Rückenschule Refresher

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Rückenschule Refresher Umgang mit Rückenschmerzen 27.01.2009 Rückenschule Refresher Nicole Kuttner

Rückenschule Refresher 27.01.2009 Rückenschule Refresher Nicole Kuttner

Rückenschule Refresher Ursachen und Risikofaktoren für Rückenschmerz … und: Sog. Verschleißerscheinungen, die durch Röntgen oder Kernspintomographie sichtbar werden, können in den allermeisten Fällen die Rückenschmerzen nicht erklären! Auch Menschen ohne RS haben solche Verschleißerscheinungen, z.B.: Einrisse in der Bandscheibe bei fast jedem 40-Jährigen, Bandscheiben- vorwölbungen oder -vorfälle bei jedem zweiten 50-Jährigen, Abnutzungen im Röntgenbild bei 70% der 50-Jährigen usw. Die Bedeutung einzelner Faktoren, wie z.B. Sitzen oder schweres Tragen, als Ursache wird häufig überschätzt! Der größte Teil der sichtbaren Abnutzungen der Wirbelsäule ist genetisch bedingt. Körperliche Belastungen in Alltag und Beruf haben nur einen geringen Einfluss auf Abnutzungserscheinungen! Lebens- und Arbeitszufriedenheit haben eine sehr hohe Bedeutung für die Entstehung von chronischen Rückenschmerzen. Die Zufriedenheit mit der Arbeit ist wichtiger als die Schwere der Tätigkeit! [mod. aus: Rückenprävention am Arbeitplatz, Bertelsmann Stiftung 2005] 27.01.2009 Rückenschule Refresher Nicole Kuttner

Rückenschule Refresher Wodurch entstehen Rückenschmerzen? Für die meisten erlebten Rückenschmerzen sind – auch mit modernster Diagnostik – keine eindeutigen Auslöser erkennbar! In der Regel kommen Rückenschmerzen von der Muskulatur, den Sehnen und Bändern oder den Gelenken des Rückens, der Rücken „funktioniert“ dann nicht optimal – er ist gewissermaßen „nicht in Form“. Rückenschmerzen haben in der Regel keine schwerwiegende oder gefährliche Ursache! Rückenschmerzen sind sehr häufig. Sie können sehr schmerzhaft und unangenehm sein, haben jedoch in der Regel keine schwerwiegende Ursache! 27.01.2009 Rückenschule Refresher Nicole Kuttner

Rückenschule Refresher Fakten: Rückenschmerz - betrifft 80% der Bevölkerung - fast 70% aller 30 Jährigen - 70% aller Arbeitsplätze ins Sitzen verlagert - mehr als 25 Milliarden Euro Kosten - 270.000 stationäre Behandlungen der WS - 100.000 BS OP-10.000 rezidive OP an der Bandscheibe - 54.000 Frühberentungen - 75 Millionen Arbeitsunfähigkeitstage - (2003 um ca. 2 Tage /Pers. gesunken) - Nr. 1 für AU und Frühberentungen 60-90% klingen unabhängig von der Behandlung von alleine ab (3 Tage bis 6 Wochen) - 60-90% müssen mit einem Rezidiv rechnen (Weber, 1990) - 60% Haltungsschäden bei Einschulung - 70% der Arbeitsplätze ins Sitzen verlagert (50Jahre) 27.01.2009 Rückenschule Refresher Nicole Kuttner

Krankheit, er gehört zum Alterungsprozess wie graue Der Verschleiß der Bandscheibe ist keine Krankheit, er gehört zum Alterungsprozess wie graue Haare! (Niehaus, Soyka 2004) 27.01.2009 Rückenschule Refresher Nicole Kuttner

Rückenschule Refresher Bundesgesundheitssurvey Deutschland (98) Der Bundesgesundheitssurvey (Abk.: BGS 98, engl.: survey – Befragung, Reihenuntersuchung) ist eine im Zeitraum von Oktober 1997 bis März 1999 vom Robert-Koch-Institut durchgeführte Erhebung zum Gesundheitszustand der deutschen Bevölkerung im Auftrag des Bundesgesundheitsministeriums. Das Ziel war es, mittels einer repräsentativen Untersuchung Informationen zum Gesundheitszustand der Bevölkerung in Deutschland zu sammeln. Junge Menschen mit RS haben mit zunehmenden Alter mehr RS Bis 60 Jahre steigt die 7 Tage-Prävalenz Frauen sind stärker betroffen 60% der Bevölkerung klagen über RS innerhalb des letzten Jahres 1/3 der Bevölkerung hatten innerhalb letzten 7 Tage RS 27.01.2009 Rückenschule Refresher Nicole Kuttner

Rückenschule Refresher Lübecker Rückenschmerzstudie (2002) 27.01.2009 Rückenschule Refresher Nicole Kuttner

Rückenschule Refresher Sozioökonomische Belastung des Gesundheitssystems durch Rückenschmerzen • 10% der Erkrankten verursachen 80% der Kosten • Davon: 5% der Erkrankten verursachen 60% der Kosten • Therapeutische Maßnahmen (Medikation, Chirotherapie, Operationen) zeigen unbefriedigende Ergebnisse 27.01.2009 Rückenschule Refresher Nicole Kuttner

Expertisen (2004) der Bertelsmannstiftung und Kooperationspartner • Prävention von Rückenschmerzen mit Uni Münster (Lühmann, Müller, Raspe) • Prävention von Rückenschmerzen durch bewegungsbezogene Interventionen mit Uni Magdeburg (Pfeifer) • Effektive und effiziente Wege zur Prävention von Kreuz- schmerzen mit Uni Hannover (Baumann, Möhrig) 27.01.2009 Rückenschule Refresher Nicole Kuttner

Rückenschule Refresher Welche möglichen Risikofaktoren können Rückenschmerzen auslösen oder deren Verbleib begünstigen? Arbeitsplatzbelastungen – Körperliche Belastungen, die über einen langen Zeitraum andauern: – Andauernde Ganzkörpervibrationen – Andauerndes Arbeiten in unbequemen Körperhaltungen (Drehen und Bücken) – Andauernde Material- oder Patientenbewegungen (Heben, Tragen, Schieben und Ziehen) – Psychische Belastungen: – Allgemeine Unzufriedenheit mit dem Arbeitsplatz – Hohe psychische Arbeitsbelastung – Fehlende soziale Unterstützung am Individuelle biologische Merkmale – Bereits erlebte Rückenschmerzepisoden! Psychische Einflussfaktoren – Depressionen – Psychische Belastungen – Angstvermeidungsverhalten (Vermeidung von Bewegungen aus Sorge, diese könnten Schmerzen auslösen) – Etc. Körperliche Fitness – Unzureichende Kraft und Ausdauer der Rumpfmuskulatur – Eingeschränkte Beweglichkeit der Wirbelsäule Bewegungsmangel und eine geringe körperliche Fitness können eine Wiederkehr von Rücken- schmerzen begünstigen. 27.01.2009 Rückenschule Refresher Nicole Kuttner

Rückenschule Refresher Spezifische Rückenschmerzen 27.01.2009 Rückenschule Refresher Nicole Kuttner

Unspezifische Rückenschmerzen 80-85 % Keine begründete Diagnose oder Pathomechanismus/ irritierte Struktur „Diagnose auf Widerruf“ 27.01.2009 Rückenschule Refresher Nicole Kuttner

Rückenschule Refresher Bio-psycho-soziale Dimensionen des Rückenschmerz Psychologisch ...Angst, Depressivität, Krankheitseinstellung, Vorerfahrungen im System.... Strukturell Bandschei-benvorfall, Spondylolis-these, NeurogeneSchädigung,Tumor, Infektionen..... Funktionell Relative Insuffizienz, „muskuläre Dysbalancen“Selektive Insuffizienzen..... ...sozial Konkreter Arbeitsplatz, subjektive Arbeits-prognose, Familiäre Bindung, Kulturkreis... 27.01.2009 Rückenschule Refresher Nicole Kuttner

Rückenschule Refresher Schmerz-Verspannungs-Befindens-Kreis 27.01.2009 Rückenschule Refresher Nicole Kuttner [mod. aus Basler, Kröner-Herwig 1998]

Rückenschule Refresher Zusammenfassung der wichtigsten Aspekte zum Schmerz-Verspannungs-Befindens-Kreis Bei chronischem Schmerz stehen Schmerz, Verspannung und Befinden in engem Zusammenhang. Schmerz wirkt sich auf das seelische Befinden aus und erzeugt Verspannung bzw. Anspannung. Umgekehrt wirkt sich aber auch unser Befinden auf den erlebten Schmerz aus, z.B. kann schlechtes Befinden den Schmerz verstärken! Auch Anspannung bzw. Verspannung in der Muskulatur können Schmerz und schlechtes Befinden verstärken. Umgekehrt kann eine Schmerzzunahme auch wiederum zu einer erhöhten Muskelverspannung führen. Der Schmerz-Verspannungs-Befindens-Kreis schaukelt sich auf diese Weise auf, und es kommt zu einer wechselseitigen Verstärkung. Auch Stress kann dazu führen, dass Schmerzen häufiger auftreten oder sich deren Intensität verschlimmert. Stress beeinflusst auch das Befinden und die muskuläre Anspannung, was wiederum auf Schmerz zurückwirkt. 27.01.2009 Rückenschule Refresher Nicole Kuttner

Rückenschule Refresher Risikofaktoren für rezidivierende oder chronifizierende Rückenschmerzen (Pfeifer 2007) Risikofaktorenstatus wahrscheinlich Risikofaktorenstatus unwahrscheinlich Soziale Einflussfaktoren Schichtzugehörigkeit: Zusammenhang zu Ausfallzeiten am Arbeitsplatz wegen Rückenschmerzen Kultureller Hintergrund (Status unklar) Ausbildungsniveau (geht in den Schichtindex ein) Familiärer und sozialer Rückhalt (Studienergebnisse unklar)   Arbeitslosigkeit (ggf. Zusammenhang mit Leistungsinanspruchnahme) 27.01.2009 Rückenschule Refresher Nicole Kuttner

Rückenschule Refresher Risikofaktorenstatus wahrscheinlich Risikofaktorenstatus unwahrscheinlich Psychologische Einflussfaktoren Depression/Depressivität Intelligenz + Persönlichkeitsmerkmale (Schmerzpersönlichkeit") Psychische Beeinträchtigung ("Distress")   Furchtvermeidungsdenken, Katastrophisieren Sexueller + körperl.Missbrauch Individuelle biologische und verhaltensabhängige Merkmale Vorangegangene Episode von Rückenschmerzen Alter, Geschlecht, Körpergröße (Studienergebnisse unklar) Beeinträchtigende Komorbidität Rauchen 27.01.2009 Rückenschule Refresher Nicole Kuttner

Rückenschule Refresher Risikofaktorenstatus wahrscheinlich Risikofaktorenstatus unwahrscheinlich Arbeitsplatzbezogene Risikofaktoren Ganzkörpervibration   Bücken und Drehen Material- und Patientenbewegung: Heben, Tragen, Schieben, Ziehen Psychologische Einflussgrößen: Muskelkraft, Haltung, Topographie Körperliche Fitness (Studienergebnisse unklar) Rumpfmuskelkraft (Studienergebnisse unklar) Beweglichkeit der Wirbelsäule (Studienergebnisse unklar) Sitzende Körperhaltung während der Berufsausübung Auffälligkeiten in der 3-D-Darstellung der Rückenoberfläche 27.01.2009 Rückenschule Refresher Nicole Kuttner

Rückenschule Refresher Wissensvermittlung Rückenschmerz -Rückenschnupfen 1. Die Wirbelsäule ist stark, bleibende Schäden sind eher selten. Selbst starke Schmerzen bedeuten nicht, das ein ernsthafter Schaden eingetreten ist. 2. Rückenschmerzen sind nur ein Zeichen dafür, das Ihr Rücken derzeit nicht so funktioniert wie gewöhnlich. Er ist sozusagen nicht fit bzw. „nicht in Form“. 3. Es gibt viele Möglichkeiten zur Behandlung von Schmerz, eine dauerhafte Schmerzreduktion hängt aber von ihrem eigenen Verhalten ab! 4. Ihre Gesundung hängt davon ab, dass Sie ihren Rücken wieder bewegen und mit ihm arbeiten und zu normaler Funktion zurückkehren. Je schneller Sie aktiv werden, desto eher wird Ihr Rücken wieder fit! 5. Positive Einstellungen sind wichtig. Überlassen Sie dem Rückenschmerz nicht die Kontrolle über Ihr Leben! Menschen, die aktiv mit ihrem RS umgehen, leiden weniger, verspüren schneller Besserung und haben langfristig weniger Probleme. 27.01.2009 Rückenschule Refresher Nicole Kuttner

Rückenschule Refresher Verlauf von Rückenschmerzen Für das Auftreten von RS gibt es keinen typischen Verlauf, da Auftreten, Dauer und Intensität individuell variieren. Sie werden zudem sehr unterschiedlich empfunden. Da RS sehr schmerzhaft sein können, kann es zunächst sinnvoll sein, seine Aktivitäten etwas zu reduzieren, mit dem Ziel der Schmerzlinderung. Falls nötig, ist es durchaus zweckmäßig, vorübergehend schmerzlindernde Medikamente, wie z.B. Paracetamol, Aspirin oder Ibuprofen, einzunehmen. Die Schmerzmitteleinnahme sollte mit einem Arzt abgesprochen werden. Es ist auch in Ordnung, wenn Sie sich dann 1–2 Tage schonen. Sie sollten aber dann versuchen, schnellstmöglich wieder den alltäglichen Aufgaben nachzugehen und Ihre Belastung langsam immer mehr zu steigern. Dies wird keinen Schaden anrichten! Vermeiden Sie zunächst nur extreme und schmerzhafte Belastungen. Grundsätzlich gilt: Alle Bewegungen, die gut tun, sollten Sie durchführen! 27.01.2009 Rückenschule Refresher Nicole Kuttner

Rückenschule Refresher Verlauf von Rückenschmerzen Eine längere Bettruhe und Schonung hat gegenüber alten Annahmen zahlreiche Nachteile! Deshalb ist eine angemessene körperliche Aktivität empfehlenswert, weil Bewegung: – die Stabilität der Knochen und Gelenke erhöht – für kräftige Muskeln sorgt – den Heilungsprozess fördert – für ein gutes Gefühl sorgt => Getreu dem Motto „Sich regen bringt Segen“ ist körperliche Bewegung das Beste, um möglichst schnell wieder gesund zu werden und weiteren Beschwerden vorzubeugen („Ein ruhender Rücken braucht irgendwann Krücken!“ 27.01.2009 Rückenschule Refresher Nicole Kuttner

Rückenschule Refresher Maßnahmen bei Rückenschmerzen Es gibt viele Methoden zur Behandlung von Rückenschmerzen: Passive Behandlungen, wie z.B.: – Wärme- und Kältetherapie – Wärme (Sauna, Badewanne, Fangopackung, Rotlicht oder feuchtheiße Wickel) wird von den meisten als sehr angenehm empfunden. In der Anfangsphase können möglicherweise auch Kälteanwendungen gut tun. – Schmerzmittel (Tabletten und Spritzen) – Massage ist sehr beliebt, jedoch kann keine dauerhafte Verminderung der Schmerzen erzielt werden. Aktive Behandlungen, wie z.B.: – Körperlich aktivierende Bewegungsprogramme – Krankengymnastik Aktive Übungsprogramme erzielen langfristig eine bessere Wirkung als passive Therapien! Günstiger als eine passive Behandlung ist ein eigenes aktives Bewegungstraining! 27.01.2009 Rückenschule Refresher Nicole Kuttner

Rückenschule Refresher Für die sehr seltenen komplizierten Erkrankungen der Wirbelsäule gibt es Warnzeichen, die sog. Red Flags: Wenn Sie Rückenschmerzen haben und ... plötzlichen Gewichtsverlust bemerken Fieber und Nachtschweiß haben Taubheitsgefühle oder Lähmungserscheinungen in den Beinen bemerken Schwierigkeiten haben, den Harn oder Stuhlgang zu kontrollieren (Kontinenzstörungen) Steroide oder Drogen eingenommen haben eine Krebserkrankung hatten die Schmerzen konstant stark sind und sich verschlimmern und bei Bettruhe nicht zurückgehen Sie Schmerzen im Bereich der Brustwirbelsäule haben ein Unfall vorausgegangen ist => müssen Sie sofort einen Arzt aufsuchen! Nur 1–3% aller RS sind auf Red Flags zurückzuführen! 27.01.2009 Rückenschule Refresher Nicole Kuttner

Rückenschule Refresher Chronisch oder akut? Woran erkenne ich das? 27.01.2009 Rückenschule Refresher Nicole Kuttner

Rückenschule Refresher Für das Verständnis der Chronifizierung ist es wichtig, zwischen akuten und chronischen Schmerzen zu unterscheiden. Akute Rückenschmerzen sind Schmerzepisoden von weniger als 12 Wochen Dauer und in der Regel an erkennbare Auslöser (z.B. Verletzung, Entzündung) gekoppelt. Chronische Rückenschmerzen sind Schmerzen, die seit 12 Wochen und länger bestehen. Beim chronischen Schmerz liegt eine enge Kopplung mit eindeutig bestimmbaren, schädigenden somatischen Faktoren häufig nicht vor. (DEGAM 2003, KRÖNER-HERWIG 2003). 27.01.2009 Rückenschule Refresher Nicole Kuttner

Rückenschule Refresher 27.01.2009 Rückenschule Refresher Nicole Kuttner

Rückenschule Refresher Psycho-soziale Aspekte beim Rückenschmerz Einflussfaktoren für die Chronifizierung von Rückenschmerzen 1. Subjektive Theorien 2. CopingStrategien 3. Fear-Avoidance-Beliefs 27.01.2009 Rückenschule Refresher Nicole Kuttner

Rückenschule Refresher Subjektive Theorien • Laientheorien, „Beliefs“ • Komplexe Aggregate von Kognitionen • schwer veränderbar • Konstituieren die Realität - Ordnung der eigenen Lebenswelt - Erklärung und Vorhersage von Ereignissen • Generierung von Handlungsempfehlungen 27.01.2009 Rückenschule Refresher Nicole Kuttner

Rückenschule Refresher Subjektive Theorien geben Auskunft zu · Ursache der Erkrankung · Symptome, die als Teil der Erkrankung betrachtet werden · Zukünftiger Verlauf und Dauer · Erwartete Auswirkungen , Konsequenzen für das eigene Leben · Umgang mit der Erkrankung, Hilfserwartung, eigene Möglichkeiten / Verantwortung 27.01.2009 Rückenschule Refresher Nicole Kuttner

Rückenschule Refresher Subjektive Theorien zum Rückenschmerz • Rückenschmerzen sind dauerhaft • Wiederverletzbarkeit des Rückens • Angst vor Verschlechterung, Gefühl der Verletzbarkeit • Personen mit vorausgegangenen RS-Episoden –Fühlen sich verletzbarer –Haben eine geringere Kontrollüberzeugung –Geringere individuelle Verantwortung –Sind bzgl. Rückkehr zum Arbeitsplatz weniger zuversichtlich •„Beliefs“ sind gute Prädiktoren für die Rückkehr an den Arbeitsplatz 27.01.2009 Rückenschule Refresher Nicole Kuttner

Rückenschule Refresher Coping-Strategien • Problembezogen • Emotionsbezogen • Aktive Coping-Strategien –Aktiv bleiben, Übung, Ignorieren –Ablenken • Passive Coping-Strategien –Rückzug, Aufgabe, Ruhe, Medikamente –Katastrophisierung 27.01.2009 Rückenschule Refresher Nicole Kuttner

Rückenschule Refresher Gedankenlawine 27.01.2009 Rückenschule Refresher Nicole Kuttner

Rückenschule Refresher Fear Avoidance Beliefs - Schmerzvermeidungsverhalten Vermeider Verstärkte Angst vor Schmerz • Vermeidung körperlicher und sozialer Aktivitäten • Fehlinterpretation von Schmerzempfindungen, übertriebene Schmerzwahrnehmung, verstärkte Behinderung durch Schmerz • passive Coping-Strategien • Körperliche Konsequenzen: Verlust von Wirbelsäulen- beweglichkeit, Muskelkraft, Fitness; Gewichtszunahme (Waddell 1998, Hasenbring 1999, Pfingsten 2001, Hasenbring 2003 u.a.) 27.01.2009 Rückenschule Refresher Nicole Kuttner

Rückenschule Refresher Schmerzvermeider • machen alles, um Schmerz zu vermeiden • fürchten Rezidive • warten auf Besserung des Schmerzes • Vermeidungsverhalten verstärkt Furcht vor Schmerz • Katastrohisieren und Depression stehen im Zusammenhang • Vermeidung körperlicher Aktivität / Training als eine Hauptbarriere für die Rehabilitation 27.01.2009 Rückenschule Refresher Nicole Kuttner

Rückenschule Refresher Vermeider • Schmerz ist schwerwiegendes Problem, nimmt Aufmerksamkeit und Leben in Anspruch • Glauben: schwerwiegende Erkrankung ist Ursache, hat bisher nur niemand erkannt • Werden durch Schmerz dominiert • Glauben keine eigene Einflussmöglichkeit zu haben • Vermeidungsverhalten • Pessimistische Zukunftsvorstellungen, dauerhafter Schmerz- zustand führt unvermeidlich zu Behinderung • Glauben, nur Experten können diagnostizieren und helfen • Katastrophisieren (Analogie Phobien) 27.01.2009 Rückenschule Refresher Nicole Kuttner

Rückenschule Refresher Konfrontierer • Starker Wunsch zur Rückkehr zu normalen Aktivitäten • Mobilisation, körperliche Aktivität / Training, Konfrontation mit der individuellen Schmerzgrenze • Zunehmende Konfrontation mit dem Schmerz, positive und aktive Coping-Strategien, minimales Krankheitsverhalten • Effektive Reha • bleiben optimistisch und zuversichtlich, steigern langsam ihre Aktivitäten trotz vorübergehender Schmerzzunahme • Erfolg verstärkt Verhalten 27.01.2009 Rückenschule Refresher Nicole Kuttner

Rückenschule Refresher Konsequenzen: Konfrontierer • Betrachten Schmerz nicht als schwerwiegendes Problem • Wenig Furcht vor Schmerz, wenig Sorgen hinsichtlich langfristiger Konsequenzen • Glauben, selbst mit Problem umgehen zu können • Übernehmen Kontrolle, leben trotz Schmerz normal • Nehmen wenig Leistungen des Gesundheitssystem in Anspruch 27.01.2009 Rückenschule Refresher Nicole Kuttner

Rückenschule Refresher Rückenschmerz 27.01.2009 Rückenschule Refresher Nicole Kuttner

Rückenschule Refresher Pacing Steigerung der schmerzfreien Bewegung .....Sich seine Kräfte und Möglichkeiten schrittweise einteilen können und potentielle Überlastungssituationen im Vorfeld ausschalten • Bewegung lindert Schmerz • Bewegung ist für alle Gewebe nützlich • Das Erlernen sanfter Bewegungen führt den Körper schrittweise zur Normalität zurück 27.01.2009 Rückenschule Refresher Nicole Kuttner

Rückenschule Refresher • betrachten Schmerz nicht als schwerwiegendes Problem • haben wenig Furcht vor Schmerz und wenig Sorgen hinsichtlich langfristiger Konsequenzen • glauben, dass sie selbst mit dem Problem umgehen können • übernehmen Kontrolle, leben trotz Schmerz normal weiter • nehmen wenig Leistungen des Gesundheitssystems in Anspruch 27.01.2009 Rückenschule Refresher Nicole Kuttner

Ich lasse mich von dem Schmerz nicht unterkriegen. Positive Gedanken bei Schmerz Welchen dieser Gedanken kennen Sie bei sich selbst? Ich lasse mich von dem Schmerz nicht unterkriegen. Nur keine Panik, ich werde das schon in den Griff bekommen. Andere schaffen das auch. Heute lasse ich mal fünfe gerade sein. Ich nehme mir jetzt erst einmal etwas Angenehmes vor. Der Schmerz wird nicht meinen ganzen Tag beherrschen. Es gibt Patienten, die sind noch viel schlimmer dran. Kopf hoch – ich schaffe es. Die Schmerzen werden nicht all meine Pläne durchkreuzen. Jetzt mal ganz ruhig und entspannen. Für andere oder mit anderen etwas tun, das lenkt ab. Jetzt überlege ich erst einmal, was ich Schritt für Schritt gegen diesen Schmerz unternehmen kann. Ich weiß, dass der Schmerz auch wieder abnehmen wird. Ich bin stärker als der Schmerz. Dieser Schmerz ist eine Herausforderung für mich. Ich versuche erst einmal, etwas Abstand zu gewinnen. Ich habe solche Schmerzsituationen schon öfters gemeistert. Ich muss jetzt mit diesem Schmerz nicht 100%ig funktionieren. Bald scheint auch für mich die Sonne wieder. 27.01.2009 Rückenschule Refresher Nicole Kuttner

Ich halte es einfach nicht mehr aus. Negative Gedanken bei Schmerz Welchen dieser Gedanken kennen Sie bei sich selbst? Ich halte es einfach nicht mehr aus. Wann hört dieser Schmerz bloß auf? Ich kann sowieso nichts gegen den Schmerz tun. Das hört ja nie mehr auf. Ich bin ein hoffnungsloser Fall. Mir kann sowieso keiner helfen. Die Schmerzen machen mich fertig. Ich tue mir selbst so leid. Wie soll es nur in Zukunft weitergehen? Damit werde ich nicht fertig. Ich bin dem Schmerz hilflos ausgeliefert. Das geht über meine Kräfte. Dieser Schmerz macht mich zum Versager. Die anderen werden mich nie verstehen. Hätte ich mich doch nicht wieder übernommen! Auf mich ist überhaupt kein Verlass mehr. Ich darf mir trotz des Schmerzes keine Fehler erlauben. Was soll ich bloß noch tun? Ich muss mich mehr zusammenreißen. [aus: Basler, Kröner-Herwig 1998, S. 171] 27.01.2009 Rückenschule Refresher Nicole Kuttner

Rückenschule Refresher Genuss – eine gute „Medizin“ Genieße bewusst! Überlasse Deinen Genuss nicht allein dem Zufall! Nimm Dir Zeit zum Genießen! Gönne Dir Genuss! Schule Deine Sinne für Genuss! Genieße lieber wenig, dafür richtig! Genieße die kleinen Dinge des Alltags Genieße auf Deine Art! 27.01.2009 Rückenschule Refresher Nicole Kuttner

Rückenschule Refresher Bewegung – eine gute „Medizin“ Bewege Dich bewusst! Überlasse Deine Bewegung nicht allein dem Zufall! Nimm Dir Zeit für Bewegung! Gönne Dir Bewegung! Schule Deine Sinne für Bewegung! Bewege Dich häufig während des Alltags! Bewege Dich auf Deine Art! 27.01.2009 Rückenschule Refresher Nicole Kuttner

Rückenschule Refresher Zielgruppe: Im Rahmen eines Kooperationsprojektes zwischen der orthopädischen Universitätsklinik (Heidelberg) und dem Robert Koch-Institut (Berlin) wurden erstmalig repräsentative Teilnahmeraten für Rückenschulangebote ermittelt und hiermit das Erreichen von Zielgruppen beurteilt. Ergebnisse zeigten, dass Rückenschulkurse überwiegend von Frauen, Mittelschichtangehörigen, Sportlern sowie von Personen mit gesunden Ernährungs- und Bewegungs-mustern besucht werden. Somit erreicht dieses Präventions-programm die größte Akzeptanz bei den Gruppen mit dem geringsten Risiko (SCHNEIDER 2004). => Daher sollte sich die „Neue Rückenschule“ zusätzlich zu dem bisherigen Personenkreis auch weiteren Zielgruppen – insb. erwachsene Personen mit einem überdurchschnittlich hohen Risiko, Rückenschmerzen zu entwickeln (LÜHMANN 2003) - zuwenden. 27.01.2009 Rückenschule Refresher Nicole Kuttner

Rückenschule Refresher Literatur: Pfeifer, K. (2007). Rückengesundheit. Deutscher Ärzte-Verlag GmbH, Köln. Pfeifer, K. (2004). Expertise zur Prävention von Rückenschmerzen durch bewegungsbezogene Interventionen im Auftrag der Bertelsmann Stiftung. (www.bertelsmann-stiftung.de/.../SID-0A000F0A-9D5EBA9D/ bst/ExpertisezurPraeventionvonRueckenschmerzen.pdf) Kempf, H.-D. Praxis der Neuen Rückenschule – Aufbau und Bindung an langfristige körperliche und gesundheitssportliche Aktivität in Die Säule 17, 1 (2007), S. 8-19. Kuhnt, U. Von der „Klassischen Rückenschule“ zur „Neuen Rückenschule“ in Die Säule 16, 4 (2006), S. 152-159. Kempf, H.-D. Konföderation der deutschen Rückenschulen – Curriculum „Weiterbildung zum Rückenschullehrer/in“ vorangebracht in Die Säule 16, 2 (2006), S. 72-74. 27.01.2009 Rückenschule Refresher Nicole Kuttner