Zukunftsperspektiven und betriebswirtschaftliche Aspekte der Milchproduktion mit Schwerpunkt Berggebiet Leopold KIRNER Bundesanstalt für Agrarwirtschaft.

Slides:



Advertisements
Ähnliche Präsentationen
Der Sozialstaat ist finanzierbar!
Advertisements

Studie – Nachhaltigkeit im Mittelstand
IT-Projektmanagement
9. Zulieferforum der Arbeitsgemeinschaft Zulieferindustrie in Düsseldorf Die Osterweiterung der EU - Chance und Risiko der deutschen Zulieferindustrie.
UCEF Unabhängiges Centrum für empirische Markt- und Sozialforschung GmbH DVGW Nord, Teterow, Zu hören ist das Grollen eines demografischen.
Ministerium für Umwelt und Naturschutz, Landwirtschaft und Verbraucherschutz des Landes Nordrhein-Westfalen Kommentare zur Studie Alternativen des Zuckerrübenanbaus.
EU-Agrarpolitik und ihr Beitrag zur Ernährungskrise
CPCP Institute of Clinical Pharmacology AGAH Annual Meeting, 29. Februar 2004, Berlin, Praktischer Umgang mit den Genehmigungsanträgen gemäß 12. AMG Novelle.
Internet facts 2006-I Graphiken zu dem Berichtsband AGOF e.V. September 2006.
Internet facts 2006-III Graphiken zum Berichtsband AGOF e.V. März 2007.
Internet facts 2008-II Graphiken zu dem Berichtsband AGOF e.V. September 2008.
Internet facts 2006-II Graphiken zu dem Berichtsband AGOF e.V. November 2006.
Internet facts 2005-IV Graphiken zu dem Berichtsband AGOF e.V. Juli 2006.
Internet facts 2005-III Graphiken aus dem Berichtsband AGOF e.V. März 2006.
Gründung einer innovativen sozialen Dienstleistung im Internet
1Ausgewählte Themen des analogen Schaltungsentwurfs AC Analyse eines Verstärkers mit RK T TFF Aol2 Aol1.
Inhalte und Maßnahmen eingegeben haben,
Ralf KüstersDagstuhl 2008/11/30 2 Ralf KüstersDagstuhl 2008/11/30 3.
Was machen wir besser als die Wettbewerber
AWA 2007 Natur und Umwelt Natürlich Leben
Rechneraufbau & Rechnerstrukturen, Folie 12.1 © W. Oberschelp, G. Vossen W. Oberschelp G. Vossen Kapitel 12.
Sicherung und Steigerung wirtschaftlicher Potentiale in mittelständischen Unternehmen Osnabrück, 1. Juni 2006 Univ.Prof. Dr. Herbert Neubauer Wirtschaftsuniversität.
Bild 1.1 Copyright © Alfred Mertins | Signaltheorie, 2. Auflage Vieweg+Teubner PLUS Zusatzmaterialien Vieweg+Teubner Verlag | Wiesbaden.
Schulentwicklung Volksschule / HS / NMS …. basierend auf dem Zahnradmodell der Bewegten Schule Stand: Sept
20:00.
Agrarpolitik in Deutschland
DKB –Eliteforum Milch, Schloss Liebenberg, Prof. Dr. Bernhard Brümmer
Seite Hier steht ein Rubriktisches Foto Programm Entwicklung ländlicher Raum 2007 – 2013 Christoph MAJER Wien BEV
ZAR-Generalversammlung, St. Pölten, , Eberhard Hetzner, MIV 1 Zentrale Arbeitsgemeinschaft österreichischer Rinderzüchter - Generalversammlung.
Gezielte Förderung einer multifunktionalen und nachhaltigen Berglandwirtschaft am Beispiel Österreich Philipp Gmeiner und Gerhard Hovorka Bundesanstalt.
Folie 1 © IAB Austria, Presseinformation Roland M. Kreutzer, 4/2005.
KOOTHS | BiTS: Makroökonomik WS 2013/2014, Teil 5 1 Makroökonomik Teil 5 Dr. Stefan Kooths BiTS Berlin Wintersemester 2013/2014
...ich seh´es kommen !.
Gestaltung von Folien mit Powerpoint
Termin: Bearbeiter nach Themen
Präsentation läuft auch vollautomatisch ab … wie du möchtest
Auslegung eines Vorschubantriebes
Die Bundesregierung sichert die Rahmenbedingungen der Universitäten für eine erfolgreiche Zukunft der Universitäten für eine erfolgreiche Zukunft. Bau-Offensive.
Landwirtschaftliche Einkommensentwicklung – LGR und Testbetriebsnetz – Ein Vergleich Präsentation zur 82. Sitzung der §7-Kommission am 26. Mai 2011 Martin.
Seite Schweizerischer Bauernverband Union Suisse des Paysans Unione Svizzera dei Contadini Martin Pidoux / GBAW © SBV/USP WDZ AP
4. Exkurs Milchmarkt Schweiz
Diamant Zucker KG Diamant Zucker KG Gliederung: 1. Vorstellung des Betriebes 2. Entwicklung der landwirtschaftlichen Nutzfläche, der Pacht-
Fachgruppe Kinder, Jugend, Familie, Frauen, Migration
Mitteilung über die Gemeinsame Agrarpolitik bis 2020: „Nahrungsmittel, natürliche Ressourcen und ländliche Gebiete – die künftigen Herausforderungen“
Bedeutung, Technik, Einsatzbereiche, CH-Potenziale
PARTENARIAT ÉDUCATIF GRUNDTVIG PARTENARIAT ÉDUCATIF GRUNDTVIG REPERES KULTURELLER ZUSAMMENHALT UND AUSDEHNUNG DER IDEEN AUF EUROPÄISCHEM.
Schulentwicklung Volksschule / HS / NMS …. basierend auf dem Zahnradmodell der Bewegten Schule Stand: Sept
Großer Altersunterschied bei Paaren fällt nicht auf!
Analyseprodukte numerischer Modelle
2014 Januar 2014 So Mo Di Mi Do Fr Sa So
+21 Konjunkturerwartung Europa Dezember 2013 Indikator > +20 Indikator 0 bis +20 Indikator 0 bis -20 Indikator < -20 Europäische Union gesamt: +14 Indikator.
REGIONAL POLICY EUROPEAN COMMISSION Überlegungen zur Zukunft städtischer Aktionen EU Kohäsionspolitik nach 2013 Dr. Alexander FERSTL, Europäische Kommission,
% +0,8% -7,9% -9,5% +1,1% +0,6% +1,5% +0,45% -5,5% -17,7% VRG 15-ORF -17,7% % -10,85% -2,4%
Was ist Gesundheit? Soziologie in den Gesundheitswissenschaften Vorbesprechung, VO SS 2009, Di – 20.00, Hs 50 Institut für Soziologie,
Vortrag von Rechtsanwältin Verena Nedden, Fachanwältin für Steuerrecht zur Veranstaltung Wege zum bedingungslosen Grundeinkommen der Piratenpartei Rhein-Hessen.
Schulentwicklung Volksschule / HS / NMS …. basierend auf dem Zahnradmodell der Bewegten Schule Stand: Sept
© GfK 2012 | Title of presentation | DD. Month
Der Erotik Kalender 2005.
Unterlage für die Milch-Pressekonferenz am 11. November 2008
Bildergalerie PRESEASON CAMP Juni 2014 Romanshorn Get ready for the Season!
Kennzahlen zur biologischen Landwirtschaft
Familie Beutner, Konrad-Voelckerstrasse, Edenkoben/Pfalz, Tel:
1. Globalisierung Definition: Unter Globalisierung versteht man den Prozess der zunehmenden internationalen Verflechtung in allen Bereichen.
1 Medienpädagogischer Forschungsverbund Südwest KIM-Studie 2014 Landesanstalt für Kommunikation Baden-Württemberg (LFK) Landeszentrale für Medien und Kommunikation.
Monatsbericht Ausgleichsenergiemarkt Gas – Oktober
Monatsbericht Ausgleichsenergiemarkt Gas – November
Einkommenssituation, Strategien und Informationsbedarf österreichischer Milchbäuerinnen und Milchbauern Leopold KIRNER Institut für Unternehmensführung,
Hochschule für Agrar- und Umweltpädagogik
 Präsentation transkript:

Zukunftsperspektiven und betriebswirtschaftliche Aspekte der Milchproduktion mit Schwerpunkt Berggebiet Leopold KIRNER Bundesanstalt für Agrarwirtschaft Marxergasse 2, A-1030 Wien http://www.awi.bmlfuw.gv.at Vortrag im Bildungszentrum St. Magdalena am 25. April 2007

Themen der Präsentation Strukturentwicklung der Milchviehhaltung in Oberösterreich Rentabilität und Stabilität von Buchführungsbetrieben im Grünen Bericht Analysen zur Milchviehhaltung Alternativen im Grünland Überlegungen zu Betriebserfolg und Betriebsentwicklung Resümee

Strukturentwicklung in der Milchviehhaltung in Oberösterreich von 1995/96-2005/06

Strukturwandel von 1995/96-2005/06 OBERÖSTERREICH Merkmal 1995/96 2005/06 Veränderung absolut relativ Milchviehbetriebe 23.485 14.021 -9.464 -40 % Milchquote (Mio. kg) 797 840 +43,4 +5 % Milchquote/Betrieb (t) 33,9 59,9 +26,0 +77 % ÖSTERREICH Merkmal 1995/96 2005/06 Veränderung absolut relativ Milchviehbetriebe 81.202 48.474 -32.728 -40 % Milchquote (Mio. kg) 2.535 2.711 +176 +7 % Milchquote/Betrieb (t) 31,2 55,9 +24,7 +79 % Quelle: Eigene Berechnung nach Invekos-Daten 1995/96 und 2005/06

Abnahme der Milchviehbetriebe

Milchquote je Betrieb

Ab- bzw. Zunahme der Milchquote

Veränderungen nach nat. Erschwernis

Zwischenfazit Rasanter Strukturwandel in OÖ und Österreich von 1995/96-2005/06 Veränderungen in anderen EU-Ländern teilweise noch stärker Keine Abwanderung der Milch aus dem Berggebiet – Erklärungsansätze Unterschiedliche Entwicklungen in den Regionen OÖ – was sind die Gründe?

Rentabilität und Stabilität von Buchführungsbetrieben im Grünen Bericht (Werte aus 2005)

Rentabilität nach Betriebsformen

Rentabilität Milchbetriebe nach BHK-Gruppen

Stabilität Milchbetriebe nach BHK-Gruppen

Kalkulationen zum Betriebszweig Milchviehhaltung

Rahmenbedingungen für Milch in der Zukunft GAP-Reform 2003 Auslaufen der EU-Exporterstattungen bis 2013? Reduktion Außenschutz (WTO II): Größenordnung noch offen Weiteres Aufweichen der Intervention Gesundheitscheck der EU-Kommission 2008 Maßnahmen der Ländlichen Entwicklung 2007-2013 Dreistufige Erhöhung der Milchquote um jeweils 0,5% (ab 2006) Zugeteilte A-Quote im Rahmen der Aufstockung 99/00 wird ab WJ 06/07 handelbar „Milchpaket“ u. a. mit Einschränkungen von Leasing, andere Berechnung der Superabgabe Milchquotenregelung ab 2014/15?

Potenziale in der Milcherzeugung Kalkulation mit 120 Tonnen Milch Quelle: Eigene Berechnung nach Daten der Arbeitskreisbetriebe 2006

Überlegungen zur Zukunft der Milchquotenregelung

Optionen der EU-Milchmengenregelung nach 2015 Beibehaltung der Quotenregelung nach 2015 wie bisher: derzeit keine Mehrheit in der EU! Adaptierung der staatlichen Quotenregelung Quotenkürzung: -5 bis -17 % Kanadisches Modell (A/C Quoten) Handelbarkeit/Saldierung über MS-Grenzen Privatrechtliche Regelungen Freigabe der Milchmenge (keine Regulierung) Liefer-/Abnahmeverträge Vorzeitiges Auslaufen der Quotenregelung Zusätzliche Milchquoten Senkung der Zusatzabgabe

Auswirkungen einer Aufhebung der Milchquotenregelung Ausgewählte wissenschaftliche Studien Autor(en) Erzeuger-preis Milch-menge OECD - 10 % - 7,0 % FAL-Braunschweig (D) - 12,6 % - 3,2 % INRA-Toulouse (F) - 17,2 % Guyomard (NL) - 13,9 % + 6,2 % Westhoff und Young - 26,7 % + 8,1 %

Einkommensentwicklung mit und ohne Quote

Gesamt-DB Betriebsbeispiel mit und ohne Quote (28 Ct)

Einkünfte Milch Betriebsbeispiel mit und ohne Quote

Alternativen zur Milchviehhaltung im Grünland

Aggregierter Deckungsbeitrag je ha Grünland

Beitrag zu den Einkünften aus LW+FW Schaf- und Ziegenhaltung

Überlegungen zu Betriebserfolg und Betriebsentwicklung

Einkommens-sicherung Dimensionen für den Betriebserfolg Einkommens-sicherung Risiko-minderung Lebensqualität

Aussagen und Studien zum „Betriebserfolg“ „Führung eines landw. Betriebs ist eine Kunst“ (A. Thaer) Familienbetriebe sind erfolgreicher, wenn flexible Familien-konzepte gelebt werden: Rollen im Betrieb verhandelbar, Potenzial der Frauen wird honoriert etc. ( Rossier 2004) Es gibt nicht die ultimative Organisationsform (Familienbetriebe vs. Andere): „Organisationen sind nur ein Werkzeug um produktiv zusammenzuarbeiten“ (P. Drucker 1992) Pfade müssen von Zeit zu Zeit aufgebrochen werden (Pfadabhängigkeit und Pfadbrechung): „Verriegelte Verhaltensweisen von Individuen auflösen“ (Theuvsen 2004) „Verschiedene Wirtschaftsweisen sichern Überleben“ (Brandes 1996) „Unternehmerische Tatkraft, Ausdauer ,Selbstdisziplin sichern Überleben; Ideen alleine sind zu wenig“ (Langbehn nach Drucker 2000)

Schritte der Betriebsentwicklung Ausgangssituation beschreiben und analysieren Wo stehe ich derzeit (zB biologische Leistungen) Worauf kann ich aufbauen (Einkommen, Faktorausstattung,...) Was tu(n) ich/wir gerne, wie kann ich das im Betrieb einsetzen Wie sieht das betrieblich Umfeld aus: Märkte, Pachtmarkt ,… Ziele festlegen (kurzfristig, mittelfristig, langfristig) Informationen beschaffen, mögliche Wege/Strategien formulieren, Alternativen prüfen Bewertung und Auswirkung einzelner Strategien prüfen (Wirtschaftlichkeit, Finanzierbarkeit, Arbeitswirtschaft); Frage: können die Ziele erreicht werden? Entscheidung, Umsetzung, Kontrolle und Steuerung

Was kann ich wann beeinflussen Leistungsniveau Baukosten Finanzierung Arbeitswirtschaft Produktpreise Planung/Vorbereitung Laufender Betrieb - ++ - - + -/+ ° Quelle: Verändert nach Hunger 2007

Resümee Auch in den nächsten Jahren: stärkere Zunahme der Milch im Berggebiet zu erwarten: Geringes Einkommen und mehr Alternativen bei Nichtbergbauern Extrem benachteiligte Betriebe sehr stabil: niedriger Verbrauch Wettbewerbsfähigkeit ist vor allem Ergebnis getroffener und künftiger Entscheidungen An mehreren Schrauben gleichzeitig drehen Gesamtkonzepte statt Einzellösungen („zero base budgeting“) Investitionen sorgfältig planen Konzept der Betriebsentwicklung erstellen und umsetzen Hilfsmittel der Ländlichen Entwicklung nutzen (Betriebskonzept,…) Unterschiedliche Menschen und Rahmenbedingungen erfordern unterschiedliche Strategien Das Gesamte nicht aus den Augen verlieren (Einkommen, Risikominderung, Lebensqualität)