Schule ist mehr als Bildung – Bildung ist mehr als Schule

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 Präsentation transkript:

Schule ist mehr als Bildung – Bildung ist mehr als Schule Dr. Heinz-Jürgen Stolz Schule ist mehr als Bildung – Bildung ist mehr als Schule Auf dem Weg zu lokalen Bildungslandschaften Fachtagung KoBra.net „Bildung kommunal mitgestalten“ Potsdam, 30.05.2007

Inhalt I. Schlaglichter der aktuellen Bildungsdebatte II. Einflussfaktoren gesellschaftlichen Wandels III. Lokale Bildungslandschaften IV. Grenzen einzelschulischer Steuerung V. Potenziale lokaler Steuerung VI. Gelingensbedingungen lokaler Steuerung VII. Erste Schritte zur lokalen Bildungslandschaft VIII. Fazit

I. Schlaglichter der aktuellen Bildungsdebatte PISA: In keinem anderen OECD-Staat ist der Zusammenhang von sozialer Herkunft und Bildung so eng wie in Deutschland: kaum Chancen für Kinder aus bildungsfernen Familien und/oder mit Migrationshintergrund, einen höheren Schulabschluss zu erreichen PISA: Jeder fünfte in Deutschland lebende Jugendliche erwirbt nicht die für eine erfolgreiche Schul- und Berufslaufbahn erforderliche Kompetenz UNESCO: Wachsende Bedeutung des Lernens außerhalb der formalen Bildungsinstitutionen: ca. 70% des Kompetenzerwerbs erfolgen anderswo, z.B. in der Familie, autodidaktisch, in Gruppen Gleichaltriger und im freiwilligen Engagement Nationaler Bildungsbericht: Auch non-formale Bildungsangebote (z.B. durch freiwilliges Engagement) und informelles Lernen (z.B. im Bereich der neuen Medien) verstärken die Bildungsdisparitäten noch, anstatt ihnen entgegen zu wirken Aktionsrat Bildung (vbw): Durch die frühe schulartbezogene soziale Entmischung in der Sekundarstufe I werden Begabungsressourcen – und damit auch: ‚Humankapital‘ – verschwendet; dies ist auch volkswirtschaftlich betrachtet irrational JMK/KMK // 12. KJB : Konsensuelles Leitziel: „Stärkung und Weiterentwicklung des Gesamtzusammenhangs von Bildung, Erziehung und Betreuung“ mit dem Kernelement der Gestaltung integrierter lokaler Bildungslandschaften Hohe Bedeutung lokaler Bildungspolitik als ‚weicher‘ Standortfaktor sowie zur Bewältigung des demografischen Wandels

II. Einflussfaktoren gesellschaftlichen Wandels Individualisierung: Bildungs- und Berufsbiographien verlaufen immer unvorhersehbarer: Es entscheidet (in der Mittelschicht) immer seltener das soziale Milieu, vielmehr orientieren sich Jugendliche an ihren sich wandelnden subjektiven Interessen Lebenslanges Lernen: Schulabschlüsse bilden notwendige, aber nicht mehr hinreichende Bedingungen für die Zuweisung von Lebenschancen. Es wächst die Bedeutung der Zertifizierung von non-formal und/oder informell erworbenen Kompetenzen. Entwicklung einer ergebnisorientierten Testkultur, die den Erwerb von Bildungszertifikaten vom Durchlaufen vorgeschriebener Bildungsgänge entkoppelt Entwertung von Wissensbeständen: ‚Was Hänschen lernt, kann Hans oft nicht mehr verwenden.‘ PädagogInnen und Eltern vermögen Kindern nicht mehr so leicht Handlungsorientierungen für das spätere Leben zu vermitteln. Vermittlung von Basiskompetenzen und Schlüsselqualifikationen als ‚neues‘ Curriculum Subjektive Interessenorientierung: Jugendliche orientieren sich immer seltener an lebensphasenübergreifenden Loyalitäten zu bestimmten Institutionen (z.B. Kirchen, Verbände, Parteien), sondern engagieren sich ‚patchworkförmig‘ und temporär in den unterschiedlichsten Organisationen, Szenen und Gruppierungen. Dabei nimmt ihr freiwilliges Engagement keineswegs ab, sondern bleibt auf hohem Niveau stabil und wird auch nicht zweckrational instrumentalisiert (z.B. im Hinblick auf Berufsorientierung)

II. Einflussfaktoren gesellschaftlichen Wandels Local Governance: Die lokale politische Steuerung orientiert sich zunehmend in Richtung einer Aushandlungs- und Partizipationskultur und dies erst recht bei Bildungsfragen, bei deren Bearbeitung die diversen kommunalen öffentlichen und freien Träger mit der Landesinstitution Schule kooperieren müssen. Lokale Netzwerke, Servicestellen und Steuerungsgruppen ergänzen die administrativen Hierarchien. Demografischer Wandel: Starke Verschiebungen in der Alterspyramide in ländlichen Regionen und in Teilen der neuen Länder erzwingen Umbau von Bildungs- und Betreuungsinstitutionen (z.B. altersgemischte Gruppen in Kita‘s); wachsender Bevölkerungsanteil mit Migrationshintergrund (vor allem bei Kindern und Jugendlichen) erfordert eine neue Balance von kultureller Anerkennung und Integration Ungebrochenheit „sozialer Ausschließungszirkel“: Ungeachtet gesellschaftlicher Individualisierungs- und Dezentralisierungstendenzen wirken nicht nur Schule, sondern auch non-formale Bildungsangebote und informelles Lernen gleichsinnig sozial selektiv. Für ein knappes Fünftel der bundesdeutschen Gesellschaft rückt damit das Menschenrecht ‚Chancengerechtigkeit und kulturelle Teilhabe‘ in immer weitere Ferne. Die Zugehörigkeit zu dieser Gruppe bestimmt sich primär nach askriptiven Kriterien, insbesondere Sozialstatus und (spezifischer) Migrationshintergrund sowie Geschlecht (Männer)

III. Lokale Bildungslandschaften Unter dem Oberbegriff der "lokalen Bildungslandschaft" kann der Zusammenhang folgender Dimensionen stichwortartig beschrieben werden: Integrierte lokale Fachplanung: Zusammenhang von Schulentwicklungs-, Jugendhilfe, Sozial- und Raumplanung etc. sowie in Autonomie des Schulsystems laufender Planungsprozesse (z.B. Schulprogrammentwicklung, lokale Schullandschaft, Schulverbünde) Konstitution öffentlich verantworteter, partizipativ orientierter Bildungsnetzwerke: Lokale Bildungsbüros, Servicestellen Jugendhilfe-Schule, Qualitätszirkel, Steuergruppen etc. als für die Netzwerkpflege zuständige intermediäre Instanzen; Zertifizierung von Bildungsangeboten öffentlicher und freier Träger im Ganztag; Gestaltung schul- und schulformübergreifender Angebote mit den Zielen der Angebotsdiversifizierung, sozialen Durchmischung und Heterogenisierung von Lerngruppen Gestaltung anregender Lern- und Lebensumgebungen als Gelegenheitsstrukturen informellen Lernens: Beteiligungsorientierte (Um-) Gestaltung von Schulgelände, Quartier und kommunalem Raum als Ganzem; Akzeptanz selbstbestimmter - und möglicherweise: "zweckwidriger" - kreativer Aneignungsformen durch Kinder und Jugendliche; Senkung von Zugangsschwellen zu etablierten Bildungseinrichtungen (Museen, Bibliotheken...) etc. Herausforderung: Schaffung lokal vernetzter Strukturen ganztägiger Bildung

IV. Grenzen einzelschulischer Steuerung Begrenzte Spezialisierungsmöglichkeiten: Jede Schule muss für sich das volle Angebotsspektrum vorhalten und kann daher nur begrenzt z.B. schulprogrammspezifische Schwerpunkte setzen Begrenzte Angebotsdiversifikation: Für die in Bezug auf eine verbesserte individuelle Förderung notwendigen Nischenangebote kommen in jeder einzelnen Schule für sich genommen häufig nicht genug Anmeldungen zustande Begrenzte Nutzung außerschulischer Lernorte: Jede Schule muss für sich Netzwerke knüpfen und logistische Probleme (SchülerInnentransport) lösen Mangelnde Rahmenvereinbarungen: Je nach Bundesland unterschiedlich müssen Honorarverträge, versicherungs- und aufsichtsrechtliche Fragen (bei Delegation der Aufsichtspflicht an Kooperationspartner) etc. von jeder Schule und (im Extremfall) in jeder neuen Kooperationsbeziehung neu ausgehandelt werden Begrenzte Steuerungs- und Leitungsressourcen: Vor allem kleinere (Grund-) Schulen haben häufig kein Leitungsteam, keine hinreichenden Stundenkontingente für AngebotskoordinatorInnen und zu geringe Verwaltungsressourcen (z.B. Sekretariat); die ‚Letztverantwortung der Schullleitung‘ für das Angebot steht zum Teil nur auf dem Papier Begrenzte Konzeptqualität: Im Tagesgeschäft kann die reflexiv-planerische Thematisierung der GTS-Leitziele und ihrer Umsetzung schnell aus dem Blick geraten

V. Potenziale lokaler Steuerung Synergieeffekte einzelschulischer Spezialisierung: Wenn auch SchülerInnen anderer Schule im Nahraum das jeweilige Angebot nutzen können, muss nicht jede Schule das volle Angebotsspektrum vorhalten und es können anspruchsvollere, stärker spezialisierte Bildungssettings entwickelt werden Synergieeffekte integrierter lokaler Fachplanung: Entlastung der Einzelschulen und Einrichtungen der Kooperationspartner durch Rahmenvereinbarungen (soweit nicht auf Landesebene gesetzt): Logistik (z.B. SchülerInnentransporte; Ressourcenbereitstellung), rechtliche Fragen, Honorarvereinbarungen, Auslastung außerschulischer Lernorte Konzeptqualität durch Kooperation ‚auf Augenhöhe‘: Durch lokale Vereinbarungen (z.B. JH- und Schulausschuss; gemeinsame Steuergruppen; integrierte JHP/SEP) können Schulen und Einzeleinrichtungen entlastet und kann das Angebotsspektrum deutlicher an übergeordneten (lokalen) fachpolitischen Zielen entlang entwickelt werden Qualitätsentwicklung: Durch inter-institutionell getragene lokale Wirksamkeitsdialoge oder analoge Strukturen können die Bildungsleistungen von Ganztagsangeboten gezielt verbessert (und ggf. zertifiziert) werden Konstitution lokaler Bildungsnetze: Über intermediäre Instanzen (lokale Bildungsbüros, Servicestellen etc.) kann Ganztagsbildung in netzwerkförmig verbindlich geordneten, quartiers-, schul- und schulformübergreifenden sowie sozial stärker durchmischten Bildungssettings vorangebracht werden

VI. Gelingensbedingungen lokaler Steuerung Partei- und institutionsübergreifender Konsens zur Konstitution einer Agenda „lokaler Bildungspolitik“ als „ChefInnensache“ Verwaltungsreformerische Integrationsansätze (kommunales Dezernat ‚Jugend und Schule‘; Integration auf Ämter- bzw. Fachdienstebene; integrierte, sozialräumlich reflektierte Fachplanung unter Berücksichtigung zivilgesellschaftlicher Elemente Aushandlungs- und Partizipationskultur (‚local governance‘): Maximierung partizipatorischer Elemente in der lokalen Fachplanung; Beteiligungskultur sowohl in Bezug auf zivilgesellschaftliche Bildungsanbieter als auch hinsichtlich von Familien und der Kinder/Jugendlichen selbst; Aushandlungskultur zwischen (regionalisiert arbeitender) Staatlicher Schulaufsicht und kommunalen Gremien und Strukturen Integrierte lokale Sozial- und Bildungsberichterstattung: Entwicklung eines fachlich adäquaten Indikatorensystems (z.B. zur Entwicklung der Beteiligung bildungsferner Familien am Ganztag, zum Schulabsentismus, zum Grad der sozialen Durchmischung von Bildungsmodalitäten im Ganztag, zur Schulllaufbahnsicherung) Unterrichtsbezogene Schulentwicklung im Ganztag: Koordinierte und evaluierbare Anstrengungen zur Unterrichtsveränderung in GTS (vs. rein additiven Angeboten) Inter-institutionell koordinierte Fortbildungsplanung: ‚Tandem-Fortbildungen‘ für PraktikerInnen; Vertiefung des Wissens über den institutionellen Partner sowie Einblick in dessen Bildungs- und Erziehungsphilosophie(n)

VII. Erste Schritte zur lokalen Bildungslandschaft Ausrichtung lokaler Fachtage zu ganztags- und kooperationsbezogenen Fragestellungen: Thematische Ausrichtung sollte gestaltungs-, nicht defizitorientiert sein (lokal prioritäre Leitziele und Qualitätskriterien fokussieren); breiter Einbezug von Fach- und Lehrkräften sowie der Planungs- und Amtsleitungsebenen in die Fachtagsgestaltung Partizipativ orientierte Bedarfsfeststellungen z.B. über Bürgerbeteiligungsverfahren Implementierung intermediärer Instanzen: Gründung und inter-institutionell gemeinsam getragene Ausfinanzierung einer hauptamtlich besetzten ‚Servicestelle Schule und Partner‘, eines ‚lokalen Bildungsbüros‘ o.ä. zur Angebotskoordinierung Schaffung einer Stabsstelle „lokale Bildungsplanung“ Ausstattung der kommunalen Schulbehörde mit sozialwissenschaftlich-pädagogischer Expertise im Planungsbereich (Schulentwicklungsplanung) Gründung einer inter-institutionell besetzten Steuergruppe auf Dezernats- und Amtsleitungsebene zur Entwicklung der lokalen Bildungslandschaft Schaffung von Trägerverbünden bei den zivilgesellschaftlichen Bildungsanbietern; Einrichtung verbindlicher Gremienstrukturen, z.B. AG §78 KJHG; Integration des Schul- in den Jugendhilfeausschuss bei Wahrung der Partizipationsrechte der freien Träger der Kinder- und Jugendhilfe etc. Kooperationsvereinbarung Kommune/Land z.B. bzgl. der Schaffung einer „Bildungsregion“ mit erweiterten gemeinsamen Planungs- und Budgetierungsspielräumen

VIII. Fazit: Ganztagsschule kann dauerhaft nur im Rahmen einer lokal vernetzten Ganztagsbildung gelingen, da Kinder und Jugendliche sich immer weniger auf den Lern- und Lebensort Schule eingrenzen lassen Ganztagsbildung bedarf (a) einer systematischen Vernetzung von Lern- und Lebensorten im lokalen Raum, und (b) einer verstärkten sozialen Durchmischung von Lerngruppen Lokale Bildungslandschaften sind nichts Anderes als jene Handlungsperspektive, in der sich eine genuin lokale Bildungspolitik derzeit fachpolitisch fokussiert. Sie sind der ‚Hoffnungsträger‘ einer länderübergreifend spektakulär gescheiterten Bildungs- und Schulpolitik