Einführung in die Berufspädagogik

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 Präsentation transkript:

Einführung in die Berufspädagogik SoSe 2008 Prof. Dr. S. Rahn, WWU Prof. Dr. I. Kettschau, FH MS

Einführung in die Berufspädagogik 03.06.2008 Statuspassagen und Entwicklungsaufgaben im beruflichen Lebenslauf, berufliche Identitätsentwicklung Gliederung Begriffsklärung „Beruf“ Beruflicher Lebenslauf Qualifikationsanforderungen der zukünftigen Arbeitswelt Berufsorientierung; Berufsorientierungsfähigkeit

Beruf Martin Luther: Zwei Aspekte des Berufes – vocatio spiritualis (geistige Berufung) und vocatio externalis (weltlicher Stand / Erwerb) „Beruf soll jene Spezifizierung, Spezialisierung und Kombination von Leistungen einer Person heißen, welche für sie die Grundlage einer kontinuierlichen Versorgungs- und Erwerbschance ist“ (Max Weber 1922) „Beruf bezeichnet auf Erwerb gerichtete Arbeitsverrichtungen, die in einer typischen Kombination (…) zusammen gehen und besondere Berufskompetenz (…) erfordern“ (Schelten 2004, 43) „Beruf ist eine historisch-gesellschaftliche Kategorie. … Für viele ist der Beruf der wichtigste Faktor sozialer Integration und Bildung. Begrifflich ist er doppelt bestimmt. Er ist nicht nur funktionsbezogen (…gesellschaftliche Anforderungen und Strukturen) sondern auch ichbezogen (…individuelle Motive und Interessen)“ (Hobbensiefken, zit. n. Rebmann / Tenfelde / Uhe, S. 80 )

Quelle: Dostal/Stooß/Troll: Beruf – Auflösungstendenzen und erneute Konsolidierung; aus: MittAB 31/ Heft 3, S. 438-460 (1998)

Dimensionen der Kategorie Beruf … Gliederungs- und Strukturierungsprinzip der Gesellschaft (Einkommen, Lebenschancen, Karriere, Sozialer Status, Partizipation, Soziale Platzierung der Kinder) Spezifische Denk- und Verhaltensmuster und –normen, beruflicher Habitus, Berufsrolle Rahmen und Orientierung von Arbeitsvermögen und persönlichen Fähigkeiten Tauschwert auf dem Arbeitsmarkt – Gebrauchswert für die Betriebe

Deutsches Berufskonzept Tarif- und sozialvertrag-liche Absicherung Breite Grundbildung Berufskompetenz Transferfähigkeit Mobilität Gesetzliche Regelung Einheitlichkeit der Berufe

Quelle: Dostal/Stooß/Troll: Beruf – Auflösungstendenzen und erneute Konsolidierung; aus: MittAB 31/ Heft 3, S. 438-460 (1998)

Diskussion: „Erosion des Berufskonzeptes“ gegen „Neue Beruflichkeit“ Individualisierte Berufsverläufe Unvorhersehbarkeit und Unplanbarkeit der beruflichen Entwicklung Häufige Berufswechsel; Weiterbildung; Patch-Work-Karrieren Keine ‚garantierten‘ (lebenslangen oder gar Generationen übergreifenden) Sicherheiten durch Berufe mehr (=> z.B. Bergleute) Internationalisierung der Berufsausübung Zu geringe Flexibilität des bestehenden (Berufs-)Bildungssystems? Forderung nach offener, dynamischer Beruflichkeit Flexible Kompetenzprofile Strategische Entwicklung von Lebensentwürfen, gezielte Nutzung von Chancen vgl. Arnold / Lipsmeier, Handbuch…, S19f; Rebmann / Tenfelde / Uhe, Berufs- und Wirtschaftspädagogik …, S. 78-86

Die klassische (männliche) Erwerbsbiographie Quelle: Willke, G. (1998): Die Zukunft unserer Arbeit, Bonn; Darstellung nach Hübner, IÖB Uni Oldenburg

Eine entstandardisierte, sequenzierte Berufsbiographie Quelle: Willke, G. (1998): Die Zukunft unserer Arbeit, Bonn; Darstellung nach Hübner, IÖB Uni Oldenburg Welche Qualifikationen werden gebraucht, um solche Berufsbiographien bewältigen zu können?

Berufsorientierung(sfähigkeit)

Was auf dem Spiel stehen könnte … "Das Wichtigste im Leben ist die Wahl des Berufes. Der Zufall entscheidet darüber." (Pascal) "Der Beruf ist das Rückgrat des Lebens und seine Wahl die wichtigste Entscheidung, die der Mensch treffen muss" (Nietzsche) "Von der Berufswahl hängt zu einem wesentlichen Teil die weitere Ausgestaltung unseres Lebens ab, und jede Veränderung kommt einem Schicksalsumschwung gleich." (Sacherl 1954)

Berufsorientierung(-sfähigkeit)… … bedeutet, sich für eine erste Stufe in seiner Berufsbiografie entscheiden zu können und sich dann auf eine permanente Erweiterung und Vertiefung von Kompetenzen einzustellen. Quelle: www.sowi-online.de/reader/berufsorientierung/akteure/-bmbf.htm

Berufswahl (1) ein u.U. lang andauernder biografischer Prozess am Anfang steht die Entscheidung für eine Schullaufbahn gestufte Abfolge von Bildungs-, Ausbildungs-, Weiterqualifizierungs- , Berufs- und Arbeitsplatzentscheidungen auch Mobilitäts- und Ortsentscheidungen; auch Entscheidungen über private Lebensform Orientierung und Denken in Alternativen - Versuch, auf jeder Stufe mehrere Optionen zu erlangen

Berufswahl - Genderaspekte Geschlechtsspezifische Berufswahl auch heute noch Realität Frauen in Berufen auf der vertikalen und horizontalen Achse diskriminiert Männer dominieren: gewerblich-technische und IT-Berufe, übergeordnete Positionen, Vollzeitarbeit Frauen dominieren: personenbezogene Dienstleistungsberufe, untergeordnete Positionen, Teilzeitarbeit, Minijobs o.ä.; unbezahlte Familien- und Hausarbeit „Berufe haben ein Geschlecht“ - und auch alle an der Berufswahl Beteiligten

Das 2- Schwellen Modell hat ausgedient – statt dessen verlaufen Übergänge entlang der Stationen … Traditionelle Ausbildung oder Studium Berufsvorbereitungslehrgänge/ -maßnahmen Gelegenheitsjobs Praktika Auslandsaufenthalt Wehr-/ Zivildienst, Freiwillige Dienste Ausbildungs-/ Studienabbruch Erwerbsarbeit Familienzeit Erwerbslosigkeit Zweitausbildung/ Doppelqualifizierung usw.

„2-Schwellen-Modell“ (hier: Entstehung der Jugendarbeitslosigkeit)

Übergänge als Identitätskrise und Identitätsbewährung Entwicklungsprobleme des ausgehenden Jugendalters Bewusst werden des anstehenden Übergangs Mangelnde Orientierung (Neigung, Eignung, Motivation) Unkenntnis über die Anforderungen der Ausbildung Probleme des Ausbildungsplatzangebots (Angebot-Nachfrage-Diskrepanz; regionale Begrenzt- und Besonderheiten) Verändert nach: Hübner, IÖB Uni Oldenburg

Bertelsmann Stiftung 2005

Arbeits- und Berufsfindungskompetenz Inhaltlich-fachlich Methodisch-strategisch Sozial-kommunikativ Mental-affektiv Arbeits- und Beruffindungsprozesse als besondere Herausforderungen annehmen ausbildungs-, arbeits- und/oder berufsrelevante Kenntnisse erwerben und anwenden übergangsrelevante Lern- und Arbeitsschritte planen, durchführen, reflektieren Informationen eigenständig beschaffen, auswerten vielfältige Beratungsangebote nutzen Kommunikationsfähigkeit erwerben, erproben, verbessern rationale Entscheidungen treffen, realisieren Quelle: Hübner, IÖB Uni Oldenburg

Arbeits- und Berufsfindungskompetenz Inhaltlich-fachlich Methodisch-strategisch Sozial-kommunikativ Mental-affektiv Bereitschaft entwickeln, einen Wunschberuf anzustreben / Fehlannahmen zu korrigieren Fähigkeit entwickeln, realitätsbezogene Kompromisse zu schließen Bereitschaft entwickeln, geforderte Eingangsqualifikationen zu erbringen Ängste und Frustrationen bewältigen Selbstbewusstsein und Gelassenheit entwickeln gesellschaftliche und ökonomische Rahmenbedingungen reflektieren arbeits- und berufsbezogene Übergänge als Chancen zur Selbstverwirklichung begreifen Quelle: Hübner, IÖB Uni Oldenburg

Eine neue Orientierung mit Ausprägungen der … individuellen Arbeitsorientierung (Ziele, Werte, Fähigkeiten, Interessen, Ressourcen) und der persönlichen Laufbahnentwicklung ("career development"), d. h. Wege und Optionen zur Erlangung der erforderlichen Qualifikationen und Kompetenzen und zur erfolgreichen Gestaltung dieser individuellen Karriere Quelle: Schober, K.: Berufsorientierung im Wandel – Vorbereitung auf eine veränderte Arbeitswelt. Grundlagentext, Sowi Online Reader Berufsorientierung.