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Veröffentlicht von:Birgit Michel Geändert vor über 6 Jahren
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Praxis für Psychotherapie Institut für Beratung und berufliche
Praxis für Psychotherapie Institut für Beratung und berufliche Fort- und Weiterbildung (IBF) Dr. Holger Wyrwa
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Bezeichnungen von Mobbing in der internationalen Literatur
Bullying (Einschüchterung, Tyrannisieren, Schickane) Schulischer Bereich Harassment (= Schickane, Belästigung, Störmanöver; non-sexual-harassment) Emotional abuse Workplace aggression Counterproductive behavior
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Psychische Gewalt Psychische Gewalt besteht aus Kommunikationen von konkreten Akteuren, deren Ziel es ist, u. a. durch Drohungen, Beschimpfungen, Diffamierungen, Belästigungen, Lügen auf Personen derart einzuwirken, dass diese in ihrem Denken, Fühlen und Handeln massiv eingeschränkt werden und aufgrund dessen physisch und/oder psychisch bzw. psychosomatisch erkranken (können).
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Strukturelle Gewalt Strukturelle Gewalt ist Gewalt ohne einen konkreten Akteur. Sie ist in einem einzelnen Individuum nicht mehr verortbar. Sie ist im System (Gesellschaft, Behörde, Unternehmen, Schule) durch spezifische Gesetze, Regeln, Dienstanweisungen (etwa Zeitbeschränkungen bei Tätigkeiten) eingebaut.
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Kulturelle Gewalt Kulturelle Gewalt bezieht sich nach Galtung – als Ergänzung zur strukturellen Gewalt – auf die jeweiligen Spezifika einer Gesellschaft, die dazu beitragen ein bestimmtes Bild von Menschen, Verhaltensweisen, Denkstilen zu begründen, zu transportieren und sie letztlich ideologisch und kognitiv zu legitimieren (z.B. Ausgrenzung von alten Menschen, Schwachen, Kranken, Andersdenkenden)
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Mobbing vs. Bullying Kriterien Mobbing Bullying Psychische Gewalt
Trifft zu Trifft zu + physische Gewalt Destruktive Handlungen Zielgerichtetheit Trifft zu Längerer Zeitraum Asymmetrie (Macht) Bewusste Schädigung /Ausgrenzung /Isolation
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Abgrenzungen zum Mobbing(Teuschel/Heuschen, 2013)
Konflikte auf Augenhöhe Kein Machtungleichgewicht Soziale Zurückweisung Keine offen praktizierte Form der Ablehnung als eine Mobbinghandlung Vereinzelte negative soziale Handlungen Keine Regelmäßigkeit der negativen Handlungen Konflikte zwischen Gruppen Kein einzelnes Opfer Kontextabhängiges freundschaftliches Necken Beteiligte sind sich über freundschaftliches Necken einig Toben und andere Spiele Nur während des Tobens ein Opfer Nur Rollenspielungleichgewicht Belästigen Bedrängen Nicht in Ruhe lassen, Ablenkung im Unterricht Erpressung, Zielerreichung
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Mobbing in Zahlen 1- 1,5 Millionen Erwachsene in Deutschland
0, Millionen Kinder und Jugendliche in Deutschland ca. 12 Millionen in der EU ca Suizide pro Jahr 15-25 Milliarden volkswirtschaftlicher Schaden im Jahr (Barmer GEK) Quellen: Meschkutat et. al. (2002): Der Mobbing-Report Europäische Erhebung über die Arbeitsbedingungen (2010) Arentewicz et. al. (2009): Mobbing. Psychoterror am Arbeitsplatz, in der Schule und im Internet. Ellert & Richter Verlag Teuschel, P. (2010): Mobbing – Dynamik – Verlauf – gesundheitliche und soziale Folgen. Schattauer. Teuschel, P.; Heuschen, K.W. (2013): Bullying. Mobbing bei Kindern und Jugendlichen. Schattauer.
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Häufigkeit, bezogen auf den Schultyp
Grundschule 13,3% Hauptschule 12% Gesamtschule 11,3% Realschule 8,9% Gymnasium 4,9% (Nach Jannan 2008 in Teuschel/Heuschen, 2013)
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Cyber-Mobbing als Sub-Phänomen des klassischen Mobbing
Unterscheidungsmerkmale zum klassischen Mobbing Transportwege (elektronische und digitale Medien) Größere und schnellere Verbreitungsmöglichkeit Verschriftlichung, Verbildlichung Hoher Anonymitätsgrad
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Soziale Netzwerke und Identitätsarbeit
Bedürfnis nach Kommunikation weitgehend ständigem Kontakt mit Freunden Selbstdarstellung und Anerkennung von außen (Peer-group) Anerkennung durch „Likes“ und Kommentare Aussagen zum Aussehen Information zum Status/zur Stellung in der Gruppe Beziehungen zu Freunden Geschlechterrolle und sexuelle Orientierung Interessen und Fähigkeiten Hobbys und Freizeitgestaltung Ideale, Vorbilder, Ziele Hilt, Grüner, Schmidt u.a. 2017
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Formen des Cybermobbing
Smartphones/Handys Instant-Messenger/Messenger-Apps (z.B. Whats-App, Instagram) Chatrooms/Foren/Blogs Video-Portale (z.B. You Tube, MyVideo) Gaming-Seiten, virtuelle Welten (z.B. WoW) Webcams Hilt, Grüner, Schmidt u.a (verkürzt)
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Ziele beim Cybermobbing
Anschwärzen, Gerüchte verbreiten (Freundschaften zerstören, Ruf ruinieren) Ausschluss, Ausgrenzung (aus Chatgroup, Community, Online-Spiel) Beleidigungen, Beschimpfung (Verletzende Kommentare, Pöbeleien) Schikanieren, Belästigung (Beleidigende Nachrichten, Fotos) Auftreten unter falscher Identität (z.B. mithilfe des Passwortes aus dem Facebook-Profil) Bloßstellung (Veröffentlich privater Gewohnheiten und Geheimnisse durch Text, Video oder Foto) Vertrauen missbrauchen (Geheime Lebensdetails entlocken und verbreiten) Bedrohung (Direkte oder indirekte Ankündigung von physischer, psychischer Gewalt oder sozialer Gewalt) Hilt, Grüner, Schmidt u.a (verkürzt)
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Mobbing und Strafrecht
Mobbing ist im deutschen Strafrecht nicht enthalten Anders z.B. in: Frankreich, Schweden (Gefängnis, Geldstrafe) Strafrechtliche Relevanz hingegen ist vorhanden: Beleidigung (§ 185 StGB) Nötigung (§240 StGB) Üble Nachrede (§186 StGB) Verleumdung (§187 StGB)
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Phasen des Bullying (Teuschel/Heuschen, 2013)
Phase I Anbahnung des Konflikts Situation Betroffene Schwer fassbare Spannungen Verunsicherung Hilflosigkeit Erste Angstgefühle
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Phasen des Bullying (Teuschel/Heuschen, 2013)
Phase II Handlungen Situation Betroffene Direkte o. indirekte Schikanen, die gezielt erfolgen Angst Beschämung Verstärkte Ohnmachtsgefühle Sozialer Rückzug Erste Krankheitssymptome
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Phasen des Bullying (Teuschel/Heuschen, 2013)
Phase III Einflussnahme von außen Situation Betroffene Positive o. negative Reaktionen des Umfeldes (Mitschüler, Lehrer, Institution Schule, Eltern, Arzt, Therapeut) Positive Reaktion Mögliche Verbesserung Negative Reaktion Zunahme der gesundheitlichen Beschwerden
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Phasen des Bullying (Teuschel/Heuschen, 2013)
Phase IV Beendigung Situation Betroffene Eingreifen von außen führt zu einem Ende der Mobbinghandlungen (Täter wird diszipliniert, Betroffene wechselt die Klasse o. Schule, Ende der Schulpflicht) Positive Reaktion Fortführung unterstützender u./o. therapeutischer Maßnahmen, Möglichkeit zur Bearbeitung Negative Reaktion Traumatisierende Erfahrung bleibt unbearbeitet (Chronifizierung im Kindes,- Jugend- und Erwachsenenalter)
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Charakteristika der passiven Opfer (Teuschel/Heuschen, 2013)
Äußerlichkeit Körperlichkeit Selbstsicht Emotionalität Sozialverhalten oft jünger ungeschickter Negativer Selbstwert ängstlich zurückgezogen oft kleiner ungelenker Negative Selbstwahr- nehmung leicht zu verunsichern still oft schwächer zurückhaltend bei Sport/Spiel schnell nieder- geschlagen passiv übergewichtig Einsamkeits- gefühle nicht wehrhaft Erkennbare Behinderungen schlecht integriert
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Charakteristika der provozierenden Opfer (Teuschel/Heuschen, 2013)
Aufmerksamkeit Emotionalität Sozialverhalten Konzentrationsstörungen Wechsel zwischen Angst und Aggression Provokatives Verhalten Leichte Reizbarkeit Sich in den Vordergrund spielen oft hyperaktiv Im Wechsel mit unerwarteten Rückzug und defensivem Verhalten schlecht integriert
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Charakteristika der Täter (Teuschel/Heuschen, 2013)
Äußerlichkeit Körperlichkeit Selbstsicht Emotionalität Sozialverhalten oft älter Einstellung zum Körper meist positiv Meist positives Selbstbild Erhöhte Aggressivität Streben nach Macht und Vorherrschaft oft größer bewegungs- freudig Seltener Selbstzweifel Billigung von Gewalt manipulativ oft stärker dominante Körperhaltung selbstzentriert kaum Mitgefühl mit den Opfern instrumen- talisierend
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Motive der Täter (Teuschel/Heuschen, 2013)
Bestätigung der eigenen Grandiosität Stabilisierung eines schwankenden o. negativen Selbstwertes (selten) Herrschsucht, Vormachtstreben Vertreiben von Langeweile Lust am Quälen Ventil für aufgestaute Aggressionen Frustration, Neid, Eifersucht Zugehörigkeit zur Gruppe der Mächtigen (Motiv der Mitläufer) homophobe, rassistische und andere Motive Kein Vertreiben des Gemobbten aus der Klasse als Ziel
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Mobbing als ungeschehenes Geschehen
Die Lüge als zentrale Waffe des Mobbing Simulation (Vortäuschen) Dissimulation (Verbergen)
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Mobbing als ungeschehenes Geschehen
Destruktive Handlungen als Simultaneität von Sichtbarkeit und Unsichtbarkeit
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Fragebögen /Arbeitsmaterialien
Leymann Inventory of Psychological Terror (LIPT-Fragebogen) (dgvt-Verlag) Trierer Mobbing-Kurz-Skala (TMKS) (Schwickerath, Holz (2012): Mobbing am Arbeitsplatz. Beltz.) Arbeitsbezogene Verhaltens- und Erlebensmuster (AVEM) (Testzentrale) Systemisch-existentielles Mobbinginventar (SEMI) (Wyrwa (2012): Konfliktsystem Mobbing. Carl-Auer-Verlag)
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Das Quintett des Bösen Zerstörungsdrang
Wille zur Macht (Durchsetzungsmacht) Skrupelloser Einsatz der Lüge Mehr oder weniger vollständiger Mangel an Empathie Unfähigkeit, die eigenen Taten aus einer sozialen Perspektive betrachten zu können
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F43.2 Anpassungsstörungen
Definition: Zustände subjektiven Leidens und emotionaler Beeinträchtigung. Behinderung sozialer Funktionen und Leistungen während des Anpassungsprozesses nach einer entscheidenden Lebensveränderung, nach einem belastenden Lebensereignis, nach schwerer körperlicher Erkrankung. Beachtung der Vulnerabilität, aber die Belastung ist vorherrschend Anzeichen: Depressive Stimmung, Angst, Besorgnis, Gefühl, nicht zurechtzukommen, vorauszuplanen, in gegenwärtiger Situation fortzufahren. Probleme bei der Bewältigung der Alltagsroutine Beginn: Innerhalb eines Monats Dauer: Maximal sechs Monate Ausnahmen: 1. Längere depressive Reaktion 2. Verwendung der Z- Kodierungen
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F43.2 Anpassungsstörungen
Z-Kodierungen: Z55.- Probleme in Verbindung mit Ausbildung und Bildung Z56.- Probleme in Verbindung mit Berufstätigkeit und Arbeitslosigkeit
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Posttraumatische Belastungsstörung (PTBS)
- Verzögerte oder verlängerte Reaktion auf ein belastendes Ereignis - Wiederholtes Erleben des Traumas in sich aufdrängenden Erinnerungen (Flashbacks) oder in Träumen vor dem Hintergrund (Auswahl:) eines andauernden Gefühls von Betäubtsein u. emotionaler Stumpfheit Gleichgültigkeit gegenüber anderen Menschen Vermeidung von Aktivitäten und Situationen, die an das Ereignis erinnern könnten Hyperarousal Hypervigilanz Innerhalb von sechs Monaten nach dem Ereignis (Auch später, wenn klinische Merkmale typisch sind) Chronifizierung ist möglich
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PTBS und Mobbing Kumulative Traumatisierung
Mobbing beinhaltet in der Regel eine Abfolge von immer neuen Traumata Bislang gibt es keine wirklich passende Diagnose für ein derartiges Ereignis Kumulative Traumatisierung „Eine Traumatisierung in einzelnen Schritten, deren jeder für sich subtraumatisch verbleiben würde. In der einsetzenden Erholungsphase wird jedes Mal die Restitutionstätigkeit des Ich gestört und somit auf Dauer das psychische System zum Zusammenbruch gebracht.“ (Fischer/Riedesser (2009): Lehrbuch der Psychotraumatologie. 4. Aufl. Reinhard. UTB.)
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PTBS und Mobbing Kumulative traumatische Belastungsstörung:
„Stark schwankende Befunde im Bereich der Affekte und der Kognition. (…) Von einer Konsultation zur anderen kann der Affekt von schwerst depressiv bis zu hoch aggressiv, dann wieder voller Angst und dann wieder voller Zuversicht selbst bei kleinsten Erfolgen aufscheinen.“ (Bämayr, Das Mobbingsyndrom, 2012)
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Interventionsmöglichkeiten für Psychotherapeuten
Stärkung des Selbstbewusstseins des Patienten (Alternative Freundeskreise aufbauen, Kampfsport) Analyse des Mobbing (Muster, Strukturen erkennen, Fremdanalyse, Eigenanalyse) Gruppendynamische Zusammenhänge erklären Erarbeitung, dass das Opfer keine Schuld hat Unterstützung und Aufklärung der Eltern
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Werthaltungen des Therapeuten
Der Mensch ist gut (Probleme lassen sich friedlich lösen) Der Mensch ist böse (Probleme sich nicht mit etwas gutem Willen friedlich lösen) Der Mensch kann sowohl gut als auch böse sein (Probleme lassen sich unter bestimmten Bedingungen friedlich lösen)
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12Alter 13 ++ + +/ 1 Männliches Geschlecht Weibliches Geschlecht
Hohe Intelligenz Normale Intelligenz Niedrige Intelligenz ++ Hohe Beliebtheit + Normale Beliebtheit +/ Unbeliebtheit 1 Beliebteste(r) Schülerin/Schüler Konflikt Clique
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Konfliktsystem Mobbing (Die Beteiligten)
Die Ordnung herstellende Funktion des Gehirns Die konkreten Mobber vor Ort als handelnde und verantwortliche Subjekte Die aktive und passive Kooperation der Mitläufer und Wegseher Die Strukturen einer Organisation Die Strukturen einer Gesellschaft
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Mobbing und Systemtheorie I
Was ist ein System? Die Gesamtheit sich aufeinander beziehender, aufeinander einwirkender und voneinander abhängiger Elemente, die sich von einer gedachten Umwelt abgrenzen und im Zeitverlauf (weitgehend) stabil bleiben bzw. sich reproduzieren. Synergetische Systemtheorie Systeme agieren nicht unabhängig voneinander, wirken aufeinander ein, dominieren („versklaven“) andere Systeme. Die Schwerpunkte liegen auf Veränderung, Selbstorganisation, Ordnung, Hierarchie.
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Mobbing und Systemtheorie II
Wie bilden sich Systeme? Selbstorganisation Das spontane Entstehen von Mustern bzw. Strukturen, ohne bestimmende Einwirkung von außen, wobei aber anregende Wirkungen von außen möglich sind. Es gibt keine zentrale Steuerungsinstanz. Zirkuläre Kausalität In einem System, dessen Teile bzw. Elemente miteinander vernetzt sind und in Wechselwirkung zueinander stehen, ist die Frage, was Ursache und was Wirkung ist, nicht objektiv entscheidbar. Die Teile bestimmen gegenseitig die Bedingungen ihres Verhaltens.
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Quelle: M.C. Escher
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Visible und invisible Hyperstrukturen
Visible aktuelle und historische Hyperstrukturen Klar formulierte und/oder verschriftlichte Regeln (Grundgesetz, Menschenrechte, Wertekanon, Gesetze allgemein) = ausgesprochener kollektiver (Teil-)Konsens. Invisible aktuelle und historische Hyperstrukturen Ungeschriebene „Gesetze“, nicht-verbalisierte Regeln (z.B. Recht des Stärkeren, Egozentrismus, Ausgrenzung, Ordnung, Verdinglichung des Menschen) = unausgesprochener kollektiver (Teil-)Konsens als das Denken, Fühlen und Handeln mit bestimmende Leitgedanken. Verkörperung eines „Zeitgeistes“ in einer Person.
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Visible und invisible Strukturen
Klar formulierte und/oder verschriftlichte Regeln (Verhaltensweisen, Dienstanweisungen). Invisible Strukturen Ungeschriebene „Gesetze“, nicht-verbalisierte Regeln (Überlegenheit vs. Unterlegenheit, „In diesem Team wird niemand verpfiffen!“ „Hier halten alle zusammen!“ „In dieser Beziehung habe ich das Sagen!“
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Emergente Struktur Emergenz – vom lat. emergere (Auftauchen, Herauskommen, Emporsteigen) – ist die Bildung von neuen Eigenschaften oder Strukturen eines Systems infolge des Zusammenspiels seiner Elemente. Von den Erzeugern geschaffenes, aber davon „abgekoppeltes“ und damit weitgehend davon unabhängiges apersonales Erzeugnis, das sich selbstorganisatorisch zu einer Struktur (Ordnung, Muster, Regel) formt, weitgehend zeitstabil ist bzw. sich reproduziert und auf die Erzeuger diese beeinflussend zurück- bzw. einwirkt.
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Mobbing ist die Generierung von Sicherheit respektive von Ordnung
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Wertneutraler Arbeitsvorgang des Gehirns
Ordnung Treffen einer Unterscheidung (Trennung von einem Hintergrund) Ein- und Ausgrenzungs-Relation Stabilisierung der Eingrenzung durch Iteration (Wiederholung der Eingrenzung) Automatisierung der Ordnung (Reproduktion, Zeitstabilität) Hierarchisierung von Ordnung Wertneutraler Arbeitsvorgang des Gehirns Synonyme Begriffe: Struktur, Regel, Muster (Musterbildung, Mustererkennung)
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Kognitive Unsicherheit
Kognitive Sicherheit Die individuelle und soziale Konstruktion von mehr oder weniger stabilen Ein- deutigkeiten, die als Orientierungsrichtlinien dem Denken, Fühlen und Handeln von Individuen Stabilität bzw. Ordnung verleihen. Kognitive Unsicherheit Das Unvermögen, mehr oder weniger stabile Eindeutigkeiten konstruieren zu können, welches das mehr oder weniger starke Erleben von Kontrollverlust (als reduzierte Einflussnahme auf das eigene Leben und/oder auf die Umwelt) zur Folge hat.
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Hohes Sicherheitsbedürfnis
Die mehr oder weniger totale Kontrolle über die eigene Person und/oder über die Umwelt (Quantität) Die kognitive, emotionale und physiologische Verarbeitung von Unsicherheiten ist weitgehend undifferenziert und unreflektiert (Entweder-Oder-Denken; Schwarz-Weiß- Denken, Verabsolutierungen, Oben-Unten-Relation, Simplifizierungen) (Qualität). Der jeweilige Ausprägungsgrad des Sicherheitsbedürfnisses innerhalb des Sicherheitsspektrums eines Individuums hängt dabei von dessen bio-psycho-sozialen Entwicklungsstand ab. (Intensität).
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Niedriges Sicherheitsbedürfnis
Die mehr oder weniger totale Aufgabe von Kontrolle über die eigene Person und/oder über die Umwelt (Quantität). Die kognitive, emotionale und physiologische Verarbeitung von Unsicherheiten ist weitgehend differenziert und reflektiert (Sowohl-als-auch-Denken, Relativierendes Denken, Nuanciertes Denken) oder vollständig aufgelöst („Nicht-Denken“ im Zen- Buddhismus) (Qualität). Der jeweilige Ausprägungsgrad des Sicherheitsbedürfnisses innerhalb des Sicherheitsspektrums eines Individuums hängt dabei von dessen bio-psycho-sozialen Entwicklungsstand ab. (Intensität).
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Mobbing aus einer transhistorischen Perspektive
Das heißt: zeitunabhängigen (Vg. Gw. Zukunft) gesellschaftsformunabhängigen Perspektive kulturunabhängigen ist ein Subphänomen von AUSGRENZUNG, was wiederum Folge der Ordnung herstellenden Funktion des menschlichen Gehirns ist.
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Ausgrenzung als transhistorisches Phänomen
Physische Ausgrenzung u.a. Unangepasste, Kranke, „Minderwertige“ (Separierung, Tötung) Soziale Ausgrenzung u.a. Langzeitarbeitslose, Obdachlose (Teilnahmeverweigerung an Errungenschaften wie z.B. Soziale Anerkennung, Zugehörigkeitsgefühl, ausreichende finanzielle Unterstützung)) Strukturbedingte (bürokratisierte) Ausgrenzung u.a. Kranke, Alte, Behinderte (Invalidität) Psychosoziale Ausgrenzung Von Mobbing Betroffene
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Ansatzpunkte zur Reduzierung eines transhistorischen Ausgrenzungsphänomens
Schulische Ebene Reaktivierung des Erziehungsauftrags, Einübung von Kooperation, Solidarität, Rücksichtnahme Betriebliche Ebene Betriebliches Gesundheitsmanagement, Betriebsvereinbarung gegen Mobbing, Kommunikation, stressreduziertes Arbeiten, berufliche Zukunftsperspektiven Politische Ebene Förderung des Funktionssystems Schule, Inklusion statt Exklusion, Solidarität, Bürgernähe, Gesetz gegen Mobbing Persönliche Ebene Ziviler Ungehorsam gegen Ungerechtigkeiten
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Mobbing (Bullying) kann in der Schule verhindert werden
nur in der Schule verhindert werden
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Vorgehensmöglichkeiten für die Schule Empfehlenswertes Vorgehen
Anti-Mobbing-Programme installieren Sanktionenkatalog im Rahmen der Möglichkeiten der Schule
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Vorgehensmöglichkeiten für das Lehrpersonal
Abzuratendes Vorgehen (Schäfer/Herpell, 2010) Nicht den Mobbingfall vor der Klasse verhandeln Nicht nach einer kurzfristigen Besserung sich zurückziehen Nicht das Mobbing auf die Persönlichkeit des Opfers zurückführen Nicht das Opfer aus der Klasse nehmen
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Unterstützung und Aufklärung der Eltern
Informationen über Mobbing in der Schule Informationen über gesundheitliche Auswirkungen des Mobbing auf den Patienten Psychische Auswirkungen des Mobbing auf die Eltern Juristische Aspekte Risiken und Nebenwirkungen von: Elternpflegschaftssitzung, Elternabend, Elternstammtisch, direktes Ansprechen der Mobber, direktes Ansprechen der Eltern der Mobber Umgang mit den Lehrkräften bzw. der Schulverwaltung Einschaltung eines Rechtsanwaltes
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Vorgehensmöglichkeiten für Eltern
Abzuratendes Vorgehen (Schäfer/Herpell, 2010) Nicht mit den Eltern des Täters oder der Täter sprechen Nicht mit dem Täter, den Tätern sprechen Nicht den Betroffenen zu Lehrergesprächen mitnehmen
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Aufsichtspflicht Bewahrung der Schüler vor körperlichem und materiellen Schaden Verhinderung, dass andere Personen oder Sachen durch Schüler geschädigt werden, auch dass Schüler nicht einem Dritten gegenüber Schaden anrichten
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Aufsichtspflicht (Zuständigkeiten)
Eltern Art. 6 Abs 2 GG Lehrer § 38 Abs. 2 SchG Schulleiter § 41 Abs. 1 SchG Privatbereich Schulweg Aufsichtsführung Im Unterricht Pausen Auf Unterrichtswegen Bei außer-unterrichtl. Veranstaltungen Auf Anordnungen In besonderen Fällen, bei denen ein sofortiges Eingreifen notwendig ist Organisation der Aufsicht Vor/nach Unterrichtsende Mittagszeit Schulveranstaltungen Schulbushaltestelle, wenn direkt am Schulgelände
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Disziplinarrecht (Beamtenrecht) Vorermittlung bei Verdacht auf ein Dienstvergehen
Einstellung des Verfahrens Verhängung einer Disziplinarstrafe durch den Dienstvorgesetzten Verweis Geldbuße Einleitung eines förmlichen Disziplinarverfahrens Urteil Freispruch Gehaltskürzung Versetzung in ein Amt mit niedrigerem Entgrundgehalt Entfernung aus dem Dienst Kürzung des Ruhegehaltes Aberkennung des Ruhegehaltes
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Literaturverzeichnis
Alsaker, F. D. (2012): Mutig gegen Mobbing in Kindergarten und Schule. Bern (Huber). (Hogrefe), 2. korr. Aufl. Hilt, F.; Grüner,Th.; Schmidt, J.; Beyer, (2017): Was tun bei (Cyber) Mobbing. Ludwigshafen. Landeszentrale für Medien und Kommunikation. Katzer, C. (2014): Cybermobbing. Wenn das Internet zur wird. Berlin/Heidelberg (Springer). König, O. u. K. Schattenhofer (2006): Einführung in die Gruppendynamik. Heidelberg (Carl-Auer). Kriz, J. (1999): Systemtheorie für Psychotherapeuten, Psychologen und Mediziner. Eine Einführung. Wien (UTB), 1. Aufl. Teuschel, P. u. Heuschen, K.W. (2013): Bullying. Mobbing bei Kindern und Jugendlichen. Stuttgart (Schattauer). Schäfer, H. u. G. Herpell (2010): Du Opfer. Wenn Kinder Kinder fertig machen. Der Mobbing-Report. Reinbek bei Hamburg (Rowohlt).
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Literaturverzeichnis
Scheithauer, H., T. Hayer u. F. Petermann (2003): Bullying unter Schülern. Erscheinungsformen, Risikobedingungen und Interventionskonzepte. Göttingen/Bern/Toronto/Seattle (Hogrefe). Wyrwa, H. (1999): Die gesellschaftliche Konstruktion von Kindheit. In: M. Borg-Laufs (Hrsg.): Lehrbuch der Verhaltenstherapie mit Kindern und Jugendlichen. Tübingen (dgvt), S. 189–203. Wyrwa, H. (2007): Mobbing im Kontext Schule. Skizzierung eines systemisch-existentialistischen Therapie- und Beratungsmodells. Zeitschrift für systemische Therapie und Beratung 25(4): 251–259. Wyrwa, H. (2012): Konfliktsystem Mobbing. Ein Theorie- und Praxismodell für Therapie und Beratung. Heidelberg (Carl-Auer).
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Literaturverzeichnis
Wyrwa. H. (2016): Pro Mensch - contra Mobbing. Ein systemisches Interventionsprogramm für Schulen. Heidelberg. Carl-Auer-Verlag. Wyrwa, H. (2017): Mobbing nicht mit mir. Warum es jeden treffen kann. Wie man sich wehrt. München. Random House (Goldmann).
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