Präsentation herunterladen
Die Präsentation wird geladen. Bitte warten
Veröffentlicht von:Elmar Melsbach Geändert vor über 6 Jahren
1
Grundbegriffe der Allgemeinen Heilpädagogik „Behinderung“
Hans-Peter Eurich
2
Übersicht Vorverständnis / Annäherung 1. Begriffsentwicklung
2. Paradigmen nach Bleidick (1977) 3. GA „Kennzeichen/Def.“ 4. ICIDH 1 und 2, ICF Hans-Peter Eurich
3
1. Begriffsentwicklung Von niederdeutsch „gehindert“
mhd + Luther: Sache nach hinten stellen § : „hindern“ 20. Jh. Anwendung auf Sonderpädagogik 1906 Bielsalski „Krüppelzählung“ nach 1918 Kriegsbeschädigte vs Krüppel Hans-Peter Eurich
4
Einbürgerung des Begriffs
1938: Reichsschulpflichtgesetz: Schulpflicht für gesitig und körperlich behinderte Kinder Verweis auf Hilfsschulen Rassenwahn, Erbgutbetonung, Ermordung 1950/1957 Körperbehindertengesetz ersetzt „Krüppel“ konsequent durch Körperbehindert Anwendung auf andere Gebiete (Sprachbehinderte) 1961 BSHG Hans-Peter Eurich
5
Einzug in die Heilpädagogik
Egenberger (1958) Heilpädagogik. Eine Einführung 1. Verwendung Enzyklopädisches Handbuch der Sonderpädagogik (Heese/Wegener ed. 1965/1969) verwendet Begriff hingegen noch nicht! Hans-Peter Eurich
6
Verwendung als Oberbegriff
Bleidick 1972 Behindertenpädagogik Theoret. Klammer zwischen den einzelnen sonderpädagogischen Disziplinen 1981 UN: Jahr der Behinderten Seit Ende der 1980er: Kritik Hans-Peter Eurich
7
Kritik des Begriffs z.B. Speck: wegen Konzentration auf Negativphänomene 1980 WHO: ICIDH Impairment Disability Handicap Im dt. unterschiedliche Übersetzung --> erhöht Begriffsvielfalt Täuscht Dauerhaftigkeit der Störung vor 1997 WHO: Weiterentwicklung zu ICIDH 2 (ICF) Hans-Peter Eurich
8
Wandlung des Begriffs Defektologische Orientierung wird zugunsten einer sozialaktiven Einstellung revidiert. Relativität des Begriffs wird herausgestellt soziale Folgeerscheinungen sind differenzierter und unterschiedlich wirksam hängt von Reaktionen des Umfeldes ab Kobi: Erschütterung der sozialen Homöostase Erz.-wiss.: Mensch mit beeinträchtigter und beeinträchtigenden Erziehungsverhältnissen steht im Vordergrund Hans-Peter Eurich
9
2. Paradigmen zur Erklärung von „Behinderung“
Paradigma Behinderung als Behinderung ist Hans-Peter Eurich
10
2. Paradigmen zur Erklärung von „Behinderung“
Med. fassbarer Sachverhalt Paradigma Behinderung als Behinderung ist Hans-Peter Eurich
11
2. Paradigmen zur Erklärung von „Behinderung“
Med. Kategorie Med. fassbarer Sachverhalt Paradigma Behinderung als Behinderung ist Hans-Peter Eurich
12
2. Paradigmen zur Erklärung von „Behinderung“
Indiv.-theoret. Med. Kategorie Med. fassbarer Sachverhalt Paradigma Behinderung als Behinderung ist Hans-Peter Eurich
13
2. Paradigmen zur Erklärung von „Behinderung“
Zuschreibung soz. Erwartungen Indiv.-theoret. Med. Kategorie Med. fassbarer Sachverhalt Paradigma Behinderung als Behinderung ist Hans-Peter Eurich
14
2. Paradigmen zur Erklärung von „Behinderung“
Etikett Zuschreibung soz. Erwartungen Indiv.-theoret. Med. Kategorie Med. fassbarer Sachverhalt Paradigma Behinderung als Behinderung ist Hans-Peter Eurich
15
2. Paradigmen zur Erklärung von „Behinderung“
interaktionistisch Etikett Zuschreibung soz. Erwartungen Indiv.-theoret. Med. Kategorie Med. fassbarer Sachverhalt Paradigma Behinderung als Behinderung ist Hans-Peter Eurich
16
2. Paradigmen zur Erklärung von „Behinderung“
Systemerzeugnis schul. Differenz. interaktionistisch Etikett Zuschreibung soz. Erwartungen Indiv.-theoret. Med. Kategorie Med. fassbarer Sachverhalt Paradigma Behinderung als Behinderung ist Hans-Peter Eurich
17
2. Paradigmen zur Erklärung von „Behinderung“
Systemfolge Systemerzeugnis schul. Differenz. interaktionistisch Etikett Zuschreibung soz. Erwartungen Indiv.-theoret. Med. Kategorie Med. fassbarer Sachverhalt Paradigma Behinderung als Behinderung ist Hans-Peter Eurich
18
2. Paradigmen zur Erklärung von „Behinderung“
systemtheoret. Systemfolge Systemerzeugnis schul. Differenz. interaktionistisch Etikett Zuschreibung soz. Erwartungen Indiv.-theoret. Med. Kategorie Med. fassbarer Sachverhalt Paradigma Behinderung als Behinderung ist Hans-Peter Eurich
19
2. Paradigmen zur Erklärung von „Behinderung“
Durch Gesell-schaft gemacht systemtheoret. Systemfolge Systemerzeugnis schul. Differenz. interaktionistisch Etikett Zuschreibung soz. Erwartungen Indiv.-theoret. Med. Kategorie Med. fassbarer Sachverhalt Paradigma Behinderung als Behinderung ist Hans-Peter Eurich
20
2. Paradigmen zur Erklärung von „Behinderung“
Gesellschafts-produkt Durch Gesell-schaft gemacht systemtheoret. Systemfolge Systemerzeugnis schul. Differenz. interaktionistisch Etikett Zuschreibung soz. Erwartungen Indiv.-theoret. Med. Kategorie Med. fassbarer Sachverhalt Paradigma Behinderung als Behinderung ist Hans-Peter Eurich
21
2. Paradigmen zur Erklärung von „Behinderung“
gesellschafts-theoretisch Gesellschafts-produkt Durch Gesell-schaft gemacht systemtheoret. Systemfolge Systemerzeugnis schul. Differenz. interaktionistisch Etikett Zuschreibung soz. Erwartungen Indiv.-theoret. Med. Kategorie Med. fassbarer Sachverhalt Paradigma Behinderung als Behinderung ist Hans-Peter Eurich
22
3. Kennzeichnungen des Begriffs
1. Der medizinische Ansatz Das klassische medizinisch geprägte Verständnis sieht als entscheidendes Merkmal einer Behinderung eine Krankheit, Schädigung oder Funktionsbeeinträchtigung. Im Mittelpunkt steht das Problem einer Person, das unmittelbar durch eine gesundheitliche Einschränkung ausgelöst wird: der Mensch im Rollstuhl ist körperbehindert, der Schizophrene psychisch krank und das Mädchen mit Trisomie 21 geistig behindert. Behinderung gilt in dieser Betrachtung häufig als Defizit und fachliche Unterstützung zielt auf Heilung des Menschen oder, wenn dies nicht möglich ist, auf therapeutische Kompensierung. Eine Frau, der nach einem Motorradunfall das linke Bein amputiert werden muss, werden beispielsweise eine Prothese und begleitende physiotherapeutische Maßnahmen verschrieben. Hans-Peter Eurich
23
3. Kennzeichnungen des Begriffs
2. Deutscher Bildungsrat (1973): „Als behindert im erziehungswissenschaftlichen Sinne gelten alle Kinder, Jugendlichen und Erwachsenen, die in ihrem Lernen, im sozialen Verhalten, in der sprachlichen Kommunikation oder in den psychomotorischen Fähigkeiten so weit beeinträchtigt sind, daß ihre Teilhabe am Leben der Gesellschaft wesentlich erschwert ist. Deshalb bedürfen sie besonderer pädagogischer Förderung. Behinderungen können ihren Ausgang nehmen von Beeinträchtigungen des Sehens, des Hörens, der Sprache, der Stütz- und Bewegungsfunktionen, der Intelligenz, der Emotionalität, des äußeren Erscheinungsbildes sowie von bestimmten chronischen Krankheiten. Häufig treten Mehrfachbehinderungen auf...“ (Deutscher Bildungsrat 1973, 32) Hans-Peter Eurich
24
3. Kennzeichnungen des Begriffs
3. Sozialrechtlicher Ansatz (§ 2 Abs. 1 SGB IX): „Menschen sind behindert, wenn ihre körperliche Funktion, geistige Fähigkeit oder seelische Gesundheit mit hoher Wahrscheinlichkeit länger als sechs Monate von dem für das Lebensalter typischen Zustand abweichen und daher ihre Teilhabe am Leben in der Gesellschaft beeinträchtigt ist. Um als Behinderter anerkannt zu werden und einen entsprechenden Ausweis zu erhalten, ist ein Antrag beim zuständigen Versorgungsamt erforderlich. Hans-Peter Eurich
25
3. Kennzeichnungen des Begriffs
4. ICIDH (1980) Aufgrund einer Erkrankung, angeborenen Schädigung oder eines Unfalls als Ursache entsteht ein dauerhafter gesundheitlicher Schaden (impairment). Der Schaden führt zu einer funktionalen Beeinträchtigung der Fähigkeiten und Aktivitäten des Betroffenen (disability). Die soziale Beeinträchtigung (handicap) ist Folge des Schadens und äußert sich in persönlichen, familiären und gesellschaftlichen Konsequenzen. Hans-Peter Eurich
26
3. Kennzeichnungen des Begriffs
5. Der soziale Ansatz (I) In der medizinischen Wahrnehmung weicht der Mensch mit Behinderung von unseren Erwartungen ab. Er ist irgendwie anders und zwar in einer Form, die nicht wünschenswert ist, wenn er seinen Platz in der Leistungsgesellschaft ausfüllen soll. Was allerdings als Abweichung gilt, ist keineswegs eindeutig. Sehr deutlich wird dies z.B. an der Kategorie "Lernbehinderung". Diese, die in unserem Schulsystem z. B. bei erheblichen Schwierigkeiten des Erlernens der Kulturtechniken Lesen und Schreiben auffällig wird, bleibt in Ländern mit einer hohen Analphabetenrate vermutlich unauffällig. "Die Definierung eines sozialen Tatbestandes oder Merkmals als 'abweichend' hängt jedenfalls ganz entscheidend von der jeweiligen Werte- und Normenstruktur ab" (CLOERKES 2001, 74). Da, wo Lesen und Schreiben als Selbstverständlichkeit gilt, ist Analphabetismus sozial unerwünscht und geächtet, anderswo ist die Reaktion darauf kaum bedeutsam. Behinderung kann demnach auch als Form der sozialen Etikettierung verstanden werden (BERGEEST 2000). Hans-Peter Eurich
27
3. Kennzeichnungen des Begriffs
6. Der soziale Ansatz (II) CLOERKES (2001, 75) definiert Behinderung entsprechend "als eine dauerhafte und sichtbare Abweichung im körperlichen, geistigen oder seelischen Bereich, der allgemein ein ausgeprägt negativer Wert zugeschrieben wird. Ein Mensch ist 'behindert', wenn erstens eine solche Abweichung von wie auch immer definierten gesellschaftlichen Erwartungen vorliegt und wenn zweitens deshalb negativ auf ihn reagiert wird. Es kommt also auf die 'soziale Reaktion' an, sie 'schafft' Behinderung und Behinderte." Behinderung entsteht insofern erst in der Auseinandersetzung des Individuum mit seiner sozialen Umwelt und ist zugleich immer mit einer Identitätszuschreibung verbunden, die den Blick auf bestimmte Eigenschaften verengt (BERGEEST 2000, CLOERKES 2001). Hans-Peter Eurich
28
3. Kennzeichnungen des Begriffs
7. ICIDH 2 (ICF) Die neue Klassifikation der WHO stellt in diesem Zusammenhang eine eher übergreifende Sichtweise dar und beruht auf der Integration des medizinischen und des sozialen Paradigmens. Daher soll dieses System im Exkurs näher beschrieben werden. Hans-Peter Eurich
Ähnliche Präsentationen
© 2025 SlidePlayer.org Inc.
All rights reserved.