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Jüdisches Leben in Reken Zur Geschichte der jüdischen Bürgerinnen und Bürger in Groß Reken und Klein Reken Ausgabe für weiterführende Schulen, Januar 2015.

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1 Jüdisches Leben in Reken Zur Geschichte der jüdischen Bürgerinnen und Bürger in Groß Reken und Klein Reken Ausgabe für weiterführende Schulen, Januar 2015 © Georg Meirick, Gerda-Marie Möller

2 Jüdischer Friedhof Kennst du den jüdischen Friedhof in Groß Reken? Du findest ihn in dem kleinen Wäldchen am Ende der Siedlung Kerkenberg.

3 Die alten Grabsteine erinnern an jüdische Bürger, die in unserer Gemeinde gelebt haben.

4 In Reken hat es auch eine jüdische Synagoge gegeben Sie stand im Unterdorf in Groß Reken, und zwar dort, wo es heute in die Neue Mitte geht. Das Foto stammt aus der Zeit vor dem 2. Weltkrieg. Eine Fami- lie Rössmann bewohn- te den linken Teil des Hauses; rechts war der Synagogenraum. Zwei Fenster mit Ran- kenmotiven sind zu erkennen.

5 Die Synagoge wurde im August 1863 von der jüdischen Gemein- de Groß Reken feierlich einge- weiht. Dies ist ein Schriftstück aus der damaligen Zeit. Der Vor- steher der israelitischen Ge- meinde Groß Reken, Salomon Lebenstein, lädt den Landrat des Kreises Borken, Hamelmann, ein, an den Eröffnungsfeierlich- keiten teilzunehmen. Am oberen, linken und unteren Rand hat der Landrat seine Antwort geschrieben. Darin be- dauert er, dass er aus dienstli- chen Gründen nicht teilneh- men kann, wünscht der jüdi- schen Gemeinde aber einen ungetrübten und fröhlichen Verlauf der Festlichkeiten.

6 Grabstein Salomon Lebensteins Gründer und Vorste- her der israelitischen Gemeinde in Groß Re- ken war Salomon Le- benstein. Er starb im Jahre 1889.

7 Simon Lebenstein Nach dem Tode Salomons übernahm sein Sohn Simon Lebenstein den Vorsitz der jüdischen Gemeinde Groß Rekens und behielt ihn bis zum Jahre 1908. Simon Lebenstein hatte sechs Kinder: Anna, Selma, Berta und Albert aus 1. Ehe. Als seine Frau Johanna im Jahre 1891 starb, heiratete er ein zweites Mal, und die Kin- der Fritz und Otto wurden geboren. Simon Lebenstein starb 1917. Er war Inhaber des Kaufhauses Lebenstein.

8 Familie Lebenstein/Levinstein Familie Lebenstein/Levinstein (Harrierstraße) Simon und Johanna (1. Ehe) Simon und Helene (2. Ehe) Anna Selma Berta Albert Fritz Otto *1883 *1884 * 1886 * 1888 * 1898 * 1899 Hermann Levinstein * 1885 Johanna (Hanni) * 1912 Hier eine Übersicht über die Familie Simon Lebensteins. Weil Simons Tochter Berta 1911 Hermann Levinstein heiratete, der das Kaufhaus Lebenstein übernahm, nennen wir diese Fami- lie Lebenstein/Levinstein.

9 Ehepaar Levinstein Dieses Foto wurde vor mehr als 100 Jahren aufgenom- men. Es zeigt Berta und Hermann Levin- stein kurz vor oder nach der Heirat. Hermann Levin- stein stammte aus Sontra in Hessen. Nachdem Hermann Levinstein nach dem Tod seines Schwie- gervaters Simon Lebenstein das Kaufhaus übernommen hat- te, hieß es von da an Kaufhaus Lebenstein, Inhaber Hermann Levinstein.

10 Kaufhaus Lebenstein/Levinstein Wer in Groß Reken wohnt, dem wird die- ses Haus be- kannt vorkom- men, obwohl das Foto un- gefähr um 1930 gemacht wurde. Das Haus steht heute an der Harrierstraße und beherbergt den „Näh- kasten“ sowie eine Fahrschule. Es ist das ehemalige Kaufhaus Le- benstein/Levinstein.

11 Familie Levinstein in Bad Pyrmont Dieses Foto dürfte kurz vor Ausbruch des 1. Weltkrieges (1914) ent- standen sein. Die einzi- ge Tochter der Eheleu- te Levinstein, Sophia Johanna (Hanni), wur- de 1912 geboren.

12 Haupteingang Kaufhaus Lebenstein/Levinstein Hier seht ihr Hanni Levinstein im Alter von 12 – 14 Jahren vor dem Haupteingang ihres Elternhauses (2. von rechts, mit Hund). Weitere Kinder von links: Irmgard Benson, Günter Benson, Katie (Ver- wandte eines Dienstmädchens). Erwachsene von links: Frau Küp- pers (Hannis Lehrerin aus Mön- chengladbach), Hubert Strothmann (Verkäufer), Ottilie Bollen aus Es- sen (Verkäuferin)

13 Und hier ist Hanni Levinstein als junges Mädchen (ca. 1930-1932) Die Zeitungsmeldung ist aus dem Jahre 1932. Alle Mädchen, die am Ursulinengymnasium in Dorsten Abitur gemacht haben, sind aufge- führt. Hanni Levinstein ist auch dabei. Findest du ihren Namen?

14 Familie Lebenstein (Surkstamm) Es gab noch eine zweite Familie Lebenstein, die am heutigen Surkstamm wohnte und mit den Lebenstein/Levinsteins in der heutigen Harrierstraße nicht verwandt war. David und Berta Lebenstein lebten von Landwirtschaft und Viehhandel. Sie hatten drei Kinder: Alex, Marta und Leopold. Der Sohn Le- opold arbeitete zu Hause als Sattler und Möbelpolsterer. Mar- ta war Hausangestellte in Wesel. Ein Bruder von David Leben- stein (Salomon) wurde „arme Jüdeken“ genannt. Er trieb ein wenig Kleinhandel und wurde weitgehend von seinem Bruder und den Nachbarn unterhalten. Familie Lebenstein (Surkstamm) Salomon („arme Jüdeken) *1870 Davidund Berta Alex * 1901 Martha *1903 Leopold *1905

15 Familie Silberschmidt Nicht weit vom Kaufhaus Lebenstein/Levinstein entfernt wohnte Familie Silberschmidt (Dorf 102, heute Harrierstraße 2). Samuel Silberschmidt war Viehhändler, seine Frau Rosa betrieb ein Textilgeschäft. Samuel und Rosa Silberschmidt hatten zwei Kinder, Julia und Fritz. Familie Silberschmidt (Harrierstraße) Samuel undRosa Fritz *1918 Julia *1914

16 Familie Humberg in Klein Reken In Klein Reken gab es um 1900 zwei Familien Humberg. 30 Jah- re später wohnte nur noch Johanna Humberg („Juden Hann- chen“) dort, die ihren Lebensunterhalt durch Näharbeiten be- stritt. Familie Humberg (Dorf 40) Regina Humberg Moses Humberg und Billa Humberg * 1836 + 1921 * 1828 + 1919 Rudolf Humberg * 1895 Johanna Sali Rosa Antonette Simon Levi *12.08.1866 *21.02.1873 *17.08.1875 * 1878 * 1881 * 1887 Familie Humberg (Dorf 17) Abraham (Anschel) Humberg und Rosa Humberg * 23.07.1852 * 10.10.1855 Berta Sophia Amalia Siegfried Helena Johanna Frieda Ellie Arthur 1879 * 1880 * 1882 * 1885 * 1888 * 1890 * 1892 * 1895 * 1900 + 1915 (gefallen)

17 Juden waren in Reken integriert In der Zeit zwischen 1900 und 1930 kamen die Rekener Juden gut mit ihren Mitbürgern aus. Simon Lebenstein war vor dem vor dem 1. Weltkrieg (1914 – 1918) Vorsitzender des Groß Rekener Schützenvereins. Sein Sohn Albert schoss 1906 den Vogel ab. Nach dem 1. Weltkrieg wurde Hermann Levinstein Nachfolger seines Schwieger- vaters als Präsident des Schützenvereins. Hermann Levinstein Albert Lebenstein Samuel Silberschmidt gehörte seit der Gründung (1908) der Groß Rekener Feuerwehr an. Hermann Levinstein trat 1912 in die Feuerwehr ein. Samuel Silberschmidt

18 Teilnehmer am 1. Weltkrieg Salomon Lebenstein? (arme Jüdeken) *1870 Fritz Lebenstein * 1898 Albert Lebenstein * 1888 Hermann Levinstein * 1885 Otto Lebenstein * 1899 Im ersten Stock der Gemeindverwaltung Reken hängt eine „Ehrentafel“ des Kriegervereins Groß Reken mit Fotos von allen Männern, die am 1. Weltkrieg teilnehmen mussten. Auf dieser Tafel findest du auch die Namen der jüdi- schen Frontsoldaten Rekens. Samuel Silberschmidt Siegfried Humberg aus Klein Reken fiel am 7.4.1915 in Frankreich. (Die Fotos auf der Ehrentafel sind nur von Soldaten aus Groß Reken)

19 Am 30 Januar 1933 kam Adolf Hitler und mit ihm die Nationalsozialistische Deutsche Arbeiterpartei (NSDAP) in Deutschland an die Macht. Hitler hasste die Juden und machte sie für nahezu alle Schwierigkeiten der damali- gen Zeit verantwortlich. Er und die Anhänger seiner Par- tei, der NSDAP, waren fanati- sche Antisemiten (Judengeg- ner und Judenhasser).

20 Brandstiftung beim Kaufhaus Lebenstein/Levinstein Zwei Monate nach der Machtergreifung Hitlers gab es in Groß Reken einen selt- samen Vorfall. Auf das Kaufhaus Le- benstein/Levinstein war ein Brandan- schlag verübt worden. Später stellte sich heraus, dass der „Sicherheitsbe- amte“ Köhne, der das Feuer entdeckt hatte, es selbst gelegt hatte. Einige Zeitzeugen sagten uns, dass sich der Mann nur wichtig tun wollte. Ob ihn vielleicht Nationalsozialisten (Nazis) dazu angestiftet haben, ist nicht bekannt. Möglich wäre es vielleicht, da jetzt auch die Hetze gegen die Juden in Reken einsetzte.

21 Hetze auch in Reken Mit solchen Plakaten wurde ge- gen Juden gehetzt. Besonders hervorgetan hat sich eine Zeit- schrift, die „Der Stürmer“ hieß und von Julius Streicher her- ausgegeben wurde. In jeder Ausgabe wurde von angebli- chen jüdischen Gräueltaten be- richtet und zum Kampf gegen das „Judentum“ aufgerufen. Ausgerechnet in der Nähe des Hauses Silberschmidt in Groß Reken stellte man einen Schau- kasten des „Stürmers“ auf. (Die nebenstehenden Bilder sind nicht aus Reken)

22 Boykottaufrufe gegen Juden Mit Boykottaufrufen wollte man die Deutschen dazu bringen, nicht mehr in jüdischen Geschäf- ten zu kaufen. Auch in Groß Re- ken zogen vor den Häusern Le- benstein/Levinstein und Silber- schmidt Posten auf, die die Re- kener Bürger zum Boykott der Geschäfte aufriefen. Hermann Levinstein, der die Ak- tionen zunächst wohl nicht ernst nahm, lud einmal die jungen Män- ner zu einem Glas Bier ein – und diese nahmen die Einladung auch an. (Das nebenstehende Foto ist nicht aus Reken)

23 Ausschluss aus der Feuerwehr Im Jahre 1933 feierte die Groß Rekener Feuerwehr ihr 25-jäh- riges Bestehen. Die Chronik be- schreibt ausführlich die Feier- lichkeiten am 25. September an- lässlich dieses Jubiläums. Und dann gibt es noch einen Hinweis: Hermann Levinstein und Samuel Silberschmidt mussten wegen „jüdischer Ras- senzugehörigkeit“ die Wehr verlassen. Dass daraufhin acht weitere Kameraden aus Protest die Feuerwehr verließen, zeugt sicherlich vom Mut dieser Männer. Letztlich setzten sich aber die Nazis durch, und es blieb bei dem Ausschluss.

24 Vom Boykott zur Endlösung Es wäre gut, wenn du darüber informiert bist, was mit den Juden in Deutsch- land und Europa während der nationalsozialistischen Gewaltherrschaft pas- siert ist. Informiere dich in einem Geschichtsbuch, in einem Lexikon (z. B. Wi- kipedia im Internet) oder frage deinen Geschichtslehrer. Dies sind wichtige Stationen von der Entrechtung der deutschen Juden bis zu ihrer Vernichtung – und auch die Rekener Juden gehörten zu den Opfern. 1935 verlieren die Juden durch die Nürnberger Rassengesetze ihre Bürgerrechte. Bereits 1933 werden die ersten Konzentrationslager errichtet. In der Reichspogromnacht (auch Kristallnacht genannt) 1938 werden überall in Deutsch- land jüdische Synagogen und Geschäfte zerstört und in Brand gesteckt. Zehntausende von Juden werden verhaftet und in Konzentrationslager eingeliefert. Während des zweiten Weltkrieges werden den Juden in Deutschland immer mehr Rechte genommen, in den eroberten Gebieten werden Juden massenweise erschossen oder in Ghettos und Konzentrationslagern umgebracht. Ab Herbst 1941 werden die Juden aus Deutschland in die Ghettos und Konzentrationsla- ger Osteuropas deportiert. Auf der Wannseekonferenz im Januar 1942 wird die „Endlösung der Judenfrage“ be- schlossen. Als der 2. Weltkrieg 1945 zu Ende geht, sind rund 6 Millionen Juden aus Deutschland verhungert, erschlagen, erschossen oder vergast worden.

25 Selbstmord von Berta Levinstein Mit den Geschäften bei Levinsteins ging es durch die ständige Hetze, die Ver- leumdungen und auch die zunehmende Entrechtung der Juden immer schlech- ter. Aus Verzweiflung über ihre familiäre Situation nahm sich Berta Levinstein im Jahre 1936 das Leben. Viele Groß Reke- ner waren darüber sehr betroffen; denn Berta hatte etlichen Menschen in den schwierigen Zeiten nach dem 1. Welt- krieg geholfen und besonders das Groß Rekener Krankenhaus unterstützt. (Das Foto stammt aus glücklicheren Tagen. Es wurde bei einem Urlaub im Harz gemacht.)

26 Hermann Levinstein zieht nach Dorsten, seine Tochter Johanna (Hanni) wandert nach Australien aus. Nach dem Tod seiner Frau ver- kaufte Hermann Levinstein 1937 sein Hab und Gut in Groß Reken und zog nach Dorsten. Seine Tochter Hanni, inzwi- schen mit Harvey Albert Ro- berts verheiratet, wanderte En- de Mai 1938 mit ihrem Ehe- mann nach Sydney in Austra- lien aus. Hermann Levinstein in den 30er Jahren

27 Weitere Mitglieder der Familie Lebenstein/ Levinstein fliehen aus Deutschland Drei weiteren Mitgliedern der Familie gelang die Flucht: Anna und Dr. Otto Lebenstein wanderten im Sommer 1938 nach Australien aus. Selma Lebenstein entschied sich, zum selben Zeitpunkt nach Palästina auszuwandern.

28 Auch Dr. Albert Lebenstein begeht Selbstmord. Ein Jahr, nachdem der größte Teil seiner Verwandtschaft ausgewan- dert war, wählte auch Bertas Bruder, Dr. Albert Lebenstein (auf dem Foto mit seiner Frau Lucie), den Frei-tod. Er war Hautarzt in Köln, hielt sich aber oft in Groß Reken auf und behandelte Patienten. Jüdische Ärzte wurden damals aus ihren Berufen gedrängt und durften schließlich nur noch Juden behan- deln. Dr. Lebenstein war zucker- krank und musste damit rechnen, bald kein Insulin mehr zu bekom- men.

29 Alberts Abschiedsbrief Dr. Albert Lebenstein hat am 31. Dezember 1938 den ne- benstehenden Abschieds- brief geschrieben. Lies dir den Text genau durch, du kannst bestimmt auch „zwi- schen den Zeilen“ lesen. Was heißt wohl „Da ich mich nicht mehr recht fühle“? Der Tag des Freitodes (7.9. 1939 hat jemand auf dem Brief eingetragen, auf dem Grabstein steht 8.9.1939) war eine Woche nach Ausbruch des 2. Weltkriegs gewählt. Familie Logermann hat den Wunsch Alberts erfüllt und für ein Grab gesorgt. Er wurde neben seiner Frau, die vor ihm starb, auf dem jüdischen Fried- hof in Groß Reken beerdigt.

30 David und Berta Lebenstein blieben in Groß Reken, ebenso Davids Bruder Salomon (arme Jüdeken), und machten da- mit einen tödlichen Fehler. Auch Marta Lebenstein (Tochter von David und Berta) blieb in Deutschland. Die Söhne Alex und Leopold hatten schon frühzeitig die Zeichen der Zeit erkannt und hatten kurz nach 1933 Deutschland verlassen. Das Bild zeigt Alex Lebenstein (rechts) im Jahre 1966 mit seiner Frau und einem Neffen in Kfar Hachoresch (Israel). Familie Lebenstein am Surkstamm

31 Familie Silberschmidt Fritz Silberschmidt gelang die Flucht aus Deutschland über die Niederlande (1937) nach Argentinien (1938). Seine Schwester Julia emigrier- te mit ihrem Ehemann Richard Wolff, den sie 1936 geheiratet hatte, und ihrer Tochter 1939 nach Chile. Die Eltern Samuel und Rosa Silberschmidt blieben zunächst in Deutschland. Samuel gelang es mit Hilfe seiner Kinder, am 23. Oktober 1941 von Berlin über Lissabon nach Argentinien auszuwandern. Sein Frau Rosa musste zurückbleiben. Über ihr weiteres Schick- sal wird hier später berichtet.

32 Synagoge verkauft Dies ist eine Kurzmel- dung aus dem Israeliti- schen Familienblatt vom 7. April 1938. Darin wird der Verkauf der Groß Rekener Synagoge ge- meldet. Da es nur noch eine jü- dische Familie (Leben- stein – Surkstamm) in Groß Reken gab, muss- ten drei Männer der Syn- agogengemeinde Bor- ken das Geschäft für die jüdische Gemeinde Groß Reken abwickeln.

33 Deportation und Vernichtung Ende des Jahres 1941 begannen im Deutschen Reich die Deportationen von Juden in die Ghettos und Kon- zentrationslager Osteuropas. Sie waren dort einge- richtet worden, nachdem die Gebiete von den deut- schen Truppen erobert worden waren. Das Bild zeigt euch ei- ne solche Deportation. Die Juden mussten sich an Sammelplätzen einfinden und fuhren dann in Deportations- zügen einer schreckli- chen Zukunft entge- gen.

34 Hermann Levinstein Am 21.01.1942 wurde Hermann Levinstein zusammen mit an- deren Juden aus Dorsten nach Riga deportiert. 1943 wurde er von einem Rekener Soldaten in einem Arbeitslager bei Riga an- getroffen, der noch einige Wor- te mit ihm wechseln konnte. Hermann Levinstein gilt als verschollen, doch es ist sicher, dass er ermordet wurde. Fritz Lebenstein Hermanns Schwager Fritz Lebenstein wurde ebenfalls deportiert und ist in einem KZ umgebracht worden. Ghetto in Riga

35 Familie Lebenstein am Surkstamm Marta Lebenstein wurde am 10.12.1941 zu- nächst nach Münster gebracht und am 13.12.1941 ebenfalls ins Ghetto nach Riga deportiert. Von dort kam sie 1944 ins Konzentrationslager (KZ) Stutthof, wo sie umkam. Ihre Eltern David und Berta Lebenstein sowie Salomon Lebenstein („arme Jüde- ken“) gehörten dem Transport von Münster nach Theresienstadt am 31.07.1942 an. Alle drei wurden im September 1942 weiterver- schleppt und im KZ Treblinka ermordet. KZ Stutthof Eingangstor Theresienstadt

36 Rosa Silberschmidt Besonders tragisch ist das Schick- sal von Rosa Silberschmidt. Wäh- rend ihr Mann Samuel im Oktober 1941 über Lissabon nach Argenti- nien auswandern konnte, wurde sie aus dem Zug nach Lissabon geholt, da sie noch keine 60 Jahre alt war und Juden, die diese Altersgrenze unterschritten, inzwischen die Aus- reise untersagt war. Sie lebte da- nach völlig mittellos in Gemen und Borken und wurde von dort aus in ein Vernichtungslager verschleppt.

37 Familie Humberg Von der Familie Humberg lebte bis 1938 nur noch Johanna (Juden Hannchen) in Klein Reken. Von ihr ist bekannt, dass sie am 31.07.1942 nach Theresienstadt deportiert wurde und dort am 25.08.1942 um- kam. Rosa Heumann, geborene Hum- berg, wurde deportiert und umge- bracht. Simon Humberg kam von Frank- reich aus ins Konzentrationslager Majdanek und ist dort ermordet worden. Das Krematorium des KZs Majdanek

38 Das Ende Als Deutschland am 8. Mai 1945 bedingungslos kapitulierte,... lagen Deutschlands Städte und große Teile Europas in Schutt und Asche, waren etwa 6 Millionen Ju- den dem Rassenwahn der Nazis zum Opfer gefallen.

39 Ein Brief aus Israel Die Familie Konnin- ger hatte das von Da- vid und Berta Leben- stein 1941 geräumte Haus am Surkstamm gemietet. Hermann Konninger wollte das Haus nach dem Krieg kaufen und hatte sich an den Sohn Leopold Lebenstein gewandt, der inzwischen in Is- rael lebte. Den voll- ständigen Brieftext von Leopold findest du auf der nächsten Folie.

40 Der Brieftext Leopold Lebenstein 28.10.50 z. Zt. A.L. Kfar Hachoresh, Haifa, POB 537 Herrn Hermann Konninger! Ihre Briefe habe ich erhalten und dieselben meinem Rechtsanwalt übergeben. Da ich demselben nicht vorgreifen wollte, habe ich bisher nicht geantwortet. Ich bin mit dem Verkauf des Anwesens einverstan- den. Die näheren Bedingungen, den Preis usw. müssen Sie mit meiner Vertretung vereinbaren, welche meine Anweisungen hat. Ich nehme an, dass Sie aus Düsseldorf inzwischen ein Schreiben bekommen haben? Nun habe ich eine Bitte an Sie. Ich habe seinerzeit einige Wertsachen vergraben. Es sind in der Hauptsa- che Andenken. Hinter dem Haus ist oder war ein kleiner Schuppen. Dort drin, etwa rechts von der Mit- te, glaube ich, war die Stelle. Ich appeliere an Ihre Ehrlichkeit und bitte Sie dieselben auszugraben und dieselben aufzuheben und mir davon umgehend Mitteilung zu machen. Hochachtungsvoll Leopold Lebenstein

41 Die Häuser Lebenstein/Levinstein und Silberschmidt Beide Häuser sind bis heute noch in ihrem weitgehend ursprüngli- chen Zustand gut erhalten. Das ehemalige Kaufhaus Leben- stein/Levinstein steht in der Har- rierstraße 13 und beherbergt Wohnungen, den Nähkasten und eine Fahrschule (Foto von der Dorstener Straße aus). Das ehe- malige Haus der Familie Silber- schmidt steht in der Harrierstraße 2 und beherbergt ebenfalls Woh- nungen sowie eine Wellness-Oase (Foto von der Harrierstraße aus).

42 Überlebende und Nachkommen Nach dem 2. Weltkrieg haben sich ehemalige jüdische Bür- ger nicht mehr in Reken niedergelassen Das linke Bild zeigt Hanni Ro- berts, geborene Levinstein, im Jahre 1994 in ihrem Haus in Sydney. Sie hat nie mehr Reken besucht und ist inzwischen verstorben. Rechts ihr Sohn Dr. John Albert Roberts 2008 vor einem Stolperstein für seinen Vater Hermann Levinstein in Dorsten. Dr. Roberts hat mehr- fach Groß Reken besucht. Auch Fritz Silberschmidt war mehrfach mit seiner Frau Hilde in Reken. Im November 1988 besuchten beide eine Gedenkveranstaltung für die Nachkommen jüdi- scher Bürger, die in Borken oder Gemen gelebt haben. Das Foto rechts zeigt Hilde Silberschmidt mit Schwie- gertochter und Enkelkind vor ihrem Haus in Hod Ha- sharon (Israel). Fritz und Hilde Silberschmidt sind in- zwischen auch verstorben.

43 Gegen das Vergessen In Klein Reken wurde 1981 dort, wo es früher einen kleinen jüdischen Friedhof gab, ein Ge- denkstein mit der Inschrift eingeweiht: „Der Ort, an dem du stehst, ist heiliger Boden. Exo- dus 3.5. Jüdischer Friedhof“. Du findest die Stelle, wenn du dem Mühlenweg Richtung Frankenhofs folgst – hinter der Brücke über die Dorstener Straße auf der linken Seite. Die Gemeinde Reken kümmert sich heute um das Andenken an ihre jüdischen Mitbürger. In Groß Reken wurde auf dem jüdischen Fried- hof am Ende der Siedlung Kerkenberg 1985 ein weiterer Gedenkstein mit demselben Bibel- zitat errichtet. Er trägt den Zusatz: „Zum eh- renden Gedenken an die jüdischen Mitbürger, die in den Jahren 1933 – 1945 Opfer der natio- nalsozialistischen Gewaltherrschaft wurden. Gemeinde Reken.“ Wenn du den Friedhof mal besuchen willst, besorg dir den Schlüssel bei Herrn Hensel in der Gemeindeverwaltung.

44 Gedenkblatt für Familie Lebenstein/ Levinstein Am 13. Dezember 2005 wurde im „Geschichtsort Villa ten Hompel“ in Münster ein Gedenkblatt für die Fa- milie Lebenstein/Levinstein verle- sen und dem dort geführten Ge- denkbuch hinzugefügt. Sarah Rensing aus Groß Reken hat dieses Gedenkblatt mit unserer Hil- fe als Jahresarbeit für ihre Schule angefertigt. In dem Gedenkbuch der Villa ten Hompel in Münster sind inzwischen die Schicksale vieler jüdischer Fa- milien aus dem Münsterland doku- mentiert. Es wird laufend durch wei- tere Beiträge ergänzt.

45 Stolperstein für Hermann Levinstein in Dorsten Am 30 Mai 2008 wurde in Dorsten von dem Künstler Günter Demnig ein Stolperstein zur Erinnerung an Hermann Levinstein verlegt. Eine Schulklasse vom Ursulinengymnasium in Dorsten stellte sein Schicksal in Spielsze- nen dar. Hermann Levinstein hatte vor seiner Deportation nach Riga im Januar 1942 zuletzt in einem Haus am heutigen Lip- petor gewohnt. Ihr findet den Stolper- stein dort in der Fußgängerzone.

46 Stele zur Erinnerung an die Synagoge Hier, an der Einfahrt zur „Neuen Mitte“ in Groß Reken, wurde am 6. März 2009 eine Stele enthüllt, die an die ehemalige Sy- nagoge erinnert. Der Standort der Synagoge war ungefähr dort, wo die Spitze des Pfeils hinzeigt. Die Stele trägt folgende Inschrift: „Gegen das Vergessen - In Erin- nerung an die jüdischen Bürgerinnen und Bürger in unserer Gemein- de, deren Synagoge sich von 1863 – 1938 gegenüber diesem Gedenk- stein befand. Nationalsozialistisches Denken und Handeln beendeten das jüdische Gemeindeleben.“

47 Weitere Informationen Wenn du noch mehr Informationen haben möchtest, wende dich bitte an: Gerda-Marie Möller, Buchenstraße 19, 48734 Reken, Tel. 02864 2246 E-Mail: g-m.moeller@t-online.de Georg Meirick, Beethovenstraße 28, 46359 Heiden, Tel. 02867 8311 E-Mail: georg.meirick@onlinehome.de georg.meirick@onlinehome.de Über die jüdische Gemeinde Reken findest du bei Wikipedia einen Artikel über diesen Link: http://de.wikipedia.org/wiki/J%C3%BCdische_Gemeinde_Reken http://de.wikipedia.org/wiki/J%C3%BCdische_Gemeinde_Reken Du kannst auch bei Google „Jüdische Gemeinde Reken“ eingeben. Weitere Informationen über jüdisches Leben in unserer Umgebung: Jüdisches Museum Westfalen Julius-Ambrunn-Straße 1 46282 Dorsten Telefon 02362-45279 Fax 02362-45386 Internet www.jmw-dorsten.dewww.jmw-dorsten.de Angebote : Führungen,Vorträge,Lesungen, Ausstellungen, Kinder im Museum, Museum und Schule. Arbeitskreis „ Jüdisches Leben in Borken und Gemen“ Internet : www.gegen-vergessen-borken.dewww.gegen-vergessen-borken.de

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