Tourismus und Freizeitmobilität 22.11.2010 Martina Gartmann und Marianne Müller.

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 Präsentation transkript:

Tourismus und Freizeitmobilität Martina Gartmann und Marianne Müller

1. Überblick Entwicklung internationale Reiseverhalten 2. Rechtlicher Rahmen 3. Wirtschaftlicher Rahmen 4. Reisen als Form von Transnationalisierung 5. Zusammenfassung 6. Studie Reiseverhalten Schweizerinnen und Schweizer Tourismus

Entwicklung Reiseverhalten International I Held David and Mcgrew Anthony, Goldblatt David und Perraton Jonathan Global Transformations – Politics, Economics and Culture. California: Stanford University Press. Anzahl internationale Touristen und Ausgaben in Billionen Dollar (pro Jahr)

Entwicklung Reiseverhalten II  Soziale Massenbewegung  Beschleunigtes Wachstum der Auslandsreisen seit Mitte der 70 Jahre  Der touristische Flugverkehr ist von 1950 – 1998 um das 25fache gestiegen (gemessen an den Ankünften).  Häufigste und graphisch am weitesten ausgedehnte Form von „Transnationalisierung von unten“.  Rahmenbedingungen haben sich vereinfacht Mau Steffen Transnationale Vergesellschaftung – Die Entgrenzung sozialer Lebenswelten. Frankfurt/New York: Campus Verlag.

Rechtlicher Rahmen I  Durchlässigkeit staatlicher Grenzen und die Gewährung von Freizügigkeit  Nicht selbstverständlich:  Es gibt Länder, die Ihren Bürgern das Recht auf grenzüberschreitenden Tourismus immer noch verbieten  Abwehr unerwünschter Mobilität  Zunahme wachsender Selektivität staatlicher Grenzen.  Grenzen sind nicht per se offen oder geschlossen, sondern immer in Hinblick auf bestimmte Personenkategorien.  Nicht nur ungleiche Zuwanderungschancen sondern auch ungleiche Möglichkeiten touristischer Mobilität.

Rechtlicher Rahmen II  Für EU Bürger haben sich touristische Räume geöffnet und nur wenige Länder sind unzugänglich für touristische Aufenthalte.  Bürokratische Hindernisse haben sich vereinfacht (Visum-Beantragung).

Wirtschaftlicher Rahmen I  Die grosse Breite der Bevölkerung hat genügend Einkommen, um sich Reisen ins Ausland leisten zu können (Massentourismus).  Aber: ökonomische Faktoren bestimmen dennoch, wer reist, wohin sie gehen, wie oft sie gehen und wie sie ihre Ferien verbringen  Pauschalreisen ins Ausland sind oft billiger als Inland Reisen.  Dennoch kein allgemeiner Trend in Richtung Pauschalreisen  Auch der Teil der individuell organisierten Reisen ist gestiegen

Wirtschaftlicher Rahmen II  Tourismus ist ein grosser Wirtschaftszweig und komplexes Organisationsgeflecht  Kein Tourist kann sich dem Tourismusgeschäft entziehen  Die Präsenz von Touristen, insbesondere des Massentourismus, hat grosse ökonomische Folgen für die Reisedestinationen.  Tourismus beeinflusst unter Anderem die Infrastruktur des Zielortes

Reisen als Form von Transnationalisierung I  Häufigste und graphisch am weitesten ausgedehnte Form von „Transnationalisierung von unten“.  Tourismus bietet Erfahrung aus erster Hand.  Physische und soziale Ortsveränderung und impliziert den Kontakt mit fremden Menschen.  Für die Analyse touristischer Aktivitäten aus der Perspektive der Transnationalisierung steht die Grenzüberschreitung im Vordergrund.  Internationale Tourismus

Reisen als Form von Transnationalisierung II  CONTRA - Grenzüberschreitung nur befristet - Kontakte zwischen Gastgeber und Tourist sind vorübergehend - Touristen bleiben Outsider - Kontakt ist oberflächlich - Touristen nehmen nicht am Leben im Gastland teil, sie beobachte nur

Reisen als Form von Transnationalisierung II  PRO - Kurzzeitigkeit und transitorischer Charakter bedeuten nicht, dass touristische Bewegungen ohne Folgen bleiben. - Für viele Menschen die erste, wichtigste und prägendste Weg der direkten Kontaktaufnahme zu anderen Gesellschaften - Bsp. DDR - Bsp. Spanien  „Tourismus ist also nicht nur selbst eine Form von Transnationalissierung, er katalysiert auch vielfältige andere Aktivitäten der Grenzüberschreitung“.

Zusammenfassung  Tourismus ist eine wichtige Triebkraft im gesamten Prozess der Transnationalisierung  Einzigartige Möglichkeit des des recht leicht zu realisierenden ersten Kontakts und Kennenlernens ohne die Risiken und kritischen Übergänge, die Migration mit sich bringt.  Durch Reisen wird das Unbekannte vertrauter  Massentourismus für die grosse Breite erschwinglich  transnationale Erfahrung steht jedem offen

Reiseverhalten Schweizerinnen und Schweizer  Travel Market Switzerland 2007 (Universität St. Gallen)  Datenerhebung seit 1972  Definition Private trips: all journeys by private persons with at least one overnight stay outside their home and their normal life and work envirement.  Mix Online und PAPI Erhebung  Befragt wurden 2‘712 Haushalte

Reiseverhalten Schweizerinnen und Schweizer  Nach 2004 folgte eine signifikante Reiseexpansion  Günstiges wirtschaftliches Umfeld  Tiefe Reise Kosten

Reiseverhalten Schweizerinnen und Schweizer  Nach Alter

Reiseverhalten Schweizerinnen und Schweizer  Nach Bildung

Reiseverhalten Schweizerinnen und Schweizer  Nach Region

Reiseverhalten Schweizerinnen und Schweizer  Dauer

Reiseverhalten Schweizerinnen und Schweizer  Destinationen 1+ Nacht

Reiseverhalten Schweizerinnen und Schweizer  Destinationen 4+ Nächte

Reiseverhalten Schweizerinnen und Schweizer  Motivationen

Inhalt Freizeitmobilität 1. Freizeit und Mobilität 2. Begriffe 3. Freizeitverkehr und Freizeitaktivitäten 4. Benutzte Transportmittel für Freizeitaktivitäten 5. Leisure mobility styles in Swiss conurbation 6. Erhebung 7. Freizeitmobilitätstile 8. Freizeitmobilitätsstile im Zusammenhang mit Reiseverhalten

Freizeit und Mobilität  45% aller zurückgelegten Wege  Verkehrsaufwand im Jahr: 42.7 Mrd. Personenkilometer  Im Vergleich zum Jahr 1984 ist der Verkehrsaufwand um 15% gestiegen

Begriffe  Freizeit: Lamprecht und Stamm (1994): 1. Freizeit als freie Zeit 2. Freizeit als Summe von Aktivitäten  Zeitbudgetstudie vom Bundesamt für Statistik: Vollzeitarbeitnehmer: 4.9 Stunden pro Tag Vollzeitarbeitnehmerinnen: 2.7 Stunden pro Tag  Freizeitverkehr die aufsummierten Wege in denen Personen Aktivitäten nachgehen, die in eigener Regie gestaltet werden ohne von verpflichtenden Tätigkeiten okkupiert zu sein.“ Götz (2003)  Agglomerationen Zusammenschluss von Gemeinden, die baulich, wirtschaftlich und sozial eng miteinander verbunden zusammenhängen. Städte mit über 20‘000 Einwohner.

Freizeitverkehr und Freizeitaktivitäten Besuche: Verwandten, Bekannten und Freunden Gastronomie: ins Restaurant, Café, Bar gehen Draussen zu Fuss unterwegs sein: Wandern, Bummeln in der Stadt Aktiver Sport: Sämtliche Sportarten  Nehmen 76% der Wege aller Aktivitäten innerhalb einer Agglomeration ein

Benutzte Transportmittel für Freizeitaktivitäten

Leisure mobility styles in Swiss conurbation  Das Transportverhalten kann besser erklärt werden durch die Analyse von Freizeitmobilitätsstilen  Lebensstil: Latentes Konstrukt, bestehend aus Einstellungen, Werten und Orientierungen, welche das tägliche Verhalten beeinflussen

Erhebung  Stichprobe: 823 Teilnehmer, über 18, in schweizer Agglomerationen lebend  Fragebogen: Aussagen von Werten und Orientierungen, bezogen auf Freizeitaktivitäten Bevorzugte Freizeitaktivitäten Mobilitätsorientierung Soziodemografische Angaben Zugang zu Verkehrsmittel

Freizeitmobilitätsstile  Sporty Type SPO:  Freizeit: Aktiver Sport, Wintersportarten, passiver Sport  Verkehrsmittel: Fahrrad, für längere Strecken Auto, weniger zu Fuss, mehr als ein Fahrrad im Haushalt  Soziodemografisch: mehr Männer, zwischen 18 und 29 Jahre, hohes Gehalt

 Fun and Distraction Seekers FUN:  Freizeit: Tendenz zu relaxen, sich mit Freunden zu treffen, Bar- oder Restaurantbesuche  Verkehrsmittel: starke Affinität zu Autos, meiden andere Transportmittel  Soziodemografisch: Junge, technisch orientierte Leute, leben in grösseren Städten

 Culture-Oriented CUL:  Freizeit: Musik Hören und spielen, Ausstellungen besuchen, Bücher lesen, gemeinnützige Arbeit  Verkehrsmittel: zu Fuss unterwegs, Velo fahren, mehr ÖV, Kritiker des Autos, mehr Fahrräder als der Durchschnitt  Soziodemografisch: hohes Bildungslevel, eher Frauen, mittleres Alter

 Neighbourly Home-Lovers HOME:  Freizeit: Gärtnern, Einkaufen, Kartenspiele mit Freunden, Restaurantbesuche  Verkehrsmittel: Männer eher Auto, Frauen eher ÖV, weniger Fahrrad  Soziogemografisch: Überrepräsentiert eher ältere Leute, mittleres Einkommen

Freizeitmobilitätsstile im Zusammenhang mit Reiseverhalten  SPO reisen weniger um Freunde zu besuchen als HOME.  Auto im Haushalt  negativer Effekte auf Freunde besuchen und Wandern.  Freizeitmobilitätsstil kann am besten die Autonutzung und Reisedistanzen erklären  Fahrradnutzung: tiefstes Einkommen, kleiner Haushalt, eher SPO und CUL  Autonutzung: gebildet, über 29 Jahre, lebt in kleineren Städten, Auto im Haushalt, eher FUN und CUL  Reisedistanz: Mann, zwischen 30 und 59 Jahre, mittleres Einkommen, grösserer Haushalt, weniger FUN und CUL  Mobilitätsstil hängt nur wenig mit den unternommenen Aktivitäten am Untersuchungstag zusammen  Wenn alle sonstigen Variablen kontrolliert  Mobilitätsstile haben signifikanten Einfluss auf das Reiseverhalten