DIE PSYCHOSOZIALE SITUATION VON FRAUEN IN ÖSTERREICH

Slides:



Advertisements
Ähnliche Präsentationen
Betriebliche Gesundheitsförderung Jahresbericht 2001 Kundenniederlassung Hamburg
Advertisements

Knapper Rückblick Aktuelle AM-Situation Überblick
Frauenarmut in Salzburg
Klein, Gesund und Wettbewerbsfähig
April 2008 Ministerium für Gesundheit und Soziales des Landes Sachsen-Anhalt Auswertung der Ergebnisse der aktuellen Bevölkerungsprognose.
109. Deutscher Ärztetag, Magdeburg
Die Pflegesituation Wer wird gepflegt? Was bedeutet Pflege?
Demografischer Wandel – Ursache psychischer Belastung im Beruf?
Gesunder Mensch im gesunden Unternehmen
Entwicklung eines generationenorientierten Human Resources Management-Konzeptes Master-Thesis an der Hochschule Koblenz, Standort RheinAhrCampus Remagen.
Stalking bei Sorgerechtsstreitigkeiten1 Hans-Georg W. Voß
3 % von % von 700 9% von % von 2000.
Resilienz die innere Kraft zu gedeihen.
Aktuelle Zahlen, Daten, Fakten GewerbeanmeldungenVersicherungsverhältnisse Ende 2008 rd /3.000rd /2.500 Ende / /4.100.
Wohnungslos & krank – auf der Suche nach dem missing link Beitrag zur Plattform / Wien Heinz Schoibl,
Lebensqualität erhalten Wissenswertes zum Thema Alkohol
Aids: Schicksale der Kinder aus Südafrika
Die Betriebliche Altersvorsorge
Mögliche Themen für die Sozialarbeit im Fall Herr und Frau Huber
„Gemeinsam gesund.“ Ein integratives Gesundheitsförderungsprojekt für MigrantInnen und sozial Benachteiligte in Salzburg-Schallmoos und Hallein Mag. Maria.
Birgitt Ehrl Geschäftsführerin ARGE Regensburg Stadt
Staatssekretariat für Integration, Minoritenplatz 9, 1014 Wien, Telefon: +43-(0) , GESUNDHEITSPOLITISCHE.
25 Jahre Studium ab 60 an der Universität Heidelberg:
Gründe, Fakten, Umgang, Perspektiven
Fußball von T. Heck.
Sternsingeraktion 2010 Gesundheit sichern und Rechte schützen!
Folientitel Vorname, Name, Ort, Datum Page 1 bga-Gründerinnentag Gründerinnen starten durch praktisch – professionell - profitabel , Handelskammer.
Psychosomatik & Arbeitswelt
K&M 10 Gesellschaft für psychische und soziale Gesundheit.
eine vielfältige und starke Lebensform
Warum ist Vereinbarkeit ein Thema?
Quantitative Beobachtungsmethoden
Enquete Ärztin& Arzt Karriere und Familie 1 KAGes- familienfreundlichstes Unternehmen 2008? Dr. Christina Grünauer- Leisenberger.
Burnout Dr. Margot Peters FÄ f. Psychiatrie und psychotherapeutische Medizin.
Eidgenössisches Justiz- und Polizeidepartement EJPD Bundesamt für Migration BFM Diaspora-Studie Die kosovarische Bevölkerung in der Schweiz.
Pädagogischer Tag Dr. med. Ute Tolks-Brandau
L EBEN MIT HIV- E IN B LICK HINTER DIE K ULISSEN Vorarlberger AIDS Gespräche 2014 Wiltrut Stefanek, Verein PULS H IV Interessensvertretung von und für.
Die Fotos stammen vom Magazin „Colors“ der Firma Benetton.
Neue Wege in der Versorgung gewaltbetroffener Frauen.
Indikativgruppe Cannabis
Stand Verbreitung der Unterrichtsmaterialien Entdecke das humanitäre Völkerrecht, Nov Verbreitung der Unterrichtsmaterialien Entdecke das humanitäre.
Impulse zu: Frauenarmut reduzieren Gudrun Biffl
Patientenbefragung Wien1 Patientenbefragung Wien April 2004 OGM Österreichische Gesellschaft für Marketing ; Fax - 26
Der ECDL™ als Beitrag zur Integration von Migranten und Migrantinnen
Stillstudie Vorarlberg
Äthiopien: Bildung gegen Armut
Offener Dialog: Wie geht das?.
% +0,8% -7,9% -9,5% +1,1% +0,6% +1,5% +0,45% -5,5% -17,7% VRG 15-ORF -17,7% % -10,85% -2,4%
Hier eine besondere Freundschaft!
Situation älterer Menschen in unserer Gesellschaft
Dokumentation der Umfrage BR P2.t Ergebnisse in Prozent n= 502 telefonische CATI-Interviews, repräsentativ für die Linzer Bevölkerung ab 18 Jahre;
Grundlegende Informationen
Fachdienst Jugend und Familie
Caritas Zeichnungswettbewerb
14. Österreichischer Gesundheitsförderungskonferenz Arbeitslosigkeit und Gesundheit – Daten und Fakten Mag. a Barbara Haider-Novak Villach,
Die ÖsterreicherInnen und das Lesen – ein kompliziertes Verhältnis?
Einsamkeit aus hausärztlicher Sicht
Wie sind Sie heute gegen diese Risiken abgesichert?
Brand-Bam ‌ HG93 - Witschaftsinformatik ‌‌‌ Köln / Was habe ich mit der Sozialversicherung zu tun? Köln, 21. Mai 2010
X-dream, Beratungsstelle für suchtfragen
Soziologie der Familie Klaus Feldmann. Geschichte der Familie 1 bis 17./18. Jh. „Ganzes Haus“, Hausgemeinschaft, agrarische Gesellschaft, Patriarchat.
Patienten- und situationsgerechte Diagnostik und Therapie Was heißt dies angesichts der drei ethischen Prinzipien „nutzen“, „nicht schaden“, „Gerechtigkeit“?
We are Family! Geschwister von Kindern mit Behinderung.
Psychologische und psychotherapeutische Behandlung bei Krebs Birgit Hladschik-Kermer Univ. Ass.,Mag.phil., Dr.rer.nat. Klinische und Gesundheitspsychologin/
Wohnstudie 2016 PRESSEKONFERENZ Josef Schmidinger Generaldirektor s Bausparkasse Thomas Schaufler Vorstandsmitglied Erste Bank Oesterreich.
Das SRK in Bangladesch # 1.1 Frauen stärken in Rajashahi.
01 Grundlagen der Psychiatrie
 Präsentation transkript:

DIE PSYCHOSOZIALE SITUATION VON FRAUEN IN ÖSTERREICH Maritta Teufl-Bruckbauer, Sozialpädagogin, seit 1991 Leiterin der Aidshilfe Salzburg.

ÜBERBLICK Basisdaten Fallbeispiel Maria Klientinnen-Analyse Österreich Was hat sich verändert? Was tun? Quellen: Daten der österreichischen Aidshilfen, Interviews, Frauenselbsthilfegruppe Wien, BM f. Gesundheit, Frauengesundheitsbericht 2005

FAKTEN: HIV IN ÖSTERREICH 30% Frauen > 2000 positiv getestet Neuinfektionen: 2004: 470 davon ca. 35% Frauen > Tendenz steigend Durchschnittsalter: 26 Jahren > Männer + 10 Jahre 90% Österreicherinnen, 10% Migrantinnen (Afrika, Asien)

Fallbeispiel: Maria aus dem Salzburgerland

FALLBEISPIEL MARIA 26 Jahre alt gesundheitsbewusst, selbstständig im Gastgewerbe tätig wohnte 60 km vor Salzburg „Innergebirg“ seit 1½ Jahren infiziert, vom Freund lebt mit Partner und Baby, 6 Monate alt er AIDS-Krank, sie HIV-Positiv, Kind gesund er ist arbeitslos, vorher Hilfsarbeiter am Bau sie ist in Karenz

DIAGNOSE / INNERE BELASTUNG Diagnose-Schock im 4. Schwangerschaftsmonat gleichzeitige Info: Partner AIDS-Krank, sie positiv. Wird das Kind gesund sein? Wer versorgt mein Kind wenn ich… ? Verunsicherung durch widersprüchliche Risiko-Infos alle Kontakte abgebrochen psychosomatische Belastung: Kopfschmerzen, Depressionen, Schlafstörungen… Schuldgefühle

DIAGNOSE / ÄUSSERE BELASTUNG telefonische Diagnosemitteilung! „keine Sorge: noch 10 bis 15 Jahre Lebenserwartung“ Hausarzt uninformiert, distanziert neugierig kein Vertrauen in Verschwiegenheit ängstlich, unbeholfener Psychotherapeut Kinderarzt hat Blutabnahmen verweigert Typisch Land: kein Netzwerk für HIV-Positive. Anonymitäts-Problematik (Apotheke, Gerüchte…)

AKTUELLE SITUATION Umzug nach Salzburg Unterstützungsfonds für Umzug: „Life Ball“ u.a Therapienetzwerk (Psychiatrisch..) kürzere Wege, Aidshilfe vor Ort Sozialhilfe in Anspruch genommen. Vorteile Stadt: positive Anonymität, professionelles Netzwerk: psychosoziale Angebote, erfahrene TherapeutInnen, bessere berufliche Bedingungen, bessere ärztliche Versorgung, Beschäftigungsprojekte etc.

KLlENTINNEN-ANALYSE Von 300 Frauen wurden 2005 Daten erhoben: Einkommenssituation: 90% unter der Armutsgrenze 45% haben nur bis zu EUR 500,- weitere 45% leben bis zu EUR 780,- (Armutsgrenze) 5% berufstätig, 35% IV-Pension, 40% Sozialhilfe, 20% AL/NH mehr als 50% Singles und kinderlos Depressionen sehr verbreitet Betreuungsdauer hat sich verlängert Frauen leben sehr isoliert und sind auf Geheimhaltung bedacht

ALLGEMEIN: WAS HAT SICH GEGENÜBER FRÜHER GEÄNDERT? medizinisch besser Rechtslage verbessert sich Psychosoziale/Medizinische Versorgung regional abhängig keine Änderung im gesellschaftlichen Umgang „Sozialer Tod“ Geheimhaltung immer noch Überlebensstrategie Finanzielle Lage schlechter

WAS KÖNNEN WIR TUN? Antidiskriminierende Kampagnen: Wir haben zwei landesweite Kampagnen seit 2001 1. „Das Kranke daran, sind die Vorurteile dagegen“ 2. „Gib Aids die rote Karte“ – mit Fußball-Star Großflächige Plakate sind noch heute präsent Zum Bus des Jahres 2002 gewählt BILD BUS

WAS KÖNNEN WIR TUN? Soziale Lage verbessern (höhere Sozialhilfe) Frauenspezifische Angebote: z.B. Frauen in der Betroffenenarbeit einsetzen, Gruppe für Alleinerzieherinnen, Angebote für Migrantinnen… Schulung von TherapeutInnen und ÄrztInnen - besonders GynäkologInnen HIV-BehandlerInnen: Nicht nur physische sondern auch psychische Symptomatik behandeln Arbeitspolitische Maßnahmen

Vielen Dank! Haben Sie Fragen? Gerne... Maritta Teufl-Bruckbauer, Sozialpädagogin, seit 1991 Leiterin der Aidshilfe Salzburg.