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Stichproben für spezielle Populationen
Schneeballverfahren (z.B. Homosexuelle, Drogenkonsumenten, Experten usw. = relativ kleine und/oder schwer erreichbare Personengruppen) ein Teilnehmer (Element) gibt an seinen Bekanntenkreis die Fragebögen weiter Netzwerk wird vorausgesetzt Kein Auswahlrahmen Verallgemeinerbarkeit ??? Capture-Recapture-Verfahren (z.B. Benutzer von Spielautomaten) Zufällige Erhebung eines Panels Wiederholungen der Erhebung Ermittlung identischer Personen TU Dresden, Stichproben II
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Stichproben für kulturell vergleichende Studien
Der European Social Survey Stets Zufallsauswahlen Gesamte Population abdecken Hohe Response-Rate sichern Systematische Ausfälle nicht ersetzen Auftretende Design-Effekte gering halten Gleiche minimale effektive Stichprobengröße realisieren TU Dresden, Stichproben II
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Weitere Literatur (Überblick):
Biernacki, Patrick/ Waldorf, Dan (1981): Snowball sampling: Problems and techniques of chain referral sampling. In: Sociological Methods and Research (10), S Bosnjak, Michael (2001): Teilnahmeverhalten bei Web-Befragungen. Nonresponse und Selbstselektion. In: Theobald, Axel/ Dreyer, Marcus/ Starsetzki, Thomas (Hrsg.): Online-Marktforschung. Wiesbaden: Gabler, S Gabler, Siegfried (1992): Schneeballverfahren und verwandte Stichprobendesigns. In: ZUMA-Nachrichten Heft 31, S Groves, Robert M./ Fowler, Floyd J.Jr./ Couper, Mick P./ Lepkowski, James M./ Singer, Eleanor/ Tourangeau, Roger (2004): Survey Methodology. New Jersey: Wiley Hoboken. Heckel, Christiane (2003): online gewonnene Stichproben – Möglichkeiten und Grenzen. In: ADM Arbeitskreis Deutscher Markt- und Sozialforschungsinstitute e.V., Arbeitsgemeinschaft Sozialwissenschaftlicher Institute e.V. (ASI) und Statistisches Bundesamt, Wiesbaden (Hrsg.): Online-Erhebungen 5. Wissenschaftliche Tagung. Sozialwissenschaftlicher Tagungsband 7. Bonn, S TU Dresden, Stichproben II
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