Die Millenniums-Entwicklungsziele und der globale Klimawandel

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Das CO2-Äquivalent von Treibhausgasen (THG) in der Atmosphäre bereits 390 ppm überschritten hat Millionen (NOAA) (mit insgesamt “langfristige” THG mehr.
 Präsentation transkript:

Die Millenniums-Entwicklungsziele und der globale Klimawandel

Die Millennium-Entwicklungsziele (MDGs) als Messlatte der Entwicklungspolitik Verabschiedung der Millenniums-Erklärung im Jahr 2000 durch 189 Staaten 8 Ziele (MDGs), ergänzt durch 18 Unterziele, konkretisiert durch 48 Indikatoren, die größtenteils bis 2015 verwirklicht werden sollen Messlatte der Entwicklungspolitik, mit konzeptionellen Stärken und Schwächen 2005: „Millennium+5-Gipfel“: nur wenig Fortschritte Perspektive: regional unterschiedliche Entwicklung je nach Ziel; vor allem in Afrika werden die Ziele vermutlich nicht erreicht werden können 1. Bekämpfung der extremen Armut und des Hungers 2. Verwirklichung der allgemeinen Primärschulbildung 3. Förderung der Gleichheit der Geschlechter und Stärkung der Rolle der Frauen 4. Senkung der Kindersterblichkeit 5. Verbesserung der Gesundheit von Müttern 6. Bekämpfung von HIV/AIDS, Malaria und anderen Krankheiten Der Begriff Millennium-Entwicklungsziele – im englischen Original “Millennium Development Goals (MDG)” – ist zur zentralen Messlatte internationaler Entwicklungszusammenarbeit und Armutsbekämpfung geworden. Sie wurden zusammen mit der Millennium-Erklärung im Jahr 2000 von 189 Staaten verabschiedet. Die 8 Ziele (MDGs), ergänzt durch 18 Unterziele, konkretisiert durch 48 Indikatoren, sollen größtenteils bis 2015 verwirklicht werden. Mit Erreichen der MDGs würden mehr als 500 Millionen Menschen von extremer Armut befreit; mehr als 300 Millionen Menschen nicht mehr Hunger leiden; 30 Millionen Kinder, die sonst vor Erreichen des fünften Lebensjahres gestorben wären, überleben; 350 Millionen Menschen mehr über einwandfreies Trinkwasser verfügen; 650 Millionen Menschen mehr Zugang zu grundlegenden sanitären Einrichtungen haben. Die Einigung auf eine überschaubare Anzahl an Zielen und quantitativen Indikatoren, aber auch auf konkrete Zeiträume, erleichtert die Planung von Maßnahmen zur Erreichung der MDGs und die Überprüfbarkeit der Ziele. Erfolge und Misserfolge lassen sich anhand von Zahlen identifizieren. Schwächen dieses Ansatzes sind u.a., dass die starke Fokussierung auf Zahlen, also quantitative Indikatoren, die Gefahr birgt, dass qualitative Aspekte vernachlässigt werden. Zudem hängen die einzelnen MDG-Bereiche in der Realität sehr stark zusammen und beeinflussen sich gegenseitig. Die Fortschritte auf dem Weg zur Erreichung der Ziele sind je nach Region und nach Ziel unterschiedlich. Während es in Ostasien und Lateinamerika eine Vielzahl von Fortschritten gibt, ist Afrika südlich der Sahara noch weit entfernt. Die Zielerreichung ist insgesamt eher unwahrscheinlich. Im Jahr 2005 fand wiederum ein Treffen der Staats- und Regierungschefs, bei der UN in New York statt, um eine Zwischenbilanz zu ziehen und weitere Strategien zu beschließen. Insgesamt enttäuschten die Ergebnisse aber die Erwartungen vieler entwicklungspolitischer Organisationen. 7. Sicherung der ökologischen Nachhaltigkeit 8. Aufbau einer weltweiten Entwicklungspartnerschaft

Der globale Klimawandel – Realität, vom Menschen verursacht (I) Indikatoren des Klimawandels (Auswahl): Anstieg der CO2-Konzentration in der Atmosphäre von 280 ppm (1860) auf ca. 385 ppm („Teile pro Million“) und der Methan-Konzentration von 0,71 ppm (1860) auf 1,77 ppm (2005), die höchsten Konzentrationen seit 650.000 Jahren; Erhöhung der globalen Oberflächentemperatur um 0,74°C in den letzten 100 Jahren; Anstieg des Meeresspiegels um 12-22 cm im letzten Jahrhundert; weltweiter Rückgang der Berggletscher; Elf der letzten zwölf Jahre (1995-2006) gehören zu den zwölf wärmsten Jahren seit Beginn der Temperaturaufzeichnung, mit 2005 als dem wärmsten Jahr. Fazit des IPCC: Der größte Teil des beobachteten Temperaturanstiegs seit Mitte des 20. Jhdts. ist sehr wahrscheinlich (Sicherheit>90%) Folge des Anstiegs der menschgemachten Treibhausgaskonzentrationen. Der jüngste Bericht UN-Klimawissenschaftlergremiums IPCC (Intergovernmental Panel on Climate Change), veröffentlicht Anfang 2007, zeigt, dass sich das Klima in einem Maße und einer Geschwindigkeit ändert, die nahezu beispiellos in der Geschichte der Menschheit sind. Die Ursache des menschgemachten Klimawandels spiegelt sich in der stark erhöhten atmosphärischen Konzentration der Treibhausgase wie CO2 oder Methan wider. Die Erhöhung der durchschnittlichen globalen Oberflächentemperatur verursacht einen Anstieg des Meeresspiegels, das Schmelzen von Gletschern und weitere Effekte. (Eine detailliertere Darstellung der Funktionsweise des globalen Klimawandels findet sich in Germanwatch 2008: Globaler Klimawandel – Ursachen, Auswirkungen, Handlungsmöglichkeiten) Es besteht heute kein wissenschaftlich ernst zunehmender Zweifel mehr daran, dass der Mensch und die von ihm verursachten Emissionen an Treibhausgasen (CO2, Methan (CH4), FCKW etc.) - vor allem durch die Verbrennung fossiler Energien wie Öl, Kohle und Gas und die Vernichtung von Wäldern - der Hauptfaktor für Veränderungen des Klimas in den letzten 150 Jahren sind. Quelle: IPCC (2007): Climate Change 2007: The Physical Science Basis. www.ipcc.ch

Der globale Klimawandel – Realität, vom Menschen verursacht (II) Quelle: IPCC (2007): Climate Change 2007: The Physical Science Basis. www.ipcc.ch Natürlich Vom Menschen verursacht Langlebige Treibhausgase Ozon Stratosphärischer Wasserdampf aus CH4 Oberflächenalbedo Aerosole gesamt Sonnenstrahlung Nettobeitrag des Menschen Direkter Effekt Wolkenal-bedo-Effekt Landnutzung Stratosphärisch Troposphärisch Kohlestaub auf Schnee Kohlenwasserstoffe Kondensstreifen Strahlungsantrieb in Watt pro m2 Anthropogenes CO2 als Hauptfaktor CO2 ist die Hauptquelle für den menschgemachten Klimawandel Die Wirkung verschiedener Faktoren auf den Treibhauseffekt lässt sich anhand des Strahlungsantriebes darstellen, der in Watt pro m2 angegeben wird und positiv (anheizend) oder negativ (abkühlend) sein kann. In dieser Einheit wird auch die Wärmestrahlung der Sonne auf die Erde angegeben. Die jüngsten Analysen des IPCC zeigen, wie sehr einzelne Faktoren diesen Strahlungsantrieb verstärken oder auch abmildern. Der menschliche Beitrag ist dabei deutlich positiv, mit im Durchschnitt 1,6 W/m2 (seit 1750), und stellt natürliche Faktoren deutlich in den Schatten. CO2-Emissionen aus der Verbrennung fossiler Energien, Entwaldung: +1,6 W/m2 Methan (CH4), N2O und Kohlenwasserstoffe: zusammen +1 W/m2 Ozon: troposphärisch +0,4 W/m2; stratosphärisch – 0,1 W/m2 Veränderungen der Oberflächenalbedo, d.h. der Wärmerückstrahlungsfähigkeit (je höher die Albedo, desto weniger Wärme wird von der Erdoberfläche absorbiert und desto geringer ist der Strahlungsantrieb): -0,3 W/m2; Kohlestaub auf Schnee (Verringerung der Albedo): +0,1 W/m2 Aerosole (in der Atmosphäre wirken dem Strahlungsantrieb entgegen, da sie durch die „Verschmutzung“ der Atmosphäre weniger Wärmestrahlung auf die Erde lassen): insgesamt –1,2 W/m2 Veränderung der Sonnenaktivität: +0,1 W/m2

Auswirkungen des Klimawandels (Beispiele) Auswirkungen des Klimawandels auf die MDGs MDGs Auswirkungen des Klimawandels (Beispiele) Zerstörung von Ernten, Gefährdung des Wirtschaftswachstums, Verlust von Infrastruktur und Besitz durch extreme Wetterereignisse 1. Bekämpfung der extremen Armut und des Hungers Verringerung der Möglichkeiten des Schulbesuchs -          infolge der Zerstörung wichtiger Infrastruktur (Schulgebäude etc.) durch Extremereignisse, -         durch den Zwang zur Migration infolge von Konflikten um knapper werdende Ressourcen (Wasser, Nahrung etc.) 2. Verwirklichung der allgemeinen Primärschulbildung 3. Förderung der Gleichheit der Geschlechter und Stärkung der Rolle der Frauen 70% der extrem Armen sind Frauen und diese damit auch besonders gefährdet durch den Klimawandel -          durch Klimawandel verschärfte Ressourcenknappheit (Wasser, Nahrung) führt zu höheren Belastungen für die für den Haushalt verantwortlichen Frauen 4. Senkung der Kindersterblichkeit 5. Verbesserung der Gesundheit von Müttern 6. Bekämpfung von HIV/AIDS, Malaria und anderen Krankheiten -  Erhöhte Ausbreitung vektorbasierter und durch Wasser verbreiteter Krankheiten (z.B. Malaria) - Abnehmende Verfügbarkeit von Trinkwasser, durch Trockenheit, Überschwemmungen Zwischen den einzelnen MDG-Bereichen und dem globalen Klimawandel gibt es zahlreiche Zusammenhänge, insbesondere hinsichtlich der Auswirkungen des Klimawandels. Die Grafik zeigt Beispiele, wie sich der Klimawandel auf die MDGs auswirken kann bzw. dies teilweise schon tut. Die Konsequenzen sind sicherlich nicht für alle MDG-Bereiche gleich relevant. Vor allem MDG1, MDG 4,5,6 und MDG 7 werden durch Veränderungen infolge des Klimawandels beeinflusst. Zudem sind auch die Verflechtungen zwischen den MDGs zu beachten. Die Verfügbarkeit von Wasser, die stark vom Klimawandel abhängt, beeinflusst die Ernährungssicherheit (MDG 1) sowie die Gesundheit der Menschen (MDG 4, 5, 6). Gerade für viele Menschen in Entwicklungsländern, deren Lebensunterhalt zu einem bedeutenden Teil von der Landwirtschaft abhängt, kann Wasserknappheit zu Ernte- und damit Einkommensverlusten führen. Es gibt bereits ernstzunehmende Stimmen, die unter anderem aufgrund der Konsequenzen des Klimawandels die MDGs für nicht mehr erreichbar halten. Der Klimawandel ist allerdings nicht alleine verantwortlich für entwicklungspolitische Probleme, und die Begrenzung des Klimawandels alleine führt sicher nicht zur Erfüllung der MDGs. Die Armutsbekämpfung, die durch den Klimawandel schwieriger wird, wird gerade deswegen immer notwendiger. Bei näherem Hinsehen wird mehr als deutlich, dass Fortschritte bei den MDGs einen wesentlichen (wenn auch oft nicht hinreichenden) Beitrag zum Abbau der Verletzlichkeit gegenüber den negativen Folgen des Klimawandels leisten können. Die Verringerung der Entwicklungsdefizite in den Bereichen Armut, Ernährungssicherung, Wasserversorgung, Gleichberechtigung und Gesundheit vermindert zweifelsohne auch die Verletzlichkeit der Menschen gegenüber Stressfaktoren, wie z.B. extremen Wetterereignissen. 7. Sicherung der ökologischen Nachhaltigkeit Gefährdung von Ökosystemen durch steigende Tempe-raturen; Niederschlagsrückgang und Wasserknappheit 8. Aufbau einer weltweiten Entwicklungspartnerschaft - Grundgedanke der gemeinsamen Verantwortung und Solidarität Schlüsselaspekt der internationalen Klimapolitik - Finanzierungsunterstützung von Anpassungsmaßnahmen durch Industrieländer im Sinne des Verursacherprinzips

Extreme Wetterereignisse und die MDGs Beispiele für Auswirkungen von extremen Wetterereignissen (Stürme, Überschwemmungen, Dürren) auf die MDG-Bereiche: Wetterextreme können enorme wirtschaftliche Schäden verursachen: Im Jahr 2004 auf den Seychellen oder in Somalia mehr als das Doppelte der jährlichen Wirtschaftsleistung. Wetterextreme gefährden Menschenleben: Durch Stürme und Überschwemmungen starben 2004 mehr als 3000 Menschen auf Haiti. Überschwemmungen befördern Krankheiten: Überflutungen durch Hurrikan Mitch führten 1999 zu einem sechsfachen Anstieg der Cholera-Fälle. Mehr als 103.000 ha landwirtschaftlicher Nutzfläche wurden in Bolivien im Frühjahr 2006 infolge von Überschwemmungen beschädigt: 64.000 ha Mais, Soja, Sorghum und Reis; 30.000 ha Weideland; 3.000 ha anderer Nutzpflanzen. Extreme Wetterereignisse und ihre Folgen, wie Überschwemmungen, Stürme, Trockenheit oder übermäßige Kälte, können in wenigen Stunden Erfolge langjähriger Entwicklungsarbeit zunichte machen. Sie können hohe wirtschaftliche Schäden verursachen, viele Menschen das Leben kosten, die Ausbreitung von Krankheiten erhöhen und die Landwirtschaft beeinträchtigen. Wenngleich ein einzelnes Ereignis aus methodischen Gründen nie eindeutig auf den Klimawandel zurückgeführt werden kann, so kann sich doch die Eintrittswahrscheinlichkeit deutlich erhöhen, was bereits am Beispiel des Jahrtausend-Sommers 2003 in Westeuropa wissenschaftlich nachgewiesen wurde. Für viele Länder erwartet das IPCC mit dem Klimawandel eine Intensivierung extremer Wetterereignisse. Der Klimawandel erhöht tendenziell die Eintrittswahrscheinlichkeit und die Intensität von extremen Wetterereignissen wie Stürmen oder Überschwemmungen:

Umkipp-Punkte („Tipping Points“): Großrisiken für Mensch und Natur Es zeigt sich an immer mehr Beispielen aus allen Weltregionen, dass der Temperaturanstieg vielfältige Konsequenzen hat. Für die zukünftigen Lebenschancen einer Vielzahl von Menschen spielt eine zentrale Rolle, ob es gelingt, das Ausmaß des Temperaturanstiegs auf ein Maß zu begrenzen, das übergroße Gefahren und Risiken, so genannte Umkipp-Punkte (oder „Tipping Points“), vermeidet. In manchen Fällen sind diese Prozesse nach menschlichem Maßstab irreversibel. Entwicklungspolitisch besonders relevante Tipping Points sind z.B.: Der Indische Monsun könnte sich durch den Klimawandel auf zweierlei Weise verändern: Sowohl eine starke Abschwächung wie auch eine Verstärkung der Niederschläge könnten eintreten, bis zu einem völligen Umkippen des Systems in eine der beiden Richtungen. Die letzten Jahrzehnte deuten bereits auf ein extremeres „Pendeln“ zwischen diesen beiden Extremen hin. Dürren oder verheerende Überschwemmungen als Folge gefährden Millionen von Menschen. Die Abschmelzprozesse der Gletscher im Himalaya gefährden langfristig die Wasserversorgung von mehr als einer Milliarde Menschen in Asien, da die Gletscher die wichtigsten Flüsse des Kontinents speisen. Bis Ende des Jahrhunderts wird das komplette Abschmelzen der Gletscher für wahrscheinlich gehalten. Das mögliche “Umkippen” des Amazonas-Regenwaldes in eine Savannen-Vegetation ist ein weiteres Großrisiko, das diese “grüne Lunge” bis etwa 2080 in eine CO2-Quelle verwandeln könnte und damit den Treibhauseffekt zusätzlich antreiben könnte. Ein Anstieg des Meeresspiegels von einem Meter oder mehr, der für dieses Jahrhundert als immer wahrscheinlicher gilt, gefährdet die Existenz von mehr als 40 Inselstaaten. In flachen Küstenländer wie Bangladesch würde der Lebensraum von Millionen von Menschen dauerhaft überflutet. Quelle: verändert nach Schellnhuber/Jäger 2006: Gefährlichen Klimawandel abwenden.

Erwartete Auswirkungen des Klimawandels nach dem neuen IPCC-Bericht (I) AUSWIRKUNGEN AUF GLOBALER EBENE LATEINAMERIKA insbesondere die Gesellschaften, Siedlungen und Industrien in flachen Küsten- und Flussbereichen sind verletzlich gegenüber den Folgen des Klimawandels kleine Inselstaaten sind durch den Meeresspiegelanstieg langfristig in ihrer Existenz bedroht Arme Gemeinschaften sind besonders gefährdet, vor allem in den Hochrisikogebieten des Klimawandels viele Millionen Menschen mehr als heute werden in den 2080ern durch Überflutungen (Meeresspiegelanstieg, Stürme) betroffen sein Rückgang der Wasserverfügbarkeit um 10-30% in den trockenen Tropen Starke Niederschlagsereignisse werden wahrscheinlich zunehmen und das Überschwemmungsrisiko erhöhen Von Dürre bedrohte Flächen werden sich wahrscheinlich ausbreiten 20-30% aller erfassten Arten sehen sich einem erhöhten Aussterberisiko gegenüber, wenn die Temperaturen um mehr als 1,5-2,5° C ansteigen Rückgang der Gletscher in Hochgebirgen verringert die Wasserverfügbarkeit in vielen Regionen Erhöhte Versalzung und Wüstenbildung in Trockengebieten durch steigende Temperaturen die Produktivität wichtiger Anbaupflanzen wird wahrscheinlich zurückgehen, mit negativen Folgen für die Ernährungssicherheit Verlust tropischer Regenwälder im östlichen Amazonien bis zur Mitte des Jahrhunderts, die zu Savannen werden Das Aussterben zahlreicher Tier- und Pflanzenarten ist wahrscheinlich. Veränderungen der Niederschläge und Gletscherschmelze werden die Wasserverfügbarkeit für den menschlichen Bedarf, Landwirtschaft und Energieversorgung drastisch beeinflussen Die wissenschaftlichen Sachstandberichte des UN-Klimawissenschaftlergremiums IPCC fassen den Stand der Wissenschaft zu Fragen des Klimawandels zusammen. Sie sind als der auch von den meisten Regierungen anerkannte Mindestkonsens von Wissenschaft und Politik anzusehen. Der 4. Sachstandbericht, wird in mehreren Teilen im Jahr 2007 veröffentlicht. Im April 2007 wurde die Zusammenfassung der Arbeitsgruppe zu den Auswirkungen des Klimawandels und Anpassungsfragen verabschiedet. Die Erkenntnisse deuten auf eine Vielzahl von Konsequenzen in den meisten Weltregionen, insbesondere den Entwicklungsländern, hin. Vor allem die Bereiche Ernährung, Wasserversorgung, Gesundheit und Ökosysteme werden betroffen sein. Hier und in der nächsten Folie werden die erwarteten Auswirkungen aufgeschlüsselt nach Regionen bzw. weitere globale Effekte dargestellt, die der IPCC-Bericht benennt. Quelle: IPCC (2007): Climate Change 2007: Climate Change Impacts, Adaptation and Vulnerability. Summary for Policymakers. www.ipcc.ch

Erwartete Auswirkungen des Klimawandels nach dem neuen IPCC-Bericht (II) AFRIKA ASIEN Verringerung der landwirtschaftlich nutzbaren Fläche Rückgang der auf Regen basierenden Erträge um bis zu 50% bis 2020 in manchen Regionen Abnehmende Fischvorkommen in großen Seen durch steigende Temperaturen möglicher Anstieg der Erträge um 20% in Ost- und Südostasien und Rückgang um 30% in Zentral- und Südasien bis zur Mitte des 21. Jahrhunderts Zunahme von Krankheits- und Todesfällen durch Überschwemmungen Zunahme der Probleme mit Cholera in Südasien durch steigende Wassertemperaturen im Küstenbereich in manchen Regionen (z.B. in Gebirgen) erhöhte, in anderen Regionen verringerte Ausbreitungsrate von Malaria Gletscherschmelze im Himalaya-Gebiet führt zu Überschwemmungen und Bergstürzen Bis 2050 könnten mehr als eine Milliarde Menschen in den großen Flussdeltas Probleme mit der Süßwasserversorgung bekommen bis 2020 könnten 75 bis 250 Millionen Menschen allein durch den Klimawandel unter Trinkwassermangel leiden Zerstörung von Mangrovengürteln und Korallenriffen wird sowohl für die Fischerei als auch für den Fremdenverkehr negative Folgen haben Meeresspiegelanstieg und intensivere Stürme bedrohen Millionen mehr Menschen durch Überflutungen, insbesondere in den dicht besiedelten Flussdeltas Meeresspiegelanstieg und intensivere Stürme bedrohen Millionen mehr Menschen durch Überflutungen, insbesondere in den dicht besiedelten Flussdeltas Quelle: IPCC (2007): Climate Change 2007: Climate Change Impacts, Adaptation and Vulnerability. Summary for Policymakers. www.ipcc.ch

Das Unbewältigbare Das Unvermeidbare vermeiden: bewältigen: Klimawandel als doppelte Herausforderung Das Unbewältigbare vermeiden: Drastische Verringerung der Treibhausgasemissionen, um einen in großem Maßstab gefährlichen Klimawandel abzuwenden Das Unvermeidbare bewältigen: Anpassung an die nicht mehr vermeidbaren Konsequenzen des Klimawandels Klimawandel als Bedrohung für Armutsbekämpfung Nachhaltige Armutsbekämpfung als Grundlage für Anpassungsstrategien Die Herausforderung Klimawandel muss in doppelter Weise nach dem Motto „Das Unvermeidbare bewältigen und das Unbewältigbare vermeiden“ verstanden werden. Anpassung an den Klimawandel oder das Unvermeidbare bewältigen: Der Klimawandel ist Realität. Da die vom Menschen emittierten Treibhausgase in der Atmosphäre jahrzehntelang verbleiben, lässt sich der Klimawandel nur noch begrenzen, nicht mehr stoppen. Die in den nächsten Jahrzehnten nicht mehr vermeidbaren Folgen gilt es zu bewältigen, in dem sich die Menschen und Gesellschaften an die Konsequenzen so weit wie möglich anpassen. Dies gilt insbesondere für die Lebensmittel- und Wasserversorgung. aber auch Siedlungsinfrastrukturen können durch Wetterextreme oder den Meeresspiegel gefährdet sein. Die Folgen eines zu starken Temperaturanstiegs könnten mit den „Tipping Points“ großflächige Konsequenzen auslösen, bei der die Anpassungsfähigkeit ganzer Gesellschaften und Ökosysteme überschritten werden würde. Verminderung der Treibhausgasemissionen oder das Unbewältigbare vermeiden: Werden die globalen Treibhausgasemissionen mittelfristig nicht deutlich verringert, ist mit einem menschgemachten Temperaturanstieg auf der Erde zu rechnen, der Großrisiken wie die „Tipping Points“ auslöst. Die Wahrscheinlichkeit hierfür erhöht sich nach heutigem wissenschaftlichen Kenntnisstand deutlich jenseits einer Temperaturerhöhung von 2° C gegenüber vorindustriellem Niveau. Für die Entwicklung der Emissionen eines Landes (und für die Welt insgesamt) ist entscheidend, wie es sich sozioökonomisch entwickelt: starkes Wirtschaftswachstum erhöht die Emissionen, wenn die Energienutzung eines Landes auf klimaschädlichen, fossilen Energieträgern beruht. Der Einsatz überwiegend klimafreundlicher Technologien wie der erneuerbaren Energien hingegen hilft sie zu begrenzen oder zu verringern. Diese Prozesse werden durch politische Rahmenbedingungen entscheidend beeinflusst.

Das Unbewältigbare vermeiden: Gefährlichen Klimawandel abwenden durch Verringerung der Treibhausgasemissionen (Mitigation) Weltweite Temperaturerhöhung sollte 2°C nicht überschreiten Mindestziel bis 2050: -50% THG-Emissionen weltweit, -80% in Industrieländern (gegenüber 1990) Zwischenschritt: Industrieländer –30% bis 2020, Einstieg der Schwellenländer in Klimaschutz Deutschland sollte sich zu –40% bis 2020 verpflichten Ab 2015 sollten die globalen Emissionen zurückgehen Kyoto-Protokoll als Einstieg, Nachfolgeabkommen sollte bis 2009 verhandelt sein Verminderung der Treibhausgasemissionen oder das Unbewältigbare vermeiden: Eine wachsende Anzahl an Wissenschaftlern und auch Politikern ist sich darin einig, dass – um einen im großen Maßstab gefährlichen Klimawandel zu vermeiden – die Erhöhung der globalen Durchschnitsstemperatur auf so weit wie möglich unter 2°C gegenüber vorindustriellem Niveau begrenzt werden sollte. Dies erfordert eine Verringerung der weltweiten Treibhausgasemissionen durch den Menschen um mind. 50% bis 2050 gegenüber 1990. Aufgrund der historischen Verantwortung der Industrieländer für den Klimawandel und der hohen Pro-Kopf-Emissionen sollten diese Länder ihre Emissionen um mind. 80% gegenüber 1990 verringern. Als Zwischenschritt sollte eine Verminderung um 30% bis 2020 angestrebt werden. Die EU hat Anfang März 2007 ein wichtiges Signal für die Umsetzung dieser Ziele gegeben. Die Staatengemeinschaft hat angekündigt, ihre Emissionen um genau diese 30% zu verringern, sollte ein neues globales Klimaschutzabkommen als Fortführung des Kyoto-Protokolls zustande kommen. Deutschland, das bereits fast 20% minus erreicht hat, sollte sich zu einer Reduktion von 40% bis 2020 verpflichten. Solche langfristigen und rechtlich wirksamen Vorgaben senden deutliche Signale an die Wirtschaft aus: Mit Klimaschutz wird jetzt ernst gemacht, und es werden Rahmenbedingungen geschaffen, die Klimaschutz rentabel machen. Nur so kann es gelingen, im wichtigsten Bereich, nämlich der globalen Energieversorgung, die anstehenden Investitionen in Billionenhöhe in eine klimafreundliche Richtung zu lenken. Derzeit steigen die globalen Treibhausgasemissionen durch den Menschen noch um etwa 2,5% pro Jahr und liegen heute (im Jahr 2004) um 24% über denen des Jahres 1990. Das Wachstum findet derzeit vor allem in den großen Schwellenländern wie China oder Indien statt. Daher ist auch eine wichtige Herausforderung, diese Länder schrittweise in den internationalen Klimaschutz mit einzubeziehen. Dies bedarf allerdings der Vorleistungen der Industrieländer. Nur so kann es gelingen, die Entwicklungsrichtung der Emissionen bis 2015 umzukehren: sie zunächst zu stabilisieren und dann sinken zu lassen. Das Kyoto-Protokoll als wichtigste internationale politische Vereinbarung ist daher nur als wichtiger, aber nicht ausreichender Einstieg in den globalen Klimaschutz zu verstehen. Treibhausgas-Emissionsziel 1990 2008-12 2020 2050 2100 (1. Verpflichtungsperiode des Kyoto-Protokolls)

das Klima der Zukunft kann heute beeinflusst werden Wider den Fatalismus: das Klima der Zukunft kann heute beeinflusst werden „Jetzt können wir noch das Strafmaß – das Ausmaß der Schäden – beeinflussen. Es lohnt sich, um jedes Grad, ja jedes Zehntel Grad Temperaturerhöhung zu kämpfen.“ Prof. Dr. Hans Joachim Schellnhuber, Direktor des Potsdam Institut für Klimafolgenforschung (PIK) und Klimaberater der dt. Bundesregierung Die wissenschaftlichen Projektionen über die langfristigen Auswirkungen des Klimawandels sind als „sich selbstzerstörende Prophezeiungen“ zu verstehen: das Wissen über die möglichen drastischen Konsequenzen muss Veränderungsprozesse anstoßen mit dem Ziel, genau diese Konsequenzen zu vermeiden.

Gerechtigkeit im Treibhaus: Verursacher und Hauptbetroffene 5 10 15 20 25 Deutschland USA China EU-25 Afrika Welt 1992 2004 Beitrag zur globalen Erwärmung - CO2 Emissionen 1900-1999 Quelle: World Resources Institute Energiebedingte CO2-Emissionen pro Kopf 1990 und 2004 Quelle: eigene Berechnungen nach Internationale Energieagentur (2006): CO2 emissions from fossil fuel combustion. Paris. Der Klimawandel wird immer mehr zum Brennpunkt globaler, intergenerationeller und ökologischer Gerechtigkeit. Die Hauptverursacher des Klimawandels sind historisch gesehen die Industrieländer. Europa, USA und Japan waren zusammen für mehr als 60% der energiebedingten Emissionen des letzten Jahrhunderts verantwortlich. In Deutschland werden pro Jahr und Einwohner ca. 10 Tonnen CO2-Äquivalente emittiert, was zwar weit weniger als in den USA ist, aber immerhin deutlich über dem Durchschnitt der erweiterten EU liegt. Wenngleich das Emissionswachstum in Ländern wie China oder Indien deren Emissionen immer weiter ansteigen lässt, leben die meisten Menschen dort auf einem Wohlstands- und damit auch Konsumniveau, das immer noch viel geringer ist als in den Industrieländern und unter dem globalen Durchschnitt liegt. Afrika ist der Kontinent mit den geringsten durchschnittlichen Pro-Kopf-Emissionen. Langfristiges Ziel (um die Mitte des Jahrhunderts) sollten Pro-Kopf-Emissionen von nicht mehr als ca. 2 Tonnen pro Jahr sein, um den globalen Temperaturanstieg auf unter 2° C zu begrenzen und gleichzeitig allen Menschen das gleiche Recht auf Emissionen zuzugestehen.

Entwicklungsländer als Hauptbetroffene durch erhöhte Vulnerabilität (Verletzlichkeit) Allgemein zeichnet sich ab, dass die weniger entwickelten Länder von dem Klimawandel sehr viel stärker betroffen sein werden. Der Hauptgrund hierfür ist die allgemein höhere Verletzlichkeit (Vulnerabilität) in diesen Ländern. Die Ärmsten bilden die Gruppe von Menschen, die aufgrund ihrer höheren Vulnerabilität von den Folgen des Klimawandels besonders betroffen sind. Durch den bestehenden Mangel an Ressourcen (Einkommen, Besitz etc.) und häufig erschwerten Zugang zu wichtigen Dienstleistungen (z.B. zu Gesundheitsdiensten, Krediten, Informationen) sind in Armut lebende Menschen anfälliger gegenüber unterschiedlichen Stresssituationen. Erfahrungen aus dem Bereich der Naturkatastrophen zeigen allerdings, dass Vulnerabilität nicht gleichzusetzen ist mit Armut oder der sozialen Klasse. Innerhalb von Gesellschaften wird die relative Möglichkeit der Menschen, Zugang zu oder Kontrolle über Schlüsselressourcen zu haben, sowohl vom Alter und den physischen Fähigkeiten als auch vom gesellschaftlichen Status, der sozialen/ethnischen und kulturellen Gruppe sowie dem Geschlecht geprägt. Quelle: McMichael et al. 1996: Climate Change and human health.

Das Unvermeidbare bewältigen: Anpassung an den Klimawandel Notwendigkeit, die Herausforderungen durch den Klimawandel in Entwicklungsprojekte und –strategien zu integrieren („angepasste Entwicklung“); Hauptziel: Verringerung der Vulnerabilität der Ärmsten Nationale Aktionspläne zur Anpassung (NAPA) als erste politische Rahmenwerke in Entwicklungsländern; Verantwortung der Regierungen der Entwicklungsländer: die Hauptbetroffenen in den Fokus der Anpassung stellen der Klimawandel verursacht zusätzliche Kosten für die Entwicklungsländer in mindestens zweistelliger Milliardenhöhe (jährlich); Verursacherprinzip: Verantwortung der Industrieländer zur Unterstützung der Entwicklungsländer bei der Anpassung, insbesondere finanzieller Art; Einführung zusätzlicher Finanzinstrumente notwendig: z.B. Kerosinsteuer, Versteigerung von Zertifikaten im europäischen Emissionshandel. Das Unvermeidbare bewältigen: Anpassung an den Klimawandel Die in den nächsten zwei bis drei Jahrzehnten nicht mehr vermeidbaren Auswirkungen des Klimawandels erfordern die Anpassung an den Klimawandel – im Englischen meist als Adaptation bezeichnet. Dabei geht es nicht nur darum, neue Anpassungsprojekte zu entwickeln, z.B. die Erhöhung der Deiche, sondern um die Notwendigkeit, „angepasste Entwicklung“ zu fördern. Die Auswirkungen des Klimawandels müssen stärker in Entwicklungsprojekte und –strategien integriert werden. Ein zentrales Element ist die Verringerung der Verletzlichkeit (Vulnerabilität) der Ärmsten insgesamt. Fortschritte in den MDG-Bereichen – bspw. in der Armutsbekämpfung, der Ernährungssicherung und der Wasserversorgung – erhöhen die Anpassungsfähigkeit der Menschen. Allerdings kann es auch hier zu Zielkonflikten kommen. Die Regierungen der Entwicklungsländer stehen in der Verantwortung, die Hauptbetroffenen in ihren Ländern vorrangig bei der Anpassung zu unterstützen. Aufgrund der historischen Verursacherrolle der Industrieländer wird von diesen erwartet, dass sie die besonders betroffenen Länder und Menschen bei der Anpassung unterstützen, denn der Klimawandel verursacht in vielen Ländern enorme Zusatzkosten. Ein erster Schritt ist hier die finanzielle Unterstützung der wirtschaftlich am wenigsten entwickelten Länder (LDCs) durch die Industrieländer in der UN-Klimapolitik. Jedem LDC werden ca. 200.000 US-Dollar zur Verfügung gestellt, um so genannte Nationale Aktionsprogramme zur Anpassung (NAPAs) zu entwickeln. Die Umsetzung der darin vorgeschlagenen Maßnahmen, die nur als erster Schritt hin zu einer umfassenden Anpassungsstrategie anzusehen sind, geht für jedes Land in die Millionenhöhe. Die Industrieländer stehen als Hauptverursacher in der Verantwortung, die besonders betroffenen Entwicklungsländer wesentlich stärker bei der Anpassung zu unterstützen, zusätzlich zu der offiziellen Entwicklungshilfe. Die Anpassungskosten in Entwicklungsländern werden auf jährliche zweistellige Milliardenbeträge geschätzt. Zusätzliche Finanzinstrumente wie eine Kerosinsteuer oder die Versteigerung von Zertifikaten im Emissionshandel sollten für diese Finanzierung eingeführt und herangezogen werden.

Anpassung als fortlaufender Prozess Wissen, Daten, Instrumente, z.B. integrierte Analysemodelle „Mainstreaming“ von Klima-Anpassung in Pläne, Politiken, Strategien Evaluation und Monitoring für Analyse und Weiterentwicklung Umsetzung von Anpassungs- maßnahmen Risikoerfassung, z.B. Risiko der Überflutung an Küsten Bewusstsein schaffen und Kapazitäten aufbauen Anpassung als fortlaufender, langfristiger Prozess Da der Klimawandel aber eine langfristige Herausforderung ist, ist es notwendig, Anpassung an den Klimawandel in längerfristige Entwicklungsprozesse auf verschiedensten Ebenen – national, regional und auf Ebene der Gemeinden – und insgesamt auf einer breiteren gesellschaftlichen Ebene zu integrieren. Hierfür ist es hilfreich, sich die unterschiedlichen Handlungsansätze vor Augen zu führen, die Anpassung als fortlaufenden Prozess charakterisieren. Im Mittelpunkt des „Anpassungs-Kontinuums“ steht die Umsetzung von Maßnahmen. Diese müssen sich aber immer wieder einer Prüfung hinsichtlich des Risikos, der Verbesserungsmöglichkeiten und der Integration von neuem Wissen unterziehen. Die beteiligten Akteure auf verschiedenen Ebenen müssen ihr Bewusstsein für diese Aspekte schärfen und sich weiterbilden, weshalb Aus- und Fortbildungsprogramme wie z.B. das Projekt „Capacity Strengthening for Least Developed Countries in Adaptation to Climate Change (www.CLACC.net)“ besonders wichtig sind. Quelle. Warrick, R.A. 2000: Strategies for vulnerability and adaptation assessment in the context of national communications.

Anpassungsmaßnahmen auf verschiedenen Ebenen (Beispiel Ernährungssicherheit) Proaktiv Reaktiv Nichthandeln International Leitlinien für nationale Anpassungsstrategien Entwicklung neuer Pflanzenarten Maßnahmen der Nahrungsmittelhilfe keine Maßnahmen zur Initiierung von Verhaltens-änderungen werden ergriffen National Anlegen von Getreidevorräten Landwirtschaftspolitik zur Veränderung von Pflanzen und Bewirtschaftungsmethoden Veränderung der Steuern und Ausgaben zur Erhöhung von Nahrungsmittelimporten und der Katastrophenhilfe keine kleinen Infrastruk-turInvestitionen mit Nutzen ausschließlich für die lokale Bevölkerung werden getätigt Lokal Investitionen zur Regenwasser-nutzung, Bewässerung und Über-schwemmungsschutz Einrichtung von lokalen Saatgutbanken Lokale Koordination Gegenseitige Unterstützung Abwanderung als Anpassungsmöglichkeit wird ignoriert Individuell Verbreiterung der Einkommens-quellen Investition in Weiterbildung Veränderung der landwirtschaftlichen Methoden Aus- oder Abwanderung Hinnehmen der eigenen erhöhten Vulnerabilität und des verringerten Wohlstands Beispiele für Anpassungsmaßnahmen auf verschiedenen Ebenen Anpassung an den Klimawandel hat unterschiedliche Dimensionen. So können z.B. Einzelpersonen, Unternehmen oder andere Organisationen für sich selbst Maßnahmen ergreifen, ohne politische Steuerung oder gegenseitige Koordination. Die Fähigkeit, sich selbständig anzupassen, hängt von vielen Faktoren ab, insbesondere der individuellen Vulnerabilität. Zudem können Akteure auch gemeinsam und auf verschiedenen Ebenen aktiv werden, z.B. mit dem Ziel, die Kosten von Anpassungsmaßnahmen gleichmäßiger zu verteilen. Dies gilt vor allem dort, wo es um große Investitionen geht, z.B. bei der Verbesserung von Infrastruktur wie der Erhöhung von Deichen. Hier kommt auch der Politik eine wichtige Rolle zu, da sie Anreize setzen oder direkte gesetzliche Vorgaben machen kann und muss. Auch hinsichtlich der zeitlichen Dimension gibt es Unterschiede. Proaktive Maßnahmen basieren auf vorsorgendem Planen, um sich an die erwarteten Konsequenzen des Klimawandels anzupassen, bevor diese eintreten. Ein Beispiel hierfür ist frühzeitiger und langfristig geplanter Küstenschutz, denn es geht um eine im Prinzip absehbare Gefahr. Unter reaktivem Handeln kann beispielsweise verstanden werden, wie und durch wen nach Überschwemmungen die finanziellen Schäden oder der Wiederaufbau von zerstörter Infrastruktur bewältigt werden . Im Verhältnis von proaktivem und reaktivem Verhalten gilt die Regel, dass frühzeitiges, also proaktives, Handeln die Wahrscheinlichkeit von Schäden und damit die Notwendigkeit von reaktiven Maßnahmen tendenziell verringert. Auch Nichthandeln stellt natürlich eine Option dar, für die sich Politik und Wirtschaft entscheiden können. Quelle: Adger, W.N./Paavola, J./Huq, S. 2006: Toward Justice in Adaptation to Climate Change.

UN-Klimapolitik nach Bali: Auf dem Weg zu einem globalen Klimapakt? Bali-Aktionsplan als Verhandlungsfahrplan bis Ende 2009 (UN-Klimakonferenz in Kopenhagen vier große Verhandlungsblöcke: Emissionsminderung, Anpassung, Finanzierung, Technologien 2°-Limit implizit auf der Verhandlungsagenda, aber noch kein Konsens Industrieländer stehen in der Verantwortung, selbst Emissionen deutlich zu reduzieren (25-40% bis 2020 gegenüber 1990) und die Schwellen- und Entwicklungsländer bei der Emissionsvermeidung und Anpassung durch Finanzen und Technologietransfer zu unterstützen erste Anzeichen einer Allianz zwischen der EU und Entwicklungsländern Verhandlungen werden bis Ende 2009 deutlich intensiviert UN-Klimapolitik nach Bali: auf dem Weg zu einem globalen Klimapakt? Die erste Verpflichtungsperiode des Kyoto-Protokolls als dem wichtigsten internationalen Politikrahmen zum Klimawandel endet 2012. Bei den UN-Klimaverhandlungen im indonesischen Bali, die im Dezember 2007 stattfanden, wurde ein Verhandlungsfahrplan verabschiedet, der die wesentlichen Eckpunkte für die Verhandlungen zu einem neuen Klima-Abkommen umfasst, wenngleich er auch sehr vage ist. Dieser Fahrplan teilt sich im Prinzip auf vier große Verhandlungsblöcke auf: Mitigation (Emissionsverminderung), Adaptation, Finanzierung, Technologien. Ein neues Klimaabkommen, das im Dezember 2009 bei der Konferenz in Kopenhagen verabschiedet werden soll, muss in allen diesen Bereichen, die zum Teil eng zusammen gehören, konkrete Vereinbarungen beinhalten. Das Gesamtpaket sollte den Weg zur Einhaltung des 2°-Limits ebnen. Ein Grundprinzip ist das der gemeinsamen, aber differenzierten Verantwortung zwischen den Industrie- (Annex-I) und den Schwellen- und Entwicklungsländern (Nicht-Annex-I). Für die Industrieländer heißt das zunächst, dass sie selbst ihre Emissionen deutlich stärker reduzieren müssen – 25-40% bis 2020 gegenüber 1990 – sowie größere finanzielle Unterstützung für Klimaschutz in den Schwellen- und Entwicklungsländern und die Anpassung in den verletzlichsten Entwicklungsländern bereitstellen müssen. Ein neues Klimaabkommen wird es voraussichtlich nur geben, wenn sich neue politische Allianzen in der Klimapolitik herausbilden. Erste Anzeichen dazu gab es in Bali, als die EU und die kleinen Inselstaaten, aber auch einige der am wenigsten entwickelten Länder (Least Developed Countries, LDCs) in bestimmten Verhandlungspunkten mit sich unterstützenden Positionen auftraten. Das von der EU beschlossene 2°-Limit ist gerade angesichts des Meeresspiegelanstiegs für die kleinen Inselstaaten ein existenziell wichtiges Politikziel.

Handlungsmöglichkeiten im Kontext von MDGs und Klimawandel 1. Rolle der Regierungen (v.a. Industrieländer): Rahmenbedingungen so setzen, dass Klimaschutz im großen Maße wirtschaftlich attraktiv ist langfristige und ehrgeizige CO2-Minderungsziele national und global beschließen wirkungsvolle Mechanismen für die die Finanzierung von Anpassungsmaßnahmen schaffen bzw. weiterentwickeln 2. Rolle der Zivilgesellschaft/Entwicklungszusammenarbeit gemeinsam mit Partnern Auswirkungen des Klimawandels auf Projektvorhaben analysieren Katastrophenvorsorge und Anpassungsstrategien integrieren sich für eine starke Klimapolitik im Sinne der besonders durch den Klimawandel Betroffenen engagieren „Klimapolitik im eigenen Haus“ umsetzen und öffentlich sensibilisieren: Grüner Strom, Kompensation von Flügen, Energiesparen In Bündnissen Druck auf die Politik ausüben für Klimagerechtigkeit Die Regierungen insbesondere der Industrieländer haben eine Schlüsselposition inne, da die Rahmenbedingungen, die sie auf nationaler, aber auch globaler Ebene setzen können, große Dynamik für den Klimaschutz auslösen können. Maßnahmen wie z.B. das Erneuerbare-Energien-Gesetz (EEG) in Deutschland setzen finanzielle, wirtschaftliche Anreize, in klimafreundliche Technologien zu investieren. Gleichzeitig wird von ihnen eine stärkere Beteiligung an der Finanzierung von Anpassungsmaßnahmen in Entwicklungsländern erwartet. Das erfordert neue Finanzierungsinstrumente, wie z.B. eine Steuer auf Flugbenzin oder die Versteigerung von Zertifikaten im Emissionshandel. In der praktischen Entwicklungszusammenarbeit tätige zivilgesellschaftliche Organisationen nehmen zunehmend die Konsequenzen des Klimawandels für ihre Hauptzielgruppe, die Ärmsten in den Entwicklungsländern, wahr und ziehen daraus Konsequenzen für ihre Arbeit. Ihre hohe gesellschaftliche Anerkennung und moralische Integrität können Organisationen, sozusagen stellvertretend für die besonders Betroffenen des Klimawandels, in klimapolitische Diskussionen einbringen, wie es z.B. die im April 2007 gegründete Klima-Allianz (www.die-klima-allianz.de) in Deutschland tut. Hier haben sich mittlerweile mehr als 50 Organisationen aus einem breiten zivilgesellschaftlichen Spektrum (Umwelt, Entwicklung, Kirchen, Menschenrechte, Globalisierungskritik etc.) zusammen getan, um sich zum einen für umfassenderen Klimaschutz in Deutschland einzusetzen und zum anderen die entwicklungspolitische Relevanz des Klimawandels stärker auf die Agenda zu setzen und notwendige Maßnahmen einzufordern.

Der Politik muss deutlich gemacht werden, dass es einen breiten Rückhalt für anspruchsvollen Klimaschutz und auch Maßnahmen zur Anpassung in Entwicklungsländern gibt. Mit diesem gemeinsamen Ziel hat sich daher in Deutschland die Klima-Allianz gegründet, ein breites zivilgesellschaftliches Bündnis. Neben den großen Umwelt- (WWF, BUND, NABU, Greenpeace) und Entwicklungsorganisationen (Brot für die Welt, Misereor, EED, Caritas International, Diakonie Katastrophenhilfe) sind auch viele kleinere Organisationen dabei, wie z.B. entwicklungspolitische Landesnetzwerke, der Deutsche Alpenverein oder das Nordelbische Missionszentrum (NMZ). Auch attac unterstützt als breites Bewegungsbündnis die Klima-Allianz. Zudem spielen auch kirchliche Akteure eine wichtige Rolle. So ist u.a. die Ev. Kirche von Westfalen Gründungsmitglied des Bündnisses, ebenso die Katholische Landjugendbewegung (KLJB). Das Positionspapier der Klima-Allianz und Informationen zu weiteren Aktivitäten finden sich unter http://www.die-klima-allianz.de www.die-klima-allianz.de

Handlungsmöglichkeiten im Kontext von MDGs und Klimawandel (II) 3. Rolle der Wirtschaft und des Finanzmarktes: sich in der Öffentlichkeit und gegenüber der Politik deutlich für konsequenten Klimaschutz engagieren Klimarisiken- und Chancen für Geschäftsfelder identifizieren und Anpassungsstrategien entwickeln an der Erarbeitung von öffentlich-privaten Versicherungslösungen für die besonders durch den Klimawandel betroffenen Menschen in Entwicklungsländern mitwirken 4. Rolle der Kommunen: Informations- und Förderprogramme zu Klimaschutzmaßnahmen für die eigene Bevölkerung öffentliche Beschaffung orientiert an Klimaschutz und entwicklungspolitischen Aspekten (z.B. Fairer Handel) „Kompensation“ von nicht-vermeidbaren Emissionen (z.B. Flugverkehr) Wirtschaftsunternehmen und Akteure des Finanzmarktes haben ein großes politisches Gewicht und somit die Möglichkeit, Klimarisiken zu erkennen und die Politik zum Handeln aufzufordern mit dem Ziel, einheitliche Rahmenbedingungen zu schaffen, die Klimaschutz profitabel machen. Die Entwicklung und Einführung öffentlich-privater Versicherungslösungen kann ein wichtiges Instrument sein, um die vom Klimawandel betroffenen Menschen gegenüber Klimarisiken abzusichern. Auch Kommunen kommt eine wichtige Rolle zu. Durch Informations- und Förderprogramme können sie Klimaschutzmaßnahmen in der eigenen Bevölkerung initiieren. Die öffentliche Beschaffung, also der Kauf von Produkten aus der öffentlichen Hand, kann sich an Klimaschutz (z.B. Ökostrom) und entwicklungspolitischen Aspekten (z.B. Fairer Handel) orientieren. Auch die „Kompensation“ von nicht-vermeidbaren Emissionen (z.B. Flugverkehr), mit der dann Projekte in Entwicklungsländern unterstützt werden, ist ein sinnvolles Element.

Deutschland heute: 10 t CO2 pro Person und Jahr Handlungsmöglichkeiten im Kontext von MDGs und Klimawandel (III) 5. Rolle des Einzelnen: Deutschland heute: 10 t CO2 pro Person und Jahr Langfristig klimagerechtes Jahresbudget eines Erdenbürgers: 2 t CO2 pro Jahr grünen Strom beziehen beim Neukauf von Elektrogeräten besonders effiziente Modelle kaufen Flugreisen weitestgehend vermeiden oder kompensieren durch nachhaltige Geldanlagen Mikrokreditsysteme und Klimaschutztechnologien unterstützen Jeder Einzelne kann die beschriebenen politischen Kampagnen zu MDGs und Klimaschutz unterstützen, finanziell oder z.B. durch Unterschriftenaktionen. Beim Geld anlegen, sei es in Form von Ersparnissen, Altersvorsorge oder in anderen Bereichen, sollte man sich an Nachhaltigkeitskriterien orientieren, die ganz oft auch Klimaschutz beinhalten. Die durchschnittlichen Emissionen eines Deutschen sind mit 10 Tonnen pro Kopf vergleichsweise hoch und noch weit entfernt von dem, was einem langfristig klimagerechten Jahresbudget eines Erdenbürgers entsprechen würde (2 Tonnen CO2). Jeder kann diesen Wert aber bereits kurzfristig deutlich beeinflussen. Eine der einfachsten Möglichkeiten, aktiv Klimaschutz zu betreiben, ist es, seinen Strom von einem Ökostromanbieter zu beziehen, der vor Erneuerbare-Energien-Projekte finanziert. Die Mehrkosten sind in den letzten Jahren immer geringer geworden, weil Strom aus Kohle oder Gas immer teurer wurde, die Kosten von Erneuerbaren Energien aber tendenziell sinken. Der Strombereich ist in Deutschland deshalb besonders wichtig, weil Energiekonzerne eine große Anzahl neuer und klimaschädlicher Kohlekraftwerke planen. Je größer die Nachfrage nach CO2-freiem Strom, desto geringer der Anreiz solche Kraftwerke zu bauen. Häufig unterschätzt wird die enorme Klimawirkung des Fliegens. Durch einen Hin- und Rückflug nach Südafrika schädigt ein einzelner Passagier das Klima stärker als die gesamten Jahresemissionen, die bei einem effizienten Lebensstil entsprechend der Abbildung entstehen, mit einer Klimawirkung von ca. 6,3 Tonnen. Einmal von Köln nach Berlin mit der Bahn fahren (26 kg CO2) statt mit dem Flugzeug (80 kg CO2) verursacht ca. 70% weniger CO2-Emissionen. Soweit es geht, sollte also das Fliegen vermieden werden. Quelle: Barthel 2006: Der „European Way of Life“ – Konsumenten können die CO2-Bilanz erheblich beeinflussen.

Weitere Informationen Dieser Foliensatz wurde erstellt von Germanwatch. Er basiert auf der Publikation „Die Millennium-Entwicklungsziele und der globale Klimawandel“, die bei Germanwatch bestellt werden kann. Eine Kurz- und eine Langfassung können heruntergeladen werden unter: www.germanwatch.org/klima/klimdg07.htm Autoren: Jan Burck, Sven Harmeling Kontakt: Sven Harmeling, Referent und NRW-Fachkoordinator für Klima und Entwicklung harmeling@germanwatch.org Tel. +49 (0)228-60492-22 Mit Unterstützung des Bundesministeriums für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (BMZ).

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