30 Stundenwoche für Europa! Kann Arbeitszeitverkürzung die Arbeitslosigkeit beseitigen?
Versuch einer Beweisführung zu folgenden Fragen Gibt es einen gesetzmäßigen Zusammenhang zwischen Wachstum und Beschäftigung? Zu allen Zeiten? In allen Ländern? Trotz Globalisierung? Bitte auf die Folie klicken. 25.04.2017 Jörg Melz und Lars Niggemeyer
Die heutige Situation in Deutschland Arbeitsvolumen war in der Bundesrepublik 1960 und 2005 mit rund 56 Mrd. Stunden identisch Das Erwerbspersonenpotential stieg jedoch seit 1960 von rund 30 Mio. auf 45 Mio. Personen 25.04.2017 Jörg Melz und Lars Niggemeyer
Thema Arbeitslosigkeit Einschließlich Stiller Reserve bewegen sich in Deutschland die Arbeitslosenzahlen seit 1993 relativ konstant um die 6 Millionen. 2005 waren laut IAB 7,03 Mio. Personen unterbeschäftigt. Die Arbeitsplatzlücke liegt bei ca. 11 Mio. Vollzeitarbeitsplätzen 25.04.2017 Jörg Melz und Lars Niggemeyer
Jörg Melz und Lars Niggemeyer 25.04.2017 Jörg Melz und Lars Niggemeyer
Jörg Melz und Lars Niggemeyer 25.04.2017 Jörg Melz und Lars Niggemeyer
Entwicklung der Haushaltszahl seit 1960 Die Bevölkerung der Bundesrepublik ist um 46% gewachsen Die Zahl der Haushalte hat sich von 19 Mio. auf 39 Millionen fast verdoppelt. Die Anzahl der Erwerbstätigen in Vollzeit stieg nur geringfügig von 25,7 Mio. auf 27,6 Mio. 25.04.2017 Jörg Melz und Lars Niggemeyer
Jörg Melz und Lars Niggemeyer 25.04.2017 Jörg Melz und Lars Niggemeyer
Eine volkswirtschaftliche Lehrmeinung 25.04.2017 Jörg Melz und Lars Niggemeyer
Jörg Melz und Lars Niggemeyer „Wachstum ist in der Regel mit einer Zunahme der Arbeitsproduktivität verbunden. In diesem Fall muss die Zunahme des Inlandsproduktes die Wachstumsrate der Arbeitsproduktivität übersteigen, damit es zu einer Mehrnachfrage nach Arbeit kommt.“ 25.04.2017 Jörg Melz und Lars Niggemeyer
Jörg Melz und Lars Niggemeyer „Und hohe Arbeitsproduktivität ist die Basis für die Erhöhung des materiellen Lebensstandards oder für die Verlängerung der Freizeit, also Verkürzung der Arbeitszeit, Verlängerung des Urlaubs oder Herabsetzung des Rentenalters“ „Grundlagen und Probleme der Volkswirtschaft“ 17. Auflage von Baßeler/Heinrich/Utecht 2002! 25.04.2017 Jörg Melz und Lars Niggemeyer
Schafft Wachstum Arbeit? 25.04.2017 Jörg Melz und Lars Niggemeyer
Jörg Melz und Lars Niggemeyer 25.04.2017 Jörg Melz und Lars Niggemeyer
Jörg Melz und Lars Niggemeyer Unterschiede BRD - USA In den USA schaffte Wachstum seit 1970 fast 65 Mio. Arbeitsplätze, da das BIP schneller stieg als die AP Im verarbeitenden Gewerbe hat die BRD (25%) mehr Beschäftigte als die USA (10%) 25.04.2017 Jörg Melz und Lars Niggemeyer
Jörg Melz und Lars Niggemeyer 25.04.2017 Jörg Melz und Lars Niggemeyer
Wunsch und Wirklichkeit von Wachstum „Das verarbeitende Gewerbe hat mit seinen 5,9 Mio. Beschäftigten im Jahr 2006 den Gesamtumsatz um 6,5% erhöht. Das führte trotzdem zur Entlassung von 33.000 Mitarbeitern (-0,6% der Beschäftigten).“ (Pressemitteilung des Bundesamtes für Statistik vom 16.02.2007) 25.04.2017 Jörg Melz und Lars Niggemeyer
Jörg Melz und Lars Niggemeyer 25.04.2017 Jörg Melz und Lars Niggemeyer
Beeindruckend stetiger Kurvenverlauf Zwischen 1960 und 1990 sank die Jahresarbeitszeit um ca. 200 Stunden pro Dekade Entsprechend sank die durchschnittliche Wochenarbeitszeit aller Erwerbstätigen von 44,5h im Jahr 1960 auf 31,5h im Jahr 2000 Damit sank die Wochenarbeitszeit durchschnittlich um 3,2h in der Dekade 25.04.2017 Jörg Melz und Lars Niggemeyer
Anpassung der Jahresarbeitszeit an das Arbeitsvolumen Statt tariflicher Arbeitszeitverkürzung dominiert die Teilzeitarbeit (11,53 Mio. in 2006 mit einer durchschnittlichen Wochenarbeitszeit von 14,29h). Dadurch betrug 2006 die durchschnittliche Arbeitszeit aller beschäftigten Arbeitnehmer 30,31h. (Quelle: Institut für Arbeitsmarkt und Berufsforschung der BA). 25.04.2017 Jörg Melz und Lars Niggemeyer
Jörg Melz und Lars Niggemeyer 25.04.2017 Jörg Melz und Lars Niggemeyer
Geschichte der Arbeitszeitverkürzung Erfolge Niederlagen
Historische Erfolge der Arbeitszeitverkürzung Seit 1890 ist die damals übliche 70h Woche ist in den nächsten 100 Jahren durch Arbeitskämpfe fast halbiert worden! Das Washingtoner Abkommen von 1919 beinhaltete die Einführung des 8h Tages In den 60iger Jahren wurde in Deutschland die 5 Tage- und 40 Stundenwoche eingeführt – trotz relativer Vollbeschäftigung! 25.04.2017 Jörg Melz und Lars Niggemeyer
Historische Niederlagen der Arbeitszeitverkürzung 1923 wurde die Aufhebung des Achtstundentages beschlossen 2002 verlor die IG Metall den Kampf um die Einführung der 35h Woche in Ostdeutschland Die Arbeitszeitverlängerung wurde in beiden Fällen trotz hoher Massenarbeitslosigkeit angestrebt Voraussetzung war die Schwäche der Tarifpartei der Arbeitnehmer 25.04.2017 Jörg Melz und Lars Niggemeyer
Globalisierung und Beschäftigung
Wirkung der Globalisierung auf die Beschäftigung I Bis Ende 2005 hat das „European Restructuring Monitor“ die meisten Verlagerungen in Großbritannien gezählt (18412) Die Zahl für Deutschland lag bei 4148 Arbeitsplätzen 25.04.2017 Jörg Melz und Lars Niggemeyer
Wirkung der Globalisierung auf die Beschäftigung II 2533 europäischen Konzernen wurden durch die ILO untersucht weniger als fünf Prozent der abgebauten Arbeitsplätze wurden in Billiglohnländer verlagert im Dienstleistungssektor wurden sogar nur zwei Prozent der verlorenen Jobs verlagert 25.04.2017 Jörg Melz und Lars Niggemeyer
Jörg Melz und Lars Niggemeyer 25.04.2017 Jörg Melz und Lars Niggemeyer
Jörg Melz und Lars Niggemeyer Ländervergleich 2000/1970 I 25.04.2017 Jörg Melz und Lars Niggemeyer
Jörg Melz und Lars Niggemeyer Ländervergleich 2000/1970 II 25.04.2017 Jörg Melz und Lars Niggemeyer
Arbeitsmarktpolitik im internationalen Vergleich Angelsächsisches Modell Kontinentales Modell Skandinavisches Modell
Angelsächsisches Modell (USA, GB, AUS, Neuseeland) Dominierende politische Strömung: Liberalismus Niedrige Abgabenquote „Working poor“ im DL-Sektor 25.04.2017 Jörg Melz und Lars Niggemeyer
Kontinentales Modell (BRD, Frankreich, Italien, Belgien, NL) Dominierende politische Strömung: Christdemokratie Mittlere Abgabenquote Finanzierung von Transferleistungen statt öffentliche Beschäftigung 25.04.2017 Jörg Melz und Lars Niggemeyer
Skandinavisches Modell (Schweden, Dänemark, FL, N) Dominierende politische Strömung: Sozialdemokratie Hohe Abgabenquote und großer öffentlicher Sektor Finanzierung durch höhere Steuern und geringere Sozialabgaben 25.04.2017 Jörg Melz und Lars Niggemeyer
Internationaler Vergleich der Arbeitslosenraten Annahme: 70% der 15-64 jährigen arbeiten in Vollzeit und weitere 10% in Teilzeit Hierzu wird das vorhandene tatsächliche Arbeitsvolumen ins Verhältnis gesetzt. 25.04.2017 Jörg Melz und Lars Niggemeyer
Jörg Melz und Lars Niggemeyer 25.04.2017 Jörg Melz und Lars Niggemeyer
Jörg Melz und Lars Niggemeyer 25.04.2017 Jörg Melz und Lars Niggemeyer
Ursachen der Entwicklung Entwicklung der Produktionsverhältnisse Kapitalverwertungsinteressen Kein konkurrierendes Wirtschaftsmodell
Übergang von der Industrie- zur Dienstleistungsgesellschaft Wir befinden uns in einer Übergangsphase, die mit Zukunftsängsten verbunden ist, wie sie schon vom Übergang der Agrar- zur Industriegesellschaft bekannt sind. Es kommt zur Abwertung der traditionellen (industriellen) Arbeitsplätze in großer Zahl, also auch zur Abwertung zahlreicher individueller Erwerbsbiografien. 25.04.2017 Jörg Melz und Lars Niggemeyer
Jörg Melz und Lars Niggemeyer 25.04.2017 Jörg Melz und Lars Niggemeyer
Kapitalverwertungsinteressen Die Kapitalverwertungsinteressen verlangen eine Verbilligung der Arbeit Das ist über ein Minimum an Arbeitslosigkeit von 5% erreichbar Die Schwächung der Tarifpartei der Arbeitnehmer ist über deren Spaltung erreichbar 25.04.2017 Jörg Melz und Lars Niggemeyer
30 Stundenwoche für Europa ist erreichbar! 25.04.2017 Jörg Melz und Lars Niggemeyer
Jörg Melz und Lars Niggemeyer 25.04.2017 Jörg Melz und Lars Niggemeyer
Jörg Melz und Lars Niggemeyer Schlussfolgerung Der Arbeitsmarkt besteht aus Angebot und Nachfrage Nur über Arbeitszeitverkürzung führt der selbst erarbeitete Produktivitätsfortschritt nicht zum Überfluss der Ware Arbeitskraft am Arbeitsmarkt Relative Vollbeschäftigung ist erstrangig Verhandlungssache der Tarifparteien 25.04.2017 Jörg Melz und Lars Niggemeyer
Das gilt auch in Zeiten der Globalisierung! 25.04.2017 Jörg Melz und Lars Niggemeyer
Danke für die Aufmerksamkeit!