Problematik BESTRAFUNG

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 Präsentation transkript:

Problematik BESTRAFUNG Ulrich Häßner Jessica Heinze 24.5.2007

Überblick Ist Bestrafung das Gegenteil von Verstärkung? Fragen zur „Effektivität“ von Bestrafung Nachteile von Bestrafung Weitere Phänomene Anwendung Diskussion

Ist Bestrafung das Gegenteil von Verstärkung? Estes (1944): 1. Versuchsphase: Verhalten wird durch positive Verstärkung aufgebaut 2. Versuchsphase: Das Verhalten wird gelöscht, mit dem Auftreten aversiver Reize als Folge Interpretation Estes’: Bestrafung führt zur Unterdrückung von Verhalten, ist aber generell nicht sehr wirksam. Merke: Bestrafung unterdrückt Verhalten, ist aber nicht mit Löschung gleich zu setzen!

Diese Schlussfolgerung bildet für lange Zeit die Argumentationsgrundlage in Erziehung und Therapie: Pro: Positive Verstärkung Contra: Negative Verhaltenskonsequenz Aber: Die Wirksamkeit von Bestrafung wurde unterschätzt. Azrin / Holz (1966) stellen fest: Die aversiven Reize waren zu schwach!

Fragen zur „Effektivität“ von Bestrafung: Intensität Zeitpunkt Motivation

...die Intensität der Bestrafung Soll Bestrafung von Anfang an mit maximaler Intensität erfolgen, oder kontinuierlich gesteigert werden?

...die Intensität der Bestrafung Belege liefern Azrin, Holtz, Hake (1963) mit ihren Taubenversuchen in einer Sinnerbox.

...die Intensität der Bestrafung Bestrafung mit maximaler Intensität verhindert Habituation, Toleranz Sie kann zur völligen Einstellung eines Verhaltens führen! Eine sukzessive Annäherung wirkt sich nur wenig oder gar nicht auf das Verhalten aus.

Fragen zur „Effektivität“ von Bestrafung: Intensität Zeitpunkt Motivation

...Unmittelbarkeit vs. Verzögerung von Bestrafung: Wann ist der richtige Zeitpunkt zur Bestrafung?

...Unmittelbarkeit vs. Verzögerung von Bestrafung: Baron, Kaufmann, Fazzini (1969) Wie reagieren Ratten bei variabler zeitlicher Bestrafung? Ergebnis: Je unmittelbarer die Bestrafung, desto größer die Reduktion des Verhaltens.

Fragen zur „Effektivität“ von Bestrafung: Intensität Zeitpunkt Motivation

...Verhaltensmotivation (Effektivität von Bestrafung in Abhängigkeit der Motivation) Bei einer hungrigen Taube hat die Bestrafung eine geringere Auswirkung, als bei einer weniger hungrigen Taube. Hier hat die Bestrafung eine höhere Auswirkung. Was bedeutet dies?

Übertragung Die Effektivität von Bestrafung ist umgekehrt proportional zur Verhaltensmotivation. Steigerung der Effektivität von Bestrafung ohne Erhöhung der Bestrafungsmenge ist möglich! Dazu muss herausgefunden werden, welcher Verstärker das Verhalten aufrecht erhält um im Folgenden, den Wert des Verstärkers zu vermindern.

Nachteile von Bestrafung: Emotionale und motivationale Auswirkungen (z.B. Angst und Wut) sind möglich, durch welche das Lernen erschwert werden kann. Manchmal können alle Verhaltensweisen unterdrückt werden, nicht nur die bestrafte. Der Einsatz von Bestrafung erfordert die ständige Überwachung des Verhaltens. Individuen können versuchen, die Regeln zu umgehen oder sich der Situation zu entziehen. Bestrafung kann Aggressionen erzeugen. Beeinträchtigung der Beziehung zwischen Bestraftem und Bestrafendem.

- Ethisches Argument: „Wenn Verhalten entweder durch Verstärkung oder durch Bestrafung zum Positiven verändert werden kann, warum sollte dann die unangenehmere Methode der Bestrafung gewählt werden?“ (Mazur 2004, S.281) → Es gibt jedoch Fälle, in denen Verstärkung nichts bewirkt und Bestrafung als letztes Mittel angewendet wird. Azrin und Holz weisen darauf hin, Bestrafung nur zögernd und sehr vorsichtig anzuwenden. - Verschiedene Studien, die die Haltung von Personal, das mit Heimpatienten arbeitet, untersuchten, ergaben dass die Mitarbeiter der Bestrafung andere Techniken vorzogen.

Arten von Bestrafung Bestrafung vom Typ 1 - Tadeln und Ausschimpfen = nicht körperliche Form von Bestrafung → Problem: Ermahnung ist auch eine Form von Aufmerksamkeit und Aufmerksamkeit kann ein Verstärker sein. - Stärkere Formen von Bestrafung → sind manchmal notwendig, wenn das Verhalten ein schwerwiegendes Problem darstellt, z.B. selbstverletzendes Verhalten

Bestrafung vom Typ 2 = Es wird ein positiver Stimulus weggenommen, wenn sich das Verhalten zeigt, das reduziert werden soll. → Verhaltenskosten → Verhaltenskosten können gut in ein Token-System eingebaut werden. → Time-Out = Wenn ein unerwünschtes Verhalten gezeigt wird, werden ein oder mehr positive Stimuli vorübergehend weggenommen. → Negative Bestrafung ist ein beliebtes Instrument zur Verhaltensreduktion, da hier kein aversiver Stimulus eingesetzt werden muss.

Übersicht Arten von Bestrafung: Bestrafung vom Typ 1 = positive Bestrafung Bestrafung vom Typ 2 = negative Bestrafung Andere Techniken der Verhaltensreduktion: Überkorrektur Löschung Reaktionsblockierung Verstärkung von Alternativverhalten Sättigung

Überkorrektur Wenn eine Person ein unerwünschtes Verhalten zeigt, wird von ihr gefordert, ein alternatives, wünschenswerteres Verhalten mehrfach zu wiederholen. → beinhaltet oft 2 Elemente: - Entschädigung - Übung eines besseren Verhaltens

Löschung Ein unerwünschtes Verhalten kann durch einfache Löschung verschwinden, wenn es auftritt, weil es positiv verstärkt wird und wenn es möglich ist, den Verstärker auszuschalten. → Besonders effektiv, wenn gleichzeitig ein konkurrierendes Verhalten durch Verstärkung aufgebaut wird. → Nach Ducharme und Van Houten ist die Löschung nicht unproblematisch: - Löschung ist manchmal langsam. Zu Beginn des Löschungsprozesses nehmen die unerwünschten Verhaltensweisen manchmal zu. Es kann zu einer spontanen Erholung kommen. → Trotzdem schlussfolgern sie, dass richtig eingesetzte Löschung eine geeignete Methode zur Verhaltensreduktion ist.

Reaktionsblockierung Das Individuum wird physisch an dem unerwünschten Verhalten gehindert. → Bei Verhaltensweisen, die zu gefährlich oder destruktiv sind, um die Löschung abzuwarten. (z.B. selbstverletzendes Verhalten) → Hat sowohl kurz- als auch langfristigen Nutzen: - unmittelbarer Schaden oder Verletzung werden verhindert - Während das Individuum lernt, dass das Verhalten blockiert wird, nehmen die Versuche es auszuführen in der Regel ab.

Verstärkung von Alternativverhalten → Löschung von unerwünschten Verhaltensweisen kann mit der Verstärkung von erwünschten Verhaltensweisen kombiniert werden. → Die Verstärkung von Alternativverhalten ist in der modernen Verhaltenstherapie eine übliche Methode zur Verhaltensreduktion. → „Verhaltensvakuum“ das entsteht, wenn ein Verhalten gelöscht wird, wird gefüllt: Dem Patienten wird nicht nur gezeigt, was er nicht tun soll, sondern auch, was er tun soll.

Sättigung = Einem Individuum wird so viel von dem Verstärker des unerwünschten Verhaltens gegeben, dass der Verstärker durch Sättigung seine Wirksamkeit verliert. → Praktisch, wenn man einen Verstärker nicht wegnehmen kann.

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