1. Gegenstand und methodische Ansätze in der Makroökonomik Literatur: Kromphardt, Teil A Blanchard / Illing, Kapitel 1 Blanchard: Seine ersten Studienjahre.

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1. Gegenstand und methodische Ansätze in der Makroökonomik Literatur: Kromphardt, Teil A Blanchard / Illing, Kapitel 1 Blanchard: Seine ersten Studienjahre absolvierte er bis 1972 in Frankreich. Im Jahr 1977 erhielt er einen Ph.D. in Wirtschaftswissenschaften vom Massachusetts Institute of Technology. Nachdem er von 1977 bis 1983 an der Harvard University lehrte, kehrte er ans MIT zurück, um als Professor für Makroökonomie zu lehren und zu forschen. Zwischen 1998 und 2003 war Blanchard Vorsitzender der Wirtschaftswissenschaften am MIT. Er ist zudem Berater der Federal Reserve Banken in Boston (seit 1995) und New York (seit 2004). Aktuell sitzt er im französischen Rat der „Wirtschaftsweisen“. Seit September 2008 ist Blanchard Chefökonom des Internationalen Währungsfonds.

Gliederung 1.1 Überblick 1.2 Aktuelle Beispiele 1.3 Kurze, mittlere und lange Sicht 1.4 Gesamtwirtschaftliche Ziele 1.5 Makroökonomische Daten 1.6 Makroökonomische Modelle

1.1 Überblick Makroökonomie beschäftigt sich mit zentralen gesamtwirtschaftlichen Größen: Wirtschaftswachstum und Konjunktur Arbeitslosigkeit Inflation Zinsen Außenwirtschaft: Wechselkurse/ Zahlungsbilanz

Beispiel: Länderanalyse Deutschland– worauf sollten wir achten? % % Deutschland OECD % % OECD = Organization for Economic Co-operation and Development Quelle: OECD

1.1 Überblick

1.1 Überblick Quelle: Statistisches Bundesamt 2011 2,5% 1,3%

Statistisches Bundesamt 2011 1.1 Überblick Statistisches Bundesamt 2011

Statistisches Bundesamt 2011 1.1 Überblick Statistisches Bundesamt 2011

1.1 Überblick Kann eine höhere Inflationsrate die Arbeitslosigkeit reduzieren?

1.1 Überblick In der Makroökonomie geht es darum gesamtwirtschaftliche Entwicklungen zu beschreiben (Empirie) gesamtwirtschaftliche Beziehungen zu erklären (Theorie) sowie Vorschläge zur Problemlösung zu geben (Politikberatung) Dabei sehr hilfreich: ein internationaler Vergleich kann Unterschiede und Gemeinsamkeiten herausarbeiten → Wir betrachten die aktuelle Situation in EUR, USA und J!

1.2 Aktuelle Beispiele: Euroraum Konjunkturelle Entwicklung (1990-2010): 1990er: niedrige Wachstumsraten im Vergleich zu den USA höhere Arbeitslosigkeit: stetiger Anstieg bis 1997: „Eurosklerose“ Anfang 2000: kurze Erholung - danach weltweite Abschwächung. 2006-7: steigende Wachstumsraten, Rückgang der Arbeitslosigkeit 2008-09: Finanzkrise, Rezession. 2010 leichte Erholung (regional unterschiedlich ausgeprägt) 2011 Staatsschuldenkrise und (?) Bankenkrise Einführung des Euro 1999: EZB betreibt einheitliche Geldpolitik in Europa Wie wirkt sich die Geldpolitik aus? Wann soll die EZB die Zinsen senken, um die Konjunktur zu stimulieren? Kann eine einheitliche Geldpolitik auf unterschiedliche Bedürfnisse der Euro-Länder eingehen? Welche Konsequenzen hat die Entwicklung des Wechselkurses? Behindert der Stabilitäts- und Wachstumspakt eine aktive Konjunkturpolitik? Wie soll auf Finanzkrisen reagiert werden? Brauchen wir eine einheitliche Wirtschaftspolitik? Wie gehen wir mit Ungleichgewichten in den Staatsfinanzen/-schulden um?

1.2 Aktuelle Beispiele: Euroraum Aktuelle Wachstumsraten: Quelle: Eurostat, 3/11

1.2 Aktuelle Beispiele: Euroraum Wachstumsprognose: Quelle: Eurostat, 3/11

1.2 Aktuelle Beispiele: Euroraum Präzision von Prognosen: Bank of England (BoE), GDP projection 2/11 Mit 90% Wahrscheinlichkeit wird die Wachstumsrate im UK 2011 zwischen 0 und 5% liegen. (ONS = Office for National Statistics) 14

1.2 Aktuelle Beispiele: USA Wirtschaftliche Entwicklung: 1990-2000: enorme Produktivitätssteigerungen; New Economy Boom, Bubble am Aktienmarkt; Niedrige private Sparrate; hohe Auslandsverschuldung 2000-2001: Einbruch der Aktienkurse; Abschwächung der Wirtschaft; Starker Rückgang der Wachstumsraten, Anstieg der Arbeitslosigkeit 2003-06 Wachstumsraten über 3%, Rückgang der Arbeitslosigkeit 2007-10 Finanzkrise, Rezession, Anstieg der Arbeitslosenrate auf über 10%. Wirtschaftspolitische Reaktionen: A) 2001-03: mehrfache starke Zinssenkung des Fed ( = Federal Reserve System) 2004-06 Furcht vor Rückkehr der Inflation – steigende Zinsen 2007-10 Stützung des Bankensystems, massive Zinssenkungen und Ausdehnung der Geldmenge B) Konjunkturprogramme: Steuersenkungen, Anstieg der Staatsausgaben; drastischer Anstieg der Staatsverschuldung. deshalb aktuell: zusätzlich Staatsschuldenkrise Kann aktive Geld- und Fiskalpolitik Wirtschaft wirksam stabilisieren?

1.2 Aktuelle Beispiele: USA Entwicklung der Leitzinsen (im Vergleich zu anderen Ländern) % (Stand 4.4.11) Beginn der Finanzkrise: Aug. 2007 Japan bis 2006: Overnight call target rate Kollaps von Lehman Brothers: 15.9.2008

1.2 Aktuelle Beispiele: Japan Wirtschaftliche Entwicklung in 80er und 90er: 1980-1990 Preisblase (bubble) auf Immobilien- und Aktienmarkt. Aufbau hoher privater Verschuldung Nach Platzen der Blase 1990 Finanzkrise und 10 Jahre Stagnation: Negatives Wirtschaftswachstum und Deflation, Unternehmenspleiten, Gefahr von Bankzusammenbrüchen Ist Japan die Wende gelungen? 2006-07: Anzeichen für eine Erholung trotz weiterer Deflation Aber: Enormer Anstieg der Staatsverschuldung Geldmarktzinsen lagen seit Februar 1999 bei Null. 2006-07 auf 0,5% angehoben, Ende 2008 wieder auf 0,1% gesenkt. Seit 2008 starker Rückgang der Exportnachfrage wg. Finanzkrise. Wie wirken sich die Katastrophen vom März 2011 aus?

1.2 Aktuelle Bsp: Finanzkrise 2007-09 USA: Immobilienpreisblase, Finanzierung von Hypothekenkrediten, Verbriefung der Risiken, hohe Kapitalimporte Risk shifting durch Handel der Kreditrisiken Zinsanstieg 2004-6: Verringerung der BIP-Wachstumsraten, Nachfrage nach Immobilien und Immobilienpreise geht zurück. Erste Hypothekenkredite fallen aus. Ben Bernanke, Chairman of the US Fed, June 5, 2007, “At this point, the troubles in the subprime sector seem unlikely to seriously spill over to the broader economy or the financial system.” August 2007: Kreditausfälle bringen einige Banken in Zahlungsprobleme. In Europa: IKB, Sachsen LB, Northern Rock (Sept. 07). Erste Reaktionen: EZB, Fed, Japan: Ausweitung der Geldmenge Fed: Zinssenkungen, Steuergutschriften, u.a.m. BoE: lender of last resort facilities D: Verstaatlichung von Banken

1.2 Aktuelle Bsp: Finanzkrise 2007-09 2008: Institutionelle Anleger verkaufen in großem Umfang langfristige Wertpapiere um Liquidität zu erhalten. => Allgemeiner Rückgang von Aktien- und Immobilienpreisen Zahlreiche Banken- und Versicherungspleiten bzw. Übernahmen zur Verhinderung von Konkursen: Bear Stearns, IndyMac, Fannie Mae und Freddy Mac, Merril Lynch, Lehman Brothers, AIG, RBS, Hypo Real Estate, u.a.m. Gratwanderung des Fed: - Stützungsaktionen belohnen die Banken für die eingegangenen Risiken => „Moral Hazard“ - Konkurse führen zu weiterer Destabilisierung des Systems - weitere Zinssenkungen nicht mehr möglich - „Quantitative Easing“/“Qualitative Easing“ – ZB als Kreditgeber Welche Konsequenzen müssen gezogen werden, um künftig Krisen zu vermeiden? - Bankenregulierung - Reaktion von Geldpolitik auf Finanzmärkte

1.2 Aktuelle Bsp: Finanzkrise 2007-09 Bankbilanz 1. Einleger fordern Geld zurück => Banken müssen Kredite verkaufen. Liquiditätskrise Überangebot senkt Marktpreise 2. Verbleibende Kredite verlieren an Wert => EK geht zurück Solvenzkrise Forderungen (z.B. Hypothekenkredite: Bewertung zu Marktpreisen) Verbindlichkeiten (Einlagen) Eigenkapital Staatsgarantien und Konjunkturpakete Staatliche Garantien für Geschäftsbanken Staatliche Finanzspritzen → Eigenkapital der Banken Verstaatlichung von Banken Staatsausgaben zur Stützung der Konjunktur Staatsverschuldung Good bank – bad bank

1.2 Aktuelle Bsp: Finanzkrisen allg. Seit der Liberalisierung der Finanzmärkte in den 1980er Jahren: Häufiges Auftreten von Finanzkrisen - Bankenkrisen - Währungskrisen - Börsencrashs Was sind die Ursachen? Es gibt klare Muster, die sich immer wieder bestätigen. Warum werden Krisen nicht vorausgesehen? Wie sollte die Politik kurzfristig auf eine Krisensituation reagieren? Welche langfristigen Strategien helfen Krisen zu vermeiden? Vorlesung Financial Crises (jeweils im Sommersemester)

1.3 Kurze, mittlere und lange Sicht Makroökonomische Fragestellungen lassen sich von unterschiedlichen Perspektiven betrachten: 1) Kurze Sicht: (zyklische) Schwankungen Konjunkturelle Faktoren 2) Mittlere Sicht: Was bestimmt das Produktionspotential? Strukturelle Faktoren (Rigiditäten) 3) Lange Sicht: Wovon werden langfristig die Wachstumsraten bestimmt? Produktionsfaktoren, Technischer Fortschritt

1.3 Kurze, mittlere und lange Sicht Entwicklung des realen BIP: USA – Deutschland Reales BIP steigt im Zeitablauf; Wachstum schwankt aber 1870 = 100

1.3 Kurze, mittlere und lange Sicht das gleiche nochmal in logarithmischer Skalierung 1870 = 100

1.3 Kurze, mittlere und lange Sicht Wachstumsraten im Zeitablauf (USA):

1.3.1 Kurze Sicht betrachtet Konjunkturschwankungen, also Schwankungen um die Durchschnittsauslastung des Produktionspotentials Kurzfristige Analyse: Schwankungen der Nachfrage sind der wesentliche Bestimmungsfaktor wichtige Determinanten gesamtwirtschaftlicher Nachfrage: Konsum, Investition, Staatsausgaben, Nettoexporte

1.3.1 Kurze Sicht Bsp. USA: Seit dem 2. Weltkrieg geringere Schwankungen

1.3.2 Mittlere Sicht Wodurch wird das Produktionspotential bestimmt? Mittelfristige Analyse: Produktionspotential Angebotsseite als Hauptdeterminante Makroökonomische Produktionsfunktion: Y= AY(N, K) verfügbare Ressourcen: Arbeit N und Kapital K; verfügbare Technologie (technisches Wissen A); Strukturelle Faktoren: Monopolmacht auf Arbeits- und Gütermärkten

1.3.2 Mittlere Sicht Fallbeispiel: Euro-Sklerose auf dem Arbeitsmarkt in Europa 1974/75, 1981-83, 1992-94: sprunghafter Anstieg der Arbeitslosigkeit in Europa

1.3.2 Mittlere Sicht Beispiel: Strukturelle Arbeitslosigkeit in Europa In den Niederlanden, Dänemark und Österreich niedrige ALQ, in Deutschland, Frankreich und Spanien dagegen höhere ALQ. Aktive Vermittlung und eigenständige Suche Weiterbildung Zeitliche Begrenzung der Arbeitslosenunterstützung Kündigungsschutz – Hindernis für Neueinstellungen Flexibilität bei Teilzeitbeschäftigung Gesetzliche Mindestlöhne in den Benelux-Staaten, Frankreich, Spanien, Portugal, Griechenland, Großbritannien, Irland und USA. Keine Mindestlöhne in Italien, Österreich, Schweiz und den skandinavischen Ländern (dort aber tarifvertraglich) In Deutschland Mindestlöhne in einigen Branchen

1.3.3 Lange Sicht Welche Faktoren beeinflussen die langfristige Wachstumsrate (Trendwachstum des Produktionspotentials)? Langfristige Analyse: Was bestimmt Veränderungen des Trends? Determinanten des Wachstums Sparrate, technischer Fortschritt (Innovationen) – Patente, Investitionen in Humankapital

1.4 Gesamtwirtschaftliche Ziele Allokationsziel - Ordnungspolitik Distributionsziel - Verteilungspolitik Stabilisierungsziel - Konjunkturpolitik Hohes Beschäftigungsniveau / „Vollbeschäftigung“ Preisniveaustabilität Angemessenes Wachstum Außenwirtschaftliches Gleichgewicht Literatur: Kromphardt, S. 1-14.

1.5 Makroökonomische Daten Ziele der Wirtschaftsforschung: Erklärungsziel: Zusammenhänge verstehen, Kausalbeziehungen Vorhersageziel: Unsicherheit bei Entscheidungsträgern reduzieren Gestaltungsziel: Beratung der Politik (Handlungsempfehlungen), um die gesamtwirtschaftlichen Ziele besser zu erreichen Unterscheide deskriptive (positive) und normative Theorien

1.5 Makroökonomische Daten Drei zentrale Fragen: 1) Wie können wir makroökonomische Größen richtig messen? Wie aussagekräftig sind die Daten? Erfordert gute Kenntnis der empirischen Fakten 2) Von welchen Faktoren werden makroökonomische Größen bestimmt? Erfordert gute Kenntnis der Theorie 3) Welchen Einfluss hat die Wirtschaftspolitik? Korrekte Antwort erfordert gutes Verständnis von 1 und 2

1.5 Makroökonomische Daten Gute Makroanalyse erfordert exakte Kenntnis empirischer Fakten Zunächst Bestandsaufnahme: Wie verlief die Entwicklung in der Vergangenheit? Dann: Prognose der zukünftigen Entwicklung (erfordert Theorie) Erster Schritt: Wo finde ich die relevanten Daten? Wichtig: Was sagen die Daten überhaupt aus? Verwirrende Vielfalt unterschiedlicher Konzepte → Verständnis der Volkswirtschaftlichen Gesamtrechnung (VGR) Sind Daten international vergleichbar? OECD, IWF liefern international nach einheitlichen Methoden erstellte Daten Eurostat; EZB: Daten für Europa Statistisches Bundesamt: Daten für Deutschland

1.5 Makroökonomische Daten Fokus: Vergleiche das reale BIP pro Kopf Quelle: International Monetary Fund, World Economic Outlook Database, October 2010

1.5 Makroökonomische Daten Bei der Wirtschaftsanalyse ist es wichtig, zwischen folgenden Begriffen genau zu unterscheiden: (1) Gesamtproduktion: Bruttoinlandsprodukt (BIP) vs. Einkommen: Bruttonationaleinkommen (BNE) → Daten aus Volkswirtschaftlichen Gesamtrechnung (VGR) (2) Absolute Größen: z.B. BIP vs. Pro-Kopf: z.B. BIP/Kopf → Daten ebenfalls aus VGR

1.5 Makroökonomische Daten (3) Nominale Größen: zu aktuellen Preisen gemessen Reale Größen: zu konstanten Preisen (bereinigt um Inflation) → Wie messen wir Inflation? → Verbraucherpreisindex, BIP-Deflator (4) Niveaugrößen: Stufe in einer Skala bestimmter Werte Wachstumsraten: prozentuale Veränderung neues Niveau Wachstum(srate) altes Niveau

1.5 Makroökonomische Daten (5) Bestandsgröße: zu einem bestimmten Zeitpunkt gemessen vs. Stromgröße: pro Zeiteinheit gemessen Bestandsgrößen Stromgrößen: Vermögen Ersparnis Staatsschuld Neuverschuldung Auslands- vermögen Leistungsbilanz- - defizit ↓ - überschuss ↑ Stromgröße Bestandsgröße

1.6 Makroökonomische Modelle Modelle abstrahieren von den für eine Fragestellung unwesentlichen Faktoren und konzentrieren sich auf die „wesentlichen“ Zusammenhänge. Makroökonomische Modelle beschreiben Zusammenhänge zwischen makroök. Variablen wie BIP, volkswirtschaftliche Ersparnis, Güternachfrage, Zinssatz, Geldmenge, Preisniveau, Arbeitslosigkeit etc. Neuere Makromodelle basieren auf mikroökonomischen Überlegungen Beispiel Intertemporale Substitution: Die Entscheidung eines Haushalts über seine Ersparnis hängt ab von den erwarteten Zinsen und von seinem erwarteten künftigen Einkommen. => gesamtwirtschaftliche Ersparnis hängt ab von erwarteten Zinsen und künftigem BIP. Modelle werden zumeist in mathematischen Formeln dargestellt: - Zielfunktionen - (Budget-) Restriktionen - Verhaltensgleichungen - Gleichgewichtsbedingungen hilfreich: graphische Präsentation

1.6 Makroökonomische Modelle Bei (makroökonomischen) Modellen ist es wichtig folgende Größen zu unterscheiden: (1) Exogene Variablen: werden von einem Modell als von außen gegeben angenommen (werden nicht innerhalb des Modells bestimmt). (2) Endogene Variablen: werden durch die Gleichungen des Modells bestimmt. Sie werden also innerhalb des Modells bestimmt. (3) Parameter: werden (wie exogene Variablen) nicht im Modell bestimmt, können aber in empirischen Untersuchungen geschätzt werden. Beispiel Konsumfunktion: C = c0 + c1 Y C = Konsum (endogen) Y = Einkommen (exogen) c0, c1 Parameter Aus einer Datenreihe für Einkommen und Konsum können die Parameter geschätzt werden.

1.6 Makroökonomische Modelle Ct = c0 + c1 Yt + ut Ct = c0 + c1 Yt OLS-Schätzung Ct Regressionsgerade ut c1 1 c0 Yt

1.6 Makroökonomische Modelle am Anfang einer Modellanalyse steht immer eine ökonomische, praxis- bzw. politikrelevante Fragestellung Übersetzung dieser Fragestellung in ein mathematisches Modell Analyse des Modells mit mathematischen/statistischen Methoden Mathematik ist ein sehr nützliches Hilfsmittel mit entscheidendem Vorteil: Annahmen weitaus expliziter als in einer rein verbalen Analyse Mathematik zwar kein Selbstzweck, schärft aber analytische Fähigkeit am Ende einer Modellanalyse steht immer die ökonomische Interpretation und die Formulierung von Politikimplikationen; erfordert: - Übersetzen der formalen Ergebnisse in ökonomische Sachverhalte - Erläutern der Wirkungszusammenhänge (die formal beschrieben werden) in ökonomischen Begriffen - Diskussion der Annahmen, Robustheit, Grenzen des Modells