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Kritik Verhaltensuchtkonzept Dipl. -Psych. Dr. phil. Jörg Petry (www

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Präsentation zum Thema: "Kritik Verhaltensuchtkonzept Dipl. -Psych. Dr. phil. Jörg Petry (www"—  Präsentation transkript:

1 Kritik Verhaltensuchtkonzept Dipl. -Psych. Dr. phil. Jörg Petry (www
Kritik Verhaltensuchtkonzept Dipl.-Psych. Dr. phil. Jörg Petry ( Jim Orford (1985) beschreibt fünf exzessive Gelüste, die in ihrer Entwicklung phänomenologisch sehr ähnlich sind. Er entwickelt ein psychologisches Modell, das sich auf die Kernkonzepte Neigung, Beschränkung, Bindung, Konflikt, Entscheidung und Selbstkontrolle stützt. Der Autor (1991) unterscheidet drei Strukturmerkmale des Bedingungsgefüges für diese Süchte. Bezogen auf den Organismus handelt es sich um eine quantitativ und qualitativ intensive psychophysiologische Reaktion, hinsichtlich der Persönlichkeit führt die Eigendynamik der Suchtentwicklung zu einer schrittweisen Desorganisation der Handlungsstruktur und bezüglich derLebenswelt verschärft sich ein Konflikt mit sozialen Normen, der zu Schuld- und Schamgefühlen als zentrale Triebkraft der Suchtentwicklung führt. Literatur: Orford, J. (1985). Excessive Appetites: A Psychological View of Addictions. Chichester: John Wiley. Petry, J. (1991). Neue und alte Süchte – Ein Beitrag zur Begriffsbestimmung. Suchtprobleme & Sozialarbeit, 59, Nachdruck in J. Petry (1998): Alkoholismus (S. 9-14). Geeshacht: Neuland.

2 Die Suchtdomäne Pathologischer PC-/Internetgebrauch
Sexualität Essen Glücksspielen 5 SÜCHTE Alkohol Drogen Arbeiten Sport Andere Verhaltensexzesse Unersättliche Begierde Grenzüberschreitender Rausch Abweichendes Verhalten und Kriminalität Schuld und Scham Suizidalität und Übersterblichkeit SÜCHTE Pathologischer PC-/Internetgebrauch Koffein Kaufen Orford, J. (20012). Excessive Appetites: A Psychological View of Addiction. Chichester: John Wiley Petry, J. (1991). Neue und alte Süchte – Ein Beitrag zur Begriffsbestimmung. Suchtprobleme & Sozialarbeit, 59(4), 180 – 185.

3 Verhaltenssucht Verhaltensexzess Kontrollverlust
Unmittelbare Belohnung Toleranzentwicklung Wirkungsumkehr (angenehm zu unangenehm) Unwiderstehliches Verlangen Gefühlsregulation positive Wirkungserwartung eingeengtes Verhaltensmuster gedankliche Beschäftigung mit Verhaltensexzess irrationale, verzerrte Wahrnehmung Entzugserscheinungen Fortsetzung trotz negativer Konsequenzen konditionierte Reaktionen auf externe und interne Reize Leidensdruck Thalemann, C.N. (2009). Verhaltenssucht. In D. Batthyány & A. Pritz (Hrsg.): Rausch ohne Drogen (S ). Wien: Springer.

4 Computer-/Internetsucht
Dr. Ivan Goldbergs Glosse über Internetsucht. Kollegen und Journalisten greifen diesen Begriff sofort auf. Dr. Kimberly Young mit ersten Fallbeschreibungen, erstem Fragebogen und Buch sowie einem Online-Therapieangebot. Vielzahl dramatischer Medienberichte mit zeitlicher Verzögerung auch in Deutschland. Young, K. S. (1999). Caught in the Net – Suchtgefahr Internet. München: Kösel (Amerik Original, 1998).

5 Computer-/Internersucht
Starkes Eingenommensein vom Internetspielen Entzugserscheinungen wenn das Internetspielen entfällt Toleranz – das Bedürfnis mehr Zeit mit Internetspielen zu verbringen Erfolglose Versuche, die Teilnahme am Internetspielen zu kontrollieren Interessenverlust an frühere Hobbys und Unterhaltung als Folge des Internetspielens Fortgesetztes exzessive Internetspielen trotz des Wissens um psychosoziale Nachteile Täuschen von Familienmitgliedern, Therapeuten und andere über das Ausmaß des Internetspielens Internetspielen, um negative Gefühle zu vermeiden oder zu vermindern Gefährdung oder Verlust wichtiger Beziehungen, des Arbeitsplatzes oder Zukunftschancen durch das Internetspielen. Literatur: Saß, H., Wittchen, H.-U. & Zaudig, M.(Hrsg.). (1996). Diagnostisches und Statistisches Manual Psychischer Störungen DSM-IV. Göttingen: Hogrefe. American Psychiatric Association (Ed.). (2013). Diagnostic and Statistical Manual of Mental Disorders, Fifth Edition (DSM-5). Washington, DC: American Psychiatric Association.

6 Ein klinisch-heuristisches Störungsmodell (Nosologie)
Beim pathologischen PC-/Internetgebrauch vom Gaming-, Chatting und Surfing-Typ handelt es sich um eine entwicklungspsychopathologische Störung des sozialen Beziehungsverhaltens. Entsprechend erfolgt die Einordnung als „andere näher bezeichnete Persönlichkeits- und Verhaltensstörung“ (ICD-10: F68.8). Unter 18 Jahren sollte bei Behandlungsbedarf eine „nicht näher bezeichnete emotionale Störung des Kindesalters“ (F93.9) oder „nicht näher bezeichnete Verhaltens- oder emotionale Störungen mit Beginn in der Kindheit und Jugend“ (F98.9) diagnostiziert werden. Ein vorübergehender exzessiver PC-/Internetgebrauch bei Kindern, Jugendlichen und jungen Erwachsenen sollte lediglich als problematisches Risikoverhalten eingeordnet werden. Petry, J. (2014/2015). Pathologischer PC/Internetgebrauch: Störungsbild, Behandlung und Forschung Teil 1 und Teil 2, Psychodynamische Psychotherapie, 13(3), und 14(1), 47 – 53.

7 Ein klinisch-heuristisches Störungsmodell (Nosologie)
Nach dem DSM-5 (APA, 2013) wird die Kategorie „Internet Gaming Disorder“ als fortgesetztes/wiederkehrendes Internetspielen, das zu bedeutsamen Einschränkungen/Nachteilen führt, in das Kapitel III zur weiteren Forschung aufgenommen und mit 9 Suchtkriterien operationalisiert. Es müssen 5 von 9 Kriterien innerhalb von 12 Monaten erfüllt sein Das Störungsbild bezieht sich nicht auf Glücksspiele und nicht auf sexuelle Inhalte im Internet. Im ICD-11 (WHO, 2018) wird die Kategorie „Gaming Disorder (6C51)“ als Suchterkrankung unter „Disorders due to addictive behaviours“ neben der Glücksspielsucht eingeordnet. Daneben kann auch „Hazardous gaming (QE22)“ erfasst werden. Das Gaming ist der häufigste Unterdtyp der Störung. American Psychiatric Association (Ed.). (2013). Diagnostic and Statistical Manual of Mental Disorders, Fifth Edition (DSM-5). Washington, DC: American Psychiatric Association WHO (2018). ICD-11: International Classification of Diseases 11th Revision.

8 Inflation psychiatrischer Diagnosen
Aus dem Prospekt des Hogrefe Verlages über die Praxisreihe „Fortschritte der Psychotherapie“ vom Nov. 2012: Komplizierte Trauer (2004) Außergewöhnliche Erfahrungen (2009) Zahnbehandlungsphobie (2010) Alpträume (2011) Blut-Spritzen-Verletzungsphobie (2012) Literatur: Saß, H., Wittchen, H.-U. & Zaudig, M.(Hrsg.). (1996). Diagnostisches und Statistisches Manual Psychischer Störungen DSM-IV. Göttingen: Hogrefe. Frances, A. (2013). Normal: Gegen die Inflation psychiatrischer Diagnosen. Köln: DuMont (Amerik. Original in 2013: Saving Normal: An Insider‘s Revolt Against Out-of-Control Psychiatric Diagnosis, DSM-5, Pharma und Medicalization of Ordinary Life.).

9 Kandidaten oder was? Die Arbeitssucht, Kaufsucht und Computer-/Internetsucht als häufig genannte Verhaltenssüchte (Grüsser & Thalemann, 2006) können derzeit nicht als Teil der Suchtdomäne angesehen werden, da Süchte enger definiert sind: Unersättliche Grundbegierde, grenzüberschreitender Rauchzustand, Devianz und Kriminalität, Schuld- und Schamgefühle und Suizidalität und Übersterblichkeit. Grüsser, S.M. & Thalemann, C.N. (2006). Verhaltenssucht: Diagnostik, Therapie, Forschung. Bern: Hans Huber.

10 Kritik am Verhaltensuchtkonzept
Kategorienfehler Reifikation Tautologische Immunisierung Entsubjektivierung logische Fehlschlüsse Neoliberale Verpflichtung zur selbstregulierten Gesundheitsvorsorge

11 Verhaltenssuchtkonzept (Kritik)
Nicht statthafte Übertragung der Begrifflichkeit des organischen Krankheitsmodells, z. B. Entzug (Kategorienfehler) Vergegenständlichung einer Vorstellung, z. B. Suchtpotential des PC/Internets (Reifikation) Geschlossene Operationalisierung, z. B. Screeningverfahren in der Epidemiologie (tautologische Immunisierung) Überbetonung der klassischer Lernmechanismen, z. B. experimentelle Laborforschung (Entsubjektivierung) Reduktion auf hirnorganische Prozesse (lokalisatorischer und mereologischer Fehlschluss) Neoliberale Verpflichtung zur selbstregulierten Gesundheitsvorsorge (Biomedikalisation) n Netherland, J. (ed.). (2012). Critical Perspektives on Addiction. Howard House (UK): Emerald Group Publishing Petry, J. (2010). Das Konstrukt „Verhaltenssucht“ – eine wissenschaftliche Kritik. Sucht Aktuell, 17(2), 16 – 20.

12 Kategorienfehler Durch die Übertragung der Begrifflichkeit für stoffliche Süchte (Jellinek, 1960) auf den Bereich der nichtstofflichen Süchte werden die Begriffe Droge, Toleranz und Entzugserscheinungen ihrer ursprünglichen Bedeutung beraubt (Kategorienfehler mit Bedeutungsverschiebung nach Ryle, 1969). So wird Droge nicht als Rauschmittel (Substanz mit unmittelbarer psychotroper Wirkung), Toleranz nicht als Veränderung der Abbaugeschwindigkeit (metabolische Toleranz) bei gleichzeitig nachlassender neurobiologischen Wirkung (funktionelle Toleranz) und Entzug nicht wie beim Alkoholentzug als komplexes internistisches (Magen/Herz), vegetatives (Schwitzen) neurologisches (Tremor der Hände/epileptische Anfälle) und psychisches (Angst/Halluzinationen) Krankheitsbild begriffen, dem eine verminderte Aktivität hemmender Neurotransmitter und Steigerung erregender Neurotransmitter zugrunde liegen (Soyka & Küfner, 2008). Jellinek, E.M. (1960). The Disease Concept of Alcoholism. New Brunswick, N.J.: Hillhouse Press Ryle, G. (1969) Der Begriff des Geistes, Stuttgart: Reclam (Engl. Original 1949) Soyka, M. & Küfner, H. (20086). Alkoholismus. Stuttgart: Thieme.

13 Reifikation Es wird angenommen, dass das Medium PC/Internet eine „Droge“ mit „Suchtpotential“ sei, die einen emotionalen Konditionierungsprozess auslöst, der sich auf das Belohnungssystem bezieht und eine Suchtkarriere auslöst. Die Zuschreibung eines „Suchtpotentials“ stellt eine Vergegenständlichung einer theoretischen Vorstellung dar (Reifikation nach Kaplan, 2009) Unter Droge fasst man psychotrope Substanzen, die im Gegensatz zu anderen chemischen Verbindungen u. a. die Eigenschaft haben, wenn sie in den Körper eingeführt werden, eine unmittelbare Wirkung auf das zentrale Nervensystem auszuüben. Sucht ist hingegen ein theoretischen Konstrukt, dass sich auf ein komplexes Handlungsmuster bezieht, das aus einer spezifischen sozialen Lebenslage bei dafür anfälligen Personen in Verbindung mit Drogen oder menschlichen Grundbegierden entstehen kann. Kaplan, A. (20094). The Conduct of Inquiry: Methodology for Behavioral Science. New Brunswick: Transaction Publ.

14 Tautologische Immunisierung
Die Bundesdrogenbeauftragte der Bundesregierung (Frau Dyckmans) verkündete alarmistisch per Pressemitteilung im September 2013, dass eine neue Studie bestätigt hat, dass es in Deutschland Internetabhängige gibt und berief sich auf die Studie zur „Prävalenz der Internetabhängigkeit – Diagnostik und Risikoprofile (PINTA-DIARI). Diese Studie ist ein Musterbeispiel für eine Immunisierungsstrategie, die sich dogmatisch gegen unvoreingenommene, kritische Überprüfung abzuschirmen versucht (Albert, 1991). Albert, A. (19915). Traktat über kritische Vernunft. Stuttgart: UTB.

15 Epidemiologie

16 Epidemiologie Die Autoren der PINTA-DIARI-Studie ( Bischof et al., 2013) führten eine Nachbefragung von 196 Personen durch, die im Durchschnitt 21,5 Monate davor im Rahmen einer repräsentativen Studie (PINTA-Studie, 2011) in einem Screening-Verfahren (CIUS) 21 oder mehr Punkte (Cut-off-Point 28) aufgewiesen hatten Die „Validierung“ der Verdachtsdiagnose erfolgte anhand der DSM-5 Kriterien (5 von 9 Kriterien) Sie kamen zu dem „Ergebnis“: „Die Prävalenzschätzung aus PINTA …konnte im Wesentlichen bestätigt werden.“ (a.a.O.: S. 4). Bischof, G.; Bischof, A.; Meyer, C.; John, U. & Rumpf, H.-J. (2013). Prävalenz der Internetabhängigkeit – Diagnostik und Risikoprofil (PINTA-DIARI). Lübeck: Kompaktbericht an das BMG Rumpf, H.-J.; Meyer, C.; Kreuzer, C. & John, U. (2011). Prävalenz der Internetabhängigkeit (PINTA). Lübeck und Greifswald: Bericht an das BMG.

17 Epidemiologie Die Autoren der PINTA-DIARI-Studie ( Bischof et al., 2013) führten eine Nachbefragung von 196 Personen durch, die im Durchschnitt 21,5 Monate davor im Rahmen einer repräsentativen Studie (PINTA-Studie, 2011) in einem Screening-Verfahren (CIUS) 21 oder mehr Punkte (Cut-off-Point 28) aufgewiesen hatten Die „Validierung“ der Verdachtsdiagnose erfolgte anhand der DSM-5 Kriterien (5 von 9 Kriterien) Sie kamen zu dem „Ergebnis“: „Die Prävalenzschätzung aus PINTA …konnte im Wesentlichen bestätigt werden.“ (a.a.O.: S. 4). Bischof, G.; Bischof, A.; Meyer, C.; John, U. & Rumpf, H.-J. (2013). Prävalenz der Internetabhängigkeit – Diagnostik und Risikoprofil (PINTA-DIARI). Lübeck: Kompaktbericht an das BMG Rumpf, H.-J.; Meyer, C.; Kreuzer, C. & John, U. (2011). Prävalenz der Internetabhängigkeit (PINTA). Lübeck und Greifswald: Bericht an das BMG.

18 Tautologische Immunisierung
14 Items der CIUS 9 Kriterien des DSM-5 Schwierigkeit, die Internetnutzung zu beenden Starkes Eingenommensein vom Internet Fortführung der Internetnutzung trotz Beendigungsabsicht Entzugserscheinungen wenn das Internetspielen entfällt Andere raten zur Konsumreduktion Toleranz – da Bedürfnis mehr Zeit mit Internetspielen zu verbringen Nutzung des Internets statt Zeit mit anderen Menschen zu verbringen Erfolglose Versuche, die Teilnahme am Internetspielen zu kontrollieren Schlafmangel aufgrund der Internetnutzung Interessenverlust an früheren Hobbys und Unterhaltung als Folge des Internetspielens Auch offline an das Internet denken Fortgesetztes Exzessive Internetspielen trotz des Wissens um psychosoziale Nachteile Sich auf die nächste Internetnutzung freuen Täuschen von Familienmitgliedern, Therapeuten und andere über das Ausmaß des Internetspielens An Reduktion der Internetnutzung denken Internetspielen, um negative Gefühle zu vermeiden oder zu vermindern Erfolglose Versuche, die Internetnutzung zu reduzieren Gefährdung oder Verlust wichtiger Beziehungen, des Arbeitsplatzes oder Zukunftschancen durch das Internetspielen Arbeiten oberflächlich erledigen, um schneller ins Internet zu gelangen Tägliche Verpflichtungen wegen des Internets vernachlässigen Das Internet nutzen, wenn man sich niedergeschlagen fühlt Das Internet nutzen, um Sorgen und negativen Gefühlen zu entfliehen Sich deprimiert oder irritiert fühlen, wenn man nicht ins Internet kann Man versteckt diese Ostereier… Rumpf, H.-J.; Meyer, C.; Kreuzer, A. & John, U. (2011). Prävalenz der Internetabhängigkeit (PINTA). Greifswald u. Lübeck: Bericht an das Bundesministerium für Gesundheit.

19 Tautologische Immunisierung
14 Items der CIUS 9 Kriterien des DSM-5 Schwierigkeit, die Internetnutzung zu beenden Starkes Eingenommensein vom Internet Fortführung der Internetnutzung trotz Beendigungsabsicht Entzugserscheinungen wenn das Internetspielen entfällt Andere raten zur Konsumreduktion Toleranz – da Bedürfnis mehr Zeit mit Internetspielen zu verbringen Nutzung des Internets statt Zeit mit anderen Menschen zu verbringen Erfolglose Versuche, die Teilnahme am Internetspielen zu kontrollieren Schlafmangel aufgrund der Internetnutzung Interessenverlust an früheren Hobbys und Unterhaltung als Folge des Internetspielens Auch offline an das Internet denken Fortgesetztes Exzessive Internetspielen trotz des Wissens um psychosoziale Nachteile Sich auf die nächste Internetnutzung freuen Täuschen von Familienmitgliedern, Therapeuten und andere über das Ausmaß des Internetspielens An Reduktion der Internetnutzung denken Internetspielen, um negative Gefühle zu vermeiden oder zu vermindern Erfolglose Versuche, die Internetnutzung zu reduzieren Gefährdung oder Verlust wichtiger Beziehungen, des Arbeitsplatzes oder Zukunftschancen durch das Internetspielen Arbeiten oberflächlich erledigen, um schneller ins Internet zu gelangen Tägliche Verpflichtungen wegen des Internets vernachlässigen Das Internet nutzen, wenn man sich niedergeschlagen fühlt Das Internet nutzen, um Sorgen und negativen Gefühlen zu entfliehen Sich deprimiert oder irritiert fühlen, wenn man nicht ins Internet kann …etwas später sucht man die eigenen Ostereier Bischof, G.; Bischof, A.; Meyer, C.; John, U. & Rumpf, H.-J. (2013). Prävalenz der Internetabhängigkeit – Diagnostik und Risikoprofil (PINTA-DIARI). Lübeck: Kompaktbericht an das Bundesministerium für Gesundheit.

20 Tautologische Immunisierung
14 Items der CIUS 9 Kriterien des DSM-5 Schwierigkeit, die Internetnutzung zu beenden Starkes Eingenommensein vom Internet Fortführung der Internetnutzung trotz Beendigungsabsicht Entzugserscheinungen wenn das Internetspielen entfällt Andere raten zur Konsumreduktion Toleranz – da Bedürfnis mehr Zeit mit Internetspielen zu verbringen Nutzung des Internets statt Zeit mit anderen Menschen zu verbringen Erfolglose Versuche, die Teilnahme am Internetspielen zu kontrollieren Schlafmangel aufgrund der Internetnutzung Interessenverlust an früheren Hobbys und Unterhaltung als Folge des Internetspielens Auch offline an das Internet denken Fortgesetztes Exzessive Internetspielen trotz des Wissens um psychosoziale Nachteile Sich auf die nächste Internetnutzung freuen Täuschen von Familienmitgliedern, Therapeuten und andere über das Ausmaß des Internetspielens An Reduktion der Internetnutzung denken Internetspielen, um negative Gefühle zu vermeiden oder zu vermindern Erfolglose Versuche, die Internetnutzung zu reduzieren Gefährdung oder Verlust wichtiger Beziehungen, des Arbeitsplatzes oder Zukunftschancen durch das Internetspielen Arbeiten oberflächlich erledigen, um schneller ins Internet zu gelangen Tägliche Verpflichtungen wegen des Internets vernachlässigen Das Internet nutzen, wenn man sich niedergeschlagen fühlt Das Internet nutzen, um Sorgen und negativen Gefühlen zu entfliehen Sich deprimiert oder irritiert fühlen, wenn man nicht ins Internet kann …dann findet man genau diese Ostereier und freut sich über das viele Forschungsgeld… Bischof, G.; Bischof, A.; Meyer, C.; John, U. & Rumpf, H.-J. (2013). Prävalenz der Internetabhängigkeit – Diagnostik und Risikoprofil (PINTA-DIARI). Kompaktbericht an das Bundesministerium für Gesundheit. Lübeck: Projektbericht.

21 Entsubjektivierung Weiterhin wird die Problematik mit Bezug auf das suchtspezifische Verlangen (Reiz-Reaktions-Versuche) auf klassische Konditionierungsmechanismen und deren neurobiologisch Grundlagen reduziert, statt mittels einer verhaltensökonomischen Perspektive die Entscheidung zwischen gegebenen Verhaltensalternativen mit unterschiedlichem Kosten-/Nutzen-Verhältnis im Entwicklungsprozess zu analysieren (Vuchinich & Tucker, 2003). Die kritische Psychologie (Holzkamp, 1993) hatte bereits allgemein darauf hingewiesen, das sich die SR-psychologischen Lernkonzepte nur auf Sondersituationen mit reduziertem Weltzugang und eingeschränkten Handlungsalternativen beziehen (a.a.O.:S. 67). Holzkamp, K. (1993). Lernen: Subjektwissenschaftliche Grundlegung. Frankfurt: Campus Vuchinich, R.E. & Heather, N. (2003). Choice, Behavioural Economics and Addiction. Amsterdam: Pergamon.

22 Reizsensibilität für suchtspezifische Reize

23 Sensitivität für suchtspezifische Reize
Janich (2009) kritisiert diesen methodischen Zugang: „ Zweckrationales Handeln, Handlungsverstehen in kommunikativen Zusammenhängen, Folgenverantwortlichkeit und vor allem die Autonomie der Peson werden durch die speziellen Verfahren der Beobachtung und der experimentellen Untersuchung ausgeblendet.“ (a.a.O.: S. 115). Warum sollte also eine süchtige Versuchperson auf einen suchtrelevanten Reiz in einem wissenschaftlichen Labor nicht mit einer starken Aktivierung des Belohnungszentrums reagieren? Im Alltagsleben reagiert diese Person jedoch, nach Einsicht in den Gesamtkontext süchtig oder nicht süchtig. Janich, P. (2009). Kein neues Menschenbild: Zur Sprache der Hirnforschung. Frankfurt/M.: Suhrkamp.

24 Bildgebende Verfahren
Alcoholics healthy controls Heinz, A. (2009). Neurobiologische Grundlagen der Alkoholabhängigkeit. Vortrag auf dem Akademischen Symposium „Suchtforschung als gesellschaftliche Herausforderung“ am in der Klinik u. Poliklinik f. Psychiatrie, Psychosomatik und Psychotherapie der Universität Wurzburg.

25 Lokalisatorischer Fehlschluss
Der Wissenschaftstheoretikerin Burri äußert zu den errechneten und auf Gehirne projizierten „farblichen Kleksen“: „Das sieht dann immer so schön klar und deutlich und abgegrenzt aus. … Weil es impliziert, dass genau dieses Gebiet in dieser Abgrenzung für etwas Bestimmtes … zuständig sei.“ (In Jäncke, 2010: S. 112). Nach Fuchs (2009) ist es völlig unklar, ob die untersuchten psychischen Erlebnisphänomene tatsächlich den farbig aufleuchtenden Strukturen entsprechen. Keine spezialisierte Gehirnregion ist allein in der Lage die komplexen Integrationsleistung zu vollbringen, die Bewusstseinsprozessen zugrunde liegen (lokalisatorischer Fehlschluss). Fuchs, T. (20092). Das Gehirn – ein Beziehungsorgan. Stuttgart: Kohlhammer L. Jäncke im Gespräch mit R.V. Burri (2010). Mehr Denken als Experimentieren: Bilder der Neurowissenschaft. Zeitschrift für Medienwissenschaft, 2(1),

26 Das Gehirn als Zentralorgan
Wenn das Gehirn süchtig spielt…* Mörsen, C.P. (2010). Wenn das Gehirn süchtig spielt…Neurobiologie pathologischen Glücksspiels. Vortrag auf der Fachtagung „Spielsucht“ am in der Christian-Doppler-Klinik Salzburg.

27 Mereologischer Fehlschluss
Von Janisch (2009) wird darauf hingewiesen, dass die Neurowissenschaftler ganz selbstverständlich die Begriffe ihrer Fachsprache „großzügig“ verwenden, ohne die Unterscheidung von Sprachebenen und die Klassifikationen von Sätzen nach Definition, Hypothese, empirischer Befunde etc. zu berücksichtigen. Dabei tritt ein mereologischer* Fehlschluss auf, indem das Gehirn pars pro toto als stellvertretender Teil des Ganzen steht: „Das Gehirn durchwandert eine Metamorphose vom anatomischen Fund unter der Schädeldecke über das Organ und das Zentralorgan zum autonomen Akteur.“ (a.a.O.: S. 96). * Mereologie bezieht sich auf das Verhältnis von Teil und Ganzem Janisch, P. (2009). Kein neues Menschbild: Zur Sprache der Hirnforschung. Frankfurt/M.: Suhrkamp.

28 Neurophilosophie „Den Geist auf das Gehirn zu beziehen ist, wie einen Pudding an die Wand nageln.“ (Tretter & Grünhut, 2010: S. 18). Northoff, G. (2009). Die Fahndung nach dem Ich: Eine neurophilosophische Kriminalgeschichte. München: Irsiana. Tretter, F. & Grünhut, C. (2010). Ist das Gehirn der Geist? Göttingen: Hogrefe.

29 Biomedikalisation Seit den 1990er Jahren hat sich das Konzept der Suchterkrankung als einer chronischen, rezidivierenden Hirnerkrankung (Hyman, 1994), die medikamentös behandelbar ist, zum Mainstream entwickelt. Die theoretischen, institutionellen und politischen Grundlagen und Folgen werden als „Biomedikalisation“ (Netherland, 2012) im Sinne eines reduktionistischen Suchtkonzeptes beschrieben. Eine Folge ist die neoliberale Anforderung an die selbstverantwortliche Lustregulation und Selbstregulation von Gesundheit durch das vereinzelte Individuum. Die De-Stigmatisierung beim Scheitern dieses Prozesses durch die Anerkennung als nicht verschuldete Erkrankung gilt jedoch nicht für soziale Randgruppen, die der Kriminalisierung unterliegen. Hyman, S. (1994) Why Does the Brain Prefer Opium to Broccoli? Harward Review of Psychiatry, 2(1), 43 – Netherland, J. (ed.). (2012). Critical Perspektives on Addiction. Howard House (UK). Emerald Group Publ.

30 Gesundheits(interessen)politik
„“Was im Rahmen des Glücksspielstaatsvertrages bereits umgesetzt wurde, ist für die weiteren Verhaltenssüchte zu schaffen: eine flächendeckende qualifizierte Beratungsstruktur mit klaren Impulsen für Forschung, Praxis und Prävention.“ (DGPPN, 2013: S. 8) Taskforce Verhaltenssüchte: K. Mann (Mannheim), M. Adams (Hamburg), N. Arnaud (Hamburg), A. Batra (Tübingen), M. Berner (Freiburg), S. Bleich (Hannover), J. Böning (Würzburg), M. De Zwaan (Hannover), M. Fauth-Bühler (Mannheim), I. Fiedler (Hamburg), U. Hartmann (Hannover), T. Hayer (Bremen), A. Heinz (Berlin), F. Kiefer (Mannheim), T. Leménager (Mannheim), G. Meyer (Bremen), Ch. Mörsen (Berlin), T. Mößle (Hannover), A. Müller (Hannover), F. Rehbein (Hannover), H.-J. Rumpf (Lübeck), N. Seiferth (Berlin), B. Th. Te Wildt (Bochum), R. Thomasius (Hamburg-Eppendorf), K. Wölfling (Mainz), W. Maier (Bonn) Es stellt sich die Frage, ob für die Droge PC/Internet ein staatliches Monopol wie beim Glücksspielen eingerichtet werden sollte oder gar eine Regulierung im Rahmen des Betäubungsmittelgesetzes (BtMG) zu erwägen ist. Deutsche Gesellschaft für Psychiatrie und Psychotherapie, Psychosomatik und Nervenheilkunde. (2013). Neue Süchte: Glücksspiel-, Internet-, Computerspielsucht: Wachsende Problemfelder. Psyche im Focus. Das Magazin der DGPPN, 1/2013, 8.

31 Gesundheits(interessen)politik
Deutsche Gesellschaft für Psychiatrie und Psychotherapie, Psychosomatik und Nervenheilkunde. (2013). Neue Süchte: Glücksspiel-, Internet-, Computerspielsucht: Wachsende Problemfelder. Psyche im Focus. Das Magazin der DGPPN, 1/2013, 8.

32 Gesundheits(interessen)politik
Including gaming disorder in the ICD-11: The need to do so from a clinical and public health perspective Rumpf Hans-Jürgen Achab Sophia Billieux Joël Bowden-Jones Henrietta Carragher Natacha Demetrovics Zsolt Higuchi Susumu King Daniel L. Mann Karl Potenza Marc Saunders John B. Abbott Max Ambekar Atul Aricak Osman Tolga Assanangkornchai Sawitri Bahar Norharlina Borges Guilherme Brand Matthias Chan Elda Mei-Lo Chung Thomas Derevensky Jeff Kashef Ahmad ElFarrell Michael Fineberg Naomi A. Gandin Claudia Gentile Douglas A. Griffiths Mark D. Goudriaan Anna E. Grall-Bronnec Marie Hao Wie Hodgins David C. Ip Patrick Király Orsolya Lee Hae Kook Kuss Daria Lemmens Jeroen S. Long Jiang Lopez-Fernandez Olatz Mihara Satoko Petry Nancy M. Pontes Halley M. Rahimi-Movaghar Afarin Rehbein Florian Rehm Jürgen Scafato Emanuele Sharma Manoi Spritzer Daniel Stein Dan J. Tam Philip Weinstein Aviv Wittchen Hans-Ulrich Wölfling Klaus Zullino Daniele Poznyak Vladimir Journal of Behavioral Addictions:

33 Das alles und noch viele mehr: www.joerg-petry.de


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