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Wie Punkte und Kommas das Lesen steuern – sprachreflexive Zugänge zur Interpunktion - Dr. Gesine Esslinger – esslinger@uni-koblenz.de Gesine Esslinger.

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1 Wie Punkte und Kommas das Lesen steuern – sprachreflexive Zugänge zur Interpunktion - Dr. Gesine Esslinger – Gesine Esslinger

2 - Zeichensetzung, insbesondere Kommasetzung
1) Ausgangslage: - Zeichensetzung, insbesondere Kommasetzung gehört bis zum Ende der Sekundarstufe zu den fehlerträchtigsten Bereichen der Orthographie (Pießnack/Schübel 2005; Afflerbach 1997; Metz 2005; Melenk 2001; Krafft 2016)). Nur 7,2,% der Lehramtsstudierenden erfüllen Kriterium einer sicheren Zeichensetzung (Bremerich-Vos/Scholten-Akouin 2016) WICHTIG: Nicht die Zeichsetzung ist problmatisch, sondern die traditionelle Art ihre Vermittlung (Bredel 2011) Gesine Esslinger

3 Der herkömmliche Unterricht
ist nicht hilfreich (Esslinger 2015; Schönenberg 2016). - schreiber- und regelorientiert - fokussiert isoliert auf das Komma / „nebensatzeinleitende Konjunktionen“ (weil, wenn) Schüler/innen bleibt unklar, WARUM man Kommas setzen soll. (Esslinger 2016) „Überflüssige und willkürliche Schikane“ Gesine Esslinger

4 Reflexion des eigenen Leseprozesses statt Regeln pauken
2) Ziel des Workshop-Angebots: Alternativen aufzeigen Reflexion des eigenen Leseprozesses statt Regeln pauken (Was machen Punkt und Komma im Kopf?) - SYSTEMATIK der Interpunktionszeichen (Punkt, Komma) verstehen und dabei - unterschiedliche SYNTAKTISCHE MUSTER erwerben. Theoretische und empirische Hintergründe Gesine Esslinger

5 3) Zur Funktion des Punktes: (Esslinger 2015; 2014)
Lese-Experiment: a) Vater isst. Auch Mutter. Aber die Kinder nörgeln herum. b) Vater isst auch Mutter. Aber die Kinder nörgeln herum.

6 Punkt markiert syntaktisch geschlossene Einheiten (Sätze).
Der Punkt - blockiert (global)die grammatische Verknüpfung der durch den Punkt getrennten Einheiten (Bredel 2008; 2011;) „Sentence wrap up effect“/„Einwickeleffekt“ (Just/Carpenter 1980) Punkt markiert syntaktisch geschlossene Einheiten (Sätze).

7 - Orthographischer Satz <Auch Mutter.>
- Syntaktischer Satz = Syntaktisch geschlossene Einheit mit einem Verb im Zentrum. <Vater isst. Mutter isst auch. Aber die Kinder essen nicht> (Bredel/Müller 2015) Gesine Esslinger

8 Wichtig: Punkt ist kein intonatorisches Zeichen (Stimme senken/Pause), sondern ein grammatisches Zeichen / „kognitiver Lesestopper“ (Esslinger 2015) Intonatorische Zäsuren sind Effekte syntaktischer Verrechnungsepisoden Problem: Übertragung der „Pausentheorie“ auf Komma (auch unterrichtsinduziert) Unzureichende Kommakompetenz: Es gibt kurze Sätze mit Komma und lange ohne. - Was er tun soll, ist ihm unklar. - Das richtige Verhalten im Straßenverkehr bei Stau und Blaulichtalarm ist ihm unklar.

9 „Er will sie nicht.“ - „Er will, sie nicht.“ ????
4) Zur Funktion des Kommas (Esslinger 2015) „Er will sie nicht.“ „Er will, sie nicht.“ ???? Gesine Esslinger

10 Wie viele/welche Kinder sitzen auf der Bank? (Esslinger 2018)
a) Ben, Anna, Lena, ihre Schwester und Kim ODER b) Ben, Anna, Lena, ihre Schwester, und Kim ODER c) Ben, Anna Lena, ihre Schwester, und Kim Gesine Esslinger

11 Wie viele Kinder sitzen tatsächlich auf der Bank?
a) Ben, Anna, Lena, ihre Schwester und Kim (5 Kinder) b) Ben, Anna, Lena, ihre Schwester, und Kim (4 Kinder) c) Ben, Anna Lena, ihre Schwester, und Kim (3 Kinder) Vielen ist unklar: Vor „und“ steht manchmal ein Komma! Gesine Esslinger

12 Doppelfunktion des Kommas:
Noch zwei Lese-Experimente … (a) Unsere Nachbarin kommt mit Onkel Paul! (a‘) Unsere Nachbarin kommt mit, Onkel Paul! (b) Ich verspreche, ihm morgen das Bild zu verkaufen. (b‘) Ich verspreche ihm, morgen das Bild zu verkaufen. (b‘‘) Ich verspreche ihm morgen, das Bild zu verkaufen. Doppelfunktion des Kommas: Grammatischer „Zwischenstopp“ (blockiert die grammatische Verknüpfung benachbarter Einheiten lokal) – und - kündigt (häufig) ein Verb an (flektiert oder unflektiert) (Bredel 2011; Esslinger 2014; 2015; 2016)

13 Nur 3 Komma-Typen im Deutschen!!! (Noack 2018; Bredel 2011; Primus 1993)
1) Aufzählung Ludwig, Madeleine und Feyza fahren heute nach Köln. 2) Herausstellung Du, der Neue spielt heute mit. Ludwig, der tolle Torschütze, spielt heute mit. 3) Satzverknüpfung -Zwei Hauptsätze: Ludwig fährt nach Köln, Feyza fährt nach Berlin. - Hauptsatz/Nebensatz: Ludwig fährt nach Köln, obwohl Feyza nach Berlin fährt. - Satzwertiges Element: Ludwig beschließt, Feyza in Köln zu besuchen.

14 5) Interpunktionszeichen beim (leisen) Lesen verarbeiten – eine unterschätzte Kompetenz
Annahme in der Schulpraxis: rezeptive Interpunktionskompetenz werde von DaM und DaZ- Lernern intuitiv erworben trifft bis in die Sekundarstufe hinein nur auf einen Teil der Schüler/innen zu (Esslinger 2014),

15 Empirische Befunde: Gute Leser (DaM und DaZ) haben bereits sehr früh
qualitativ anderen Zugang zu Punkt und Komma als schwache Leser Gesine Esslinger

16 Frühe eigenaktive Zugänge zur Interpunktion – ein Fallbeispiel:
<Zur Mittagszeit erreicht das Floß den kleinen Strand. Auf der Insel gibt es viele Felsen, steile und flache, niedrige Felsen und sehr hohe.> (Siegner, Ingo: Der kleine Drache Kokosnuss kommt in die Schule) K. (DaM; 5;7 vor Schuleintritt) liest halblaut vor sich hin: „Zur Mittagszeit erreicht das Floß den kleinen Strand auf der Insel gibt es … häh … gibt es viele Felsen steile?? … Zur Mittagszeit erreicht das Floß den kleinen Strand … Ahh – auf der Insel gibt es viele Felsen – jetzt passt’s!“ Gesine Esslinger

17 Deautomatisierung des Leseprozesses /Distanzhaltung (Bredel 2013)
Enttäuschung einer erfahrungsbasierten (= beim Lesen entwickelten) „syntaktischen Erwartungshaltung“ (Esslinger 2016) /Irritation Deautomatisierung des Leseprozesses /Distanzhaltung (Bredel 2013) Materialität von Schrift/Punkt wird optisch wahrgenommen Problemlösung (Selbst-Korrektur) Kompetente Leser: Mustererwartung steuert und begleitet aktuell ablaufenden Leseprozess wie eine Matrix im Hintergrund (syntaktisches Monitoring) Gesine Esslinger

18 Interpunktionsgespräch (in Gruppen; Klasse 4 Grundschule)
Der Garten ist ganz. Weiß geworden über Nacht wir. Bauen einen. Schneemann und machen. Eine Schneeballschlacht. F: „Wie geht es euch mit dem Text? / Könnt ihr das Geschriebene gut verstehen?“ Felix (DaM; guter Leser): „Nein. Was für eine Unlogik“. Ute (DaM; gute Leserin): „Überall Punkte, wo sie nicht hingehören.“ Simone (DaM; gute Leserin): „Der Satz ergibt gar keinen Sinn, also er gibt schon Sinn, aber er hört sich nicht gut an.“ Gesine Esslinger

19 - Schwache Leser (DaM + DaZ) fokussieren auf Wortbedeutung
+ ignorieren syntaktische Zusammenhänge (Wortendungen und Interpunktionszeichen.) - haben keine syntaktische Erwartungshaltung („Wie geht der Satz strukturell wohl weiter“; vgl. Rösch 2011) … fühlen sich durch falsch gesetzte / fehlende Punkte und Kommas kaum irritiert Gesine Esslinger

20 Paul: Schneeballschlacht – mit meiner Familie Erik: Ja, und Freunde
Gesprächsausschnitt: Ivan (DaZ; mittelgut); Erik (DaZ; schwacher Leser); Paul (DaM; schwacher Leser); (L = Lehrerin, sagt über Erik, er setze beim Schreiben kaum Punkte) Der Garten ist ganz. Weiß geworden über Nacht wir. Bauen einen. Schneemann und machen. Eine Schneeballschlacht. F: „Wie geht es euch mit dem Text?/ Könnt ihr das Geschriebene gut verstehen?“ Ivan: Es hat über der Nacht geschneit – ähm, wir stehen morgens auf und machen einen Schneemann und Schneeballschlacht Paul: Schneeballschlacht – mit meiner Familie Erik: Ja, und Freunde Paul: Freunde machen alles L: Und als du den Satz gelesen hast, ist dir da was aufgefallen? Gesine Esslinger

21 Erik: Ein Schneemann, ein dicker fetter Schneemann
Ivan: Also mir ist aufgefallen, dass da alle Wörter umgestellt worden sind. Erik: Ach so, das! L: Konntest du den Satz so verstehen, wie er da steht? Erik: Ja! Paul: Nein! Erik: Eigentlich schon, ein bisschen. Lexikalische Ratestrategie (script „Winterszene“) ohne Berücksichtigung der syntaktischen Verhältnisse Paul: Nein – aber wenn er umgestellt wird, dann ja. L: Wie würdest du den denn umstellen? Paul: Der Garten ist weiß geworden über der Nacht. Wir bauen morgens einen Schneemann und machen dann mittags eine Schneeballschlacht. Gesine Esslinger

22 Ivan: Ich würde ihn so umstellen: Über der Nacht ist der Garten ganz weiß geworden. Wenn sie morgens aufstehen, bauen wir einen Schneemann und machen eine Schneeballschlacht. L: Als du den Satz gelesen hast, konntest du ihn nicht so gut verstehen – hast du eine Idee, woran das liegen könnte? Erik: Ich bin am Überlegen. Paul: Überlegen Erik: Ja, die Sätze waren ganz schön umgestellt die Wörter. […] Paul: Der Garten ist ganz weiß geworden über der – über – Nacht wir- bauen einen Schnee Erik: Über der Nacht wir bauen einen Schneemann und machen eine Schneeballschlacht Paul: Aber da sind die Punkte- da sind Punkte – Der Garten ist ganz Punkt – weiß geworden. Erik: Ich hab es, ich hab – jaaa! Die Punkte müssen anders gesetzt werden! Paul: Ja, die Punkte müssen anders gesetzt werden. [Paul und Erik versetzen mehrfach die Magnetpunkte] Ivan: Darf ich mal versuchen? [Schließlich lösen sie die Aufgabe]

23 Schwache Leser (DaM und DaZ) - erfassen komplexe Satzmuster nicht
scheitern häufig an „Bildungssprache“ Grund: „Es gibt keinen ausreichenden Input, der so strukturiert ist, dass er zum Erwerb neuer Strukturen beiträgt.“ (Knapp 2011: 223)

24 Interpunktionskompetenz = Teil allgemeiner
Notwendig: Lernangebote, um unterschiedliche syntaktische Muster zu erwerben Interpunktion spielt dabei eine entscheidende Rolle!! Interpunktionskompetenz = Teil allgemeiner Textkompetenz, KEINE ISOLIERTE KOMPETENZ!! (vgl. Esslinger 2014; Bredel/Müller 2015) Gesine Esslinger

25 a) Zum Punkt: Aufdeckstreifen
6) Sprachreflexive und leserorientierte Interpunktions- bzw. Syntaxdidaktik (Esslinger 2015; 2016; 2018; 2018 i. E.) a) Zum Punkt: Aufdeckstreifen (Partnerarbeit: zu zweit eine Hülle u. mehrere Aufdeckstreifen) Aufgabe: - Zieht den Wörterstreifen Wort für Wort aus der Hülle heraus und findet den längstmöglichen Satz. - Setzt an die Stelle einen Punkt mit Bleistift/Folienstift. - Zieht dann den gesamten Streifen aus der Hülle und lest ihn. Was fällt euch auf? Passt der Punkt noch? Wenn nicht, radiert ihn weg und setzt ihn an die richtige Stelle. - Vergleicht eure Ergebnisse. Wie seid ihr vorgegangen? Gesine Esslinger

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34 Syntaktischer Zusammenbruch bei „BEGINNT“
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35 Ungrammatikalität bestätigt sich Abbruch des Phrasenaufbaus
Regression (Rückwärts-Saccade mit den Augen) …

36 Punkt = kognitiver „Lesestopper“(Esslinger 2015)
- markiert Phrase als „syntaktisch geschlossen“ – die nachfolgenden Elemente können nicht mehr integriert werden (Bredel 2011)

37 Kompletter Streifen eingezeichneter Punkt ungrammatisch
„AUF DEM BAUERNHOF“ muss ins Vorfeld des zweiten Satzes Subjekt-Inversion (vgl. Grießhaber 2013: Profilstufe 3 DaZ-Erwerb), Punkt nach „KÜHE“ (Unterrichtsmodell in Esslinger 2015/PD) Gesine Esslinger

38 L.-Frage im Anschluss an (u. a.) die beiden Aufgaben:
„Habt ihr vielleicht etwas Neues gelernt, was euch helfen kann, beim Schreiben Punkte richtig zu setzen?“ „Aha-Erlebnis“ von Zeki (DaZ; seit seiner Geburt in Deutschland, Familiensprache Türkisch, große sprachliche Probleme) Zitat Zeki: „Ich hab gelernt weil ich wusste - früher bei Aufsätzen hab ich die Punkte immer falsch gesetzt. Hab ich immer nach – hab ich immer einfach nur so ein Punkt gesetzt. Weil erst habe ich den ganzen Aufsatz ohne Punkte geschrieben. Nur zum Schluss, dann hab ich einfach, hab ich glaub ich mal zehn Wörter gelassen und dann hab ich immer en Punkt gemacht. Jetzt weiß ich nämlich, bei einem Text ohne Punkte kann ich dann nämlich richtig verbessern, wo der Punkt hinkommt, dann weiß ich [das] nämlich ganz genau.“ (Esslinger 2016)

39 b) Subjektinversion: Recht freie Wortstellung – Wortendungen sind wichtig!!
(Esslinger 2015) Der dicke Elefant WER? bespritzt bespritzt den lachenden Tierpfleger WEN? Den lachenden Tierpfleger WEN? bespritzt bespritzt der dicke Elefant WER?

40 Bedeutung ändert sich, wenn sich die Endungen (gram. Morpheme) ändern:
Den dicken Elefanten [WEN?] bespritzt bespritzt der lachende Tierpfleger [WER?] Der lachende Tierpfleger [WER?] bespritzt bespritzt den dicken Elefanten [WEN?]

41 c) Vom Punkt zum Komma (Esslinger 2018)
Karlos Bruder Jan widerspricht beim Fußball häufig seinem Trainer. Heute muss Jan auf die Ersatzbank. Darüber ist er sehr wütend – Karlo will seinem Bruder helfen. Welcher Textstreifen passt? – Warum? a) Karlo rät. Seinem großen Bruder nicht immer zu widersprechen. b) Karlo rät, seinem großen Bruder nicht immer zu widersprechen. c) Karlo rät seinem großen Bruder, nicht immer zu widersprechen

42 d) Zu-Infinitive: Komma-Gespräch mit Halid, 4. Kl
d) Zu-Infinitive: Komma-Gespräch mit Halid, 4. Kl. GS (DaZ; Syrer, seit 1 Jahr in Deutschland, hat sehr schnell Deutsch gelernt – ist sehr interessiert) und Jakob und Christian (beide DaM) Mini-Geschichte Peter hat vergessen, seiner Oma zum Geburtstag zu gratulieren. Der ist nun schon zwei Tage her. Peters Mutter weiß, dass die Oma darüber ganz traurig ist. Deshalb bittet sie Peter, endlich seine Oma anzurufen und ihr zu gratulieren. Aufgabe: Die beiden folgenden Sätze sehen fast gleich aus – aber nur einer passt zur Geschichte. Welcher? Hilfs-Frage: Wem gratuliert Peter im ersten Satz, wem im zweiten Satz?(Begründung?)

43 1. Peter verspricht, seiner Mutter gleich zu gratulieren.
(Esslinger 2015: 26) […] L.: Im zweiten Satz meinst du, dass er jemand anderem gratuliert – oder im ersten? Jakob: Im zweiten L: Und wem gratuliert er im zweiten? Halid: Aahh! <<verstehend>> L: Haste ne Idee? Jakob: Seiner Mutter, oder? L: Aber du hast ja gerade gesagt, er gratuliert nicht seiner Mutter im zweiten Satz. Halid: Mmh <<zustimmend>> Gesine Esslinger

44 Halid: Also der Komma war sooo wichtig
L: (3 Sek. Pause) Halid Halid: Also der Komma war sooo wichtig L: Das Komma ist wichtig, sagst du – warum? Halid: Also ich kenne ja die Grammatik nicht so gut […] aber oben beim ersten Satz <Peter verspricht, seiner Mutter gleich zu gratulieren>, also er will SEINE Mutter gratulieren; Aber, aber unten <Peter verspricht seiner Mutter>, also er verspricht seine MUTTER, dass er gleich gratuliert. L: Ja, ja genau Halid: Mmh <<verstehend>> L: Was glaubst du, wofür das Komma denn da ist, was macht das Komma? Halid: Das Komma zeigt, dass also äh […] seiner Mutter gleich gratulieren. Siehste, da hat er das Komma also falsch gesetzt . Und da ist das passiert, dass er seiner Mutter gratulieren will. L: Ok, gut Halid! Halid: Und seine Mutter hat keinen Geburtstag, glaub ich. Gesine Esslinger

45 e) Diff. zum Zu-Infinitiv: Das Komma sehen und verstehen lernen mit dem Verbpfeil (Esslinger 2015)

46 f) Holzwegsätze – ohne Komma stolpert man
- Ralf gibt Laura sein Fahrrad ohne Reifen und Kette überprüft zu haben. - Lena bringt das Kaninchen ihrer Schwester um die kranke Sophie etwas aufzuheitern. - Petra findet ihren Vater bei der Reparatur seines Autos zu unterstützen ist nicht besonders spannend. (Esslinger 2015) - Verben markieren - Welche Wörter gehören zu welchem Verb / Wo kommt also das Komma hin? (evtl. Verbpfeil benutzen)

47 Komma - verhindert, dass man sich syntaktisch verirrt (Lösung): - Ralf gibt Laura sein Fahrrad, ohne Reifen und Kette überprüft zu haben. - Lena bringt das Meerschweinchen ihrer Schwester, um die kranke Sophie etwas aufzuheitern. - Petra findet, ihren Vater bei der Reparatur seines Autos zu unterstützen ist nicht besonders spannend.

48 Kontrastive Aufgaben beim Spiel „Welcher Satz passt (nicht)
Kontrastive Aufgaben beim Spiel „Welcher Satz passt (nicht)?“ (Esslinger 2018)) Natascha ist zu Hajos Party eingeladen. Das freut sie. Aber sie hat auch etwas Angst. Denn außer Hajo kennt sie niemanden. Was ist, wenn Hajos Freunde nicht nett sind? Deshalb schickt sie eine WhatsApp-Nachricht an ihre Freundin. Welche passt? a) Ich kenne alle seine Freunde nicht, nur Hajo. Soll ich trotzdem zur Party gehen? b) Ich kenne alle seine Freunde, nicht nur Hajo. Soll ich trotzdem zur Party gehen? Gesine Esslinger

49 f) (Eingeschobene) „Nebensätze“: Wer ist oder tut hier was?
(Kopiervorlage) Aufgabe: Welcher der Sätze passt jeweils zur Geschichte? Kreuzt an. Tipp: Sucht die Verben mit Personalform und unterstreicht sie. Denkt daran: Das Komma errichtet eine vorübergehende Grenze zwischen Wörtern und zeigt an, welche Wörter zu welchen Verben gehören. In der Klasse 7b herrscht große Aufregung. Immer wieder fehlt Geld in den Rucksäcken der Schüler. Wie sich herausgestellt hat, ist Lenni der Dieb. Der Klassensprecher berichtet die Neuigkeit auf dem Schulhof. Welcher Satz passt? a) Lenni sagt, der Klassensprecher hat das Geld gestohlen. b) Lenni, sagt der Klassensprecher, hat das Geld gestohlen.

50 Interpunktionsgespräch (4. Klasse) (Esslinger 2016)
< Anna vermutet, ihre Mutter ist in Tom verliebt>. < Anna, vermutet ihre Mutter, ist in Tom verliebt.> Richard: Da ist ein Komma. Marlon: Das, würde ich sagen, [passt]: Anna, Komma, vermutet ihre Mutter [Pause] ist in Tom verliebt. Studentin: Was würdest du sagen? Marlon: Weil Anna, da ist ein Komma gesetzt. Das geht dann auf die Mutter hin und die meint, die Anna ist in Tom verliebt. Richard: Ach sooo! Studentin: Habt ihr das alle so gelesen, den Satz, wie der Marlon? Eric (DaZ): Achso! Ja, jetzt verstehe ich’s auch (lachend) Studentin: Kannst du es dann vielleicht auch nochmal erklären? Warum das so ist? Eric: Ja, das ist sozusagen wie bei Punkt vor Strichrechnung [in der Mathematik]. Zuerst muss man hier das kapieren: vermutet ihre Mutter. Dann: Anna, [Pause] vermutet ihre Mutter, [Pause] ist in Tom verliebt.

51 g) Wo kein Komma, da (k)ein weiteres Verb:
Syntaktische Erwartungshaltung aufbauen Karl findet das neue Mädchen in seiner Klasse nett. Karl findet, das neue Mädchen in seiner Klasse lächelt nett. Kalr findet, dass … (das neue Mädchen nett lächelt). Aufdeckstreifen mit und ohne Kommas - Peter findet - Peter findet seine neuen - Peter findet seine neuen Fußballschuhe sind - Peter findet seine neuen Fußballschuhe. - Peter findet, seine neuen - Peter findet, seine neuen Fußballschuhe sind - Peter findet, seine neuen Fußballschuhe sind besser als die alten.

52 7) Fazit und Ausblick: - IPZ erleichtern widerspruchsfreie Sinnkonstruktion - Komma evoziert syntaktische Erwartungshaltung (Esslinger 2016) - macht dadurch den Leseprozess effektiver ( steht deshalb auch in Sätzen, die man ohne Komma eindeutig verstehen würde (konjunktional eingeleitete Nebensätze) - Ich hoffe, dass es dir gut geht. - Ich weiß nicht, ob Lara immer noch krank ist. - Er liebt sie, weil/obwohl sie so wunderbar verrückt ist. Wissen über die lesersteuernde Funktion des Kommas auch beim Schreiben anwenden.

53 Literatur: - Bredel , Ursula (2011): Interpunktion. Heidelberg 2011 Für die Praxis: - Praxis Deutsch (2015), Heft 254: Interpunktion Deutschunterricht (2018), Heft 1: Kommasetzung Kopier“vorlagen“ auf der Theke aus: - Esslinger, Gesine 2015a. „"Jetzt passt's". Grundschulkinder erkunden den Punkt". Praxis Deutsch(254), 14–19. - Esslinger, Gesine 2015d. „Was macht das Komma im Kopf?". Deutschunterricht(5), 22–27. - Esslinger, Gesine „Wie steuern Kommas das Lesen?“ Deutschunterricht(1), 22–25.

54 Vertiefende/weiterführende Literatur:
Afflerbach, Sabine Zur Ontogenese der Kommasetzung vom 7. bis zum 17. Lebensjahr. Eine empirische Studie (Theorie und Vermittlung der Sprache 26). Frankfurt am Main, Berlin, Bern, New York, Paris, Wien: Lang. Bredel, Ursula Die Interpunktion des Deutschen. Ein kompositionelles System zur Online-Steuerung des Lesens (Linguistische Arbeiten 522). Tübingen: Niemeyer. Bredel, Ursula Interpunktion (KEGLI). Heidelberg: Universitätsverlag Winter. Bredel, Ursula Sprachbetrachtung und Grammatikunterricht. 2. Auflage (UTB Standardwissen Lehramt). Paderborn/München/Wien/Zürich: Ferdinand Schöningh. Bredel, Ursula & Astrid Müller „Interpunktion". Praxis Deutsch 42(254), 4–13. Bremerich-Vos, Albert & Dirk Scholten-Akoun (eds.). Schriftsprachliche Kompetenzen von Lehramtsstudierenden in der Studieneingangsphase. Eine empirische Untersuchung. Baltmannsweiler: Schneider. Afflerbach, Sabine Zur Ontogenese der Kommasetzung vom 7. bis zum 17. Lebensjahr. Eine empirische Studie (Theorie und Vermittlung der Sprache 26). Frankfurt am Main, Berlin, Bern, New York, Paris, Wien: Lang. Bredel, Ursula Die Interpunktion des Deutschen. Ein kompositionelles System zur Online-Steuerung des Lesens (Linguistische Arbeiten 522). Tübingen: Niemeyer. Bredel, Ursula Interpunktion (KEGLI). Heidelberg: Universitätsverlag Winter. Bredel, Ursula Sprachbetrachtung und Grammatikunterricht. 2. Auflage (UTB Standardwissen Lehramt). Paderborn/München/Wien/Zürich: Ferdinand Schöningh. Bredel, Ursula & Astrid Müller „Interpunktion". Praxis Deutsch 42(254), 4–13. Gesine Esslinger

55 Esslinger, Gesine 2014. Rezeptive Interpunktionskompetenz
Esslinger, Gesine Rezeptive Interpunktionskompetenz. Eine empirische Untersuchung zur Verarbeitung syntaktischer Interpunktionszeichen beim Lesen. Baltmannsweiler: Schneiderverlag Hohengehren. Esslinger, Gesine 2015a. „Kommas beim Lesen verarbeiten können - eine vernachlässigte Teilkompetenz allgemeiner Lesefähigkeit". In Ulrich Riegel, Sigrid Schubert, Gesa Siebert-Ott & Klaas Macha (Hg.) Kompetenzmodellierung und Kompetenzmessung in den Fachdidaktiken (Fachdidaktische Forschungen 7), 275–295. Münster, Westf: Waxmann. Esslinger, Gesine 2015b. „Kommas beim Lesen verarbeiten können – eine vernachlässigte Teilkompetenz allgemeiner Lesefähigkeit". In Ulrich Riegel, Sigrid Schubert, Gesa Siebert-Ott & Klaas Macha (Hg.) Kompetenzmodellierung und Kompetenzmessung in den Fachdidaktiken (Fachdidaktische Forschungen 7), 275–295. Münster, Westf: Waxmann. Esslinger, Gesine 2015c. „Satzstruktur und Satzbedeutung. Warum die herkömmliche Frageprobe kein verlässliches Verfahren ist, um Satzglieder zu ermitteln". Grundschulunterricht Deutsch 62, 23–28. Esslinger, Gesine 2015d. „Syntaktisches Lesen unter besonderer Berücksichtigung der Interpunktion - Theorie, Testkonzeptionen und empirische Befunde". In Iris Rautenberg & Tilo Reißig (Hg.) Lesen und Lesedidaktik aus linguistischer Perspektive (Forum Angewandte Linguistik Bd. 53), 117–152. Frankfurt am Main: Peter Lang Edition. Gesine Esslinger

56 Esslinger, Gesine 2015e. „Was macht das Komma im Kopf. "
Esslinger, Gesine 2015e. „Was macht das Komma im Kopf?". Deutschunterricht(5), 22–27. Esslinger, Gesine 2016a. „Das Komma zwischen Norm und System - zur Begründung und Konzeption einer leserorientierten Interpunktionsdidaktik". In Birgit Mesch & Christina Noack (Hg.) Orthographiedidaktik zwischen Norm und System. Drei Seiten einer Medaille? (Thema Sprache - Wissenschaft für den Unterricht), 146–173: Schneider. Esslinger, Gesine 2016b. „Punkte und Kommas beim Lesen nutzen lernen - ein rezeptionsorientiertes Konzept (auch) für den Erwerb syntaktischer Muster des Deutschen". In Österreichischer Dachverband für Deutsch als Fremd- und Zweitsprache (Hg.) Lesen(d) lernen. ÖDaF- Mitteilungen (32, Ausgabe 2), 31–43. Göttingen/Wien: V&R unipress. Esslinger, Gesine „Wie steuern Kommas das Lesen?". Deutschunterricht(1), Esslinger, Gesine(i. E. 2018): Sprachreflexive Zugänge zur Interpunktion des Deutschen durch Interpunktionsgespräche - Hintergründe und Möglichkeiten einer leserorientierten Interpunktionsdidaktik. Erscheint in: Studia Neophilologica. A Journal of Germanic an Romance Languages and Literature 90. Special issue. Gesine Esslinger

57 Knapp, Werner 2011. „Deutsch als Zweitsprache sprechen und schreiben"
Knapp, Werner „Deutsch als Zweitsprache sprechen und schreiben". In Werner Knapp, Cordula Löffler, Claudia Osburg & Kristina Singer (Hg.) Sprechen, schreiben und verstehen. Sprachförderung in der Primarstufe, 193–228. Seelze: Klett Kallmeyer. Krafft, Andreas „"Einfach nach Gefühl …" Zur Interpunktionskompetenz von Lehramtsstudierenden am Beispiel des Kommas". In Ralph Olsen, Christiane Hochstadt & Simona Colombo- Scheffold (Hg.) Ohne Punkt und Komma … Beiträge zu Theorie, Empirie und Didaktik der Interpunktion (TRANSFER 10), 138–156. Berlin: RabenStück-Verlag. Melenk, Hartmut „Kommasetzung und Grammatikkenntnisse". In Melenk, Hartmut / Knapp, Werner (Hg.) Inhaltsangaben - Kommasetzung. Schriftsprachliche Leistungen in Klasse 8, 169–188. Baltmannsweiler: Schneider Verlag Hohengehren. Metz, Kerstin Grammatikkenntnisse - Kommasetzung. Eine empirische Studie über das Verhältnis von Grammatikkenntnissen und Kommasetzung bei Achtklässlern im Schulartenvergleich. Baltmannsweiler: Schneider Verlag Hohengehren. Gesine Esslinger

58 Pießnack, Christian & Adelbert Schübel 2005
Pießnack, Christian & Adelbert Schübel „Untersuchungen zur orthographischen Kompetenz von Abiturientinnen und Abiturienten im Land Brandenburg". LIF-Berichte Fachdidaktik. Universität Potsdam, 50–72. Primus, Beatrice „Sprachnorm und Sprachregularität". Deutsche Sprache 3, 244–263. Rösch, Heidi Deutsch als Zweit- und Fremdsprache. Berlin: Akademie-Verlag Gesine Esslinger


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