Die Modekritik der Aufklärung: Natürlichkeit versus Künstlichkeit.

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Übungsart: Seite: Bearbeitet von: Siegbert Rudolph Lesemotivationstraining Titel: Quelle: Nächste Folie 1 Bedienungshinweise: Makros müssen freigeschaltet.
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 Präsentation transkript:

Die Modekritik der Aufklärung: Natürlichkeit versus Künstlichkeit

„Mode, die allgewaltige Beherrscherin der Menschen unsers Zeitalters, eine Tyrannin aller Stände […] Eine angebetete Göttin seit uralten Zeiten, der man Altäre errichtete […] bis zu dem jezigen Geschlecht [...] Der neuste Altar, welchen man dieser Göttin in Teutschland errichtet hat, ist das Journal des Luxus und der Moden [...] Uebrigens sagt der Dichter [Friedrich] Ni[c]olai sehr wahr: der Mode dient kein geprüfter Meister, sie bleibt die Zuflucht kleiner Geister, die Leiterin der Affenschaar.“

„Es ist ja weltweit bekannt, daß die Jakobiner zuerst die friedlichen Perrucken wegwarfen und unverschämterweise, wider alle Verfassung, mit abgeschnittenen emporstrebenden Haaren erschienen, worauf denn freilich auch die Religion und die Monarchie umgestürzt wurden.“

Sansculotte 1793 Journal des Luxus und der Moden 1801

Friedrich der Große: „Der Modeaffe“ („Le singe de la mode“) 1742 Luise Adelgunde Gottsched: „Die ungleiche Heirath“ (1743) Luise Adelgunde Gottsched: „Die Hausfranzösinn, oder die Mammsell“ (1744) Johann Elias Schlegel: „Der geschäfftige Müssiggänger“ (1743) Johann Elias Schlegel: „Die stumme Schönheit“ (1747) Luise Adelgunde Gottsched: „Die Pietisterey im Fischbein-Rocke“ (1736)

„Die Schönheit der Seele wird gewiß den Mangel der äussern Reitze ersetzen. Die Eindrücke ihrer Tugenden werden ihre Gesichtsbildung verschönern, und sie wird dadurch mehr edle Herzen an sich ziehen, als durch Schminke, Geschmeide, Spitzen, Federn und allen Firlefanz der Mode, wodurch höchstens nur die flüchtige Bewunderung eines Thoren errungen wird.“

„Der Luxus, diese Pest der Sitten, die einzige Quelle aller Revolutionen im kleinen und Großen - dieser zeigt die wahre Schande unsrer Zeit, daß man fast keine Hausmütter mehr unter den jungen Eheleuten siehet, sondern lauter französische Damen, Theater- Prinzessinnen, Visitenläuferinnen, Modepuppen, Romanen-Leserinnen; - diese Schmach bringt uns um alles Häusliche und Familienglück; [...]“

Karin Hausen: Überlegungen zum geschlechtsspezifischen Strukturwandel der Öffentlichkeit. In: Differenz und Gleichheit. Menschenrechte haben (k)ein Geschlecht. Hg. v. Ute Gerhard [u.a.], Frankfurt/M. 1990, S Jürgen Habermas: Strukturwandel der Öffentlichkeit. Untersuchungen zu einer Kategorie der bürgerlichen Gesellschaft, Darmstadt u. Neuwied 1962.

„Meine Mutter trat sehr majestätisch aus dem Ankleidezimmer, um in den Wagen zu steigen, der sie zu irgend einem großen Feste in der Nachbarschaft bringen sollte. Das schwere seidene Kleid schleppte hinter ihr her. […] So in vollem Staate, hielt sie einen Fächer von vergoldetem Elfenbein in der Hand, ging dann behutsam auf den spitzen Hackenschuhen über den Flur, und wußte sich mit ihrer Bouffante [ausladender Reifrock] geschickt in den Wagen zu setzen, damit mein Vater auch noch Platz an ihrer Seite finde.“

„Ganz gegen das Herkömmliche des Zeitgeschmacks bey uns in Deutschland, hatte mir mein Vater eine freye, natürliche Tracht vorgezeichnet. Das Haar hing, ohne Puder, gescheitelt, in langen Locken von der Stirn an beyden Seiten und über den Nacken und Rücken herab. Das Kleid […] bestand in einem kurzen Rocke und einem Leibchen [Hemd] mit runden Ermeln [...] Schleppen, Staatsroben oder Bouffante [Reifrock], womit man Kinder von fünf Jahren gemeiniglich schon ängstete, blieben mir fremd. Die Schuhe ohne Hacken, der Form des Fußes angemessen, hinderten weder meinen Gang, noch die freyere und schnellere Bewegung, die mich auf solche Weise gleichsam um mehrere Schritte voraus, der nächsten Zukunft entgegen trug, während meine Mutter genau mit der Gegenwart ging, und die vortreffliche Erzieherin einer zurücktretenden Vergangenheit treu blieb.“

„Plötzlich fiel, wie auf den Druck einer Feder, der ganze Apparat bisheriger Mode zusammen, und wie sich die fremdgewordene Natur aus allen Hüllen und Gehäusen heraus schälte, sahen wir eben so verwundert auf die freieren Formen, wie auf das, was sie bisher eingezwängt hatte. Schnürleiber, Kleider mit langen, gedrechselten Taillen, [...] das lügenhafte bauschichte Halstuch, alles lag zu unsern Füßen, und stolz hob sich der unbeschwerte Kopf über die Vorurtheile von gestern, seit das Haar, […] leicht und natürlich zusammengeflochten, den Nacken frei, Schläfe und Stirn unentstellt ließ. Kein schnellerer Wechsel läßt sich im Herkömmlichen denken, als der war, da man vom Abend zum Morgen die gefeierte Dame des Tages im griechischen Gewande […] einer antiken Statue gleich, über den unklassischen Boden schreiten sah [...] […] Keine Toilettenregeln bestimmten [die] Bewegungen. Diese, nur von der größern oder geringern Harmonie des Körpers abhängig, ließen der Seele Zutritt und gewannen wieder Charakter.“

„So stehen wir denn [...] fest und steif in ihr da, schnüren uns ein, wie ehemals, geben dem Kopf unförmliche Breite und Höhe, spannen Fischbeinreife unter die unermeßlichen Ermel, falten die Kleider dick und kraus um die Hüften, schneiden den Rock so kurz, als es irgend der Anstand erlaubt, lassen ihn unterhalb tonnenartig abstehen, und arbeiten still nach der Bouffante [Reifrock] und der Herissonfrisur [aufgetürmte Rokokofrisur] hin.“

Julia Bertschik: Friedrich II. im literarischen Feld seiner Zeit. Ein Vorreiter der ‚Glokalisierung‘. In: Der Schatten des großen Königs. Friedrich II. und die Literatur. Hg. v. Julia Bertschik u. Wolfgang de Bruyn, Hannover 2014, S Julia Bertschik: Mode und Moderne. Kleidung als Spiegel des Zeitgeistes in der deutschsprachigen Literatur ( ), Köln, Weimar u. Wien 2005, S