Stand ‚alternativer‘ Publikationsstrukturen – DFG-Projekt: Künftige Bezugsstrukturen elektronischer Fachinformation Arbeitsgemeinschaft deutscher Konsortien.

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 Präsentation transkript:

Stand ‚alternativer‘ Publikationsstrukturen – DFG-Projekt: Künftige Bezugsstrukturen elektronischer Fachinformation Arbeitsgemeinschaft deutscher Konsortien - GASCO 5. März 2003 – Universität Frankfurt/Main Andreas Degkwitz (UB Potsdam)

Was heißt in diesem Kontext alternativ ? Nicht kommerziell – not for profit Kostenfreie Bereitstellung – open access Hochschul- bzw. wissenschaftseigenes Ressourcen-angebote – institutional/disciplinary repositories neue Organisation des wissenschaftlichen Publizie-rens - internetbasierte Publikationssysteme Neue Geschäftsmodelle für Bereitstellung und Vertrieb – Charges for article-processing

Was ist der Hintergrund ? Die Effizienz der traditionellen (= printbezogenen) Publikationspraxis wird durch elektronisches Publi-zieren (Produktion) und durch Internet (Vertrieb) in Frage gestellt. Die neue Technologie bietet als Optionen: einfach und schnelle Produktion, globale und rasche Ver-breitung, orts- und zeitunabhängigen Zugang. Im Grunde stellen die Mehrwerte der neuen Medien die Mehrwerte der herkömmlichen Medien auf den Prüfstand.

Konkurrenz auf der Kostenebene? Alternative Publikationsformen allein unter Einspa-rungs- und Kostenaspekten zu betrachten, wird den Möglichkeiten und Zielen dieser ‚Publikationskultur‘ nicht gerecht Vielmehr geht es darum, ob die Publikationskultur der Printwelt den Anforderungen der Autoren und Leser auch künftig gerecht wird. Sind Printverfahren eine tragfähige Grundlage für die Informations- und Medienversorgung der E-Welt?

Funktionen der Wertschöpfungskette Technologie allein reicht nicht aus. Registrierung – Anmelden der Autorenschaft mit dem Anspruch auf ‘Entdeckung‘ Zertifizierung – Qualitätssicherung/Peer-Reviewing Awareness/Visibility – nachhaltige und rasche Wahrnehmung des Autors und seiner ‚Entdeckung‘ Archivierung – langfristige Verfügbarkeit und Wie-derauffindbarkeit In der Printwelt werden diese Funktionen durch die Verlage wahrgenommen – durch die Übertragung der Verbreitungs- und Verwertungsrechte!

Wertschöpungskette in der E-Welt? Neue Rollenverteilung in der Wertschöpfungskette durch neue Produktions- und Vertriebsoptionen. Die Rollenverteilung in der Printwelt ist wesentlich durch die Herstellungs- und Vertriebsbedingungen des physischen Mediums vorgegeben – jedenfalls hat sich dies mit den bekannten Konsequenzen so etabliert. In der E-Welt ist der Prozeß einer neuen Rollenver-teilung noch nicht abgeschlossen, allerdings erschei-nen die Mehrwerte für Autoren und Nutzer evident.

Neue Rollen und... Auf der Basis des Internets können die Basisfunktio-nen der Wertschöpfungskette in verteilter Verantwor-tung wahrgenommen werden – die zentrale Verant-wortung durch einen Verlag ist nicht zwingend. Registrierung durch Universität, Zertifizierung durch Fachgesellschaft, Awareness/Visibility durch externe Dienstleister, Archivierung durch Bibliotheken oder Rechenzentren. Neue Rollenverteilung kann mit entsprechend neuer Kostenverteilung korrespondieren.

... welche Mehrwerte? Grössere Verteilung und Transparenz des Publika-tionsprozesses. Bessere Verbreitung und Zugänglichkeit von For-schungsergebnissen. Autoren und/oder Institutionen, denen die Autoren angehören treten die Verbreitungs- und Verwertungs-rechte nicht ab, sondern behalten diese. Publikationsprozess und Ressourcenbezug werden möglicherweise kostengünstiger und weniger mono-polisiert.

Motivation für neue Publikationsformen Die herkömmliche Rollenverteilung der Wertschö-pfungskette: beruht auf Printverfahren, zementiert die Rollenverteilung, lässt die Möglichkeiten moderner Technologie außer Acht, kann zu Gewinn- und Umsatzmaximierung sowie Monopolisierungstendenzen beitragen, beruht grundsätzlich auf ‚restricted access‘.

Ansätze für neue Publikationsformen Die elektronsiche Version ist die erste Vertsion einer Publikation. Auf dieser Grundlage ist eine Neuverteilung der Rol-len der Akteure der Wertschöpfungskette möglich - mit der Folge, dass sich neue – auch wirtschaftliche tragfähige – Geschäftsmodelle entwickeln lassen, die Qualität, Visibility und Access in deutlich besserem Umfang sicherstellen als bei dem traditionellen Ver-fahren.

Modelle laufender Projekte (1) Aufbau hochschul- bzw. wissenschaftseigener Publikationsumgebungen Beispiele: DSpace, Sherpa, E-Scholarship, Figaro/ GAP, Math-Net, Phys-Net (Fachportale), ZIM der MPG Neue Kooperationen zwischen den Akteuren der Wertschöpfungskette Beispiele: BioOne, John Hopkins University Press, Euclid

Modelle laufender Projekte (2) Neues Geschäftsmodell auf der Grundlage von ‚Charging for article-processing‘ Beispiele: BioMedCentral, New Journal of Physics, Public Library of Science ‚Preiswertere‘ Subscription für ‚Parallelprodukt‘ Beispiele: Chrystal Growth, Journal of Insect Science, Journal of Machine Learning, organic Chemistry Letters (Sparc), Directory of open access journals (LUND)

Bewertung und Einschätzung (1) Von den hochschuleigenen Publikationsangeboten abgesehen, arbeiten alle Anbieter nach wirtschaftli-chen Kriterien (mindestens Kostendeckung) und agieren als Unternehmen. Die Motivation aller Anbieter liegt in den Mehrwerten des jeweils verfolgten Modells; der Kostenaspekt ist dabei nicht prioritär, sondern als ‚Mitnahmeeffekt‘ im Rahmen des Marketing zu betrachten.

Bewertung und Einschätzung (2) Keines der Unternehmen schreibt ‚schwarze‘ Zahlen – alle sehen sich als Demonstrations- oder Referenz-projekte für neue Publikationsmodelle. Für eine auch wirtschaftliche Tragfähigkeit der jewei-ligen Modelle wird von einem längerfristigen Prozess ausgegangen, dessen Erfolg in einer veränderten Publikationskultur gesehen wird. Bibliotheken werden in ihrer Distributionsfunktion als wichtige Partner gesehen, jedoch nicht als Initiatoren der Veränderung – das sind die Wissenschaftler!

Konsequenzen (1) Das Kostenargument ist nicht die leitende Motivation für neue (= alternative) Publikationsformen. Die Mehrwerte einer neuen Publikationskultur sind zu vermitteln – das kann eine Aufgabe von Bibliotheka-ren, eigentlich ist es Sache der Autoren und Leser. Mit die Umsetzung sind die Universitäten bzw. deren Leitungen angesprochen – s. HRK-Empfehlungen! Die Thematik reicht deutlich über das Aufgaben- und Funktionsspektrum von Bibliotheken hinaus.

Konsequenzen (2) Um zur Beschleunigung des Veränderungsprozesses nachhaltig beizutragen, sind Kampagnen erforderlich, die von konkreten Referenzbeispielen begleitet wer-den – das unternimmt SPARC. Eine Beteiligung von Bibliotheken und Konsortien an solchen Kampagnen wäre von grossem Vorteil und sehr wünschenswert. Bibliotheken können in diesem Zusammenhang als Katalysatoren wirken.

Weitere Projektaktivitäten In der jetzt laufenden Projektphase wird in Potsdam die hier vorgetragene Argumentation weiter aufberei-tet und beispielhaft durch amerikanische und europä-ische Modellvorhaben illustriert. Zugleich wollen wir – gemeinsam mit SPARC-Europe - die zentralen Argumentationslinien an deutsche Ini-tiativen (GAP, Math-Net, Phys-Net, ZIM, aber auch Hochschulverlage) kommunizieren. Deutschland steht ‚in the very beginning of such a campaign‘!

Weitere Informationen über das Projekt unter: www.epublications.de Vielen Dank für Ihre Aufmerksamkeit!