Die Präsentation wird geladen. Bitte warten

Die Präsentation wird geladen. Bitte warten

Dr. Martin List, LG Politikwissenschaft II

Ähnliche Präsentationen


Präsentation zum Thema: "Dr. Martin List, LG Politikwissenschaft II"—  Präsentation transkript:

1 Dr. Martin List, LG Politikwissenschaft II
Forschungsdesign Hinweise für Haus- und BA-Abschlussarbeiten im Teilgebiet Internationale Politik Dr. Martin List, LG Politikwissenschaft II

2 Gliederung Forschungfrage Theoriebezug
Herleitung und Formulierung von Hypothesen Prüfaspekte Methoden und Daten Exposé und Darstellung in der endgültigen Arbeit Hinweis: Die Erläuterung erfolgt im Hinblick auf eine Arbeit, die erklärende Hypothesen prüft – der Regelfall. Es mag in besonderen Fällen Anlass zu einer anderen Vorgehensweise geben. Dies sollte im Wege der Exposé-Beratung geklärt werden. LG Politikwissenschaft II: Internationale Politik

3 Forschungsfrage – Was will ich erklären?
abhängige Variable/Explanandum (= lat.: das Zu-Erklärende) allgemein bekanntes oder (kurz) zu schilderndes Faktum z.B. Annexion der Krim vs. russisches Verhalten in der Krim-Krise (worin besteht es?) Formulierung der Frage: Was erklärt …? Warum kam es zu …? Wie lässt sich … erklären? Ungünstig: Wie kam es, dass …? (könnte reine Beschreibung ergeben) Die Leitfrage zielt also auf Erklärung (nicht nur Beschreibung). LG Politikwissenschaft II: Internationale Politik

4 Theoriebezug vermutete Antworten auf die Forschungs- oder Leitfrage sollten nicht ‚aus dem hohlen Bauch‘ kommen vielmehr dienen vorhandene (Groß-)Theorien mit ihrer Erklärungsstrategie dazu, solche vermuteten Erklärungen zu entwickeln ( = Hypothesen herzuleiten) Auswahl geeigneter Theorie und Darlegung ihrer Erklärungsstrategie im Allgemeinen (Großtheorien) auch ‚Vorturn‘-Charakter hinsichtlich Vertrautheit mit Theorie(n) LG Politikwissenschaft II: Internationale Politik

5 Hypothesen – Herleitung und Formulierung
Herleitung (besser als: Ableitung) ist kein formaler, rein formallogischer Akt, sondern ein (zentraler) kreativer Akt der Wissenschaft Frage: Was folgt aus der (dargelegten) Erklärungslogik der Theorie für den konkreten Fall? Formulierung der Hypothese(n): so kurz und klar wie möglich Aufnahme geeigneter theoretischer Stichwörter kann den theoretischen Hintergrund der Hypothese verdeutlichen; geeignete Stichwörter können auch schon auf Prüfaspekte der Hypothese verweisen. LG Politikwissenschaft II: Internationale Politik

6 Ein Beispiel zur Herleitung von Hypothesen:
Institutionalistische Erklärung für Deutschlands Streben nach dauerhaftem Sitz im UNO-Sicherheitsrat (UNSR) Erklärungsstrategie des Institutionalismus allgemein: Eine institutionalistische Erklärung argumentiert generell mit der Wirkung internationaler Institutionen auf Außenpolitik bzw. den Ablauf internat. Politik. Was an der UNO könnte Deutschlands Agieren beeinflussen? das Ziel: UNSR ist wichtig = erstrebenswertes Ziel aufgrund seiner institutionell (in der UN-Charta) zugeschriebenen Kompetenzen; aufgrund der ebenfalls institutionell festgeschriebenen Abstimmungsregeln ergibt sich, wen D sich gewogen machen muss (wie viele Staaten, welche)? LG Politikwissenschaft II: Internationale Politik

7 Aus diesen beiden Überlegungen ließen sich zwei Hypothesen herleiten:
H1: D strebt nach dauerndem UNSR-Sitz, weil ein solcher ihm Einfluss auf wichtige Entscheidungen brächte. Dass D seinen Einfluss zu erweitern sucht, folgt eher aus der eigennützigen Handlungslogik des Realismus; dass aber überhaupt ein internationales Gremium solchen Einfluss zu vermitteln vermag, ist für den Realismus eher überraschend. Wie lässt es sich erklären? (-> Lösungshinweise) H2: D wirbt im Vorfeld gezielt um Zustimmung unter EU-Partnern, Staaten des Südens (bei denen es durch UN-freundliches Verhalten und entwicklungspolit. Beistand ‚gut Wetter‘ machen kann); entscheidend jedoch ist die Haltung der 5 ständigen Mitglieder (P5). Interessanter Weise kommt Widerstand zuweilen aus überraschender Richtung – z. B. aus Italien (tatsächlich – warum?) oder Frankreich (womöglich – warum?) oder den USA (warum?). (-> Lösungshinweise) LG Politikwissenschaft II: Internationale Politik

8 Das Beispiel verweist auch darauf, dass Theorien und ihre Erklärungsstrategien einander durchaus sinnvoll ergänzen können. Versuchen Sie einmal, zusätzlich eine konstruktivistische Hypothese zur Erklärung von Deutschlands Streben nach dauerndem UNSR-Sitz zu formulieren! Hinweis: Die Erklärungsstrategie des Konstruktivismus besagt, dass ‚weiche‘ Faktoren (wie Normen, Einstellungen [z.B. in der Bevölkerung], Sichtweisen [von Problemen] oder Selbst- und Fremd-Bilder [z.B. Feind-Bilder]) den Ablauf internationaler Politik bzw. außenpolitisches Verhalten beeinflussen (und also auch erklären) können. (-> Lösungshinweise) LG Politikwissenschaft II: Internationale Politik

9 2 Beispiele für die Formulierung von Hypothesen mittels geeigneter Stichwörter:
„Verhalten V ist zu erklären als eine Maßnahme der Abschreckung“ lässt einen realistischen Hintergrund der Hypothese erkennen – dementsprechend sollte bei der Herleitung der Hypothese auf realistische Literatur zur Abschreckung und ihrer Logik eingegangen werden. „Verhalten V ist aufgrund des verbreiteten Nationalismus (oder noch deutlicher: vor dem Hintergrund verbreiteter nationalistischer Einstellungen) zu erklären.“ lässt den konstruktivistischen Hintergrund der Hypothese erkennen (da es zur generellen Erklärungsstrategie des Konstruktivismus gehört, dass verbreitete Einstellungen Außen- bzw. internationale Politik beeinflussen). Zugleich ist klar, dass zur Prüfung dieser Hypothese etwas über die Verbreitung eben nationalistischer Einstellungen herausgefunden werden muss. Ergänzende Bemerkung: Eventuell wäre es günstig, die Hypothese noch spezifischer zu formulieren: Auf wessen Einstellungen kommt es an? Die der Entscheidungsträger*innen? Oder die in (welchen?) Teilen der Bevölkerung? Falls letzteres: Warum, wie, wirkt sie sich auf Außenpolitik aus? Die Antwort hierauf könnte die Ergänzung der konstruktivistischen Hypothese z.B. durch eine Hypothese über innenpolitische Mechanik nahelegen („vor dem Hintergrund des laufenden Wahlkampfes“ etwa). LG Politikwissenschaft II: Internationale Politik

10 Prüfaspekte Ein wichtiger weiterer Schritt nach der Formulierung der Hypothese(n) ist: Überlegen Sie, was denn der Fall sein müsste, sich zeigen lassen müsste, sollte die Hypothese zutreffend sein. Das ergibt die sog. Prüfaspekte, die Sie vorab benennen sollten und die dann die Prüfung der Hypothese im empirischen Hauptteil strukturieren. Der empirische Hauptteil der Arbeit hat also abstrakt folgende Struktur: Prüfung der 1. Hypothese: Aspekt 1 Aspekt 2 Aspekt 3 (unter der Annahme, dass Sie sich z.B. 3 Prüfaspekte überlegt haben) Zwischenfazit daraus hinsichtlich H1 (und, so Sie 2 Hypothesen prüfen, analog für H2). LG Politikwissenschaft II: Internationale Politik

11 Noch zwei Anmerkungen zur Hypothesenprüfung:
(1) Die Prüfung erfolgt ergebnisoffen. Es kommt nicht darauf an, die Hypothese ‚auf Biegen und Brechen‘ (oder gar manipulativ, etwa durch ‚Daten-Frisieren‘) zu belegen. Die Widerlegung einer (zunächst) plausibel erscheinenden Hypothese (oder zumindest ihre Nicht-Bestätigung) kann sehr informativ sein! (2) Die (Prüf-)Aspekte-Suche entspricht etwa der nach den Indizien in einem Indizien-Beweis. Bsp.: Sollte das Aussterben der Saurier auf Meteoriten-Einschlag (und dadurch ausgelöste Erdabkühlung aufgrund aufgewirbelten Staubs) zurückzuführen sein, müssten sich z.B. … ausreichend große Krater von passendem Alter finden lassen; und/oder anhand Eis-Bohrkernen eine Klima-Abkühlung im relevanten Zeitraum belegen lassen. LG Politikwissenschaft II: Internationale Politik

12 Methoden/Daten Spätestens damit ist es Zeit für methodische Überlegungen, also solche zum Vorgehen: Meist werden Sie sich für eine eher qualitative Einzelfallstudie entschieden haben. Im Prinzip möglich wäre jedoch auch der quantitative Vergleich vieler Fälle, was freilich quantitative Information über internationale Politik voraussetzt (gibt es z.B. in Kriegs- oder allgemeiner Ereignis-Datenbanken); zur Anwendung kommen dann Verfahren der schließenden Statistik; oder der qualitative Fall-Vergleich (z.B. dt. und franz. Politik in Mali im Vergleich); zu bedenken dabei: die Begrenzungen an Arbeitszeit und Umfang der Arbeit, und: der Aufwand muss gerechtfertigt sein/werden (Warum gerade dieser Vergleich? Warum überhaupt Vergleich – worin liegt der erhoffte Mehrwert?). Dies sollte ggf. schon eingangs der Arbeit angekündigt und in einem Methoden-Passus näher begründet werden. LG Politikwissenschaft II: Internationale Politik

13 Daten Auf jeden Fall werden Sie mit (geeigneten) Daten arbeiten (müssen). Dabei gilt: Daten sind, entgegen dem Wortlaut, nicht einfach gegeben (lat. Datum = das Gegebene); sondern werden nach methodischen Regeln erhoben/erzeugt/allenfalls noch: konstruiert (jedoch nicht: erfunden!). Pragmatisch sollten Sie, gerade im IB-Bereich, sehen, welche Art Daten schon aufbereitet wurden und (auch konkret für Sie: ganz pragmatischer, aber wichtiger Aspekt!) verfügbar/erreichbar sind. Bsp.: Ein Tiefeninterview mit zentralen Entscheidungsträger*innen (Frau Merkel; Frau von der Leyen) werden Sie kaum erhalten; deskriptive Statistiken (Außenhandel, Rüstungsexporte) oder der Wortlaut von Verträgen sind oft leicht(er) verfügbar; auch wiss. Sekundärliteratur bietet sie (z.B. Umfragedaten; z.T. sind solche auch unmittelbar online zugänglich). Wichtig: Machen Sie sich klar, welche Art Daten prinzipiell für Ihre Belange in Frage kommt! Bsp.: Öffentliche, z.B. auf Homepages verkündete Motive müssen nicht grundsätzlich gelogen (geschönt) sein; sie sind jedoch selten die ganze Wahrheit. -> quellenkritisches Vorgehen! LG Politikwissenschaft II: Internationale Politik

14 Exposé und Darstellung in der endgültigen Arbeit
In der Beratungsphase arbeiten Sie im Austausch mit dem/der Betreuer/in an einem sog. Exposé, das zu allen bisher behandelten Punkten und auch in dieser Reihenfolge Stellung nehmen sollte (ergänzt um eine vorläufige Literatur-Liste). Für die endgültige Arbeit gilt: Die Einleitung sollte eingehen auf die Leitfrage (Wortlaut) und ihren fachlichen Belang, die in Anschlag gebrachte(n) Theorie(n), die Zahl (mindestens) oder auch schon den Wortlaut der Hypothesen sowie die Art der Informations- (Daten-)Grundlage bei der Prüfung. LG Politikwissenschaft II: Internationale Politik

15 Dass Sie sich zu all diesen Punkten vorab Gedanken gemacht haben und auch dazu, dass sie zu einander passen: die Theorie(n) zur Leitfrage, die Hypothesen zur Erklärungsstrategie der Theorie(n) und zur Leitfrage (auf diese sollten sie eine Antwort darstellen!), die (Art der) Daten zu den Prüf-Aspekten der Hypothese(n) das zeigt, dass Sie planvoll vorgegangen sind, und genau deshalb sprechen wir auch von Forschungsdesign. LG Politikwissenschaft II: Internationale Politik

16 Damit wird Ihr Forschungsdesign
Wenn Sie sich erfolgreich ein solches Forschungsdesign ausgedacht haben und dieses auch erfolgreich umgesetzt haben, achten Sie darauf, dass dies auch in der Darstellung der endgültigen Arbeit sichtbar wird: tun Sie nicht einfach ‚irgendetwas‘, sondern kündigen Sie an, was Sie zu tun gedenken; lassen Sie die Leserin/den Leser teilhaben an Ihren Überlegungen, warum Sie so und so vorgehen (= methodische Bemerkungen im weitesten Sinne; auch kritisches Erwägen: Vor- und mögliche Nachteile dabei); bringen Sie (Zwischen- und End-)Resümees dazu, was Sie glauben gezeigt zu haben (wir gleichen Ihre Ankündigungen, Ihr Vorgehen und Ihr Resümee miteinander ab – wichtiger Aspekt der Bewertung der Arbeit!); Unterstützen Sie, wo dies sinnvoll ist, Ihre Ausführungen durch ansprechende grafische Elemente (z.B. Pfeildiagramme über angenommene ursächliche Zusammenhänge; (Land-) Karten; statistische Tabellen oder Grafiken; ggf., bei größerem Umfang, in einem Anhang zur Arbeit). Damit wird Ihr Forschungsdesign auch in der Arbeit zur Geltung gebracht und sichtbar. LG Politikwissenschaft II: Internationale Politik


Herunterladen ppt "Dr. Martin List, LG Politikwissenschaft II"

Ähnliche Präsentationen


Google-Anzeigen