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Probleme empirischer Sozialforschung

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Präsentation zum Thema: "Probleme empirischer Sozialforschung"—  Präsentation transkript:

1 Probleme empirischer Sozialforschung
SS2006 / LV 0361 Methoden I - BW Nadine Precht

2 1. Probleme selektiver Wahrnehmung

3 1) Pseudo-Regelmäßigkeiten
Ergänzen Sie diese Zahlenreihe: 1, 1, 2, 3, 5, 8… 13 (Fibonacci-Serie)

4 1) Pseudo-Regelmäßigkeiten
1, 5, 8, 26, 29, 34… Lottozahlen vom 19. März 2006  Menschen verspüren starke Neigung, Regelmäßigkeiten auch dort zu erkennen, wo objektiv keine Zusammenhänge existieren.

5 2) Erwartungsabhängige Beobachtung
Erwartungshaltungen und Vorurteile Soziale Wertschätzungen und Normen Konformitätsdruck können Beobachtungsergebnisse beeinflussen.

6 2) Erwartungsabhängige Beobachtung
Beispiel 1: Der Durchmesser von Geldmünzen wird im Vergleich zu neutralen Objekten wie Pappscheiben eher überschätzt, und zwar umso stärker, je höher der Wert der Münzen ist und je weniger wohlhabend die Versuchsperson ist.

7 2) Erwartungsabhängige Beobachtung
Beispiel 2: Experiment von Asch (1951): Versuchspersonen waren angewiesen, Länge einer Linie anhand von drei Vergleichslinien zu bestimmen und passende Vergleichslinie anzugeben. In den Gruppen befand sich aber nur jeweils eine “echte” Versuchsperson. Die als Versuchsperson getarnten Mitarbeiter lieferten übereinstimmende Fehlurteile ab.  Nur 13 von 50 “echten” Versuchspersonen gaben fehlerfreie Schätzung ab. (Zum Vergleich die Kontrollgruppe ohne Konformitätsdruck: minimale Fehlerrate: 35 von 37 Personen konnten die Aufgabe korrekt lösen)

8 3) Selektive Wahrnehmung
Im sozialen Alltagsleben sind Wahrnehmungen notwendigerweise selektiv. Es werden bevorzugt jene Wahrnehmungen registriert, die lieb gewonnene Vorurteile und Hypothesen bestätigen.

9 3) Selektive Wahrnehmung
Führt zum Problem des Bestätigungsbias (Bias = Verzerrung) a) infolge gefilterter Wahrnehmung Problem der kognitiven Dissonanz: Tendenz, Informationen auszuwählen, die eine getroffene Entscheidung als richtig erscheinen lassen, während gegenteilige Informationen abgewehrt oder nicht beachtet werden.

10 3) Selektive Wahrnehmung
b) infolge “sich selbst erfüllender Prognosen” Beispiel: Richter glaubt, Täter aus der Unterschicht weist höheres Rückfallrisiko auf  Angeklagter wird aufgrund der ungünstigen Rückfallprognose zu Gefängnis ohne Bewährung statt Bewährungsstrafe verurteilt  erst der Gefängnisaufenthalt erhöht Rückfallrisiko  Täter aus der Unterschicht weist wirklich höheres Rückfallrisiko auf Ergebnis: Die falsche Hypothese des Gerichts wird aufgrund der falschen Prognose bestätigt

11 Bestätigungsbias Beispiel:
Hypothese: Wiener sind bessere Autofahrer als Burgenländer  Einfache Prüfung durch Datenauswertung mittels Kreuztabelle X = Herkunft des Fahrers Y = Fahrvermögen

12 Untersuchungsdesign schließt kein Feld von vornherein aus
Personen, die den Feldern I und IV zugewiesen werden können, bestätigen Hypothese, Personen in II und III falsifizieren H. Hypothese gilt als bestätigt, wenn Produkt I * IV > II * III Untersuchungsdesign schließt kein Feld von vornherein aus Bestätigungsbias: Selektive Alltagswahrnehmung überschätzt Felder I und IV und unterschätzt Felder II und III

13 4) Deduktionsfehler Das intuitive Denken zieht sehr häufig irrtümliche Schlussfolgerungen, insbesondere bei Annahmen, die sich auf Wahrscheinlichkeiten beziehen. Gerade diese Schätzung von Wahrscheinlichkeiten und sich daraus ergebende Schlussfolgerungen spielen allerdings in der empirischen Sozialforschung eine wichtige Rolle.

14 Beispiel: AIDS-Test habe „Falsch-negativ“ Fehlerquote von 0% und „Falsch-positiv“ Fehlerquote von 1% (d.h. Test zeigt bei Infektion mit 100%iger Sicherheit „HIV-positiv“ an, bei Nicht-Infektion mit 99%iger Sicherheit „HIV-negativ“) Wie hoch ist die Wahrscheinlichkeit, dass ein Testergebnis falsch-positiv ist? 90,9%

15 Lösungsweg: Annahme: Test an 1 Mill. Menschen. Durchschnittlich davon sind tatsächlich HIV-positiv. Bei den verbleibenden Personen wird bei einer „Falsch-negativ“ Fehlerquote von 1% in weiteren Fällen ein positives Testergebnis registriert. Insgesamt registriert der Test also =10.990mal „HIV-positiv“, davon in Fällen bzw. 90,9% aller positiven Testresultate zu Unrecht.

16 Prozentsatz stark abhängig vom Anteil der tatsächlich Erkrankten:
Bei tatsächlich Erkrankten beträgt die Wahrscheinlichkeit einer Fehldiagnose: 49,8% Bei tatsächlich Erkrankten nur noch 8,3%

17 Probleme selektiver Wahrnehmung
Fazit: Auch Wissenschaftler können sich nicht von den psychologischen Gesetzmäßigkeiten selektiver Wahrnehmung, erwartungsgesteuerten Beobachtungen oder intuitiven Fehlern bei Ableitungen freisprechen, wie sie im Alltagsdenken auftreten. Der Hauptunterschied zur Alltagswahrnehmung liegt allerdings darin, dass Fehlerquellen wie der Bestätigungsbias mit geeigneten Methoden der emp. Sozialforschung kontrolliert werden können.

18 2. Probleme der Prüfung von Hypothesen

19 Problem: Verzerrungseffekte durch
1) Selbstselektion: Probanden werden aufgrund eines bestimmten Attributs statt zufällig ausgewählt 2) Versuchsleitereffekt: Unbewusstes Lenken der Versuchspersonen in eine bestimmte Richtung (um zu prüfende Hypothese zu bestätigen) 3) Scheinkorrelationen/Drittvariablenproblem: Ein nicht-kausaler Zusammenhang zwischen zwei Merkmalen X und Y wird durch eine dritte Variable Z kausal produziert.

20 Gruppe 1: In der Freizeit Konsum von Horrorvideos
Beispiel 1: Zu untersuchen: Effekte von Gewaltdarstellungen auf jugendliche Zuschauer durch Vergleich von 2 Gruppen: Gruppe 1: In der Freizeit Konsum von Horrorvideos Gruppe 2: Andere Freizeitbeschäftigungen Ergebnis: Höhere Aggressionshäufigkeit in Gruppe 1  Durch Untersuchungsanordnung ist ursächlicher Einfluss von Gewaltdarstellungen noch nicht nachgewiesen. Vielmehr vermutlich umgekehrter Kausalzusammenhang: Jugendliche mit höherer Aggressionsneigung konsumieren bevorzugt Horrorvideos  Selbstselektion: Jugendliche mit hoher Aggression haben erhöhte Wahrscheinlichkeit, in Gruppe 1 aufgenommen zu werden

21 Hypothese: Wer auf großem Fuß lebt, verdient mehr.
Beispiel 2: Hypothese: Wer auf großem Fuß lebt, verdient mehr.  Tatsächlich besteht Zusammenhang zwischen Schuhgröße (X) und Einkommen (Y). Dieser Zusammenhang ist allerdings nicht kausal, sondern wird durch den Drittfaktor Geschlecht (Z) ausgelöst.

22 Lösungen Strikt experimentelle Untersuchungsanordnungen (Zufallsaufteilung von Versuchspersonen) vermeiden Selbstselektion und Einflüsse von Drittvariablen Falls experimentelle Studien nicht möglich: Multivariate statistische Verfahren zur Berücksichtigung, Konstanthaltung und Kontrolle von Drittvariablen Doppelblindversuch (zu prüfende Hypothese ist weder Versuchsleiter noch Probanden bekannt)

23 3. Werturteilsproblem und Forschungsethik

24 3. Werturteilsproblem und Forschungsethik
Interessen und Wertvorstellungen von Auftraggebern und Sozialforschern beeinflussen Forschungsresultate Forschungsergebnisse können gefälscht sein oder missbraucht werden

25 3. Werturteilsproblem und Forschungsethik
Beispiel: Intelligenzforschung mit Zwillingspaaren von Sir Cyril Burt: Vergleich von getrennt versus zusammen aufgewachsenen eineiigen Zwillingen (genetische Clones), um Aufschluss über den Einfluss von Vererbung und Milieu auf die menschliche Intelligenz zu erhalten. Studie wurde über Jahrzehnte hinweg zitiert bis sich herausstellte, dass die Zwillinge (also die Daten) erfunden waren

26 3. Werturteilsproblem und Forschungsethik
Relevanzproblem: Welche Forschungsthemen erhalten im Hinblick auf die verfügbaren Mittel Priorität Persönlichkeitsschutz von Versuchspersonen Im Hinblick auf Datenschutz Psychisch und physisch

27 Lösungen Genaue Dokumentation der einzelnen methodischen Schritte, denn erst ihre Transparenz erlaubt kritische Diskussion der Forschungsergebnisse, so dass Irrtümer oder Fehlinterpretationen nachvollzogen und so vermieden werden können.

28 Fragen?


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