Demenz- nur in gemeinsamer Verantwortung Landeshauptstadt Magdeburg

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 Präsentation transkript:

Demenz- nur in gemeinsamer Verantwortung Landeshauptstadt Magdeburg 28.04.2009 Rathaus Magdeburg

Schwerpunkte Tabu-Thema Demenz Demenz – Die Geisel der älter werdenden Gesellschaft? Was bringt das Pflege-Weiterentwicklungsgesetz? Die Situation in Magdeburg Handlungsansätze

Demenz ist kein Randthema „Die Gesellschaft der Zukunft wird auch eine Gesellschaft mit Demenz sein. Dem Leben mit Demenz wohnt eine eigene Würde inne. Diese gilt es zu erkennen und zu respektieren. Information und Einbindung aller Bürger in die Diskussion sind Voraussetzung, um längerfristig Ängsten und Ausgrenzungen entgegenzuwirken.“ (aus BMFSFJ 2006: Aktuelle Forschung und Projekte zum Thema Demenz.)

Walter Jens leidet an Demenz – prominentes Beispiel für das Leiden der Angehörigen © Volker Hinz Gattin Inge Jens sagt im stern über ihn: „Den Mann, den ich liebte, gibt es nicht mehr.“ Er befinde sich „in einer Welt, zu der ich keinen Zugang habe“. (stern-Artikel aus Heft 15/2008)

Ausgangssituation in Deutschland 1,2 Mio. Demenz-Kranke, zumeist Alzheimer-Demenz bei älteren Menschen. Wird oft zu spät diagnostiziert und nicht angemessen behandelt. Hilfen zur Abmilderung der Folgen und zur Verzögerung des Fortschreitens der Krankheit sind zuwenig bekannt. Gesellschaftlich verdrängte Krankheit. Meisten Demenzkranken werden zu Hause gepflegt. Demenz ist eine 'Familienkrankheit‘ (pflegende Angehörige: erkranken selbst, höhere Sterbewahrscheinlichkeit). Hohe Belastung für Gesundheits- und Sozialsysteme.

Prävalenz von mittelschweren und schweren Demenzen in Deutschland Altersgruppe Mittlere Prävalenzrate (%) Schätzung der Krankenzahl 65-69 70-74 75-79 80-84 85-89 90 und älter 65 und älter 1,2 2,8 6,0 13,3 23,9 34,6 7,2 50.000 94.000 136.000 225.000 253.000 142.000 900.000* *2007: 1.190.000 Quelle: Bickel, H. (1999) Epidemiologie der Demenzen. In: Förstl, H. et al. (Hrsg.) Alzheimer Demenz. Grundlagen, Klinik, Therapie. Springer Verlag: Heidelberg.

Demenzrisiko des hohen Alters Prävalenz von mittelschweren und schweren Demenzen Schätzungen zu leichten Demenz-Erkrankungen schwanken sehr stark, weil es keine klaren Abgrenzungskriterien von anderen kognitive Beeinträchtigungen gibt. Quelle: Bickel, H. (1999) Epidemiologie der Demenzen. In: Förstl, H. et al. (Hrsg.) Alzheimer Demenz. Grundlagen, Klinik, Therapie.Springer Verlag: Heidelberg.

Folgen von Demenz Verlust der Autonomie und Pflegebedürftigkeit Gefahr der Unterernährung/Verhungern Verhaltensstörungen (Unruhe, Wahnvorstellungen, Angst, Depressivität, Aggressivität) Erhöhte Unfallgefahr, insbesondere Stürze und Autounfälle (fehlende räumliche Wahrnehmung, Gangunsicherheit) Erhöhtes Risiko Opfer krimineller Gewalt zu werden (40% mehr Opfer von Einbrüchen, Überfällen, Betrug und Gewalt) (Kriminelle Delikte von Demenzkranken sind sehr selten.) Begeleiterkrankungen/ med. Unterversorgung (häufig Krampfanfälle, Störungen der Motorik/Bewegungs-störungen/Schmerzempfinden)

Gründe für die Belastung der Angehörigen Ständige Beaufsichtigung aufgrund der Nicht-kognitiven Symptome wie Antriebsarmut, Wahnvorstellungen aggressives Verhalten, Angst, Abwehrverhalten, Selbstgefährdung, Störung Tag- und Nachtrhythmus Verlust des persönlichen Freiraums Psychische Belastung durch die Wahrnehmung, dass sich die Persönlichkeit des Erkrankten stark verändert ('Rollenwechsel') Psychische Belastung durch die Wahrnehmung, dass sich die Persönlichkeit des ........

Alltägliche Verrichtungen werden zum Problem Wie schaffe ich ein sicheres Umfeld? Wie bekommt man den Demenzkranken zum Arzt? Wie halte ich den Dementen vom Autofahren ab? Wie nimmt man Dementen die Angst? Wie reagiere ich auf Beschuldigungen wie Diebstahl? Was tun bei Unruhe, vor allem nachts? Was tun bei Weglauftendenzen? Was tun, wenn der Demenzkranke sein Gebiss wegwirft? Essen und Trinken... etwas ganz Normales? Wie kann es mit der Körperpflege gehalten werden? Wie geht man mit der Inkontinenz um? Zukunftsforum Demenz (Hrsg.). Leben mit Demenzkranken. Tipps für den Alltag.

Befunde aus MUG III zur Situation in der häuslichen Pflege Demenzkranker Die Vereinbarkeit von Pflege und Beruf muss künftig besonders in den Blick genommen werden (70 % Hauptpflegeperson eine Frau, in der Regel die Ehefrau, Tochter oder Schwiegertochter). Die Betreuungspersonen müssen ggf. in Kombination mit teilstationären Angeboten die Betreuung ergänzen können. Die Leistungen aus der Pflegeversicherung sind gerade in diesem Betreuungs- und Unterstützungsbereich ein wesentlicher Bestandteil der individuellen Gestaltung von Pflegekonzepten. Das Diagnose- und Therapiepotential muss bei demenziellen Erkrankungen stärker als bisher genutzt werden (Gilt in besonderem Maße für die nicht-kognitiven demenziellen Symptome mittels nicht-medikamentöser und medikamentöser Interventionen.). Bessere Qualifizierung des professionellen Personals aus Medizin, Betreuung/Beratung und Pflege im Hinblick auf Diagnostik, medikamentöse und nicht-medikamentöse Interventionsmöglichkeiten.

Was bringt das Pflege-Weiterentwicklungsgesetz? Rechtsanspruch auf Pflegeberatung (Case Management) nach §7a als personen- und familienbezogen Unterstützung 100 bzw. 200 Euro/monatl. Für „aktivierende und qualitätsgesicherte Betreuungsangebote“ zur Entlastung der Angehörigen (§§ 45a und 45b) Es bleibt vorläufig bei der Orientierung an dem stark medizinisch geprägten Pflegebedürftigkeitsbegriff statt an Lebenswelten, Kontext-faktoren und Teilhabeaspekten. Es wurde ein Modellprojekt zur Neufassung des Pflegebedürftigkeitsbegriffs vereinbart: Pflegebedürftig ist eine Person, „wenn sie (…) zu selbständigen Aktivitäten im Lebensalltag, selbständiger Krankheitsbewältigung oder selbständiger Gestaltung von Lebensbereichen und sozialer Teilhabe nicht in der Lage und daher auf personelle Hilfe angewiesen ist.“ (Spitzenverband der GKV 2008: Bericht aus der Vorphase des Projektes)

Erster Schritt: Die Situation vor Ort „kartographieren“ Wie viele Menschen mit einer demenziellen Erkrankung gibt es bei uns? Wie und wo leben diese, wer betreut sie? Welche unterstützende Dienstleistungsstruktur ist vorhanden? Wo gibt es in der Kommune Möglichkeiten der Begegnung zwischen Menschen mit und ohne Demenz? Was denken und wissen die Bürger in der Kommune über Demenz? Welche Initiativen, Modelle, Ansätze zur Schaffung eines demenzfreundlichen Gemeinwesens gibt es? Wie beurteilen Betroffene und pflegende Angehörige die „Demenzfreundlichkeit“ ihrer Kommune? Was könnte ihnen helfen?

Prognose der Anteile ausgewählter Altersgruppen an der Gesamtbevölkerung in Magdeburg (absolut) Quelle: Landeshauptstadt Magdeburg, Amt für Statistik, eigene Berechnungen.

Verschiebung der Anteile bestimmter Alterskohorten innerhalb der älteren Bevölkerungsgruppe in Magdeburg bis 2020 (absolut) 2008 2009 2010 2011 2012 2013 2014 2015 2016 2017 2018 2019 2020 Quelle: Landeshauptstadt Magdeburg, Amt für Statistik, eigene Berechnungen.

Prävalenz von mittelschweren und schweren Demenzen in Magdeburg nach Altersgruppen (Quelle: Amt für Statistik, eigene Berechnung auf der Basis des Einwohnermelderegister, Stand: 31.12.2007 und den mittleren Prävalenzen für Deutschland nach Bickel 1999)

Prävalenz von mittelschweren und schweren Demenzen in Magdeburg über 65 (Quelle: Amt für Statistik, eigene Berechnung auf der Basis des Einwohnermelderegister, Stand: 31.12.2007 und den mittleren Prävalenzen für Deutschland nach Bickel 1999)

Niedrigschwellige Angebote Beratung zur Wohnraumanpassung“Selbsthilfe-Kontaktbüro für Prävention im Alter” (PIA) Angehörigen-Gesprächskreise bei der Alzheimer Gesellschaft und dem Uniklinikum Gedächtnissprechstunde bei der Neurophysiologischen Klinik des Universitätsklinikums Musikalische Betreuungsangebote beim Verein GRAMMOPHON-Mobile Musiktherapie e.V. 3 Praxen für Ergotherapie (z. B. Hirnleistungstraining) Tagesbetreuung und Beratung zu Fragen der Demenz der Alzheimer Gesellschaft Weitere integrierte Tagespflegeeinrichtungen beim AWO-Sqeniorenzentrum Reform, Bischof-Weskamm-Haus (Caritas), Sankt-Georgii I (Salus) Demenz-WG in der Helmstedter Str. 32 für 19 an Demenz erkrankte BewohnerInnen

Stationäre Einrichtungen für Demenzkranke Zentrum für Demenzkranke „Hedwig-Pfeiffer-Haus“ 13 stationäre Pflegeeinrichtungen mit einer Demenzstation 17 weitere mit „integrierten Angeboten“

Sind tragfähige Betreuungsnetzwerke für Demenzkranke eine Utopie? Magdeburger Institute sind im Forschungsverbund der bundesweiten Demenzforschung und verkörpern im Bereich der kognitiven Hirnforschung und Neuromodulation internationales Spitzenniveau. Nunmehr gilt es die gesamtgesellschaftliche Aufgaben der Entwicklung tragfähiger Betreuungsnetzwerke angehen – die Zeit drängt. Schon bald können Sie betroffen sein. Alternativen: keine!