Das Christentum und die anderen Religionen Götz Weber Der Hinduismus

Slides:



Advertisements
Ähnliche Präsentationen
Epheser Kapitel 3.
Advertisements

H I N D U I S M U S ENTSTEHUNG und GESCHICHTE.
Tod in den verschiedenen Religionen
Hinduismus Moralische Ordnung und Glaube.
Einführung in den Hinduismus
Der Buddhismus Was ist der Buddhismus? Das Leiden im Buddhismus.
Hinduismus - Gesellschaftliches Bestimmungsmerkmal in Indien
Kapitel 19 Astronomie Autor: Bennett et al. Unsere Galaxis, die Milchstraße Kapitel 19 Unsere Galaxis, die Milchstraße © Pearson Studium 2010 Folie: 1.
Ralf KüstersDagstuhl 2008/11/30 2 Ralf KüstersDagstuhl 2008/11/30 3.
Von Sarah Lohmann, Annkathrin Göbel und Jennifer Lübke
Hinduismus.
Von Lisa Knebel Religionen.
Das Christentum und die anderen Religionen Götz Weber Der Buddhismus
Das Rad des Lebens.
Gerne will ich euch einladen zu feierlichen Rituale - Rituale haben das Besondere, die ursächlich Kraft in sich - wurden stets zur Förderung des menschlichen.
Seminar: Annäherung an den Hinduismus
Die Denkweise der Kinder, das Lernen und Lehren.
Nordamerika Die Entstehungsgeschichte aus der Sicht der Inuits und der Indianer.
Proseminar zu Schellings „Vom Ich als Prinzip der Philosophie“
Das Neue Wissen für die Neue Zeit Russische Heiltechniken
Anne-Catherine, Diane, Emilie
DVD 1. Diese Schöpfung hat einen Anfang und ein Ende 1. Mose 8,22: Solange die Erde besteht, soll es immer Saat und Ernte, Kälte und Hitze, Sommer und.
Karen Carpenter`s X-Mas Blessings.
Was Sie schon immer wissen über diese Spezies wissen wollten
Ozean der Weisheit - Leben und Wirken
1 Österreichisches Jugendrotkreuz Internationaler Tag der Älteren Menschen 01. Oktober.
Die Freiheit der Seele ... läuft automatisch mit Musik
COMENIUS PROJEKT Schule Finowfurt Antragstellung: Für den Zeitraum: bis Bescheid: Ende Juni 2013.
Hinduismus Lebensweise der Hindus. Religion in der Familie Religion in der Familie Tempel Tempel Feste Feste Hochzeit Hochzeit Rolle der Frau Rolle der.
Hinduismus Jannik, Tun, Julie, Eva.
Wort des Lebens Mai 2010 Wer mich liebt, wird von meinem Vater geliebt werden, und auch ich werde ihn lieben und mich ihm offenbaren. (Joh 14,21)
Predigtreihe: Wozu lebe ich überhaupt? Das Ziel meiner Lebensreise
Europatag der Geistlichen Gemeinschaften 12. Mai 2012
AUS DER SICHT DES HIMMELS IST WEIHNACHTEN IMMER EIN FEST DER LIEBE
Was wir Christen glauben
Glückseligkeit kann nur erfahren werden, man kann sie nicht mit Worten ausdrücken. Niemand kann das Wesen von Glückseligkeit erklären. Sie ist nur durch.
Die vier Kerzen.
Freundschaft für mich und dich. Freundschaft für mich und dich.
Keine Religion der Liebe?!
Performer PRIMUS ® und PRIMUS 50plus ® Generationen -Versorgung.
Der Hinduismus Der Hinduismus ist nach dem Christentum und dem Islam die drittgrößte Weltreligion. Wann genau der Hinduismus entstand, ist nicht eindeutig.
Leben mit dem Tod in den Hindureligionen
Das Christentum und die anderen Religionen Götz Weber
Spezielle Religionsgeschichte: Hindu-Religionen
Spezielle Religionsgeschichte: Hindu-Religionen
Das Christentum und die anderen Religionen Götz Weber
Hinduismus.
Soziale Dimensionen des Hinduismus
Projekt Weltethos Stiftung Weltethos
Weltreligionen.
Weltreligionen.
Eine Präsentation von Frank Pabst, Bastian Schuck, Antonio Magerl
(entwicklungsstrukturelle Sicht)
Photographer: Ian Britton, Vorbei angeboten
Buddhismus, Hinduismus Christentum, Islam, Judentum
Religionsmonitor 2008 Dr. Martin Rieger Wittenberg, 07. Mai 2008.
Indien.
Hinduismus und Buddhismus
Hinduismus: Der Mensch auf der Suche nach Gott
HINDUISMUS.
Hinduismus Jill & Emma & Max☻.
Der Buddhismus.
Buddhismus Seit wann gibt es diese Religion?
Hebräer Teil 20: Lasst uns aufeinander Acht haben!
Religions Jeopardy Dudes!Fakten, Fakten, Fakten! Also grundsätzlich… Party on, Wayne! Und sonst?
Der Hinduismus.
Gott und «Götter».
Thema 5: Basiswissen Spiritualität: Religionen und Kulturen.
Hinduismus.
 Präsentation transkript:

Das Christentum und die anderen Religionen Götz Weber Der Hinduismus

Hinduismus Begriff, Verbreitung, Herkunft Heilige Schriften Veden Epen Puranas Tantras Dichter – Heilige Heutiger Hinduismus Opfergaben der Priester im Tempel Häuslicher Gottesdienst und Meditation Riten für die Lebensstadien Reform-Hinduismus Sich wandelnde Religion Zusammenfassung: Hinduismus als Religion

neuere Bezeichnung der mehrheitlich in Indien herrschenden Religion Hinduismus Begriff „Hinduismus“ neuere Bezeichnung der mehrheitlich in Indien herrschenden Religion Hindu: die im Gebiet des Flusses Indus lebende Bevölkerung Hindu: Oberbegriff für alle auf dem indischen Subkontinent lebenden Völker ohne einheitliche Schrift, gemeinsame Gottheit, einen Lehrer für alle

Verbreitung 900 Millionen Anhänger weltweit, 100000 in Deutschland Hinduismus Verbreitung 900 Millionen Anhänger weltweit, 100000 in Deutschland Vorherrschende Religion in Indien und Nepal Verschiedene Regionen in Indien Ländlicher und städtischer Hinduismus Hinduistische Minderheiten: Sri Lanka, Pakistan, Bangla Desh, Bali, Singapur, Kuala Lumpur Hinduistische Gemeinschaften: östliches u. südliches Afrika, Persischer Golf, Fidschi-Inseln, Nordosten Südamerikas, Karibik, USA, Großbritannien

Herkunft Ackerbau-Zivilisation des Indus-Tal bis 2000 v. Chr. Hinduismus Herkunft Ackerbau-Zivilisation des Indus-Tal bis 2000 v. Chr. Indoeuropäische Kultur der bis 1500 v.Chr. eingewanderten Arier

Hinduismus: Heilige Schriften Veden zwischen 1500 u. 600 v. Chr. verfasst Vier Sammlungen u. weiteres Material Götter: Himmel, Krieg und Feuer zugeordnet Feueropfer zuhause Riten der Priester

Hinduismus: Heilige Schriften Upanishaden Späteste vedische Schrift bis 300 v. Chr. Opfertradition verinnerlicht u. individualisiert Brahman: nichtpersonales Absolutes Atman: das wahre Selbst im einzelnen Menschen Samsara: Kreislauf von Wiedergeburten Karman: je nach Tun Leben nach dem Tod u. Wiedergeburt Befreiung vom Kreislauf der Wiedergeburten durch höheres Wissen, erworben durch Yoga (Sutra): Ethisches Verhalten Beherrschen des Körpers Zustand der Achtsamkeit

Hinduismus: Heilige Schriften Veden: Upanishaden 2 Purusha: inaktives Bewusstsein Prakriti: Urmaterialität Berührung von Purusha u. Pakriti: sichtbare Welt Yoga trennt wieder Purusha u. Pakriti Elite: so Befreiung vom Kreislauf der Wiedergeburten Masse: Vorteile fürs gegenwärtige Leben u. vorteilhafte Wiedergeburt Pflichten gemäß der Kaste (Varna) Priester Herrscher/Krieger Handwerker/Kaufleute/Bauern Dienende Pflichten nach der Lebensstufe (ashrama) Schüler, Hausvater, Waldbewohner (Großvater), vollständige Entsagung (sanyasa)

Hinduismus – Heilige Schriften Zurückdrängung des Hinduismus in den letzten Jahrhunderten v. Chr. durch Buddhismus u. Jainismus Verbindung von priesterlichen Ritualpraktiken, volkstümlicher Götterverehrung u. meditativer Praxis asketischer Entsagung: Hinduismus n. Chr. In der Folge vier Literaturgattungen: Epen (um 0) Puranas (bis 500 n. Chr.) Tantras Lieder der Dichter-Heiligen

Hinduismus: Heilige Schriften: Epen Ramayana (200v.-200 n. Chr.) Konflikt zwischen Menschen und Dämonen Mahabharata (400v.-300 n. Chr.) Krieg um die Vorherrschaft in Nordindien Thema: dharma (Ehre und Pflicht)

Hinduismus: Heilige Schriften: Epen: Mahabharata Bhagavad Gita Gespräch zwischen Arjuna u. Krishna, Widersprüche im dharma zu versöhnen Das Selbst bewohnt nur vorübergehend den Körper – Wege zur Befreiung: 1. Weg des Wissens – frei werden vom Begehren 2. Handeln aus Pflichtgefühl ohne Erwartungen 3. Weg der Frömmigkeit: Krishna = brahman als Lebensmittelpunkt

Hinduismus: Heilige Schriften: Puranas Blüte des Hinduismus 300-500 n. Chr. Verschmelzung von brahman, Askese u. Theismus 18 Puranas: Mythen. Legenden, Geschichtserzählungen zwischen 300 u. 1000 n. Chr. Erschaffung u. Auflösung der Welt Genealogien religiöse Verhaltensregeln Riten für verstorbene Vorfahren Avatara (Inkarnation) einer Gottheit, um die Ordnung wiederherzustellen Gottheit ist avatar des Höchsten, das transzendente brahman u. der immanente krishna

Hinduismus: Heilige Schriften: Puranas Vishnu brahman, purusha u. prakriti Kreislauf von abnehmenden dharma Shiva Kraft und Andersheit Gottes zerstörerische u. mitempfindende Seite

Hinduismus: Heilige Schriften: Puranas 3 Devi: aktive Kraft Gütige Lakshmi Grimmige Kali Ganesha Südindischer Gott Murukan Dorfgötter, vergöttlichte Menschen, Helden, unglückliche Geister

Hinduismus: Heilige Schriften: Tantras Esoterische yogische Philosophie mit volkstümlichen Theismus verbunden: ab 8. Jh. n.Chr. Linkshändriger Tantrismus: „unreine“ Handlungen (Fleisch, Alkohol, Sex) erlaubt zur inneren Loslösung Rechtshändriger Tantrismus: geistige Gottesverehrung mit Mantras (mit Kraft geladene Sprüche) und Mandalas (Beziehung shiva/shakti, zur Meditation)

Hinduismus: Heilige Schriften: Dichter-Heilige Vedanta (Ende der Veden): Verhältnis von brahman (universales Selbst) und atman (individuelles Selbst) Shankara (um 800 n. Chr.): Advaita Vedanta nicht-duales Brahman-Verständnis: außer brahman existiert nichts – darum zu wissen, beendet den Kreislauf der Wiedergeburten

Hinduismus: Heilige Schriften: Dichter-Heilige 2 Vishishta- advaita Vedanta (Nicht-Dualismus mit Eigenschaften) von Ramanuja (um 1100 n.Chr.): 1. Handeln aus der Haltung innerer Loslösung 2. Studium des vedanta 3. Frömmigkeit als Selbsthingabe u. Kontemplation Gottes zum bhakti Bhakti-Bewegung: Betonung der Personalität und der Gnade Gottes u. der Hingabe an ihn

Hinduismus: heutiger Hinduismus 1. Opfergaben der Priester im Tempel: Tempel: Wohnsitze der Götter, in der Mitte das Bild der Gottheit Puja-Ritual: Gottheit als königlicher Gast behandelt, um sie gnädig zu stimmen; Darbietung von Gaben (Nahrungsmittel …) Arati: Kraft der Gottheit übertragen im Blick: im Bild lebt die Gottheit Prasada-Ritual: Essen von göttlichen Substanzen Der Einzelne nähert sich der Gottheit: mit dem Ziel, dessen Bereitschaft zu erhöhen, wohl-wollend das Leben des einzelnen zu fördern

2. häuslicher Gottesdienst und Meditation: Heutiger Hinduismus 2. häuslicher Gottesdienst und Meditation: Hausaltar mit mehreren Bildern Hausgottheit als Ehrengast behandelt Davor Gebete, Almosen, Gesänge, Mantras Wallfahrten z.B. nach Benares mit verheißener Befreiung von der Wiedergeburt Lokale Götter für Alltagssorgen Auf dem Land: Opfer mit Alkohol u. Tierblut Überhitzte Götter, vergöttlichte Heilige, Asketen, Gurus, Heiler

Riten für die Lebensstadien (Samskara): Heutiger Hinduismus Riten für die Lebensstadien (Samskara): Geburt: Stiften von pujas, Bittgebete Hochzeit: Gebete, Umschreiten eines Feueraltars, Rezitieren glückbringender mantras durch einen Priester Tod: bei Verbrennen des Toten Anrufung des Toten- u. des Feuergottes, Bestatten der Asche, Abkühlen des Geistes des Verstorbenen

Reform-Hinduismus: (19. u. 20. Jh.) Roy: gegen Witwenverbrennung Heutiger Hinduismus Reform-Hinduismus: (19. u. 20. Jh.) Roy: gegen Witwenverbrennung Sarasvati: gegen personale Gottheiten u. Reinkarnationen, H. und Nation Ramakrishna: Mitempfinden mit allen Menschen aus der Erkenntnis des Göttlichen in sich und anderen Gandhi: H. als einigendes Band der Unabhängigkeitsbewegung Politischer Hinduismus: VHP, BJP

Der Hinduismus ist eine sich wandelnde Religion: Heutiger Hinduismus Der Hinduismus ist eine sich wandelnde Religion: Altes wird behalten, Neues hinzugefügt, Traditionen neu ausgelegt Kastenunterschiede treten zurück, Erfolg und Vervollkommnung des einzelnen treten hervor Frauen neu als Priesterinnen u. Gurus H: als Weltreligion durch Migration: Gott als unpersönliches Absolutes, aber auch indischer Provinzialismus

Zusammenfassung: Der Hinduismus als Religion Mystische Religion Grunderfahrung: Verneinung des Lebensdranges, Ent werden des Menschen, Selbstverwandlung Hingabe an das Unendliche, Einheit mit dem Absoluten Aufhebung der Subjekt-Objekt-Spaltung, ekstatische geistige Erfahrung Monotheismus/Polytheismus: M. im Sinne allerletzter Wirklichkeit, P. im Sinne verehrter Wesenheiten

Zusammenfassung: Der Hinduismus als Religion 2 Mythische und philosophische Religion Mythos: in nichtgeschichtlicher, nicht begrifflicher Weise die größere Wirklichkeit existenziell erschließen Philosophie: Verhältnis Brahman/Welt: Brahman und Welt sind eins (Shankara) Trennung von brahman und Welt (Madhva) Brahman schafft die Welt, leitet sie von innen und nimmt sie wieder zurück (Ramanuja)

Zusammenfassung: Der Hinduismus als Religion 3 Erlösungsreligion Drei Heilswege: kultisch-rituell, durch Wissen und Erkenntnis, durch Hingabe und Vertrauen Bei Ramanuja verbunden: durch Abstraktion von der Sinnenwelt kann der Mensch der Wesensverbundenheit mit Gott inne werden Reinkarnation: fragt nach Gerechtigkeit in einer ungerechten Welt, erklärt diese moralisch mit dem früheren Lebenswandel So Kreisen in immer neuen Daseinsformen, aber auch Möglichkeit des endgültigen Austritts aus dem Kreislauf und Eingehen ins Absolute