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Veröffentlicht von:Katrin Sternberg Geändert vor über 8 Jahren
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Die Syndrome des globalen Wandels Einführung in das Konzept
Was ist nachhaltig? Die Grundannahmen des Syndromkonzepts Drei Beispiele für Syndrome Die wissenschaftliche Erarbeitung eines Syndroms Das Beziehungsgeflecht des Dust Bowl Syndroms Diagnose der Disposition und Intensität Syndrome und der Globale Wandel Syndrome des Globalen Wandels – hinter diesem etwas sperrigen Titel verbirgt sich ein interdisziplinäres Konzept, das den Anspruch erhebt, so unterschiedliche Phänomene wie beispielsweise Bodendegradation, Klimawandel, Technologietransfer, Migration oder auch ein steigendes Umweltbewusstsein in der Bevölkerung aufeinander zu beziehen und zu strukturieren. Ziel ist es, typische Muster des Globalen Wandels zu erkennen, neue Ereignisse einordnen und unterschiedliche Handlungsmöglichkeiten besser beurteilen zu können. Das zunächst als Forschungsinstrument vom Wissenschaftlichen Beirat der Bundesregierung „Globale Umweltveränderungen“ (WBGU) konzipierte Syndromkonzept ist für den Unterricht an allgemeinbildenden Schulen aus verschiedenen Gründen attraktiv. Es hilft Schülerinnen und Schülern, die komplexen Ursache-Wirkungs-Zusammenhänge des Globalen Wandels zu verstehen, es vermittelt Grundkenntnisse systemischer Arbeitsweisen und es schafft als interdisziplinärer Ansatz sinnstiftende Zusammenhänge zwischen den Methoden und Inhalten einzelner Fächer. Den Lehrerinnen und Lehrern eröffnet es neue Wege bei der systematischen Themenfindung und –einordnung sowie bei der fächerübergreifenden Verknüpfung von Inhalten. © BLK-Programm „21“ – Bildung für eine nachhaltige Entwicklung. Projektträger: Freie Universität Berlin, Koordinierungsstelle, FU Berlin, Arnimallee 9, Berlin Tel.: (+49) 30 / , Fax.: (+49) 30 / ,
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Die Syndrome des globalen Wandels Was ist nachhaltig?
Das Syndromkonzept dient dazu nicht-nachhaltige Entwicklungen zu definieren und daraus akzeptable Entwicklungskorridore zu bestimmen. Ist-Zustand Erwünschter Zustand Entwicklungskorridor Grundsätzlich bieten sich bei der Operationalisierung der nachhaltigen Entwicklung zwei Herangehensweisen an: Man kann entweder bestimmen, was nachhaltig ist und entlang dieser positiven Zieldefinition Handlungsoptionen entwickeln, so etwa wird bei den Studien des Wuppertalinstituts verfahren, in denen positive Leitbilder nachhaltiger Entwicklung für verschiedene Handlungsfelder entworfen werden (vgl. BUND/Misereor (Hrsg.): Zukunftsfähiges Deutschland. Basel, Boston, Berlin 1996). Oder man kann versuchen festzulegen, welche Art von Entwicklung nicht nachhaltig ist, also keinesfalls erwünscht sein kann und daraus Leitplanken gewinnen. In dem dadurch entstehenden akzeptablen Entwicklungskorridor können dann verschiedene Handlungsoptionen gewählt werden können. Der Syndromansatz folgt dem letzteren Weg. Er gibt innerhalb des Korridors auch bereits Auskunft über die Reichweite und Wirksamkeit einzelner Optionen. Letztlich bietet dieses Vorgehen mehr Freiheitsgrade und Flexibilität als der erste Weg. Eine positive Zielbestimmung kann in einem komplexen, in Teilen unbekannten System auch fehlerhaft sein. Sie ist dann weniger gut korrigierbar als Handlungen innerhalb des breiten Entwicklungskorridors. Ist-Zustand © BLK-Programm „21“ – Bildung für eine nachhaltige Entwicklung. Projektträger: Freie Universität Berlin, Koordinierungsstelle, FU Berlin, Arnimallee 9, Berlin Tel.: (+49) 30 / , Fax.: (+49) 30 / ,
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Wissenschaftlicher Beirat Globale Umweltveränderungen (1996)
Die Syndrome des globalen Wandels Die Grundannahmen des Syndromkonzepts Wissenschaftlicher Beirat Globale Umweltveränderungen (1996) Beschreibung und Diagnose von Syndromen, d.h. strukturellen Mustern oder charakteristischen "Trendbündeln" des globalen Wandels Überschaubare Zahl von Mustern oder Kausalmechanismen in den Mensch-Umwelt-Beziehungen Der WBGU hat bisher 16 globale Syndrome identifiziert und in ihren Ursache-Wirkungsbeziehungen dargestellt. Der Syndrom-Ansatz des Wissenschaftlichen Beirats der Bundesregierung Globale Umweltveränderungen (WBGU) und des Potsdam Instituts für Klimafolgenforschung (PIK) folgt dem Weg, nicht-nachhaltige Entwicklungen zu bestimmen. Er geht dabei von einem Bündel von Zustandsänderungen aus, die in ihrer Gesamtheit als Globaler Wandel bezeichnet werden. Dabei handelt es sich um „(...) globale Veränderungen der Leitparameter des Systems Erde, um die Abnahme strategischer Naturgüter, die Verschiebung und Veränderung großräumiger Strukturen und Muster sowie um Veränderungen großräumiger Prozesse. Die – hochaggregierten – Zustandsänderungen des Erdsystems sind kritisch, wenn sie zuletzt die Reproduktion sozialer Systeme gefährden oder gar zu katastrophalen Folgen führen können (...).“ (Reusswig 1998, S. 3) Das WBGU-Konzept dient der Beschreibung und Diagnose von Syndromen, d.h. strukturellen Mustern oder charakteristischen "Trendbündeln" des globalen Wandels, die krisenhafte Phänomene hervorrufen (z.B. Bodendegradation) und auf vergleichbare oder gleiche natürliche, ökonomische oder soziale Dispositionen oder Veränderungsprozesse zurückzuführen sind. Die Grundthese dabei ist, dass „sich der Globale Wandel in seiner Dynamik auf eine überschaubare Zahl von archetypischen Mustern von Kausalmechanismen in den Mensch-Umweltbeziehungen zurückführen läßt.“ (Questions Autorenteam 1998, S. 13) © BLK-Programm „21“ – Bildung für eine nachhaltige Entwicklung. Projektträger: Freie Universität Berlin, Koordinierungsstelle, FU Berlin, Arnimallee 9, Berlin Tel.: (+49) 30 / , Fax.: (+49) 30 / ,
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Die Syndrome des globalen Wandels Drei Beispiele für Syndrome
Katanga Umweltdegradation durch Abbau nicht- erneuerbarer Ressourcen Massentourismus Erschließung und Schädigung von Naturräumen für Erholungs- und Erlebniszwecke Dust Bowl Nicht-nachhaltige industrielle Bewirtschaftung von Böden und Gewässern Der WBGU hat bisher aus der Analyse von achtzig Trends oder Symptomen sechzehn globale Syndrome identifiziert und diese den drei Gruppen „unangepasste Nutzung“, „nicht-nachhaltige Entwicklung“ und „unangepasste zivilisatorische Entsorgung (Senken)“ zugeordnet. Syndromgruppe „Nutzung“ Sahel, Raubbau, Landflucht, Katanga, Dust Bowl, Massentourismus, Verbrannte Erde Syndromgruppe „Entwicklung“ Aralsee, Kleine Tiger, Favela, Suburbia, Grüne Revolution, Havarie Syndromgruppe „Senken“ Müllkippe , Hoher Schornstein, Altlasten Quelle: nach WBGU 1997, S. 141 und Reusswig 1997, S. 76 Die Syndrome wurden oft nach Regionen bezeichnet, in denen das Syndrom erstmalig auftrat oder die durch die Syndrommerkmale besonders bekannt geworden sind (Sahel, Katanga, Aralsee). Das sollte aber nicht darüber hinwegtäuschen, dass die Syndrome Abstraktionen sind. Man sollte darunter verallgemeinerte Muster verstehen, die je nach Disposition an ganz unterschiedlichen Orten des Erdballs auftreten können. © BLK-Programm „21“ – Bildung für eine nachhaltige Entwicklung. Projektträger: Freie Universität Berlin, Koordinierungsstelle, FU Berlin, Arnimallee 9, Berlin Tel.: (+49) 30 / , Fax.: (+49) 30 / ,
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Die Syndrome des globalen Wandels Die wissenschaftliche Erarbeitung eines Syndroms
Die wissenschaftliche Erarbeitung eines Syndroms lässt sich in drei Schritten beschreiben: Erstellung des Beziehungsgeflechts auf Basis von Literatursichtungen (Messdaten, Fallstudien etc.) und -zusammenfassungen; 2. Diagnostischer Teil: Datengestützte globale Verortung, Ermittlung vulnerabler Regionen (Disposition); Diagnose der Syndromintensität; 3. Prognostischer Schritt: Darstellung von Dynamiken und Zeitverläufen mit Hilfe qualitativer Differentialgleichungen; Modellierung von unterschiedlichen Entwicklungsmöglichkeiten. Der erste Schritt kann als Beschreibung eines Krankheitsbildes gedeutet werden. Um die Disposition einer Region zu ermitteln sind die Identifikation von Indikatoren für die Strukturelemente des Syndroms und die Verknüpfung dieser Indikatoren erforderlich. Die Intensität des Syndroms wird auf Basis regionaler qualitativer Daten (Fallstudien, Expertenbefragungen) beurteilt. Ein erster Hinweis besteht darin, ob der Syndromkern in der Region identifiziert werden kann. Neben der langsam veränderlichen Disposition versucht man auch, auslösende Faktoren, z.B. punktuell auftretende Ereignisse (plötzliche Klimaereignisse, Fall der Mauer) als sog. Expositionen einzubeziehen. 3) Die qualitative Modellierung liefert „Lösungsbäume“, die sämtliche möglichen Verhalten des Systems als Zeitverläufe darstellen. Mit den Schülern haben wir in der Regel nur den ersten Schritt bearbeitet, also ein Beziehungsgeflecht erstellt. Dieses bietet jedoch auch bezogen auf diagnostische und prognostische Fragestellungen einen gewissen heuristischen Erklärungswert. So kann man beispielsweise sehr gut abschätzen, welche Reichweite einzelne Maßnahmen haben, je nach dem ob sie ehr an Ursache –Wirkungsbeziehungen im Kern oder an der Peripherie des Syndroms greifen. © BLK-Programm „21“ – Bildung für eine nachhaltige Entwicklung. Projektträger: Freie Universität Berlin, Koordinierungsstelle, FU Berlin, Arnimallee 9, Berlin Tel.: (+49) 30 / , Fax.: (+49) 30 / ,
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Die Syndrome des globalen Wandels Beziehungsgeflecht Dust Bowl
Wie lässt sich ein solches Ursache-Wirkungsmuster beschreiben? Beispiel Dust Bowl: Umweltveränderungen durch industrialisierte Landwirtschaft Man sieht hier eine zunächst Aufteilung in neun Sektoren oder Sphären, die Handlungs- oder Entwicklungssphären darstellen. Diesen Feldern werden Trends oder Symptome zugeordnet, die in Fallstudien als relevant für das Syndrom erkannt wurden. (Syndrome sind dadurch charakterisiert, dass sie mehrere Sektoren betreffen; sie sind transsektoral.) Schließlich werden die Wechselwirkungen zwischen diesen Trends dargestellt (-> Verstärkung; -• Abschwächung). Insgesamt erhält man so ein Beziehungsgeflecht, dass die Dynamik des Syndroms darstellt, die Triebkräfte verdeutlicht und bereits auf mögliche Lösungswege und ihre Reichweite hinweist. Es handelt sich dabei nicht um eine monokausale Ursache-Wirkungskette, sondern um ein Netz von Ursache-Wirkungsbeziehungen, das Rückkopplungen und Synergien erkennbar macht.
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Die Syndrome des globalen Wandels Diagnose der Disposition und Intensität
Auf der Basis der Beziehungsgeflechtes erfolgt ein zweiter Bearbeitungsschritt: Die regionale Syndromdiagnose. Die Frage nach der Anfälligkeit bestimmter Regionen wird über das Konzept der „Disposition“ bearbeitet. Hier wird nach den naturräumlichen und anthropogenen Bedingungen gesucht, die für das Auftreten eines Syndroms kennzeichnend sind. Zunächst werden geeignete Indikatoren für die zentralen Strukturmerkmale des Syndroms ausgewählt. Die Analyse der Indikatoren und besonders ihrer für das Syndrom charakteristische Verknüpfung ermöglichen eine Kartierung der Regionen, die für ein bestimmtes Syndrom besonders anfällig sind. Liegt für eine Region eine solche Disposition vor, ist die Wahrscheinlichkeit groß, dass sich das Syndrom dort auch entwickelt. Die Stärke seines Auftretens wird durch die „Intensität“ charakterisiert. Dieses geschieht durch die Auswertung quantitativer und qualitativer Datenquellen. Fallstudien und Expertenbefragungen kommt hier ein hoher Stellewert zu, weil sie die oft unvollständigen quantitativen Daten ergänzen und Auskünfte über spezifische Wechselwirkungen in der betrachteten Region geben. Das hier gezeigte Beispie des Sahelsyndroms zeigt hohe Dispositionen in Afrika, Südamerika und Ostasien. Die Intensität des Syndroms weicht davon in einigen Regionen erkennbar ab. Die Diagnostik ermöglicht es, durch kontinuierliche Maßnahmen die Dispositionen langsam zu mindern oder bestimmte auslösende Entwicklungen oder Ereignisse (Expositionen), die z.B. zur Überschreitung von Schwellwerten führen, zu vermeiden. © Potsdam Institut für Klimafolgenforschung (PIK)
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Die Syndrome des globalen Wandels Die Syndrome und der Globale Wandel
Die obige Matrix ermöglicht eine Zuordnung der Beiträge einzelner Syndrome zu den Kernproblemen des globalen Wandels. Trägt ein Syndrom signifikant zu einen dieser Kernprobleme bei, ist das mit einem Punkt in der Matrix gekennzeichnet. Die Syndrome stellen bezogen auf den Globalen Wandel Querschnittsphänomene dar, die in der Regel Beiträge zu mehreren Kernproblemen liefern. © Potsdam Institut für Klimafolgenforschung (PIK)
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