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Denken und Problemlösen
Jörg Petry Oscar Jacobsson: Der Stuhl. Copenhagen: PIB, 1926.
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Wie löse ich ein Problem
Funktioniert alles? Lass es so! Ja Nein Dran rumgefummelt? Du Idiot. Ja KEIN PROBLEM!!! Weiß es jemand? Gibt es Ärger? Nein Behalte es für Dich! Nein Ja Du armes Schwein. Einem anderen anhängen? Nein Mehr Glück als Verstand. Nein Ja
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Ein Schäfer, der auf einer einsamen Weide seine Schafe hütet...
..... Plötzlich taucht in einer großen Staubwolke ein nagelneuer Cherokee Jeep auf und hält direkt neben ihm. Ein junger Mann im Brioni-Anzug, Cerutti-Schuhen, Ray Ban-Sonnenbrille und YSL-Krawatte steigt aus und fragt: „Wenn ich errate, wie viele Schafe Sie haben, bekomme ich dann eins?“. Der Schäfer schaut den jungen Mann an, dann seine friedlich grasenden Schafe und sagt ruhig: „ In Ordnung.“. Der junge Mann parkt seinen Jeep, verbindet sein Notebook mit dem Handy, geht ins Internet auf eine NASA-Seite, scannt die Gegend mit Hilfe seines GPS-Satellitennaviga-tionssystems, öffnet eine Datenbank und 60 Excel-Tabellen mit einer Unmenge Formeln. Schließlich druckt er seinen 150-seitigen Bericht auf seinem High-End-Mini-Drucker, dreht sich zu dem Schäfer um und sagt: „Sie haben hier exakt 1586 Schafe.“.
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Ein Schäfer, der auf einer einsamen Weide seine Schafe hütet...
Der Schäfer sagt: „Das ist richtig, suchen Sie sich ein Schaf aus!“. Der junge Mann nimmt ein Tier und lädt es in den Jeep. Der Schäfer schaut ihm zu und sagt: „Wenn ich Ihren Beruf errate, geben Sie mir das Tier dann wieder?“. „Klar, warum nicht?“ – der junge Mann ist sich seiner Sache ganz sicher. „Sie sind ein Qualitätsmanagement-Berater“, sagt der Schäfer ruhig. „Richtig“, antwortet der junge Mann verblüfft. „Woher wissen Sie das?“. „Sehr einfach“, meint der Schäfer: „Erstens kommen Sie hierher, obwohl Sie niemand gerufen hat, zweitens wollen Sie dafür bezahlt werden, dass Sie mir etwas sagen, was ich ohnehin schon weiß und drittens haben Sie keine Ahnung von dem, was ich mache. Und jetzt geben Sie mir bitte meinen Hund wieder!“
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I. Theorie Klassische Denkpsychologie Informationsverarbeitungsmodell
Komplexes Problemlösen
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I. Theorie Klassische Denkpsychologie Informationsverarbeitungsmodell
Komplexes Problemlösen
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Analyse von Denkprozessen nach John Dewey
Man begegnet einer Schwierigkeit Abgrenzung der Schwierigkeit Das Entstehen einer möglichen Erklärung oder einer möglichen Lösung Rationale Durcharbeitung einer Idee Eine Idee wird bestätigt und endgültig angenommen John Dewey unterscheidet fünf gesonderte Stufen eines Denkaktes: Man begegnet einem Problem, d.h. einer Diskrepanz zwischen angestrebten Ziel und vorhandenen Mitteln Die bestehende Schwierigkeit wird lokalisiert und präzisierrt Es findet sich ein Ansatz zu einer möglichen Lösung (Idee) Die mit dem Lösungsansatz verbundenen Konsequenzen werden überdacht (Überlegung) Ausprobieren und Beobachten führt zu Annahme oder Ablehnung der Lösung Literatur: J. Dewey: How we Think. Boston, 1933 (Dt.: Wie wir denken. Zürich, 1951) J. Dewey: Analyse eines vollständigen Denkaktes. In C.F. Graumann (Hrsg.): Denken (S ),
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Denken und Problemlösen
Ein Problem liegt vor, wenn Barrieren zwischen dem Ist- und Sollzustand bestehen, z.B. Neun-Punkte-Problem von Wertheimer. J. R. Anderson: Kognitive Psychologie. Heidelberg: Spektrum,
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Neun-Punkte-Problem Diese neun Punkte sind durch nicht mehr als vier gerade Linie zu verbinden. Die Gesamtlinie ist also maximal dreimal gebrochen. Jeder der vorgegebenen Punkte darf nur einmal berührt werden. Zurückfahren auf derselben Linie ist nicht gestattet
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Denken und Problemlösen
Der Prozess des Problemlösens besteht im selektiven Aufbau eines Problemraumes durch das bestehende Vorwissen und dessen Verknüpfung mit bestehenden Handlungsmöglichkeiten (Suchraum) und der Erweiterung mittels Lautem Denken durch W-Fragen (Strahlenaufgabe von Duncker). W-Fragen beim Lauten Denken: Worum geht es nicht? Konfliktanalyse Was ist der Grund des Übels? Situationsanalyse Was brauche ich? Materialanalyse Was will ich eigentliche? Zielanalyse J. R. Anderson: Kognitive Psychologie. Heidelberg: Spektrum,
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Denken und Problemlösen
Den Ursprung des Problemlöseansatzes bildet die gestaltpsychologische Denkpsychologie mit dem Konzept des produktiven Denkens ( Duncker, Mayer, Wertheimer). Ein Problem stellt eine schlechte Gestalt dar, aus der durch Umstrukturierungsprozesse eine gute Gestalt wird, z.B. Primatenversuche von Köhler (Einsicht) bzw. Aha-Erlebnis (Bühler). J. R. Anderson: Kognitive Psychologie. Heidelberg: Spektrum,
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Denken und Problemlösen
Dabei treten Denkfehler auf, da funktionale Fixierungen bestehen, die eine Lösung blockieren (Schachtelaufgabe von Duncker und Pendelaufgabe von Mayer). J. R. Anderson: Kognitive Psychologie. Heidelberg: Spektrum,
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I. Theorie Klassische Denkpsychologie Informationsverarbeitungsmodell
Komplexes Problemlösen
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Denken und Problemlösen
Die aktuelle Entwicklung wurde durch den Paradigmawechsel vom Behaviorismus zum Informationsverarbeitungsmodell eingeleitet (Kybernetisches Modell von Miller und Pribram) J. R. Anderson: Kognitive Psychologie. Heidelberg: Spektrum,
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Die Test-Operation-Test-Exit-Einheit (TOTE-Einheit)
Prüfung des Nagels Hämmern (Nagelkopf schaut hervor) (Nagelkopf im Holz) Test Operation - Ende + (Kongruenz) Prüfphase Nagel im Holz? (Inkongruenz) Handlung Hämmern! G.A. Miller, E. Galanter & K.H. Pribram: Plans and Structure of Behavior. New York: Holt, Rinehart & Winston, 1960.
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Denken und Problemlösen
Bei dem Informationsverarbeitungsmodell (Klix, Dörner, Anderson) wird von einer Wechselwirkung zwischen aktueller Informationsverarbeitung (Kurzzeitspeicher) mit der langfristigen Speicherung (Langzeitgedächtnis) ausgegangen (Mehrspeichermodell). J. R. Anderson: Kognitive Psychologie. Heidelberg: Spektrum,
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Denken und Problemlösen
Die Struktur des kognitiven Apparates umfasst ein Netzwerk von gespeichertem Wissen und Operationen, wobei der Kurzzeitprozessor mit Armen nach den Verbindungsstellen (Knoten) greift (Tintenfischhypothese). J. R. Anderson: Kognitive Psychologie. Heidelberg: Spektrum,
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Denken und Problemlösen
Ausgangspunkt der Betrachtungsweise ist der Problemraum als inneres Abbild der Aufgabenumwelt, der den Anfangs-, Zwischen- und Zielzustand, den Lösungsweg und die notwendigen Handlungen umfaßt (Turm von Hanoi von Klix). J. R. Anderson: Kognitive Psychologie. Heidelberg: Spektrum,
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I. Theorie Klassische Denkpsychologie Informationsverarbeitungsmodell
Komplexes Problemlösen
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Denken und Problemlösen
Bei Lebensproblemen handelt es sich oft um komplexe Probleme (Lohhausen/Dörner). J. R. Anderson: Kognitive Psychologie. Heidelberg: Spektrum,
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Merkmale komplexer Situationen
Dietrich Dörner Vernetztheit Intransparenz Nach dem Denkpsychologen Dietrich Dörner, der in Simulationsexperimenten, z.B mit der Entwicklung der fiktiven Stadt Lohhausen (Dörner et al., 1983), effektive Problemlösestrategien untersucht hat, zeichnen sich komplexe Handlungssituationen dadurch aus, das eine Vielzahl von Merkmalen miteinander vernetzt ist, die Beziehungen zwischen diesen Merkmalen intransparent sind und das System eine eigene Dynamik aufweist. Literatur: D. Dörner, H.W. Kreuzig, F. Reither & T. Stäudel: Lohhausen: Vom Umgang mit Unbestimmtheit und Komplexität. Bern: Huber, 1983. D. Dörner: Die Logik des Misslingens. Reinbek: Rowohlt, 1989. Dynamik Quelle: Dietrich Dörner: Die Logik des Mißlingens. Rowohlt, 1989.
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Kybernetische Propädeutik
Regelkreisdarstellungen Rückkopplungssystem Bei der Betrachtung des Zusammentreffens von Suchtkrankem und Entwöhnungsangebot bietet sich eine kybernetische Betrachtungsweise an. Dazu soll einführend an einige Grundlagen und Konventionen erinnert werden, insbesondere die Darstellungsweise von Regelkreisen, das Wesen von verschachtelten Rückkopplungssystemen und die Bedeutung der Mustererkennung. Literatur: F. Vester: Die Kunst vernetzt zu denken: Ideen und Werkzeuge für einen neuen Umgang mit Komplexität. Stuttgart: Deutsche Verlags-Anstalt, 1999.
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Regelkreisdarstellungen
Positive (gleichartige) Rückkopplung Straßenbau Durchgezogene Pfeile stehen für gleichgerichtete Beziehungen und gestrichelte Pfeile für gegenläufige Beziehungen. Bei einer Wechselbeziehung (Wirkungen in beiden Richtungen) besteht eine Rückkopplung. Bei gleichartigen Pfeilen (gleichgerichtet oder gegenläufig) besteht eine positive (kumulative) Rückkopplung. Im Fall 1 sind zwei gleichgerichtete Beziehungen positiv rückgekoppelt (beide schaukeln sich auf oder schrumpfen bis zu einem Grenzwert je nach Anfangsimpuls). In diesem Beispiel erhöht der Straßenbau das Verkehrsaufkommen, was wiederum zu verstärktem Straßenausbau führt oder umgekehrt. Gesamtverkehr Fall 1 (gleichgerichtet / durchgezogener Pfeil)
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Regelkreisdarstellungen
Positive (gleichartige) Rückkopplung Straßenbau Im Fall 2 sind zwei gegenläufige Beziehungen positiv rückgekoppelt, so dass sich eine Variable auf Kosten der anderen aufschaukelt. Im Beispiel führt ein vermehrter Straßenbau zu einer engeren Siedlungs-struktur, die wiederum einen verstärkten Straßenbau auslöst und umgekehrt. Naturraum Fall 2 (gegenläufig / gestrichelter Pfeil)
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Regelkreisdarstellungen
Negative (ungleichartige) Rückkopplung Sicherheitsstand Bei ungleichartigen Wechselbeziehungen besteht eine negative (kompensatorische) Rückkopplung. Diese überwiegt bei lebenden Systemen, da sie das System durch Abfedern oder Pendelbewegungen gegenüber Störungen stabilisiert (Selbstregulation). Im Beispiel führt ein größerer Sicherheitsstand zu einem größeren Sicher-heitsgefühl, was die effektive Sicherheit wieder vermindert, so dass die Unfallgefahr gleich bleibt. Sicherheitsgefühl
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- - - + + - Viehbestand Jagd auf Kleinsäuger Kleinsäuger Raubkatze
Insekten + + Ernteertrag -
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Rückkopplungssystem Kerzenflamme
Eine Kerzenflamme ist Bestandteil sowohl eines positiven als auch eines negativen Rückkopplungskreises. Positive Rückkopplung: Je größer die Flamme, umso schneller schmilzt das Wachs und je mehr Wachs in den Docht gelangt, umso größer wird die Flamme, was zu einem explosionsartigen Aufschaukeln führen würde. Negative Rückkopplung: Je größer die Flamme, umso schneller schmilzt das Wachs, so dass der Nachschub nicht mithält. Es kommt zum Verglimmen des Dochtes, wodurch der Zufluss an Wachs wieder nachlässt. Die Flamme wird kleiner, so dass mehr Wachs nachkommt und die Flamme größer wird. Es entsteht das bekannte Flackern einer Kerze, das sich nach und nach beruhigt, da sich ein Gleichgewicht von Verbrennung und Wachsnachschub ergibt. Literatur: F. Vester: Ecopolicy (CD-ROM-Version für Windows). Freiburg: Rombach Medien und Musik, 1997. Quelle: F. Vester: Die Kunst vernetzt zu denken. Stuttgart: DVA 1999.
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Vielen Dank für Ihr Zuhören
Mein herzlicher Dank gilt Frau Dipl.-Psych. Annette Wagner für die Miterstellung der Präsentation
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