Ausgewählte Himmelserscheinungen im 16. Jahrhundert

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Ausgewählte Himmelserscheinungen im 16. Jahrhundert 1. Einleitende Bemerkungen 2. Flugschrift von 1558 (1) Flugschrift von 1520 4. Flugschrift von 1558 (2) Gemeinsamkeiten und Unterschiede. Ein Vergleich. 6. Literatur

1. Einleitende Bemerkungen   Der größte Teil der Wunderzeichenflugschriften beschäftigte sich mit Himmelserscheinungen, diese werden unterteilt in astronomische und meteorologische Erscheinungen. Der Aufbau der verschiedenen Flugschriften verläuft zumeist nach einem Schema. Unterhalb des Titels befindet sich häufig ein Holzschnitt, der mehr als die Hälfte des Blattes einnimmt. Daraufhin folgt eine Beschreibung des Phänomens. Im Schlussteil wird die Erscheinung gedeutet. Die Erscheinung wird in der Regel nicht auf natürliche Ursachen zurückgeführt, sondern es wird betont, dass nur Gott die wahre Bedeutung des Zeichens kenne. Die Phänomene lassen sich als Vorboten für Krieg, Pest, Hungersnöte, etc. interpretieren. Gott möchte auf diese Weise das sündhafte Leben der Menschen bestrafen. Aber da Gott gütig ist, können diese schrecklichen Strafen abgewendet werden, indem sich die Menschen bekehren, ihre Sünden bereuen und einen besseren Lebensweg einschlagen.

2. Flugschrift von 1558 (1) Verzeichnis und Erklärung des ungewöhnlichen feurigen Kometensterns/ welcher dieses lauffende M.D.CVIII. jar/ im Augustmonat von vielen menschen in lüfftenh vermerkt ist worden/ gestellet und beschrieben durch M. Victorinus Schönfeldt verordneten Mathematicum der löblichen hohenschule zu Marpurg. Die Vorrede der Flugschrift beginnt mit einer Widmung an den Landgrafen von Hessen:   “Dem Durchleuchtigten Hochgebornen Fürsten und Herrn / Herrn Guilhelm Landgrauen zu Hessen / Grauen zu Cazenelnbogen zu Dietz / Ziegenhain und .... Meinem Gnädigen und gebietendem herrn.” Der Verfasser erinnert den Grafen an ein Gespräch, das vor 1,5 Jahren stattgefunden hat. In diesem hatte der Verfasser dem Grafen die künftige “erscheinung eynes Cometen gesagt”. Er hat die “Prognostico” auf “diß 1558 jar gestellet”. Diese Vorhersage hat sich erfüllt.

Schönfeldt hat “die taeglich bewegung des Cometen in eyn Schema geometricum“ gebracht und wurde von anderen Gelehrten ermahnt, diese Beobachtungen aufzuschreiben. Er bittet um ein verständiges Urteil und will sich im Falle seines “yrthumbs” von anderen gern belehren lassen. Daraufhin folgt die Bitte um Gottes Segen vor allem für die Obrigkeit. Anschließend befindet sich eine sehr ausführliche Datierung nach Ort, Jahr und Tag (Marpurg 1558, 23. Oktober) sowie natürlichen und politischen Ereignissen der Zeit. Nach der sehr ausführlichen Vorrede (fünf Doppelseiten) kommt Schönfeld nun zum Hauptteil der Flugschrift. In sechs Kapiteln, sogenannten Ludici, gehr er auf Beschaffenheit, Aufbau, Ursachen und Wirkungen des Kometen ein. Nach Schönfeldts Theorie sind Kometen “auch viel mehr dicker / schleimiger zeher / und gantz feyster” als die anderen Sterne. Nach ihrem Verlöschen kommt es zur “verfelschung unnd verunreinigung der lufft”, wodurch Tiere und Menschen bedroht werden. Die Kometen entstehen durch das Zusammenspiel der vier Elemente. Sie können ihr Aussehen verändern. Das Farbspektrum reicht von weiß bis “bleifarbig / schier feuerrot/ schwefelgelb oder sonst tunckelrot”. Der Komet besteht aus dem Haupt (“caput cometae”) und dem Schwanz (“apendicam”). Als Auswirkungen von Kometen im allgemeinen stellt Schönfeldt Naturereignisse wie große Hitze und Ungezieferbefall dar. Für schwangere Frauen befürchtet er eine schwere Geburt. Auch andere Formen von Unglück deutet er an, wobei er unter anderem den Tod des Sohnes Kaiser Maximilians nach dem Kometen des Jahres 1506 erwähnt. Die Flugschrift wird mit dem Wunsch nach Gottes Frieden, Erleuchtung und einer Bibelstelle (1. Petrus 5 ) sowie lateinischen Versen abgeschlossen.

3. Flugschrift von 1520 Virdung, Johannes: Auslegung und Erklärung der wunderbarlichen künftigen erschrecklichen Ding, die uns der Stern mit dem Schwanz bedeuten ist. Diese Flugschrift besteht aus drei Teilen. Am Anfang schildert der Autor die Erscheinungen, die am Himmel gesehen worden sind. Darauf hin werden diese gedeutet und anschließend ausgewertet. Sowohl am Tag des 6. Januars in der Nacht als auch am Morgen des Vortages wurde von „etlichen wahrhaftigen personen“ ein Mond mit einem rotfarbenem Kreuz gesehen. Am 7. Tag des Januars sind bald nach Sonnenaufgang drei Sonnen mit einem verkehrten Regenbogen darüber gesehen worden. Zu Beginn waren die Sonnenrot und sind im Laufe des Tages bis Sonnenuntergang lichter geworden. „Es sagen auch etliche wahrhaftige personen, das sie solche drey Sonnenschein am 5. tag des Jenners zu morgen gesehen haben.“

Im folgenden werden die drei Sonnen als mögliches Zeichen für einen Krieg gedeutet, in dem der Endchrist über die ganze Welt herrschen wird. Eine weitere Deutungsmöglichkeit wird in den „drey stend der Christen / das seind Teutsch, Welsch unnd Türckisch“ gesehen, „welche all werden under dem Endchrist erläschen“. Als ditte und letzte Erklärung für die drei Sonnen führt der Autor die Chroniken an, in denen geschrieben steht, das nach dem Tod des Kaisers Julian drei Sonnen gesehen wurden, und danach Christus geboren wurde, der in sich drei Dinge vereint, die Menschheit, die Gottheit und die Seele. Das Ergebnis dieser Deutungen fasst der Autor darin zusammen, das die drei Sonnen bedeuten, das der Endchrist bald kommen wird.

Der verkehrte Regenbogen steht für die Hilfe der Engel und den Sieg der Christen, indem der Endchrist mit den bösen Engeln in die Luft auffährt und ihm von dort Sant Michael mit den guten Engeln entgegen kommt und all die bösen Engel erschlägt. Im weiteren Verlauf der Flugschrift wird den Menschen, anhand verschiedener Beispiele der Taten der Engel sowie unter Androhung unterschiedlicher Strafen, empfohlen, ein christliches Leben zu führen. Am Ende der Flugschrift erklärt der Autor, dass er diese Flugschrift für die Laien und Ungelehrten im Jahr 1520 geschrieben hat. Des Weiteren gibt es von ihm ein Buch für die Gelehrten, in dem all diejenigen, die an der Flugschrift zweifeln, nachlesen können und dort genügend Zeugnis für deren Wahrheit finden. „O selig wirst du sein wenn du es recht verston thust.“

4. Flugschrift von 1558 (2) Kurze verzeichnis ethlicher fürnemsten Kometen / so von Christi Geburt / bis auff das LVIII. Jar gesehen / und was vornemlich auff einen Jeden erfolgetsen. Auch darbey ein Judicium und Erklerung / was der Nächste gesehene Comet / bedeute und drawe. Durch M. Mauricium Steinmetz MDLVIII Der Autor untersucht, welche Folgen die Kometen für die Menschen haben. Um dies zu erreichen werden zahlreiche Kometen-erscheinungen samt Folgen chronologisch aufgelistet.

Es wird fest gestellt, dass jeder Komet für die Menschen Unglück bringt. Dieses äußert sich in verschiedenen Formen. Der Komet von 1539, zum Beispiel, brachte den Menschen einen heißen und trockenen Sommer und darauf folgend eine große Dürre und einen Mangel an Fütterung für die Tiere. Auf den Kometen von 1556 folgte großer Hunger und Teuerung in den Gebieten, in die der Komet seinen Schwanz ausgestreckt hat. Andere Kometen wiederum brachten den Menschen Krieg und Leid. Zusammenfassend lässt sich sagen, dass jeder der, in der Flugschrift, angegebenen Kometen „großes Unglück, Empörung, Krieg, Sterben, Theuerung oder dergleichen Plagen bedeutet und anzeiget“ hat. Am Ende der Flugschrift erklärt der Autor, warum es zu diesen Kometen und den damit verbundenen Folgen kommt. Die Ursache liegt in dem unchristlichen Leben der Menschen. Gott möchte sich seinem „armen heufflein“ Menschen erbarmen und sie erleuchten, damit sie mit reinem Herzen und festen Glauben ausrufen, ihr sündhaftes Leben zu bessern und somit die Strafen, die von den Kometen ausgehen, abzuwenden und auf die Erbfeinde des Christlichen zu richten. Der Auslöser für die Unglück bringenden Kometen liegt in dem unchristlichen Leben der Menschen. Mit dieser Flugschrift möchte der Autor den Menschen diesen Zusammenhang nahe bringen und sie zu einem christlichen Leben aufrufen und ermahnen. Die Belohnung für das christliche Leben wird unter anderem darin angegeben, dass die Kometenerscheinungen mit ihren grausamen Folgen weniger werden beziehungsweise aufhören, wenn die Menschen christlich leben.

5. Gemeinsamkeiten und Unterschiede. Ein Vergleich Nachdem die drei Flugschriften im Einzelnen vorgestellt wurden, schließt sich nun der Vergleich an: Einführend ist zu sagen, dass in allen hier untersuchten Flugschriften das christliche Leben und Gott eine zentrale Rolle spielt. Aber auch der wissenschaftliche Aspekt wird thematisiert. Gemeinsamkeiten: Das Thema aller behandelten Flugschriften beinhaltet aufgetretene Himmelserscheinung. Daraufhin folgt deren Beschreibung und Wirkung. Die Folgen einer solchen Erscheinung werden fast immer identisch beschrieben:  Krankheiten (Seuchen, Pest, u.a.)  Dürre, Hungersnot  Kriege  

Unterschiede: Formalia: Die Flugschrift, die an den Landgrafen von Hessen gerichtet ist, wendet sich an Gelehrte und Gebildete. Die beiden anderen Flugschriften sind hauptsächlich an Ungebildete und Laien gerichtet. Inhaltliche Schwerpunkte beziehen sich entweder auf die wissenschaftliche Erforschung und Darstellung (Entstehung, u.ä.) oder auf den Aufruf zum gottesfürchtigen Leben. Während in der wissenschaftlich ausgerichteten Flugschrift, das gottesfürchtige Leben nicht als Möglichkeit der Verhinderung von Himmelserscheinungen und deren Folgen wesentlich ist, kann in den beiden anderen Schriften das nach christlichen Normen geführte Leben zu einer verringerten Anzahl von Himmelserscheinungen und deren schrecklichen Auswirkungen führen.   Formalia: Außer der Flugschrift von Johannes Virdung, deren Bilder innerhalb der Flugschrift verarbeitet wurden, stehen bei den beiden anderen die Holzschnitte als Titelbild am Anfang der Flugschrift. Die Seitenangaben sind ebenso verschieden: Sie reichen von sechs (Flugschrift von Virdung) bis hin zu 45 Seiten bei der Schrift von Schönfeldt. Die Flugschrift von Schönfeldt ist in 6 Kapitel unterteilt, die anderen hingegen weisen keine formale Trennung auf.

6. Literatur Primärliteratur Sekundärliteratur - Steinmetz, Mauricium: Kurze Vorzeichnis ethlicher fürnemsten Cometen / so von Christi Geburt / bis auf das LVIII. Jahr gesehen / und was vornehmlich auf einen Jeden erfolget sey. Leipzig 1558. Verzeichnis und Erklärung des ungewöhnlichen feurigen Kometensterns / welcher dieses lauffende MDCVIII. Jar / im Augustmonat von vielen menschen in lüfftenh vermerkt ist worden / gestellet und beschrieben durch M. Victorinus Schönfeldt verordneten Mathematicum der löblichen hohenschule zu Marpurg. (Ohne Ort) 1558. - Virdung; Johannes: Auslegung und Erklärung der wunderbarlichen künftigen erschrecklichen Ding, die uns der Stern mit dem Schwanz bedeuten ist. (Ohne Ort) 1520. Diese hier aufgeführten Flugschriften sind in der SLUB auffindbar. Sekundärliteratur Kokott, Wolfgang: Die Kometen der Jahre 1531 bis 1539 und ihre Bedeutung für die spätere Entwicklung der Kometenforschung. Stuttgart 1994. Schwegler, Michaela: `Erschröckliches Wunderzeichen´ oder `natürliche Phänomene´? Frühneuzeitliche Wunderzeichenberichte aus Sicht der Wissenschaft. München 2002.